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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 1 - S. 51

1839 - Leipzig : Fleischer
51 Sie wählten dazu das Fest der Panathenäen, bei denen Jeder bewaffnet erscheinen durfte. Als Hippias den Festzug ordnete, näherten sie sich ihm mit Dolchen; aber da er sich gerade mit einem Andern der Ver- schworenen besprach, glaubten sie ihr Vorhaben verrathen, wandten sich ab vom Hippias, und suchten den Hipparch auf. Sie trafen ihn, und stachen ihn nieder. Der verdienten Strafe des Mordes entgingen sie nicht; Harmodios siel gleich unter den Streichen der Wache; Aristo- geiton wurde aufgefangen und unter Martern hingerichtet. Hippias regierte noch 3 Jahre, aber mit blutiger Strenge, indem er jeden Ver- dächtigen hinrichten ließ. Das unzufriedene Volk sehnte sich nach Befreiung, und suchte Hülfe bei der mächtigen Familie der Alkmäo- niden, die früher vertrieben worden war, und jetzt in Macedonie» lebte. Sie ergriff mit Begierde die Gelegenheit zur Rückkehr, verband sich mit den Spartanern; beide sielen in Attika ein, und zwangen die Parthei des Hippias, sich in die Burg einzuschließen, wo sie nun be- lagert wurde. Eines Tages wollte Hippias seine Kinder heimlich ins Ausland schaffen; aber sie wurden aufgefangen. Der zärtliche Vater» erbot sich, wenn man ihm die Kinder zurückgäbe, Athen zu verlassen. Das ging man gern ein; Hippias ging an den Hof des Königs von Persien, und Athen erhielt seine Freiheit wieder (5lw). Sogleich er- neuerte sich der alte Partheienkampf, aus dem zuletzt die Familie der Alkmäoniden siegreich hervorging. Kleisthenes, das Haupt dersel- den, herrschte nun in Athen unter republikanischen Formen, während Hippias am persischen Hofe sich bemühte, durch Einfluß des Perser- königs in sein Vaterland zurückgeführt zu werden. Um diese Zeit wurde in Athen das Scherbengericht (Ostrakismos) eingeführt. Jährlich an einem bestimmten Tage wurde berathschlagt, ob irgend ein Bürger durch sein Ansehen dem Staate gefährlich werden könnte. Wenn sich erwies, daß solche Bürger vorhanden wären, so wurde das Volk aufgefordert, den Namen eines solchen auf eine Scherbe zu schreiben, und der, welchen die meisten Stimmen trafen, wurde auf 10 Jahre verbannt. 7. Die Römer. (Etrusker. Alba longa. Erbauung Roms 754. Romulus. Numa Pompilius. Tullus Hostilius. Ankus Martius. Lucius Tarquin. Servius Tullius. Lucius Larquin der Jüngere. Vertreibung der Könige 510.) Zu der Zeit, als die Griechen eifrig beschäftigt waren, ihre Ver- fassungen zu ordnen, als Lykurg seine Gesetze gab, wußte man von Italien noch so gut wie nichts. Zwar lebte schon vor grauen Jahren im heutigen Toskana ein Volk, die Etrurier oder Etrusker, welches 4*

2. Theil 1 - S. 60

1839 - Leipzig : Fleischer
f (50 nun an der Küste Italiens ans Land stiegen, stellte er sich, als wenn er zu Boden siele, und küßte die Erde, welche die gemeinschaftliche Mutter aller Menschen ist, während der, welcher das Lo»s gezogen hatte, zur Mutter lief, und sie küßte. — Tarquin ließ auf dem Ca- pitol — so hieß einer der Berge mitten in Nom — einen schönen Tempel dem Jupiter, der Juno und der Minerva zu Ehren bauen. In demselben wurden die sibyllinischen Bücher aufbewahrt. Es kam nämlich einst ein altes Weib zu Tarquin, und bot ihm 9 große Bücher zum Kauf an. Da sie eine bedeutende Summe dafür ver- langte, so wies er sie ab. Sie aber warf 3 davon in das daneben lodernde Kaminfeuer. „Willst du," fragte sie dann, „die6 noch übri- gen für denselben Preis?" — „Wo denkst du hin?" antwortete Tar- quin: „wenn mir die Summe für alle 9 zu hoch war, so werde ich sie doch nicht für die 6 geben!" — Die Frau warf wieder 3 ins Feuer, und wiederholte ihre Frage zum dritten Male. Da wurde der König stutzig. Er ließ seine Wahrsager um Rath fragen, und diese riethen ihm, die drei Bücher ja für jeden Preis zu kaufen; sie ent- hielten die herrlichsten Weissagungen. Diese Bücher wurden sibylli- N nische genannt, weil darin die Phrophezeihungen derjenigen alten Frauen, die man für Wahrsagerinnen hielt, und Sibyllen nannte, standen. Da nun die Römer, wie alle unwissende Völker, sehr aber- gläubisch waren, so hatten solche Bücher großen Werth für sie, und bei jeder mißlichen Lage des Staats wurden sie von den Priestern, denen sie anvertraut waren, zu Rathe gezogen. 409 Jahre später sind sie verbrannt. Tarquin hatte sich durch sein tyrannisches Betragen so verhaßt gemacht, daß die Römer sich nach Erlösung sehnten. Alle waren schon zu einer Empörung geneigt, als ein Vorfall die Verschwörung zur Ausführung brachte. Der König belagerte gerade die Stadt Ardba in der Nähe Roms. Als er eines Abends mit seinen Söhnen und mehreren Anführern in seinem Zelte müßig saß, kam die Rede unter andern auch auf ihre Frauen. Jeder rühmte die Seinige als die beste. „Wozu der Streit?" rief einer der Anführer, Tarquinius Colla- tin, ein Verwandter des Königs; „laßt uns noch heute Abend un- sere Frauen überraschen! Wir wollen sehen, welche sich am würdigsten beschäftigt." Der Vorschlag fand Beifall. Augenblicklich saßen sie zu Pferde, unv sprengten nach Rom. Im Palaste des Königs fanden sie die Frauen der Prinzen nichts als Eitelkeiten treiben; sie putzten, salbten, schminkten sich. Dann führte sie Collatin nach Collatia zu seiner Frau, der häuslichen Lucretia, die, von ihren Mägden um- geben, bei der Arbeit getroffen wurde. Collatin triumphirte; die Prin- zen ärgerten sich, und einer von ihnen, Sextus, dachte auf Rache. Einige Zeit darauf klopfte eines Abends Sextus an das Haus der

3. Theil 1 - S. 61

1839 - Leipzig : Fleischer
61 Lucretia, und bat um Aufnahme. Sie konnte ihm, ihrem Verwandten, die Bitte nicht abschlageu; aber während der Nacht überfiel und miß- hmrdekte er sie. Lucretia war außer sich über diesen Schimpf. Boten mußten eilends ihren Mann und ihren Vater holen. Sie kamen, und brachten noch einige Freunde, auch Brutus, mit. Da trat ihnen Lucretia weinend entgegen, erzählte ihnen 'die erlittene Beschimpfung, und flehte sie an, sie zu rächen. Alle verwünschten den Bösewicht, der so schändlich die Gesetze der Gastfreundschaft verletzt habe, und schwuren blutige Rache. „Ich danke euch," sprach Lucretia beruhigt, „aber ich kann nicht länger leben; alle Frauen würden mich verhöh- nen." In dem Augenblick fließ sie den bereit gehaltenen Dolch in ihr Herz, und sank zu Boden. Brutus zog den blutigen Stahl aus ihrer Brust, und rief mit funkelnden Augen: „Bei diesem reinen Blute, und bei euch, ihr himmlischen Götter, schwöre ich dir, Tyrann, und deinem ganzen lasterhaften Geschlechts blutige Rache." Nasch eilten die Verschwornen zur Thar. Brutus warf nun die Larve der Dummheit ab, und zeigte sich, wie er war. Er rief die Collatiner auf dem Markt zusammen, erzählte ihnen, warum er sich verstellt, welche Schandthat der Sohn des Königs begangen habe, und brachte durch den Anblick der blutigen Leiche der Lucretia alle in Wuth. Sie schwuren, der Herrschaft der verruchten Familie ein Ende zu machen. Dann zog der ganze Haufen nach Rom. Auch hier versammelte Brutus das Volk, zählte alle Gewaltthätigkeiten des Königs und seiner Familie auf, und Alle stimmten ihm bei, nicht länger die Herr- schaft des Tarquinius zu dulden. Während ein Haufen nach dem Lager eilte, das Heer auch zum Abfalle zu bewegen, sprengte der König, der durch sein Weib von dem Geschehenen unterrichtet wor- den war, auf einem andern Wege nach Rom, um den Aufstand zu dämpfen. Aber er fand die Thore bereits verschlossen, und die Römer riefen ihm von den Mauern herab: „mit deiner Herrschaft ist es aus, Tarquin! Suche dir ein anderes Reich!" — Knirschend kehrte er zum Lager zurück; aber auch hier war schon die Empörung ausge- brochen, und ihm blieb nichts als schleunige Flucht zu den Etruskern übrig. Das geschah 5ï0 vor Christus. Die Römer beschlossen nun einmüthig die Abschaffung der Kö- nigswürde, und führten eine Republik ein. Der Senat sollte fort- dauern, an der Spitze aber sollten zwei Consuln stehen, welche das Volk jährlich aus den Patàiern wählen wollte. Brutus und Col- la tin waren die ersten. Brutus hatte bald Gelegenheit, zu zeigen, daß ihm das geliebte Vaterland über alles gehe. Der vertriebene Tarquin nämlich hatte unter dem Vorwände, sein zurückgelassenes Eigenttzum zu verlangen, einige Gesandte in die Stadt geschickt, die mehrere junge Römer zu

4. Theil 1 - S. 139

1839 - Leipzig : Fleischer
139 Marcus Fabius Ambustus, der zwei Töchter hatte. Die ältere war an einen Patricier, Servius Sulpicius, die andere an einen reichen Plebejer, Licinius Stolo, vermählt. Die letztere war eines Tages bei ihrer Schwester, als Sulpicius, der in dem Jahre Kriegs- tribun war, vom Markte nach Hause kam. Die ihn begleitenden Lic- toren schlugen mit Heftigkeit an die Hausthüre, damit ihrem Gebieter geöffnet werde. Als die jüngere Schwester darüber erschrak, nicht wis- send, was der Lärm bedeute, wurde sie von ihrer Schwester verlacht, die dabei äußerte, solcher Ehre könne Licinius freilich als Plebejer nicht wohl ttzeilhaft werden; (denn obgleich auch Plebejer dazu wählbar wa- ren, so wurden sie doch nur selten gewählt. Diese Kränkung konnte die eitle Frau nicht vergessen. Endlich gestand sie ihrem Manne und ihrem Vater, was ihr Gemüth quäle, und beide versprachen ihr, alles zu thun, um den plebejischen Familien gleiche Ehre mit den patrici- schen zu verschaffen. Jetzt bewarb sich Licinius um die Volkstribu- nenwürde, und als er sie erlangt hatte, verband er sich mit seinem Collegen L. Sextius, und machte den Antrag zu drei berühmten Ge- setzen, durch die der römische Staat einen neuen, rascheren Umschwung erhielt: 1) Es sollen statt der bisherigen Consular-Tribunen wieder Consuln gewählt werden, der eine aus den Patriciern, der andere aus den Plebejern. 2) Zur Erleichterung der Schuldner sollen die bisher bezahlten Zinsen vom Capital abgerechnet, und dieses in drei Jahren gezahlt werden. 3) Jeder römische Bürger soll Ansprüche aut das Gemein- land haben, und keiner mehr als 500 Morgen davon besitzen; wer mehr davon besitzt, soll es herausgeben, aber dafür Geldentschädigung erhalten. Das letzte Gesetz war gegen die Patricier gerichtet, welche sich bisher des Gemeinlandes das ist desjenigen, welches dem ganzen Staat gehörte, und meist aus Eroberungen entstanden war, bemächtigt hatten. Ueber jene drei Vorschläge gerieten nun die Patricier in große Unruhe, und suchten sie dadurch zu vereiteln, daß sie die übrigen Tribunen auf ihre Seite brachten, die ihr Veto gegen die Vorschläge aussprachen. Dagegen ließen Licinius und Sextius fünf Jahre keine Magistrats- wahlen zu Stande kommen, indem sie bei jeder Wahl ihr Veto riefen. Ihre Hartnäckigkeit besiegte endlich den Widerstand der andern Tribu- nen, und nach neunjähriger heftiger Aufregung hatte endlich Lici- nius die Freude, daß seine Vorschläge in der Volksversammlung an- genommen wurden 367. Einer der neugewählten Consuln war der Plebejer Sextius. Als aber der Senat sich weigerte, ihn zu bestäti- gen, entstand ein gräulicher Tumult. Der alte Camill, in dieser Noth zum Dictator gewählt, erschien auf dem Markte, um Ruhe zu stiften. Aber seine Stimme wurde nicht mehr gehört; dix Plebejer umdräng- ten seinen Richterstuhl, und schon erscholl der Ruf: „Reißt ihn herab!" schon griff man ihn bei seiner Toga: da endlich gab er nach, und

5. Theil 1 - S. 127

1839 - Leipzig : Fleischer
127 Plebejer getheilt worden. Jene hatten sich, wie überall, die größte Macht angemaßt, und auf die Schultern der Plebejer alle Lasten ge- walzt. Sobald ein Krieg ausbrach, so wurden die Plebejer geschickt, die in der Zeit ihre Aecker nicht bebauen konnten, und sich daher, wenn sie zurückkehrten, in großer Noth befanden. Sie mußten dann von den Reichen .borgen, und konnten sie nicht wiederbezahlen, so wur- den sie unbarmherzig behandelt, ins Gesangniß geworfen, der letzten Habe beraubt, oder sie und ihre Kinder wohl gar als Sclaven ver- kauft; denn dies Recht hatten die Gläubiger in Rom. So wurde das Lo»s der Plebejer mit jedem Tage trauriger. Oesters hatten sie schon geklagt, oder die Kriegsdienste verweigert; immer hatten sie sich wieder besänftigen lassen.. Endlich aber riß ihnen 494 die Geduld. Sie wählten sich den Sicinius Bellutus zum Anführer, und zogen aus Rom fort, drei Stunden weit, und ließen sich auf dem sogenann- ten heiligen Berge nieder. Die Patricier erschraken, als sie sahen, daß jene Ernst machten. Sie fürchteten, die Ausgewanderten möchten zu den Feinden über- gehen, oder wenigstens ihre Güter verwüsten. Auch hatten sie ja nun niemand, der ihnen die Arbeit verrichtete. Was sollte man nun thun? Endlich entschloß sich der Senat, Abgeordnete hinauszuschicken, und sie zur Rückkehr einzuladen. „Es soll besser werden, glaubt unserm Worte! Kommt nur zurück!" — „O geht uns mit eurem Worte," rief Si- cinius, „das habt ihr uns oft schon gebrochen!" — Die Abgeord- neten kehrten, ohne etwas ausgerichtet zu haben, nach Rom zurück. Eine zweite Gesandschaft hatte keinen bessern Erfolg. Die Verlegen- heit in Rom wurde immer größer, und man sah aus dem gesetzten Betragen der Plebejer, daß sie wirklich dort für immer zu bleiben ge- sonnen waren. Endlich übernahm es ein Mann, der bei beiden Par- theien in gleicher Achtung stand, Menenius Agrippa, noch einen Versuch zu machen. Er und neun Andere begaben sich ins Lager. Sie wurden von den Plebejern freundlich empfangen; Alle drängten sich um sie, um zu hören, was Menenius ihnen vorzutragen habe. Er schilderte ihnen die unglücklichen Folgen der Uneinigkeit und den Segen der Eintracht, und um ihnen dies recht anschaulich zu machen, erzählte er ihnen folgende Fabel, eine der ältesten, die wir haben: „es machten einst die Glieder des menschlichen Körpers eine Verschwörung gegen den Magen; denn es verdroß sie, daß er beständig müßig gehe, während sie sich für ihn zerarbeiteten. „Will er nichts thun," spra- chen sie, „so soll er auch keine Nahrung haben." So geschah es denn, daß sich kein Fuß mehr regte, Speise zu holen; die Hände steckten keine Speise mehr in den Mund, der Mund wollte sie nicht mehr annehmen, die Zähne sie nicht mehr kauen. Da nun aber der Magen nichts mehr erhielt, so konnte er den Gliedern auch keine stär-

6. Theil 1 - S. 131

1839 - Leipzig : Fleischer
131 erfocht einen großen Sieg über die Aequer, wandte sich dann schnell gegen die Vejenter, die eben ein anderes römisches Heer eingeschlossen hatten, befreite dieses, und kehrte siegreich nach Rom zurück. Da er nun sogleich seine frühere Forderung um endliche Vollstreckung des Ackergesetzes erneuerte, und die Patricier sich abermals weigerten, faßten er und alle ihm gesinnte Fabier einen raschen Entschluß: das ganze Geschlecht der Fabier — ein einziges Kind blieb in der Stadt zurück — 306 an der Zahl, zog mit allen ihm anhängenden Bürgern (Klien- ten), 4000, aus Rom, und errichtete ein festes Lager am Flüßchen Cremera. Von hier aus führten die Fabier, um auch in der frei- willigen Verbannung dem theuern Vaterlande zu nützen, Krieg gegen Veji bis ins dritte Jahr. Endlich aber, im Jahr 477, wurden sie, da sie sorgloser geworden, in einen Hinterhalt gelockt, und von den Vejentern bis auf den letzten Mann erschlagen. Die Römer ehrten das Andenken dieser Helden hoch, machten den Tag ihres Todes zu einem unglücklichen Tage, und nannten das Thor, aus welchem sie ausgezogen waren, fortan das verfluchte Thor. Viele der bisherigen Unruhen hatten darin ihren Grund, daß es an wohlgeordneten und bestimmten Gesetzen fehlte. Die Consuln rich- teten sich wohl theils nach dem Herkommen, theils aber sprachen sie auch ihre Urtheile ganz nach Willkür. Ein Tribun, Terentius Arsa, machte daher 462 den sehr vernünftigen Vorschlag, dem Volke geschrie- bene Gesetze zu geben. Aber die Patricier setzten sich heftig dagegen, am meisten die jungen Männer. Der vorlauteste darunter war der junge Cäso Quinctius; er wurde daher (460) vor das Volksgericht geladen, und, da er nicht erschien, verbannt. Sein Vater, ein alter ehrwürdiger Mann, von unbestechlicher Rechtschaffenheit, hieß Quinc- tius Cincinnatus. Er hatte für den Sohn sich verbürgt, und mußte daher nun die Bürgschaft bezahlen. Das brachte aber den sonst wohlhabenden Mann fast um alles Vermögen, und er sah sich nun genöthigt, seine geliebte Vaterstadt zu verlassen, jenseit der Tiber seinen Acker selbst zu bebauen, und eine elende Hütte zu bewohnen. Nach einiger Zeit bedurfte man eines Dictators, und man wählte — den Cincinnat. Als die Abgeordneten des Senats zu ihm aufs Land kamen, pflügte er gerade, und war nur halb bekleidet. Er war ver- wundert, so viele Menschen auf sich zukommen zu sehen. Einer aber aus der Gesandtschaft lief voraus, und erinnerte ihn, sich anzukleiden, um dieselbe zu empfangen. Kaum war er in seine Hütte getreten, und hatte sich etwas in Verfassung gesetzt, so erschienen auch schon die Fremden, kündigten ihm seine Wahl an, wünschten ihm Glück, und bekleideten ihn mit einem Purpurmantel. Die Rathsdiener stellten sich mit dem Beile, dem Abzeichen ihres Amtes, vor ihn, und baten ihn, nun mit nach Rom zu kommen. Cincinnat war so über- 9»

7. Theil 1 - S. 133

1839 - Leipzig : Fleischer
133 eines Centurio hinaufgestiegen. Diesen Mann schickten sie mit einem Haufen, zum Meuchelmord gedungener Soldaten aus. Als diese mit ihm in einen Hohlweg kamen, stürzten sie über ihn her, und nachdem er mehrere von ihnen niedergehauen hatte, ermordeten sie ihn, und gaben dann vor, sie wären von Feinden überfallen, und dabei ihr braver Hauptmann getödtet worden. Das Heer beklagte den Verlust des wackern Mannes; aber die That wurde bald ruchbar; jeder be- zeichnete die Zehnmänner als Mörder des Siccius. Eine andereschandthat war noch empörender. Appius Clau- dius hatte die sechzehnjährige Virginia, Tochter eines geachteten Plebejers, des Virginius, gesehen, und begehrte sie zu besitzen. Aber sie war bereits mit einem jungen und angesehenen Plebejer, Jcilius, verlobt, und Appius wurde also zurückgewiesen. Dies war dem stol- zen Appius unerträglich, und er verabredete daher mit einem nichts- würdigen Menschen, Namens Claudius, einen Plan, sie zu entführen. Claudius mußte sie, als sie einst über die Straße ging, vor den Rich- terstuhl des Appius führen, und vorgeben, daß sie die Tochter einer seiner Sclavinnen, und als Kind vom Virginius ihm geraubt sey. Alle Umstehende bedauerten das arme. verlassene Mädchen; denn der Vater war im Lager; aber Niemand wagte sie zu retten, aus Furcht vor den umherstehenden Lictoren. Da kam Jcilius herbeigestürzt, und bewirkte wenigstens, daß sie für den Augenblick losgegeben, und eine neue Untersuchung für den folgenden Tag angesetzt wurde. „Ist aber Virginius morgen nicht zur Stelle," setzte Appius hinzu, „so fällt sie dem Claudius anheim; dafür werden schon die Gerichtsdiener sorgen." Er schickte aber einen Boten ins Lager, und ließ den andern Zehn- männern sagen, dem Virginius keinen Urlaub zu gestatten. Aber als dieser Bote hinauskam, war Virginius bereits aus dem Wege nach der Stadt; denn die Brüder des Jcilius waren schneller gewesen, und hatten ihm den Vorgang gemeldet. Am andern Tage erschieneu Vir- ginius, seine Tochter, ihr Verlobter und eine Menge Volks auf dem Markte vor dem Richterstuhle des Appius, der von zahlreichen Ge- richtsdienern umgeben war. Ohne auf den durch Zeugen verstärkten Beweis des Virginius, daß seine Tochter kein untergeschobenes Kind sey, zu achten, sprach er sie dem Claudius zu, und die Gerichtsdiener trieben das dichtgedrängte Volk aus einander. Da der Vater nun sah, daß er sein Kind den Händen des Appius nicht mehr entreißen könnte, faßte er einen schnellen Entschluß. Er bat um die Erlaubniß, mit ihr noch einige Worte insgeheim zu sprechen, führte sie seitwärts, wo Fleischerbänke standen, ergriff plötzlich ein Fleischermesser, und stach es der Tochter durchs Herz, indem er sprach: „sieh, mein liebes Kind, dies ist das einzige Mittel, deine Ehre und Freiheit zu retten." Die Tochter sank todt zu Boden, Virginius aber hob das blutige Messer

8. Theil 1 - S. 196

1839 - Leipzig : Fleischer
196 traf, der die Ehre, der erste Feldherr Roms zu seyn, keinem Andern lassen wollte. Indessen war Sylla von Rom nach Nola in Campanken gegan- gen, wo die Legionen standen, die er gegen Mithradat führen sollte. Da erfuhr er, daß Marius seine Abwesenheit benutzt habe, im Ein- verständniß mit dem Tribun Sulpicius die Ernennung des Sylla zum Anführer im Politischen Kriege zu vernichten, und sich diese Bcfehlshaberstelle zuzueignen. Sylla versammelte seine Legionen, und erzählte, was in Rom geschehen sey. Da riesen Alle: „sey nur un- verzagt, und führe uns nach der Stadt!" Sogleich brach Sylla auf; vergebens kamen mehrere Gesandtschaften ihm entgegen, und baten, nicht weiter vorzurücken. Er versprach zwar, stehen zu bleiben; doch sobald die Gesandten fort waren, rückte er schnell bis an die römischen Thore. Hier fand er Widerstand; da befahl er, die nächstgelegenen Hauser in Branv zu stecken; er selbst ergriff eine Fackel, und schritt den Soldaten voran. So drang man stürmend in Rom ein. Nicht lange, so kamen Marius und Sulpicius mit eilig zusammengerafften Soldaten den Eindringenden entgegengestürzt. Schon singen die Syl- laner an zu wanken; da ergriff Sylla eine Fahne, und führte seine Soldaten wieder vor, die endlich die Marianer in die Flucht schlugen. Während nun Marius und Sulpicius schnell Rom verließen, besetzte Sylla die Stadt, hob alle Gesetze des Sulpicius wieder auf, stellte die Macht des Senates wieder her, und ließ durch den Senat den Marius und dessen vornehmste Anhänger in die Acht erklären. Der Erste, an dem die Acht vollzogen wurde, war Sulpicius. Man ent- deckte ihn in einem Landhause versteckt, und ermordete ihn. Glück- licher entkam Marius, obwohl erst nach unsäglichen Gefahren. Zunächst war er eine Zeit lang zu Schiffe an der Küste umhergeirrt, dann wieder gelandet, und hatte eine Nacht schlaflos in einem Gebüsche zugebracht. Dann trieb ihn die Angst wieder auf ein Schiff. Da er aber vor Hunger ganz ermattet war, so redeten ihm die Schiffer zu, wieder ans Land zu steigen, um etwas Speise zu genießen. Während er dies that, segelten die Schiffer davon, verlassen von Allen, verbarg er sich in Gebüschen und Gräben, bis er zu der Hütte eines alten Mannes kam, der Mitleiden mit ihm hatte, und ihn in einem Erd- loche, das er mit Reisern und Schilf zudeckte, verbarg. Indessen mußte doch sein Aufenthalt verrathen worden seyn; denn Marius vernahm den Ruf mehrerer Männer, die dem Alten Schuld gaben, daß er den geächteten Marius gewiß bei sich verborgen halte. Jetzt sprang der Mann, der so oft dem Tod ins Auge gesehen und größe- ren Gefahren getrotzt hat, in einen schilfigen Sumpf, und tauchte unter bis an den Kopf. Aber man entdeckte ihn doch, zog ihn her- vor, und brachte ihn nach der nahegelegenen Stadt Minturnä. Der

9. Theil 1 - S. 198

1839 - Leipzig : Fleischer
198 während Marius schweigend, aber höhnisch lächelnd hinter ihm stand. Der Senat versprach, den Cinna wieder als Consul anzuerkennen; dagegen bat er, daß Cinna Niemand am Leben bestrafen wollte, wor- über sich dieser aber nicht bestimmt erklärte. Darauf beschlossen er und Marius, daß alle Syllaner in Nom getödtet werden sollten. Jetzt hielten sie ihren Einzug, Marius an der Spitze von 4000 Illyriern, die den Auftrag hatten, Alle niederzuhauen, deren Gruß er nicht erwiedern würde. Sobald sie eingezogen waren, ließen Cinna und Marius die Thore schließen, und das Morden begann. Der Consul Octavius wurde auf seinem Amtssessel niedergehauen, und gleiches Schicksal hatte eine große Zahl der ausgezeichnetsten Männer; Andere gaben sich selbst den Tod. Fünf Tage und fünf Nachte lang wahrte das Morden; Nom schwamm in Bürgerblut, und die Illyrier wütheten so fürchterlich, daß ihnen nicht mehr Einhalt gethan werden konnte, und Cinna genöthigt war, sie in der Nacht überfallen und sämmtlich niederhauen zu lassen. Zuletzt ernannten sich Marius und Cinna selbst zu Consulen. Aber schon hatte der alte Marius sein ^^^/^Zies erreicht. Seine Unruhe vor der Rückkehr des Sylla, mehr wohl ,die Qualen seines Gewissens, führten ihn zur Trunksucht, durch ex ’rein Leben abkürzte.. Er starb noch in demselben Jahre, 86. r ^ ^ Wahrend dessen chatte Sylla den Krieg gegen Mlthradat (87 — 85) glorreich geführt. Er fand in Griechenland ein zahlreiches Heer des Königs unter des Archela o s Anführung, für den die leicht- sinnigen Griechen Parthei genommen hatten, so daß Sylla mit seinem kleinen Heere gegen die vereinte Macht von Klein-Asien und Griechen- land kämpfen mußte. Er drängte darauf seine Feinde bis nach Attika zurück, und belagerte Athen und den Hafen Peiräeus, wohin Archelaos seine Macht zusammengezogen hatte. Aber beide Plätze vertheidigten sicss hartnäckig, obgleich bald eine so gräßliche Hungersnoth darin herrschte, daß selbst Leichen verzehrt wurden. Endlich erspähte man (86) eine unbewachte Stelle in der Mauer; man erstieg sie in einer dunkeln Nacht, und bemächtigte sich so der Stadt. Nun wurde sie gänzlich ausgeplündert und unter den Einwohnern so fürchterlich ge- metzelt, daß das Blut in Strömen floß. Sylla war Willens, die ganze Stadt zu zerstören; nur die flehentlichsten Bitten konnten ihn davon abbringen. Später wurde auch der Peiräeus erstürmt. Arche- laos selbst war entkommen, und hatte sich an die Spitze eines Neu- angekommenen Heeres gestellt, dem Sylla nur eine Heine Macht ent- gegenstellen konnte. Dennoch wagte er eine Schlacht bei Chäronea in Böotien. Zwar gewann er einen entscheidenden Sieg, aber schon rückte ein andrer Feldherr des Mithradat (Dorylaos) mit einem zahl- reichen Heere herbei. Es kam zur Schlacht bei Qrchomenos in Wöotten. Schon fingen die Soldaten des Sylla an zu weichen. Da

10. Theil 1 - S. 199

1839 - Leipzig : Fleischer
199 sprang er vom Pferde, ergriff eine Fahne, und stürzte sich, indem er rief: „hier will ich sterben! Fragt man euch, wo ihr euern Feldherrn gelassen habt, so sagt: in der Schlacht bei Orchomenos!" an der Spitze seiner Leibwache in die Feinde, und — siegte. Dann überfiel er das feindliche Lager, wo 49,909 Feinde niedergemetzelt wurden. Diese wiederholten Siege des Sylla stimmten den Mithradat zum Frieden, den auch Sylla wünschen mußte, da die Borgange in Rom seine Gegenwart nöthig machten. Mithradat erhielt den Frieden unter der Bedingung, daß er alle Eroberungen herausgebe, sich mit Pontos begnüge, und Geld und Schiffe liefere. Aber schon zeigte sich dem Sylla ein neuer Feind. Valerius Flaccus, der an des Marius Stelle zum Consul ernannt war, hatte ein Heer nach Griechenland geführt, um den Mithradatischen Krieg zu führen, da die Marianische Parthei den Sylla nicht anerkannte. Aber kaum war er gelandet, als er von seinem Legaten Fimbria er- schlagen wurde. Dieser machte sich zum Feldherrn, führte, wahrend Sylla den Frieden mit Mithradat abschloß, sein Heer nach Klein- Asien, und verheerte Ilium (das alte Troja), das er gänzlich zerstörte, und dessen sammtlicke Einwohner er niedermetzeln ließ. Aber jetzt erschien Sylla als Rächer, und umschloß des Fimbria Lager mit einem Graben. Dieser verlor den Muth, sich zu retten, und gab sich selbst den Tod, worauf alle seine Soldaten zum Sylla übergingen. Während dessen war Cinna ermordet worden. Er hatte ein Heer nach Griechenland führen wollen, um den Sylla zu bekriegen. Da die Soldaten sich aber der Einschiffung widersetzten, und Cinna Gewalt gebrauchen wollte, entstand ein Aufru.hr, bei dem Cinna er- schlagen wurde. Nachdem Sylla in Klein-Asien ungeheure Summen erpreßt, und die Schatze der griechischen Tempel in Delphi, Epidauros und Olympia geraubt hatte, setzte er nach Italien über, wo sich der junge Pompejus an ihn anschloß, und ihn als Imperator begrüßte. Die Marianische Parthei, an deren Spitze der junge Marius und Sertorius standen, schickte ihm mehrere Heere entgegen, die aber theils zu ihm übergingen, theils zurückgeschlagen wurden. Sertorius ging nach Spanien über, wo er noch ferner das Haupt der Marianer blieb. Der junge Marius hatte sich nach einer verlorenen Schlacht in Pränefte eingeschlossen; hier wurde er bei der Einnahme der Stadt, als er eben durch einen unterirdischen Gang entfliehen wollte, erschlagen, und Sylla ließ Pränefte zerstören, alle männlichen Ein- wohner (12,900) niederhauen, und schenkte bloß den Weibern und Kindern das Leben. Andere Städte, die sich ihm widersetzten, hatten dasselbe Schicksal. Dann zog Sylla (82) nach einer mörderischen Schlacht vor den Thoren Roms in diese Stadt ein. Er versammelte sogleich den Senat in dem Tempel der Bellona; nahe dabei war eine
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