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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 127

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 127 — für die Preußen verloren. Fast die Hälfte des preußischen Heeres lag tot oder verwundet auf dem Schlachtfelde, aber auch die Österreicher hatten bedeutende Verluste erlitten und wagten deshalb keine Verfolgung. Schlimmer noch als der unglückliche Ausgang der Schlacht war die Niedergeschlagenheit, die sich der preußischen Armee und ihrer Führer bemächtigte. Friedrich selbst war wie betäubt und schien seine Heldenkraft verloren zu haben. Bald nach der Schlacht traf ihn sein Gefolge unweit eines böhmischen Dorfes auf einer Brunnenröhre sitzend, den Blick starr auf den Boden geheftet und mit seinem Stocke Figuren in den Sand zeichnend. Keiner wagte, ihn anzureden. Als die Reste seiner geliebten Garde an ihm vorüberzogen, rief er fchmerzerfüllt: „Kinder, Ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt; — aber habt nur Geduld, ich werde alles wieder gut machen!" Großjägerndorf. — Infolge dieser unglücklichen Schlacht mußte Friedrich die Belagerung von Prag aufheben. Er zog zuerst nach Schlesien und dann nach Sachsen. Zu dem Schmerze um die Niederlage kam die Trauer um den Tod seiner geliebten Mutter, welche wenige Tage nach der Schlacht bei Kollin gestorben war. Bald liefen auch von allen Teilen des Reiches ungünstige Nachrichten ein. Die Russen, welche in Preußen eingefallen waren, schlugen den ihnen entgegeneilenden preußischen General Lehwald bei Großjägerndorf, zogen sich aber glücklicherweise trotzdem zurück, so daß Lehwald sich gegen die in Pommern eingefallenen Schweden wenden konnte, die er bis Stralsund und Rügen zurückdrängte, ohne sie jedoch ganz vertreiben zu können. Hastenbeck. — Im Westen hatten die Franzosen das englisch-hannoversche Hilfsheer bei Hastenbeck an der Weser geschlagen, infolgedessen der Herzog von Cumberland, der Führer dieses Hilfscorps, einen schimpflichen Vertrag schloß, dnrch den er das ganze nordwestliche Deutschland den Franzosen einräumte. Ein Teil des französischen Heeres vereinigte sich mit der Reichsarmee und drang durch Thüringen nach Sachsen vor. So war Friedrich von allen Seiten von Feinden bedroht, aber er blieb ungebeugt. „Vom Schiffbruch bedroht", sprach er, „werde ich, dem Sturme trotzend, als König denken, leben und sterben." Gerade in den Tagen des Unglücks zeigte sich Friedrich in seiner ganzen Größe. „Jetzt bewährte er sein Feldherrntalent, wie er sich nach Verlusten den Feinden entzog und sie wieder packte und schlug, wo man ihn am wenigsten erwartete, wie er sich bald dem einen, bald dem andern Heer entgegenwarf, unübertroffen in seinen Anordnungen, unerschöpflich in seinen Hilfsmitteln, unerreicht als Führer und Schlachtenherr feiner Truppen." Seine Kriegsführung erregte in diesen Jahren des wechselnden Geschickes überall Staunen und Verwunderung, und überall erkannte man Friedrich als den

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 167

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 167 - Auch Blücher rettete feine Ehre. Mit einem kleinen Corps schlug er sich bis Lübeck durch und leistete in den verfallenen Festungswerken der Stadt den tapfersten Widerstand, bis er aus Mangel an Brot und Munition bei Ratkau mit allen Ehren kapitulierte (7. November). Im Gegensatze zu ihm hatte der Fürst Hohenlohe nach der Schlacht von Jena und Auerstädt, von den Franzosen verfolgt und umzingelt und über die wirkliche Stärke der Feinde getäuscht, sich mit den Trümmern seines geschlagenen Heeres auf freiem Felde bei Preuzlau gefangen nehmen lassen. Nun stand Napoleon der Weg nach Berlin offen. Am 27. Oktober hielt er dort seinen Einzug und schlug sein Hauptquartier im königlichen Schlosse auf. Zwar hatten die Bürger noch eine Gegenwehr versuchen wollen, aber der Gouverneur von Berlin ermahnte die Bevölkerung zur Ruhe, indem er den berüchtigten Befehl gab: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Ich fordere hierzu alle Einwohner Berlins auf!" So konnte Napoleon ungehindert in die Hauvtstadt einziehen. Die Viktoria mit dem Viergespann auf dem Brandenburger Thore sandte er nach Paris. Ans den königlichen Schlöffern wurden die wertvollsten Gegenstände und teuersten Andenken, darunter die ans Friedrichs des Großen Schlachten heimgebrachten Siegeszeichen, geraubt. Auch die in den Zeughäusern aufgehäuften Vorräte fielen den Feinden in die Hände. Die Staatskassen hatte der Freiherr von Stein vorher noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Der gebeugte Monarch hatte sich nach Küstrin geflüchtet, wo er mit seiner Gemahlin und seinen Kindern zusammentraf. Von hier aus setzte die königliche Familie die Flucht nach Königsberg fort. Gerne hätte Friedrich Wilhelm, da auch Sachsen als Königreich dem Rheinbünde beitrat und Napoleon 20 000 Mann Hilfstruppen stellte, nun mit Frankreich Frieden geschlossen, aber der übermütige Sieger wollte von ehrenhaften Friedensbedingungen nichts wissen. Um, wie er hoffte, einen tödlichen Streich gegen England zu führen, erließ er von Berlin aus die sogenannte Kontinentalsperre, wodurch aller Handel und Verkehr mit England streng untersagt wurde. Nachdem er die Marken und Pommern besetzt hatte, rief er die Polen zum Aufstande und nahm dann ihr Land in Besitz. Hierauf zog er über die Weichsel und rückte gegen Preußen vor. Inzwischen hatten sich die Trümmer des preußischen Heeres mit einem russischen Hilfsheere vereinigt. Bei Preußisch-Eylau kam es am 7. und 8. Februar 1807 zu einer blutigen Schlacht, in der sich beide Heere, welche mit ruhmreicher Tapferkeit gefochten hatten, den Sieg zuschrieben. Jetzt bot Napoleon dem Könige von Preußen vorteilhafte Friedensbedingungen an, wenn er bereit sei, von dem russischen Bündnisse

3. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 177

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 177 — Die letzten Lebensjahre der Königin Luise. In der Zeit der tiefsten Erniedrigung war die Königin Luise Preußens guter Engel. Wenn auch ihr Herz unter der Wucht der Schicksalsschläge tief gebeugt wurde, so richtete sich ihr erhabener Geist immer wieder auf, und während alle zu verzweifeln schienen, war es das ursprünglich so weiche Gemüt Luisens, welches fast allein den Mut und Den Glauben auf eine bessere Zukunft nicht verlor. Als der unglückliche Krieg mit Frankreich ausbrach, begleitete die Königin ihren Gemahl nach Thüringen, und erst am Tage vor der Schlacht bei Jena verließ sie auf Zureden des Königs, mit dem sie gern alle Gefahren geteilt hätte, das preußische Hauptquartier, um nach Berlin zurückzukehren. Noch vor den Thoren der Hauptstadt erreichte sie die Kunde von der verlorenen Schlacht. In aller Eile raffte sie die notwendigsten Sachen zusammen und floh mit ihren Kindern zunächst nach Stettin und dann nach Königsberg. In jenen Tagen des Verrats, wo eine Unglücksbotschaft die andere jagte, sprach sie zu ihren Kindern: „Ihr seht mich in Thränen; ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen und ihre Generale den Stamm Hohenzollem gekrönt haben. Das Schicksal zerstört in einem Tage ein Gebäude, an dessen Erhöhung große Männer zwei Jahrhunderte hindurch gearbeitet haben. Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück, weint meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem schrecklichen Augenblicke dem Umsturz meines Vaterlandes weine. Aber begnügt Euch nicht mit den Thränen, sondern handelt! Werdet Männer und geizet nach dem Ruhm großer Feldherren und Helden!" Auf der Flucht nach Preußen lernte die Königin das Elend und die Not in reichstem Maße kennen. Nicht nur die französischen Zeitungen und der Haß des übermütigen Siegers, sondern auch elende deutsche Lohnschreiber verfolgten die edle Frau mit den gemeinsten Schmähungen und Verleumdungen. Aber nicht genug damit; auf der in der rauhen Jahreszeit doppelt beschwerlichen Reise erkrankten ihre jüngsten Kinder, und sie selbst verfiel infolge der anstrengenden Reise und der Schicksalsschläge, die sie in rascher Folge trafen, in ein hitziges Nervenfieber, von dem sie jedoch in verhältnismäßig kurzer Zeit genas. Kaum wieder hergestellt, mußte sie in feuchter Winterkülte das von den Franzosen bedrohte Königsberg verlassen und nach Memel flüchten. In Betten gehüllt, wurde sie auf elenden Wagen fortgebracht und aus den Armen eines Dieners in ihre Wohnung getragen, da sie sich zum Gehen zu schwach fühlte und ein Epstein. 12

4. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 80

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 80 — Landes hörte, brach er mit seinem Heere in Eilmärschen von Franken auf, ließ das Fußvolk bis auf eine kleine Schar, die auf Wagen fortgeschafft wurde, bald hinter sich und langte am 11. Juni 1675 in Magdeburg an. Nach einer zweitägigen Rast brach er im Dunkel der Nacht unter strömendem Regen mit 6000 Reitern, 1200 Mann auserlesenen Fußvolks und 13 Geschützen von Magdeburg auf und erschien unerwartet vor Rathenow. Dem General Derfflinger, welcher schwedisch sprach, gelang es, die Wachen zu täuschen. Die Besatzung wurde überrumpelt und niedergemacht oder gefangen genommen. Nachdem dieser gut befestigte Platz eingenommen war, rückte der Kurfürst eiligst weiter vor, ging über die Havel und schob seine Macht zwischen das von Havelberg bis Brandenburg stehende feindliche Heer. Sein Hauptbestreben ging nun dahin, den Schweden die wenigen Ausgänge aus dem Sumpfgürtel des havelländischen Luchs abzuschneiden und sie zu einer Schlacht zu zwingen. Als er daher erfuhr, daß die Feinde bei Fehrbellin den Rhin überschreiten wollten, beschloß er, sie hier anzugreifen. Am Morgen des 18. (28.) Juni 1675 sandte er den Prinzen von Hessen-Homburg mit 1500 Reitern voraus. Als der Kurfürst mit seinen Generalen noch darüber beriet, ob er die Feinde nur mit seiner Reiterei angreifen oder ihnen nach dem Eintreffen des übrigen Fußvolkes mit seiner gesamten Macht eine Schlacht liefern solle, hörte man auf einmal fernen Kanonendonner. Der Prinz von Hessen-Homburg hatte nämlich, obwohl ihm ausdrücklich befohlen worden war, sich mit dem Feind in keine Schlacht einzulassen, in seiner Heißblütigkeit das 11000 Mann und 38 Geschütze zählende Heer der Schweden bei Fehrbellin angegriffen. „Wir müssen ihm sekundieren", sagte Derfflinger, der kurz vorher entschieden von einem Angriffe abgeraten hatte, „sonst kriegen wir keinen Mann zurück". Sofort gab der Kurfürst den Befehl zum Vorrücken, und in wilder Hast stürmte die Reiterei vorwärts, um dem Prinzen von Hessen-Homburg zu Hilfe zu eilen. Dichter Nebel bedeckte die ganze Gegend. Auf einem Sandhügel, den die Schweden zu besetzen vergessen hatten, ließ der Kurfürst einige Geschütze auffahren, die, als eben der Nebel schwand, Tod und Verderben in die Reihen der Feinde sandten. Um diesen Hügel entbrannte ein heißer Kampf; die Derfflingerfchen Dragoner aber, die den Geschützen zur Bedeckung beigegeben waren, saßen von ihren Pferden ab und hielten den Angriff tapfer aus, bis Hilfe erschien. Der Kurfürst war überall da zu finden, wo der Kugelregen am dichtesten und die Gefahr am größten war. Als die Schweden einen neuen Angriff machten, eilte er au die Spitze eines Dragonerregiments, welches seines Helden-

5. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 166

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 166 — Bei Saalfeld stieß er am 10. Oktober 1806 auf die 6000 Mann Zählende preußische Vorhut unter dem Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, einem Vetter des Königs. Es kam zum Kampfe, in welchem Louis Ferdinand, nachdem er nach fünfstündiger verzweifelter Gegenwehr den Sieg über die feindliche Übermacht nicht zu erringen vermocht hatte, den Heldentod starb. Noch unglücklicher als das Treffen von Saalfeld, das den Franzosen die Paffe der Saale öffnete, war der Ausgang der Doppelschlacht von Jena und Anerstädt am 14. Oktober 1806. Die preußische Macht war in zwei Heere geteilt, wovon das stärkere, bei dem sich auch der König befand, unter dem Herzoge von Braunschweig bei Auerslädt, das andere unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Jena stand. Napoleon selbst wandte sich gegen den Fürsten von Hohenlohe, während die französischen Marschülle Davoust und Bernadotte gleichzeitig den Herzog von Brauuschweig angriffen. Auf beiden Schlachtfeldern kämpften die Preußen und Sachsen mit großer Tapferkeit, aber sie wurden schlecht geführt. Binnen wenigen Stunden wurde das Heer des Fürsten von Hohenlohe zurückgedrängt, und auch die andere Armee geriet bald in Verwirrung, da der Herzog von Brauuschweig gleich zu Anfang der Schlacht von einer Flintenkugel getroffen wurde, die über dem rechten Auge eindrang und das linke aus seiner Höhle trieb. Vergeblich war General Blücher bemüht, durch einen verzweifelten Reiterangriff das Glück des Tages zu retten. Die Preußen und Sachsen erlitten eine vollständige Niederlage. Ein ein- ziger Tag hatte Preußen zertrümmert und den Zauber der Unbesiegbarkeit des Heeres Friedrichs des Großen gebrochen. Schlimmer aber als der unglückliche Verlauf der Schlacht war der Geist der Mutlosigkeit, der sich der meisten Heerführer und Festungskommandanten bemächtigte. Die größten und wichtigsten Festungen wurden ohne jeglichen Widerstand dem Feinde schmachvoll überliefert. Schon am Tage nach der Schlacht von Jena ergab sich Erfurt; bald folgten Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg, Glogau, Breslau u. a. Nur einige Festungen, darunter Kolberg und Graudenz, machten eine rühmliche Ausnahme. Kolberg, durch den tapferen Leutnant Schill mit Vorräten versehen, wurde von dem edlen, siebzigjährigen Bürger Nettelbeck so lange gehalten, bis der herbeigeeilte Oberst Gneisenau die Verteidigung übernehmen konnte. In Graudenz führte der greise General Courbiere das Kommando. Als man diesen unter dem Vorwande, es gäbe keinen König von Preußen mehr, zur Übergabe aufforderte, wies er das Ansinnen mit den Worten zurück: „Nun gut, so bin ich König von Graudenz!"

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 187

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 187 - Die Befreiungskriege. Der erste Feldzug (1813—1814). Möckern (5. April). Nach seiner Rückkehr aus Rußland sammelte Napoleon rasch ein neues, großes Heer, um es den verbündeten Preußen und Russen entgegenzuführen. In stolzem Siegesübermnte prahlte er, wenn die Feinde auch auf dem Montmartre vor Paris ständen, so würde er doch kein Dorf von seinen Eroberungen herausgeben; der preußische Name aber solle gänzlich ausgelöscht werden aus den Reihen der Völker. Seinem Stiefsohne, dem Vizekönig Eugen, der mit 30000 Mann bei Magdeburg stand, gab er den Befehl, sich der Hauptstadt Preußens, welche von den Franzosen geräumt war, wieder zu bemächtigen. Da sammelten der russische Befehlshaber Wittgenstein und die preußischen Generale York und Bülow in aller Eile die zerstreuten Scharen und drangen bei Möckern so ungestüm auf die Franzosen ein, daß diese sich nach Magdeburg zurückziehen mußten. Inzwischen hatte Blücher von Schlesien her die Hauptmacht der Preußen herbeigeführt, welche sich nun mit den Russen vereinigte. Den Oberbefehl über das Heer der Verbündeten übernahm der russische General von Wittgenstein. Großgörschen (2. Mai). Als nun Napoleon mit einem gewaltigen Heere, das er durch die Streitmacht der deutschen Rheinbundfürsten bedeutend verstärkt hatte, in die Ebene von Leipzig vorrückte, wurde er von den vereinigten Preußen und Russen am 2. Mai bei Großgörschen angegriffen. Auf beiden Seiten wurde mit der äußersten Erbitterung gekämpft, aber schließlich mußten die Verbündeten der Übermacht weichen. Sie zogen sich langsam und mit der größten Ordnung zurück. Zu den Opfern des blutigen Tages gehörte auch Scharnhorst, der verwundet wurde und auf einer Reise nach Wien an den Folgen dieser Verwundung starb. Bautzen (20. und 21. Mai). Die Verbündeten gingen über die Elbe zurück nach der Lausitz. Nachdem Napoleon Dresden besetzt und den König von Sachsen gezwungen hatte, seine Truppen mit dem französischen Heere zu vereinigen, folgte er den Verbündeten .und lieferte ihnen eine zweitägige, blutige Schlacht bei Bautzen, in welcher er nach bedeutenden Verlusten abermals Sieger blieb, ohne jedoch von den in bester Ordnung Zurückweichenden irgend ein Siegeszeichen zu erbeuten. Waffenstillstand. Trotz seiner Siege bot Napoleon, da sein Heer sehr geschwächt war, den Verbündeten, die sich nach Schlesien zurückgezogen hatten, einen sechswöchigen Waffenstillstand an, der auch ange-

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 128

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 128 — größten Feldherrn seiner Zeit, mit dem nur wenige Heerführer vor ihm einen Vergleich auszuhalten imstande seien. Roßbach. — Zunächst wandte sich Friedrich gegen die Franzosen und die Reichsarmee nach Thüringen. Der Anführer der Franzosen, Prinz Soubise, hatte mit 8000 Mann Gotha besetzt und war eben im Begriff, sich mit seinen Offizieren an der herzoglichen Tafel niederzulassen, als plötzlich der preußische General Seydlitz mit 1500 Reitern vor den Thoren erschien. Ohne an Widerstand zu denken, ergriffen die Franzosen eiligst die Flucht. Deu Preußen fiel das Gepäck vieler Generale, darunter ganze Kisteu voll wohlriechender Wasser und Salben, ferner eine Menge Pudermäntel, Haarbeutel, Sonnenschirme, Schlafröcke und Papageien in die Hände. Einen Teil der Beute übergab Seydlitz seinen Husaren, die Gefangenen aber sandte er ohne Lösegeld zurück. Friedrich der Große bezog unterdessen mit einem kleinen Heere von 22 000 Mann aus einer kleinen Anhöhe bei dem Dorfe Roßbach, unweit Lützen, ein festes Lager; ihm gegenüber hatten die vereinigten Franzosen und Reichstruppen, im ganzen 60000 Mann, eine vorzügliche Stellung eingenommen. Diese, in der Meinung, die Preußen wollten einem Kampfe ausweichen, schickten sich an, den Hügel zu umgehen und sie von allen Seiten einzuschließen. Friedrich, der von einer Dachluke des Roßbacher Schlosses aus die Bewegungen der feindlichen Armee beobachtete, ließ feine Truppen ruhig im Lager. Da es eben Mittagszeit war, bereiteten die Soldaten ihre Mahlzeiten, und ruhig setzte sich der König mit feinen Generalen zu Tisch. Die Franzosen, welche die Unthätigfeit aus der Ferne sahen, hielten dieselbe für Verzweiflung und brachen in lautem Jubel aus. Plötzlich, es ist eben 3 Uhr, giebt Friedrich den Befehl zum Angriff. Im Nu verschwinden die Zelte, die versteckten Batterieen öffnen, Tod und Verderben speiend, ihre Feuerschlünde, und der tapfere General Seydlitz dringt, zum Zeichen des Angriffs feine Pfeife hoch in die Lust schleudernd, unaufhaltsam in die Flanke der bestürzten Feinde. Vergebens versuchen diese, sich zu verteidigen, und als auch jetzt die vorrückende preußische Infanterie ein mörderisches Gewehrs euer eröffnet, gerät die ganze feindliche Armee, Franzosen wie Reichstruppen, in gänzliche Verwirrung und sucht ihr Heil in regelloser Flucht. Kaum zwei Stunden hat der eigentliche Kamps gedauert. Ein Schrecken ohne Beispiel war über die hoffnungstrunkenen Franzosen gekommen. In rasender Eile flohen sie an den Rhein und dachten erst an ein Stillstehen, als sie sich jenseits des Rheinstromes vor Friedrichs Verfolgung sicher wußten. Ihr ganzes Lager, darunter allerhand Putz und Flitter, fiel den Preußen in die Hände. Es wurden

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 131

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 131 — rief bei allen Preußen einen unbeschreiblichen Jubel hervor, und überall gab man seiner Freude Ausdruck, indem man sang: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann, So schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 90000 Mann." Am Abend des Schlachttages von Lenthen ritt Friedrich mit geringer Begleitung nach Lissa und trat in das dortige Schloß ein, wo ihm eine Menge von höheren und. niederen österreichischen Offizieren entgegentrat. Diese hätten den König unmittelbar nach seinem schönsten Siege gefangen nehmen können. Friedrich aber redete sie unbefangen mit den Worten an: „Guten Abend, meine Herren! Sie haben mich hier wohl nicht vermutet! Kaun man denn auch noch unterkommen?" Die Offiziere, durch diesen sicheren Ton irre gemacht, waren der Meinung, er sei von einer größeren Truppenmasse begleitet. Dienstfertig ergriffen sie die Lichter und leuchteten dem Könige demütig m eines der Zimmer. Bald darauf erschien eine Schwadron preußischer Husaren und nahm sämtliche Österreicher gefangen. Die nächste Folge des Sieges von Lenthen war die Wieder- einnähme von Breslau und die völlige Wiedereroberung Schlesiens, in welchem Lande die preußischen Truppen Winterquartiere bezogen, um von der schweren Arbeit auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln für die ihnen noch bevorstehenden Kämpfe. Denn vergebens versuchte Friedrich Maria Theresia zu veranlassen, dem langen Blutvergießen ein Ende zu machen und Frieden zu schließen. Das Jahr 1758. So begann, nachdem die Armee der Preußen während der Wintermonate wieder verstärkt morden war, im nächsten Jahre (1758) der Kampf von neuem. Der Feldzug dieses Jahres wurde im Westen durch den Herzog Ferdinand von Braunschweig, der an Stelle des Herzogs von Cnmberland getreten war, gegen die Franzosen eröffnet, die am 23. Juni bei Krefeld geschlagen wurden. Friedrich selbst fiel, um eine Vereinigung der österreichischen Heeresmacht mit den Russen zu verhindern, an der Spitze von 38000 Mann in Mähren ein. Nach fruchtloser Belagerung der starken Festung Olmütz kehrte er durch Böhmen nach Schlesien zurück. Hier empfing ihn die Nachricht, daß die Russen raubend und plündernd in die Neumark eingefallen seien. Ohne Verzug wandte er sich dorthin, um den Bedrängten Hilfe zu bringen. Der Anblick der fast gauz eingeäscherten Stadt Küstrin und der ringsum verwüsteten Fluren erschütterte ihn tief. „Kinder", sagte er zu den Bewohnern, „ich habe nicht eher kommen können, sonst wäre das Unglück nicht geschehen! Habt nur Geduld, ich will Euch alles wieder aufbauen!" Am 25. August kam es zur Schlacht bei Zorndorf, in der die Russen trotz großer Übermacht nach langem, blutigem Kampfe total geschlagen wurden. Sie zogen, nachdem sie Kolberg vergeblich belagert hatten, nach 9*

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 165

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 165 — bündnis schloß, wofür ihm gegen Abtretung von Ansbach an Bayern, Wesel und Neufchatel an Frankreich das Kurfürstentum Hannover zugesprochen wurde. Friedrich Wilhelm war über diesen Vertrag sehr entrüstet und sandte Haugwitz nach Paris, um einige Änderungen zu erzielen. Napoleon aber erklärte den Schönbrunner Vertrag für verfallen und legte einen noch schimpflicheren vor, durch welchen Preußen noch die Verpflichtung Übernehmen mußte, dem englischen Handel alle Häfen zu verschließen. Schweren Herzens unterzeichnete Friedrich Wilhelm am 15. Februar 1806 diesen gefährlichen Vertrag, der Preußen dem Untergange entgegenführte. Preußens Erniedrigung. Veranlassung zum Kriege. Nachdem Napoleon Österreich vollständig besiegt hatte, strebte er danach, tue Monarchie und Armee Friedrichs des Großen über den Haufen zu werfen. Er behandelte bei jeder Gelegenheit Friedrich Wilhelm mit unzweideutiger Verachtung. Um das Deutsche Reich völlig aufzulösen, stiftete er den Rheinbund. Als Friedrich Wilhelm sich deshalb beschwerte, gab ihm Napoleon den Rat, Preußen solle einen norddeutschen Bund schließen, aber heimlich schreckte er mehrere deutsche Staaten durch Drohungen vom Beitritte ab. Auch verletzte er den König Friedrich Wilhelm dadurch, daß er den Engländern Hannover und den Russen Preußisch-Polen anbot, wenn sie Frieden mit ihm schließen wollten. Trotz dieser Vorgänge hätte Friedrich Wilhelm den Krieg noch gern vermieden, da er mit klarem Blicke die Gebrechen des Heeres und der Verwaltung überschaute. Der Krieg. Als er jedoch erkannte, daß ein Krieg nicht mehr zu vermeiden war, gab er der in Berlin und im ganzen Lande herrschenden kriegerischen Begeisterung nach und entschloß sich, das Schwert zu ziehen. Preußen aber stand allein in dem ungleichen Kampfe, denn Rußland konnte seine Truppen nicht so schnell herbeiführen, Österreich und England sahen unthätig zu, und nur Sachsen sandte 20000 Mann Hilfstruppen. Napoleon sammelte in Franken und Schwaben ein Heer von 200000 Mann und führte dasselbe durchs Saalethal. Während man noch im Hauptquartier der preußischen Armee, die unter dem Oberbefehl des mehr als siebzigjährigen Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig zwischen Jena und Weimar Stellung genommen hatte, unentschlossen hin und her beriet, wo man die Feinde angreifen solle, besetzte Napoleon die Pässe des Thüringer Waldes und rückte durch das Saalethal zum Angriffe vor.
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