Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die vorchristliche Zeit - S. 146

1877 - Leipzig : Brandstetter
146 Plan Philipp's, ganz Griechenland unter seine Botmäßigkeit zu bringen, und erhob sich mit aller seiner Kraft, seine Mitbürger vor dem gefährlichen Feinde zu warnen. Dieser brave Grieche hieß Demosthenes. Er war der Sohn eines Waffenschmieds in Athen und ließ selbst noch dieses Geschäft durch Sklaven betreiben. Seinen Vater verlor er schon als siebenjähriger Knabe. Da er schwächlich und kränklich war, konnte er an den Leibesübungen der übrigen Knaben nicht theilnehmen und mußte deshalb manchen Spott über sich ergehen lassen. Niemand ahnte damals in ihm den künftigen großen Redner, denn er besaß eine schwache Brust und stotterte, konnte auch das R nicht aussprechen. Einst hatte er eine Rede des Redners Kallistratos gehört und war von derselben so ergriffen worden, daß er den Entschluß faßte, selber die Kunst der Beredtsamkeit zu studiren. Er las nun mit dem größten Fleiß die Werke der griechischen Schriftsteller, um sich ihre Darstellungsweise anzueignen und ein großes Werk, die Geschichte des Thucydides, schrieb er achtmal ab. Auch hörte er den berühmten Weisen Plato und den Redner Jsäos. Zuerst trat er mit einer Anklage gegen seine Vormünder aus, die ihn durch ihren Eigennutz um sein Vermögen gebracht hatten. Er gewann den Prozeß, erhielt aber nur einen kleinen Theil seines veruntreueten Geldes zurück. Nun wagte er es, auch öffentlich vor dem athenischen Volke aufzutreten, aber seine Rede wurde ausgepfiffen und verlacht. Dasselbe Schicksal hatte er auch bei einem zweiten Versuche. Voll Verdruß und Mißmuth lief er nach Hause und beklagte sich bei seinem Freunde Satyros, der ein Schauspieler war, bitter über die Ungerechtigkeit des Volkes, das so viele ungebildete Menschen gern höre und ihn, der allen Eifer auf die Beredtsamkeit verwandt habe, so schmählich behandele. „Du hast Recht," sagte Satyros, „doch ist vielleicht dem Uebel abzuhelfen, wenn du mir eine Stelle aus dem Sophokles oder Euripides hersagen willst." Demosthenes that es und nun wiederholte der Schauspieler dieselbe Stelle mit einem so lebendigen Vortrage und ausdrucksvollen Mienenspiele, daß Demosthenes eine ganz andere Stelle zu hören glaubte. Da sah er ein, daß ihm noch Vieles fehle, und ohne sich abschrecken zu lassen, ging er nun mit verdoppeltem Fleiß an seine Ausbildung. Um seine Stimme zu stärken, begab er sich an die Meeresküste und suchte das Tosen der an die Ufer schlagenden Wellen zu überschreien. Dann nahm er Kieselsteine in den Mund und versuchte dennoch deutlich zu reden; er ging steile Berge hinan und sagte dabei Reden her, um feinen Athem zu stärken. Um sich längere Zeit den Ausgang unter das Volk zu versperren, schor er sich das Haupt auf einer Seite. Während dieser freiwilligen Verbannung übte er sich in einem unterirdischen Gemache vor dem Spiegel in der Haltung des Körpers und im Mienenspiel. Nach solchen Vorübungen trat er von Neuem vor dem Volke auf und jetzt erntete er allgemeinen Beifall. Was das Aeußere der Beredtsamkeit betrifft, hat kein Mann schlechtere Anlagen zum Redner gehabt, als De-

2. Die vorchristliche Zeit - S. 123

1877 - Leipzig : Brandstetter
123 Mehrmals kämpfte Sokrates für sein Vaterland und sein Name ward unter den Tapfersten genannt, aber bescheiden leistete er Verzicht auf die öffentliche Anerkennung seiner Verdienste. Durch seine Unerschrockenheit rettete er in einer Schlacht dem Alcibiades das Leben. Der kühne Jüngling war schon verwundet niedergesunken; da eilte Sokrates herzu, deckte ihn mit seinem Schilde und entzog ihn glücklich der Gefahr. Ebenso unerschrocken war er auch im bürgerlichen Leben, und weil er die Gottheit fürchtete, kannte er keine Menschenfurcht. Als die Athener bei Lesbos einen Sieg über die Flotte der Lacedämonier gewonnen hatten, waren zwei von den zehn Befehlshabern beauftragt worden, die während des Gefechtes schiffbrüchig Gewordenen zu retten und die Leichname der Gebliebenen in Sicherheit zu bringen. Die stürmische Witterung hatte dies aber unmöglich gemacht. Darüber zogen die wankelmüthigen Athener _ sämmtliche Zehn zur Verantwortung vor Gericht und in der Leidenschaft verlangte man, Alle auf einmal zu verurtheilen. Sokrates aber, der an diesem Tage gerade Vorsitzender der richterlichen Versammlung war, widersetzte sich standhaft jenem Vorhaben, weil es wider das Gesetz sei, Jemanden ohne Verhör zu verdammen. Das Volk tobte, viele der Mächtigen droheten, aber Sokrates blieb fest, ließ sich nicht einschüchtern vom Geschrei des Volkes und dem Zorn der Vornehmen und sein Wille drang durch. Denn er war des Glaubens, daß die Götter Alles wüßten, was man redete oder handelte, ja auch was das Herz dächte. 2. Lehrweise. Sokrates bildete nicht, wie die Philosophen nach ihm, eine abgesonderte Schule oder einen geschlossenen Kreis von Jüngern, sondern suchte vielmehr allen seinen Mitbürgern durch gelegentliche Unterredungen zu nützen. Als ein echter Bürgerfreund und leutseliger Mann verkehrte er mit den verschiedensten Menschen aus allen Ständen von jederlei Alter und Gewerbe, und, tote Einer unserer Dichter von Jesu sagt, daß er durch Gleichniß und Exempel jeden Markt zum Tempel gemacht, so wurde oftmals durch Sokrates die Werkstatt eines Riemers oder Panzermachers zu einer Akademie und Schule der Weisheit. Man konnte ihn den größten Theil des Tages an öffentlichen Orten sinden. Frühmorgens besuchte er die Hallen und Gymnasien, wo die athenische Jugend Leibesübungen trieb, auch viele Erwachsene sich einfanden, um sich über Dies und Jenes zu besprechen. Nach der dritten Stunde (9 Uhr Vormittags) war er auf dem Markte und die übrige Zeit des Tages da, wo er die meisten Leute vermuthete. Dabei sprach er mehrentheils und wer Lust hatte, konnte ihm zuhören. „Menschen zu sangen"*), wie er selber sagte, war bei diesem scheinbaren Müßiggänge sein Zweck. Und daraus verstand er sich trefflich. Sokrates wünschte den Tenophon, einen schönen Jüngling von vor- *) Math. 4, 19: Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.

3. Die vorchristliche Zeit - S. 124

1877 - Leipzig : Brandstetter
124 trefflichen Geistesgaben, in seinen Umgang zu ziehen. Einst begegnete er ihm in einer engen Gasse und hielt ihm einen Stock vor. Der Jüngling blieb stehen. „Sage mir doch," begann Sokrates, „wo kauft man Mehl?" — „Auf dem Markte," war die Antwort. — „Und Del?" — „Ebenda." — „Aber wo geht man hin, weise und gut zu werden?" — Der Jüngling schwieg und sann auf eine Antwort. „Folge mir", sprach der Weise, „ich will es dir sagen!" Seitdem schlossen die Beiden eine innige Freundschaft und Xenophon ward ein Mann, der sich nachmals nicht nur als Feldherr und Schriftsteller, sondern auch durch Tugend und Frömmigkeit bei seinen Zeitgenossen und bei der Nachwelt in hohe Achtung setzte. Seine Schüler hingen mit aller Hingebung an ihm und kannten keinen höhern Genuß, als um ihn zu sein und ihn zu hören. Der schon oben erwähnte Antisthenes, der außerhalb Athens wohnte, ging täglich eine Stunde weit, um Sokrates willen. Euklid von Megara kam oft vier Meilen weit, um nur einen Tag mit dem geliebten Lehrer beisammen zu sein. Als die Athener beim Ausbruch des Krieges gegen die Megarenser Jedem derselben bei Strafe des Todes verboten, in die Stadt zu kommen, schlich Hch Euklid öfters in Weiberkleidern durch das Thor, um eine Nacht und einen Tag bei Sokrates zu weilen. Dann ging der treue Schüler wieder zur Nachtzeit nach Megara zurück. _ „Nichts konnte nützlicher sein," versicherte Tenophon, „als seine Gesellschaft und sein Umgang. Selbst wenn er abwesend war, gereichte noch sein Andenken Denen, die bei ihm gewesen waren, zur Stärkung und Kraft in allem Guten." Mancher lasterhafte Jüngling hat von seinen Sünden abgelassen und durch Sokrates Lust zum Guten bekommen. Er rief Allen den schönen Spruch des Hesiod ins Gedächtniß: Vor die Trefflichkeit setzten den Schweiß die unsterblichen Götter, Lang' auch windet und steil die Bahn zur Xugenb sich aufwärts Und ist rauh im Beginn, boch wenn bu zur Höhe gelangt bist, Alsdann wird sie dir leicht und bequem, wie schwer sie zuvor war*). Auf die leichteste und einfachste Weise verstand es der weise Mann, die Wahrheit seinen Schülern einleuchtend zu machen. So belehrte er den jungen Alcibiades, als dieser große Schüchternheit verrieth, künftig vor dem Volke als Redner aufzutreten, folgender Art: „Würdest du dich wohl fürchten vor einem Schuster zu reden?" — „O nein!" — „Oder könnte dich ein Kupferschmied verlegen machen?" — „Gewiß nicht!" — „Aber vor einem Kaufmanne würdest du erschrecken?" — „Eben so wenig!" — „Nun stehe" — fuhr er fort — „aus solchen Leuten besteht das ganze athenische Volk. Du fürchtest die Einzelnen nicht, warum wolltest du sie versammelt fürchten?" Seinen Unterricht gab Sokrates stets unentgeltlich. Der junge Aeschi-nes wünschte sehr, ein Schüler des Sokrates zu werden, scheute sich aber. *) Matth. 7, 13. 14: Und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der rc.

4. Die vorchristliche Zeit - S. 6

1877 - Leipzig : Brandstetter
Die geeinteste Kaste war die der Priester. Sie waren die Erzieher und Räthe des Königs, sie gaben die Gesetze und richteten das Volk nach diesen Gesetzen. Sie bestimmten nach dem Laufe der Gestirne und dem regelmäßigen Austreten des Nil die Emtheilung des Jahres und Ordnung des Kalenders; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande, die Pfleger der Künste und Wrssenschasten. Zugleich waren sie auch die Aerzte, doch so, daß Jeder nur für eine bestimmte Krankheit die Heilmittel studirte. Es gab also Aerzte für Augenkrankheiten, Magenkrankheiten, für gebrochene Glieder u s w wie das auch bei uns zum Theil der Fall ist. Von ihrer Kenntniß der Naturkräfte zeugen die Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Darum wurden sie auch vom Volke als Zauberer angesehen Der Oberpriester wohnte am Hofe des Königs; die Söhne der Priester hatten die vornehmsten Stellen bei Hofe, und mit ihnen wurden die Prinzen erzogen. Mit ängstlicher Genauigkeit ward dem Könige vorgeschrieben, wann er aufstehen, opfern, essen, zu seiner Gemahlin gehen durfte. In der ersten Stunde nach dem Aufstehen wurden die Depeschen eröffnet. Dann verfügte sich der König, angethan mit prächtigen Gewändern, Krone und Scepter, nach dem Tempel. Hier predigte ihm der Oberpriester, was für Eigenschaften ein guter König haben müßte, und las ihm einen Abschnitt aus der Reichsgeschichte vor, um ihn zu belehren. Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen (Soldaten), wie bei uns. Der Gedanke eines Miethheeres, welches Leib und Leben einem Herrn verkaufte, kam den weisen Aegyptern gar nicht in den Sinn. Das Gesetz hatte den Kriegsdienst einer Klasse der Nation als ein Vorrecht überttagen und damit eine Ausstattung an Ländereien verbunden, die ihr erblich blieben wie ihr Beruf. Die Aegypter dachten, daß es vernünftig sei, die Obhut des Staates Leuten anzuvertrauen, die Etwas besaßen, dessen Vertheidigung ihnen am Herzen lag. 7. Götter- und Thierdienst. Die Aegypter sind wohl das frömmste Volk gewesen, das je gelebt hat. Sie hatten eine Menge von Gottheiten, die sie verehrten und heilig hielten ; vor Allem war es der Nilstrom, der den Grund- und Mittelpunkt bildete ihres Gottesdienstes. Aegypten ist ja nichts als ein.stücf Pflanzenerde im Wüstensande, geschaffen und erhalten durch den Nil. Daher wurde dieser wohlthätige Strom nicht nur durch den Beinamen des Heiligen, des Vaters und Erhalters gefeiert, sondern als ein Gott verehrt, ja als das sichtbare Abbild der obersten Gottheit Ammon betrachtet , der in dieser Gestalt Aegypten belebte und bewahrte. Darum nannten auch die Griechen den Nil den ägyptischen Jupiter. Die ägyptischen Philosophen hatten sich am Himmel ähnliche Einteilungen ersonnen wie auf Erden, sie hatten einen himmlischen und einen irdischen Nil. Der himmlische Nilgott hat drei Vasen, als Sinnbilder der Ueberschwemmung: eine dieser Vasen bezeichnet das Wasser, welches Aegypten

5. Die vorchristliche Zeit - S. 125

1877 - Leipzig : Brandstetter
125 zu ihm zu gehen, weil er arm war. Sokrates, der seinen Wunsch merkte, fragte ihn: „Warum scheuest du dkh vor mir?" — „Weil ich nichts habe, das ich dir geben könnte." — „Ei," erwiederte Sokrates, „schätzest du dich selbst so gering! Gibst du mir nicht sehr viel, wenn du dich selbst mir gibst!". 3. Tov des Sokrates. Es war vorauszusehen, daß sich Sokrates durch seine ausgezeichnete Weisheit und Tugend bei dem großen Haufen seiner schon sehr verdorbenen Mitbürger Haß und Neid zuziehen mußte. Sie verleumdeten ihn und suchten ihn auf alle Weise lächerlich zu machen. Als ihnen das nichts half, verklagten sie ihn öffentlich. Sie beschuldigten ihn, er glaube nicht an die Götter seiner Vaterstadt, auch verderbe er durch seine Lehre die Jugend; darum müsse er als staatsgefährlich hingerichtet werden. Sokrates, bereits ein Greis von 70 Jahren, fand es seiner unwürdig, sich gegen solche Anklagen weitläufig zu vertheidigen. Er wies auf sein öffentliches Leben hin, betheuerte, daß ihm seit 30 Jahren nichts mehr mit Herzen gelegen habe, als seine Mitbürger tugendhafter und glücklicher zu machen, und dazu habe ihn eine innere göttliche Stimme getrieben*). Eine so freimüthige Vertheidigung erbitterte aber die Richter. Denn sie hatten erwartet, er würde, wie andere Verbrecher, durch eine lange Rede unter Bitten und Thränen um Mitleid und Begnadigung flehen. Darum schickten sie ihn vorläufig in's Gefängniß. Hierhin brachte ihm einer seiner Freunde, Lysias, eine sehr schön ausgearbeitete Vertheidigungsrede, die sollte er halten. Sokrates las sie und fand sie schön. „Aber" — sagte er — „brächtest du mir weiche und prächtige Socken, ich würde sie nicht anziehen, weil ich es für unmännlich halte." Damit gab er ihm die Rede zurück. In der nächsten Versammlung wurden die Stimmen über ihn gesammelt. Eine geringe Mehrheit von drei Stimmen verurtheilte ihn zum Tode. Sokrates hörte sein Todesurtheil mit der größten Ruhe, nicht aber seine Schüler. Sie drängten sich mit Thränen in den Augen zu den Richtern und fleheten und boten eine große Summe Geldes für die Freiheit ihres Lehrers. Sie wurden aber abgewiesen. Sokrates nahm Abschied von den Richtern, die für ihn gestimmt hatten und verzieh auch denen, die ihn verurtheilt. Mit heiterer Miene, festem Schritte und edler Haltung entfernte er sich hierauf aus dem Gerichtshause und begab sich in das Gefängniß zurück. Seine Freunde gaben ihm das Geleite. Als er einige derselben Thränen vergießen sah, sprach er: „Was soll das, daß ihr erst heute weint? Wußtet ihr nicht schon längst, daß die Natur, als sie mir das Leben gab, mich zugleich auch zum Tode verurtheilte?" Apol- *) Marc. 14, 61 rc. Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: „Ich bin's." Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: ,Zlas bedürfen wir weiter Zeugen?"

6. Das Mittelalter - S. 93

1877 - Leipzig : Brandstetter
93 Diese treffende Antwort rührte den Kalifen. Auf der Stelle befahl er, daß man der Klägerin allen erlittenen Verlust ersetzen sollte. 7. Glanz des Kalifenthnms. Bagdad, vom Kalifen Al Mansur erbaut, wurde unter Harun al Raschid so glänzend und prächtig, daß die arabischen Märchen noch lange davon zu erzählen wußten. Es hatte 10,000 Moscheen und eben so viele öffentliche Bäder, 105 Brücken, 600 Kanäle, 400 Wassermühlen, 4000 Trinkanstalten und eben so viel Brodbuden, 100,000 Gärten, prächtige Paläste und Springbrunnen. Das Schloß des Kalifen hatte 7 Höfe und 10,000 Mamelucken bildeten die Dienerschaft des Herrschers. Am glänzendsten entfaltete sich die arabische Baukunst mit ihren schlanken Thürmen, runden Kuppeln und prachtvollen Thoren in dem sogenannten Rund-b o g e n st y l. Ein schönes Gebäude war die Moschee in Kordova; sie war 350 Fuß tief und 450 Fuß breit und bestand aus 19 Schiffen, welche durch 150 Säulen und Bogen getrennt wurden. Die 19 ehernen Thore waren mit Goldblech überzogen, der Boden der Kapelle von Gold und Silber und das Ganze durch zahllose prachtvolle Lampen erhellt. Das Königsschloß Alhambra in Granada zeigt noch in seinen Ruinen den ehemaligen Glanz und Reichthum seiner Bauart. Die Höfe hatten kühle Springbrunnen, Balköne öffneten herrliche Aussichten auf die Schneegipfel des nahen Ge* birges, die Wände der Säle waren wie bunte Teppiche mit schönen Steinen gemauert und schlanke Säulen trugen schattige Hallen. In den Gärten dufteten Rosenhecken und in den Kronen der Palmen fächelte der laue Wind. Aehnliche Pracht war in Aegypten, in Persien bis zum Thal des Ganges zu finden, wo Delhi noch voll Trümmer arabischer Bauwerke ist. Auch in den Wissenschaften zeichneten sich die Araber aus. Sie lernten Griechisch, übersetzten die Werke griechischer Aerzte, Sternkundiger und anderer Gelehrten in ihre Sprache, legten Schulen an, Sternwarten und Laboratorien zu chemischen Versuchen, und mancher deutsche Geistliche wanderte nach Spanien, um dort zu lernen. Die Araber haben die ersten Apotheken und Hospitäler gehabt, aber auch den Aberglauben aufgebracht, daß man mit einein Spruch aus dem Koran die fallende Sucht zu heilen vermöge, oder daß man aus der Stellung der Gestirne sein künftiges Schicksal errathen könne (Astrologie). Manche Wörter aus ihrer Sprache sind in die Sprachen Europa's übergegangen, wie z. B. Algebra, das Rechnen ohne Ziffern mit allgemeinen (Buchstaben-) Zeichen, Alkali, Laugensalz, denn die Araber gewannen unser Laugensalz (Pottasche) aus einer Pflanze, welche sie Kali nannten; Zenith und Nadir (Scheitelund Fußpunkt) und viele andere. So hat der Islam auch wieder bildend und befruchtend auf die christlich-europäische Bildung zurückgewirkt, einem Strome gleich, der Anfangs Alles zu überschwemmen drohte, dann aber verlief und einen düngenden Schlamm zurückließ, aus welchem neue Ernten hervorwuchsen.

7. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. uncounted

1869 - Hildburghausen : Gadow
480 Fuß hohen Thurine, Fabriken und Handel. — Am 27. Äug. 1870 nach mehrwöchentlicher Belagerung "und Bombardement den Deutschen unter dem preuß. General Werder übergeben. Weißenburg, Städtchen an der Pfälzer Grenze; Treffen am 4. Aug. 1870. — Unweit Wörth, Schlacht den 6. Aug. 1870, in welcher Mac Mahon vom Kronprin- zen von Preußen geschlagen wurde. Schlettstadt und Breisach, Festungen. Colmar, 24,000 Einw., Baumwollenfabriken, Ger- bereien. Mühlhausen, 60,000 Einw., früher freie deutsche Reichsstadt, an der Jll, bedeutende Fabrikstadt in Wolle- und Baumwollenwaaren. Metz,.an der Mosel, 54,000 Einw., ehemalige freie deutsche Reichsstadt, starke Festung. Nach mehrwöchentlicher Einschließung durch den Prinzen Friedrich Carl von Preußen wurde dieses für unüberwindlich gehaltene Bollwerk Frank- reichs den 27. Okt. 1870 den Deutschen übergeben; mit ihm capitulirte das Heer Bazaiue's. — Den 14., 16. und 18. Aug. 1870 siegreiche Schlachten bei Metz unter per- sönlicher Leitung des Königs. Zu Seite'57, Zeile 9 v. o. Die Spanier haben sich in dem Prinzen Amadeus von Italien wieder einen König erwählt. Zu Seite 62. Der Kirchenstaat ist seit 1870 dem Königreiche Italien einverleibt worden. Zu Seite 64. Frankreich ist augenblicklich Republik und hat, nach Abtretung von Elsaß und Deutsch-Lothringen an Deutsch- land, noch 9550 ^Meilen und 36^ Mill. Einw.

8. Vaterländische Geschichte - S. 251

1900 - Berlin : Nicolai
251 seinen Marsch nach Westen fortsetzen wollte, stieß er bei Mars la Tour und Vionville auf die Deutschen und wurde so heftig angegriffen, daß er mit seinem ganzen Heere die Schlacht aufnahm. Die brandenbnrgischen Regimenter hielten in einem fünfstündigen Kampfe dem weit mehr als doppelt so starken Feinde stand; auch die später eintreffenden norddeutschen Truppen fochten aufs rühmlichste. Doch auch uctch ihrer Verstärkung betrug die deutsche Heeresmacht nicht ganz 40 000 Mann. Alle Truppengattungen überboten stch in kühnem Heldenmute. Den Tod vor Augen sehend, stürzen sich die Halberstädter Kürassiere und altmärkischen Ulanen aus die feindlichen Batterien und strecken die Kanoniere nieder. Die aus einer Waldeslücke hervorbrechenden feindlichen Kürassiere werden niedergehauen, eine Infanteriekolonne wird überritten. Von der Übermacht zum Rückzüge gezwungen, müssen sie sich unter den größten Verlusten durch die eben durchbrochenen Linien ihren Weg bahrten*). Doch der Zweck des Kampfes war erreicht. Als die erwarteten Verstärkungen eintrafen, zog sich der Feind zurück und gab es auf, in dieser Richtung durchzubrechen. Gravelotte und St. Privat. 18. August. Um den Franzosen auch die Straße nach dem Norden zu verlegen, wurden dort große Truppenmaffen zusammengezogen. Nachdem Bazaine seinen erschöpften Truppen Ruhe gewährt hotte, nahm er am 18. August die Entscheidungsschlacht an. Der König selbst führte den Oberbefehl. Zwischen den Dörfern Gravelotte und St. Privat bewegte sich der Kampf. Auf dem bergigen Gelände zwischen beiden Orten nahm Bazaine eine sehr feste Stellung ein. Unter schweren Verlusten gingen die Deutschen gegen sie vor, wurden aber wiederholt zurückgeworfen. Da führte Moltke selbst die zur rechten Zeit erschienenen Pommern in den Kampf; sie gaben hier den Ausschlag, während bei St. Privat, wo gleich tapfer gefochten wurde, die preußische:: Garden und das sächsische Korps die Schlacht entschieden. Am Abend konnte Moltke dem Könige melden: „Majestät, der Sieg ist unser, der Feind ist ans allen Punkten geschlageu und zieht sich zurück." Vou der Größe der Verluste zeugt die Thatsache, daß für den Köuig selbst nur mit Mühe ein leeres Stübchen aufgefunden wurde, wo man fein Feldbett aufschlagen konnte; alle Häuser waren mit Verwundeten angefüllt**). *) Gedicht: „Die Trompete von Vionville" von Freiligrath. **) Gedicht: „Die Rosse von Gravelotte" von K. (Seros.

9. Vaterländische Geschichte - S. 149

1900 - Berlin : Nicolai
149 4. Auch in der Entwickelungsgeschichte der Stadt Berlin wird Friedrichs Name rühmend genannt. Durch das schnelle Anwachsen der Vorstädte erfuhr die Stadt eine bedeutende Vergrößerung; damals entstand die Spandauer-und die Königs-Vorstadt. Ein neuer Stadtteil wurde planmäßig angelegt und nach dem Könige „Friedrichstadt" benannt. Ihm verdankt auch das große Friedrichs-Waisenhaus seine Eutstehuug. — Am 18. Januar 1709 wurde Berlin-Kölln mit den Vorstädten zu der Stadtgemeinde Berlin vereinigt. Um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen, errichtete man die Uferdämme der Spree. Durch Aulage von Baumalleen an den nach den Vororten führenden Straßen wurde auch Berlins Umgebung verschönert. e) Seine Gemahlin Sophie Gyarlotte, eine hannoversche Prinzessin, war hochgebildet und beteiligte sich ungern an den prunkvollen Festlichkeiten, liebte vielmehr gelehrten Umgang. Auf ihre Veranlassung wurde Leibuiz, einer der berühmtesten Gelehrten jener Zeit, nach Berlin berufen. Das für die Fürstin hergerichtete Schloß in Lietzow bei Berlin erhielt, wie der Ort, den Namen „Charlottenburg". In Berlin wurde für sie das Schloß Monbijou erbaut. Die „Sophienstadt" erhielt nach ihr den Namen. Wie später Friedrich der Große in Rheinsberg und Sanssouci, so sammelte sie in ihrem Heim einen Kreis gelehrter Männer um sich und war bemüht, Bildung und gute Sitten auch unter ihrem Volke zu verbreiten. Leider starb sie schon im 37. Lebensjahre. Anmerkung. Schon 1582 hatten auf des Papstes Veranlassung die katholischen Völker den „gregorianischen" Kalender angenommen. Mit dem Fortschritt der Wissenschaft überwaudeu auch die Evangelischen ihre Abneiguug gegen die päpstliche Bestimmung und nahmen im Jahre 1700 zum größten Teil den „verbesserten" Kalender an. Zu Aufaug des Jahres 1900 werden auch die griechisch-katholischen Völker diezählnng nach dem jnlianischenkalender aufgeben. t Ii. Zrirdrich Wilhelm I. (1713-40), a) Eigenschaften. Grundfähe. Regierungsantritt. 1. Friedrich Wilhelm I. war von regelmäßiger Gestalt, nicht hoch von Wuchs und wohlbeleibt. Er' hatte einen offenen, redlichen Charakter und zeigte einen nüchternen, klaren Verstand. Das Richtige und Nützliche erfaßte er schuell und scharf; mit unbeugsamer Willenskraft führte er es zum Ziele. Das Schöne und Erhabene machte dagegen nur einen geringen Eindruck auf sein Gemüt. Ein herber

10. Vaterländische Geschichte - S. 249

1900 - Berlin : Nicolai
249 „in seiner Einmütigkeit und in seinem Rechte die Bürgschaft, daß der Krieg ihm einen dauernden Frieden bringen und daß aus der blutigen Saat eine von Gott gesegnete Ernte deutscher Freiheit und Einheit sprießen werde". Seinem Landesherrn gleich unterschätzte das Volk freilich auch den Gegner nicht, war vielmehr überzeugt, daß es einen ernsten Kampf gelte, der Deutschland schwere Opfer auferlegen werde. Das ganze Land setzte sein Vertrauen auf die Tapferkeit und Vaterlandsliebe seiner erprobten Streitkräfte, auf die weise Führung des greisen Heldenkaisers, der Leiter des Staates und der Armee, die in ernsten Tagen ihre Tüchtigkeit bewiesen hatten, auf Gott, dessen Gericht den blutigen Frevel straft. Daneben war es die Erinnerung an die Thaten der Väter aus den Freiheitskriegen, die die Deutschen erhob: in diesem Sinne ließ der König unmittelbar nach der französischen Kriegserklärung das Ordenszeichen des eisernen Kreuzes wieder aufleben; in demselben Sinne enthüllte er nach dem Friedensschlüsse beim Einzuge der Truppen in Berlin das Denkmal seines Vaters im Lustgarten. Überall erklang in jenen Tagen in Deutschland „die Wacht am Rhein", die deshalb ein rechter Freiheits- und Einheitsgesang geworden ist. Begeistert und begeisternd erhoben die Dichter ihre Stimme. Der König aber suchte und fand am Tage der Kriegserklärung, dem Todestage seiner Mutter, Ruhe und Stärkung an ihrem Grabe zu Charlottenburg*). In deu nächsten Wochen zogen die deutschen Streitkräfte nach der Westgrenze. Alle Hände rührten und regten sich, um den Kriegern bei ihrem Abzüge auf den Bahnhöfen nicht nur herzliche Teilnahme, sondern auch erfreuende Fürsorge zu bezeigen. Kirchlich geweiht, im Vertrauen auf Gott und ihre Führer eilten sie dem Rheine zu. Die Gebete der Zurückbleibenden folgten ihnen. t 3. Die Aufstellung der deutschen Truppen und die ersten Siege. Wieder sollten nach Moltkes Plan die Heere getrennt die Grenze überschreiten und vereint die Entscheidungsschlachten schlagen. Bei der Mobilmachung hatte es sich sofort gezeigt, daß die französische Armee keineswegs kriegsbereit war. Anstatt Deutschland mit ihren Scharen zu überschwemmen, wurden die Franzosen daher in ihrem eigenen Lande angegriffen. Nur bei Saarbrücken machte Napoleon einen Versuch, das deutsche Gebiet zu betreten, kehrte aber bald wieder um. *) Gedicht: „Der 19. Juli 1870" von G. Hesekiel.
   bis 10 von 62 weiter»  »»
62 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 62 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 4
4 4
5 2
6 2
7 0
8 2
9 2
10 16
11 1
12 4
13 0
14 1
15 0
16 1
17 0
18 1
19 0
20 0
21 3
22 0
23 0
24 1
25 1
26 1
27 1
28 31
29 1
30 0
31 0
32 1
33 1
34 8
35 4
36 0
37 15
38 0
39 2
40 0
41 2
42 0
43 0
44 0
45 24
46 0
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 4
4 1
5 1
6 1
7 0
8 4
9 8
10 2
11 1
12 0
13 1
14 0
15 4
16 9
17 20
18 0
19 4
20 1
21 0
22 2
23 12
24 0
25 11
26 0
27 1
28 0
29 3
30 1
31 8
32 3
33 0
34 0
35 3
36 2
37 1
38 10
39 4
40 3
41 0
42 0
43 1
44 1
45 10
46 3
47 0
48 0
49 0
50 0
51 32
52 13
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 2
60 4
61 2
62 0
63 1
64 3
65 0
66 0
67 0
68 4
69 1
70 0
71 6
72 1
73 0
74 0
75 1
76 3
77 2
78 0
79 1
80 4
81 2
82 0
83 0
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 1
90 0
91 0
92 18
93 0
94 5
95 0
96 1
97 0
98 5
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 60
1 50
2 119
3 23
4 54
5 41
6 58
7 70
8 10
9 70
10 132
11 37
12 63
13 19
14 25
15 47
16 48
17 26
18 74
19 88
20 15
21 50
22 98
23 18
24 21
25 45
26 127
27 59
28 8
29 44
30 81
31 47
32 45
33 565
34 61
35 24
36 22
37 67
38 11
39 106
40 70
41 64
42 18
43 81
44 70
45 12
46 37
47 21
48 72
49 71
50 91
51 63
52 88
53 27
54 89
55 65
56 43
57 25
58 69
59 698
60 38
61 84
62 112
63 24
64 69
65 99
66 22
67 36
68 24
69 1
70 15
71 87
72 65
73 62
74 28
75 87
76 35
77 52
78 47
79 29
80 111
81 712
82 36
83 72
84 8
85 69
86 15
87 27
88 18
89 33
90 29
91 58
92 1
93 27
94 31
95 8
96 15
97 67
98 30
99 57
100 397
101 31
102 142
103 68
104 33
105 23
106 85
107 26
108 13
109 46
110 37
111 59
112 188
113 42
114 38
115 35
116 93
117 17
118 38
119 66
120 56
121 220
122 67
123 67
124 57
125 28
126 52
127 83
128 62
129 71
130 24
131 174
132 74
133 107
134 35
135 20
136 161
137 14
138 17
139 42
140 95
141 34
142 124
143 231
144 25
145 140
146 64
147 40
148 29
149 4
150 34
151 74
152 130
153 25
154 63
155 149
156 197
157 77
158 55
159 54
160 40
161 59
162 42
163 65
164 23
165 96
166 203
167 45
168 13
169 93
170 31
171 129
172 73
173 135
174 32
175 207
176 30
177 388
178 29
179 104
180 25
181 74
182 139
183 259
184 88
185 20
186 38
187 55
188 97
189 56
190 128
191 25
192 107
193 72
194 58
195 65
196 171
197 47
198 62
199 57