3s
oder die Erbauung der Stadt Rom.
suchten eine Ehre darin, an der Spitze einer Schaar junger Leute,
die sich freiwillig um sie gesammelt hatten, Räuber zu verfolgen,
Diebe einzufangen und Unterdrückte in Schutz zu nehmen. So
groß die Achtung war, welche sie sich dadurch bei den friedlichen
Hirten ihrer Nachbarschaft erwarben: so verhaßt machten sie sich
bei den Freibeutern, die nur auf eine schickliche Gelegenheit war-
teten, um sich für den verlornen Raub an ihnen zu rächen. Diese
Gelegenheit zeigte sich bald. Als sich nämlich einst beide Brüder
sorglos bei einem Feste befanden, sahen sie sich plötzlich von einer
überlegenen Anzahl jener Räuber angegriffen; sie wehrten sich
zwar tapfer, aber dessenungeachtet konnte nur Romulus sich
durchschlagen, Remus ward gefangen. Die Räuber führten ihn
vor seinen ihm unbekannten Großvater und gaben vor, daß er
und sein Bruder an der Spitze einer Schaar junger Leute häufig
Einfälle in Numitors Ländereien gemacht und dieselben beraubt
hätten. Der alte Numitvr gericth über des Jünglings Anstand,
Wuchs und Gesichtszüge, aus denen ein kühner unerschrockener
Muth sprach, in nicht geringes Erstaunen. Er fragte ihn über
sein Alter, seine Eltern u. s. w., und eine dunkle Ahnung stieg
in ihm auf, daß die beiden Brüder vielleicht seine Enkel seyn
könnten.
Indessen wurde auch dem Faustulus bange um seinen ge-
liebten Pflegesohn. Er hatte bis jetzt die Jünglinge wie seine
Söhne gehalteil und sie nichts voll ihrer Abkunft merken lassen.
Nun aber trieb ihil die Angst, das Geheimniß denl Romulus
mitzutheilen. Dieser gillg zu Numitvr, elltdeckte sich ihm und
brachte so die Vermuthung desselben zur Gewißheit. Romulus
und Remus überrumpelten hierauf mit ihren treuen Gesellen die
kölligliche Bllrg und nahmen dem ungerechten Amulius Krone
ulld Leben.
Nachdem nun die Ruhe wieder hergestellt und Numitvr in
seine Rechte eingesetzt war, wollten die zwei Jünglinge nicht,
ohne zu herrschen, in Alba wohnen, aber auch bei Lebzeiten ihres
Großvaters nicht daselbst Könige seyn; sie faßten daher den Ent-
schluß, eine Stadt zu bauen. Der König, welcher sie selbst dazu
3 *
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
117
Pelopidas wurde mit einem Heere hingeschickt, worauf der Tyrann
sich sogleich demüthig unterwarf, und für die Zukunft die besten Ver-
sprechungen gab. Von da reiste Pelopidas weiter nach Macedonien,
wo ein Thronftreit zu schlichten war. Er ordnete auch hier die An-
gelegenheiten, und führte mehrere angesehene Personen als Geiseln mit
sich fort, unter denen auch des Königs jüngster Bruder, der junge
Philippos, war, der späterhin das Loos von ganz Griechenland
entschied. Als er nun durch das beruhigte Thessalien zurückreiste,
hatte er, keine Gefahr ahnend, sein Heer vorausgeschickt, und war
auch ohne Besorgniß, als ihm gemeldet wurde, daß Alexander ihm
an der Spitze seiner Söldner entgegen komme. Aber unversehens nahm
dieser ihn gefangen, führte ihn gebunden nach Pherä, und warf ihn
in den Kerker. Als das Heer diese Treulosigkeit erfuhr, rief es den
Epaminondas, der damals gerade bei seinen Mitbürgern in Ungnade
stand, und nur als gemeiner Soldat diente, zum Feldherrn aus.
Dieser führte das Heer sogleich gegen Alexander, und trieb ihn bald
so in die Enge, daß er um Frieden bitten mußte, der ihm aber nur
unter der Bedingung gewährt wurde, daß er seinen Gefangenen so-
gleich ausliefere, was auch alsbald geschah. — Drei Jahre darauf,
364, gingen von Seiten der Thessalier neue Klagen über die Grau-
samkeit Alexanders ein. Die Thebaner sandten ein Heer unter Pelo-
pidas abermals hin. Es kam zur Schlacht bei Kynoskephalä
(Hundsköpfe; so nannte man eine Reihe kleiner Hügel), in welcher
Pelopidas fiel. Als er umherspähend den Tyrannen erblickte, sprengte
er wüthend auf ihn ein, wurde aber, indem sich Alexander feig hinter
seine Leibwache verbarg, von dieser niedergemacht. Zwar wurde
Alexander zuletzt besiegt, aber der Sieg war durch des Pelopidas Tod
allzu theuer erkauft. Von einem unzählbaren Zuge trauernder Krie-
ger wurde seine Leiche feierlich nach Theben geführt.
Zwei Jahre nach dem Tode des Pelopidas unternahm Epami-
nondas einen vierten Einfall in den Peloponnes. Bei Mantineia
in Arkadien kam es zur Schlacht, 363. Epaminondas, unter den
Vordersten kämpfend, erhielt einen tödtlichen Pfeilschuß in die Brust.
Er sank zu Boden; aber nun entstand ein wüthender Kampf um sei-
nen Besitz. Die Feinde wollten ihn als Gefangenen fortschleppen,
die Seinigen ihn aber nicht fahren lassen. Zuletzt siegten die Theba-
ner, und brachten ihn sterbend hinter das Gefecht. Als das Getüm-
mel der Schlacht verschollen war, sammelten sich die edelsten Thebaner
um den sterbenden Feldherrn. Die Aerzte erklärten die Wunde für
tödttich; er werde sterben, sobald man den Pfeil herausziehe. „Wo
ist mein Schild?" fragte er matt. Man brachte ihm denselben.
Freundlich lächelnd blickte er auf ihn, seinen Begleiter in so vielen
Gefahren, hin, und küßte ihn; denn er hatte gefürchtet, daß die Feinde
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander_feig Alexander Alexander Alexander Mantineia
34
schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und
Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf.
Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders
im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich
allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken
nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte.
Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig
um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres
Lösegeld.
Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro-
janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als
einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes
Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer-
sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich
aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte,
das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die
Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz
der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos
schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die
eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit
ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka-
men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit
Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche.
Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele
von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater-
land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be-
stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im
ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein
Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen,
ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben-
teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern
Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu
erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue
Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß
voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten
und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle
ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen.
Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer-
störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen.
Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es
doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu
einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische
Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich
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203
einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf er einen
dritten, Arnold aus dem Melchthal in Unterwalden, in gleicher
Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landenberg ihm ein Ge-
spann schöner Ochsen vom Pfluge genommen, und dabei gesagt, die
Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten.
Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte
des Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so
hatte der Vogt dem alten Vater die Augen ausstechen lassen. Nach-
dem die drei Männer überlegt hatten, was zu thun sey, kamen sie
überein, daß der Tod besser sey als ungerechtes Joch zu dulden. Sie
verabredeten einen Tag, an welchem sie jeder mit 10 bewährten Freun-
den auf einer einsamen Wiese am Westufer des Vierwaldstädter-See's,
das Rütli genannt, rings von Felsen umgeben, in der Stille der
Nacht zusammenkommen wollten. Alle 33 gaben sich hier (Nov. 1307)
mit bewegtem Herzen die Hände darauf: daß Keiner ohne den Andern
handeln, Keiner den Andern verlassen wolle. In dieser Freundschaft
wollten sie leben und sterben, dem Hause Habsburg getreu bleiben,
die Vögte aber und ihre Knechte ohne Blutvergießen vertreiben, und
ihren Enkeln die von den Vorältern empfangene Freiheit ungetrübt
hinterlassen. Alle hoben die Hände gen Himmel, und schwuren. Dann
ging Jeder still in seine Hütte zurück, den Tag der Ausführung, den
1. Januar 1308, ruhig abwartend.
Noch ehe dieser Tag kam, verlor Geßler unerwartet das Leben.
Ein Landmann aus Bürglen, unweit Altorf in Uri, Wilhelm Tell,
Walther Fürsts Tochtermann, auch einer jener 33, ging gleich nach
der Zusammenkunft im Rütli über den Markt von Altorf. Hier hatte
Geßler, den Gehorsam der Schweizer zu prüfen, aus einer hohen Stange
einen Hut aufgesteckt, und befohlen, daß jeder Vorübergehende seinen
Hut abziehen solle. Das vermochte Tells Freiheitssi'nn nicht, und als
die Wache ihn ergriff, und die Einwohner herbeiströmten, ihn zu be-
freien, erschien der Landvogt selbst. Er verlangte, daß Tell, der als
guter Schütze bekannt war, seinem kleinen Sohne einen Apfel vom
Kopfe schießen sollte. Kein Bitten half, Tell sckoß, und traf den Apfel
glücklich. Aber er hatte zwei Pfeile aus dem Köcher genommen, und
auf des Vogts Befragen, wozu? — erwiederte er: „der zweite Pfeil
war für eure Brust bestimmt, wenn ich mein liebes Kind getroffen
hätte." Da befahl der Vogt, ihn über den See nach Küßnacht zu
führen, und ihn in einem festen Kerker zu verwahren. Er selbst fuhr
mit. Doch als sie auf dem See schifften, entstand ein entsetzlicher Sturm.
Wenn hier der Sturm — Föhn wird er genannt — sich aus den Schlünden
des hohen Gotthardt losreißt, und sich zwischen den himmelhohen Fels-
wänden, welche den See einschließen, verfängt, so wühlt er das Wasser
zu thurmhohen Wellen auf. Das Schiff war in äußerster Gefahr
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getheilt. Der eine Haufen, den Bohemund anführte, wurde bei Do-
ryläum (1097) plötzlich von Kilidsch Arslan mit 15,0,000 Mann an-
gegriffen. Es war ein fürchterlicher Kampf; denn die Kreuzfahrer
wurden mit Pfeilen überschüttet, und konnten mit ihren Schwertern
und Lanzen dem Feinde, der in der Fekne blieb, nichts anhaben. Schon
waren viele Kreuzfahrer gefallen, schon glaubten die Andern, hier ihr
Grab zu finden, als plötzlich Gottfried von Bouillon und Raimund
mit dem andern Heere herbeistürmten. Zwar zogen sich nun die Selb-
schucken wieder auf die Berge, von denen sie am Morgen herabge-
kommen waren, zurück; aber hier wurden sie von den angekommenen
Rittern unter dem tausendfachen Ruf: „Gott will es haben!" an-
gegriffen. Alles, was sich nicht durch die Schnelligkeit der Pferde
retten konnte, wurde von den rachedurstenden Kriegern niedergehauen,
und diese fanden in dem feindlichen Lager unermeßliche Beute. Allein
diese verschaffte ihnen nur für den Augenblick Aushülfe. Die Sara-
zenen hatten alle Vorräthe mit sich fortgeführt oder zerstört, und so
entstand bald der drückendste Mangel. Zuerst raffte dieser die Pferde
hin, und viel Ritter waren genöthigt, um nur nicht zu Fuße weiter
zu gehen, auf Ochsen zu reiten, und ihre Gepäck Schweinen, Ziegen
und Hunden auf den Rücken zu binden. An Brot war gar nicht zu
denken; man war froh, wenn man nur Aehren fand, die man zur
Stillung des fressenden Hungers ausrieb. Dabei wurden die Kreuz-
fahrer unaufhörlich von den lauernden Seldschucken angegriffen, welche
die Gegend genau kannten, und jeden Hinterhalt geschickt benutzten.
Ehe es sich jene versahen, flogen diese auf ihren leichten Pferden her-
bei, überschütteten sie mit einem Pfeilregen, und jagten eben so schnell
wieder davon, um bald wieder einen raschen Anfall zu machen. Hierzu
kam nun endlich noch die glühende Hitze in den engen Thälern, an
welchen dies Land reich ist. Einige wurden rasend, andere sanken
lechzend in den Sand, während sich sterbende Mütter neben den Leich-
namen ihrer Säuglinge auf dem glühenden Boden wälzten, und Hunde
vergebens keuchend nach einer Quelle auf den Feldern umherliefen.
Endlich traf das Heer auf einen Fluß. Ein Schrei des Entzückens
benachrichtigt auch die Zurückgebliebenen von dem köstlichen Funde,
und augenblicklich stürzen Alle, die letzten Kräfte zusammenraffend, zum
Flusse hinab, den brennenden Durst zu löschen; viele aber finden durch
das Uebermaß ihren Tod. Aber nicht Mangel allein droht den Kreuz-
fahrern Verderben; auch Uneinigkeit der Fürsten. Der tapfere Tankred
hatte mit dem Vortrab die Stadt Tarsos in Cilicien berennt, von
den Einwohnern das Versprechen, sich ihm zu ergeben, sobald das
Hauptheer Nachkommen würde, erhalten, und daher seine Fahne auf
einen der Mauerthürme aufgepflanzt. Als aber Balduin, Gottfrieds
stolzer Bruder, nachkam, verlangte er, daß die Stadt ihm übergeben
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begrabenen griechischen Helden. Als er am Grabe des Achilleus stand, rief
er: „O du glücklicher Achill, der du im Leben einen treuen Freund, und im
Tode einen Sänger deiner Thaten gefunden hast!" Bald darauf traf er am
Flüßchen Granitos (es geht in das Meer von Marmora) auf ein per-
sisches Heer, welches die persischen Statthalter in Klein-Asien in der Eile zu-
sammengezogen hatten. Kühn griff er es an; aber fast hätte er hier sein
Leben eingebüßt. Denn weil ihn der hochwallende Federbusch auf dem blin-
kenden Helme unterschied, sprengten ihn zwei persische Feldherren an, und
während der eine ihm den Helm zersprengte, holte der andere ans, um ihm
den Kopf zu spalten. In diesem Augenblicke jagte Klitos, einer seiner Feld-
herren, herbei und rettete ihn, indem er dem einen Feinde Arm und Schwert
zugleich herunterhieb, und Alexander den andern tödtete. Die Schlacht wurde
gewonnen, Wd im persischen Lager große Beute gemacht.. Dann ging er nach
der Hauptstadt Lydiens, Sardes, wo man ihn mit Jubel empfing, zog an der
Westküste Klein-Asiens hin, erklärte die hier liegenden griechischen Städte für
frei, und erstürmte Milet und Halikarnaß, wo die persische Besatzung ihm die
Thore verschlossen hatte. Hierauf zog er an der Südküste hin, während der
alte Feldherr P armenio einen Theil des Heeres von Sardes aus in das
Innere von Klein-Asien (Phrygien) führte. Dahin wandte sich nun auch
Alexander selbst, sich Alles unterwerfend. In G ordion, einer Stadt, ziem-
lich in der Mitte des nördlichen Theiles der Halbinsel, befand sich ein berühmter
Knoten, von welchem eine alte Weissagung sagte, daß der, welcher das weiter-
hin liegende Land erobern wollte, ihn erst lösen müßte. Eigentlich war es
das künstlich unter einander geschlungene Riemenzeug von dem Pfluge eines
alten Königs, der erst ein Bauer gewesen, und dann, als er auf den Thron
gekommen war, das Geschirr im Tempel ausgehängt hatte. Alexander löste
den Knoten aus eine eigenthümliche Weise: er hieb ihn mitten von einander.
Um nach Syrien zu gehen, kehrte er in Gordion um, wandte sich südöst-
lich, drang in Cilicien ein, die südöstlichste Provinz Klein-Asiens, ein ganz
von Bergen eingeschlossenes, schmales Küstenland, und schlug seine Wohnung
in Tarsos, der Vaterstadt des 350 Jahre später lebenden Apostels Paulus,
auf. Ein klarer, hier vorbeifließender Fluß (Kydnos) verleitete den von Staub
und Schweiß bedeckten König, sich in dem kühlen Gebirgswasser zu baden;
aber er erkältete sich so, daß man ihn halbtodt und im heftigsten Fiebersrost
heraustragen mußte. Er lag schwer danieder, und man fürchtete seinen Tod.
Zu keiner Zeit konnte die Krankheit ungelegener kommen, als jetzt, wo die
Nachricht einging, daß Dareios mit starken Schritten sich nähere. Was sollte
man machen in dieser Noth ? Da erbot sich sein Arzt Philippos, ihm eine Ar-
zenei zu bereiten, welche ihn in wenigen Tagen wieder Herstellen oder auch
seinen Tod herbeiführen könnte. Schon bereitete er den Trank; da brachte ein
Bote dem Könige einen Brief vom alten Parmenio, welcher ihn warnte, ja
nichts vom Arzte anzunehmen, weil dieser von den Persern bestochen sei, ihn
zu vergiften. Alexander stutzte. Da trat der Arzt herein, den Trank in der
Hand, aber mit einer so heiteren, ruhigen Miene, daß Alexander gleich erkannte,
daß er unschuldig sei, und unbesorgt die Schale nahm. Während er trank,
reichte er dem Philipp den Brief. „Abscheulich!" rief der Arzt, „wie kann man
mich so verleumden?" — „Beruhige dich, lieber Philipp," erwiederte der Kö-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Apostels Paulus Alexander Alexander Alexander Alexander Philipp Philipp Philipp," Philipp
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scheußliche Grausamkeiten verübt wurden*). Von der Tapferkeit Gottfrieds
hier nur ein Beispiel. Es waren einige genuesische Schisse mit neuen Kreuz-
fahrern gelandet. Viele ans dem Lager liefen ihnen entgegen bis zu dem
vier Meilen entfernten Hafen, ohne die mindeste Vorsicht. Raimund und
Bohemund eisten ihnen nach, um sie und die Ankömmlinge sicher in das Lager
zurückzuleiten. Dennoch stürzte eine wilde Rotte Sarazenen aus einem Hinter-
halte plötzlich hervor, als die Christen eben ganz sorglos einherziehen. Der
Schrecken ist so groß, daß in einem Nu Alle auseinander stieben, die Ritter
mögen rufen wie sie wollen. Bohemund jagt geschwind ins Lager, und ruft
athemlos: „Auf! auf! zu den Waffen!" Alles stürzt herbei, Gottfried, obgleich
er stvon einer Krankheit genesen, sitzt schnell zu Pferde, und sprengt mit Hugo,
Bohemund, den beiden Roberts und einer ganzen Schaar Reiter hinaus, den
andringenden Sarazenen entgegen, und nun beginnt ein furchtbarer Kampf.
Alle fechten wie die Löwen, aber vor Allen Gottfried. Vor seinem zermal-
menden Säbel muß Alles weichen, und bald ist der Boden um ihn herum
mit zersplitterten Lanzen, Helmen, Panzern, abgehauenen Aermen und Köpfen
besäet. Während er noch so arbeitet, fliegt plötzlich auf schnellem Rosse ein
Sarazene von gewaltiger Größe herbei, sich mit dem Helden zu messen. Er
schwingt das Schwert zu einem entsetzlichen Hiebe; aber Gottfried fängt diesen
mit dem Schilde auf, und ehe noch der Gegner Zeit hat, aufs Neue auszu-
holen, hebt er sich in den Bügeln; sein Schwert saust durch die Luft, und,
mit Riesenkraft geführt, fährt es in die linke Schulter des Türken, durchschneidet
im Nu den ganzen Leib, und fährt erst an der rechten Hüfte wieder heraus,
so daß der obere Theil des Körpers zu Boden stürzt. Die untere Hälfte
aber bleibt im Sattel sitzen, und das mit Blut übergossene Pferd sprengt
mit ihr — ein grausenhafter Anblick! — nach der Stadt zurück. — Die
Sarazenen begruben in der folgenden Nacht ihre Todten, und die Weiber
gaben ihnen unter lauten Klagen das Beste, was sie hatten, und die Waffen,
die jene in der Schlacht getragen hatten, mit ins Grab. Ein menschlicher
Feind hätte dies so natürliche Gefühl geehrt. Nicht so die Kreuzfahrer. Am
nächsten Morgen stürzten sie über die Grabhügel her, wühlten sie mit roher
Fühllosigkeit auf, verstümmelten die Leichen, und raubten, was sie in den
Gräbern fanden. Ihre elenden Lumpen hinwerfend, kleideten sie sich in die
seidenen Gewänder der Todten, drei bis vier Kleider über einander, und stol-
zirten so vor den Mauern der Stadt herum, die wehklagenden Weiber laut
verhöhnend. Aber die Strafe blieb nicht aus.
*) Man klagte einst, daß die Seldschncken so viele Kundschafter ins Lager der Kreuz-
fahrer schickten. „Die wollen wir bald los werden!" rief Bohemund. Er ließ sogleich
— es war zur Zeit des Abendessens — zwei gefangene Türken todten, braten, und öffent-
lich ausrufen: jeder Kundschafter solle von nun an gebraten und aufgegessen werden.
Das wirkte. Voll Grausen erzählte nun ein Türke dem andern, daß die Christen nicht
nur eroberten, plünderten und mordeten, sondern selbst Menschenfresser wären.
Ein reicher Graf saß einst mit seiner Frau im Schatten eines Gehölzes. Plötzlich
stürzten Türken herbei, hieben dem Grafen den Kopf ab, und schleppten das arme Weib
in die Stadt. Hier wurde sie den Mißhandlungen des Pöbels Preis gegeben, und dann
todt geschlagen. Ihren Kopf aber und den ihres Mannes schossen sie hohnlachend ins
Lager der Christen.
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Extrahierte Personennamen: Gottfrieds Raimund Gottfried Hugo Roberts Gottfried Gottfried
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drei Waldstädten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Fa-
milienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landammann. Nur
wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten, verwalteten die Grafen von Habsburg
das Amt eines Reichsvogtes, der aber nach ihren Gesetzen richtete, unter
denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der
Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen
war der Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht, der die Absicht hatte, die
habsburgischen Güter zu einem Herzogthum zu erheben, und dies einem seiner
Söhne zu verleihen. Aber seine Güter lagen zerstreut, und er wollte jene
einfachen, freiheitliebenden Hirten unter die Landeshoheit Oesterreichs bringen.
Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie würden wohl thun, wenn sie sich
seinem Schutze unterwürfen. Ihm zu widerstehen wären sie doch zu schwach.
Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von
seinem Vater her schon wisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute
liebe er. Hierauf antworteten sie: „Sie wüßten recht wohl, daß der selige
König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer
Vorfahren, und wollten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung
ihrer Freiheiten." Auch schickten sie Werner, Freiherrn von Attinghausen, Land-
ammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich bestätigen zu lassen.
Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen
schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühl-
lose Vögte ins Land, Geßler von Bruneck und Geringer von Landen-
berg. Geßler baute sich einen Zwinghof, etwas hier Unerhörtes, in Mors
in Uri, Landenberg wohnte ans einem Bergschlosse bei Sarnen in Unterwalden.
Nun fingen die Bedrückungen an. Wegen kleiner Vergehen wurden die Leute
in finstere Kerker geworfen, oder aus dem theuren Vaterlande verwiesen, Zölle
wurden angelegt, und der Adel des Landes Bauernadel genannt. Noch größere
Gewaltthätigkeiten schienen die Einwohner fürchten zu müssen. Als einst Geßler
bei dem Hause eines angesehenen Landmanns von Schwyz, Werner Stauf-
facher, vorbeiritt, hielt er das Pferd an, und betrachtete jenes. Es war
wohlgebaut, mit vielen Fenstern versehen, dazwischen mit Sinnsprüchen bemalt,
weitläufig und ansehnlich. Stauffacher stand in der Thüre, und nahm ehr-
erbietig die Mütze ab. Geßler aber rief stolz: „Kann man auch leiden, daß
das Bauernvolk so schön wohnt!" Werners verständiges Weib rieth dem be-
unruhigten Manne nach Uri über den See zu fahren, und den alten Wal-
ther Fürst, einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf
er einen Dritten, Arnold von der Halden aus dem Melchthal in
Unterwalden, in gleicher Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landen-
berg ihm ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge weggenommen, und dabei
gesagt, die Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten.
Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte des
Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so hatte der Vogt
dem alten Vater die Angen ausstechen lassen. Nachdem die drei Männer
überlegt hatten, was zu thun sei, kamen sie überein, daß der Tod besser sei,
als ungerechtes Joch zu dulden. Sie verabredeten einen Tag, an welchem
sie Jeder mit 10 bewährten Freunden auf einer einsamen Wiese am West-
ufer des Vierwaldstädter-Sees, das Rütli oder richtiger Grütli, d. i. kleine
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Extrahierte Personennamen: Habsburg Graf_von_Habsburg Albrecht Albrecht Werner Albrecht Albrecht Werner_Stauf- Werners Arnold