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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 392

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
392 spazierst, denn du hast von deinem Anzug vergessen: zum ersten deinen Rock, zum andern deine Hose, zum dritten deine Strümpfe und Stiefel und zum vierten deinen Kragen und dein Halstuch.“ Die Leute marschieren nämlich dort in bloßen Hemden ganz ungeniert durch Stadt und Land, wie wenn sich das von selbst verstände. So einfach mögen sich auch die Jünger des Herrn gekleidet haben, als sie noch galiläische Fischer waren. Beim Fischfang gürteten sie ihr Hemd auf, wie das heute noch die Leute tun, um in ihrer Arbeit ungehindert zu sein. 2. Uber dem Hemd trug und trägt man, wenn man nicht gerade bei der Arbeit ist oder sich in den Sonntagsstaat werfen will, einen Mantel. Dieser, in der Bibel gewöhnlich „Oberkleid“ genannt, ist aus Schaf-, Kamel- oder Ziegenwolle gesponnen oder gewoben. Derselbe wird meistens frei um die Schultern geschlagen und fällt faltenreich über den Leib herab. In und bei den Städten liebt man schwarze oder weiße Mäntel aus Wolle, welche mit farbigen Stickereien kunstvoll verziert sind. Dieser Mantel, und zwar der erstgenannte, einfachere ist gemeint, wenn Markus von dem blinden Bartimäus in Jericho er- zählt: „Er warf sein Kleid von sich, stand auf und kam zu Jesu.“ In einen solchen Mantel pflegte" sich auch Jesus zu hüllen, wenn er im Freien, etwa in Gethsemane oder am See Genezareth, übernachtete. 3. Statt der Schuhe trug man zu Jesu Zeit »Sandalen. Eine kältere Zone macht die völlige Bedeckung des Fußes nötig, wiewohl dadurch dieses schön gebildete Glied des menschlichen Körpers nicht zur Geltung kommt oder gar gänzlich verunstaltet wird. Nicht so im Orient. Dort ging man entweder barfuß, oder die Fußsohle wurde nur durch eine Sandale, d. i. eine untergebundene Ledersohle, unter- stützt, welche mit mehr oder minder zierlichen Riemen um Fuß und Knöchel befestigt wurde. Bei dieser Bekleidungsweise wurden die Füße beim Gehen auf der Straße natürlich bestaubt. Daher wurde es beim Eintritt in ein Haus, wo ein Gastmahl stattfand, zu einer Pflicht der Höflichkeit, bevor man die Teppiche betrat, die staubigen Füße zu waschen, ähnlich wie wir die Hände waschen, wenn wir von der Straße kommen. In besseren Häusern hielt man hierfür zierliche Becken, in welchen der Hausherr oder ein Diener dem Gaste sofort bei seinem Eintritt ein Fußbad anbot. Diese Höflichkeit durfte der Herr mit Recht erwarten, als er bei dem Pharisäer Simon zu Gaste war. Darum sagte er auch zu ihm: „Ich bin gekommen in dein Haus! Du hast mir nicht Wasser gegeben zu meinen Füßen; — diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzet und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet.“ Wo die Sitte befolgt wurde, da pflegte ein Diener zu kommen und dem Gaste die Riemen

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 396

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
396 eingreifen. Ein kalter Westwind mit kaltem Regen oder Tau kann die ganze feindliche Armee bis auf den letzten Streiter über Nacht vertilgen, fo daß nur noch ihre zahlreichen Leichname bezeugen, wer das arme Land so schrecklich verwüstet hat. Ludwig Schneller. 237. In Benares, dem indischen Mekka, an der heiligsten Stätte des Ganges. 1. Das größte Interesse in Benares bietet eine Fahrt auf dem Ganges in Booten, hart am Ufer entlang. Hier entwickelt sich das Volks- leben, und hier strömen die Tausende und Hunderttausende von hindosta- nischen Pilgern zusammen (so wie in Mekka die Muhammedaner), um im heiligen Ganges zu baden, von dem heiligen Wasser zu trinken und einen Krug davon mit heim ins Haus zu bringeu, wo dieses Wasser das vertritt, was in der katholischen Religion das Weihwasser bedeutet oder versinnbildlicht. Ist dort das Wasser des Jordans besonders geheiligt, so hier das Wasser des Ganges, aber nur das an der kurzen Userstrecke unterhalb des Goldenen*) und der anderen Tempel; denn jenseits am rechten Ufer geschöpft, oder weiter stromaufwärts und stromabwärts, ist es nicht mehr dasselbe. Just nur an dieser kurzen Uferstrecke wird dem Wasser heilige Kraft beigemessen. Hier zu sterben, dann sofort den toten Leib in den Ganges, da wo er am heiligsten ist, legen und, noch triefend vom geheiligten Wasser, auf dem Holzstoß verbrennen zu lassen, das bringt dem Hindu das, was wir als die „Seligkeit", als das „ewige Leben" be- zeichnen. Deswegen sehen wir auch hier eine ganze Anzahl größerer und kleinerer Paläste, die noch bewohnbar sind und von ihren Besitzern be- zogen werden, wenn infolge hohen Alters oder Krankheit der Tod voraus- sichtlich nahe bevorsteht. 2. Da die Uferböschung auf dem heiligen linken Userrande eine ziem- lich steile ist, sind längs der ganzen Stadt vom westlichen bis zum östlichen Ende sozusagen Sockel von Granitstusen errichtet, die treppenartig fast bis zum Grunde des Flusses hinabführen. Vom Wasser aus gesehen erscheint Benares dadurch, als wäre es auf diesem Riesenpostament aufgebaut. Diese in langer Reihe sich fortsetzenden, hochhinansührenden Steinstiegen, die sogenannten „Ghäts", deren es nicht weniger als 47 gibt, dienen dazu, die Gläubigen hinab in die Fluten des heiligen Flusses zu bringen. Jeder Hindu, der in Benares lebt, und die Tausende und Abertausende von Pilgern, die tagtäglich in der heiligsten Stadt ein- und ausgehen, lassen *) Der Goldene Tempel, der dem Gotte Shima, dem Zerstörer und Wiedererzeuger, geweiht ist, hat seinen Namen von den mit massiven Goldplatten gedeckten Kuppeln.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 402

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
402 nehmen. Oder es wird ein Kind angenommen. So kann der Stamm nie aussterben, was schon aus religiösen Gründen wegen der Opser, die die Nachkommen den Vorfahren zu bringen haben, vermieden werden muß. Da es, wie gesagt, keine kinderlosen Häuser gibt, da Kindersegen, namentlich die Geburt von Knaben, etwas sehr Erwünschtes ist, so nimmt die Bevölkerung, die heute auf 46 Millionen angewachsen sind, fortwährend stark zu. Das Land kann aber nicht mehr Einwohner mit Reis versorgen. Es ist an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Das Innere ist gebirgig, felsig, vulkanisch. Was in den Tälern, an den Küsten, an Bergabhängen landwirtschaftlich angebaut werden kann, ist bereits alles in Bebauung genommen und wird schon jetzt so bebaut, daß eine Ver- mehrung des Ertrages kaum denkbar ist. Da muß dann die Regierung Umschau halten, ob nicht irgendwo in der Nachbarschaft für das aufstrebende und ausdehnungsbedürftige Volk ein neuer Ellbogenraum, ein größerer Platz an der Sonne zu stnden sei. Da mußten ja naturgemäß die Blicke auf Korea und die dahinterliegende Mandschurei fallen. Aber die war in den Händen der Russen. Sie hatten zwar förmlich, feierlich, vertragsmäßig versprochen, die Mandschurei zu räumen, aber sie räumten sie auf eine Weise, die eher ein Vorwärts- als ein Rückwärtsgehen genannt werden mußte. Das konnten die Japaner nicht dulden. Es war für sie einfach eine Lebensfrage, eine Brot- oder vielmehr Reisfrage, es zu hindern. Ein- sichtige Leute sahen daher den Russisch-Japanischen Krieg, so sehr er viele überrascht hat, auch kommen. Er mußte kommen. 7. Auch daß der Krieg so ausfiel, wie er verlaufen ist, wundert den Kundigen nicht. Der Japaner ist ein ganz vortrefflicher Soldat. Wir sahen schon, wie genügsam er ist. Vortrefflich ausgebildet nach preußischem Muster ist er auch. Und eins hat er vor allen Dingen, was ihn auf die Dauer unüberwindlich macht, eine heiße, brennende, glühende Liebe zum Vaterlande. Er besitzt eine Opferfreudigkeit, wie sie nur die edelste Vaterlandsliebe gewähren kann. Sie hat nicht nur mit wunder- barer Hingebung und großen Opfern eine Armee nach deutschem Muster geschaffen, sondern auch, ebenfalls wie wir, eine ganz ansehnliche Flotte gebaut. Und zwar hat Japan sich, wiederum genau wie Deutschland, für den Bau seiner Schiffe vom Auslande unabhängig gemacht. So bleiben die Millionen, die für die Flotte ausgegeben werden, im Lande und kommen der Hebung des heimischen Gewerbefleißes zugute. Das Geldfwird ja nicht ins Wasser geworfen; es kommt unter die Leute, geht aus einer Hand seiner Bestimmung gemäß in die andere, kommt schließlich auch zu den Steuerzahlern, wenigstens teilweise im natürlichen Kreislauf wieder zurück, so daß es als frucht- bringend nicht nur viele Arbeiterfamilien ernährt, sondern auch sonst Handel und Gewerbe belebt. Übrigens haben die Bürger und Beamten Japans die Regierung beim Bau der Flotte in tatkräftiger Vaterlandsliebe sehr

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 474

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
474 niemand klarer ein als der König. Noch eben hatte ich mit ihm darüber eine lange Unterredung, und er sagte, in sich gekehrt, wiederholentlich: „Das muß auch bei uns anders werden." Gewiß wird es besser werden. Aber es kann nur gut werden in der Welt durch die Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Kaiser Napoleon Bonaparte sest und sicher auf seinem, jetzt freilich glänzenden Thron ist. Er befleckt seine Regierung mit vielen Ungerechtig- keiten. Er meint es nicht redlich mit der guten Sache und mit den Menschen. Er und sein ungemessener Ehrgeiz meint nur sich selbst und sein persönliches Interesse. Man muß ihn mehr bewundern, als man ihn lieben kann. Er ist von seinem Glück geblendet, und er meint alles zu vermögen. Dabei ist er ohne alle Mäßigung, und wer nicht Maß halten kann, verliert das Gleichgewicht und fällt. Ich glaube fest an Gott; deshalb bin ich der Hoffnung, daß auf die jetzige böse Zeit eine bessere folgen wird. Diese hoffen, wünschen und erwarten alle besseren Menschen, und durch die Lobredner der jetzigen und ihres großen Helden darf man sich nicht irre machen lassen. Ganz un- verkennbar ist alles, was geschehen ist und geschieht, nicht das Letzte und Gute, wie es werden und bleiben soll, sondern nur die Bahnung des Weges zu einem bessern Ziele hin. Dieses Ziel scheint aber in weiter Entfernung zu liegen, wir werden es wahrscheinlich nicht erreicht sehen und darüber hinsterben. Wie Gott will, alles, wie er will. Aber ich finde Trost, Kraft und Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. Ist doch alles in der Welt nur Übergang! Wir müssen durch. Sorgen wir nur dafür, daß wir mit jedem Tage reifer und besser werden. Gern werden Sie, lieber Vater, hören, daß das Unglück, welches uns getroffen, in unser eheliches und häusliches Leben nicht eingedrungen fit, vielmehr dasselbe befestigt und uns noch werter gemacht hat. Der König, der beste Mensch, ist gütiger und liebevoller als je. Noch gestern sagte er schlicht und einfach, mit seinen treuen Augen mich ansehend, zu mir: „Du, liebe Luise, bist mir im Unglück noch werter und lieber geworden. Nun weiß ich aus Erfahrung, was ich an dir habe. Mag es draußen stürmen, wenn es in unserer Ehe nur gut Wetter ist und bleibt. Weil ich dich so lieb habe, habe ich unser jüngst geborenes Töchterchen Luise genannt. Möge es eine Luise werden!" Bis zu Tränen rührte mich diese Güte. Es ist mein Stolz, meine Freude und mein Glück, die Liebe und Zufriedenheit des besten Mannes zu besitzen, und weil ich ihn von Herzen wieder liebe und wir so miteinander eins sind, daß der Wille des einen auch der Wille des andern ist, wird es mir leicht, dies glückliche Einverständnis, welches mit den Jahren inniger ge- worden ist, zu erhalten. Mit einem Worte, er gefällt mir in allen Stücken, und ich gefalle ihm und uns ist am wohlsten, wenn wir zusammen sind.

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 476

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
476 5. Dort soll er niederknieen; er sprach: „Das tu' ich mt, will sterben, wie ich stehe, will sterben, wie ich stritt, so wie ich steh' aus dieser Schanz. Es leb' mein guter Aaiser Franz, mit ihm sein Sand Tiroli" 6. And von der Hand die Binde nimmt ihm der Aorporal. Andreas Hofer betet allhier zum letztenmal. Dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht! Gebt Feuer! Ach wie schießt ihr schlecht! Ade, mein Sand Tirol!" Julius Mosen. 268. Hans Euler. 1. Horch, Marthe, draußen pocht es; geh, laß den Mann herein; es wird ein armer Pilger, der sich verirrte, sein! — „Grüß Gott, du schmucker Krieger, nimm Platz an unserm Tisch; das Brot ist weiß und locker, der Trank ist hell und frisch!" 2. „Es ist nicht Trank, nicht Speise, wonach es not mir tut; doch, so Ihr seid Hans Euler, so will ich Euer Blut! Wißt Ihr, vor Monden hab' ich Euch noch als Feind bedroht; da hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt Ihr tot. 3. Und als er rang am Boden, da schwur ich es ihm gleich, daß ich ihn rächen wollte, früh oder spät, an Euch!" „Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit, und kommt Ihr, ihn zu rächen, — wohlan! ich bin bereit! 4. Doch nicht im Hause kämpf' ich, nicht zwischen Tür und Wand; im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand. Den Säbel, Marthe, weißt du, womit ich ihn erschlug; und sollt' ich nimmer kommen, — Tirol ist groß genug!" 5. Sie gehen miteinander den nahen Fels hinan; sein gülden Tor hat eben der Morgen aufgetan; der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein, und höher steigt mit beiden der liebe Sonnenschein. 6. Nun stehn sie an der Spitze, da liegt die Alpenwelt, die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt; gesunkne Nebel zeigen der Täler reiche Lust, mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust; 7. Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft, daneben Wälderkronen, darüber frische Luft; und sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist, in Hütten und in Herzen der alten Treue Geist.

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 357

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Landen wird der Name des treuen Mannes, durch dessen Wort im Glauben und durch dessen Dienst in der Liebe das Missionswerk gegründet und ausgebreitet ist, mit herzlicher Dankbarkeit genannt, nicht zum Ruhme des Knechtes, sondern des Herrn, welcher sich an ihm - und durch ihn mächtig erwiesen hat, und zum Lobpreis seiner herrlichen Gnade. Georg Haccius. 225. Im Moor. 1. Wer zum erstenmal ein Moor betritt, dem fällt vo'r allem anderen der tiese-Feiertagsfrieden auf, der darüber zu liegen scheint. Freundlich und festlich zugleich leuchten die weißen, Stämme der Birken, die in schnurgeraden Alleen die blanken Kanäle begleiten. Zur Seite dieser Alleen mit den tief eingefahrenen Gleisen im weichen Grunde liegen die Höfe der Kolonisten, breit und behäbig, mit Raum- verschwendung gebaut, die vor Hitze und Kälte schirmenden Stroh- dächer tief herabgezogen über die kleinen blanken Fenster, kühn ge- schnitzte Pferdeköpfe an den Giebeln, und jeder ein Wäldchen ein- gebettet in feinen Kamp von Eichen und Edeltannen, die der winter- lichen Stürme Gewalt brechen und die sommerlichen Blitze auffangen. Seine Gärten, seine Wiesen, seine Felder umgeben jedes Besitztum. Dadurch zieht sich die einzige Straße einer Kolonie oft stundenlang den Birkenweg entlang. 2. Aber auf der anderen Seite des Kanals dehnt sich das wilde Moor endlos, unübersehbar im dichten Wollteppich seines Heidekrauts, den nur ab und zu junger, wilder Birkenbusch, ein bleifarbener Wasser- tümpel oder ein schwarzbrauner Haufe hochgeschichteter Törfe unter- bricht. Hase und Birkhuhn treiben ihr Wesen hier. Der Fuchs schnürt, vorsichtig sichernd, über die federnden Schollen. In den feuchten Gründen nistet das Volk der Vögel, Wildenten, Regenpfeifer, Kiebitze, Möwen; der Storch stolziert gravitätisch durch das Sumpfland, und in Wolkennähe ziehen große Raubvögel ihre Kreise. Die Einsamkeit lockt sie, der ungeheure Horizont, unter dem Mensch und Tier ver- schwinden, so daß es aussieht, als rege sich auf der weiten Fläche kein Leben, als zögen die schnurgeraden Birkenalleen sich leer in die Un- endlichkeit. Wenn die Sonne freundlich auf dem leichten Hängelaub schimmert, blauer Himmel sich zugleich mit den weißleuchtenden Stäm- men im träg ziehenden Kanalwasser spiegelt, wenn die blühende Heide purpurn flammt und das Flockengras auf den Tümpeln silbern leuchtet, dann gewinnen die Einsamkeit und die tiefe Stille etwas Festliches. Wie ein ewiger Sonntag liegt es dann über dem Lande. Doch der Schein trügt. Nicht auf der Geest, nicht in der Heide noch

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 495

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
495 3. Und die Not wächst, die höchste, äußerste Not. — Da! Was ist das? Mitten im Zentrum Benedeks, als Stützpunkt seiner Re- serven, liegt das Dorf Ohlum, von Waffen starrend, mit Kanonen überladen. Dort, mitten im feindlichen Heer, in einer Talfalte wird’s plötzlich lebendig. Was ist das? Dies Häuflein, das dort jählings in vollem Lauf anstürmt? Sind das Preußen? Und das Häuflein wächst und schwillt, unaufhaltsam dringt es wie ein Keil ins Herz des Feindes. Die Preußen hier? Unmöglich! Benedek selbst reitet mit seinem Stabe vor, um auf die unglaubliche Meldung hin zu untersuchen. Flintenschüsse empfangen ihn, daß er eilends davonjagt. Salven auf Salven, in bis dahin nie erhörter Schnelle, knallen pausenlos. Das ist das Zündnadelgewehr! Das ist die preußische Garde! Aber drunten in der Tiefe, als man das er- sah, geht ein Brausen und Raunen und Rauschen um und schwillt zum Sturme: „Der Kronprinz ist da, unser Fritz greift an!“ 4. Voran, voran, voran! Hört ihr, Berge Böhmens, das preußische Hurra? Der Marschall Vorwärts ist auferstanden. Siegreich schallt der Sturmmarsch der Hohenzollern über Ohlum; die Preußen sind drin. Schon sind die Linien Benedeks durchbrochen, schon in heller Flucht. Die Trümmer ganzer Korps decken den Boden, zahllose Gefangene und Geschütze befinden sich in preußischen Händen; der besten Offiziere Tod ist zu beklagen. Dennoch versuchen die Kaiser- lichen sich zu setzen. Ihre Reservereiterei stürmt an, ihre prächtigen Linien prallen wie ein Unwetter herein und schwemmen die nächsten preußischen Häuflein mit sich fort wie eine mächtige Woge. Un- durchdringliche Staubwolken wirbeln empor, aus denen hin und wieder die Blitze der Pistolen- und Karabinerschüsse aufleuchten. Die Leiber gefallener Rosse und Reiter sperren den Weg. Bei dem harten Zusammenstoß wird bald der eine Trupp nach kurzem Hand- gemenge in wilder Jagd über offenes Feld in die Gehölze hinein- gejagt; bald sammelt sich der andere wieder, erwartet verstärkt aufs neue den Anprall und nimmt seinerseits in gestrecktem Galopp die Verfolgung auf. Der verderbenbringende Reiterzug rast hin und her, Blut und Trümmer zeigen, von den aufsteigenden Feuersäulen der nahen Dörfer beleuchtet, den Weg, den er genommen hat. Immer enger und erbitterter entspinnt sich der Kampf. Endlich lassen die öster- reichischen Weißmäntel ihre Gefallenen liegen und gehn in schneller Flucht zurück. Die österreichischen Bataillone befanden sich bereits in voller Auflösung und bezeichneten ihre Rückzugslinie mit weggeworfenen Waffen.

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 497

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
497 3. An des Paters Sarkophage lehnet König Wilhelm mild, und sein feuchtes 2luge ruhet auf der Mutter Marmorbild. „hellte war's vor sechzig Jahren," leise seine Lippe spricht, „als ich sah zum letztenmale meiner Mutter Angesicht. 5. Heute war's vor sechzig fahren, als ihr deutsches Herze brach um den Hohn des bösen Feindes, um des Vaterlandes Schmach. 6. Zene Lchmach hast du gerochen längst, mein tapfrer Pater, du; aber Frankreich wirft aufs neue heute uns den Handschuh zu. 7. Wieder sitzt ein Bonaparte ränkevoll auf Frankreichs Thron, und zum Kampfe zwingt uns heute wieder ein Napoleon. 8. Tret' ich denn zum neuen Kampfe wider alte Feinde ein, dann soll's mit dem alten Zeichen, mit dem Kreuz von Eisen sein. 9- Der Erlösung heilig Zeichen leuchte vor im heil'gen Krieg, und der alte Gott im Himmel schenk' dem alten König Sieg! so. Blicke segnend, Mutterauge, Pater, sieh, dein Lohn ist hier! And auch du, verklärter Bruder, heute ist dein Herz bei mir." l l. Leise weht es durch die Halle. König Wilhelm hebt die Hand; all' die goldnen Lprüche funkeln siegverheißend von der Wand. Kappey u. Koch, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 32

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 498

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
498 \2. Zu Gharlottenburg im Garten, aus dem düstern Fichtenhain ritt der Aönig, hoch und mächtig, um sein Antlitz Sonnenschein. Georg Lsesekiel. 278. An mein Volk. Ich bin gezwungen, infolge eines willkürlichen Angriffes das Schwert zu ziehen, nm denselben mit aller Deutschland zu Gebote stehenden Macht abzuwehren. Es ist Mir eine große Beruhigung vor Gott und den Menschen, daß Ich dazu in keiner Weise Veranlassung gegeben habe. Ich bin reines Gewissens über den Ursprung dieses Krieges und der Gerechtigkeit unserer Sache vor Gott gewiß. Es ist ein ernster Kampf, den es gilt, und er wird Meinem Volke und ganz Deutschland schwere Opfer auflegen. Aber Ich ziehe zu ihm aus im Aufblicke zu dem all- wissenden Gott und mit Anrufung seines allmächtigen Beistandes. Schon jetzt darf Ich Gott dafür preisen, daß vom ersten Gerüchte des Krieges an durch alle deutschen Herzen nur ein Gefühl rege wurde und sich kund gab: das der Entrüstung über den Angriff und der freudigen Zu- versicht, daß Gott der gerechten Sache den Sieg verleihen werde. Mein Volk wird auch in diesem Kampfe zu Mir stehen, wie es zu Meinem in Gott ruhenden Vater gestanden hat. Es wird mit Mir alle Opfer bringen, um den Völkern den Frieden wieder zu gewinnen. Von Jugend auf habe Ich vertrauen gelernt, daß an Gottes gnädiger Hilfe alles gelegen ist. Auf ihn hoffe Ich und fordere Mein Volk auf zu gleichem Vertrauen. Ich beuge Mich vor Gott in Erkenntnis seiner Barmherzigkeit und bin gewiß, daß Meine Landsleute es mit Mir tun. Demnach bestimme Ich, daß am Mittwoch, den 27. Juli, ein außerordentlicher allgemeiner Bettag gehalten und mit Gottesdienst in den Kirchen sowie mit Enthaltung von öffentlichen Geschäften und Arbeiten, soweit die dringende Not der Zeit es gestattet, begangen werde. Zugleich bestimme Ich, daß während der Dauer des Krieges in allen öffentlichen Gottesdiensten dafür besonders gebetet werde, daß Gott in diesem Kampfe uns zum Siege führe, daß er uns Gnade gebe, auch gegen unsere Feinde uns als Christen zu ver- halten, und daß er uns zu einem die Ehre und Unabhängigkeit Deutsch- lands dauernd verbürgenden Frieden in Gnaden gelangen lasse. Berlin, den 21. Juli 1870. Wilhelm. 279. Der Erkundigungsritt des Grafen Zeppelin im Jahre 1870. (Gekürzt.) 1. Graf Zeppelin, der als württembergischer Generalstabsofffzier den Rang eines Hauptmanns bekleidete, erhielt am 24. Juli 1870 den Auf-

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 505

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
505 blick das Haupt beugte, als es vorwärts ging, als wäre er in der Kirche. Und was die Religion anbetrifft, wer war das, glaubt ihr wohl, der dort in den Kampf mit hineinstürzte im weißen Haar, mit fliegenden Rockschößen? Das war der Divisionsprediger, eine mächtige Flasche in der einen und ein Gebetbuch in der andern Hand. Der gute Mann, der da im Kugelregen dahineilte, war ganz außer Atem und über und über mit Schmutz bespritzt, denn, wie er mir keuchend erzählte, war sein Pferd ihm unter dem Leibe er- schossen worden. Als ich ihn wiedersah, da saß er hinter einer Mauer im Dorfe unter einer Gruppe hingestreckter Krieger und erhob unter dem Brüllen der Geschütze seine Stimme im Gebete zu Gott. Arcbibald Forbes. 283. König Wilhelm an die Königin Augusta über die Schlacht bei Sedan. 1. Depesche. Vor Sedan, 2. September x/2 2 Uhr nachmittags. Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan kriegsgefangen, ist soeben mit dem General Wimpffen abgeschlossen, der an Stelle des verwundeten Mac Mahon das Kommando führt. Der Kaiser hat nur sich selbst mir ergeben, da er das Kommando nicht führt und alles der Regentschaft in Paris überläßt. Seinen Aufenthaltsort werde ich be- stimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe. Welch eine Wendung durch Gottes Führung! Wilhelm. 2. Brief. Vendresse, südlich Sedan, 3. September 1870. Du kennst nun durch meine Telegramme den ganzen Umfang des großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen. Wenn ich mir denke, daß nach einem großen, glücklichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten aus- ersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzu- fassen, um in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen. ...........Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf, zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen,
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