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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 2 - S. 56

1839 - Leipzig : Fleischer
56 schaft Meißen, aus welcher das jetzige Sachsen nachmals entstan- den ist. Auf einem schön gelegenen Berge an der Elbe ließ er das Schloß Meißen erbauen, dessen ehrwürdige alte Mauern noch jetzt an die graue Vorzeit erinnern. Gegen die Wenden aber jenseit der Ha- vel wurde die Markgrafschaft Nordsachsen oder die wendische Mark, die nachherige Altmark, errichtet, aus welcher die Mark Bran- denburg hervorgegangen ist. Wahrend dieser Waffenübungen der Deutschen im Scherz und Ernst waren die neun Jahre des Waffenstillstandes mit den Ungern verflossen. Heinrich versammelte seine Sachsen, trat unter sie, und sprach: „jetzt ist das Reich beruhigt; nur die Ungern sind noch unbe- zwungen. Bisher habe ist euch besteuern müssen, um diesen Feind zu bereichern; nun muß ich gar Kirchen und Geistlichkeit berauben, um ihrer Raubsucht zu genügen, bis uns zuletzt nichts als das nackte Leben übrig bleibt. Wollt ihr nun, daß ich den Gott geweihten Schatz angreife und den Feinden der Christenheit gebe, oder ihn lie- der zur Ehre Gottes anwende." Da rief das Volk mit lauter Stimme: „das Geld werde dem heiligen Gotte geweiht!" Zugleich hob es seine Hände gen Himmel, und versprach dem Könige thätige Hülfe. Jetzt kamen die Gesandten der Ungern, und begehrten aufs Neue die versprochenen Geschenke. Aber Heinrich ließ ihnen zum Hohn ei- nen räudigen Hund reichen, dem die Ohren und der Schwanz abge- schnitten war; wollten sie einen andern Zins, sagte er, so möchten sie ihn mit den Schwertern holen. Da zogen die Gesandten mit drohen- den Worten ab. Im Frühjahre 933 zog ein unabsehbarer Haufe von Ungern racheschnaubend durch Böhmen, über das Erzgebirge, und brach in Thüringen und Sachsen ein. Was fliehen konnte, floh. Die Zurück- gebliebenen wurden ermordet, die Weiber und Kinder gefangen .fortge- schleppt, das offne Land verwüstet, die Saat zertreten, die Ortschaf- ten verbrannt. Der Haufen theilte sich; der kleinere wandte sich gen Sondershausen oder Eisenach, und wurde hier von den Deutschen gänzlich aufgerieben. Der größere Haufen rückte vor Merseburg, weil die Sage ging, daß hier ein Schatz aufbewahrt würde. Eilig sam- melte Heinrich seine Mannen im Braunschweigschen, und stürmte her- bei. Südlich von Merseburg ist ein Berg; auf diesen lagerte er sich, während die Ungern unten im Blachfeld im Lager standen. Sie zün- deten große Feuer an, ein Zeichen für die Zerstreuten, sich zu sam- meln zur Schlacht. Drei Tage nach einander stieg Heinrich hinab in die Ebene, ohne anzugreifen, damit seine Krieger sich an den Anblick der wilden Ungern gewöhnen möchten. Der vierte Tag war von ihm zur Schlacht bestimmt. Jetzt ordnete er seine Mannen, eilte von einer Schlachtreihe zur andern, und sprach ihnen Muth ein. „Ver-

2. Theil 2 - S. 69

1839 - Leipzig : Fleischer
69 auf dem Berge Gargano zu beten, hierher gekommen waren, und steckte die Fahne der Empörung auf. Aber in einer Schlacht bei Cannä, wo einst Hannibal gesiegt hatte, wurden die Normannen von den Griechen besiegt, und diese warfen ihre Blicke, nun selbst auf Rom. Dies bewog den Papst (Benedict 8.) nach Deutschland zu reifen, wo er zugleich den Dom in Bamberg einweihte, und den Kaiser um Bei- stand zu bitten. Heinrich folgte dem Rufe über die Alpen, eroberte mehrere Städte, ertheilte den Normannen Ländereien, konnte aber keine bleibende Hülfe gewähren. Seuchen rissen in seinem Heere ein, und eilig kehrte er nach Deutschland zurück. Auch in seinen andern Unternehmungen war Heinrich nicht glück- lich. Noch zweimal mußte er gegen den unruhigen und treulosen Bo- leslaus Chrobri von Polen zu Felde ziehen; aber beide Male ging es unglücklich, und zuletzt mußte er ihm Schlesien, die Lausitz und einen Theil der Mark überlassen. Heinrich starb 1024, wenig bedauert, weil er mehr wegen seines guten Willens, als wegen seines Vollbringens achtungswerth war. 122 Jahre später hat ihn der Papst (Eugen 3.) unter die Zahl der Heiligen gesetzt. Heinrich 2. war der letzte des erlauchten sächsischen Hauses. Die deutschen Fürsten mußten sich also nach einem andern Hause umsehen. Doch ehe wir sehen, auf welches die Wahl siel, wollen wir auf die Sitten jener Zeit einen Blick werfen. > 42. Sitten der Deutschen im 10ten und Ilten Jahrhundert. (Art der Kaiserwahl. Reichstage. Lehnsverfaffung. Kriegswesen. Städte. Deutsche Bauart. Rohheit der Sitten. Klosterschulen.) Das früherhin aus so verschiedenen ^Völkerschaften bestehende deutsche Volk sing immer mehr an, nur Eine Nation auszumachen. Die Sprache, die Sitten, die Verfassung wurde ein allen Deutschen gemeinsames Gut. Der Franke betrachtete den Sachsen, der Baier den Schwaben nicht mehr als einen Fremdling, sondern als einen Lands- mann, und immer glücklicher wurde der Zustand selbst des gemeinen Volks. Das verdankte es ganz vorzüglich den ausgezeichneten Eigen- schaften der Könige aus dem sächsischen Hause, vornehmlich dem treff- lichen Heinrich dem Vogler, durch dessen weise Einrichtungen Handel, Gewerbe und Ackerbau immer mehr gewannen. Der König wurde noch immer von den Herzogen gewählt, doch so, daß alle Freie an der Wahl Antheil nahmen. An einem bestimm- ten Tage, den der Erzbischof von Mainz bestimmte, versammelten sich auf einer großen Ebene am Rhein zwischen Mainz und Worms die verschiedenen deutschen Völker, jedes unter seinem Herzoge. Nach langen Berathschlagungen setzten sich die Großen nieder, während das

3. Theil 2 - S. 79

1839 - Leipzig : Fleischer
79 Egeno, auftrat, und den Herzog beschuldigte, ihn zur Ermordung Heinrichs gedungen zu haben. Es wurde dem Herzog ein Tag ge- setzt, an welchem er sich durch einen Zweikampf von seiner Schuld reinigen sollte; aber Otto weigerte sich, weil sein Kläger ein übel be- rüchtigter Mensch war. Heinrich hielt dies für ein Bekenntniß seiner Schuld, und .entsetzte ihn seines Herzogthums. Er gab es einem tücki- schen Italiener, Welf, der seine Frau, eine Tochter Otto's, verstieß, um das Herzogthum zu erhalten. Die Sachsen waren schon lange dem Könige abgeneigt; nun wurden sie es noch mehr um Otto's Willen. Aber-auch Heinrich haßte die Sachsen, weil sie ihm von Adal- bert als ein unruhiges, widerspenstiges Volk geschildert waren. Dar- um ließ er noch mehr Bergschlösser in ihrem Lande bauen, und gab zu, daß seine Besatzungen von den Schlössern aus das Land verwüste- ten, Vieh wegtrieben und die Menschen mißhändeltce Ja man er- zählte, er habe, als er sich von einem Berge einst umgeschaut: ausge- rufen: „Sachsen ist ein schönes Land, aber die darin wohnen, sind nichtswürdige Knechte." Ferner nahm er den sächsischen Grafen Mag- nus, Otto's Freund, und diesen selbst hinterlistig gefangen, als sie in Folge gepflogener Unterhandlungen nach Halberstadt gekommen, ihm ihre Unterwerfung zu bezeigen, und wollte jenen, trotz aller Bitten seiner Freunde, nicht anders losgeben, als wenn er auf das Herzogthum verzichtete, das ihm gerade damals durch den Tod seines Vaters (des Herzogs Ordolf) zugefallen war. Erst nach einem Jahre erhielt Otto, nach zwei Jahren Magnus seine Freiheit zurück. Noch ehe Magnus losgegeben war, hatten die vielen Bedrückun- gen, die sich Heinrich und seine Leute in Sachsen erlaubt hatten, die Unzufriedenheit so gesteigert, daß die meisten Bischöfe und Grafen der Sachsen in eine große Verbindung gegen Heinrich zusammengetreten waren. Sie sammelten 60,000 Mann; Otto von Nordheim stellte sich an ihr Spitze. Zuerst versuchten sie den Weg der Güte, und schickten eine Gesandtschaft an ihn nach Goslar. Sie verlangten von Hein- rich, er solle die Bergschlösser niederreißen, nicht immer seine Wohnung in ihrem Lande aufschlagen, bessere Rathgeber annehmen, und sich sittlicher aufführen; sonst — würden sie ihn nicht ferner als ihren Herrn erkennen. Heinrich gab ihnen eine verächtliche und zweideutige Antwort. Da rückten sie schnell vor die Harzburg (zwischen Goslar und Jlsenburg, am Rande des Harzes, wohin er sich von Goslar begeben hatte, und schlossen die Burg ein. - Nun wurde ihm bange. Er benutzte eine dunkle Nacht, um mit weniger Begleitung, von ei- nem Jäger geführt, durch die dichte Waldung zu entfliehen. Drei Tage lang irrte er hungrig und voll Bangigkeit umher; endlich er-

4. Theil 2 - S. 80

1839 - Leipzig : Fleischer
80 reichte er (Eschwege in) Hessen, sammelte seine Getreuen um sich, warf sich vor den erschienenen Fürsten auf die Knie, und bat um Beistand. Alle Anwesende waren gerührt, aber gleich die Sachsen zu bekriegen, schien ihnen zu übereilt; man schlug Unterhandlungen vor, die aber zu nichts führten, und den Sachsen Zeit ließen, auch die Thüringer für ihre Sache zu gewinnen. Indessen hielt ein groß- ßer Theil der Fürsten eine Versammlung in Gerstungen (unweit Eise- nach), 1073, auf welcher sie beschlossen, an Heinrichs Statt, der sich der Krone so unwürdig gezeigt hätte, einen andern König zu wählen. Sie warfen ihre Augen auf Rudolph von Schwaben, Heinrichs Schwager, einen stattlichen Herrn, voll Tapferkeit und Heldenmuth. Dieser willigte auch ein, wenn alle Fürsten es so haben wollten; fürs erste aber sollte die Wahl verschwiegen bleiben. Was dem un- glücklichen Heinrich die Herzen noch mehr entfremdete, war, daß ein Ritter (Regenger) auftrat, und aussagte, jener habe ihn und andere Ritter gewinnen wollen, die versammelten Fürsten zu überfallen, und die vornehmsten derselben zu ermorden. Nun sielen fast alle von ihm ab, und unverholen sagten sie ihm den Gehorsam auf, obgleich jener Ritter von denen, die er als Mitschuldige genannt, der Lüge bezüch- tigt wurde, und bald darauf, von Gewissensvorwürfen geäugstigt, in Wahnsinn verfiel und starb. In solcher Bedrängniß war vor ihm noch kein König der Deutschen gewesen. Da ihm die Fürsten den Rücken kehrten, wandte er sich an die Städte, gewann sie durch ihnen verliehene Vorrechte, und fand bei ihnen treue Hülfe. Am meisten in Worms. Ungemahnt zogen ihm Schaaren gerüsteter Bürger entge- gen, um ihn durch ihren Anblick in seinem Unglücke aufzurichten. Als er in Worms einzog, empfing ihn die gerüstete Jugend, und gelobte ihm Beistand auf eigene Kosten und Treue bis in den Tod, so daß sein Gemüth sich erheiterte, und er Hoffnung faßte, durch die Liebe und Treue- seiner Bürger seine Feinde zu überwältigen. Aber diese Hoffnung schwand bald wieder, da er die große Uebermacht der Sach- sen und Thüringer sah, und dies bewog ihn denn endlich, ihnen einen Frieden anzutragen. Er Unterzeichnete ihn in Gerstungen mit schwe- rem Herzen; denn er mußte versprechen, nicht nur Otto von Nord- heim wieder als Herzog von Baiern einzusetzen, sondern auch alle neuangelegte Bergschlösser in Sachsen und Thüringen niederreißen zu lassen. Diesen Bedingungen nachzugeben, wurde ihm unendlich schwer. Mit tiefem Schmerze sah er die schönen Schlösser fallen. Vor allem war ihm die Harzburg theuer. Sie war das festeste von allen, noch ganz neu; in ihr prangten die glänzenden königlichen Ge- mächer, und in der reich begabten Kirche ruhten die Gebeine seines früh verstorbenen Sohnes. Wenigstens diese Burg wünschte er zu erhalten, und nachdem er vergebens gebeten hatte, erlangte er wenig-

5. Theil 2 - S. 91

1839 - Leipzig : Fleischer
91 die ist es, mit der ich einst Heinrichen den Eid der Treue schwur!" Als er den Tod nahe fühlte, fragte er mit schwacher Stimme: „wer hat den Sieg?" die Umstehenden antworteten: „Ihr, Herr!" — Da sprach er: „nun leide ich freudig lebend und sterbend, was der Herr will. Nun kümmert mich der Tod nicht, wenn ich ihn mit der Ehre des Sieges erleide." So verschied er. Sein Grab und seine ver- dorrte Hand werden noch in Merseburg in der Domkirche gezeigt. Für Heinrich konnte nichts erwünschter kommen, als der Tod seines Gegners. Denn viele wandten sich nun wieder zu ihm, weil sie das Ende Rudolphs für ein Gottesgericht hielten; es ging nämlich ein Gerücht, Gregor habe kurz vorher gesagt: „noch in diesem Jahre wird der falsche König sterben." Heinrich sah sich bald wieder so stark, daß er gar auf Gregor selbst losgehen konnte, während er den Kampf gegen die Sachsen seinem Schwiegersöhne Friedrich von Stau- fen überließ. Der Krieg gegen Gregor zog sich von 1081 bis 1084 hin. Endlich glaubte Heinrich, Gregor könnte ihm nicht mehr ent- gehn. Ein Theil der Stadt war schon eingenommen, und die En- gelsburg, in welche er geflüchtet war, umstellt — da wurde ihm der Papst doch noch entführt. Der ritterliche Normannenherzog, Robert Guiscard, führte ein Normannenheer herbei. Er kam, um den Papst Gregor zu ret- ten, und entführte ihn nach dem Kloster Monte Cassino, später nach Salerno. Aber der mannigfache Aerger und Kummer hatte des alten Gregors Lebenskraft erschöpft. Er überlebte seine Rettung nur kurze Zeit. Als er — es war in Salerno — seinen Tod nahe fühlte, ließ er die ihm getreuen Bischöfe kommen, und sprach: „geliebteste Brüder, ich will keine meiner Thaten sehr rühmen; aber darauf vertraue ich, daß ich stets das Recht geliebt, und Gottlosigkeit gehaßt habe." Und als nun jene sich beklagten, daß sie ihn verlieren sollten, hob er seine Augen gen Himmel, breitete seine Arme aus, und rief: „ ich steige dort hinauf, und übergebe euch mit flehentlichen Bitten dem gnädigen Gott." Seine letzten Worte waren: „ich habe das Recht geliebt, und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung." Er starb 1085, wahrlich ein merkwürdiger Mann! Jetzt schien es, als sollte für den armen verfolgten Heinrich eine ruhigere Zeit angehen. Seine Feinde hatten zwar an Rudolphs Stelle in Eisleben (1081) einen neuen Gegenkönig gewählt, den Gra- fen Herrmann von Luxemburg, den man auch den Knoblauchs- könig spottweise nannte, weil um Eisleben viel Knoblauch wuchs; aber das war ein schwacher Mann, der bald alles Vertrauen der Für- sten verlor, und nach sieben Jahren selbst seine Würde niederlegte. Auch die Sachsen legten sich endlich zum Frieden, weil sie des Krie- ges müde, und die ärgsten Aufhetzer, namentlich Otto von Nordheim,

6. Theil 2 - S. 136

1839 - Leipzig : Fleischer
136 die Bischöfe und Aebte sollten ohne Simonie mit Zustimmung des Kaisers gewählt werden, und von diesem die Investitur mit Ring und Stab empfangen; Paschalis und die andern Gefangenen die Freiheit erhalten, jener aber schwören, sich nie wegen des erfahrnen Schimpfes zu rächen, auch nie gegen Heinrich den Bann auszusprechen. Zugleich erlaubte der Papst nun erst die Beisetzung der Leiche Heinrichs 4. in geweihte Erde. Nachdem alles feierlich beschworen worden war, zog Heinrich zum zweiten Male nach Rom, und erhielt in der Peterskirche die Krönung. Aber nachdem Heinrich nach Deutschland zurückgekehrt war, trat bald der alte Zwist wieder hervor. Paschal erklärte auf einer Kirchenversammlung in Nom, jener Vertrag sey erzwungen, und habe daher keine Gültigkeit; er werde an den Grundsätzen Gregors 7. und Urbans 2. halten, und nie die Investitur dem Kaiser überlassen. Und da Paschal geschworen hatte, ihn nicht in den Bann zu thun, so sprach der Erzbischof von Vienne den Bann gegen Heinrich aus, weil dieser den Papst gefangen genommen hatte, und Paschal war eidbrüchig ge- nug, seine Einwilligung dazu zu geben. Dieser Bann erregte in Deutschland große Bewegung. Heinrich hatte sich durch seine durchgreifende Handlungsweise viele Feinde ge- macht, die nun den Bann zum Vorwand nahmen, sich gegen ihn zu erklären. An die Spitze derselben stellte sich Heinrichs ehemaliger Kanz- ler und alter Freund, den er kurz vorher erst zum Erzbischof von Mainz erhoben hatte, Adalbert. Aber Heinrich war nicht so leicht einzuschüchtern. Er ließ den undankbaren Kirchenfürsten sogleich grei- fen und ins Gefängniß werfen; dann siel er verwüstend in Sachsen ein, dessen Herzog, Lothar Graf von Süpplingenburg, sich nebst dem Landgrafen Ludwig dem Springer von Thüringen auch gegen ihn erklärt hatte. Von diesem traurigen Geschäft ging er zu einem fröhlicheren über, indem er in Mainz seine Vermählung mit der in- dessen herangewachsenen Mathilde feierlich vollzog. Alle deutsche Für- sten waren dazu geladen; fast alle erschienen, auch Herzog Lothar, aber dieser im Bußgewande, warf sich vor dem Kaiser nieder, und flehte um Vergebung. Heinrich vergab ihm; dagegen ließ er den Land- grafen Ludwig, der auch nach Mainz gekommen war, ohne vorher um Vergebung gebeten zu haben, greifen und ins Gefängniß werfen. Diese Gewaltthat erregte allgemeines Murren. Fast alle verließen Mainz und den Hof, und traten in eine große Verbindung gegen den Kaiser zusammen. Dieser zog wieder nach Sachsen. Hier kam es zur Schlacht am Welfesholze im Mansfeldschen 1115. Die Helden des Tages waren auf des Kaisers Seite Graf Hoyer von Mansfeld, auf der der Verbündeten der junge Graf Wieprecht von Groitsch, dessen alten Vater der Kaiser gefangen hielt. Zwischen beiden erhob sich ein furchtbarer Kamps; lange schwankte der Sieg, weil beide gleich starke

7. Theil 2 - S. 171

1839 - Leipzig : Fleischer
171 wieder Herausgetrieben, und endlich gar genöthigt, in St. Gcrmano Frieden zu schließen und den Bann zu lösen. Nun schien es, als wenn Friedrich einige Ruhe genießen sollte. Aber so gut sollte es diesem Kaiser nie werden. Denn nun empörten sich Mailand und die andern guelsischen Städte der Lombardei, und Gregor unterstützte sie heimlich, weil ihm daran lag, daß Friedrich nicht zu mächtig werden sollte. Aber ein größerer Kummer war dem Kaiser noch aufgespart. Sein Sohn Heinrich empörte sich gegen ihn (1235). Friedrich hatte ihm manchmal wegen seiner üppigen Lebens- art Vorstellungen gemacht; das war dem stolzen Jüngling unerträg- lich, nichtswürdige Schmeichler regten ihn noch mehr an, er vergaß alle Pflichten der Dankbarkeit und des Gehorsams, und machte mit den Lombarden einen Bund gegen seinen königlichen Vater. Nothge- drungen zog Friedrich gegen seinen Sohn zu Felde. Sobald er nach Deutschland kam, empfingen ihn die Fürsten mit Ehrerbietung, und erklärten auf einem Reichstage in Regensburg seinen Sohn für schul- dig. Dadurch verlor dieser allen Muth, und flehte die Gnade des Kaisers an. Zwar verzieh ihm dieser auch auf einem Reichstage in Worms; da aber der Sohn seine Umtriebe erneuerte, ließ ihn der Kaiser in ein festes Schloß (St. Felice) nach Apulien bringen, wo er sieben Jahre darauf starb. Auf dieses traurige Geschäft folgte ein fröhlicheres. Friedrich war Wittwer, und warb um die schöne Jsabella, die Schwester des Königs von England, Heinrichs 3. In Cöln, der reichsten deutschen Handelsstadt damals, wurde sie mit ungemeiner Pracht empfangen. Am 10,000 Bürger und Jünglinge zogen ihr frohlockend entgegen, alle in festlichen Kleidern und herrlich geschmückt. Viele ritten statt- liche Rosse, schwenkten die Lanzen, und führten, die Rosse hin und wieder tummelnd, Ritterspiele auf. Auch kamen ihr auf trockenem Boden prächtige Schiffe entgegengefahren. Sie wurden von Pferden gezogen, die aber nicht gesehen wurden, weil sie sich unter den Schif- fen befanden, und mit purpurnen Decken bedeckt waren. In den Schiffen saßen Geistliche, welche, von Orgeln begleitet, liebliche Ge- sänge ertönen ließen. Als die Braut in den Straßen der Stadt an allen Fenstern, auf allen Balconen die frohe Menge erblickte, nahm sie den Schleier ab, und grüßte freundlich. Dafür priesen Alle ihre aus- nehmende Schönheit und Herablassung. Die deutschen Ritter schenk- ten ihr eine kostbare Wiege, deren Decke aufs kunstreichste aus Elfen- bein, Gold, Muscheln und Perlen 'zusammengesetzt war. Die Hoch- zeit-wurde in Worms gefeiert (1235). Dann hielt Friedrich einen großen Reichstag in Mainz, der von 85 Fürsten und hohen Prälaten, 12,000 Edeln und unzähligem Volk besucht wurde. Heinrichs Schuld wurde hier nochmals anerkannt.

8. Theil 2 - S. 174

1839 - Leipzig : Fleischer
174 Verwünschung, die brennenden Kerzen um, die sie in der Hand tru- gen, und löschten das Licht aus. Laddeo aber schlug sich im tiefen Schmerze an die Brust, und rief: „dies ist ein Tag des Wehs und des Jammers!" So verließ er den Saal. Als Friedrich erfuhr, daß man ihn entsetzt habe, warf er einen finstern Blick über die ihn gerade umgebende Menge hin, und sprach: „so hat mich denn dieser Papst in seiner Synode verworfen; er hat mich meiner Krone beraubt. Geht und bringt mir meine Kleinodien." Aus der ihm dargereichten Schachtel nahm er eine der Kronen, setzte sie sich aufs Haupt, und rief, sich mit drohendem Blicke erhebend: „nein! noch ist sie nicht ver- loren, meine Krone! und ehe ich sie hingebe, müssen noch Ströme von Blut fließen." Leider gingen auch diese Worte in Erfüllung; denn der Papst suchte überall dem Kaiser offene und heimliche Feinde zu erwecken, und Friedrich schlug dagegen wacker darein. Auf Innocenz Betrieb wählten viele deutsche Fürsten 1246 einen andern König, Heinrich Raspe, Landgrafen von Thüringen, den man spottweise den Pfaf- fenkönig nannte, weil fast nur die Bischöfe und Aebte auf seiner Seite waren. Dieser Mann nahm die ihm dargebotene Krone nur ungern an, und starb schon nach 9 Monaten an einer Wunde, die er in einem Treffen bei Ulm gegen des Kaisers Sohn Konrad erhalten hatte. Darauf wurde von Friedrichs Feinden der erst zwanzigjährige Graf Wilhelm von Holland (1247 —1256) gewählt, ein Mann von weniger Kraft. Während sich Konrad, Friedrichs Sohn, mit ihm und seiner Parthei tapfer in Deutschland herumschlug, hatte Friedrich mit den Lombarden alle Hände voll zu thun. Aber diese Kriege wa- ren es weniger, die seinen hohen Geist beugten, als nagender Her- zenskummer. Die Einwohner von Bologna hatten seinen liebsten Sohn, Enzio, aefangen qenommen/^md weigerten sich hartnäckig, ihn jemals wieder frei zu geben. Auch ist er wirklich in der Gefan- genschaft, erst nach 22 Jahren, gestorben. Ferner wurde ihm sein Geheimschreiberund vieljähriger Freund, Peter de Vincis, untreu, und gar über dem Versuche betroffen, seinen Herrn zu vergiften. Das alles beugte ihn so tief, daß er sich recht ernstlich nach der Ruhe des Grabes sehnte. Wiederholt bot er dem Papste Friede und Versöhnung an; aber Innocenz wies die ihm dargebotene Hand zurück, weil er voraussah, daß Friedrich bald ganz unterliegen würde. Endlich starb der lebensmüde Kaiser 1250 auf einem einsamen Schlosse (Firenzuola) in Apulien.

9. Theil 2 - S. 194

1839 - Leipzig : Fleischer
194 schickten die Einwohner Boten nach Aragonien; Peter kam, und nahm, als Konradins Erbe, von der Insel Besitz. Die Ermordung jener Franzosen ist es, welche man die sicilianische Vesper nennt. Als Karl von Anjou die Kunde von der Empörung erhielt, biß er vor Wuth mit den Zahnen in seinen goldenen Stockknopf. Dann sprach er gefaßt: „Herr Gott! es hat dir gefallen, mir Unglück zu senden; möge es dir doch auch gefallen, daß mein Stern langsam un- tergehe.^ — Er blieb zwar König von Neapel bis an seinen Tod, der 3 Jahre darauf erfolgte, aber glücklich hat er nicht regiert. Beide Hauser, das aragonische in Sicilien und das Haus Anjou in Neapel schlossen 1302 einen Frieden, nach welchem jedes in seinem Besitze blieb. Karls Geschlecht erlosch 1435, der Mannsstamm Peters erst 1516 mit Ferdinand dem Katholischen. 57. Das Interregnum. -— Rudolph von Habsbürg. — Adolph von Nassau. (Interregnum 1250 — 73. Richard von Cornwalliö 1256 — 72 und Alfons 10. von Eastilien. Rudolph von Habsburg 1273 —1291. Krieg mit Primislav Ottokar von Böhmen. Schlacht bei Ciftersdorf 1278. Eberhard von Würtemberg. Adolph von Nassau 1291 — 98. Albrecht der Unartige von Meißen und Thüringen und seine Söhne Friedrich und Diezmann. Schlacht bei Gellheim 1298.) Als, wie oben erzählt worden ist, Konrad 4. 12.54 in Italien starb, lebte noch sein Gegenkönig Wilhelm von Holland. Aber Nutzen hatten die Deutschen von seiner Regierung so wenig als von der Konrads. Jeder Herzog, ja jede Stadt und jeder Ritter, that, was ihm beliebte und wozu er die Macht hatte. Es riß eine greuliche Un- ordnung in Deutschland ein; denn auf Wilhelms Befehle achtete nie- mand. Die Raubschlösser mehrten sich auf eine schauderhafte Weise. Keiner war mehr seines Lebens und Eigenthums sicher. Er selbst stand in gar keiner Achtung: Die Bürger von Coblenz hieben ein- mal, ohne daß er sie strafen konnte, seine Soldaten zusammen; der Erzbischof von Cöln wollte ihn einst in seinem Passaste gar verbren- nen; und ein Edelmann wagte es ungestraft, Wilhelms Frau auf offe- ner Straße auszuplündern. Endlich starb er 1256 in einem Kriege mit den Friesen. Bei Medenblick in Westfriesland wollte er über einen zugefrornen Sumpf reiten, brach ein in den Morast, und ehe ihm die Seinigen zu Hülfe kommen konnten, erschlugen ihn die Friesen. Nach seinem Tode, den in Deutschland Keiner beklagte, wollte kein deutscher Fürst die Kaiserwürde annehmen, weil weder Ehre noch Vortheil damit verbunden schien; denn wer konnte gern über Leute gebieten wollen, die nicht zum Gehorsam gezwungen werden konnten? Da schlugen die geistlichen Kurfürsten vor, einen fremden Herrn zum

10. Theil 2 - S. 195

1839 - Leipzig : Fleischer
195 deurschen Kaiser zu wählen. Der Erzbischof von Cöln und die meisten andern Fürsten wählten Grafen Richard von Cornwallis, 125,6 —1272, einen tapfern und umsichtigen Herrn, Sohn Johanns ohne Land und Bruder König Hein- richs 3. von England, weil er ein reicher Mann war, und man große Geschenke von ihm erwarten konnte. Richard nahm die Krone an, beschenkte auch die Wahlfürsten reichlich. Einige aber meinten, er hätte ihnen weniger gegeben als den andern. Besonders gehörte der Erz- bischof von Trier zu den Unzufriedenen, und bewirkte, daß diese den König von Castilien Alfons 10. (gest. 1284) wählten, der den Beinamen des Wei- sen führte, weil er in der Sternkunde wohl erfahren war. So hatte Deutschland also wieder zwei Herren, die aber auch so wenig für dies damals recht unglückliche Land thaten, wie früherhin Konrad 4. und Wilhelm. Richard ist zwar dreimal nach Deutschland gekommen, reiste aber immer bald wieder nach England zurück, und Alfons ließ sich in Deutschland nie sehen. Daher wird auch die Zeit von Friedrichs 2. Tode bis zum Toderichards das Interregnum genannt, weil die Deutschen von 1250 an so gut wie gar keinen König hatten. Richard starb endlich 1272. Nach Alfons fragten die Deutschen gar nicht mehr, und schritten gleich zu einer neuen Wahl. Dabei mußte mit größerer Vorsicht zu Werke gegangen werden, als bisher, wenn man dem armen Deutschlande helfen wollte. Man bedurfte eines Mannes, der Kraft, Muth und Festigkeit genug besaß, die an Unordnungen und Räubereien gewöhnten Edelleute zur Pflicht zurückzuführen, aber dabei doch selbst nicht allzu mächtig war, damit er nicht die mächtigen Herzoge unterdrücke. Einen solchen Mann glaubte man an dem frommen Grafen Rudolph von Habsburg (1273—1291) gesunden zu haben. Besonders empfahl ihn Werner von Eppenstein, Erzbischof von Mainz, der ihn genau kannte. Als nämlich dieser Werner nach Rom reisen mußte, um sich von da den Erzbischofs-Mantel zu holen, und durch die Schweiz ging, bat er den Grafen, ihm bis an die Gränze Italiens das Geleite zu geben, weil es damals höchst unsicher zu reisen war. Rudolph that das gern, und als sie sich wieder trennten, schüt- telte ihm Werner dankbar die Hand, und sprach: „wolltegott, Herr Graf, daß ich noch so lange lebte, bis ich euch den mir geleisteten Dienst vergelten kann!" Sein Wunsch wurde jetzt erfüllt. Alle Für- sten stimmten ein, und sogleich wurde eine Gesandtschaft an Rudolph abgeschickt. Dieser belagerte gerade die Stadt Basel, als die deutschen Herren in seinem Lager erschienen, ihm die auf ihn gefallene Wahl mel- deten, und ihn einluden, recht geschwind nach Aachen zu kommen, und 13»
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