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1. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 20

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— -20 — Wiederholt zogen in den nächsten Jahren die Thebaner siegreich durch den Peloponnes. (Pelopidas fiel als Sieger in der Schlacht von Cynos-cephalä in Thessalien.) Als dann die Spartaner abermals gerüstet hatten, 362 siegte Epaminondas in der blutigen Schlacht von Mantinea, endete aber, von einer Lanze durchbohrt, zugleich seine Heldenlaufbahn. Mit seinem Tode sank Thebens kurze Blüte, und in Griechenland trat eine allgemeine Erschlaffung ein. F. Makedonische Zeit. §. 33. Philipp von Makedonien, a. Die Macedonier waren nur zum Teil griechischer Abkunft; aber sie hatten die Sprache, die Religion und das Heerwesen der Hellenen angenommen und durften an den olympischen Spielen sich beteiligen. Sie liebten Krieg und Jagd, Ritterspiele und Gelage. — Philipp von Macedonien, der die Macht dieses Volkes begründete, wuchs als Geisel in Theben im Hause des Epaminondas auf, und diesen hochgesinnten Mann nahm sich der Jüngling zum Vorbild. Zurückgekehrt in die Heimat, erwarb er sich die Liebe des Heeres und bestieg 2 Jahre nach Epaminondas' Tode den Thron. Er verstärkte das Heer und ersann eine neue Schlachtordnung, die berühmte macedonische Phalanx (8000 Mann in 16 Reihen hinter einander gestellt); sein Plan war, sämtliche griechische Staaten unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Er unterwarf zunächst die griechischen Pflanzstädte, welche in Macedonien lagen, und gründete in ihrer Nähe das feste Philippi; dann machte er sich zum Herrn von Thessalien, mischte sich in die innern Kriege der griechischen Staaten und ließ sich in ihren Bundesverein aufnehmen. — b. Sein größter Gegner war der Athener Demosthenes, der ausgezeichnetste Redner Griechenlands. Mit eiserner Ausdauer hatte sich derselbe herangebildet (lautes Sprechen am brausenden Meere, mit Steinen im Munde, beim Bergsteigen, unter dem herabhangenden Schwerte); nun zeigten seine donnernden Reden dem Volke die Gefahr, die Griechenlands Freiheit von Philipp drohte. Dieser, der ihn mehr als ganz Griechenland fürchtete, suchte umsonst den rechtschaffenen Mann mit großen Summen zu gewinnen; vergebens mahnte auch Demosthenes' Gegner, der Redner Aeschines, die Athener, sich Philipp anzuschließen. Zu Lande und zu Wasser wurden alle Streitkräfte Athens aufgeboten, und Demosthenes selbst eilte nach Theben und riß auch diese Stadt zum Widerstände fort. Aber Griechenlands Stern 338 war im Niedergang: bei Chäronea fiel die heilige Schar der Thebaner vor der maeedonischen Phalanx, das ganze athenisch-thebanische Heer wurde in die Flucht geschlagen. Nun ließ sich Philipp aus der Nationalversammlung zu Korinth zum unumschränkten Heerführer gegen die Perser ernennen; indes nach 2 Jahren fand er, mitten in seinen großen Plänen, plötzlich durch einen seiner Leibwächter den Tod. Ihm folgte sein Sohn: §. 34. Alexander der Große. a. Alexander nahm früh an den gymnastischen und kriegerischen Uebungen teil; zu seinem Erzieher hatte ihm der Vater den größten Denker und Weisen Griechenlands, Aristoteles, gegeben, der seine Seele mit feuriger Liebe für griechische Wissenschaft und Kunst erfüllte. Alexanders Lieblingsbuch waren Homers Heldengedichte,

2. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 21

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 21 — sein Vorbild der „göttergleiche Achilles". Als der Knabe den prächtigen Bucephalus (thessalisches Pferd) gebändigt hatte, rief Philipp: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Macedonien ist für dich zu klein!" Als einst wieder die Nachricht von einem Siege des Vaters einlief, sprach Alexander: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen." An der Spitze der Phalanx vernichtete der 19 jährige Jüngling bei Chäronea die heilige Schar der Thebaner. — 21 Jahre alt, bestieg er den Thron, seines Vaters große Pläne auszuführen. Er unterwarf zunächst die wilden, streitbaren Stämme, die in Macedonien eingefallen waren, und eilte dann mit Blitzesschnelle gegen die aufgestandenen Athener, Thebaner und Pelo-ponnesier. Theben wurde bis auf die Burg, die Tempel und das Haus des Dichters Pindar zerstört; gegen die übrigen ließ der Sieger Milde walten/ Nun wurde ihm in Korinth die Herrschaft über Griechenland übertragen. Auf seiner weitern Reise besuchte er die Künstler und traf auch mit dem berühmten Weisen Diogenes zusammen*). — b. Mit 35 000 Mann zog Alexander über den Hellespont, das persische Weltreich zu erobern. Auf Trojas Trümmern ehrte er die Helden der Vorzeit durch Kampfspiele und Opfer. Am Flusse Granikus erfocht er den ersten Sieg; fein Feldherr Klitus rettete ihm hier das Leben. In Gordium zerhieb er am Wagen des fabelhaften Königs Midas den künstlichen gordischen Knoten, von dessen Lösung nach der Sage die Herrschaft über Asien abhing. Am Flusse Cydnus zog er sich durch ein kaltes Bad eine schwere Krankheit zu, aus der ihn sein Arzt Philippus rettete. — An der Grenze Kleinasiens stellte sich ihm der Perserkönig Darius Kodomannus selbst entgegen, erlitt aber bei Jssus eine furchtbare Niederlage; dessen Mutter, 333 Frauen und Kinder gerieten in Gefangenschaft. Er bot, um Frieden zu erhalten, Asien bis zum Euphrat an. „Wenn ich Alexander wäre", sagte dessen Feldherr Pctrmertio, „ich nähme es an." „Ich auch", erwiderte Alexander, „wenn ich Parmenio wäre." — Er wandte sich jetzt südlich, nahm das reiche Damaskus und nach 7monatlicher Belagerung auch das feste Insel-Tyr us; in Jerusalem, wo ihm die Priester in feierlichem Zuge entgegengingen, opferte er im Tempel Jehovahs. — Darauf eroberte er Ägypten und legte, um dem Welthandel eine andere Richtung zu geben, an einer Nilmündung die Stadt Alexandria an; er unternahm sogar einen Zug nach der palmenreichen Oase Siwa (Tempel des Zeus Ammon). — c. Jetzt brach Alexander gegen den Euphrat auf. Bei Arbela 331 und Gaugainela am Tigris schlug er das 20mal größere persische Heer so vollständig, daß ihm die Hauptstädte Babylon, Susa, Persepölis und *) Diogenes war im höchsten Grade einfach und genügsam; seine Wohnung war eine Tonne. Als er einst mit brennender Laterne am hellen Tage über den Markt ging und gefragt wurde, was er suche, antwortete er: „Menschen!" — Als man ihn fragte, wo er brave Männer gefunden habe, erwiderte er: „Männer nirgends, aber Kinder in Sparta." — Welches ist das gefährlichste Tier? „Von den wilden der Verleumder, vou den zahmen der Schmeichler." Als Alexander ihn fragte, ob er ihm eine Gunst erzeigen könne, antwortete er: „D ja, geh mir ein wenig aus der Sonne." — Alexander: „Wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich Diogenes sein."

3. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 19

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 19 — er lehrte; er übte sich unablässig in der Besonnenheit und Selbstbeherrschung (seine Frau Xanthippe), in der Milde und Bescheidenheit, in der Einfachheit und Mäßigkeit. „Nichts bedürfen", sagte er, „ist göttlich"; „je weniger du bedarfst, desto näher bist du der Gottheit". Dos Orakel in Delphi erklärte ihn für den größten Weisen; er aber sagte: „Ich übertreffe andere nur in einem Stücke: ich weiß, daß ich nichts weiß."— b. Seine Schüler, zu denen viele der reichsten und talentvollsten Jünglinge, z. B. Alcibiades, gehörten, hingen an ihm mit großer Liebe; manche kamen meilenweit und mit Gefahr ihres Lebens nach Athen, um ihn zu hören. Aber es erstanden ihm auch bittere Feinde, und diese klagten den Tojährv gen Greis an, daß er die Jugend verführe und falsche Götter lehre. Er zeigte den Richtern, wie ungegründet diese Anklagen seien, und als er dennoch verurteilt, sich selbst die Strafe bestimmen sollte, behauptete er, er verdiene, gleich anderen trefflichen Männern auf Staatskosten unterhalten zu werden. Da sprachen die Richter das Todesurteil über ihn aus und ließen ihn ins Gefängnis führen. Seine Freunde bestachen seinen Wächter und suchten ihn zur Flucht zu bewegen; er aber lehnte es ab, weil kein Unrecht uns bewegen dürfe, dem Gesetze des Vaterlandes ungehorsam zu sein. Seine jammernde Frau ließ er wegführen, seinen Schülern verwies er die Klage, und unter heitern und erhebenden Gesprächen über die Unsterblichkeit der Seele trank er den Giftbecher. c. Plato und Xenophon waren seine berühmtesten Schüler. Jener, der in der Akademie zu Athen lehrte, erhielt wegen seiner bewunderten Vorträge und Schriften den Beinamen „der Göttliche"; letzterer leitete den berühmten Rück-zn g'der Zehntausend. Diese griechische Schar war mit dem persischen Statthalter von Kleinasien, dem jüngeren Cyrus, gegen dessen Bruder, König Artaxerxes von Persien, gezogen und ging nach der Ermordung ihrer Führer von Babylon dnrch Armenien und längs des schwarzen Meeres in die Heimat zurück (401). §. 32. a. Spartas Niedergang. Durch den peloponnesischen Krieg war Sparta der mächtigste Staat Griechenlands geworden; aber auch hier war die alte Tüchtigkeit gewichen, die lyknrgische Einfachheit, Mäßigkeit und Sittenstrenge hatte der Prunksucht, Schwelgerei und Bestechlichkeit Platz gemacht. Ein neuer Krieg mit Persien endete mit einem schimpflichen Frieden und überlieferte die sämtlichen kleinasiatischen Griechen der persischen Gewalt (387); und dann führte der 11 ebennut gegen die griechischen Staaten zu einem Kriege mit Theben, der die spartanische Kraft vollends brach. b. Epaminondas und Pelopidas. In Theben standen sich die Aristokraten und Demokraten feindlich gegenüber. Die ersteren bewogen ein spartanisches Heer, die Burg von Theben zu besetzen, und rissen dann die Gewalt an sich; die Führer des Volks wurden hingerichtet, eingekerkert oder verbannt. Nur Epaminondas wurde verschont, der gerecht und uneigennützig wie Aristides, aber so arm war, daß man ihn für ungefährlich hielt. Die Verbannten kehrten unter Anführung des Pelopidas zurück, überfielen in der Nacht die schwelgenden Häupter der Gegner und zwangen die spartanische Besatzung zum Abzüge. — c. Da brach der Krieg mit Sparta aus. Pelopidas sammelte die edelsten Jünglinge in der heiligen Schar, und Epaminondas ersann eine neue Kampfweise, die „schräge Schlachtordnung". In der Schlacht von Lenktra deckten 1000 der ersten sparta- g nischen Bürger das Schlachtfeld, die übrigen eilten in wilder Flucht davon. 2*

4. Die deutsche Kultur - S. 24

1907 - Leipzig : Brandstetter
Laubbäume an. Dieses ist zugleich das wichtigste Ackerbau- und Rindviehzuchtgebiet. Roggen, Gerste, Hafer, Weizen werden in Fülle gebaut. Prächtige Laub- und Nadelholzwälder breiten sich über ganz Deutschland aus. Vis zur Mainlinie und noch darüber hinaus reicht das Gebiet des Weinbaues. Die deutschen Kulturgewächse brauchen eine hohe Sommerroärme zur Reifung ihrer Früchte (Wein 18mais 17°, Obstbäume und Weizen 14°, Gerste 12,5° mittlere Sommerwärme), vertragen dagegen mehr Kälte als ozeanische Pflanzen. Günstig wirkt auf das Gedeihen der Pflanzen, daß regenarme Gegenden in Deutschland selten sind (die trockenste Provinz ist Posen) und daß der Regen zu allen Jahreszeiten fällt. Perioden anhaltender Trockenheit sind selten, besonders im Westen. Die Pflanzenwelt hat daher fast stets die zu ihrem Wachstum nötige Feuchtigkeit. Häufiger kommt es vor, daß der Regen zu lange anhält, namentlich im Sommer, wo er nicht selten die Erntehoffnungen des Landwirtes vernichtet. Im allgemeinen hat Deutschland ein günstiges Klima, wenn wir auch zugeben müssen, daß es in Europa Länder mit besserem Klima gibt (z. B. Frankreich). Deutschland ist ebenso fern von der Armut des Nordens, wie von der Fülle des Südens. Seine Bewohner müssen ihre Kräfte anspannen, um ihre Nahrung dem heimatlichen Boden zu entlocken, aber sie finden doch noch Zeit, das Leben zu genießen und für höhere Zwecke zu verwerten. 7. Abschnitt. Die Geschichte der deutschen Bodenkultur. 1. Die Bodenkultur in der deutschen Urzeit. Die Besiedelung des deutschen Landes durch die Germanen war im wesentlichen zunächst so erfolgt, daß die einziehenden Völkergruppen sich womöglich schon geurbartes Land angeeignet hatten. Weder links noch rechts des Rheines bis zur Elbe fehlte es an solchem; denn hier konnten die germanischen Siedler die keltischen Wohnsitze einnehmen. Freilich glich das weite Land vielfach noch einer undurchdringlichen Wildnis. Dichte Wälder, weite Sümpfe, rauschende Ströme erfüllten es. Rauh und unwirtlich erschien das Land, da die Sonnenstrahlen nur spärlich in die Wildnis drangen. Wilde Tiere hausten in zahlreicher Menge in den Wäldern: Bären, Wölfe, Luchse, Elen-24

5. Die deutsche Kultur - S. 41

1907 - Leipzig : Brandstetter
4. Die Forstwirtschaft. a) Sein Klima macht Deutschland zum Land der Wälder. Fast 26o/o des Bodens decken Waldbestände, von denen 9/io auf Hochwald treffen. Das alte Deutschland hatte mehr als zu viel Wald, und erst durch weite Rodungen nutzte man Ackerland schaffen. So trieb man bis ins vorige Jahrhundert hinein mit der Entwaldung einen rücksichtslosen Raubbau, der doppelt lohnend war: Man gewann nicht nur das Holz, das im Preise immer höher stieg, sondern bekam auch für die Landwirtschaft neues, urkräftiges Ackerland. Privatwirtschaften und Staatsregierungen suchten durch Ausrodung der Waldungen ihre Finanzen zu bessern. Rechtzeitig noch erkannte man die hiermit verbundenen wirtschaftlichen Gefahren. Heute sucht man durch umfangreiche Neupflanzungen und sorgfältige Pflege des Baumbestandes den deutschen Wald zu erhalten. Der Wald bildet nicht nur den Schmuck der Landschaft, sondern er besitzt auch die größte Bedeutung für die Niederschlags- und Bewässerungsverhältnisse eines Landes. Das alte Deutschland war bedeutend feuchter als das heutige Deutschland. Der Wald beschattet den Boden und verhindert die Ausstrahlung, er durchfeuchtet den Boden und bildet für Quellen und Flüsse ein großes Wasserbehältnis. Durch die Atmungstätigkeit der Gewächse werden grotze Massen von Wasserdampf und Sauerstoff frei, die eine Reinigung der Luft herbeiführen. Der Wald ist der Aufenthalt des Wildes und der Scharen gefiederter Sänger; auf seinem Boden entsprossen tausenderlei Gewächse, dem Menschen zu Nutz und zur Freude. Welch mächtige Wirkung der Wald auf das Gemüt des Menschen auszuüben imstande ist, zeigen uns die herrlichen Lieder, die die Schönheit des deutschen Waldes besingen. Die mächtigen Eichen-, die dunklen Fichten- und Tannenwälder werden an kraftvoller Schönheit und hohem wirtschaftlichen Werte von keinem Wald eines anderen Landes übertreffen. Der stille Ernst, der über der deutschen Landschaft liegt und sich mit dem innerlichen Wesen des deutschen Volkes paart, ist den Wäldern unserer Heimat zu danken. b) Von den heutigen Wäldern entfällt Vs auf Laubwald und 2/3 auf Nadelwald. Der Nadelbaum des Tieflandes ist die mit größter Bedürfnislosigkeit ausgestattete Kiefer. In Gebirgen und in Bergländern sind die Fichte, Tanne und Lärche heimisch. Sehr häufig sind die gemischten Bestände, in denen Laub- und Nadelhölzer durcheinander stehen. Grotze Eichenwälder finden sich noch in Westfalen, in der Rheinprovinz und im Teutoburger Wald; Buchenbestände finden sich vom Odenwald und Spessart durch Hessen bis nach Mecklenburg und 41

6. Europa - S. 23

1905 - Leipzig [u.a.] : Müller-Fröbelhaus
— 23 — Deutschland fast zehnmal an Fläche und umfasst die Hälfte des Erdteils. Sein (und zugleich Europas) grösster See, der Ladoga (30 ö 60), erscheint klein gegenüber dieser ungeheuren Fläche und umfasst doch einen Raum wie Württemberg. Die Wolga ist der grösste Strom Europas und übertrifft den Rhein 2 '/2mal an Länge. b) Der Bodengestalt nach erscheint das ganze Land als eine Fortsetzung des norddeutschen Tieflandes. Im Innern ragt nur die Waldaihöhe (32 ö 57) bis 350 m empor. An den Grenzen aber erheben sich der Ural und der Kaukasus. Jener ist eins der längsten Gebirge des Erdteils, dieser eins der höchsten. Am nörd- lichen Eismeere dehnen sich umfangreiche, bitter kalte und un- fruchtbare Ebenen aus, die Tundren genannt. Der Süden ist Steppe, ohne Baum und Strauch und menschliche Ansiedelung. In endlosen Grasmeeren weiden hier Herden von Rindern, Schafen und Pferden. c) In der Mitte des Landes bleibt Platz für ausgedehnte Getreidefelder. Auf der „schwarzen Erde" gedeiht der Weizen in herrlichster Fülle und Pracht. So wird Russland bei seiner schwachen Bevölkerung (qkm 19) zu einer Kornkammer Europas; es stellt ein Drittel zu dessen gesamter Getreideernte. Nirgends erzeugt Europa auch wieder so ungeheure Mengen von Flachs und Hanf. Der fruchtbare Boden bringt ferner solche Mengen von Zuckerrüben hervor, wie nur noch in Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien und den Niederlanden gewonnen werden. Die Wälder des Landes werden nur von denen Schwedens überholt, die Forsten Finnlands aber sind die ausgedehntesten Europas. Reiche Schätze birgt die russische Erde auch in ihren Tiefen. In der Gegend von Baku (50 ö 40) fliessen die ergiebigsten Erdölquellen Europas'^). Hier wurden Quellen erbohrt, die bis 40 m hoch emporsprangen. Eine derselben spendet täglich bis 4700 hl Öl. Brunnen, die weniger als 1000 Pud ( 326 Zentner) täglich liefern, gelten als nicht lohnend. Der Goldreichtum des russischen Bodens wird ebenfalls von keinem europäischen Lande übertroffen, die Silber- ausbeute nur von Deutschland. d) Trotz dieses Reichtums sind die Zustände des grossen Reiches keineswegs erfreulich. Hinsichtlich der Volksdichte steht es erst an 16. Stelle in Europa. In Deutschland entfallen auf das Quadratkilometer gegen 109 Köpfe, hier nur 19. Trotzdem das Land zehnmal so gross ist als Deutschland, erbaut es doch nur dreimal so viel Getreide als dieses (Brachwirtschaft!). Namentlich bleibt Finnland im Anbau zurück. Der erwähnte Erntereichtum findet sich nur im mittleren Teil des Landes; im Verhältnis zur Ausdehnung des Landes könnte und miisste er viel bedeutender sein. Achten wir auf die Ver- kehrsverhältnisse, so tritt Russland noch weiter zurück, dann marschiert es weit hinter den bescheidensten Zwergstaaten her. Überall herrscht noch empfindlicher Mangel an Eisenbahnen, an Post- *) Kaukasien mit Baku wird auch zu Asien gerechnet Vergl. No. 5.

7. Europa - S. 16

1905 - Leipzig [u.a.] : Müller-Fröbelhaus
16 mächtige Breite erlangt. (Vergl. No. 14.) Die deutsche Strecke der Donau nimmt hinsichtlich ihrer Schiffahrt nur eine Aschenbrödelstellung ein; die östliche Donau hingegen kann sich hinsichtlich ihres Verkehrs stolz messen mit Rhein und Elbe. Die Wolga endlich übertrifft alle europäischen Ströme und verdient ihren Namen, der soviel als ,,der Grosse" bedeutet. Sie übertrifft den Rhein 2'/2mal an Länge und gleicht bei ihrer Mündung an Breite einem gewaltigen See. Die Pyrenäen halbin sei böte wohl Raum zur Strom- entfaltung, aber ihr Inneres ist arm an Niederschlägen. Das Land ist — besonders in Portugal — waldarm und zum grossen Teil dürre Steppe. 8. Das Klima Europas. Da der Erdteil Europa eine bedeutende Breite besitzt, so sind die einzelnen Länder sehr ver- schieden bedacht mit Licht und Wärme. Je weiter wir nach Norden zu wandern, desto schräger treffen die Sonnenstrahlen auf der Erde auf. So herrscht nun zwischen Süd- und Nordeuropa ein bedeutender Wärmeunterschied, grösser als bei uns zwischen der kühlsten Nacht und der schwülsten Mittagszeit. In Palermo (13 ö 38) sinkt das Thermometer nie unter Null, während es in Stockholm (18 ö 59) im Winter oft 25 Qrad Kälte (Celsius) anzeigt. Und doch reicht Europa nördlich noch weit über diese Stadt hinaus. Wolltest du nun zwischen diesen beiden Punkten eine Reise quer durch Europa machen, so würdest du einen ähnlichen Wechsel des Klimas und der Pflanzenwelt ereben wie bei Besteigung eines Alpenberges. Wanderst du von unserm Vaterlande aus den Gefilden Skandinaviens zu, so nimm Abschied von den Buchenwäldern und Obstbäumen, von der Weinrebe und den Weizenfeldern. Bald be- gleiten dich nur noch der düstere Nadelbaum und die zierliche Birke. Endlich schrumpfen auch sie zu Zwergen zusammen und ver- schwinden ganz. Nur Weidengebüsch erinnert dich noch an die Heimat. Zuletzt überziehen gar nur noch Heidekraut, Moose und Flechten den Boden. Endlich sind auch die Schaf- und Rinderherden der Heimat geschwunden. Selbst die Menschen, die du hier und da noch antriffst, kommen dir kleiner vor als daheim. Bald bist du ein Fremdling unter Fremden.*) Ganz ähnlich würde dir's ergehen, wenn du nach Süden wandern wolltest, etwa nach Italien hinein oder durch Frankreich hindurch nach Südspanien, oder durch Österreich nach der Balkan- halbinsel. Von den rauschenden Tannen- und Fichtenwäldern müsstest du da ebenfalls bald Abschied nehmen. Auch die schattigen Laubwälder würdest du bald vermissen. Du wanderst dort zwischen Orangen-, Öl- und Feigenbäumen, zwischen Lypressen und Pinien, zwischen Myrten- und Lorbeer- gebüschen. Auf den Bäumen gewahrst du köstliche Edelfrüchte, wie Feigen, Mandeln, Zitronen und die goldgelben Apfelsinen. Wenn du nun gar erst zwischen Zuckerrohr- und Baumwoll- *) Nach Gude: Ein Bild aus dem Norden.

8. Das Deutsche Reich - S. 105

1905 - Berlin : Mittler
105 der eine fortgesetzte Entwaldung des deutschen Bodens zur Folge hatte, ist eine rationelle Waldkultur getreten, die sogar in einzelnen Gegenden Deutschlands eme Vermehrung des Waldbestandes zuwege gebracht hat. Gegenwärtig ist etwa ein Viertel der deutschen Bodenfläche mit Wald bedeckt, und die Segnungen, die von einem reichlichen Waldbestande aus- gehen, genießt das deutsche Volk in unbeschränktem Maße. Welche nachteiligen Wirkungen für Klima, Bewässerung und Kultur eine fort- gesetzte Verminderung des Waldes nach sich zieht, zeigen die waldarmen Länder Griechenland, Ägypten, Syrien, Portugal und die entwaldeten Gegenden Spaniens. Verwüstende Sturzregen und anhaltende Dürre sind hier die häufig wiederkehrenden Folgen sinnloser Waldverwüstung. 2. Geographische Verbreitung: des Waldes. Der Waldbestand ist nicht gleichmäßig über das deutsche Reich verteilt. Während in den industriereichen Gegenden eine starke Verminderung der Waldfläche eingetreten ist, wie beispielsweise im Königreich Sachsen, findet sich in andern Gebieten ein überreicher Waldbestand. Die höchsten Prozent- sätze weisen Schwarzburg - Rudolstadt (43,9°/0), Sachsen- Meiningen (42,l°/0), Waldeck (38,2°/0), Reuß j. L. (37,7°/0), Baden (37,7°/0), Reuß ä. L. (35,6°/0) und Bayern (32,5°/0) auf. Im allgemeinen kann man die Beobachtung machen, daß der Prozentsatz für Waldbestand um so niedriger ist, je fruchtbarer der Boden und je entwickelter Landwirtschaft, In- dustrie und Verkehr sind. Die gebirgigen Teile Mittel- und Süddeutschlands, die sich für den Ackerbau weniger eignen, sind waldreicher als die Gebiete des norddeutschen Flachlandes. Hier findet man vorzugsweise in den wenig ergiebigen Sand- ebenen ausgedehnte Kiefern waldun gen. Die Kiefer, die nur geringe Ansprüche an die Bodenfruchtbarkeit stellt, ist der eigentliche Waldbaum Norddeutschlands, während die Fichte die höheren Gebirge liebt. Der Laubwald macht nur etwa ein Drittel des deutschen Waldbestandes aus. Ausgedehnte Buchenwaldungen gibt es auf Rügen, an der Ostseeküste, im hessischen und im Weser-Berglande. 3. Wirtschaftliche Bedeutung* des Waldes und der Forstwirtschaft. Der Wald ist von vielseitigem Einflüsse auf die wirt- schaftlichen Verhältnisse eines Landes; natürlich ist seine Be- deutung um so höher, je sorgfältiger und zielbewußter die Pflege ist, die man seiner Entwicklung angedeihen läßt.

9. Das Deutsche Reich - S. 8

1905 - Berlin : Mittler
— 8 land hat. Die Buntsandsteine derselben liefern einen ertrag- armen Sandboden. Seine Bewirtschaftung ist schwierig; Lupinen, Serradella, Buchweizen wachsen auf ihm. Am besten eignen sich die Buntsandsteingebiete und ihre Sand- böden zur Schafzucht und Forstwirtschaft (Kiefernanpflan- zungen). Desgleichen sind auch die Muschelkalkgegenden für den Bodenbau nicht besonders geeignet. Allerdings richtet sich der Wert des Kalkbodens im wesentlichen nach den Mischungs- verhältnissen der vier Hauptbestandteile des Bodens. Tritt der Kalk in nicht zu großen Mengen auf, so gehört der Kalkboden zu den treibenden, sehr tätigen Bodenarten, der den Dünger schnell zersetzt und dadurch viel Wärme entwickelt, was ihn besonders zum Anbau der Rebe befähigt. Meist schmücken auch herrliche Buchenwälder die kalkigen Höhen. Am geeignetsten für den Bodenbau erweisen sich die Mergellager des Keuper. Dieselben bestehen in der Haupt- sache aus Ton, Sand und Kalk.*) Die Mergelböden lassen sich leicht bestellen und auf eine hohe Kulturstufe bringen. Die Zahl der auf ihnen gedeihenden Pflanzen ist groß; sie werden ihres hohen Nährwertes wegen von den Tieren gern gefressen. Der Mergelboden liefert das beste Land für alle Z er ealien, für Luzerne, Esparsette, Erbsen, Wicken, Klee, Flachs; des- gleichen für Obstbäume, Weinreben, Buchen, Lärchen, Ahorn, Eichen, Eschen und Ulmen. Auch die Juraformation ist wegen ihres porösen Cha- rakters für den Ackerbau wenig geeignet; jedoch werden durch die hindurchsickernden atmosphärischen Wasser die anliegenden Täler mit fruchtbringendem Quellwasser in reichem Maße versehen. Teilweise sehr fruchtbare Ackererde verdankt die Land- wirtschaft den Diluvialablagerungen der Jetztzeit. Da, wo sich der Geschiebeton mit gröberem und feinerem Sande innig vermischt hat, ist ein sehr ertragreicher Lehmboden ent- standen, der seine rötlichbraune Farbe dem nie fehlenden Eisenhydroxyd verdankt. Der Lehmboden gewährt allen Kulturpflanzen den besten Standort, da er die vorteilhaften Eigenschaften des Tons und Sandes in sich vereinigt. Alle Halmfrüchte, besonders Gerste, *) Sandboden enthält mindestens 80% Sand. Tonboden » » 65% Tonsubstanz. Mergelboden » höchstens 75% Ton, mindestens 15% Kalk.

10. Allgemeines und Deutsches Reich - S. 13

1905 - Berlin : Süsserott
seine fein verwitterten und mit vermoderten Pflanzenteilen ver- mischten Bestandteile bringen vorzügliches Getreide hervor. Die fetten Marschen sind ausgezeichnetes Weideland. Der sumpfige Weich- boden muß erst durch Entziehen von Wasser anbaufähig gemacht werden, bietet dann aber guten Ertrag. (Drainage, Melioration.) 2. Gestaltung. Weite Ebenen fruchtbaren Bodens begünstigen den Ackerbau. Auch Hügelland und Mittelgebirge lassen ihn zu, eignen sich jedoch mehr für Forstwirtschaft und sind in den niederen Lagen mit Laubbäumen, in den höheren mit dem genügsameren Nadelwald bestanden. Die Hochgebirge sind durchweg kahl, geben an ihren Abhängen kärglichem Grase und Strauchwerk Nahrung (Alpentriften und -matten) und verweisen so auf die Viehzucht. b) Oie Luft. Sie beeinflußt den Ackerbau durch das Klima, welches sich aus der Wärme der Luft, den Niederschlügen und den Winden ergibt. 1. Die wärme, die dem Pflanzenleben durchaus notwendig ist, hängt von der Höhenlage eines Ortes, seiner geographischen Breite und seiner Entfernung vom Meere ab. Ferner sind andere Umstände wie geschützte Lage im Tale oder hinter einem Gebirgszuge, welcher kälte Winde abhält, dabei von Bedeutung. Die Höhen- linie, jenseits welcher Pflanzen- und Tierleben infolge der zu geringen Wärme ausgeschlossen ist, heißt Schneegrenze. 2. Die Niederschläge. (Regen, Tan, Schnee usw.) Ohne sie würde das Land zur Wüste verdorren. Die Feuchtigkeit, die sie der Erde bringen, dringt in den Boden, löst dort die mineralischen Nährstoffe auf und führt sie den Pflanzen als flüssige Nahrung zu. Jni Gebirge führen die Niederschlüge hauptsächlich die Verwitterung des Gesteines herbei. Die verwitterten Teilchen werden dann durch den Regen zu Tal geführt, wo sie angeschwemmt werden und den fruchtbarsten Ackerboden liefern. — Die meisten Niederschläge finden in der Nähe des Meeres und des Äquators statt. Auch Wald be- günstigt die Niederschläge, während Waldarmut die Fruchtbarkeit ganzer Landschaften beeinträchtigt. Daher sollte man vorhandenen Waldbestand durch vernünftige Wirtschaft erhalten und Oedlände- reien von neuem ausforsten. 3. Die winde. Sie bringen dem Lande, über welches sie hin-
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