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1. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 40

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 40 — fröhlicher Geselle war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebete an. Sein Sprichwort war: „Fleißig gebetet, ist über die Hälfte studiert." Auf der dortigen Bibliothek fand er zum erstenmal die ganze heilige Schrift. Diese lag ihrer Seltenheit wegen an einer Kette, damit sie nicht abhanden kommen sollte. Bisher hatte Luther nur einige Stücke aus der Bibel kennen gelernt; jetzt hatte er den ganzen L-chatz. Das war eine Freude für ihn. 1505 erhielt Luther den Titel Magister und wurde Lehrer an der Universität zu Erfurt. b. Im Kkoster. Ms Luther 1505 von einer Reise zu seinen Eltern nach Erfurt zurückkehrte, überraschte ihn ein heftiges Gewitter, und ein Blitzstrahl fuhr dicht neben ihm in die Erde. Da dachte er: „Wenn du nun getroffen'wärst und vor deinem Richter ständest!" Und er gelobte, ein Mönch zu werden. Schon kurze Zeit darauf trat er in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Nun fchor man ihm den Kopf bis auf einen Haarkranz kahl. Eine lederne Kappe und ein schwarzes Gewand mit weißem Schulterkragen wurden seine Kleidung. Im Kloster suchte er Ruhe für seine Seele. Aber er fand sie nicht, bis ihm ein alter Klosterbruder das Wort sagte: _ „Ich glaube an eine Vergebung der Sünden." Im Jahre 1508 berief ihn Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, zum Professor an die neugegründete Hochschule in Wittenberg. c. Mkaßkrämer Fetzet. 1. setzet. Zu Luthers Zeit zog der Mönch Tetzel durch Deutschland und verkaufte überall Ablaßzettel. Jedem, der einen solchen Zettel kaufte, verhieß er Vergebung der Sünden. Das Geld wollte der Papst zum Bau der neuen Peterskirche in Rom haben. Sobald Tetzel in eine Stadt kam, ging er in die Kirche. Vor dem Altar wurde eiue rote Fahne mit des Papstes Wappen aufgestellt und vor diese eine eiserne Truhe gesetzt, die das Geld aufnehmen sollte. Nun forderte Tetzel fleißig zum Kaufen der Ablaßbriefe auf. Von Reue und Buße schwieg er. Man erzählt, daß er sogar gerufen habe: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt." Auch sollen für gewisse Sünden bestimmte Geldsummen festgesetzt gewesen sein; ein Mord z. B. kostete danach 8, ein Meineid 9 Dukaten. Das arme, betörte Volk zahlte, und Tetzels Kasten füllte sich mit Gold und Silber. Auch in Königslutter bei Braunschweig trieb Tetzel seinen Ablaßhandel. Als er von hier nach Halberstadt reisen wollte, kam mitten ans dem Elmgebirge, so erzählt die Sage, ein Ritter von Hagen zu ihm geritten und bat um einen Ablaßbrief für eine Sünde, die er erst begehen wollte. Kaum hatte er den Brief in Händen, so ließ er dem Tetzel den Geldkasten durch seine Knechte abnehmen und ritt lachend davon. Tetzel schlenderte Flüche über Flüche hinter ihm her, aber sein Geld bekam er nicht wieder. Zum Andenken an diese Geschichte errichtete man an dem Orte, wo sie geschehen sein soll, ein Denkmal, den sogenannten Tetzelstein. Der „Tetzelkasten" wird noch heute im städtischen Museum in Braunschweig gezeigt. Doch wird seine Echtheit bezweifelt. 2. Die 95 Thesen. Auch nach Jüterbogk (in der Nähe von Wittenberg) kam Tetzel. Luther predigte mit heiligem Zorne gegen den Ablaßunfug. Aber wenn er die Leute zur Buße ermahnte, so beriefen sie sich auf ihren Ablaßzettel und meinten, der Buße nicht mehr zu bedürfen. Da schlug Luther (am

2. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 109

1907 - : Velhagen & Klasing
— 109 — damit erquicken. Da nun Luther fragte, welcher Fürst seiner so gedächte, und vernäh,n, daß die Gabe von einem päpstlichen Fürsten komme und daß dieser zuvor aus dem Kruq getrunken habe, trcmk Luther auch und sprach: ,wie Herzog Erich ;etzt meiner gedacht hat, also gedenke unser Herr Christus seiner in seinem ätzten ^Stundkim ^ In der Achtserklärung heißt es: wir gebieten euch allen bei Vermeidung der Strafe des Verbrechens . . daß ihr den vorgemeldeten Martin Luther nicht hauset, höfet, ätzet und tränket oder ihm mit Worten und Werken, heimlich und öffentlich, Beistand oder Vorschub beweiset, sondern ihn, wo ihr sein mächtig werdet, gefänglich annehmen und wohlbewahrt an kaiserliche Majestät senden sollt. Seine Mitverwandten, Anhänger, Gönner und Nachfolger soll jedermann niederwerfen und sahen und ihre Güter zu Handen nehmen und zu eigenem Nutz behalten. Seine bösen, argwöhnischen und verdächtigen Schriften )oll niemand kaufen, verkaufen, lesen, behalten, abschreiben oder drucken lassen, sondern von aller Menschen Gedächtnis abtun und vertilgen." e. Auf der Wartöurg. Bilderstürmer. 1. Auf der Wartburg. Auf der Rückreise von Worms fuhr Luther bei Eisenach durch einen Wald. Da sprengten plötzlich fünf verkappte Ritter auf ihn zu. ergriffen ihn. zogen ihn aus dem Wagen und schleppten ihn mit sich in das Gebüsch. Dort setzten sie ihn auf ein Pferd und brachten ihn auf die nahe Wartburg. Die verkappten Ritter waren nämlich (mit Einwilligung Luthers) von Friedrich dem Weisen geschickt, der den Geächteten auf diese Weise vor den Augen seiner Feinde zu verbergen wußte. Luther zog jetzt die Kleidung eines Ritters an, trug hohe Stulpenstiefel, ließ sich Bart und Haupthaar wachsen und führte den Namen „Junker Georg". Zu seiner Bedienung waren ihm zwei Edelknaben beigegeben. Nur der Schloßhauptmann kannte ihn. Alle Welt glaubte. Luther fei tot. Seine Feinde sagten: „Den hat der Teufel geholt." Während dieser Zeit saß Luther ruhig auf der Wartburg und fing an, die Bibel in die deutsche Sprache zu übersetzen. Vollendet ward die Übersetzung der ganzen Heiligen Schrift erst 1534. Durch die Bibelübersetzung hat Luther dem deutschen Volke einen großen Schatz gegeben; denn nun konnte auch der ungelehrte Manu die Bibel lesen und selbst darin forschen. Durch die Bibelübersetzung legte Luther zugleich den Grund zu einer einheitlichen deutschen Schriftsprache. Vorher wurden zu schriftlichen Darstellungen die verschiedensten Mundarten verwendet. Luther wählte die Sprache der sächsischen Kanzlei. Da die Bibel große Verbreitung fand, so wurde ihre Sprache bald bekannt und nachgeahmt. 2. Die Bilderstürmer. Als Luther etwa ein Jahr auf der Wartburg war, erhielt er die Nachricht, daß sein Freund und Amtsgenosse Karlstadt in Wittenberg große Verwirrung angerichtet hatte. Dieser suchte, die Lehre der Wiedertäufer (S. 112), die zuerst in Zwickau ihr Wesen trieben, in Wittenberg zu verbreiten, und fand bald großen Anhang. (Die Wiedertäufer lehrten, man dürfe keine Kinder, sondern nur Erwachsene taufen. Wer in ihre Gemeinde aufgenommen werden wollte, mußte, auch wenn er schon getauft war, sich noch einmal taufen lassen. Daher der Name „Wiedertäufer".) Mit zahlreichen Bürgern und Studenten drang Karlstadt während des Gottesdienstes in die Schloßkirche, nahm den Priestern die Meßbücher fort und trieb sie aus der Kirche. Sodann rissen sie die Heiligenbilder von den Wänden und zerstörten Altäre, Beichtstühle und Kruzifixe. Da hielt es Luther nicht länger auf der Wartburg. Entrüstet eilte er nach Wittenberg und predigte acht Tage lang so eindringlich gegen Karlstadt und seine Anhänger, daß diese die Stadt verlassen mußten. <

3. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 117

1907 - : Velhagen & Klasing
— 117 — 4. Karls Abdankung. Der Augsburger Religionsfriedeu hatte den Lieblingsplan Karls, die Einheit der Kirche aufrecht zu erhalten, vernichtet. Damit war feilt Streben für die Dinge dieser Welt zu Ende. Da außerdem fein Körper von Gicht und anderen Leiden hart geplagt wurde, so beschloß er, der Regiernng und der Welt zu entsagen und fein Leben in stiller Zurückgezogenheit zu beschließen. Daher übertrug er zu Brüssel seinem Sohne Philipp zuerst die Niederlande und etwas später auch Spauieu, Neapel und die neneutdeckteu Länder in Amerika. Die deutschen Länder aber erhielt sein Bruder Ferdinand. Dann begab er sich nach Spanien, wo er sich neben dem Kloster San Allste ein Landhaus hatte erbauen lassen. Hier verbrachte er die beiden letzten Jahre seines Lebens, umgeben mit fürstlicher Pracht. Die Volksfage aber hat diesen Aufenthalt zu einem klösterlichen Leben umgestaltet und läßt den Kaiser feine Zeit mit Gebet, Gartenpflege und Uhrmacherarbeiten ausfüllen. So soll er sich einst vergeblich bemüht haben, zwei Uhren ganz gleichgehend zu machen, und dabei ausgerufen haben: „Nicht einmal zwei Uhren kann ich unter ein Gesetz bringen, und ich Tor wähnte, so viele verschiedene Völker wie ein Uhrwerk regieren zu können!" Um sich mit dem Sterben vertraut zu machen, so wird berichtet, feierte er einmal in einer Kirche fein eigenes Leichenbegängnis. Wenige Tage darauf starb er. (1558.) 62. Die Reformation in den Nachbarstaaten Deutschlands. a. In Spanien. 1. Philipp Ii. Nach Karl V. war fein Sohn Philipp König in Spanien geworden. Er war ein finsterer, grausamer Tyrann und ein großer Feind der evangelischen Lehre. Als er sah, daß diese auch in Spauieu eindrang, suchte er, sie hier mit Stumpf und Stiel auszurotten. 2. Jesuitenorden. Um fein Ziel zu erlangen, verschärfte er die Ketzergerichte, wobei ihm ganz besonders der Jesuitenorden (die Gesellschaft Jesu) behilflich war. Dieser war schon zu Karls Y. Zeiten (1540) von dem Spanier Ignatius Loyola, einem früheren Offizier, gestiftet worden und hatte sich ganz besonders zur Aufgabe gemacht, den Protestantismus zu unterdrücken. Man schreibt dem Orden den schändlichen Grundsatz zu: der Zweck heiligt die Mittel. Indessen bestreiten die Jesuiten, jemals diese Lehre aufgestellt zu haben. Aus ihren Schriften kann ihnen in der Tat dieser Grundsatz nicht nachgewiesen werden. Daß aber viele nach ihm gehandelt haben, läßt sich nicht wegleugnen. Die furchtbaren Verfolgungen der Evangelischen beruhten auf diesem Grundsätze. (1773 wurde der Orden vom Papste „aus Rücksicht für den Frieden der Kirche für alle Zeiten" aufgehoben, 1814 aber von einem anderen Papste wiederhergestellt. In Deutschland duldet man die Jesuiten seit 1872 nicht mehr.) 3. Ketzergerichte, a. Entstehung. Als Ketzer bezeichnete man alle, die von der Lehre der Kirche abwichen. Zu ihrer Ausrottung richtete der Papst schon 1229 die Ketzergerichte ein. Verschärft wurden sie besonders zur Zeit der Reformation. Mit der Verwaltung der Ketzergerichte waren die Dominikanermönche beauftragt. Da sie die Ketzer aufspüren sollten, so nannte man sie „Hunde des Herrn". Sie schleppten alle Verdächtigen (Gotteslästerer, Teufelsbeschwörer, Hexen u. s. w.) ins Gefängnis. Selbst Meineidige und Verbrecher konnten als Zengen gegen die Angeschuldigten auftreten. Milde durfte der Ketzerrichter nicht walten lassen.

4. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 119

1907 - : Velhagen & Klasing
— 119 — c. In Arankreich. 3. Hugenotten. Auch in Frankreich war die Reformation eingedrungen. Die dortigen Protestanten waren Anhänger der Lehre Calvins und wurden H»ge-uotten genannt. Bald erhob sich auch gegen diese eine furchtbare Verfolgung. Die Ketzergerichte wurden vom Volke hier als „Feuerkammern" bezeichnet, weil sie ohne weiteres jeden Angeklagten zum Feuertode verurteilten. 2. Die Bartholomäusnacht (Pariser Bluthochzeit) 1572. Den höchsten Gipfel erreichten diese Greuel in der Bartholomäusnacht 1572. Zu dieser Zeit lebte in Frankreich Katharina von Medici, die Mutter des 22jährigen Königs Karl Ix. Diese war den Hugenotten besonders feindlich gesinnt. An der Spitze der Hugenotten standen mehrere reformierte Prinzen aus dem Hause der Bourbonen, wie Heinrich von Navarra n. a. Als Katharina sah, daß sie den Hugenotten mit Gewalt nicht gut beikommen konnte, versuchte sie es mit List. Sie stellte sich freundlich zu ihnen, verschaffte ihnen Religionsfreiheit, ja, sie gab sogar dem Prinzen Heinrich von Navarra ihre Tochter zur Gemahlin. Zugleich aber faßte sie den schändlichen Plan, alle Hugenotten durch ihre Mithelfer in einer Nacht zu überfallen und zu ermorben. Nur Heinrich von Navarra und noch ein anberer Prinz sollten gerettet werben. Und es gelang ihr, auch den König für biefen Morbplan zu gewinnen. Zur Ausführung der grauenvollen Bluttat wählte man die Bartholomäusnacht (24. August). Die katholischen Bürger würden heimlich von allem unterrichtet. Eine Glocke sollte das Zeichen geben. Das Abzeichen der Katholiken war ein weißes Tuch um den Arm. Enblich naht die Mitternacht. Die Glocke ertönt, und das Blutbad beginnt. 300 geharnischte Mörder rücken zum Morden vor. Auch die katholischen Bürger fallen über die Hugenotten her. Wirte erstechen ihre Mietsleute, Dienstboten ihre Herrschaft. Ein Goldschmied rühmte sich, über 400 Ketzer ums Leben gebracht zu haben. Überall lagen Leichen, überall zuckende Sterbende. Der König selbst schoß von seinem Fenster aus auf die Fliehenden. Als er feinen Schwager Heinrich von Navarra erblickte, schrie er ihm zu: „Messe oder Tod!" Und Heinrich schwur in der Todesangst feinen Glauben ab. Mehrere Tage dauerte das Morden, und als es in der Stadt fein Ende erreicht hatte, würde es auf dem Lande fortgesetzt. Mehr als 30000 Hugenotten sollen nms Leben gekommen fein. (Da biefe Greueltat einige Tage nach der Hochzeit Heinrichs von Navarra geschah, so nannte man sie „die Pariser Bluthochzeit".) 3. Edikt von Nantes 1598. Später gelangte Heinrich von Navarra als Heinrich Iv. auf den Thron Frankreichs. Er erließ das Ebikt von Nantes, worin den Hugenotten gleiche Rechte mit den Katholiken zugesichert wurden. d. In England. 1. Elisabeth. Zu Luthers Zeit regierte in England Heinrich Viii. Dieser war anfangs ein Gegner der Reformation. Als ihn aber der Papst nicht von seiner Gemahlin scheiden wollte, sagte er sich von ihm los, und nun brang die Reformation immer mehr in England ein. Nach ihm kam sein 10 jähriger Sohn Ebuarb und, als der gestorben war, seine Tochter Maria die Katholische auf den Thron. Maria verfolgte die Reformierten mit Feuer und Schwert. Das cinberte sich aber, als nach ihrem Tode ihre Schwester Elisabeth Königin würde. (1558.) Diese bekannte sich bei ihrer Thronbesteigung offen zum evangelischen Glauben. Durch sie würde in England die noch jetzt bort herrschenbe „bischöfliche" Kirche eingerichtet. Darin finb zwar manche katholische Gebräuche beibehalten, ebenso

5. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 97

1907 - : Velhagen & Klasing
— 97 - Leute setzten in ihrem Testamente oft große Summen für solche Messen aus. Diese Lehre brachte daher der Kirche viel Geld ein. b. Vom Ablaß. Noch einträglicher als die Lehre vom Fegefeuer war die Lehre vom Ablaß. In der ersten Zeit waren für grobe Sünden öffentliche Bußübungen eingesetzt. So mußte z. B. mancher Sünder während des Gottesdienstes in härenem Büßergewande vor der Kirchtür stehen. Im vierten Jahrhundert bekamen die Bischöfe das Recht, dem Büßenden, wenn er ernstliche Reue zeigte, einen Teil feiner Bußzeit nachzulassen. Dieses Nachlassen nannte man später (zuerst im 11. Jahrhundert) Ablaß. Als Zeichen der Reue sah man besonders gute Werke an: Gebet, Fasten, Almosengeben, Wallfahrten, Kasteiungen n. s. w. Bald aber verwandelte man diese freiwilligen Zeichen der Rene in die Kirchenstrafen selbst und legte sie statt der öffentlichen Bußübungen auf. Schwerere Bußübungen wurden jeboch zuweilen in leichtere verwanbelt, z. B. Fasten in Singen von Psalmen; auch Gelbspenben an die Kirche traten an ihre Stelle. Zur Zeit der Kreuzzüge würde sowohl den Kreuzrittern als auch benen, die den Kreuzzug nur mit einer Gelbspenbe unterstützten, gänzlicher (vollkommener) ober teilweiser (unvollkommener) Erlaß der kirchlichen nnb sogar der göttlichen Strafen vom Papste verkünbet. Auch für die Seelen ihrer verstorbenen Anverwanbten sicherte er ihnen Ablaß zu. Die Kirche lehrte nämlich, Christus und die Apostel hätten so viel gute Werke getan, daß ein Überschuß derselben vorhanden sei, über den der Papst zu Gunsten der sündigen Menschen verfügen und durch den er die zeitlichen (Sündenstrafen und auch die Qualen des Fegefeuers verkürzen könne. Später bekam der, welcher Ablaß begehrte, einen Schein, worin ihm der Ablaß zugesichert ward. So entstanden die Ablaßbriefe. c. Vom Heiligendienste. Der Heiligendienst entstand aus der Verehrung der Märtyrer. Diese hatten ihr Grab häufig in der Kirche unterm Altar. Auch waren nicht selten ihre Bildsäulen in der Kirche ausgestellt. Die Christen blickten mit großer Andacht und Scheu auf die Bildnisse. Die Geistlichen redeten die Bildsäulen auch wohl geradezu an, als ob die Märtyrer lebend gegenwärtig wären. Das Volk machte es nach. So entstand nach und nach die Anbetung der Heiligen. Als die oberste der Heiligen galt die Mutter Maria. d. Vom Reliquiendienste. Mit dem Heiligendienste ging die Verehrung der Reliquien Hand in Hand. Reliquie heißt Überbleibsel. Man sammelte allerlei Überbleibsel von heiligen Gegenständen, z. B. ein Stück Holz oder einen Nagel vom Kreuze Christi, Knochen von Heiligen n. s. w. Diese legte man in kostbare Kästchen, in silberne oder goldene Kapseln und zeigte sie der Gemeinde. Beim Anblick der heiligen Überreste knieten die Christen nieder, und so entstand der Reliquiendienst. In den meisten Fällen aber waren die Reliquien gar nicht echt, sondern von Betrügern verkauft worden?) So zeigt man den Rock Christi außer in Trier noch an mehreren anderen Orten. 6. Von den guten Werken. Zu den guten Werken rechnete man besonders Wallfahrten, Selbstpeinigungen (Kasteiungen), Hersagen von Gebeten, Almosengeben, Klostergelübde u. f. w. Die Wallfahrten (S. 11) waren Reisen nach heiligen Stätten, Gräbern von Märtyrern, wundertätigen Bildern u. s. w. — Die Selbstreinigungen legte man sich als Strafe für die Sünde und zum *) Der Erzbischof Albrecht von Mainz, der zu Luthers Zeit lebte, besaß mehrere Tausend Reliquien, darunter den Finger Johannis des Täufers, 25 Stücke von dem brennen- den Busche auf dem Berge Horeb, Reste von dem Heu, ans dem das Christuskind in der Krippe gelegen, einige Tropfen von dem Weine, den Christus aus Wasser gemacht u. s. w. Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen. Iii. 7

6. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 99

1907 - : Velhagen & Klasing
— 99 — Wissenschaft. Im 13. Jahrhundert ward ein Versuch gemacht, die Klöster zu bessern. Es bildeten sich verschiedene Bettelorden, z. B. die Franziskaner (benannt nach ihrem Stifter, dem Italiener Franz von Assisi), die Dominikaner (nach ihrem Stifter, dem Spanier Dominik), die Augustiner (nach dem Kirchenlehrer Augustin), die sich alle streng an das Gelübde der Keuschheit und der Enthaltsamkeit hielten. Aber die frühere Einfachheit der Klöster konnten sie nicht wiederherstellen. 53. Johann f)iis (1415) und der Hussitenkrieg. Gegen die Irrlehren der Kirche trat zuerst Johann Hns öffentlich aus. 1. Abstammung. Beruf. Wykliffs Schriften. Johann Hns war ein geborener Tscheche und ein Feind der im Lande wohnenden Deutschböhmen. Erwürbe Prediger zu Prag und zugleich Lehrer au der dortigen Hochschule. Durch seinen Freund Hieronymus lernte er die Schriften des Engländers Wykliff kennen. Darin waren die Irrlehren der Kirche scharf angegriffen. Hns erkannte, daß Wykliff recht hatte. 2. Eeiit Eifer gegen die Mißbrauche der Kirche. Freimütig und mit scharfen Worten geißelte Hus die Sünden der Geistlichen, den Ablaß, den Aberglauben des Volkes it. dgl. und mahnte zur Umkehr. Besonders eiferte er dagegen, daß man dem Volke den Kelch beim Abendmahle entziehe. Die Priester waren erbost über Hus und brachteu die Sache vor den Papst. Dieser verbot ihm das Predigen, tat ihn in den Bann und sprach über die Stadt Prag, die es mit Hus hielt und die Ablaßbulle unter dem Galgen verbrannt hatte, das Interdikt (den Kirchenbann) aus. (Während desselben blieben die Kirchen verschlossen, die Glocken verstummten, kein Geistlicher durfte den Toten zu Grabe folgen, keiner das Abendmahl austeilen, ausgenommen au Sterbende, die Taufen und Trannngen mußten auf dem Kirchhofe vollzogen werden.) 3. Konzil zu Konstanz. Bald darauf bewog Kaiser Sigismund (S. 75) den Papst Johanu Xxiii., eine Kirchenversammlung nach Konstanz zu berufen. Hier sollte eilte Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern vorgenommen werden. Hus verlangte, von dem Konzil gehört und beurteilt zu werden. Der Kaiser gab ihm eilten Geleitsbrief, worin er ihm feinen besonderen Schutz zusagte, und auch der Papst versprach, es solle ihm kein Leid geschehen, „und wenn er auch des Papstes Bruder ermordet hätte". Als aber Hus in Konstanz ankam, ward er noch vordem Verhöre in ein ekelhaftes, ungesundes Gefängnis geworfen. Der Kaiser kam erst vier Wochen später nach Konstanz und war ungehalten, daß man seinen Geleitsbrief so wenig beachtet hatte. Ja, er drohte sogar, Konstanz wieder zu verlassen. Man erzählt auch, Hus habe bett Kaiser angesehen und ihn an den Geleitsbrief erinnert; da sei der Kaiser errötet, weil er ihm sein Wort nicht gehalten habe. Die Bischöfe aber beruhigten ihn und sagten, einem Ketzer brauche man sein Wort nicht zu halten. Hns schmachtete nun ein halbes Jahr im Kerker. Er verfiel in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Kaum genesen, ward er in die Domkirche geführt, wo das Konzil versammelt war. Aller Augen sahen auf ihn. Nachdem er eine gewaltige Verteidigungsrede gehalten hatte, forderte man von ihm, er solle seine als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwören. Er aber sprach: „Wenn man mich ans der Bibel eines Irrtums überführt, so will ich gern widerrufen, wo nicht, so werde ich bis in den Tod meinem Glauben treu bleiben." Da verdammte ihn das Konzil zum Feuertode. 4. Auf dem Scheiterhaufen. Jetzt riß man ihm mit Flüchen stückweise den Ornat ab und schimpfte ihn dabei einen verdammten Judas. „Hierauf wurde 7*

7. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 110

1907 - : Velhagen & Klasing
— 110 — 55. Ausbreitung und Wirkung der Reformation. Melanchthon. 1. Slusbreitiutg. Die Sehre Luthers, aus der reinen Quelle be§ göttlichen Wortes selbst geschöpft, ergriff wunderbar die Herzen des Volkes, und an vielen Orten, wo Priester nnb Volk einig waren, führte man, ohne viel Anfhebens bavon zu machen, die Reformation ein. Die Fürsten ließen es entmeber still-fchweigenb geschehen ober gaben wohl selbst die Anregung bazn, wie z B der Landgraf Philipp von Hessen. Dieser war schon seit bent Reichstage zu Worms der Reformation zugetan und erklärte später, er wolle lieber Leib und Leben, Sand und Leute lassen, als von Gottes Wort weichen. Nach und nach würde die neue Lehre auch in Brandenburg (S. 143), Sachsen und anberen norbbeutschen Säubern eingeführt, währenb in Österreich und Bayern die Anhänger der neuen Lehre durch Kerker, Pranger und Hinrichtungen verfolgt würden. Auch in Dänemark, Norwegen und Schweden fanb die Reformation frühzeitig Eingang. 2. Wirkung. Die Reformation machte ihren Einfluß bald auf den mannigfaltigsten Gebieten geltend. Luther entwarf für das Kurfürstentum Sachsen eine Kirchenorbnung, die beit anberen Staaten halb als Mnster biente. Danach würden die Klöster aufgehoben nnb den Priestern gestattet, sich zu verheiraten. In Kirche nnb Schule, in Volk und Familie kam neues Leben. Die von Luther verdeutschte Bibel bilbete von jetzt an die alleinige Richtschnur für die kirchliche Lehre. An Stelle der lateinischen Messe trat das Abenbmahl in beiberlei Gestalt, und der Gottesbienst würde in beutscher Sprache gehalten; auch unterblieb die Anrufung und Verehrung der Heiligen. Die Gemeinbe selbst beteiligte sich am Gottesbienste mit dem Gesänge geistlicher Lieber, die größtenteils von Luther selbst gebichtet waren, wie das allbekannte: „Ein' feste Burg ist unser Gott." 3. Melauchthon. Der treueste Freunb Luthers hieß Melanchthon. Das war ein sehr gelehrter und frommer Mattn. Er hieß eigentlich Schwarzerb (Melanchthon — Schwarzerbe) ttnb war der Sohn eines Waffenschmieds. Auf der Schule war er der Liebling der Lehrer. Mit 21 Jahren schon wurde er Profeffor an der Universität zu Wittenberg, wo er eine innige Freundschaft mit Luther schloß. Er ist der Verfasser der Augsburgischen Konfession. (S. 114.) 56. Der Bauer im Mittelalter und der Bauernkrieg. 1. Ursprung der Hörigkeit des Bauern. Die Hörigen des Mittelalters stammten entweder von den Hörigen der alten Deutschen oder von freien Bauern ab. Die Äatteru waren ursprünglich Freie. Jeder hatte einen Hof mit einer ober mehreren Hufen Laub. Den Hof erbte in der Regel der älteste Sohn, die anderen Söhne blieben als Knechte (Hörige) bei ihm, ähnlich wie es noch heute in Westfalen ist. Nicht selten stellten sich die Bauern freiwillig in den Schutz eines reichen Abligen und nahmen bafür ihr Gut von ihm zu Lehen. (S. 88.) Sie erlangten dadurch Befreiung von dem lästigen Kriegsdienste, wurden aber allmählich hörige Bauern. Viele Dörfer und Bauerngüter waren auch als Geschenk an die Kirche gekommen, die daraus Lehensgüter machte. 2. Baucrueleud. Der hörige Bauer war ein recht armer Mann. Kaum hatte er Zeit, sein kleines Feld zu bestellen; denn er mußte zwei bis vier Tage in der Woche mit feinem Gespanne für feinen Herrn arbeiten. (S. Frondienste, S. 88!) Veranstaltete der Gutsherr eine Jagd, so war der Bauer verpflichtet, Treiberdieuste zu tun, stellenweise auch noch, das erlegte Wild meilen-

8. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 150

1907 - : Velhagen & Klasing
— 150 — mit Freuden aufgenommen und konnten sich nach Belieben in allen Provinzen, Städten, Flecken und Dörfern ansiedeln. Friedrich Wilhelm gab große Geldsummen für sie her, um ihnen das Leben in seinem Lande so angenehm wie möglich zu machen. Einmal hatte er auch Befehl gegeben, sie mit einer großen Geldsumme zu unterstützen. Aber die Beamten sagten ihm, die Kasse sei leer. „Nun wohl", erwiderte er, „so möge man lieber mein Silbergeschirr verkaufen als diese Leute ohne Hilfe lassen." Und bald war das Geld herbeigeschafft. Die eingewanderten Franzosen aber zeigten sich nicht undankbar für die Siebe des hochherzigen Fürsten und wurden treue, fleißige Untertanen. In vielen Künsten und Gewerbsarteu waren sie den Brandenburgern überlegen, besonders in der Goldschmiede-, Uhrmacher-, Juwelier- und Bildhauerkunst, und diese Künste kamen durch sie in Brandenburg, besonders in Berlin, zu einer immer größeren Blüte. Auch brachten die Refugies den Seidenbau und die Tuchmacherkunst mit nach Brandenburg. Anfangs bildeten sie selbständige Gemeinden. Allmählich aber verschmolzen die französischen Fremdlinge immer mehr mit den Brandenburgern, so daß nur noch wenige jener Gemeinden vorhanden sind. Die größte französischreformierte Gemeinde hat sich in Berlin erhalten. Sie zählt 6000 Seelen. g. Aks tzhrist. tzod. Medeuturrg. Der Kurfürst war ein frommer Christ. Als ihm die Krone von Polen unter der Bedingung angeboten wurde, daß er katholisch werde, sagte er: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht tun." Sein Wahlspruch war: „Gott meine Starke!" und diesem Wahlspruche gemäß tebte er auch. Jeden Tag hielt er kniend in seinem Schlafgemache sein Morgen- und Abendgebet. Die Kirche besuchte er jeden Sonntag, und oft nahm er teil an der Feier des heiligen Abendmahls. Auf allen Reisen und Kriegsfahrten begleiteten ihn das Nene Testament und die Psalmen. Als er sein Ende nahen fühlte, versammelte er die Seinen um sich, um Abschied zu nehmen. Den Kurprinzen ermahnte er besonders, den vererbten Ruhm zu wahren und zu mehren, seine Untertanen zu lieben und treue Räte zu hören. Zwei Tage vor seinem Tode kamen die beiden Hofprediger zu ihm. Der Kurfürst empfing sie mit den Worten: „Ich habe einen guten Kampf gekämpfet; ich habe den Lauf vollendet; ich habe Glauben gehalten." Ant Morgen des Todestages seufzte er: „Wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? Komm, Herr Jesu, ich bin bereit!" Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde auferweckeu." So starb der große Held. Er ist der eigentliche Gründer des preußischen Staates. Sein Land hatte sich fast um die Hälfte vergrößert, die Zahl der Bewohner verdoppelt, die Staatseinnahmen verfünffacht. Sein Heer war die erste Kriegsmacht der Welt. Mit Recht sagte Friedrich d. Gr. einst an seinem Sarge: „Der hat viel getan." h. Luise Kenrielle. Die Gemahlin des Großen Kurfürsten hieß Luise Henriette. Ihr Vater war der Prinz von Oranien, Statthalter der Niederlande. (S. 145.) Sie war eine sehr fromme Frau. Täglich hielt sie auf den Knien Morgen- und Abendandacht. Ihre liebsten Bücher waren die Psalmen und das Nene Testament, ihr Lieblingslied: „Jesus, meine Zuversicht." (Früher nahm man an, daß sie dieses Lied gedichtet habe; doch wird das jetzt bestritten.) Ihrem Gemahl war sie in herzlicher Liebe

9. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 18

1907 - : Velhagen & Klasing
— isoliert über den Don gegen die Goten zogen. Diese waren durch den Dniestr in Ost- und Westgoten geschieden. Zuerst wurden die Ostgoten überwältigt. Der 110 Jahr alte Ostgotenkönig Hermanrich war in offener Feldschlacht geschlagen und verwundet worden. Um die Schmach der Unterjochung nicht zu überleben, riß er Hunnenzug. sich den ver- band von der Wunde und starb. Me drei Völker warfen sich nun auf die Westgoten und verdrängten auch diese aus ihren Wohnsitzen. \5. Die Westgoten. Alarich (400). verlauf der Völkerwanderung bis zur Zeit Attilas. 1. Die Westgoten im Kampfe mit den Römern. Die Westgoten gingen über die Donau und erhielten südlich von diesem Flusse im Römischen Reiche (im jetzigen Serbien und Bulgarien) Wohnsitze. Da sie aber von den habgierigen Statthaltern statt des versprochenen Ochsen- und Hammelfleisches nur Katzen und Hunde erhielten, überhaupt wie Knechte behandelt wurden, griffen sie zu den Waffen und durchzogen rnubenb und plündernd das Laub. Als ihnen Kaiser Valens entgegenrückte, schlugen sie ihn in der Schlacht bei Abrianopel und verbrannten ihn auf der Flucht in einer Bauernhütte. Sein Nachfolger aber, Theodosius d. Gr. (S. 21), schloß mit ihnen Verträge ab und gab ihnen in den südlich von der Donau gelegenen Ländern und in Kleinasien Wohnsitze. 2. Ulfila. 350. Eine Anzahl Goten war durch gefangene römische Christen, besonders Geistliche, die sie mit sich führten, zum christlichen Glauben bekehrt worden. Ihr erster Bischof hieß Ulfila. „Dieser sorgte für sie in allen Dingen, vor allem aber ersann er besondere Buchstaben "für sie und übersetzte in ihre Sprache die ganze ßeilige Schrift. Nur die Bücher der Könige nahm er aus, weil sie von kriegerischen Taten berichten, das Volk der Goten aber schon genug Freude am Waffenhandwerk empfand." (Photius, Patriarch von Aonstantinopel.) Er war der erste Übersetzer der Heiligen Schrift in eine deutsche Mundart. Ein Teil dieser Übersetzung (die vier Evangelien) befindet sich in einer kostbaren Abschrift, der silberne Kodex genannt, in Upsala. 3. Alarich in Rom. Um das Jahr 400 stand an der Spitze der West- goten der König Alarich. Da ihm der weströmische Kaiser Honorius (S. 21) die versprochenen Jahrgelder nicht zahlen wollte, unternahm er einen Eroberungszug nach Italien und belagerte Rom.

10. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 63

1907 - : Velhagen & Klasing
— 63 — t>a8 Kaisertum Don den Anmaßungen des Papstes unabhängig zu machen, erlagen aber in den unaufhörlichen Kämpfen gegen die päpstliche Macht. Am gewaltigsten bat Friedrich Ii. gerungen. Sein Sohn Konrad Iv. starb, erst 27 Jahr alt, nachdem er mit seinem Brnder das väterliche Erbe Neapel und Sicilien erobert hatte, das ihm der Papst mit Hilfe treuloser Vasallen zu entreißen suchte. Konradin, Konrads einziger Sohn, gelangte nicht auf den Thron. Bei dem Versuche, sich in den Besitz Siciliens und Neapels zu setzen, wurde er in der Schlacht bei Tagliaeozzo [tnljafozzo] geschlagen, gefangen genommen und bald darauf in Neapel hingerichtet. (1268.) So starb, erst 16 Jahr alt, der letzte Sproß des hohenstaufifchen Kaiserhauses. 53. Die späteren Rreuzzüge. Linfluh der Rreuzzüge auf die Kultur. 1. Die späteren Kreuzzüge. Im Laufe des nächsten Jahrhunderts wurden noch mehrere Kreuzzüge unternommen, einer sogar von Knaben und Mädchen. In Pilgertracht gekleidet und von Priestern und Mönchen geleitet, zogen die Kinder in großen Scharen nach dem Mittelmeere, um sich daselbst einzuschiffen. Viele aber erlagen den Anstrengungen des Weges, andere fielen Seeräubern in die Hände, und nur wenige kehrten, von ihrer Schwärmerei geheilt, in die Heimat zurück. Im ganzen sind sieben Kreuzzüge unternommen worden. Obwohl mehr als sechs Millionen Menschen ihr Leben für die Eroberung des heiligen Landes dahingegeben hatten, so konnte man sich doch nicht dauernd den Besitz des Landes sichern. Jerusalem, Bethlehem u. a. eroberte Städte gingen nach und nach wieder in die Hände der Türken über, und 1291 mußten nach dem unglücklichen Ausgange des siebenten Krenzzuges auch Tyrus und Sidon, die letzten „fränkischen" Besitzungen, abgetreten werden. Damit hatten die Kreuzzüge ihr Ende erreicht. 2. Einfluß der Kreuzzüge auf die Kultur. Wenn durch die Kreuzzüge ein äußerer Erfolg auch nicht erzielt worden ist, so sind sie doch für die Entwicklung der europäischen Kultur von größter Bedeutung gewesen. Durch sie gewann der Papst, der ja als der eigentliche Oberbefehlshaber angesehen wurde, ganz bedeutend an Ansehen. Durch sie wurde der Ritterstand begeistert, sein Schwert dem Dienste Gottes zu widmen und für die Ausbreitung des Evangeliums zu wirken. (Ritterorden, S. 67.) Besonders groß war auch der Gewinn, den die Städte davontrugen. In den fremden Ländern und Städten lernte man fremde Sitten und Gebräuche, namentlich aber Künste, Gewerbe und Handelsgegenstände kennen, so z. B. Pelzstoffe, Seiden- und Baumwollenweberei, Herstellung der Spiegel- und Fensterscheiben, Wind- und Wassermühlen, Damaszener Schwerter und Rüstungen, die Armbrust (die im 13. Jahrhundert beim Heere eingeführt wurde) u. f. w. Bald entwickelte sich nun auch in der Heimat Kunst und Gewerbe zu großer Blüte. Man fing an, mit fernen Ländern Handel zu treiben, und so gelangten die Bürger in den Städten zu großem Wohlstände. Besonders blühten Handel und Gewerbe in den italienischen Seestädten und an mehreren Orten Süddeutschlands mächtig auf. (S. 81.) Auch für die Bauern waren die Kreuzzüge nicht ohne Vorteil. Denn der Papst ordnete an, daß jedem Bauer und jedem Knechte, der das Kreuz nehmen wollte, von seinem Herrn dazu Freiheit gegeben werden mußte. Starb der Herr während des Zuges, so schüttelten seine Knechte die Leibeigenschaft ab. Wenn sie dann in die Heimat zurückkehrten, wohnten sie meist als Pfahlbürger (S. 43) in den Städten.
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