73
2.
Als der Knabe im Hause des Kambyses anlangte und sich Zu erkennen gab, da war die Bewunderung und Freude seiner Eltern über alle Maßen. Sie hatten ihn schon längst todt geglaubt. Cyrus konnte nicht genug erzählen und sein drittes Wort war immer die Hirtenmutter, die er sehr lieb gewonnen hatte.
Den Astyages verlangte es aber nach seinem Enkel und er ließ ihn und seine Mutter wieder zu sich an seinen Hof kommen. Der Knabe war in der strengen kriegerischen Lebensweise der Perser auserzogen und machte große Augen, als er beim Könige Alles so fein geputzt und geschmückt fand. Selbst der König auf seinem Throne hatte sich Lippen und Wangen, Stirn und Augenbrauen gefärbt. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat, auf den geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O was ich für einen schönen Großvater habe!" — „Ist er denn schöner als dein Vater?" fragte lächelnd die Mutter. „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist mein Vater der schönste; aber unter den Medern der Großvater." Dem alten Könige gefiel diese Antwort; er beschenkte den Kleinen reichlich und dieser mußte bei Tische immer neben ihm sitzen. Hier wunderte er sich über die Menge Gerichte, mit welchen die Tische von oben bis unten besetzt wurden. „Großvater" — rief er — „du hast doch viele Mühe, satt zu werden, wenn du von dem Allen essen mußt!" Astyages lachte und sprach: „Jst's denn hier nicht besser als bei euck in Persien?" — „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus, — „aber wir werden viel geschwinder und leichter satt. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt zu werden; ihr aber, ach! was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis ihr so weit kommt!" Mit Erlaubniß des Großvaters vertheilte nun Cyrus die übrig gebliebenen Speisen unter die Diener und alle bekamen etwas, nur nicht Sakas, der Mundschenk und Liebling des Königs. „Warum bekommt denn dieser nichts," — fragte scherzend der König, — „er schenkt ja den Wein so geschickt ein?" „Das kann ich auch," — erwiederte rasch der Kleine, — „und trinke dir nicht zuvor den halben Becher aus!" Darauf nahm er den Becher, goß Wein hinein und reichte ihn ganz artig dem Könige. „Nun," - sprach der Großvater, „du mußt auch den Wein erst kosten." — „Das werde ich wohl lassen," antwortete der Kleine, — „denn es ist Gift darin, das habe ich neulich bei eurem Trinkgelage wohl bemerkt. Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durcheinander geschrien und gelacht! Die Sänger schrien sich die Kehlen heiser und Niemand konnte sie hören. So lange ihr saßet, prahltet ihr mit eurer Stärke; und als ihr aufstandet, konnte keiner gehen, ihr fielet über eure eignen Füße. Ihr wußtet nicht mehr, was ihr wäret, du, o König, nicht, daß du König, jene nicht, daß sie Unterthanen waren." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauschet er sich nie?" — „Nie." — „Und wie macht er es denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts."
Wegen solcher und ähnlicher munterer Einfälle gewann Astyages seinen Enkel immer lieber. Er ließ ihn reiten, schenkte ihm die schönsten
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Brod Cyrus Cyrus
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auch Uebungen in der Bildung des Geistes, daher unsere Gelehrten-schulen den Namen „Gymnasien" empfangen haben. Der Staat sollte nur aus gesunden und kräftigen Bürgern bestehen. Daher wurde jedes neugeborne Kind erst besichtigt und wenn es zu schwach und kränklich befunden wurde, dem Verhungern ausgesetzt, „weil ja das Leben ein cs gebrechlichen Menschen weder ihm selber, noch dem Vaterlande frommen könne." Die lacedämonischen Ammen warteten die Kinder mit vieler Kunst und Sorgfalt und waren um dieser Vorzüge willen auch im Auslande gesucht. Sie zogen ihre Pfleglinge ohne Windeln auf und ließen ihre Glieder sich frei entwickeln. Auch sorgten sie dafür, daß die Kinder keine Kostverächter wurden, und litten an ihnen keine Unart, noch Furchtsamkeit im Finstern oder in der Einsamkeit.
Sobald die Knaben das siebente Jahr erreicht hatten, entzog sie der Staat der elterlichen Erziehung und nahm sie unter seine eigene Aufsicht, denn man hielt die Kinder für ein Gemeingut des Vaterlandes. Von nun an ließ man sie beständig zusammenleben, mit einander essen, spielen und lernen. Lesen und Schreiben lernten sie nur zur Nothdurft; Gehorsam gegen die Oberen, Ausdauer unter den Mühseligkeiten, Sieg im Kampfe — dies waren die ersten und letzten Tugenden. Darum hielt man sie mit den Jahren immer strenger; man ließ sie jederzeit in leichter Kleidung und barfuß gehen, nackend spielen, auch Hitze und Kälte, Hunger und Durst ohne Murren ertragen. Die Streu, auf welcher sie schliefen, mußten sie sich selber zusammentragen und das Schilf dazu, welches am Flusse Eurotas wuchs, mit der bloßen Hand knicken. Selbst die Mädchen härtete man durch Wettlauf und Ringen ab, damit sie einst kräftige Mütter würden. Bei ihren öffentlichen Spielen priesen die Jungfrauen bisweilen die Thaten der würdigsten Jünglinge, oder spotteten auch wohl der Schwachen und Feigen.
Weil ein guter Kriegsmann auch gewandt und klug sein muß, leitete man die Knaben frühzeitig zur List und Verschlagenheit. Man gab ihnen sehr karge Kost, damit sie aus den Speisesälen und Obstgärten auf geschickte Art stehlen lernten; wurden sie bei der That aber ertappt, so büßten sie — nicht den Diebstahl, sondern ihr Ungeschick, mit Fasten. Auch wurden sie im Tempel der Diana zuweilen bis auf's Blut gegeißelt, ohne daß sie ihr Gesicht zum Schmerz verzogen. Wie weit ihre Selbstüberwindung ging, kann man daraus entnehmen, daß Einer, der einen Fuchs gestohlen und ihn unter den Falten seines Mantels verborgen hatte, keinen Laut von sich gab, bis er todt niederfiel, weil der Fuchs ihm den Unterleib aufgebissen hatte.
Feigheit war die größte Schande und Flucht im Kriege ehrlos. Deshalb gab eine spartanische Mutter ihrem Sohne, als er in den Krieg zog, den Schild mit den Worten: „Mit ihm oder auf ihm!" d. h. entweder sieg' oder stirb! Als eine andere Spartanerin die Nachricht erhielt, ihr Sohn sei gefallen, fragte sie rasch: „Und hat er gesiegt?" Als man ihr das tiejahete, fuhr sie fröhlich fort: „Nun dazu habe ich ihn geboren,
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kndes vergessen kannst! und so fahre künftig jede Römerin hin, die einen Feind betrauern wird!"
Dieser Schwestermord stimmte den allgemeinen Jubel herab, und so verdient sich auch Horatius um sein Vaterland gemacht hatte, er wurde vor Gericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Die letzte Entscheidung jedoch blieb dem Bolke; und dieses, gerührt durch des Vaters flehende Bitten, man möchte ihm nicht seines letzten Kindes berauben, sprach den Horatius von der Todesstrafe frei. Doch mußten Reinigungsopfer zur Entsündigung dargebracht werden, und der Schuldige ward von den Liktoren unter einem auf zwei Pfählen ruhenden Balken — einer Art von Galgen — mit verhülltem Gesicht durchgeführt.
2. Zerstörung von Albalonga.
Die Albaner trugen das römische Joch mit großem Unwillen und Fuffetius, ihr Feldherr, sann auf Mittel, seine Vaterstadt wieder zu befreien. Er hetzte die Fidenater und Vejenter, zwei Nachbarn Roms, zum Krieg gegen dasselbe auf und versprach ihnen, wenn es zur Schlacht käme, mit alle,: seinen Albanern zu ihnen überzugehen. König Tullus rückte den Feinden entgegen, bot die Albaner auf, ihm Hülfe zu leisten, und stellte sich unter Fuffetius aus den rechten Flügel seines Heeres. Das Treffen begann, Tullus stürzte sich aus die Vejenter, Fuffetius dagegen, anstatt aus die Fidenater einzuhauen, zog seine Albaner allmählich rechts herum, wagte es aber doch nicht, sich öffentlich mit dem Feinde zu vereinigen, denn er wollte erst abwarten, auf welche Seite sich der Sieg neigen würde. Ein Reiter sprengte zum Tullus heran und meldete ihm die Bewegung der Albaner. Tullus erschrak, doch faßte er sich schnell und ries mit scheinbarer Freude so laut, daß die Vejenter es hörten: „Die Albaner umzingeln die Fidenater aus meinen Befehl!" Bei diesen Worten sank den Vejentern der Muth. König Tullus gelobte der Furcht und dem Schrecken Tempel zu erbauen, wenn es ihm gelingen sollte, Furcht und Schrecken unter seinen Feinden zu verbreiten. Das gelang ihm; die Vejenter flohen, die getäuschten und unschlüssigen Fidenater wurden von den Geschlagenen mit fortgerissen, und die Römer erfochten einen glänzenden Sieg.
Nach der Schlacht beeilte sich Fuffetius, dem Tullus feinen Glückwunsch darzubringen, dieser stellte sich freundlich und dankte ihm. Am andern Morgen berief er beide Heere zu einer Versammlung; die Albaner drängten sich neugierig um den König Tullus, die Römer, auf ihres Königs Befehl bewaffnet, umgaben ihn. „Römer," sprach jetzt Tullus, „gestern in der Schlacht haben uns die Götter fichtbarlich beigestanden, denn -— ihr wißt es selbst noch nicht — nicht mit den Feinden allein habt ihr gekämpft, sondern auch mit der Verrätherei unserer Freunde. Nicht auf meinen Befehl zogen die Albaner von unserer Seite fort; es war ihr heimlicher Plan, zu den Feinden überzugehen. Doch nicht auf das Heer schiebe ich die Schuld, es folgte nur dem Befehle feines Fiih-
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jedem Jahre an Kraft zu; Keiner verweigerte mehr Kriegsdienste, und das Volk hatte frische Lust, große Thaten zu vollbringen, weil es sein Vaterland liebte.
Iii. Die Heldenzeit der Republik.
1. Kurtius. Manlius. Decius.
1. Kurtius.
Nachdem Kamillus 64 Jahre lang der Republik gedient hatte, starb er an der Pest. Furchtbar wüthete die Krankheit und raffte viele wackere Bürger hin. Die Noth vermehrte sich, als ein Erdbeben die Stadt erschütterte und auf dem Markte einen tiefen Abgrund bildete, der sich durchaus nicht wollte füllen lassen. Die Augurn prophezeiten, es würde der Riß nur dann wieder geschlossen werden, wenn der Stärkste und Mächtigste der Stadt hineingeworfen würde. Da setzte sich der junge Kurtius in voller Rüstung auf sein prächtig aufgezäumtes Roß, weihete sein Leben den Göttern und sprengte muthig in den Abgrund, der ihn verschlang, aber auch alsbald sich schloß.
2. Manlius.
Die Latiner verlangten mit den Römern Ein Volk zu bilden, und daß sie wie die Römer einen Konsul wählen könnten. Dazu waren die Römer viel zu stolz, um solches zu bewilligen; sie wollten Römer bleiben und allein herrschen. Also zogen sie in's Feld unter dem Konsul Titus .Manlius. Dieser befahl seinen Soldaten bei Todesstrafe, daß ohne seine Erlaubniß sich Niemand mit den Feinden in einen Kampf einlassen sollte, denn strenge Ordnung mußte in einem römischen Heere sein. Nun ritt eines Tages sein Sohn mit einigen Reitern aus, um den Feind auszukundschaften; er begegnete dem Anführer der latinischen Reiterei. Dieser forderte den jungen Manlius zum Zweikampf heraus. Der tapfere Römer hielt es für schimpflich zu fliehen, er dachte nicht mehr an das Verbot, nahm den Zweikampf an, erschlug den Latiner und kehrte mit der erbeuteten Rüstung Iriumphirend ins Lager zurück. Er konnte freilich nicht leugnen, daß er wider das Verbot den Kampf gewagt hatte; doch alle Soldaten freuten sich seines Sieges und baten laut den Konsul, die Strafe zu erlassen. Manlius aber winkte den Liktoren, die mußten seinen Sohn ergreifen und ihn enthaupten, damit allen Römern offenbar würde, wie das Gesetz das Höchste sei.
3. Decius.
Dann führte Manlius das Heer den Latinern entgegen; am Berge Vesuv begann die Schlacht. Den einen Flügel des römischen Heeres be-
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fertigte der Konsul Manlins, den andern der zweite Konsul Decius. Vor der Schlacht war beiden Feldherren eine göttergleiche Gestalt erschienen, die hatte verkündet, der eine Feldherr und das andere Heer sei den Todesgöttern verfallen. So beschlossen denn beide Konsuln, daß der Feldherr des zuerst weichenden Flügels sich selbst opfern und damit das feindliche Heer dem Untergange weihen solle.
Decius befehligte den linken Flügel, dessen erstes Treffen wich. Da ließ sich der brave Feldherr vom Oberpriester dem Tode weihen. Er verhüllte sein Antlitz und betete zu allen Göttern der Ober- und Unterwelt für sein Volk um Sieg, für den Feind um Furcht und Graus. Dann sprach er über sich und den Feind den schrecklichen Todesfluch. Jetzt, wie der Geist des Verderbens, brauste er hoch aus schnaubendem Rosse mitten unter die Legionen der Latiner; entseelt sank er nieder. Die Römer wollten ihren Feldherrn rächen, die Latiner wurden bestürzt und konnten dem furchtbaren Andrang nicht widerstehen. Sie mußten fliehen, kaum der vierte Theil entkam. Ihr Lager und Decius' Leiche, die herrlich bestattet wurde, fiel in die Hände der Sieger (361 v. Chr.).
2. Pyrrhus. *) Fabricius. Kurius.
1.
In ganz Mittelitalien waren die Römer schon Herren geworden, und bald fanden sie auch zu ihrer Freude eine Gelegenheit, den Krieg in Unter-italien zu führen. Dort war die mächtigste Stadt T arent. Die Griechen, die sie bewohnten, waren reich und lebten üppig, es waren leichtsinnige und übermüthige Menschen. Sie nahmen einmal ohne allen Grund den Römern vier Schiffe weg, und als deswegen römische Gesandte in Tarent erschienen, wurden sie vom Volke verhöhnt und beschimpft, weil sie das Griechische nicht ganz richtig sprachen. Als nun aber die Römer mit einem starken Heere anrückten, riefen die Tarentiner den König Pyrrhus von Epirus zu Hülfe, der durch seine großen Kriegsthaten weit und breit berühmt war.
Epirus war ein halbgriechisches Land, das westlich von Macedonien lag und Pyrrhus brauchte nur über das Adriatische Meer zu fahren, so war er in Italien. Er war ein vortrefflicher Feldherr, sein Heer hatte er aufs Beste eingerichtet und in vielen Kämpfen geübt. Der Krieg war seine Herzenslust und er war voll Begierde, zu erobern und zu herrschen, gleichviel wo es war. Zuerst hatte er in Macedonien und Griechenland Krieg geführt, denn da war lauter Unordnung, nachdem das Reich Alexanders des Großen zerfallen war.
Nun, als ihn die Tarentiner riefen, dachte er gleich, ganz Italien
*) Nach Mthaus.
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212
Jeder zitterte vor beut gewaltigen Diktator ober schmeichelte ihm. Tie Macht der Tribunen hörte nun fast ganz auf, alle Gesetze, welche zum Vortheil des Volkes gegeben waren, würden aufgehoben; so schien die Macht des Abels wieber fest gegrünbet.
Nachbem Sulla fünf Jahre lang unumschränkt geherrscht hatte, würde er der Regierung selber iiberbrüßig; er legte seine Diktatur nieber und zog sich auf ein Lanbgut zurück. Dort führte er mit Schmeichlern und Freunben, unter Tänzerinnen und Schauspielern ein ausschweifenbes Leben, aber schon nach einem Jahre starb er an einer ekelhaften Krankheit in Folge seiner Schwelgereien.
3. Spartakus der Sklavengeneral.
1. Die Sklaven.
Sklaven gab es in Rom, in Italien, in der ganzen alten Welt eine große Menge; die Kriegsgefangenen, besonders die von den barbarischen Völkern, von den Afrikanern, Galliern, Germanen, Thraciern, würden zu Sklaven gemacht und verkauft, und alle Kinder der Sklaven und Skla-vinnen blieben dann auch in der Knechtschaft. Alle möglichen Dienste würden von den Sklaven verrichtet: sie mußten das Land bauen und die häuslichen Geschäfte besorgen; Manche von ihnen, besonbers die griechischen, lehrten auch bte Wissenschaften und würden als Lehrer und Erzieher ober als Schreiber und Vorleser gebraucht. Dann geschah es oft, daß sie wegen guter Dienste freigelassen würden. Ein reicher Römer hatte wohl ein paar hunbert Sklaven, mit welchen er namentlich seine Güter bewirthschaftete.
Außerbem würden aber auch die Sklaven als Glabiatoren ober Fechter gebraucht, die zur öffentlichen Belustigung des römischen Volkes auf Tod und Leben mit einanber kämpfen mußten. Die an blutige Kriege gewöhnten Römer beburften solcher blutigen Schauspiele. Es würden große ninbe Theater unter freiem Himmel erbaut; in der Mitte war ein mit Sanb bestreuter Platz, die Arena, wo die Fechtersklaven mit den verschie-bensten Waffen kämpften. Wenn einer bett andern zu 53 oben gestreckt hatte, so blickte er nach dem Volke in die Höhe, und je nachdem die Zuschauer ein Zeichen gaben, ließ er ihn leben ober stieß ihn vollends nieber. Wollte ein Vornehmer ober Reicher sich beim Volke beliebt machen, so kaufte er sich eine Menge Fechtersklaven und ließ biefe im Theater kämpfen.
2. Der Sklaveukrieg.
Nicht lange nach Sulla's Tode erhob sich in der Fechterschute zu Kapua der Thracier Spartakus. Er hatte einst unter bett Römern Kriegsbienste gethan, war in Gefangenschaft gerathen und unter die Fechter verkauft worben. Dieser überrebete gegen 70 Fechter, sie sollten ihr Leben lieber für bte Freiheit wagen, als um ein bloßes Schaustück« preisgeben.
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stellte sie auf die Leiter, auf der sie hinabsteigen musste. Die Leiter ward dann zurückgezogen, und die Unglückliche in ihren Grabeskerker eingeschlossen. Doch genossen auf der andern Bette die Vestalinnen der höchsten Ehren und das Volk wußte ihre strenge Enthaltsamkeit zu schätzen. Aus der Straße schritt ein Liktor vor ihnen her; begegnete sie durch Zufall einem Menschen, den man zum Tode führte, so ward die Hinrichtung nicht vollzogen.
Numa gründete ferner den Priesterorden der Fetialen. Die Vertaten waren bei Kriegserklärungen und Friedensschlüssen wirksam. Wenn ein Volk die Römer verletzt und zum Kriege gereizt hatte, so wurde durch jene Priester erst Genugthuung gefordert, und wenn diese nicht erfolgte, erschienen sie wieder an der Grenze und erklärten den Krieg unter gewissen Ceremonien. Diese Feierlichkeiten sollten den jähen Ausbruch wilder Leidenschaften zurückhalten.
Zu ähnlichem Zwecke diente auch die göttliche Verehrung des Jupiter Terminalis oder des Gottes Terminus (Grenze), dem alle Grenzsteine geheiligt wurden. Bei diesen mußten jährlich unblutige Opfer dargebracht werden, theils, damit die Grenze immer in Erinnerung gehalten, theils, damit die Verletzung derselben als ein Frevel gegen die Götter betrachtet werden möchte. Und wie diese Grenzsteine nicht bloß das Gebiet der Römer von dem der benachbarten Völker schieden, sondern auch die Ländereien der einzelnen Bürger abgrenzten; so sollte die Verehrung derselben nicht bloß den Krieg mit den Nachbarvölkern verhindern, sondern unter den römischen Bürgern selber Frieden und Eintracht erhalten.
Die Jahre von Numa's Regierung verflossen in stillem Glück, ohne Trübsal, ohne Krieg. Der Janustempel blieb verschlossen. Waren die Römer unter Nomulus gefürchtet und gehaßt, so wurden sie unter Ruma geachtet und geehrt: nur dann, wenn zur rauhen Kraft die milde Sitte sich gesellt, ist der Mensch unserer Liebe und Bewunderung werth.
Ii. Tullus Hostilius und Ankus Martius.
Tutsud Hostilius.
1. Die Horatier mtb Kuriaticr.
Die Wahl der Kurten stet nach Rurna’s Tode auf Tullus Hosti-lius, der in der Sinnesart wieder dem Romulus glich und große Lusi am Kriege fand. Er unternahm wieder Streifzüge in die Umgegend und reizte Roms Mutterstadt, Albalonga, zum Kriege gegen die Römer. Die Albaner unter ihrem Feldherrn Mettus Fuffetius zogen mit einem wohlgerüsteten Heere heran. Schon standen beide Völker in Schlacht-
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eröffnete ihm nun, matt könne die Flotte der Sacedämonier bei Gythium auf heimliche Weise in Brand stecken und so auf Ein Mal die Seemacht der Spartaner vernichten. Darauf sagte Aristides in der Versammlung des Volkes, die Ausführung des geheimen Planes sei zwar für Athen sehr Vortheilhaft, aber zugleich höchst ungerecht. Im Vertrauen zu dem Gerechtigkeitssinne des Aristides wollten die Athener gar nicht einmal den Plan des Themistokles erfahren und derselbe unterblieb.
Da es aber dem Aristides nicht an Feinden fehlte, so brachte es endlich Themistokles dahin, daß er durch den Ostracismus (das Scherbengericht) auf zehn Jahre aus Athen verbannt wurde. Aristides war selbst in der Volksversammlung, in welcher seine Verbannung beschlossen wurde. Da nahete sich ihm ein Landmann mit der Bitte, er möchte den Namen „Aristides" auf das Täfelchen schreiben, das zur Aufgabe der einzelnen Stimmen diente. Aristides nahm das Täfelchen und sprach: „Was hat dir denn Aristides zu Seide gethan, daß du ihn verurtheilen willst?" Der Landmann antwortete: „Nichts, ich kenne den Mann nicht einmal; nur verdrießt es mich, daß man ihn immer den Gerechten nennt." Darauf schrieb Aristides seinen Namen auf die Scherbe und gab sie dem Manne. Als er die Stadt verließ, erhob er seine Hände gen Himmel und flehte, daß doch die Götter nie eine Zeit möchten eintreten lassen, wo die Athener genöthigt wären, seiner zu gedenken*).
Nach einigen Jahren schon ward Aristides wieder zurückgerufen und leistete dem Vaterlande große Dienste. Er ordnete mit der größten Uneigennützigkeit die jährlichen Geldbeiträge der Verbündeten und legte die ganze Bundeskasse in Delos unter dem Schutze des Tempels nieder. Von diesem schwierigen Geschäft ging der edle Mann so artn fort, als er gekommen war. Er starb so arm, daß er nicht aus eigenen Mittel begraben werden konnte und seine Tochter mußten vom Staate genährt und ausgestattet werden.
Sokrates **)»
1 Charakterschilderung.
Sokrates wurde im Jahre 469 v. Chr. geboren. Sem Vater war ein Bildhauer zu Athen, seine Mutter eine Hebamme. Frühzeitig kündigte sich die hohe und eigenthümliche Bestimmung des Knaben an. Eine Sage erzählt, daß gleich nach seiner Geburt der Vater einen Orakelspruch er-hielt, welcher ihm befahl, den Knaben Alles, was diesem einfiel, thun zu
*) Luc. 23, V. 41.
**) Nach F. Bäßler.
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das Haupt ab. Brutus blieb sitzen und sah mit unverwandten Augen hin. Darauf kamen die beiden Neffen des Kollatinus. Dieser wünschte das Leben seiner Neffen zu retten und stellte den Antrag, sie möchten aus Rom verbannt werden. Brutus aber sprach für den Tod. Da wurden auch diese beiden vornehmen Jünglinge enthauptet, nach ihnen alle übrigen Verschworenen. Kollatinus aber schien wegen seiner Weichherzigkeit zum Konsul untüchtig und zu schwach, um die Republik zu schützen, darum mußte er sein Amt niederlegen und sich aus Rom entfernen.
B. Nom ein Freistaat.
(510—30 v. Chr.)
L Hohe Vaterlandsliebe.
Horatius Kokles, Mucius Scävola, Klölia.
1. Horatius Kokles.
Nördlich von Rom lag das fruchtbare Land der Etrusker; ein mächtiger etruskischer König, Porsena, war von Tarquinius zu einem Kriegszuge gegen Rom beredet worden. Dieser drang mit einem großen Heere siegreich vor und es gelang ihm, die Stadt einzuschließen. Nur der Fluß Tiber trennte ihn noch von Rom; mit seinen kriegslustigen Schaaren rückte er an die Brücke, welche die beiden Ufer des Flusses verband. Eine kleine Schaar von Römern, die auf der Brücke Wache hielt, floh. Bloß Ein Mann, Horatius Kokles mit Namen, blieb am Eingänge der Brücke stehen; zwei Andere, durch das Beispiel des Tapfern ermuntert, gesellten sich zu ihm, und diese drei Männer sperrten das Brückenthor und hielten mit ihren Schildern und Schwertern den Feind zurück. Unterdessen wird hinter ihnen die hölzerne Brücke abgebrochen; als man an das letzte Brett kommt, rufen die Römer den Ihrigen zu, nun möchten sie sich retten. Die Zwei gehen zurück, Horatius aber bleibt allein und kämpft so lange, bis die Brücke hinter ihm einstürzt. So fällt er mit seiner ganzen Rüstung in den Strom hinab. Aber muthig schwimmt er zu den Seinen hinüber, die ihn frohlockend empfangen. Die feindlichen Wurfspieße hatten ihn nicht verletzt.
2. Mucius Scävola.
Konnte nun auch der feindliche König nicht in die Stadt selber kommen, so hielt er doch alle Zugänge besetzt und drohete das geängstigts Rom auszuhungern. Da entschloß sich ein edler Jüngling, Mucius, zu einer kühnen That, um die Feinde in Schrecken zu setzen. Er ging allein in das Lager der Feinde, mit einem Dolche unter dem Mantel.
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Unangefochten kam er vor das königliche Zelt, wo eben den Kriegsleuten der Sold ausgezahlt wurde. Mueius, welcher den König nicht kannte, stürzte auf den los, an welchen sich die meisten Soldaten wandten, und erdolchte den Schreiber des Königs. Sogleich ergriffen die Soldaten den Unbekannten, entwaffneten ihn und führten ihn vor den König Porsena. Furchtlos sprach der kühne Jüngling: „Mein Name ist Mucius, ich bin ein römischer Bürger und wollte den Feind meines Vaterlandes ermorden. Da ich mich getäuscht habe, will ich dir gestehen, daß ich nicht der Einzige bin, welcher dir nach dem Leben strebt." Der König erschrak und drohete ihn verbrennen zu lassen, wenn er nicht die ganze Verschwörung entdecken würde. Der römische Jüngling aber sprach kein Wort mehr, sondern entblößte seinen rechten Arm, ging an ein dastehendes Kohlenbecken und hielt mit unverändertem Angesichte seine Hand in die Gluth und ließ sie darin langsam verbrennen. Da ergriff Staunen und Entsetzen die Umstehenden und der König rief. „Geh', geh’ ungestraft! Du haft feindlicher an dir, als an mir gehandelt. Ich wollte, daß solche Tapferkeit auch für mich stritte!"
Es war dem Könige angst geworden vor solchen Männern, und er bot nun selber den Römern die Hand zum Frieden. Rom mußte Geiseln stellen und einige früher von den Etruskern eroberte Landstriche zurückgeben.
Horatius Kokles und Mucius wurden vom Volke hochgepriesen und reichlich beschenkt; Mucius erhielt den ehrenvollen Beinamen „Scävola", d. i. „Linkhand", und dieser Name erbte auf die Nachkommen fort.
3. Klölia.
Unter den römischen Geiseln, die nach dem Etruskerlande abgeführt wurden, befand sich auch eine edle Jungfrau, K l ö l i a mit Namen. Gleich in der ersten Nacht überlistete sie ihre Wächter, entfloh mit den übrigen Mädchen und stürzte sich in die Tiber. Glücklich schwamm sie an das andere Ufer und langte wieder in Rom an. Ihre Gespielinnen waren ihr gefolgt und auch der Gefangenschaft entronnen. Doch die Römer sandten die entflohenen Mädchen sogleich zum Porsena zurück. Dieser lobte und bewunderte die Klölia und schenkte ihr die Freiheit, indem er ihr zugleich erlaubte, sich noch einige von den übrigen Geiseln zu erbitten. Klölia wählte sich die jüngsten unter den Mädchen und kehrte mit diesen fröhlich nach Nom zurück.
Ii. Kämpfe zwischen Patriciern und Plebejern.
1. Ein Schuldknecht.*)
Als die Patricier keinen Krieg mehr zu fürchten hatten, wurden sie immer übermüthiger gegen die Plebejer, und besonders behandelten diereichen
*) Nach Mthauö.
Grube, Geschichtsbilder. I, J2
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