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Verwandte von ihm die Druckerei, welche nach Eltvil (am Rhein sagen
gewöhnlich die Leute Elfeld) im Rheingau verlegt worden war, betrieben.
In Eltvil mämlich wohnte damals der Kurfürst und Erzbischof Adolph,
Graf von Nassau, der zu den Mainzern, die ihn verschmäht hatten, so
wenig Liebe trug, als die Mainzer, unter denen, seine Söldner dazumal,
als sie die Stadt eroberten, greulich gemordet, zu ihm. Erzbischof Adolph
nahm ihn auch unter seine Hofjunker auf. Das warf nun freilich keine
fetten Bratwürste ab und einen Hofjunker oder Kammerherrn unserer Zeit
käme ein Entsetzen an, wenn er nicht mehr Besoldung haben sollte, als
der arme Gutenberg hatte; er bekam nämlich alle Jahre eine Hofkleidung,
die Befreiung von allen Abgaben und das Recht, alle Jahre 20 Malter
Korns und zwei Fuder Weins zollfrei in Mainz einzuführen. Dazu war
er denn auch von allem Dienst bei Hofe entbunden. Das war zum Le-
den zu wenig, zum Sterben zu viel, und wenn nicht der Lohn, welchen er
von der Druckerei empfing, größer war, so mochte der arme, um die Welt
so hochverdiente Mann bei Zeiten dran denken, den Schmachtriemen eng
zusammenzuziehen.
So viel ist gewiß, goldene Tage erlebte er nicht; wohlverdienten Lohn
empfing er nicht; das Einzige, was ihm Freude im höheren Sinne be-
reiten konnte, war das, daß er der Welt die Pforte reicher Erkenntniß
eröffnet hatte, und wir Alle, wenn wir uns am Worte Gottes in unserer
lieben Muttersprache oder sonst einem guten Buche erbauen, sollten den
Alaun segnen, der durch sein Nachdenken und seine Kunst das Mittel fand,
uns dies Lesen möglich zu machen. Wahrhaftig, es thut einem leid, sagen
zu müssen: er starb im Jahre 1469 arm und gebeugt durch das Miß-
geschick, das ihn durch's ganze Leben begleitete. Verheirathet scheint er
gewesen zu sein, aber Kinder hatte er nicht. In der alten Franziskaner-
kirche in Mainz wurde er begraben, wo ihm ein braver Anverwandter
einen Denkstein setzte. Seines Stammes, nämlich der Gensfleische zum
Gutenberg, war er der Letzte. Die undankbare Welt erkannte und dankte
es lange Zeit dem großen Manne nicht, daß er ihr die Wege der Erkennt-
niß eröffnet hatte. Erst in unserer Zeit hat man es in Mainz erkannt,
daß die Stadt es sich schuldig sei und ihrem größten Bürger, daß sie ihm
ein Denkmal setze. Dies geschah denn mit großer Feierlichkeit am 14.
August 1837, und wenn einer unserer Leser nach Mainz kommt, so ver-
säume er ja nicht, das erzene Standbild Gutenberg's auf dem Platze nahe
bei dem Dome, der auch Gutenbergsplatz heißt, zu besehen, aber auch da-
bei zu bedenken, daß dieser Mann ein Werkzeug Gottes war, dem mensch-
lichen Geiste Bahnen des Erkennens und Wissens zu eröffnen, an die man
vor ihm nicht dachte; daß wir Alle ihm zum dankbaren Andenken ver-
pflichtet sind, weil all' unser Wissen, vom Abc-Buch bis zur Bibel, durch
seine Kunst und Gottes Rath uns zu Theil geworden ist.
Die Mönche nannten im Anfang die edle Buchdruckerkunst eine höl-
lische Erfindung, da sie ihnen eine Nahrungsquelle, nämlich das Bücher-
abschreiben, raubte; aber sie mochten auch wohl ahnen, daß nun die Zeit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Adolph Adolph Gutenberg August
109
schwammen, den Degen im Munde, nach dem jenseitigen Ufer und jagten
dem Feinde mehrere Kähne ab, die sie im Triumphe herüberbrachten.
Diese wurden mit Scharfschützen bemannt, um den Uebergang der Reiterei
zu decken. Ihnen zur Seite ritten der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba
und die übrigen Führer durch die Furth. Der Kaiser hatte sich wie zum
Siege geschmückt. Minder Linken tummelte er sein andalusisches Streit-
roß, mit der Rechten schwang er die Lanze und die eben durchbrechende
Sonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer.
Es war Sonntag und der Kurfürst wohnte eben dem Gottesdienste
bei, als man ihm plötzlich die Ankunft des Kaisers verkündigte. Anfangs
wollte er nicht glauben, was man ihm berichtete; als er aber nicht länger
zweifeln konnte, ordnete er eiligst seinen Rückzug nach Wittenberg an. Dock-
es war schon zu spät. Sein Heer wurde auf der Lochauer Haide einge-
holt und zum Treffen gezwungen. Mit dem wilden Kriegsgeschrei: Hispania!
Hispania! warf sich die spanische Reiterei auf die sächsische und schlug sie
in die Flucht. Bald waren auch die Reihen des Fußvolks durchbrochen,
und das ganze sächsische Heer löste sich in wilde Flucht auf. Der Kurfürst
suchte zu entkommen, wurde aber von einem Schwarm leichter Reiter ein-
geholt. Er vertheidigte sich mit dem Muthe der Verzweiflung, erhielt aber
einen starken Hieb in die linke Wange und mußte sich ergeben. Gefangen
wurde er vor den Kaiser geführt; Gesicht und Panzer waren mit Blut
bedeckt. Als ihn der Kurfürst mit den Worten: „Allergnädigster Kaiser!"
anredete, unterbrach er den Bittenden: „So, nun bin ich Euer allergnä-
digster Kaiser? Ihr habt mich lange nicht so geheißen!" — „Ich bin",
fuhr der Kurfürst fort, „Eurer kaiserlichen Majestät Gefangener, und bitte
um ein fürstliches Gefängniß!" — „Wohl!" rief der Kaiser, „Ihr sollt
gehalten werden, wie Ihr es verdient!"
Nun ging Karl vor Wittenberg, wo die Kurfürstin mit ihren Kindern
war. Der Kaiser verlangte, daß gleich die Thore geöffnet werden sollten,
sonst würde er ihnen den Kopf des Kurfürsten hineinschicken. Die muthige
Frau aber ließ sich nicht schrecken; sie mochte wohl die Drohung nicht für
Ernst halten. Indessen ward der hohe Gefangene wirklich zum Tode ver-
urtheilt, aber es kam nicht zur Hinrichtung; nur unter sehr harten Be-
dingungen konnte der Kurfürst sein Leben retten. Er mußte für sich und
seine Nachfolger auf die Kurwürde und auf sein Land Verzicht leisten, und
zu seinem Unterhalt behielt er blos einige Aemter in Eisenach, Gotha,
Weimar rc,, aus denen später die kleinen Herzogthümer sich bildeten. Sein
Land und seine Würde erhielt Moritz; durch ihn ist die jüngere (alberti-
nische) Linie in den Besitz des späteren Königreichs Sachsen gekommen.
Mit Ergebung unterwarf sich Johann Friedrich-seinem traurigen
Schicksal, das ihm jedoch der Kaiser aus alle Art zu mildern suchte, denn
er behandelte ihn fortan mehr wie einen Gast, als wie einen Gefangenen
Ueberhaupt zeigte sich der Kaiser in Sachsen höchst edelmüthig. Als die
Kurfürstiu mit ihren Kindern vor ihm einen Fnßfall that, hob er sie
freundlich auf, sprach ihr Trost zu und erlaubte ihrem Gemahl, acht Tage
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Moritz Karl Karl Ernst Moritz Johann_Friedrich-seinem Johann
135
Schriften, sonst vielfältig in vornehmen französischen und deutschen Histo-
rienbüchern gelesen und nächst denselben noch damit Ihre Zeit vertrieben,
daß Sie den berühmten Maler, den alten Lukas Kranach, allerhand Kontra-
fakturen und Bildwerk haben machen lassen."
Im August 1582 ließ endlich der Kaiser dem Kurfürsten seine Frei-
heit ankündigen. Schon am 6. Tage daraus saßen er und der treue Kranach
ans dem Reisewagen, um sich nach Weimar zu begeben, allwo sie mit groß-
ßer Freude empfangen wurden. Mehr aber als Alles erfreute den alten
Lukas, daß er seine Tochter Barbara, die Frau des sächsischen Kanzlers
Brück, hier fand. Von nun an beschloß er in Weimar zu bleiben, doch
schon im folgenden Jahre starb er in den Armen seiner Tochter, im -Listen
Jahre. Sein Grabmal ist noch in Weimar zu sehen.
Albrecht Dürer.
1.
Dieser berühmteste aller deutschen Maler, der Held deutscher Kunst,
wurde am 20. Mai 1471 %i der alten Reichsstadt Nürnberg geboren.
Sein Vater war ein geschickter Goldschmied, ans dem Dorfe Entas in
Ungarn stammend. Sehr jung war derselbe nach Nürnberg gekommen
und hatte daselbst als Goldschmiedsgesell im Hause Hieronymus Heller's,
eines trefflichen Goldarbeiters, eine bleibende Stelle gefunden. Seine Treu-
herzigkeit, sein Fleiß, seine große Geschicklichkeit und ein frommes, verstän-
diges Herz gewannen ihm des Meisters Neigung in so hohem Grade, daß
er ihn zu seinem Eidam erwählte und ihm seine schöne Tochter Barbara
zur Gattin gab. Aus dieser glücklichen Ehe entsprossen 18 Kinder, die
aber sämmtlich eines frühzeitigen Todes starben, bis auf unsern Albrecht
und zwei seiner Brüder, Andreas und Hans. Der wackere Dürer ver-
wendete aus die Erziehung seiner Kinder die größeste Sorgfalt. Sein
Wahlspruch lautete: Habet Gott im Herzen und handelt treu an eurem
Nächsten! Diesen Spruch prägte er von klein aus den jugendlichen Ge-
müthern seiner Söhne ein und Albrecht zumal, der Erstgeborene, vergaß
ihn nimmer. Er hatte ganz des wackern Vaters Geist und herzliche Bie-
derkeit geerbt.
Albrecht wuchs heran und ward ein blühend schöner Jüngling. Schon
als Knabe liebte er mehr eine sinnige, ernste Beschäftigung, als die ge-
räuschvollen Spiele der Jugend, und oft saß er, während seine Brüder
draußen im Freien umhertrollten, daheim im stillen Kämmerlein vor dem
Arbeitstische und suchte eine mathematische Aufgabe zu lösen, oder mit dem
Stifte eine Zeichnung nachzubilden, die sein kunstreicher Vater entworfen
und ihm znm Kopiren vorgelegt hatte. So konnte es denn, bei einer sel-
tenen natürlichen Anlage, nicht fehlen, daß er in kurzer Zeit bedeutende
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Lukas_Kranach August Lukas Barbara Albrecht_Dürer Albrecht Barbara Albrecht Andreas Hans Albrecht Albrecht
107
Bündniß und rüsteten sich geschwind. Nur Schade, daß unter ihnen gar
keine Einigkeit war. Johann Friedrich von Sachsen war ein guter
ehrlicher Mann, aber von sehr beschränkten Verstandeskräften. Er hatte
den sonderbaren Glauben, daß Gott sein Evangelium schon vertheidigen würde,
vergaß aber, daß Gott den immer verläßt, der seine Hände aus Trägheit
in den Schooß legt. Daher hatte er einen rechten Abscheu vor dem Kriege
und wurde darin von Melanchthon, der die Friedensliebe selber war, noch
mehr bestärkt. Ganz anders war dagegen Philipp von Hessen, ein
thätiger, verständiger Mann, der wohl einsah, daß es ohne Krieg nicht ab-
gehen würde, und daß es am vortheilhaftesten wäre, schnell anzugreifen,
ehe sich der Kaiser völlig gerüstet hätte. Aber dazu war Johann Friedrich
nicht zu bringen und darum konnte man schon jetzt vorher sagen, daß die
s ch m a l k a l v i s ch e n B u n d e s g e n o s s e n unterliegen würden.
Einige evangelische Fürsten schlossen sich gar nicht an den Bund an;
zu diesen gehörte der junge Herzog Moritz von Sachsen, ein Vetter
des Kurfürsten Johann Friedrich. Von den beiden sächsischen Linien, der
ernestinischen und albertinischen, hatte jene das Knrfürstenthum mit der
Hauptstadt Wittenberg, diese das Herzogthum mit der Hauptstadt Dresden.
Moritz war ein gewandter, talentvoller Fürst in der Blüthe der Jahre.
Aus seinen feurigen Augen blitzte Klugheit und Heldenmuth und seine
Seele strebte nach hohen Dingen. Mit seinem schwerfälligen Vetter mochte
er nichts zu thun haben; von seinem Schwiegervater, Philipp von Hessen,
hielt er sich aus Politik entfernt. Ihn gelüstete nach dem Besitze des be-
nachbarten Kurfürstenthums und sein Ehrgeiz galt ihm mehr, als alle
Familienbande. Das wußte der Kaiser und er suchte den jungen Fürsten,
der überdies so tapfer als liebenswürdig war, ganz auf seine Seite zu
ziehen. Bald war Moritz Karl's V. Liebling.
2.
Als der Krieg ausbrach, hatte der Kaiser nur 8000 Mann beisammen.
Die Truppen der oberländischen Städte, geführt von dem kriegserfahrenen
Sebastian Schärtlin von Bur ten b ach, erschienen zuerst auf dem
Kampfplatze. Schärtlin's wohldurchdachter Plan war, den kleinen kaiser-
lichen Heerhaufen zu überrumpeln, ehe der Kaiser in Deutschland Truppen
werben und Verstärkungen aus Italien an sich ziehen konnte. Deswegen
rückte er schnell gegen das Städtchen Füssen, nahe der Throler Grenze,
wo der Kaiser seinen Hauptwerbeplatz hatte. Die Kaiserlichen zogen sich
nach Baiern zurück; als aber Schärtlin sie verfolgen wollte, erhielt er
vom Augsburger Stadtrath, dessen Dienstmann er war, den Befehl, das
neutrale Gebiet des Herzogs von Baiern nicht zu betreten. Ohne diesen
unklugen Befehl würde der kluge Feldherr auf Regensbnrg losgegangen
sein, wo sieh der Kaiser mit seiner kleinen Macht befand. Um aber we-
nigstens den italienischen Truppen den Durchgang zu versperren, besetzte
er schnell die Ehrenberger Klause, den wichtigsten Paß. Schon
drang er nach Innsbruck, als ganz Tyrol zu den Waffen griff und auch
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Melanchthon Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_Karl's_V. Sebastian_Schärtlin
Extrahierte Ortsnamen: Schooß Wittenberg Dresden Deutschland Italien Baiern Baiern
174
M schwach. Die großen Herren hielten es unter ihrer Würde, von einer
Frau sich regieren zu lassen, und hätten am liebsten den kaiserlichen Kna-
den selbst in ihrer Gewalt gehabt, um in seinem Namen schalten und
walten zu können. Hanno, der Erzbischof von Köln, ein frommer, aber
herrschsüchtiger Mann, verband sich mit mehreren weltlichen Fürsten und
geistlichen Herren, der Kaiserin die Vormundschaft über ihren Sohn zu
entreißen. Er veranstaltete zu Kaiserswerth am Rhein ein glanzendes Fest
und lud dazu auch Agnes mit dem jungen Könige ein. Als die Kaiserin
in munterer Gesellschaft bei Tafel sich unterhielt, ward der Knabe aus ein
schönes Rheinschiff gelockt, das Hanno hatte erbauen lassen und nun seinen
Gästen zeigen wollte. Die Mutter ahnte nichts Böses; sobald aber ihr
Sohn das Schiff betreten hatte, setzten sich alle Ruder in Bewegung und
das Schiff flog davon. Da merkte Heinrich, daß man ihn entführen
wollte, er schrie und sprang über Bord in's Wasser. Doch vergebens!
Man zog ihn wieder heraus und führte ihn in die erzbischöfliche Burg zu
Köln. Voll Jammers blickte die edle Kaiserin ihrem entführten Sohne
nach; mit betrübtem Herzen verließ sie auf immer das treulose Deutsch-
land und ging nach Rom, um in der Stille der Klostermauern alle Wirr-
nisse der Welt, zu vergessen.
Hanno, ein strenger und finsterer Mann, hielt den jungen Heinrich
— er war damals zwölf Jahr alt — sehr streng, und Heinrich, der seine
verlorene Freiheit nicht verschmerzen konnte, warf einen bitteren Haß auf
den Erzbischof. Dieser hatte indeß einen klugen und gewandten Neben-
buhler in dem Erzbischof Adalbert von Bremen, der gar zu gern den
Königsknaben in seinem Hause gehabt hätte. Und wirklich, als nach Verlauf
von drei Jahren Hanno eine Reise nach Rom unternahm, gelang es dem
Adalbert, Heinrich zu befreien und nach Sachsen zu entführen. Bald hatte
der feine Weltmann das Vertrauen des Jünglings gewonnen und um diesen
sich geneigt zu machen, erlaubte er ihm Alles, fröhnte er allen seinen Lüsten
und Begierden und stürzte ihn von einem Vergnügen in's andere. An
eine Bildung des Geistes und Herzens ward gar nicht gedacht und Hein-
rich, von Natur schon leidenschaftlich, wurde mun durch und durch verzogen.
Was aber das Schlimmste war, Adalbert pflanzte in das Herz des jungen
Königs Haß und Groll gegen das Sachsenvolk, mit welchem er selbst in
beständiger Fehde lag. Er schilderte es als ein empörungssüchtiges, trotzi-
ges Volk, dem man den Fuß aus den Nacken setzen müßte.
2. Empörung der Sachsen.
In seinem sechszehnten Jahre wurde Heinrich für mündig erklärt, aber
was sollte man von einem Herrscher erwarten, der so stolz, launenhaft,
wankelmüthig und dem sinnlichen Vergnügen so ergeben war, wie Heinrich?
Gleich seinem Vater nahm auch er seinen Sitz in Sachsen, in den schönen
Thälern des Harzes, obschon er das Volk haßte. „Sachsen ist ein schönes
Land/' soll er einst gesagt haben, „aber die, welche es bewohnen, sind
nichtswürdige Knechte!" so sprach er vom Volke, und die sächsischen Fürfien
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Hanno Agnes Hanno Heinrich Heinrich Hanno Heinrich
— Heinrich Heinrich Heinrich Hanno Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Kaiserswerth_am_Rhein Rheinschiff Rom Bremen Rom Sachsen Sachsenvolk Sachsen Sachsen
163
an der Elbe Grana und baute an dessen Stelle Meißen, unterwarf die
Obotriten, Milzen und Redarier in Mecklenburg und der Priegnitz, zwang
den Böhmeufürsten Wenzel, ihm den Lehnseid zu leisten, und sandte die
Grafen Bernhard und Thietmar nochmals gegen die Redarier, die sich
empört hatten. Die Deutschen belagerten deren Hauptort Lenzen fünf
Tage, dann nahmen sie am frühen Morgen nach einer stürmischen Regen-
nacht das Abendmahl, griffen unverzagt den zahlreichen Feind an, besiegten
ihn nach tapferer Gegenwehr und eroberten Lenzen. Hierdurch übte Heinrich
seine Krieger im Kriegführen und sicherte Deutschlands Ostgrenze, welche
von der Elbe, Havel und Lausitz damals gebildet wurde. Im Jahre 934
zog der unermüdliche König sogar hinaus nach Schleswig, besiegte den
übermüthigen Dänenkönig Gorm bei dieser Stadt und machte die Provinz
Schleswig zu deutschem Reichslaud, indem er sächsische Kolonien dahin
führte. Der Bischof Unni von Bremen predigte in dem neuen Lande das
Christenthum und gewann Gorm's Sohn, Harald, für dasselbe.
5.
Während dem waren die neun Jahre verflossen, in welchen die Un-
garn Sachsen und Thüringen mit ihren Raubzügen verschonen wollten.
Ihre Gesandten erschienen, um den fälligen Tribut zu holen, Heinrich aber
ließ ihnen einen verstümmelten Hund überreichen. „Das ist Alles, was
ich für euch habe!" sagte er mit Entschlossenheit. Ein Racheschwnr und
ein Fußtritt gegen den Hund war der Gesandten Antwort, die sich fluchend
entfernten.
Daheim erzählten sie die erlittene Beschimpfung und bald riefen Feuer-
zeichen die raublustigen Schaaren zu eiuem Rachezuge nach Norddeutschland
zusammen. Ihr zahlloser Haufen stürmte durch Oestreich und Baiern
hinein nach Thüringen; allabendlich rötheten brennende Weiler und Flecken
den Himmel und wimmelte es auf den Straßen und Waldpfaden von
flüchtigen Weibern, Greisen und Kindern. Ungarn und Deutsche hatten
sich in zwei große Haufen getheilt und standen einander endlich in der
Gegend zwischen Gera, Merseburg und Sondershausen gegenüber. Bei
der letzteren Stadt erlag ein Ungarnhause dem Schwerte der Deutschen
und die Raubhorden zogen sich in die Ebene der Saale zurück. Ihnen
gegenüber lag Heinrich mit seinem Heere, der Sage nach an der Saale
bei Keuschberg, eine Stunde südlich von Merseburg, um die Seiuen an
den Anblick und die Gewohnheiten der wilden Feinde zu gewöhnen.
Da leuchteten weithin ihre Wacht- und Kochfeuer, da scholl Jubel
und rauher Gesang von.früh bis Abends im Ungarnlager, das Gekreisch
derer, die sich beim Theilen der Beute zankten, das Siegesgeschrei neu
ankommender Schaaren, die frische Beute brachten, dazwischen aber auch
das Wehgeheul der gemißhandelten Gefangenen. Gar oft stand Heinrich
auf einem Warthügel und sah mit verhaltenem Zorn dem Treiben der
Feinde zu, deren leichte Schaaren oft an das Lager der Deutschen heran-
sprengten, um sie höhnend zum Kampfe herauszufordern. Endlich war die
ii*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard Heinrich Heinrich Gorm Unni_von_Bremen Harald Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
167
Deutschen erstrebt hatte, also trachtete Otto sein ganzes Leben hindurch
nach dem Ruhm, die Slaven zu Christen und zu Deutschen zu machen.
Das war ein unrechtes Werk, wiewohl Otto es für ein gottgefälliges
hielt; denn keinem Fürsten der Welt giebt Gott das Recht, ein Volk zu
unterdrücken. Und gleichwie die irrige Absicht verwerflich war, so war
auch die Ausführung schändlich. Wider die Slaven focht nämlich der
Markgraf Gero, welcher ein gewaltiger Kriegsmann, aber roh und grau-
sam war und die Slaven wie Hunde ansah, die nur durch die Peitsche in
Treue zu halten seien. So hat er einmal dreißig ihrer Fürsten zu einem
Gastmahl laden und, während sie sorglos zechten, überfallen und ermorden
lassen. Darnach hat Gero (940) alle Wenden bis an den Oderfluß un-
terworfen, daß sie Zins geben mußten, und Otto stiftete die Bisthümer
Brandenburg und Havelberg. Aber durch die Uumeuschlichkeit der deutschen
Christen wurden die unterdrückten Slaven erst recht verstockt und heim-
tückisch.
Auch die nördlichen Nachbarn des Reichs, die kriegerischen Dänen,
empfanden Otto's Arm. Ueber diese herrschte König Harald, mit dem
Zunamen „Blauzahn"; der hatte die Mark Schleswig, welche König Hein-
rich gestiftet (um's Jahr 948), erobert und mit Mord und Brand ver-
wüstet. Da ist Otto wider die Dänen ausgezogen, über das „Danevirk"
gestiegen und hat sein Heer siegreich bis zur äußersten Spitze Jütlands
hinaufgeführt. Dort warf er, zum Wahrzeichen, daß nur das Meer sei-
nem Siege Grenzen setze, seinen Speer in die Wogen hinab; davon heißt
der Meerbusen dort der Ottensund." Nach einer Schlacht bei Schleswig
bat Harald „Blauzahn" endlich um den Frieden und erhielt ihn unter der
Bedingung, daß er sich taufen ließ und sein Reich Dänemark dem deut-
schen Könige zu Lehen übergab. Da stiftete Otto, drei Bisthümer in
Jütland zur Bekehrung des Volks; denn die Religion war ihm ein hei-
liger Ernst, wenn er auch in der Wahl der Mittel zum Zweck nach der
Ansicht seiner Zeit oft irrte. Aber der gute Zweck soll nie ein schlechtes
Mittel heiligen.
Durch so viele kühne Thaten hatte Otto, da er erst 38 Jahre zählte,
das Ansehen der deutschen Königswürde und die Grenzen des Reichs weit
ausgebreitet; mit freudigem Stolze sah das deutsche Volk auf ihn, wie er
es bei allen andern Völkern zu hohem Ruhme brachte. Die Freien kamen
wieder zu Ansehen; der Heerbann hielt sich fest zusammen und der Stern
der Ehre leuchtete ihnen zu kühnen Thaten. Auch die Geistlichkeit hielt
den König Otto gar hoch, weil er nicht blos den Glauben durch Schwertes-
macht ausbreitete, sondern auch die Kirche durch reiche Gaben und kost-
bare Rechte trefflich versorgte. In den Städten wuchs indessen das Bür-
gerthum still und unbeachtet, aber kräftig heran, vom ersten Morgeuschim-
mer der neuen Freiheit begrüßt. So war im Innern des Landes ein
schönes Einverständniß zwischen allen Ständen und hoch oben auf der
Spitze der Ordnung stand der König, gerecht, kühn, fromm, mild und weise,
das deutsche Herz voll stolzer Hoffnungen auf noch größere Herrlichkeit.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Otto Otto Gero Gero Otto Harald Otto Harald_„Blauzahn" Otto Ernst Otto Otto
284
(Salier), fanden sich zu jener Zeit die ausgezeichnetsten Dichter zusammen.
Da fuhr die eine Dichterschaar ein, die andere aus, so Nacht als Tag,
und hätte ein Fuder Wein auch tausend Pfund gegolten — meint Herr
Walther, — des Ritters Becher hätte doch nicht leer gestanden.
Daß es unter den Minnesängern verschiedene Schulen gab, die von
verschiedenen Fürsten unterstützt, oft sehr feindlich gegen einander standen,
erkennen wir aus folgender Sage: Im Jahre 1207 ereignete es sich, daß
fünf edle Sänger auf der Wartburg zusammentrafen, um mit dem jungen
Heinrich von Ofterdingen einen poetischen Wettkampf zu streiten. Die
Sänger waren, nächst Walther, Wolfram von Eschenbach, Reinmar von
Zweter, Heinrich von Risbach (der Kanzler des Landgrafen Hermann) und
Biterolf (vom landgräflichen Hofgesinde). Der Streit galt dem Lobe des
würdigsten Fürsten; da pries Heinrich von Ofterdingen den glorreichen
Leopold Vii. von Oestreich, alle übrigen aber rühmen den Thüringer Land-
grafen und ihnen schließt sich Walther an, nachdem er zuvor das Lob des
Königs von Frankreich gesungen. Die Merker führten die Aufsicht und es
war festgesetzt, daß der Besiegte den Tod von der Hand des Scharfrichters
erleiden sollte. Gegen die fünf Gegner konnte Heinrich nicht aufkommen,
die Merker erklärten ihn für besiegt und schon sollte der Stempfel (Scharf-
richter) ihn aufknüpfen, als der junge Dichter sich unter den Mantel der
schönen Landgräfin Sophie von Baiern flüchtete. Diese schützte ihn und
wirkte die Erlaubniß aus, daß der berühmte Meister Klingsor aus Sieben-
bürgen als Schiedsrichter herbeigeholt wurde. Nun begann auf's Neue
der Wettgesang und Meister Klingsor sang mit Heinrich gegen die Fünfe,
bis er sie endlich versöhnte.
So endete im Frieden der Sängerkrieg auf der Wartburg.
3.
Nach König Philipp's Untergange wandte sich Landgraf Hermann und
mit ihm unser Walther dem König Otto zu; aber dieser war nicht der
Mann für Beide, am wenigsten für Walther, da er auf Gesang und Sän-
ger gar nichts gab. Da ward der junge Friedrich von Hohenstaufen aus
Italien berufen und Beide, der Landgraf und Walther, hingen nun diesem
an. Und welche Freude! Der junge Friedrich beschenkte den Dichter mit
einem Ritterlehen, worüber Walther höchlich jubelte, denn er sehnte sich
nach vielem Wanderleben nach einer bleibenden Heimath. Er wurde jedoch
kein Schmeichler der Großen und gab den Fürsten vortreffliche Lehren.
An die Fürsten.
Ir dürsten, tugend iwer sinne mit reiner güete,
sit gegen vrinnden sanfte, tragt gein vinden hochgemüete,
sterkct reht und danket gote der grozen eren,
daz mannir mensch sein lip sin guot muoz in zu dienste keren;
sit milde, vridebäre, lat in wirde iuch schouwen,
so lobent iuch die reinen suezen vrouwen;
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TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
Extrahierte Personennamen: Walther Heinrich_von_Ofterdingen Heinrich Walther Wolfram_von_Eschenbach Reinmar_von
Zweter Heinrich_von_Risbach Heinrich Hermann) Heinrich_von_Ofterdingen Heinrich Leopold_Vii Leopold Oestreich Walther Heinrich Heinrich Sophie_von_Baiern Klingsor Klingsor Heinrich Heinrich Hermann Otto Walther Friedrich_von_Hohenstaufen Friedrich Walther Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wartburg Frankreich Wartburg Italien
186
Als nämlich das fränkische Kaiserhans mit Heinrich V. im Jahre 1125
erloschen war, wurde Lothar, der Herzog von Sachsen, zum Könige ge-
wählt. Dieser regierte bis 1137. Er hatte mächtige Gegner an den beiden
hohenstausischen Brüdern Konrad von Franken und Friedrich von
Schwaben. Fast die ganze Zeit seiner Regierung war ein ununterbro-
chener Krieg gegen sie. Um seinen Feinden gewachsen zu sein, verband er
sich mit Heinrich dem Stolzen, Herzog von Baiern, und gab ihm
seine Tochter nebst seinem Herzogthume Sachsen. Durch den Besitz dieser
beiden Herzogthümer wurde Heinrich der mächtigste Fürst von Deutschland
und der Schrecken seiner Feinde. Als nun Lotbar ohne Kinder starb,
betrachtete der Stolze den Thron als sein zuverlässiges Eigenthum, das
ihm wohl Keiner streitig machen würde, und er nahm auch zugleich die
Reichskleinodien zu sich. Aber eben seine große Macht und der Ueber-
muth, mit welchem sie ihn erfüllte, vereitelten seine Hoffnung. Die Gro-
ßen des Reiches fürchteten ihn nur, liebten ihn aber nicht. Zu seinem
nicht geringen Erstaunen wählte man nicht ihn, sondern Herzog Konrad
von Hohenstaufen zum deutschen Kaiser.
Ueber diese Wahl war Heinrich sehr entrüstet und wollte sie nicht
gelten lassen. Da ward er als Empörer seiner beiden Herzogthümer ent-
setzt und geächtet. Baiern bekam der kriegerische Markgraf Leopold
von Oe st reich, Sachsen dagegen der Markgraf von Brandenburg,
Albrecht der Bär. Um diese Zeit findet man auch zuerst den Namen
Berlin genannt, gleichwie an den Ufern der Donau in der Gegend des
alten Vindobona sich die Stadt Wien erhob.
Heinrich war jedoch nicht der Mann, der sich seine Länder ohne
Schwertstreich nehmen ließ. Er griff zu den Waffen und vertrieb Albrecht
den Bären. Und schon rüstete er sich zum zweiten Kampfe um sein Her-
zogthum Baiern, als ihn der Tod vom Schauplätze des Krieges abrief.
Er hinterließ einen Sohn von zehn Jahren, der sich nachher durch seinen
Muth den Namen Heinrich der Löwe erwarb. Billig hätte der Kleine,
weil er an des Vaters Vergehungen unschuldig war, beide Herzogthümer
wieder erhalten sollen; Konrad gab ihm aber nur Sachsen zurück. Da
nahm sich Welf, ein Bruder des verstorbenen Herzogs, des jungen Prin-
zen an und griff für dessen Erbe zu den Waffen. Bei dem Städtchen
Weinsberg im heutigen Königreich Würtemberg kam es zwischen ihm
und Konrad im Jahre 1140 zu einer Schlacht. In dieser war das Feld-
geschrei der Baiern: „Hier Welf!" und die Losung der Hohenstaufen:
„Hier Waiblingen!" womit die Stadt Waiblingen in Würtemberg gemeint
war, die zu den Stammgütern der Hohenstaufen gehörte. Hieraus ent-
standen die Parteinamen der Welfen und Waiblinger, oder, wie die Ita-
liener sagten, der G u e l f e n und G h i b e l l i n e n (Baiern und Schwaben),
und die Feindschaft dieser Parteien spann sich durch Jahrhunderte fort,
indem sich die Päpste, um die Macht der hohenstausischen Kaiser nieder--
zuhalten, auf Seite der Welfen stellten.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_V. Heinrich_V. Lothar Konrad_von_Franken Konrad Friedrich_von
Schwaben Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Konrad
von_Hohenstaufen Konrad Heinrich Heinrich Leopold
von_Oe Leopold Albrecht Heinrich Heinrich Albrecht Heinrich Konrad Welf Konrad Konrad Welf!"
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Baiern Sachsen Deutschland Sachsen Brandenburg Berlin Donau Wien Baiern Sachsen Weinsberg Königreich_Würtemberg Baiern Waiblingen Waiblingen Würtemberg Baiern Schwaben
162
Orten große geräumige Festen angelegt würden, wohin ein jeder neunte
Mann ans dem umliegenden Gan als Besatzung ziehen sollte. Zwar war
das Wohnen in Städten der Gewohnheit des Norddeutschen zuwider und
es gab hie und da viel Widerstreben; aber man erkannte sehr bald die
Weisheit der königlichen Verordnung und baute Tag und Nacht mit sol-
chem Eifer, daß sich bald überall im Lande Städtchen mit stattlichen Thür-
men und starken Mauern erhoben, hinter deren Zinnen die wehrhaften
Bürger trotzig die Ungarn erwarteten. Da ward Hamburg befestigt,
Itzehoe ausgebaut, die Mauern um Magdeburg, Halle und Erfurt erwei-
tert, denn diese Flecken bestanden schon seit Karl's des Großen Zeit; es
wurden neu gegründet Quedlinburg, Merseburg, Meißen, Wittenberg,
Goslar, Soest, Nordhausen, Duderstadt, Gronau, Pölde und viele andere,
von denen in alten Chroniken nichts aufgezeichnet ist.
Der in der Burg Wohnende hieß Bürger und fing an, sich mit aller-
lei zu beschäftigen, um nicht müßig zu bleiben und Waaren vom Landmann
eintauschen zu können. Die Kaiser begünstigten den Städtebau, gaben je-
dem Leibeigenen, der in die Stadt zog, die Freiheit, verlegten Messen und
Märkte in die Städte, verliehen an dieselben Münz- und Steuerrechte,
schenkten ihnen viel liegende Gründe und Forsten, so daß das Städtewesen
sich rasch entwickelte und die Kaiser in ihren Streitigkeiten mit dem un-
fügsamen Adel bei den kampfgeübten Bürgern stets treue Hülfe fanden.
Nach wenig Jahrhunderten waren die Städte, die nun meist Republiken
unter dem Namen ,,freie Reichsstädte" wurden, der Sitz der Kunstfertig-
keit, des europäischen Handels, der Wissenschaften und der Bildung. Sie
waren eine Zeit lang die dritte Macht im Staate und welche Bedeutung
sie gegenwärtig für Staat und Bildung haben, liegt ja ans der Hand.
Diesen unermeßlichen Nutzen hatte Heinrichs Befehl zum Städtebau.
Außerdem erneuerte er den Heerbann, d. i. die uralte Landwehr, indem
er befahl, daß nicht nur die Vornehmen, sondern jeder älteste Sehn eines
Hofes zu Pferde erscheinen mußte. Weiter verordnete er, daß diese Land-
wehren in ihren Gauen sich öfter versammeln sollten, um sich zu üben,
in Reihe und Glied zu reiten, zu schwenken, anzugreifen u. s. w. Die
kleinen Schaaren theilten sich dann gewöhnlich in zwei Abtheilungen, die
gegen einander ritten und die feindliche Reihe zu durchbrechen suchten.
Jede Abtheilung trug ein gemeinschaftliches Abzeichen und hatte eine ge-
meinsame Kasse, denn die, welche sich von ihrem Corps hatten abschneiden
lassen, mußten eingelöst werden. Diese Reiterübungen sind die Anfänge
der Turniere und jene Verbindungen der Reiterparteien der Ursprung der
Ritterorden mit ihren Wappen. Da bei großen Uebungen Damen zuzu-
schauen pflegten, so ist Heinrich der Gründer des Ritterthums mit seinem
Damendienste und seiner Liebe zu Kriegsabenteuern.
Nachdem Heinrich diese Einrichtung getroffen hatte, wollte er ihre
Brauchbarkeit gegen einen schwächer» Feind versuchen. Die slavischen
Heveller an der Havel reizten seinen Zorn, er ließ ihre Hauptstadt Bren-
nabor (Brandenburg) mitten im Winter erobern, nahm den Daleminzieru
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Heinrich_der_Gründer Heinrich Heinrich Heinrich