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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 386

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
386 234. In Nacht und Eis. 1. Ein Abenteuer mit einem Bären. Wir brachen gestern morgen um 7 Uhr auf und kamen auf Eis, das so schlecht wie möglich war. Es war, als ob ein Riese ungeheure Blöcke kopfüber, kopfunter hinabgefchleudert und dazwischen nassen Schnee mit Wasser ausgestreut habe, in dem wir bis über die Knie einsanken. Auch zahlreiche tiefe Tümpel befanden sich zwischen den Blöcken. Es war eine Quälerei über Berg und Tal, auf und nieder über Block hinter Block, über Rücken hinter Rücken, mit tiefen Spalten dazwischen; keine freie Stelle groß genug, um nur das Zelt aufzuschlagen: so ging es die ganze Zeit weiter. Um unser Unglück zu vollenden, herrschte ein Nebel, daß wir keine hundert Meter weit sehen konnten. Nach einem erschöpfenden Marsche erreichten wir eine Rinne, über die wir mit den Kajaks hinüberfahren mußten. Nachdem wir den Rand der Rinne von dem jungen und dem Schlammeis frei gemacht hatten, zog ich meinen Schlitten an den Rand, wo ich ihn festhielt, damit er nicht Hineingleiten könne. Plötzlich wurde es hinter mir lebendig, und Johansen, der sich gerade umgedreht hatte, um seinen Schlitten zu dem meinigen zu ziehen, schrie: „Schnell die Büchse!" Ich breche mich um und erblicke einen ungeheuren Bären, der sich gerade auf Johansen wirft, der auf dem Rücken lag. Ich greife nach meiner Büchse, die — im Futteral — auf dem Verdeck lag, allein in demselben Augenblick gleitet das Kajak ins Wasser. Mein erster Gedanke ist, mich ebenfalls ins Wasser und über das Kajak zu werfen und von dort zu schießen, ich sehe aber ein, wie gefährlich das sein würde. Ich beginne daher, das Kajak mit seiner schweren Ladung so rasch wie möglich auf den hohen Rand des Eises zurückzuholen und liege dabei ziehend und zerrend auf den Knien, um die Büchse zu fassen. Ich habe keine Zeit, mich umzublicken und zu sehen, was hinter mir vorgeht, als ich Johansen plötzlich in aller Ruhe hinter mir sagen höre: „Schieß schnell, wenn es nicht zu spät sein soll!" Wie ich mich beeilte! Endlich hatte ich das Schaftende erfaßt, zog die Büchse heraus, drehte mich in sitzender Stellung herum und spannte im Nu den Hahn des Schrotlaufes. Der Bär stand keine zwei Meter entfernt, bereit, meinem Hunde Kaiphas ein Ende zu machen. Es war keine Zeit zu verlieren. Ich konnte nicht erst den Hahn des andern Laufes spannen, ich jagte dem Bären eine Schrotladnng hinter das Ohr und streckte ihn tot zwischen uns nieder. Der Bär mußte unserer Fährte wie eine Katze gefolgt sein und sich, von den Eisblöcken verdeckt, herangeschlichen haben, während wir das Eis in der. Rinne entfernt und ihm den Rücken zugedreht hatten. An der

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 396

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
396 eingreifen. Ein kalter Westwind mit kaltem Regen oder Tau kann die ganze feindliche Armee bis auf den letzten Streiter über Nacht vertilgen, fo daß nur noch ihre zahlreichen Leichname bezeugen, wer das arme Land so schrecklich verwüstet hat. Ludwig Schneller. 237. In Benares, dem indischen Mekka, an der heiligsten Stätte des Ganges. 1. Das größte Interesse in Benares bietet eine Fahrt auf dem Ganges in Booten, hart am Ufer entlang. Hier entwickelt sich das Volks- leben, und hier strömen die Tausende und Hunderttausende von hindosta- nischen Pilgern zusammen (so wie in Mekka die Muhammedaner), um im heiligen Ganges zu baden, von dem heiligen Wasser zu trinken und einen Krug davon mit heim ins Haus zu bringeu, wo dieses Wasser das vertritt, was in der katholischen Religion das Weihwasser bedeutet oder versinnbildlicht. Ist dort das Wasser des Jordans besonders geheiligt, so hier das Wasser des Ganges, aber nur das an der kurzen Userstrecke unterhalb des Goldenen*) und der anderen Tempel; denn jenseits am rechten Ufer geschöpft, oder weiter stromaufwärts und stromabwärts, ist es nicht mehr dasselbe. Just nur an dieser kurzen Uferstrecke wird dem Wasser heilige Kraft beigemessen. Hier zu sterben, dann sofort den toten Leib in den Ganges, da wo er am heiligsten ist, legen und, noch triefend vom geheiligten Wasser, auf dem Holzstoß verbrennen zu lassen, das bringt dem Hindu das, was wir als die „Seligkeit", als das „ewige Leben" be- zeichnen. Deswegen sehen wir auch hier eine ganze Anzahl größerer und kleinerer Paläste, die noch bewohnbar sind und von ihren Besitzern be- zogen werden, wenn infolge hohen Alters oder Krankheit der Tod voraus- sichtlich nahe bevorsteht. 2. Da die Uferböschung auf dem heiligen linken Userrande eine ziem- lich steile ist, sind längs der ganzen Stadt vom westlichen bis zum östlichen Ende sozusagen Sockel von Granitstusen errichtet, die treppenartig fast bis zum Grunde des Flusses hinabführen. Vom Wasser aus gesehen erscheint Benares dadurch, als wäre es auf diesem Riesenpostament aufgebaut. Diese in langer Reihe sich fortsetzenden, hochhinansührenden Steinstiegen, die sogenannten „Ghäts", deren es nicht weniger als 47 gibt, dienen dazu, die Gläubigen hinab in die Fluten des heiligen Flusses zu bringen. Jeder Hindu, der in Benares lebt, und die Tausende und Abertausende von Pilgern, die tagtäglich in der heiligsten Stadt ein- und ausgehen, lassen *) Der Goldene Tempel, der dem Gotte Shima, dem Zerstörer und Wiedererzeuger, geweiht ist, hat seinen Namen von den mit massiven Goldplatten gedeckten Kuppeln.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 405

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
405 um den Durstenden noch mehr zu martern. Wenn man dem schat- tigen Tale, dem klaren See schon ganz nahe zu sein glaubt, fängt das Bild an zu verblassen, um bald ganz zu verschwinden, und wieder dehnt sich unabsehbar die heiße Wüste vor den Blicken der Wanderer aus. Der Zug schleppt sich weiter; einzelne Kamele er- heben ein Angstgebrüll und wollen sich auf den Sand niederlassen, doch der kräftige Kuck der Treiber reißt sie immer wieder fort. Endlich neigt sich die Sonne zum Sinken. Die Schatten der Ziehenden werden länger und länger und gleiten seltsam hin über die gelbe Fläche. Da plötzlich wirft das Leitkamel den Hals hoch auf und stößt ein wieherndes Geschrei aus. Es wittert Wasser. Und bald taucht auch wirklich hinter schützenden Felsen wänden ein liebliches Tal auf, durchrieselt von einem klaren Wässerchen und beschattet von hochaufragenden Dattelbäumen. Zunächst werden die Kamele getränkt, dann werden sie entlastet. Ihrer Bürde ledig, erheben sie sich, um zu weiden. Unterdessen taucht die Sonne am Horizonte hinab und übergießt die Wüste einen Augenblick mit Purpur, um im nächsten Augenblicke zu verschwinden und alles in Dämmerung zu hüllen. Nun werden die Zelte aufgeschlagen. Man lagert sich um prasselnde Feuer. Hier neben den Kamelen ruhen die Treiber. Dort kauern Beduinen. Sie spielen oder plaudern und rauchen dabei aus langen Pfeifen. Vor jenem Zelt aber versammelt sich in buntem Gemisch der Trachten der große Kreis der Reisenden: Araber, Türken, Juden, Europäer. Sie hören einem Derwisch zu, der aus „Tausend und eine Nacht“ erzählt, und die Zuhörer werden nicht müde, den Erzähler zu immer neuen Geschichten anzuregen. 2. Allmählich nahet Mitternacht. Mächtige Feuer lodern empor. Sie wehren dem Schakal, der heiser bellend das Lager umschleicht. Sonst herrscht tiefe Stille. Alles schläft. Wenn aber die Sterne bleichen, dann erhebt sich die Karawane mit neuer Kraft, um ihre Reise fortzusetzen. Und so geht es Tag für Tag, von Oase zu Oase, bis endlich nach monatelanger, beschwerlicher Fahrt das ersehnte Ziel, das grüne Tal des Nigers mit dem volkreichen Timbuktu, er- reicht ist. 3. Freilich verläuft nicht jede Wüstenfahrt so glücklich. Schon manche Karawane ist von dem entsetzlichen Glutwinde, dem Samum, überrascht worden und durch ihn zugrunde gegangen. Uber diesen furchtbaren Feind der Wüsten Wanderer erzählt ein Reisender: „Schon mehrere Tage vorher ahnt und weissagt der Wüsten- sohn diesen Wind von tödlicher Wirkung, denn die Temperatur der Luft wird schwül und abspannend, der Horizont mit einem leichten, rötlich oder blau erscheinenden Duft überhaucht, da bereits der

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 350

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
350 gegengeschritten. Er kannte sie wohl, den hohen, ernsten Vater und die Mutter, die liebe Mutter, die Brüder und das blonde Schwesterlcin — o er hätte mit offenen Armen auf sie losstürzen, hätte aufjauchzen mögen, wenn er allein gewesen wäre, allein ans der endlosen Heide. Es waren die Geister der Heimat, die den Wanderer umfingen, die Wnnderkraft der Heimkehr aus der Fremde, die ihn so mächtig ergriff, daß ihm das Herz davon voll war hier auf der Heide. Julius Wolfs. 223. Lüneburg. Unter den deutschen Städten der Gegenwart spielt Lüneburg mit noch nicht 30 000 Einwohnern nur eine bescheidene Rolle. Wer aber offenen Auges und Sinnes die Straßen dieser alten Stadt durchwandert, der stößt auf Schritt und Tritt auf die Spuren einer großen, ja stolzen Vergangen- heit. Massige, oft 4—500 Jahre alte Backsteinbauten mit weiten Höfen und geräumigen, hohen Hausfluren recken ihre stilvollen, eigenartig geschmückten Treppengiebel so trotzig in die Höhe, als ob sie für die Ewigkeit gebaut wären. Kunstschätze allerersten Ranges in den drei schönen alten Kirchen und besonders in dem prächtigen Rathaus zeugen von dem Kunstsinn und dem Reichtum längst vergangener Geschlechter. Und die Quelle dieser einstigen Größe? Das ist die Salzquelle, die im Südwesten der Stadt am Fuße des Kalkberges seit undenklichen Zeiten sprudelt und jahraus, jahrein reiche Schätze dem Schoße der Erde entreißt. Seit Jahrtausenden nagt das Wasser an den ungeheuren Steinsalzlagern und wäscht und spült große Höhlungen hinein, die nicht selten Ein- stürzungen in der Stadt und ihrer nächsten Umgebung veranlassen. Im Jahre 1013 senkte sich ein weites Gebiet nördlich von der Quelle so stark, daß sich ein großer Teich bildete, an den noch heute der Straßenname „Am Meerd" erinnert. Wann und von wem die Quelle entdeckt wurde, das meldet kein Buch, aber die Sage erzählt davon folgendes: Vor vielen hundert Jahren, als in der Gegend, wo heute Lüneburg steht, noch eitel Wald und Sumpf war, folgten zwei Jäger einst den Spuren eines Wild- schweines. Auf einer Lichtung erblickten sie das Tier, das sich wohlig in einer Pfütze herumwälzte, sich dann auf eine trockene Stelle legte und einschlief. Wie nun die Sonne auf die San herniederbraunte, gewannen deren schwarzbraune Borsten eine gar schöne, schneeweiße Farbe. Leise schlichen die Jäger hinan, erlegten mit ihren Spießen das Tier und ge- wahrten nun, daß die Borsten mit Salzkristallen über und über bedeckt waren. So war die später so berühmte Quelle entdeckt. Das ist nun zwar eine Sage, und die Schinkenknochen, die noch heute in einem Glas- kasten im Rathaus den Fremden gezeigt werden, rühren von einem anderen Schwein her, das später die sogenannte neue Sülze entdeckt haben soll; aber sicher ist, daß schon in der heidnischen Vorzeit die Quelle benutzt wurde.

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 547

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
o47 — <r und schossen gut. Da vurben sie stiller. Die Offiziere stand ? und gingen wieder in die Mitte des Lagers. Gleich darauf k. ■ Befehl, daß das Lager zweihundert Meter vorrücken sollte noch im Vorbeilaufen, wie sie anfingen, die Verwundeten und ; in den Wagen zu heben. Dann lief ich wieder nach vorne Schützenlinie an meinen Platz. 6. Nun, da ich wieder lag, fühlte ich, wie sehr ich aus lör 1; war. Ein Bitten und Klagen und Quälen um Wasser ging orc-,; die Leihe. Von hinten her klang das heisere Brüllen durstenden Tiere. Ich glaube, es war um diese Zeit, nachmiungs vier Uhr, kein Tropfen Wasser mehr im ganzen Lager, a Ger f die Verwundeten. Da wurde die ganze dünne Front entlang de daran gesetzt, Gewehr, Geschütz und Maschinengewehr, i ■ wildes Schnellfeuer prasselte gegen den müde werdenden Feine. J . u ging es von Mann zu Mann: Wir wollen stürmen. Nun gälte <h Ruf. Niemals in meinem Leben vergesse ich ihn. Mit wilum Schreien, mit verzerrten Gesichtern, mit trockenen, brennenden A\i g n ■prangen wir auf und stürmten vorwärts. Die Feinde sprang , schossen und stoben mit lautem Schreien zurück. Wir liefen ° . • Unterbrechung schreiend, fluchend, 'schießend bis zu der ziem großen Lichtung, auf der die heißbegehrten Wasserlöcher lagen, : t gleich darüber weg bis an den jenseitigen Rand, wo der Busch wied anfing. t j # . ■ 7. Das ganze Lager: die schweren Wagen mit den langen Ochsenreihen, die Hunderte von Pferden, die Lazarettwagen mit Ärzten, Verwundeten, Toten, das Hauptquartier: alles kam hinterher und lagerte sich auf der Lichtung. Wir aber lagen rund um sie am Rande des Buschfeldes und wehrten die Feinde, die bald hh ' bald da in wilden Haufen mit lautem Schreien durch den dies fee Busch heranbrachen. — Und nun kletterten sie hinter uns mit Feld kesseln in die zehn Meter tiefen Wasserlöcher und füllten die E‘ die an zusammengebundenen Zügeln herabgelassen wurden, , ■ fingen an, Mensch und Tiere zu tränken. Wenn je zehn Pren wenig bekommen hatten, war das Wasserloch leer. Es war n ^ zehn oder zwölf Lödher an dieser Stelle. 8. Die Sonne ging unter. Einige von uns schlichen 1 hieben mit ihren Seitengewehren Buschwerk ab und mach Kraal vor uns. Die Artilleristen stellten hinter uns die Ma gewehre und Geschütze auf und knieten daneben. Abg< Kameraden krochen con Mann zu Mann und gaben uns .eit Wasser. Hinter uns im Lager tränkten sie im Dunkeln di 1 ringenden B fen Tiere-; an den Lazarettwagen gß >' .'••• ' 35" ~

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 86

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
86 69. Lützows Wilde Ja^d. 1. Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? Hör's näher und näher brausen. Es zieht sich herunter in düsteren Reihn, und gellende Hörner erschallen darein und erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 2. Was zieht dort rasch durch den finstern Wald und streift von Bergen zu Bergen? Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt; das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt; es fallen die fränkischen Schergen. Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 3. Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein, der Wütrich geborgen sich meinte. Da naht es schnell mit Gewitterschein und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein und springt ans Ufer der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 4. Was braust dort im Tale die laute Schlacht, was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht -und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 5. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, doch die wackern Herzen erzittern nicht; das Vaterland ist ja gerettet. Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 87

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
6. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd auf Henkersblut und Tyrannen! Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt das Land ist ja frei, und der Morgen tagt, wenn wir's auch nur sterbend gewannen! Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd. 70. Gebet während der Schlacht. 1. Vater, ich rufe dich! Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze, sprühend umzucken mich rasselnde Blitze; Lenker der Schlachten, ich rufe dich! Vater du, führe mich! 2. Vater du, führe mich! Führ mich zum Siege, führ mich zum Tode! Herr, ich erkenne deine Gebote! Herr, wie du willst, so führe mich! Gott, ich erkenne dich! 3. Gott, ich erkenne dich! So im herbstlichen Rauschen der Blätter als im Schlachtendonnerwetter, Urquell der Gnade, erkenn' ich dich. Vater du, segne mich! 4. Vater du, segne mich! In deine Hand befehl' ich mein Leben, du kannst es nehmen, du hast es gegeben; zum Leben, zum Sterben segne mich! Vater, ich preise dich! 5. Vater, ich preise dich! 's ist ja kein Kampf für die Güter der Erde; das Heiligste schützen wir mit dem Schwerte. Drum, fallend und siegend, preis' ich dich! Gott, dir ergeb' ich mich! 6. Gott, dir ergeb' ich mich! Wenn mich die Donner des Todes begrüßen, wenn meine Adern geöffnet fließen, dir, mein Gott, dir ergeb' ich mich! Vater, ich rufe dich!

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 176

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
176 mit dem duftenden Staube gefüllt waren. Der Oberförster raste in unermeßlicher Wut. Er ließ durch seine Heger die Buben nur so von den Bäumen schütteln, unbekümmert um die Höhn, aus der sie fielen. Während sie wimmernd und schreiend um seine Füße krochen, der eine mit zerschlagenem Gesicht, der andere mit aus- gerenktem Arm, ein dritter mit gebrochenem Bein, zerbleute er eigen- händig die beiden Weiber. Und als die Körbe und Tücher der Weiber und die Hüte der Buben in Pfand genommen wurden und Hopp den Auftrag bekam, sie aufs Gericht zu bringen, konnte er sich eines schlimmen Vorgefühls nicht erwehren. 9. Der Befehl, den ihm damals der Oberförster zurief, wild wie ein Teufel in der Hölle und wie ein solcher umringt von jammernden und gepeinigten Sündern, ist der letzte gewesen, den der Revier- jäger im Leben von ihm erhalten hat. Eine Woche später traf er ihn wieder im Lindenrondell — tot. Aus dem Zustande, in dem die Leiche sich befand, war zu ersehen, daß sie hierher, und zwar durch Sumpf und Gerölle geschleppt worden war, um an dieser Stelle aufgebahrt zu werden. Der Oberförster lag auf abgehauenen Zweigen, die Stirn mit einem dichten Kranz aus Lindenblüten umflochten, einen eben solchen als Bandelier um die Brust gewunden. Sein Hut stand neben ihm, mit Lindenblüten gefüllt. Auch die Jagd- tasche hatte der Mörder ihm gelassen, nur die Patronen herausgenommen und statt ihrer Lindenblüten hineingetan. Der schöne Hinterlader des Oberförsters fehlte und war durch einen elenden Schießprügel ersetzt. Als man später die Kugel, die seinen Tod verursacht hatte, in der Brust des Ermordeten fand, zeigte sich, daß sie genau in den Lauf dieses Schießprügels paßte, der dem Förster gleichsam zum Hohne über die Schulter gelegt war. i Hopp stand beim Anblick der ent- stellten Leiche regungslos vor Entsetzen.! Er hätte keinen Finger heben können, und auch das Gehirn war wie gelähmt; er starrte nur und stand und dachte anfangs gar nichts, und erst nach einer Weile brachte er es zu einer Beobachtung, einer stummen Frage: — Was hat denn der Hund? 10. Der Krambambuli beschnüffelt den toten Mann, läuft wie nicht gescheit um ihn herum, die Nase immer am Boden. Einmal winselt er, einmal stößt er einen schrillen Freudenschrei aus, macht ein paar Sätze, bellt, und es ist gerade so, als erwache in ihm eine längst er- storbene Erinnerung... „Herein,“ ruft Hopp, „daherein!“ Und Krambambuli gehorcht, sieht aber seinen Hern in allerhöchster Aufregung an, und — wie der Jäger sich auszudrücken pflegte — sagt ihm: Ich bitte dich um alles in der Welt, siehst du denn nichts? Riechst du denn nichts?-

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 245

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
245 verbreitet, und selbst England, das erste Stahlland der Welt, hat es nicht verschmäht, wiederholt Bestellungen bei Krupp zu machen; nur Frankreich hat bisher keine deutschen Kanonen erhalten. 3. Weit mehr Material aber als für Kriegswaffen wurde für Friedensgerätschaften verarbeitet. Kruppsche Eisenbahnschienen, Rad- reifen, Räder, Achsen, Schiffswellen und Werkzeuge der verschiedensten Art wurden wegen ihrer Zuverlässigkeit weithin berühmt und gingen in ungezählten Mengen hinaus in alle Welt./^ 4. So wuchs das Werk unter Alfred Krupps Leitung aus der kleinen Werkstatt, die ihm sein Vater hinterlassen, zu einem Riesenunternehmen an. Eine kräftige Stütze fand der unermüdliche Mann an seinem einzigen Sohne Friedrich Alfred. Früh weihte der Vater den Sohn, der vom gleichen-Geiste erfüllt war, in die Fabriktätigkeit ein, und im Jahre 1882 nahm er ihn auch in die oberste Verwaltung seines Riesengeschäfts ans. Schon damals belief sich die Zahl der Arbeiter, die in den Fabriken und in den Hütten und Bergwerken Krupps beschäftigt waren, auf fast 20 000. 5. Unaufhörlich haben seitdem die Kruppschen Werke an Ausdehnung und Bedeutung zugenommen. Die Fabrikanlagen in Essen verbreiten sich heute über 400 ha und gleichen einer ansehnlichen Provinzialstadt. Sie find von einer Ringbahn umschlossen und von zahlreichen Bahngeleisen durchzogen, auf welchen 44 Lokomotiven und über 1900 Eisenbahnwagen verkehren. Ein Netz von Telegraphen- und Telephonleitungen umspannt das Ganze und verbindet die einzelnen Abteilungen untereinander und mit der Zentralstelle. Mehr als 3500 verschiedene Öfen, über 100 Dampf- hämmer, 450 Dampfmaschinen und viele Hunderte der verschiedensten Werkzeugmaschinen schaffen Tag und Nacht. Zur Heizung der Dampf- kessel und sonstigen Feuerungsanlagen werden täglich 500 Wagenladungen Kohlen verbraucht. — Außer den Fabrikanlagen in Essen gehören zum Kruppschen Besitz noch drei Kohlenbergwerke bei Essen und Bochum, zahl- reiche Eisensteingruben in Deutschland und in Nordspanien, ein 25 hm langer Schießplatz bei Meppen, mehrere Hüttenwerke und eine Reederei in Rotterdam. . Friedrich Alfred Krupp hat auch das Grusonwerk in Buckau bei Magdeburg und die Germaniawerft am Kieler Hafen erworben, auf der an 4500 Arbeiter beschäftigt sind. In den Essener Werken sind 35 000, in den Anlagen außerhalb Essens 29 000 Arbeiter tätig. Die Familien dieser 64 000 Arbeiter zählen an 140 000 Köpfe mit rund 34 000 Schul- kindern. 6. Trotz seiner bewundernswerten Erfolge blieb Alfred Krupp ein schlichter, einfacher Mann. Geräuschvollen Festlichkeiten und Feiern war er abhold. Mit Orden, Titeln und Auszeichnungen aller Art war er überreich bedacht worden. Den Adel aber hat er in edlem Stolze abgelehnt. Bis wenige Monate vor seinem Ende hat er rüstig und unermüdlich ge-

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 258

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
258 reich übertroffen; aber wir freuen uns, einen Kaiser zu haben, der auch hier erkannt hat, was unserem Vaterlande not tut, und der darum unablässig um die Mehrung von Deutschlands Seemacht bemüht ist. Heinrich B ramm er. 191. Die Geschichte eines Tales. 1. Seit vielen Tausenden von Jahren floß der Bach schon durch das Tal. Sein Rauschen und Rieseln war ohne Ende, ob er nun im Frühling, wenn der Schnee in den Bergen schmolz, mit trüber Flut und mit stärkerem Brausen einhertobte, ob er im Sommer grünlich und glasklar zwischen bemoosten Felsblöcken plätscherte, ob er im Herbste die Fülle der gelben Blätter mit sich führte und in seinen stillen Buchten anhäufte, oder ob er im Winter fast schwärzlich und dampfend durch Eis und Schnee dahin- ging. So war es einst, so ist es heute, und so wird es sein, solange über ihn hinweg die Wolken ziehen und die Gipfel in Dunst hüllen, so- lange der Tau fällt und in den feuchten Wiesen die Nebel brauen. 2. Es war vor langer Zeit, da hatte diesen Bach noch keines Menschen Auge erblickt, dieweil es keine gab im weiten Umkreis, und das Tal war erfüllt mit einem mächtigen Urwalde, der, aus sich selbst hervorgewachsen, in sich selbst wieder verging. Keine anderen Töne kannte es, als den Donner des Himmels, das Sausen des Windes in den Wipfeln, das Rauschen der Gewässer, das Brüllen und den Schrei der wilden Tiere, den Gesang der Vögel und das Summen der wilden Bienen. In den Höhlen der Felsen und der uralten Eichbäume wohnten der Bär, der Luchs und die wilde Katze, und an den Bach kamen zur Tränke stolze Hirsche und zierliche Rehe. Der Dachs hatte einen ausgetretenen Steigs von seiner Höhle bis ans Wasser, und der listige Fuchs schnürte dort gerne entlang, um bei der Tränke ein leckeres Vögelchen zu erhaschen oder eine jener rotgetüpfelten Forellen, die den klaren Bach in Menge erfüllten. 3. Die Bäume in diesem Tale wuchsen, wie sie wollten, und wurden uralt, bis sie endlich, von den Larven der Käfer und andrer Insekten vielfach durchbohrt und überall angehämmert von sleißigen Spechten, ab- starben und mit weißgebleichten Ästen dastanden. Dann kam ein Sturm- wind, der sie unter gewaltigem Krachen zu Boden schmetterte, und alsbald wuchs üppig aus den modernden Trümmern ein neues Leben hervor. Zuweilen stürzte ein solcher Riese in das Bachbett, so daß sich die Ge- wässer schäumend Bahn brechen mußten durch verworrenes Geäst. Es kam dann wieder ein mächtiger Wolkenbruch, der den Bach hoch an- schwellen ließ, so daß er die Hindernisse beiseite warf und die Trümmer bergabwärts führte. 4. Nun geschah es einst an einem stillen Sommerabend, da weiter nichts vernehmlich war als das endlose Rieseln der Gewässer und der Gesang
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