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Es war nämlich schon seit langer Zeit Sitte, daß alljährlich viele christliche Pilger nach dem gelobten Lande zogen, um die heiligen Stätten (Jerusalem, Bethlehem, den Olberg, das Grab des Erlösers u. a.) zu besuchen und dort zu beten. Die Türken aber, die das Land erobert hatten, mißhandelten die Christen oft und entweihten die heiligen Stätten.
Das Heer Barbarossas war an 150 000 Mann stark. Als er endlich Kleinasien erreicht hatte,
da mußt' er mit dem frommen Heer durch ein Gebirge, wüst und leer, daselbst erhob sich große Not, viel Steine gab's und wenig Brot.
Eines Tages kam das Heer an den Fluß Saleph. Eine schmale Brücke führte über das Wasser, und nur langsam konnte der Zug hinüber. Der Kaiser, des langen Wartens müde, gab seinem Pferde die Sporen und sprengte in den Fluß. Aber die Wellen ergriffen den kühnen Greis und rissen ihn mit sich fort. Ein Ritter stürzte ihm nach und brachte ihn auch aus Land — aber nur als Leiche.
b. Am Kyffhäufer.
1. Wie Rotbart verzaubert wurde. Das ganze Heer trauerte um den Kaiser. Die meisten wollten an seinen Tod nicht glauben. „Er ist gefangen weggeführt,"
meinten sie und hofften, daß er bald wiederkommen werde. Viele von den Kriegern kehrten in die Heimat zurück. Auch hier wollte man lange Zeit nicht glauben, daß der Kaiser gestorben sei. Später entstand die Sage, er sei nicht tot, sondern schlafe in einer großen, goldgeschmückten Grotte des K y f f h ä n s e r -berge s. Alle seine Helden sind um ihn, die Rüstkammer ist voller Waffen, die Säle sind mit großen Schätzen angefüllt, und in den Ställen stampfen ungeduldig die Pferde im Schlafe. Der Kaiser selbst sitzt, das Haupt gestützt, an einem Marmortische und schläft. Sein feuerfar-bener Bart ist bis auf
Barbarossa im Kyffhäuser. die Füße durch den
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muß es mitnehmen, so gut es mir kommt." „Ei was," rief die Frau, „es geschieht dir schou recht. Troll dich zu deinem Bettelkönig! Ihr saugt ja doch nur das Land aus und nehmt den armen Leuten die Nahrung." Gutherzig eut-gegnete Rudolf: „Was hat Euch denn der arme König getan, daß Ihr ihm so gram seid?" „Was?" schrie die Fran, „zieht er nicht von Stadt zu Stadt und liegt den armen Bürgern zur Last mit seinem Troß? Und nun sag' ich dir, mach, daß du fortkommst, oder —!" Bei diesen Worten begoß ihn das böse Weib mit einem Kübelvoll Wasser, und dichter Qualm stieg aus dem Kohlen-hanfen empor. Stillschweigend ging der Kaiser von dannen. Als er am Mittage bei Tische saß, nahm er eine Flasche Wein und eine Schüsselvoll des besten Essens, gab beides einem Diener und sagte: „Trag das zu der Bäckersrau und sag ihr, das schicke ihr der alte Landsknecht von heute morgen, und er lasse sich schön bedanken für das Bad." Ganz außer sich vor Schreck, lies die Bäckerfrau zum Könige, fiel ihm zu Füßen und bat um Gnade. Er aber wollte ihr nicht eher verzeihen, als bis sie die Scheltworte mit den gleichen Gebärden vom Morgen vor allen Gästen wiederholt hätte. Endlich tat sie das, tief beschämt, und der Kaiser und feine Gäste lachten recht herzlich darüber.
\8. Die Sage von Cell.
1. Bedrückung der Schweizer. Ehemals gehörte die Schweiz znm Deutschen Reiche. Die drei Walt)statten Schwyz, Uri und Unterwalden hatten keinen anderen Fürsten über sich als den Kaiser. Er war ihr Schirmherr. So war es noch unter Rudolf von Habsburg gewesen. Als aber fein Sohn Albrecht Kaiser geworden war, gedachte er, wie die Sage erzählt, die Waldstätten für Österreich zu gewinnen. Die Schweizer aber wollten freie Leute bleiben. Da schickte ihnen der Kaiser zwei böse Landvögte ins Land, Geßler und Landenberg. Die plagten das Volk mit Steuern und Abgaben und ahndeten das kleinste Vergehen mit harter Strafe. Auch behandelten sie die Bauern und Hirten mit Stolz und Verachtung. Einst ritt Geßler an dem neuerbauten Hause des Bauern Werner Staufsacher vorüber. Da sprach er höhnisch: „Kann man's dulden, daß das Bauernvolk so schone Häuser baue?" Ein andermal hatte der junge Arnold Melchthal ein Versehen begangen. Dafür wollte ihm Landenberg zur Strafe seine beiden schönen Ochsen vom Pfluge wegnehmen lassen. Als der Knecht Laudenbergs die Ochsen ausgespannt hatte, sagte er: „Wenn die Bauern Brot essen wollen, mögen sie ihren Pflug selber ziehen!" Da wurde Melchthal vom Zorne übermannt. Er schlug nach dem Knechte Landenbergs, daß ihm ein Finger zerbrach. Dann floh er ans Furcht vor Laudeuberg. Dieser aber rächte sich an dem Vater des Entflohenen, indem er ihm die Augen blenden ließ.
2. Auf dem Rütli. Der Hut auf der Stange. Die Vogte erlaubten sich noch manche Übeltat. Das wurde endlich den freien Schweizern unerträglich. Auf dem Rütli kamen sie bei dunkler Nacht zusammen und berieten, wie sie das Land von der Tyrannei befreien und die Vögte vertreiben könnten. Der Hochmut Geßlers wurde iudes immer größer. Um den Gehorsam der Schweizer zu prüfen, ließ er in Astorf den österreichischen Herzogshut auf hoher Stange auf dem Markte aufstellen. Wer vorüberginge, sollte dem Hute gleiche Ehre wie ihm selbst erweisen und das Knie vor dem Hute beugen. Eines Tages kam der Schütze Tell mit feinem jüngsten Sohne aus Bürg len nach Altors. Er sah den Hut, grüßte ihn aber nicht. Die beiden Wächter des Hutes nahmen
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf_von_Habsburg Rudolf Albrecht_Kaiser Albrecht Werner_Staufsacher Arnold_Melchthal
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Königin bei Wind und Wetter, bei Schnee und Kälte an den Strand tragen und dort waschen. Aber geduldig ertrug sie ihr Geschick und harrte in Treue ihres Verlobten Herwig. Oft auch fand sie Trost in ihrem Leid bei der edeln Ortrun, der Schwester Hartmuts, die sich liebevoll um sie bemühte, doch heimlich, damit Gerlinde nichts davon erführe.
d. Wie Hudrun am Strande wusch.
Dreizehn Jahre waren vergangen. Da stand Gndrnn, wie so oft schon, mit ihrer Jugendfreundin Hildburg am Strande und wnfch die Leinwand der Königin. Plötzlich nahte sich auf den Wellen ein schöner Vogel, der redete sie an wie ein Mensch und sprach zu ihr: „Ich bin Gottes Bote, dir gesandt zum Troste. Heute sah ich die Deinen fahren auf des Meeres Wellen. Es soll dir großes Glück geschehen. Morgen in der Frühe kommen zwei Boten, die werden dir von allem Kunde bringen." Da verschwand der Engelsbote. Zum Waschen hatten nun die
--A ■.
Gudrun am Meere.
edeln Frauen keine Lust mehr. Sie erzählten den ganzen Tag von Ortwein und Herwig und den anderen Helden, die sie bald wiedersehen sollten. Als sie am Abend mit ihrer Wäsche nach Hause kamen, schalt die böse Gerlinde ob der lässigen Wäsche und drohte ihnen mit Schlägen. In ihren nassen Kleidern und nur gesättigt mit Wasser und Brot, mußten die beiden Jungfrauen zu Bett gehen. Vor Freude und Erregung konnten sie die ganze Nacht nicht schlafen. Am Morgen war tiefer Schnee gefallen. Sie baten die Königin um Schuhe, aber vergebens. Barfuß wieder mußten sie ihre Wäsche an den Strand tragen.
6. Wie die Woten z« chudrun kamen.
Zitternd vor Kälte stand Gudrun mit ihrer Gefährtin Hildburg am Strande und schaute sehnsüchtig auf das weite Meer hinaus. Da erblickten sie plötzlich eine Barke, in der zwei Männer saßen. Es waren Herwig und Ortwein. Als
Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. I. 2
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Ufer des Teiches, stehen herrliche Fruchtbäume. Ihre Zweige siud mit rotwangigen Äpfeln, saftigen Birnen, lieblichen Feigen und glühenden Granaten beladen. Aber sobald er nach einem Zweige greift, schnellt ein Sturmwind diesen hoch empor. Zu Hunger und Durst gesellt sich noch die Todesangst. Denn über seinem Haupte schwebt in der Luft ein großes Felsstück, das unaufhörlich droht, auf ihn herabzustürzen.
e. Werekrung der Hotter.
Die Hellenen errichteten ihren Göttern prachtvolle Tempel, deren Altäre sie mit den Bildern der „Himmlischen" schmückten. Auch brachten sie ihren Göttern Opfer und Weihgefchenke dar, um dadurch ihre Gunst zu erlangen. Zu einem großen Opfer schlachtete man oft hundert und mehr Tiere. Man nannte solche Opfer
Hekatomben. Der Opfernde trug einen Kranz auf dem Haupte und in den Händen, auch das Opfertier wurde bekränzt. In der Regel endete das Opfer mit einem Mahle. Ein Teil des Fleisches wurde an die Armen verteilt. Ein Dankopfer bestand aus Speise und Trank, aus Blumen und Weihrauch, aus Lorbeer- und Eichenkränzen. Die Feste der Götter wurden mit Spiel und Tanz gefeiert. Auch suchte man die Gunst der Götter durch Gebet und Gelöbnisse zu gewinnen. Die Gebete wurden laut unter Aufheben der Arme gesprochen.
f. Aas Hrakek.
Allgemein war der Glaube, daß die Götter auf geheimnisvolle Weise ihren Willen offenbarten. Um ihn zu erfahren, wandte man sich an das Orakel. Das berühmteste Orakel war in Delphi. Hier befand sich der „Mund der Erdjp", eine Erdspalte, aus der aufregende Dämpfe aufstiegen. Ein großer, prachtvmer Tempel umschloß die Erdspalte. Er war dem Apollo geweiht und trug die Inschrift: „Lerne dich selbst erkennen!" Apollo galt als Gott der Weissagung. Schon vor seiner Geburt war das Orakel zu Delphi vorhaudeu, wurde aber von dem Drachen Python bewacht. Diesen erschlug Apollo und nahm darauf das Orakel in Besitz. Über der Erdspalte stand ein hölzerner, mit Gold geschmückter Dreifuß. Diesen bestieg an dem Tage, wo das Orakel befragt werden sollte, eine Priesterin, die Pythia, mit goldenem Haarschmucke und in langem, weißem Gewände und gab denen Antwort, die den Apollo um die Zukunft befragten. Durch die Dünste, die ans der Erdspalte aufstiegen, geriet sie in Verzückung. Ihr Haar sträubte sich, die Augen verdrehten sich, und der Mund bedeckte sich mit Schaum. Zuletzt wurde sie wie rasend. Daun stieß sie einzelne abgebrochene Worte hervor. Die Orakelpriester schrieben die Worte auf und setzten daraus die Antwort zusammen. Dieser Antwort schenkte man festen Glauben; sie war auch oft so dunkel und zweideutig, daß sie in Erfüllung gehen mußte, wenigstens wußten sie die Priester so zu deuten.
6. (Döipus. (Historische Sage.)
1. Herkunft und erste Jugend. In Theben wohnte der König Laius (spr. Lajus) mit seiner Gemahlin Jokaste. Denen verkündete das Orakel, ihr Sohn würde seinen Vater töten, seine Mutter heiraten und Schande über sein
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hören vor allem die öffentlichen Spiele*), von denen die olympischen am berühmtesten waren**).
Sie wurden alle vier Jahre in Olympia zu Ehren des Gottes Zeus gefeiert. Zu dieser Zeit war Friede im ganzen Lande, und aus allen Gegenden strömten die Menschen zum Feste herbei. Dann wurden dem „Vater der Götter und Menschen" Opfer gebracht und Loblieder gesungen. Der wichtigste Teil des Festes waren die Kampfspiele: Wettlaufen, Ring- und Faustkämpfe, Diskus- und Speerwerfen. Die Sieger wurden in festlichem Zuge iu den Tempel geführt. Hier standen zu den Füßen des Zeus die Sessel für die Kampfrichter, und auf dem „heiligen Tische" lagen die Kränze für die Sieger. Nuu wurde jeder Sieger einzeln aufgerufen. Sein Haupt wurde mit Ölzweigen geschmückt, und in die Hand erhielt er eine Palme. Während der Feier sang ein Chor heilige Lieder. Zum Schluß brachten die Sieger dem Zeus ein Dankopfer und setzten sich dann an die Tafel, wo sie vom Volke festlich bewirtet wurden.
Jeder Sieger wurde im Triumphe vou feinen Mitbürgern eingeholt. Dichter feierten ihn in Liedern, und zu Olympia wurde ihm eine marmorne Bildfäule errichtet. Ein größeres Glück konnte sich der Grieche nicht vorstellen, als in Olympia als Sieger gekrönt zu werden. Ein alter Grieche, der in seiner Jugend selbst als Sieger gekrönt worden war, brachte zwei Söhne nach Olympia zum Feste. Auch sie gewannen im Kampfspiele und erhielten Lorbeerkränze. Als sie ihren Vater erblickten, nahmen sie die Kränze ab und setzten sie ihm aufs Haupt. Alsdann hoben sie den überglücklichen Greis auf ihre Schultern und trugen ihn im Triumphe mitten unter den Zuschauern umher. Alle beglückwünschten ihn und bewarfen ihn mit Blumen. Aber der Greis vermochte das große Glück nicht zu ertragen. Er sank entseelt inmitten der Volksmenge zu Boden. — Den Zeitraum von einem Feste zum andern nannte man eine Olympiade. Die Zeitrechnung begann mit dem Jahre 776.
14. Kriege mit den perfern. 500—449 v. Chr.
1. Veranlassung. Etwa um das Jahr 500 geriet der Perserkönig Darlus mit den Griechen in Streit. Veranlassung dazu gab ein Aufstand der kleinasiatischen Ionier. Diese waren ehemals ans Griechenland ausgewandert, hatten in Kleinasien Kolonien gegründet und standen unter persischer Herrschaft. Von dieser wollten sie sich frei machen. Sie wandten sich deshalb nach Athen und baten um Hilfe, und die Athener schickten ihnen 20 Schiffe. Die Ionier eroberten nun niit Hilfe der Athener die Stadt Sardes (S. 25) und verbrannten sie.
*) Außer den öffentlichen Spielen gehören ferner dahin 1) die Orakel. Das älteste Orakel befand sich zu Dodöna, wo die Priester aus dem Rauschen heiliger Eichen den Willen des Zeus verkündeten. (Über das Orakel zu Delphi s. S. 12!) 2) die Mysterien. So nannte man die Geheimdienste zu Ehren gewisser Gottheiten. Berühmt sind die „eleufinischen Geheimnisse", b. i. der Geheimdienst zu Ehren der Demeter (Ceres). Sie wurden besonders durch einen lärmenden Feftzug von Athen nach der zwei Meilen entfernten Stadt Eleufis gefeiert. Die Mitglieder des Dienstes hatten geheime Gebräuche, die niemand von ihnen verraten durfte. 3) die „heiligen Bündnisse", die zum Zwecke religiöser Feiern oder zum Schutze von Heiligtümern geschlossen waren. So hatten sich z. B. zum Schutze des Orakels von Delphi 12 Städte verbunden.
**) Außer den olympischen Spielen gab es noch die p y t h i s ch e n, die zu Ehren des Gottes Apollo bei Delphi gefeiert wurden, die isthmischen, die auf dem Isthmus (Landenge von Korinth) abgehalten wurden, und die nemeischen, die zu Ehren des Gottes Zeus in Nemea stattfanden.
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seinem Feinde die Füße und zog einen Riemen hindurch. Dann band er ihn an seinen Wagen, schleifte ihn längs des Thores hin und eilte mit ihm über Stock
und Stein dem Lager zu. Dort ließ er ihn, mit Blut und Staub bedeckt, den
Hunden zum Fraße liegen. Am folgenden Tage kam der alte Vater Hektors zu ihm und bat um den Leichnam seines Sohnes. Nach dem Glauben jener Zeit fand nämlich die Seele des Verstorbenen keine Aufnahme in das Schattenreich, solange er nicht ehrenvoll begraben war. Da ließ Achilles den Leichnam abwaschen und versprach, 11 Tage die Waffen ruhen zu lassen, damit dem gefallenen Helden eine würdige Leichenfeier gehalten werde. — Endlich fiel auch Achilles, von einem Pfeile des Paris getroffen.
5. Das hölzerne Pferd. Bereits 10 Jahre lagen die Griechen vor Troja;
aber die Stadt war noch immer nicht erobert. Da ersannen sie eine List. Sie
erbauten auf den Rat des schlauen Odysseus ein großes Pferd aus Tannenholz. In dem Bauche des Pferdes versteckten sich die tapfersten Helden. Die andern Griechen brachen die Zelte ab und segelten mit ihren Schiffen nach der nahen Insel Tenedos. Bald darauf kamen die Trojaner aus der Stadt heraus und fahen mit Verwunderung das gewaltige Pferd. Während sie es anstaunten, brachten trojanische Hirten einen gefangenen Griechen, Sinon, herbei. Dieser hatte sich im Schilfe verborgen gehalten. Als die Trojaner ihn fragten, was das Pferd zu bedeuten habe, sagte er: „Die Griechen schiffen jetzt in ihre Heimat. Das Pferd, ein Geschenk für die Götter, sichert ihre Fahrt. Hättet ihr es in eurer Stadt, so würdet ihr unüberwindlich sein." So sprach der listige Grieche, und die Trojaner glaubten ihm. Laökoon, ein Priester des Apollo, warnte sie, das Pferd in die Stadt zu bringen. Als er aber am Meeresstrande ein Opfer brachte, stieg ein Schlangenpaar aus dem Meere auf und erwürgte ihn mit seinen Söhnen*). Dadurch sicher gemacht, hörten die Trojaner nicht auf feine Stimme. Eiligst machten sie Räder unter den Koloß, banden Stricke daran und zogen ihn jubelnd in die Stadt. Als sie an das Thor kamen, erwies sich das Pferd als zu groß. Sogleich stiegen einige Männer auf die Stadtmauer, rissen einen Teil davon nieder und brachten so das Ungeheuer mit vieler Mühe auf den Marktplatz.
6. Zerstörung Trojas. Dem fröhlichen Tage folgte eine schreckliche Nacht. Als alles im Schlafe lag, öffnete Sinon leise die an dem Leibe des Pferdes verborgene Thür und ließ die Helden heraus.
Daun begab er sich mit ihnen zu den Thoren. Die fchlafeudeu Wächter werden getötet und die Thore geöffnet. Draußen warten schon die indessen zurückgekehrten Griechen. Sie dringen haufenweife in die Stadt ein, und Mord und Brand füllt bald ganz Troja. Wer nicht durch das Schwert
*) Diese Begebenheit ist in der berühmten „Laökoongruppe" von drei rhodifchen Künstlern dargestellt. Das Bildwerk wurde 1506 in einem Weinberge bei Rom aufgefunden und befindet sich im Vatikan.
Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen, n. 2
Gefangene Troerinnen.
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ganzes Haus bringen. Als nun dem Könige ein Knabe geboren wurde, ließ ihn der Vater durch einen Hirten aussetzen. Der Hirt aber hatte Mitleid mit dem Knaben, ließ ihn leben und brachte ihp an den Hof des Königs von Korinth.
2. Wie er seinen Vater erschlug. Nachdem Ödipus — so hieß der Knabe — herangewachsen war, befragte -er einmal das Orakel zu Delphi nach seiner Abkunft. Er erhielt zur Antwort: „Meide dein Vaterland, sonst wirst du Vatermord und Blutschande auf dich laden!" Ödipus meinte, Korinth sei sein Vaterland, und kehrte nicht wieder dahin zurück, sondern ging nach Theben. In einem Hohlwege begegnete ihm ein Greis. Da Ödipus ihm nicht ausweichen konnte, geriet er mit dem Alten in Streit und erschlug ihn. Es war sein eigner Vater.
3. Wie er das Rätsel der Sphinx löste und seine eigne Mutter zur Frau erhielt. Zu jener Zeit wurden die Thebaner von einer Sphinx geplagt. Das war ein geflügeltes Ungeheuer mit dem Antlitze einer Jungfrau und dem Leibe eines Löwen. Dieses Ungetüm hauste auf einem Felsen und gab jedem Vorübergehenden ein Rätsel aus: „Welches Geschöpf geht des Morgens' auf vier, des Mittags auf zwei und des Abends auf drei Beinen?" Wer das Rätsel nicht lösen konnte, den
Ödipus und die Sphinx.
stürzte sie vom Felsen in eine tiefe Schlucht. Die Thebaner vermochten nicht,
das Rätsel zu erraten. Die Königin versprach daher dem, der es löste, ihre Hand und die Herrschaft über Theben. Da hofft Ödipus, den verheißenen Lohn zu erwerben. Bei der Sphinx angekommen, löst er sofort das Rätsel. „Das Geschöpf", spricht er, „ist der Mensch. Als Kind kriecht er auf Händen und
Füßen; als Mann geht er aufrecht auf zweien, als Greis geht er auf dreien, auf einen Stab gestützt." Als das Rätsel gelöst toar,^ stürzte sich die Sphinx in den tiefen Abgrund. Die Thebaner brachten dem Ödipus die Königswitwe,
und er nahm Jokaste — seine eigne Mutter — zur Frau.
4. Wie er sich aus Verzweiflung die Augen blendete. Sein Ende. 20 Jahre regierte er sein Land. Dann brach die Pest dort ans. Der König befragte das Orakel nach der Ursache der Krankheit. Das Orakel befahl, den
Mörder des Laius aus der Stadt zu entfernen. Ödipus forschte nach dem
Mörder, und dabei erfuhr er, daß er es selber sei und daß er seine Mutter zur
Frau habe. So hatte sich des Orakels Spruch doch erfüllt. Jokaste, über diese
Thatsache entsetzt, erhängte sich, und Ödipus blendete sich aus Verzweiflung die
Augen. Seine Söhne verjagten ihn aus der Stadt, und, von seiner Tochter
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