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kndes vergessen kannst! und so fahre künftig jede Römerin hin, die einen Feind betrauern wird!"
Dieser Schwestermord stimmte den allgemeinen Jubel herab, und so verdient sich auch Horatius um sein Vaterland gemacht hatte, er wurde vor Gericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Die letzte Entscheidung jedoch blieb dem Bolke; und dieses, gerührt durch des Vaters flehende Bitten, man möchte ihm nicht seines letzten Kindes berauben, sprach den Horatius von der Todesstrafe frei. Doch mußten Reinigungsopfer zur Entsündigung dargebracht werden, und der Schuldige ward von den Liktoren unter einem auf zwei Pfählen ruhenden Balken — einer Art von Galgen — mit verhülltem Gesicht durchgeführt.
2. Zerstörung von Albalonga.
Die Albaner trugen das römische Joch mit großem Unwillen und Fuffetius, ihr Feldherr, sann auf Mittel, seine Vaterstadt wieder zu befreien. Er hetzte die Fidenater und Vejenter, zwei Nachbarn Roms, zum Krieg gegen dasselbe auf und versprach ihnen, wenn es zur Schlacht käme, mit alle,: seinen Albanern zu ihnen überzugehen. König Tullus rückte den Feinden entgegen, bot die Albaner auf, ihm Hülfe zu leisten, und stellte sich unter Fuffetius aus den rechten Flügel seines Heeres. Das Treffen begann, Tullus stürzte sich aus die Vejenter, Fuffetius dagegen, anstatt aus die Fidenater einzuhauen, zog seine Albaner allmählich rechts herum, wagte es aber doch nicht, sich öffentlich mit dem Feinde zu vereinigen, denn er wollte erst abwarten, auf welche Seite sich der Sieg neigen würde. Ein Reiter sprengte zum Tullus heran und meldete ihm die Bewegung der Albaner. Tullus erschrak, doch faßte er sich schnell und ries mit scheinbarer Freude so laut, daß die Vejenter es hörten: „Die Albaner umzingeln die Fidenater aus meinen Befehl!" Bei diesen Worten sank den Vejentern der Muth. König Tullus gelobte der Furcht und dem Schrecken Tempel zu erbauen, wenn es ihm gelingen sollte, Furcht und Schrecken unter seinen Feinden zu verbreiten. Das gelang ihm; die Vejenter flohen, die getäuschten und unschlüssigen Fidenater wurden von den Geschlagenen mit fortgerissen, und die Römer erfochten einen glänzenden Sieg.
Nach der Schlacht beeilte sich Fuffetius, dem Tullus feinen Glückwunsch darzubringen, dieser stellte sich freundlich und dankte ihm. Am andern Morgen berief er beide Heere zu einer Versammlung; die Albaner drängten sich neugierig um den König Tullus, die Römer, auf ihres Königs Befehl bewaffnet, umgaben ihn. „Römer," sprach jetzt Tullus, „gestern in der Schlacht haben uns die Götter fichtbarlich beigestanden, denn -— ihr wißt es selbst noch nicht — nicht mit den Feinden allein habt ihr gekämpft, sondern auch mit der Verrätherei unserer Freunde. Nicht auf meinen Befehl zogen die Albaner von unserer Seite fort; es war ihr heimlicher Plan, zu den Feinden überzugehen. Doch nicht auf das Heer schiebe ich die Schuld, es folgte nur dem Befehle feines Fiih-
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jedem Jahre an Kraft zu; Keiner verweigerte mehr Kriegsdienste, und das Volk hatte frische Lust, große Thaten zu vollbringen, weil es sein Vaterland liebte.
Iii. Die Heldenzeit der Republik.
1. Kurtius. Manlius. Decius.
1. Kurtius.
Nachdem Kamillus 64 Jahre lang der Republik gedient hatte, starb er an der Pest. Furchtbar wüthete die Krankheit und raffte viele wackere Bürger hin. Die Noth vermehrte sich, als ein Erdbeben die Stadt erschütterte und auf dem Markte einen tiefen Abgrund bildete, der sich durchaus nicht wollte füllen lassen. Die Augurn prophezeiten, es würde der Riß nur dann wieder geschlossen werden, wenn der Stärkste und Mächtigste der Stadt hineingeworfen würde. Da setzte sich der junge Kurtius in voller Rüstung auf sein prächtig aufgezäumtes Roß, weihete sein Leben den Göttern und sprengte muthig in den Abgrund, der ihn verschlang, aber auch alsbald sich schloß.
2. Manlius.
Die Latiner verlangten mit den Römern Ein Volk zu bilden, und daß sie wie die Römer einen Konsul wählen könnten. Dazu waren die Römer viel zu stolz, um solches zu bewilligen; sie wollten Römer bleiben und allein herrschen. Also zogen sie in's Feld unter dem Konsul Titus .Manlius. Dieser befahl seinen Soldaten bei Todesstrafe, daß ohne seine Erlaubniß sich Niemand mit den Feinden in einen Kampf einlassen sollte, denn strenge Ordnung mußte in einem römischen Heere sein. Nun ritt eines Tages sein Sohn mit einigen Reitern aus, um den Feind auszukundschaften; er begegnete dem Anführer der latinischen Reiterei. Dieser forderte den jungen Manlius zum Zweikampf heraus. Der tapfere Römer hielt es für schimpflich zu fliehen, er dachte nicht mehr an das Verbot, nahm den Zweikampf an, erschlug den Latiner und kehrte mit der erbeuteten Rüstung Iriumphirend ins Lager zurück. Er konnte freilich nicht leugnen, daß er wider das Verbot den Kampf gewagt hatte; doch alle Soldaten freuten sich seines Sieges und baten laut den Konsul, die Strafe zu erlassen. Manlius aber winkte den Liktoren, die mußten seinen Sohn ergreifen und ihn enthaupten, damit allen Römern offenbar würde, wie das Gesetz das Höchste sei.
3. Decius.
Dann führte Manlius das Heer den Latinern entgegen; am Berge Vesuv begann die Schlacht. Den einen Flügel des römischen Heeres be-
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fertigte der Konsul Manlins, den andern der zweite Konsul Decius. Vor der Schlacht war beiden Feldherren eine göttergleiche Gestalt erschienen, die hatte verkündet, der eine Feldherr und das andere Heer sei den Todesgöttern verfallen. So beschlossen denn beide Konsuln, daß der Feldherr des zuerst weichenden Flügels sich selbst opfern und damit das feindliche Heer dem Untergange weihen solle.
Decius befehligte den linken Flügel, dessen erstes Treffen wich. Da ließ sich der brave Feldherr vom Oberpriester dem Tode weihen. Er verhüllte sein Antlitz und betete zu allen Göttern der Ober- und Unterwelt für sein Volk um Sieg, für den Feind um Furcht und Graus. Dann sprach er über sich und den Feind den schrecklichen Todesfluch. Jetzt, wie der Geist des Verderbens, brauste er hoch aus schnaubendem Rosse mitten unter die Legionen der Latiner; entseelt sank er nieder. Die Römer wollten ihren Feldherrn rächen, die Latiner wurden bestürzt und konnten dem furchtbaren Andrang nicht widerstehen. Sie mußten fliehen, kaum der vierte Theil entkam. Ihr Lager und Decius' Leiche, die herrlich bestattet wurde, fiel in die Hände der Sieger (361 v. Chr.).
2. Pyrrhus. *) Fabricius. Kurius.
1.
In ganz Mittelitalien waren die Römer schon Herren geworden, und bald fanden sie auch zu ihrer Freude eine Gelegenheit, den Krieg in Unter-italien zu führen. Dort war die mächtigste Stadt T arent. Die Griechen, die sie bewohnten, waren reich und lebten üppig, es waren leichtsinnige und übermüthige Menschen. Sie nahmen einmal ohne allen Grund den Römern vier Schiffe weg, und als deswegen römische Gesandte in Tarent erschienen, wurden sie vom Volke verhöhnt und beschimpft, weil sie das Griechische nicht ganz richtig sprachen. Als nun aber die Römer mit einem starken Heere anrückten, riefen die Tarentiner den König Pyrrhus von Epirus zu Hülfe, der durch seine großen Kriegsthaten weit und breit berühmt war.
Epirus war ein halbgriechisches Land, das westlich von Macedonien lag und Pyrrhus brauchte nur über das Adriatische Meer zu fahren, so war er in Italien. Er war ein vortrefflicher Feldherr, sein Heer hatte er aufs Beste eingerichtet und in vielen Kämpfen geübt. Der Krieg war seine Herzenslust und er war voll Begierde, zu erobern und zu herrschen, gleichviel wo es war. Zuerst hatte er in Macedonien und Griechenland Krieg geführt, denn da war lauter Unordnung, nachdem das Reich Alexanders des Großen zerfallen war.
Nun, als ihn die Tarentiner riefen, dachte er gleich, ganz Italien
*) Nach Mthaus.
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Jeder zitterte vor beut gewaltigen Diktator ober schmeichelte ihm. Tie Macht der Tribunen hörte nun fast ganz auf, alle Gesetze, welche zum Vortheil des Volkes gegeben waren, würden aufgehoben; so schien die Macht des Abels wieber fest gegrünbet.
Nachbem Sulla fünf Jahre lang unumschränkt geherrscht hatte, würde er der Regierung selber iiberbrüßig; er legte seine Diktatur nieber und zog sich auf ein Lanbgut zurück. Dort führte er mit Schmeichlern und Freunben, unter Tänzerinnen und Schauspielern ein ausschweifenbes Leben, aber schon nach einem Jahre starb er an einer ekelhaften Krankheit in Folge seiner Schwelgereien.
3. Spartakus der Sklavengeneral.
1. Die Sklaven.
Sklaven gab es in Rom, in Italien, in der ganzen alten Welt eine große Menge; die Kriegsgefangenen, besonders die von den barbarischen Völkern, von den Afrikanern, Galliern, Germanen, Thraciern, würden zu Sklaven gemacht und verkauft, und alle Kinder der Sklaven und Skla-vinnen blieben dann auch in der Knechtschaft. Alle möglichen Dienste würden von den Sklaven verrichtet: sie mußten das Land bauen und die häuslichen Geschäfte besorgen; Manche von ihnen, besonbers die griechischen, lehrten auch bte Wissenschaften und würden als Lehrer und Erzieher ober als Schreiber und Vorleser gebraucht. Dann geschah es oft, daß sie wegen guter Dienste freigelassen würden. Ein reicher Römer hatte wohl ein paar hunbert Sklaven, mit welchen er namentlich seine Güter bewirthschaftete.
Außerbem würden aber auch die Sklaven als Glabiatoren ober Fechter gebraucht, die zur öffentlichen Belustigung des römischen Volkes auf Tod und Leben mit einanber kämpfen mußten. Die an blutige Kriege gewöhnten Römer beburften solcher blutigen Schauspiele. Es würden große ninbe Theater unter freiem Himmel erbaut; in der Mitte war ein mit Sanb bestreuter Platz, die Arena, wo die Fechtersklaven mit den verschie-bensten Waffen kämpften. Wenn einer bett andern zu 53 oben gestreckt hatte, so blickte er nach dem Volke in die Höhe, und je nachdem die Zuschauer ein Zeichen gaben, ließ er ihn leben ober stieß ihn vollends nieber. Wollte ein Vornehmer ober Reicher sich beim Volke beliebt machen, so kaufte er sich eine Menge Fechtersklaven und ließ biefe im Theater kämpfen.
2. Der Sklaveukrieg.
Nicht lange nach Sulla's Tode erhob sich in der Fechterschute zu Kapua der Thracier Spartakus. Er hatte einst unter bett Römern Kriegsbienste gethan, war in Gefangenschaft gerathen und unter die Fechter verkauft worben. Dieser überrebete gegen 70 Fechter, sie sollten ihr Leben lieber für bte Freiheit wagen, als um ein bloßes Schaustück« preisgeben.
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stellte sie auf die Leiter, auf der sie hinabsteigen musste. Die Leiter ward dann zurückgezogen, und die Unglückliche in ihren Grabeskerker eingeschlossen. Doch genossen auf der andern Bette die Vestalinnen der höchsten Ehren und das Volk wußte ihre strenge Enthaltsamkeit zu schätzen. Aus der Straße schritt ein Liktor vor ihnen her; begegnete sie durch Zufall einem Menschen, den man zum Tode führte, so ward die Hinrichtung nicht vollzogen.
Numa gründete ferner den Priesterorden der Fetialen. Die Vertaten waren bei Kriegserklärungen und Friedensschlüssen wirksam. Wenn ein Volk die Römer verletzt und zum Kriege gereizt hatte, so wurde durch jene Priester erst Genugthuung gefordert, und wenn diese nicht erfolgte, erschienen sie wieder an der Grenze und erklärten den Krieg unter gewissen Ceremonien. Diese Feierlichkeiten sollten den jähen Ausbruch wilder Leidenschaften zurückhalten.
Zu ähnlichem Zwecke diente auch die göttliche Verehrung des Jupiter Terminalis oder des Gottes Terminus (Grenze), dem alle Grenzsteine geheiligt wurden. Bei diesen mußten jährlich unblutige Opfer dargebracht werden, theils, damit die Grenze immer in Erinnerung gehalten, theils, damit die Verletzung derselben als ein Frevel gegen die Götter betrachtet werden möchte. Und wie diese Grenzsteine nicht bloß das Gebiet der Römer von dem der benachbarten Völker schieden, sondern auch die Ländereien der einzelnen Bürger abgrenzten; so sollte die Verehrung derselben nicht bloß den Krieg mit den Nachbarvölkern verhindern, sondern unter den römischen Bürgern selber Frieden und Eintracht erhalten.
Die Jahre von Numa's Regierung verflossen in stillem Glück, ohne Trübsal, ohne Krieg. Der Janustempel blieb verschlossen. Waren die Römer unter Nomulus gefürchtet und gehaßt, so wurden sie unter Ruma geachtet und geehrt: nur dann, wenn zur rauhen Kraft die milde Sitte sich gesellt, ist der Mensch unserer Liebe und Bewunderung werth.
Ii. Tullus Hostilius und Ankus Martius.
Tutsud Hostilius.
1. Die Horatier mtb Kuriaticr.
Die Wahl der Kurten stet nach Rurna’s Tode auf Tullus Hosti-lius, der in der Sinnesart wieder dem Romulus glich und große Lusi am Kriege fand. Er unternahm wieder Streifzüge in die Umgegend und reizte Roms Mutterstadt, Albalonga, zum Kriege gegen die Römer. Die Albaner unter ihrem Feldherrn Mettus Fuffetius zogen mit einem wohlgerüsteten Heere heran. Schon standen beide Völker in Schlacht-
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das Haupt ab. Brutus blieb sitzen und sah mit unverwandten Augen hin. Darauf kamen die beiden Neffen des Kollatinus. Dieser wünschte das Leben seiner Neffen zu retten und stellte den Antrag, sie möchten aus Rom verbannt werden. Brutus aber sprach für den Tod. Da wurden auch diese beiden vornehmen Jünglinge enthauptet, nach ihnen alle übrigen Verschworenen. Kollatinus aber schien wegen seiner Weichherzigkeit zum Konsul untüchtig und zu schwach, um die Republik zu schützen, darum mußte er sein Amt niederlegen und sich aus Rom entfernen.
B. Nom ein Freistaat.
(510—30 v. Chr.)
L Hohe Vaterlandsliebe.
Horatius Kokles, Mucius Scävola, Klölia.
1. Horatius Kokles.
Nördlich von Rom lag das fruchtbare Land der Etrusker; ein mächtiger etruskischer König, Porsena, war von Tarquinius zu einem Kriegszuge gegen Rom beredet worden. Dieser drang mit einem großen Heere siegreich vor und es gelang ihm, die Stadt einzuschließen. Nur der Fluß Tiber trennte ihn noch von Rom; mit seinen kriegslustigen Schaaren rückte er an die Brücke, welche die beiden Ufer des Flusses verband. Eine kleine Schaar von Römern, die auf der Brücke Wache hielt, floh. Bloß Ein Mann, Horatius Kokles mit Namen, blieb am Eingänge der Brücke stehen; zwei Andere, durch das Beispiel des Tapfern ermuntert, gesellten sich zu ihm, und diese drei Männer sperrten das Brückenthor und hielten mit ihren Schildern und Schwertern den Feind zurück. Unterdessen wird hinter ihnen die hölzerne Brücke abgebrochen; als man an das letzte Brett kommt, rufen die Römer den Ihrigen zu, nun möchten sie sich retten. Die Zwei gehen zurück, Horatius aber bleibt allein und kämpft so lange, bis die Brücke hinter ihm einstürzt. So fällt er mit seiner ganzen Rüstung in den Strom hinab. Aber muthig schwimmt er zu den Seinen hinüber, die ihn frohlockend empfangen. Die feindlichen Wurfspieße hatten ihn nicht verletzt.
2. Mucius Scävola.
Konnte nun auch der feindliche König nicht in die Stadt selber kommen, so hielt er doch alle Zugänge besetzt und drohete das geängstigts Rom auszuhungern. Da entschloß sich ein edler Jüngling, Mucius, zu einer kühnen That, um die Feinde in Schrecken zu setzen. Er ging allein in das Lager der Feinde, mit einem Dolche unter dem Mantel.
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Unangefochten kam er vor das königliche Zelt, wo eben den Kriegsleuten der Sold ausgezahlt wurde. Mueius, welcher den König nicht kannte, stürzte auf den los, an welchen sich die meisten Soldaten wandten, und erdolchte den Schreiber des Königs. Sogleich ergriffen die Soldaten den Unbekannten, entwaffneten ihn und führten ihn vor den König Porsena. Furchtlos sprach der kühne Jüngling: „Mein Name ist Mucius, ich bin ein römischer Bürger und wollte den Feind meines Vaterlandes ermorden. Da ich mich getäuscht habe, will ich dir gestehen, daß ich nicht der Einzige bin, welcher dir nach dem Leben strebt." Der König erschrak und drohete ihn verbrennen zu lassen, wenn er nicht die ganze Verschwörung entdecken würde. Der römische Jüngling aber sprach kein Wort mehr, sondern entblößte seinen rechten Arm, ging an ein dastehendes Kohlenbecken und hielt mit unverändertem Angesichte seine Hand in die Gluth und ließ sie darin langsam verbrennen. Da ergriff Staunen und Entsetzen die Umstehenden und der König rief. „Geh', geh’ ungestraft! Du haft feindlicher an dir, als an mir gehandelt. Ich wollte, daß solche Tapferkeit auch für mich stritte!"
Es war dem Könige angst geworden vor solchen Männern, und er bot nun selber den Römern die Hand zum Frieden. Rom mußte Geiseln stellen und einige früher von den Etruskern eroberte Landstriche zurückgeben.
Horatius Kokles und Mucius wurden vom Volke hochgepriesen und reichlich beschenkt; Mucius erhielt den ehrenvollen Beinamen „Scävola", d. i. „Linkhand", und dieser Name erbte auf die Nachkommen fort.
3. Klölia.
Unter den römischen Geiseln, die nach dem Etruskerlande abgeführt wurden, befand sich auch eine edle Jungfrau, K l ö l i a mit Namen. Gleich in der ersten Nacht überlistete sie ihre Wächter, entfloh mit den übrigen Mädchen und stürzte sich in die Tiber. Glücklich schwamm sie an das andere Ufer und langte wieder in Rom an. Ihre Gespielinnen waren ihr gefolgt und auch der Gefangenschaft entronnen. Doch die Römer sandten die entflohenen Mädchen sogleich zum Porsena zurück. Dieser lobte und bewunderte die Klölia und schenkte ihr die Freiheit, indem er ihr zugleich erlaubte, sich noch einige von den übrigen Geiseln zu erbitten. Klölia wählte sich die jüngsten unter den Mädchen und kehrte mit diesen fröhlich nach Nom zurück.
Ii. Kämpfe zwischen Patriciern und Plebejern.
1. Ein Schuldknecht.*)
Als die Patricier keinen Krieg mehr zu fürchten hatten, wurden sie immer übermüthiger gegen die Plebejer, und besonders behandelten diereichen
*) Nach Mthauö.
Grube, Geschichtsbilder. I, J2
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Patricier, sich an diesen Plebejern zu rächen und sie zu züchtigen für ihren Uebermuth. Er ging zu den Volskern, den Feinden Noms, und versprach ihnen, sie zum Siege gegen die Römer zu führen. Sie machten ihn zu ihrem Feldherrn, er drang in das römische Gebiet ein, verwüstete alle Aecker der Plebejer und lagerte sich nahe bei Rom. Das Volk war nicht zum Kriege gerüstet, zwischen Plebejern und Patriciern herrschte großes Zerwürfniß, kein Heer war aufzubringen. Da schickte der Senat Gesandte, die um Frieden bitten und den Koriolan feierlich in seine Würde als römischer Bürger wieder einsetzen sollten. Doch der aufgebrachte Mann wies sie stolz und höhnend zurück.
Nun sandte der römische Senat eine zweite Gesandtschaft, Priester und Augurn in ihrer heiligen Tracht, die heiligen Gefäße vor sich hertragend; sie richteten eben so wenig aus. Da versammelte eine ehrwürdige Matrone, Valeria, alle edlen Römerinnen, ging mit ihnen zu Marcius' kummervoller Mutter Veturia und seinem gebeugten Weib Volumnia und alle zusammen zogen nun in's feindliche Lager hinaus. Dem Fußfall der alten Mutter und den Bitten des liebenden Weibes, deren Kinder weinend die Kniee ihres harten Vaters umschlangen, konnte der Mann im ehernen Brustharnisch nicht widerstehen, und als ihn endlich noch die geliebte Mutter Veturia zürnend fragte, ob sie denn einen Verräther des Vaterlandes geboren haben sollte, da ward das Herz des stolzen Mannes überwältigt. Er stürzte ihr in die Arme und rief: „O Mutter, Mutter! Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren!"
Marcius gab dem Heere der Volsker den Befehl zum Rückzug; diese aber, aus Rache, daß ihr Feldzug vereitelt war, schlugen den Römer todt.
5. Die Zehnmänner und Appius Klaudius, ihr Oberhaupt.^)
1.
Kaum athmeten die Römer freier, so begannen auch wieder die alten Streitigkeiten, die jetzt um so heftiger wurden, da das Volk seine eigene Macht erfahren hatte. Jetzt wollte es auch wissen, nach welchen Grundsätzen die Patricier, seine Richter, ihm das Recht sprächen, was diese ihm bisher sorgfältig verheimlicht hatten. Da trat der Tribun Terenti lus Arsa mit dem wichtigen Antrage auf, gleichmäßiges Recht allen Bürgern durch geschriebene Gesetze zu bestimmen. Aber dieser billigen Forderung widersetzten sich die Patricier mit der unbesonnensten Hartnäckigkeit. Aufs Neue entstand Bürgerzwist in Nom und wiederum benutzten fremde Völker, namentlich die Sabiner, den günstigen Zeitpunkt, um die Römer zu überfallen. Der Feind drang sogar in die Stadt und besetzte das Kapitol. Nur von einem Manne hoffte man Rettung und den wählte man zum Diktator. Dieser Mann hieß Quinctius Cincinnatus. Als die Boten anlangten, um ihm die Wahl zur höchsten Würde zu melden, fanden sie ihn auf seinem Felde hinter dem Pfluge, nach Landrnanns Weise
*) Nach Th. Welter.
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Götter und Menschen um Rache an. Das ganze Volk gerieth in Aufruhr. Appius wurde ergriffen und in's Gefängniß geworfen, wo er sich selbst entleibte; seine Genossen flohen aus Rom. So nahm die Regierung der Zehnmänner ein Ende und die Konsuln und Tribunen traten wieder in ihre Rechte ein. Zum zweiten Mal ging Roms Freiheit aus dem Blut einer edlen mißhandelten Römerin hervor!
6. Kamillus und Manlius.
1.
Sobald die Römer wieder Kräfte gesammelt hatten, wollten sie den schon Jahrhunderte lang dauernden Kampf mit V e j i endlich auskämpfen. Veji war die größte und mächtigste Stadt Etruriens; sie lag auf einer Anhöhe, am rechten Ufer der Tiber, lieberragende Felsen und Mauern schienen sie gegen jeden feindlichen Angriff hinreichend zu schirmen. Dennoch unternahmen die Römer (im Jahre 406) die Belagerung; sie warfen Wälle auf, errichteten Sturmdächer und ließen selbst im Winter nicht von der Belagerung ab. Doch ward die Stadt erst im zehnten Jahre, wie das einst von den Griechen belagerte Troja, eingenommen. Der Held, dem die Eroberung gelang, war der Diktator Kamillus. Dieser ließ unter den Mauern hindurch einen unterirdischen Gang graben, und während er von Außen stürmen ließ, stiegen von Innen die geharnischten Männer aus der durchbrochenen Kluft in die Stadt und überrumpelten die Einwohner. Unermeßlich war die Beute, die man in Veji fand. Das Triumphgepränge übertraf alles bisher Gesehene. Der Diktator fuhr in einem mit vier weißen Rossen bespannten Wagen das Kapitol hinan. Das schien Vielen sträfliche Hoffart, denn weiße Rosse waren dem Jupiter und der Sonne heilig. In der That wurde auch Kamillus bald sehr übermüthig, und einen Theil der Beute unterschlug er. Darum ward er von dem Volkstribun Apulejus angeklagt, entzog sich aber der Strafe durch eine freiwillige Verbannung nach Ardea. Scheidend that er das unedle Gebet, daß die Römer bald in Noth kommen und sich nach seiner Hülfe sehnen möchten. So beteten die Vaterlandsfreunde Aristides und Demosthenes nicht.
2.
Dem Kamillus ward sein Wunsch nur zu bald erfüllt. Im Norden von Italien, dort, wo das Land von den hohen Alpen begrenzt wird, hausete ein wilder Stamm der Gallier, die Senonen. Diese mochten nach den reichen Wein- und Kornländern Italiens lüstern geworden sein und drangen mit 30,000 streitbaren Männern nach Süden vor bis vor Klusium (Ehiusi) in Etrurien. Die erschrockenen Klusiner riefen eiligst die Römer zu Hülfe. Diese schickten, um vorläufig den Feind zu erkunden, drei Gesandte, welche Brennus, den Oberanführer der Gallier, fragten, mit welchem Rechte er denn in das Gebiet freier Männer falle? „Das Recht," — erwiederte der tapfere Mann, — „führen wir auf der Spitze des Schwertes. Dem Tapferen und Starken gehört die Welt!"
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vorteilhafte Stellung eingenommen. — Als es zur Schlacht kam, versuchte Pyrrhus wieder, durch seine Elephanten den Römern Schrecken einzujagen. Allein diese wußten jetzt die Elephanten zu schrecken; sie warfen brennende Pechkränze auf die Ungeheuer, und diese Thiere wurden darüber so wüthend, daß sie sich gegen ihre eigenen Herren wandten und Alles in Verwirrung brachten. Die Römer erfochten einen vollständigen Sieg, und Pyrrhus verlor nicht allein 20,00u Menschen, sondern mußte auch sein ganzes Lager den Siegern preisgeben. Das letztere war für die Römer ein sehr mächtiger Gewinn, denn sie lernten dadurch die Kunst, ein Lager regelmäßig zu befestigen.
Pyrrhus zog aus Italien heraus, Kurius aber mit vier Elephanten triumphirend in Rom ein. Das ganze südliche Italien hatte sich den Römern unterworfen.
5.
Wie Fabricius und Kurius lebten fast alle Römer zu der Zeit einfach, den alten Sitten getreu. Jedes Jahr wurden aus denen, die schon Konsuln gewesen waren, zwei Censoren gewählt; diese hatten das Amt, darüber zu wachen, das Jeder sein Vermögen ordentlich verwaltete, keine Schulden machte und ohne Prunk (Luxus) lebte. So — meinten sie — gezieme es einem Republikaner, d. H. dem Bürger eines freien Staates. Als Fabricius Censor war, stieß er einen vornehmen Patricier aus dem Senate, weil er in seinem Hause zehn Pfund Silbergeschirr fand! Die vornehmsten Römer hielten es für keine Schande, den Acker selbst zu bauen, und durch die Arbeit erhielten sie sich gesund und kräftig. Von studirteu Leuten und Gelehrsamkeit wußte man damals noch nichts; die Römer lasen wenig Bücher, auch von Malern, Bildhauern und Schauspielern wußten sie damals noch nichts, sie verstanden aber den Staat auch ohne solche Künste zu regieren und ihre Herrschaft über alle Nachbarländer auszubreiten. Sie hatten noch wenig Prachtgebäude, baueten aber ihre Häuser dauerhaft und ihre Landstraßen waren unverwüstlich.
3. Die römischen Legionen.
Das römische Heer war vortrefflich geordnet. Es war in Legionen eingetheilt; jede Legion bestand aus 6000 Mann Fußvolk, bewaffnet mit Speeren, Wurfspießen und Schwertern. Statt der Fahnen hatte jede Legion als Feldzeichen einen silbernen Adler auf einer Stange. Zu den 6000 Mann Schwerbewaffneten kamen noch fast eben so viel leichtbewaffnete Bundesgenossen, und außerdem Reiterei. Eine vollständige Legion bestand dann wieder aus zehn Kohorten.
So oft die Römer sich lagerten, warfen sie Schanzgräben auf; innerhalb derselben wurden dann reihenweis die Zelte aufgeschlagen, zwischen denen die Wege so genau abgesteckt waren, daß die Zeltreihen wie Stra-
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