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1. Die vorchristliche Zeit - S. 88

1877 - Leipzig : Brandstetter
Fünfter Abschnitt. Charakterbilder aus der Geschichte der Griechen. L Lykurg und Solon. Lykurg*). 1. Äm Peloponnes, an den lieblichen Ufern des Eurotas, lag eine große alte Stadt ohne Mauern und Thore. Das war Sparta. Sie war das Haupt der Provinz Lakonien und wurde mit ihrem Stadtgebiete auch wohl Lacedämon genannt. Die eingewanderten Dorier hatten sie erobert und die Zwillingssöhne Prokles und Eurysthenes theilten sich in die Herrschaft. Seitdem hatte Sparta immer zwei Könige, den einen aus des Prokles, den andern aus des Eurysthenes Stamme. Die dorischen Spartaner sahen sich als die Vollbürger und Herren des Landes an, die unterworfenen Lakonier aber für ihre Unterthanen und Erbpächter. Hart drückte auf diese die neue Herrschaft und die Einwohner der Stadt H e l o s waren die ersten, welche ihr altes Recht mit den Waffen in der Hand wieder gewinnen wollten. Allein der Versuch mißlang. Die stolzen Spartaner nahmen aus Rache den Besiegten nicht nur das beschränkte Landeigenthum, sondern auch die persönliche Freiheit. Die Heloten wurden Sklaven und ihr Schicksal theilten Alle, die später noch für ihre Freiheit gegen die Spartaner zu kämpfen wagten. Bald erhob sich aber auch Zwietracht unter den vornehmen Bürgern selber und diese standen gegen die Könige auf, wenn letztere nach ihrer Meinung zu streng regierten. In einem solchen Aufstande geschah es, daß der König Eunomos, der Vater des Lykurgos, mit einem Küchenmesser erstochen ward. Er hinterließ die Regierung seinem ältesten Sohne Polydektes. Dieser starb jedoch bald und nun glaubte Jedermann, sein jüngerer Bruder •) Nach „Bäßler — hellenischer Heldensaal."

2. Die vorchristliche Zeit - S. 89

1877 - Leipzig : Brandstetter
89 Lykurgos sei sein Nachfolger. Lykurg übernahm das Regiment. Da erfuhr er, daß seine Schwägerin, die Wittwe des verstorbenen Königs Polydektes, ein Kind unter ihrem Herzen trage. Sogleich erklärte Lykurg den Thron für das Eigenthum dieses Kindes und verwaltete die Regierung fortan nur noch als dessen Vormund. Inzwischen that ihm die Königin heimlich zu wissen, sie sei bereit, das Kind zu todten, wenn er ihr verspräche, sie als König zu heirathen. In der Absicht, das Kind selber zu retten, verbarg Lykurg den tiefen Abscheu, den er gegen ein solches Anerbieten empfand, und ließ die Königin bitten, sie möchte nur ihm die Tödtung des Kindes überlassen. Als nun der Knabe geboren war, schickte die Mutter ihr Kind sogleich dem Lykurg. Dieser saß gerade mit den höchsten Beamten bei Tische; er nahm das Kind auf seine Arme und rief den Anwesenden zu: „Spartiaten, ein König ist uns geboren!" Darnach legte er es aus den königlichen Stuhl und gab ihm den Namen Charilaos, d. i. Volksfreude, denn Alles war erfreut über einen solchen Beweis von Edelmuth und Gerechtigkeit. Auch sein übriges Betragen erwarb dem Lykurg die höchste Achtung bei seinen Mitbürgern und diese beeiferten sich, seinen Befehlen als Reichsverweser pünktlich Folge zu leisten. Aber die Königin und ihr Bruder fühlten sich schwer beleidigt und suchten nun das Gerücht zu verbreiten, Lykurg warte nur auf eine gelegenere Zeit, um den jungen König aus dem Weg zu räumen und sich selber zum Alleinherrscher zu machen. Als der brave Mann solche Verläumdung hörte, beschloß er, so lange außer Landes umherzureisen, bis sein junger Neffe zum Manne erwachsen sei. 2. Zuerst begab sich Lykurg zu Schiffe nach der Insel Kreta. Diese Insel war schon lange berühmt durch die vortrefflichen Gesetze, die ein Weiler König Minos den Bewohnern gegeben hatte und wodurch diese mächtig zur See und glücklich in ihrem Lande geworden waren. Durch seine Weisheit und Gerechtigkeit hatte sich Minos eine solche Achtung unter den Menschen erworben, daß nach seinem Tode die Sage ging Minos verwalte in der Unterwelt das Richteramt über die Todten. Von Kreta schiffte Lykurg nach Kleinasien hinüber und von dort soll er auch nach Aegypten gekommen sein. Ueberall machte er sich mit der Landesverfassung bekannt und merkte sich Alles, was er an den Gesetzen Vortreffliches fand, um es dann in seine Heimath zu verpflanzen. In Kreta hatte er die einfache strenge Lebensweise der Einwohner bewundert' unter den kleinasiatischen Griechen fand er große Prachtliebe und Ueppig-fett. Natürlich gefiel ihm die Lebensweise der ersteren viel besser, dagegen traf er bei den letzteren auf ein unschätzbares Kleinod, nämlich die Gedichte des Homer. Die herrlichen Gedichte schienen ihm ebenso ergötzlich und unterhaltend, als reich an Lebenserfahrung und Staatsklugheit. Darum wandte er allen Eifer an, sie zu sammeln und abzuschreiben, um

3. Die vorchristliche Zeit - S. 98

1877 - Leipzig : Brandstetter
98 Unfähigkeit zum Sklaven gemacht werden dürfe, welches bis dahin sehr oft geschehen war. Anfangs war keiner von den beiden Theilen mit dieser „Entlastung" zufrieden; die Reichen schmerzte ihr Verlust und die Armen hatten auf eine allgemeine Gütertheilung gehofft, nach Art der Lykurgischen Gesetzgebung. Doch allmählich erkannte das Volk das Wohlthätige jener Verordnungen und alle Bürger brachten zum Dank ein gemeinschaftliches Opfer, welches man das „Entlastungsopfer" nannte. Nun theilte Solon das ganze Volk in vier Klassen, die nach dem Vermögen unterschieden waren. Die Bürger der drei ersten Klaffen hatten Theil an den Staatsämtern und mußten im Kriege eine schwere Rüstung haben. Aus den Bürgern der zweiten Klaffe wurde die Reiterei genommen. Die vierte Klaffe enthielt die unbemittelten Bürger, die im Krieg als Leichtbewaffnete, oder später, als Athen eine Seemacht war, auf der Flotte dienten. Diese Klaffe hatte zwar Zutritt zu der Volksversammlung, aber nicht zu den Staatsämtern. Die Volksversammlung hatte viele Rechte, die sonst nur den Königen und Fürsten zustanden. Sie konnte Krieg und Frieden schließen, Bündnisse eingehen, Beamte wählen, alle Gesetze aufheben und neue einführen. Damit aber die Macht der großen Volksmaffe etwas beschränkt würde, stellte Solon der Volksversammlung den Rath der Vierhundert zur Seite, in welchen jede der vier Klassen hundert Mitglieder wählte. Nur was in diesem Rath beschlossen war, durfte der Volksversammlung vorgelegt werden, welche dann das Gesetz bestätigte oder verwarf. Somit lag immer die Hauptmacht in den Händen des Volks; die Solonische Verfassung war demokratisch, während die Liturgische aristokratisch, d. i. Herrschaft der Vornehmsten, war. Ferner erneuerte Solon das Ansehen des Areopags, eines sehr heilig gehaltenen Gerichtshofs, der schon seit alten Zeiten bestand und auf dem Hügel des Kriegsgottes Ares Mars) feine Sitzungen hielt. Diese Sitzungen wurden bei Nacht ohne Sicht gehalten, damit die Richter durch den kläglichen Anblick der Angeklagten nicht zum Mitleid bewegt würden. Ihre Urtheilsfprüche schrieben sie auf Täfelchen und warfen diese schweigend in die Urnen, von denen die eine die Urne des Todes, die andere die der Erbarmung hieß. Waren die Stimmen auf beiden Seiten gleich, so wurde noch ein Tafelchen in die Urne der Erbarmung geworfen und der Beschuldigte frei gesprochen. Dieser oberste Gerichtshof hatte namentlich die Aussicht über die Sitten der Bürger und die Entscheidung über vorsätzlichen Mord, Brandstiftung, Giftmischerei u. f. w. Einst nerurtheilte der Ar eopag sogar einen Knaben, der Wachteln die Augen ausgestochen hatte zum Tode, „weil ein solcher Mensch, wenn er herangewachsen sei, seinen Mitbürgern zum Verderben sein würde". Das Ansehen und die Würde des Areopags befestigte Solon dadurch, daß er festsetzte, nur diejenigen Archonten, welche ihr Amt untadelhaft verwaltet hätten, dürften unter die Zahl der Richter aufgenommen werden.

4. Die vorchristliche Zeit - S. 109

1877 - Leipzig : Brandstetter
109 Aristokrates übte zum zweiten Male an den Meffentern Verrath, er zeigte den Lacedämoniern den Plan an, wodurck die Unternehmung vereitelt wurde. Dafür steinigten die Arkadier ihren König zu Tode und warfen seinen Leichnam unbegraben über die Grenze. Die meisten Messenier zogen nun nach Unteritalien, wo sie die nach ihnen benannte Stadt Mes-sana bewohnten. Aristomenes, den sie zum Führer haben wollten, lehnte es ab mit den Worten, er werde, so lange er lebe, gegen die Lacedämo-nier Krieg führen, er wisse genau, daß immer irgend ein Unheil durch ihn für Sparta entstehen werde. Später ging er nach Delphi. Als der Herrscher einer Stadt auf der Insel Rhodos, Damagetos, das Orakel befragte, wessen Tochter er zur Frau nehmen sollte, erhielt er die Antwort, die Tochter des tapfersten Mannes unter den Griechen zu heirathen. Darauf heirathete er die Tochter des Aristomenes, dieser zog nach Rhodos, wo er nach einiger Zeit an einer Krankheit starb. Die Rhodier errichteten ihm ein ausgezeichnetes Denkmal und erwiesen ihm besondere Verehrung. Iii. Xerxes und Leonidas. Themistokles. 3eerjre§’ Heerfahrt nach Europa *). Als die Nachricht von der Niederlage bei Marathon an den König Darms kam, da entbrannte sein Zorn noch heftiger gegen die Athener und er rüstete sich zu einem neuen Feldzuge gegen Hellas vier ganze Jahre lang. Aber er starb, ehe er ausführen konnte, was er im Sinne hatte, und sein Sohn Terxes übernahm mit dem Throne zugleich den Racheplan des Vaters. Hierin bestärkte ihn sowohl Mardonius, welcher bei den Persern am meisten in Ansehen stand, als auch ein Traumgesicht. Es bäuchte ihm nämlich, er wäre mit einem Oelsprößling bekränzt und die Zweige desselben reichten über die ganze Erbe und nach biesem verschwänbe der Kranz, der ihm auf dem Haupte gelegen. Das legten ihm die Magier so aus: Dieser weitreichenbe Kranz bebeute, daß er durch den Felbzug, den er vorhabe, die Herrschaft gewinnen werbe über die ganze Erbe. Und Lerxes hatte wirklich im Sinn, nach Unterwerfung Griechenland ganz Europa sich eigen zu machen, bis daß der Himmel selbst die alleinige Grenze des Perserreichs wäre. Hätten aber jene Weisen barauf achten wollen, daß der Kranz nachher vom Haupte des Königs entschwunben war, so hätten sie wohl dem Traume eine richtigere Deutung gegeben. Terxes inbeß glaubte den Worten seines Rathgebers und seiner Traum-beuter, und nachdem er noch vier Jahre lang die Kriegsrüstung fortgesetzt *) Nach gerb. Bäßler.

5. Die vorchristliche Zeit - S. 161

1877 - Leipzig : Brandstetter
161 die Schicksalsvögel erschienen seien: Romulus behauptete, er sei König, weil ihm noch einmal so viel Vögel erschienen seien. Doch Remus verspottete den Bruder und sprang über die niedrige Stadtmauer, um sich über die armselige Stadt lustig zu machen. Da ergrimmte Romulus und schlug seinen Bruder Remus todt. „So fahre Jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" — Diesen Fluch sprach Romulus aus, und die Stadt wurde nach seinem Namen genannt. 2. Der erste König. Romulus war nun König und Herr der neugegründeten Stadt. Um die Zahl seiner Unterthanen zu erfahren, ließ er eine Zählung veranstalte'! und es fanden sich 3300 starke wehrhafte Männer, die theils aus feinen Gefährten, theils aus eingewanderten Albanern bestanden. Die hausten nun dort auf ihrem Hügel, wie in einem wohlverschanzten Lager, und die Nachbarn sahen mit Schrecken das kriegslustige Volk, angeführt von einem starken kühnen Herrscher. Zum Zeichen seiner Königswürde umgab ]tch Romulus mit einer Leibwache von 300 Reitern, aus deren Nachkommen sich später ein besonderer Stand, der Stand der Ritter, bildete. So oft er öffentlich erschien, schritten zwölf Gerichtsdiener, Liktoren genannt, mit Beilen und Ruthenbündeln bewaffnet, in stattlicher Reihe vor ihm her, theils um Ordnung und Anstand unter dem Volke zu erhalten, theils um die nöthigen Strafen auf der Stelle zu vollziehen. Aus den angesehensten und erfahrensten Männern wählte er sich einen Rath der Alten (Senatus), der anfangs aus hundert Mitgliedern bestand, später aber bedeutend vermehrt wurde. Die Senatoren sollten mit dem Könige gemeinschaftlich das Beste der Gemeinde berathen, sie sollten die Väter (Patres) des gemeinen Volkes sein. Daher nannte man auch ihre Nachkommen, die einen erblichen Adelsstand ausmachten, Patricier, zum Unterschiede von den gemeinen Bürgern, die Plebejer genannt wurden. Die Stadt theilte Romulus in drei Bezirke, tribus genannt, jede Tribus wieder in zehn Kurien, so daß im Ganzen dreißig Kurien waren. Nach diesen Kurien mußten sich alle Bürger auf dem Volksplatze (forum) versammeln, um über die Angelegenheiten der ganzen Gemeinde Entschlüsse zu fassen und zu berathen. Um die Zahl seiner Unterthanen zu vermehren, eröffnete Romulus eine Freistätte (ein Asyl), wohin jeder verfolgte Unglückliche, aber auch jeder verbannte Verbrecher sich retten durfte. Durch dieses Mittel erhielt die Stadt einen bedeutenden Zuwachs an Männern. Aber nun fehlte es an Frauen. Um diese zu erhalten, schickte er an die benachbarten Völker Gesandte und ließ freundlich bitten, sie möchten ihre Töchter den römischen Männern zur Ehe geben. Aber die Nachbarn wiesen die Gesandten höhnisch zurück, keiner wollte mit den Wildfängen und Räubern etwas zu thun haben. Grube, Geschichtsbilder. I. \ i

6. Die vorchristliche Zeit - S. 164

1877 - Leipzig : Brandstetter
164 Diese Einrichtung gefiel den Senatoren sehr, denn sie konnten alle Jahre ein paar Mal als König sich zeigen, aber das Volk murrte, daß es mm statt eines 150 Könige erhalten habe, und verlangte, man solle wieder einen einzigen König wählen. Allein die Wahl war sehr schwierig, denn die Sabiner, welche Nom bevölkert und mächtig gemacht hatten, wollten aus ihrer Mitte den neuen König gewählt haben, die Römer aber wollten nicht gerne einem sabinischen Manne gehorchen. Endlich kam man darin überein, daß die Römer allem wählen sollten, daß jedoch der neue König aus dem Volke der Sabiner zu wählen sei. Es ward lange in der Volksversammlung berathen; endlich erklärten sich die meisten Stimmen für Numa, den weisen Mann aus Kures, der Hauptstadt der Sabiner. Man schickte nun die Vornehmsten beider Völker als Gesandte an den Mann mit der Bitte, er möchte kommen und die Regierung übernehmen. 2. Simitsweise des Numa. Numa war der Sohn eines geachteten Mannes und von vier Brüdern der jüngste. Durch göttliche Fügung war er gerade an dem Tage geboren worden, an welchem Rom durch Romulus gegründet war. Sein Herz war für alles Gute und Schöne empfänglich und er hatte es durch Lernen, Dulden und Nachdenken noch mehr veredelt. Von aller Raubsucht und Gewaltthätigkeit hielt er sich fern und er setzte echte Mannestugend in Beherrschung der Leidenschaften durch Vernunft. Aus seinem Hause verbannte er alle Pracht und Ueppigkeit, und er diente bereitwillig jedem Einheimischen und Auswärtigen als Schiedsrichter und Rathgeber. Seine Mußestunden widmete er nicht dem Genießen und Erwerben, sondern dem Dienste der Götter und der Betrachtung ihres Wesens und Wirkens. Deswegen war er auch bei Allen hochgeehrt, und Tatius, der mit Romulus auf dem römischen Throne saß, gab ihm seine einzige Tochter zur Frau. Diese hohe Verbindung konnte aber den Numa nicht bewegen, daß er zu seinem Schwiegervater zog, sondern er blieb im Sabinerlande, seines greisen Vaters zu pflegen. Zuweilen verließ Numa das Getümmel der Stadt und begab sich in die Einsamkeit und Stille des Landlebens. Da sah man ihn oft ganz allein in heiligen Wäldern und Auen, in deren geheimnißvoller Stille ihm die Nymphe Egeria erschien, die ihn lieb hatte. Von dieser Göttin lernte Numa hohe Weisheit, und es ward ihm Manches offenbart, was d^n andern Menschen verborgen bleibt. 3. Regierung. Einen bessern Mann als Numa hätten die Römer nicht wählen können. Als er sich entschlossen hatte, den Ruf zur Königswürde anzunehmen, brachte er den Göttern Opfer und begab sich auf die Reise. Senat und Volk gingen i'm freudig entgegen. Die Frauen empfingen ihn mit lauten Glückwünschen, in allen Tempeln wurde geopfert, und

7. Die vorchristliche Zeit - S. 168

1877 - Leipzig : Brandstetter
168 kndes vergessen kannst! und so fahre künftig jede Römerin hin, die einen Feind betrauern wird!" Dieser Schwestermord stimmte den allgemeinen Jubel herab, und so verdient sich auch Horatius um sein Vaterland gemacht hatte, er wurde vor Gericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Die letzte Entscheidung jedoch blieb dem Bolke; und dieses, gerührt durch des Vaters flehende Bitten, man möchte ihm nicht seines letzten Kindes berauben, sprach den Horatius von der Todesstrafe frei. Doch mußten Reinigungsopfer zur Entsündigung dargebracht werden, und der Schuldige ward von den Liktoren unter einem auf zwei Pfählen ruhenden Balken — einer Art von Galgen — mit verhülltem Gesicht durchgeführt. 2. Zerstörung von Albalonga. Die Albaner trugen das römische Joch mit großem Unwillen und Fuffetius, ihr Feldherr, sann auf Mittel, seine Vaterstadt wieder zu befreien. Er hetzte die Fidenater und Vejenter, zwei Nachbarn Roms, zum Krieg gegen dasselbe auf und versprach ihnen, wenn es zur Schlacht käme, mit alle,: seinen Albanern zu ihnen überzugehen. König Tullus rückte den Feinden entgegen, bot die Albaner auf, ihm Hülfe zu leisten, und stellte sich unter Fuffetius aus den rechten Flügel seines Heeres. Das Treffen begann, Tullus stürzte sich aus die Vejenter, Fuffetius dagegen, anstatt aus die Fidenater einzuhauen, zog seine Albaner allmählich rechts herum, wagte es aber doch nicht, sich öffentlich mit dem Feinde zu vereinigen, denn er wollte erst abwarten, auf welche Seite sich der Sieg neigen würde. Ein Reiter sprengte zum Tullus heran und meldete ihm die Bewegung der Albaner. Tullus erschrak, doch faßte er sich schnell und ries mit scheinbarer Freude so laut, daß die Vejenter es hörten: „Die Albaner umzingeln die Fidenater aus meinen Befehl!" Bei diesen Worten sank den Vejentern der Muth. König Tullus gelobte der Furcht und dem Schrecken Tempel zu erbauen, wenn es ihm gelingen sollte, Furcht und Schrecken unter seinen Feinden zu verbreiten. Das gelang ihm; die Vejenter flohen, die getäuschten und unschlüssigen Fidenater wurden von den Geschlagenen mit fortgerissen, und die Römer erfochten einen glänzenden Sieg. Nach der Schlacht beeilte sich Fuffetius, dem Tullus feinen Glückwunsch darzubringen, dieser stellte sich freundlich und dankte ihm. Am andern Morgen berief er beide Heere zu einer Versammlung; die Albaner drängten sich neugierig um den König Tullus, die Römer, auf ihres Königs Befehl bewaffnet, umgaben ihn. „Römer," sprach jetzt Tullus, „gestern in der Schlacht haben uns die Götter fichtbarlich beigestanden, denn -— ihr wißt es selbst noch nicht — nicht mit den Feinden allein habt ihr gekämpft, sondern auch mit der Verrätherei unserer Freunde. Nicht auf meinen Befehl zogen die Albaner von unserer Seite fort; es war ihr heimlicher Plan, zu den Feinden überzugehen. Doch nicht auf das Heer schiebe ich die Schuld, es folgte nur dem Befehle feines Fiih-

8. Die vorchristliche Zeit - S. 24

1877 - Leipzig : Brandstetter
24 den räthselhaften Befehl, er sollte reisen. Aegeus machte sich auf den Weg und besuchte zuerst seinen Freund Pittheus, welcher Beherrscher von Tröcene war. Der gab dem Gastfreunde seine Tochter Aethra zur Frau, denn es war ihm geweissagt worden, sie werde durch einen Fremdling einen Sohn bekommen, dessen Name weit berühmt sein würde. — Aegeus verweilte noch einige Tage in Tröcene, dann schickte er sich zur Abreise an. Ehe er aber sein Schiff bestieg, ging er mit Aethra in eine abgelegene Gegend am Meere, wo große Felsstücke lagen, und stark wie er war, hob er einen großen Stein auf, und legte sein Schwert und seine Sohlen darunter. „Sieh, Aethra!" — sprach er — „wirst du mir einen Sohn gebären und er wächst heran, so führe ihn hierher an diesen Stein und laß ihn denselben aufheben. Kann er das, dann erst sage ihm, wer sein Vater ist; und sehe ich dann einmal einen Jüngling, mit diesen Sohlen angethan und mit diesem Schwerte gegürtet, zu mir kommen: so werde ich ihn mit Freuden für meinen Sohn erkennen!" Aethra versprach das und trennte sich mit traurigem Herzen von ihrem neuen Gemahl. Dieser kam bald darauf glücklich wieder zu Athen an, und ließ sich gegen Niemand merken, wo er gewesen sei. Aethra gebar einen Knaben, ganz so, wie es ein Orakel dem Pittheus vorausgesagt hatte. Dieser nannte seinen Enkel Theseus und erzog ihn mit großer Sorgfalt zu allen körperlichen Geschicklichkeiten, die damals den Mann schmückten und ehrten. Der Knabe wuchs zu einem schönen, starken und klugen Jüngling heran, und durch seinen Anblick allein tröstete sich die Mutter über die Langeweile ihres einsamen Lebens im elterlichen Hause, denn ihr heimlicher Gemahl Aegeus kam nie wieder. Als Theseus seine volle Manneskraft erlangt hatte, wünschte er nichts mehr, als die Welt zu sehen und sich in Abenteuern zu versuchen. Dazu feuerten ihn besonders die Reden und Thaten des Herkules an, der oft auf seinen Zügen. bei seinem Gastfreund Pittheus einzukehren pflegte und sich schon oft über den kühnen Ehrgeiz des Jünglings gefreut hatte. Damals stand dieser Held schon im Mittagsglanze seines Ruhms und war, wohin er kam, ein Gegenstand der allgemeinen Bewunderung. Ihn also nahm der junge Theseus zum Vorbilde, und in der That hatte die Natur auch ihn zum Heroen bestimmt, denn in Körperkraft und Klugheit war er dem Herkules ähnlich. Die zärtliche Mutter konnte ihren Sohn nicht länger zurückhalten; da führte sie ihn zu dem großen Steine hin, unter den vor 20 Jahren sein Vater Aegeus sein Schwert und seine Sohlen verborgen hatte. Mit Leichtigkeit wälzte Theseus den Stein hinweg, gürtete das Schwert um seine Lenden und band die Sohlen unter seine Füße. Die Mutter zeigte ihm darauf die Stelle am Ufer, wo sein Vater vormals abgesegelt sei, und rieth ihm, auch zur See nach Athen zu gehen. Aber der kühne Jüngling verwarf den vorsichtigen Rath, denn gerade deshalb — meinte er — weil der Landweg nach Athen sehr gefährlich

9. Die vorchristliche Zeit - S. 18

1877 - Leipzig : Brandstetter
Zweiter Abschnitt. Griechische Heroen. — Herkules und Theseus. I. Herkules. 1. Des Helden Jugend. In Theben lebte ein König Amphitryon, der hatte eine schöne junge Frau, Namens Alkmene, und diese war Herkules' Mutter. Mit ihr, sagen die Dichter, hatte in des Mannes Abwesenheit der Gott Zeus sich heimlich vermählt, und die Frucht dieser Ehe war Herkules. Doch Juno, die eifersüchtige Gemahlin des Zeus, hatte die Untreue ihres Mannes erfahren und wollte sich nun an dem Knäblein rächen. Kaum war der junge Herkules acht Monate alt, so schickte sie zwei giftige Schlangen in seine Wiege; aber der Knabe streckte lächelnd seine Hände nach ihnen aus und erdrückte sie beide. Der Göttervaler gewann eine besondere Vorliebe für den schönen kraftvollen Knaben, und er dachte darauf, wie er diesem seinem Sohne die Unsterblichkeit verleihen könnte. Dazu gehörte nun freilich, daß der junge Herkules wenigstens Ein Mal an der Mutterbrust der Juno gesogen haben mußte; darum sann Jupiter mit dem Merkur darauf, wie die Himmelsgöttin überlistet werden könnte. Der allezeit fertige Götterbote säumte nicht lange; einst, als Juno schlief, eilte er mit Flügelschritten auf die Erde herab, holte den Kleinen und legte ihn der Juno an die Brust. Aber hier sog der Junge mit so gewaltigen Zügen, daß die Göttin erwachte und höchst aufgebracht über den erdgebornen Säugling ihn von sich riß. Sie that das mit solcher Heftigkeit, daß ein Theil der Milch verschüttet ward, die sich in dem Himmelsraume des blauen Aethers zertheilte und die Milchstraße bildete. Sieh da, wie im Kindesalter eines Volks die Dichtkunst der Wissenschaft vorgreift! Amphitryon, ohne Eifersucht darüber, daß seine Gemahlin dem Jupiter einen Sohn geboren hatte, erkannte bald dessen große Bestimmung und sorgte nun eifrig dafür, daß das Götterkind frühzeitig von den besten Meistern in allen Künsten unterrichtet werde, durch welche sich in jener

10. Die vorchristliche Zeit - S. 149

1877 - Leipzig : Brandstetter
149 niedergehauen, die Athener wichen dem Andränge der macedonischenphalanx und bald war die Flucht des Griechenheeres allgemein. Selten mag sich ein Feldherr so gefreuet haben, wie Philipp über den glänzenden Sieg von Chäronea. Aber zu seinem Ruhme gereicht es, daß er große Mäßigung und wirklichen Edelmuth zeigte. Als man ihm rieth, Athen zu zerstören, wies er diesen Vorschlag mit den Worten zurück: „Wie, ich habe so Vieles für den Ruhm gethan, und sollte jetzt den Scharrplatz des Ruhmes zerstören?" Freilich verlor Athen den Chersonnes, fast alle Inseln und seine Herrschaft zur See, aber es bekam doch keine macedo-nische Besatzung. Strenger wurden die Thebaner behandelt, weil diese es Anfangs mit Sparta gehalten hatten. Ihre Burg Kadmea ward von Macedoniern besetzt, ihre Stadt unter den Befehl von 300 macedonisch gesinnten Truppen gestellt, und viele Feinde Philipp's wurden verbannt oder hingerichtet. Theben war nur kurze Zeit mächtig gewesen, und Pelopidas und Epaminondas hatten vergeblich gearbeitet. Philipp wollte die Kraft der Griechen nicht brechen, er wollte sie vielmehr gebrauchen zum Feldzuge gegen das persische Reich in Asien. Darum bewies er so viel Schonung und Milde, als nur möglich, damit die Griechen die Alleinherrschaft eines Königs erträglich finden möchten. Als in Korinth eine allgemeine Versammlung von Abgeordneten aus den verschiedenen Staaten Griechenlands gehalten wurde, wählte man ihn einstimmig (337) zum Oberanführer gegen die Perser, die wegen ihrer früheren Einfälle in Griechenland gezüchtigt werden sollten. Nur Sparta wollte nichts von dem Fremdlinge wissen und verweigerte jede Unterstützung. Zornig schrieb ihnen Philipp: „Wenn ich nach Sparta komme, soll kein Einziger von Euch im Lande bleiben!" — „Wenrt!" schrieben ihm die Spartaner zurück, und sonst kein Wort. Philipp ließ vorerst seinen Streit mit Sparta ruhen und rüstete sich gegen die Perser. Als er in Maeedonien noch die Hochzeit seiner Tochter feierte, ward er von Pau-sanias, einem Befehlshaber seiner Leibwache, ermordet. Der Mörder ward ergriffen und hingerichtet, er hatte in einer Streitsache vom Könige nicht Recht bekommen und aus Rache die Uebelthat verübt. Philipp hatte noch kurz zuvor das delphische Orakel über seinen Feldzug nach Asien befragt und die Antwort erhalten: „Siehe, der Stier ist bekränzt, sein Ende da, nahe der Opfrer." Diesen Spruch bezog der König auf die Perser; nun aber war er selber das Opfer, das durch die Hand eines Meuchelmörders fiel.
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