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1. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 35

1844 - Stuttgart : Metzler
3s oder die Erbauung der Stadt Rom. suchten eine Ehre darin, an der Spitze einer Schaar junger Leute, die sich freiwillig um sie gesammelt hatten, Räuber zu verfolgen, Diebe einzufangen und Unterdrückte in Schutz zu nehmen. So groß die Achtung war, welche sie sich dadurch bei den friedlichen Hirten ihrer Nachbarschaft erwarben: so verhaßt machten sie sich bei den Freibeutern, die nur auf eine schickliche Gelegenheit war- teten, um sich für den verlornen Raub an ihnen zu rächen. Diese Gelegenheit zeigte sich bald. Als sich nämlich einst beide Brüder sorglos bei einem Feste befanden, sahen sie sich plötzlich von einer überlegenen Anzahl jener Räuber angegriffen; sie wehrten sich zwar tapfer, aber dessenungeachtet konnte nur Romulus sich durchschlagen, Remus ward gefangen. Die Räuber führten ihn vor seinen ihm unbekannten Großvater und gaben vor, daß er und sein Bruder an der Spitze einer Schaar junger Leute häufig Einfälle in Numitors Ländereien gemacht und dieselben beraubt hätten. Der alte Numitvr gericth über des Jünglings Anstand, Wuchs und Gesichtszüge, aus denen ein kühner unerschrockener Muth sprach, in nicht geringes Erstaunen. Er fragte ihn über sein Alter, seine Eltern u. s. w., und eine dunkle Ahnung stieg in ihm auf, daß die beiden Brüder vielleicht seine Enkel seyn könnten. Indessen wurde auch dem Faustulus bange um seinen ge- liebten Pflegesohn. Er hatte bis jetzt die Jünglinge wie seine Söhne gehalteil und sie nichts voll ihrer Abkunft merken lassen. Nun aber trieb ihil die Angst, das Geheimniß denl Romulus mitzutheilen. Dieser gillg zu Numitvr, elltdeckte sich ihm und brachte so die Vermuthung desselben zur Gewißheit. Romulus und Remus überrumpelten hierauf mit ihren treuen Gesellen die kölligliche Bllrg und nahmen dem ungerechten Amulius Krone ulld Leben. Nachdem nun die Ruhe wieder hergestellt und Numitvr in seine Rechte eingesetzt war, wollten die zwei Jünglinge nicht, ohne zu herrschen, in Alba wohnen, aber auch bei Lebzeiten ihres Großvaters nicht daselbst Könige seyn; sie faßten daher den Ent- schluß, eine Stadt zu bauen. Der König, welcher sie selbst dazu 3 *

2. Theil 1 - S. 117

1839 - Leipzig : Fleischer
117 Pelopidas wurde mit einem Heere hingeschickt, worauf der Tyrann sich sogleich demüthig unterwarf, und für die Zukunft die besten Ver- sprechungen gab. Von da reiste Pelopidas weiter nach Macedonien, wo ein Thronftreit zu schlichten war. Er ordnete auch hier die An- gelegenheiten, und führte mehrere angesehene Personen als Geiseln mit sich fort, unter denen auch des Königs jüngster Bruder, der junge Philippos, war, der späterhin das Loos von ganz Griechenland entschied. Als er nun durch das beruhigte Thessalien zurückreiste, hatte er, keine Gefahr ahnend, sein Heer vorausgeschickt, und war auch ohne Besorgniß, als ihm gemeldet wurde, daß Alexander ihm an der Spitze seiner Söldner entgegen komme. Aber unversehens nahm dieser ihn gefangen, führte ihn gebunden nach Pherä, und warf ihn in den Kerker. Als das Heer diese Treulosigkeit erfuhr, rief es den Epaminondas, der damals gerade bei seinen Mitbürgern in Ungnade stand, und nur als gemeiner Soldat diente, zum Feldherrn aus. Dieser führte das Heer sogleich gegen Alexander, und trieb ihn bald so in die Enge, daß er um Frieden bitten mußte, der ihm aber nur unter der Bedingung gewährt wurde, daß er seinen Gefangenen so- gleich ausliefere, was auch alsbald geschah. — Drei Jahre darauf, 364, gingen von Seiten der Thessalier neue Klagen über die Grau- samkeit Alexanders ein. Die Thebaner sandten ein Heer unter Pelo- pidas abermals hin. Es kam zur Schlacht bei Kynoskephalä (Hundsköpfe; so nannte man eine Reihe kleiner Hügel), in welcher Pelopidas fiel. Als er umherspähend den Tyrannen erblickte, sprengte er wüthend auf ihn ein, wurde aber, indem sich Alexander feig hinter seine Leibwache verbarg, von dieser niedergemacht. Zwar wurde Alexander zuletzt besiegt, aber der Sieg war durch des Pelopidas Tod allzu theuer erkauft. Von einem unzählbaren Zuge trauernder Krie- ger wurde seine Leiche feierlich nach Theben geführt. Zwei Jahre nach dem Tode des Pelopidas unternahm Epami- nondas einen vierten Einfall in den Peloponnes. Bei Mantineia in Arkadien kam es zur Schlacht, 363. Epaminondas, unter den Vordersten kämpfend, erhielt einen tödtlichen Pfeilschuß in die Brust. Er sank zu Boden; aber nun entstand ein wüthender Kampf um sei- nen Besitz. Die Feinde wollten ihn als Gefangenen fortschleppen, die Seinigen ihn aber nicht fahren lassen. Zuletzt siegten die Theba- ner, und brachten ihn sterbend hinter das Gefecht. Als das Getüm- mel der Schlacht verschollen war, sammelten sich die edelsten Thebaner um den sterbenden Feldherrn. Die Aerzte erklärten die Wunde für tödttich; er werde sterben, sobald man den Pfeil herausziehe. „Wo ist mein Schild?" fragte er matt. Man brachte ihm denselben. Freundlich lächelnd blickte er auf ihn, seinen Begleiter in so vielen Gefahren, hin, und küßte ihn; denn er hatte gefürchtet, daß die Feinde

3. Theil 1 - S. 34

1839 - Leipzig : Fleischer
34 schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf. Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte. Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres Lösegeld. Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro- janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer- sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte, das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka- men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche. Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater- land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be- stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen, ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben- teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen. Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer- störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen. Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich

4. Theil 2 - S. 203

1839 - Leipzig : Fleischer
203 einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf er einen dritten, Arnold aus dem Melchthal in Unterwalden, in gleicher Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landenberg ihm ein Ge- spann schöner Ochsen vom Pfluge genommen, und dabei gesagt, die Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten. Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte des Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so hatte der Vogt dem alten Vater die Augen ausstechen lassen. Nach- dem die drei Männer überlegt hatten, was zu thun sey, kamen sie überein, daß der Tod besser sey als ungerechtes Joch zu dulden. Sie verabredeten einen Tag, an welchem sie jeder mit 10 bewährten Freun- den auf einer einsamen Wiese am Westufer des Vierwaldstädter-See's, das Rütli genannt, rings von Felsen umgeben, in der Stille der Nacht zusammenkommen wollten. Alle 33 gaben sich hier (Nov. 1307) mit bewegtem Herzen die Hände darauf: daß Keiner ohne den Andern handeln, Keiner den Andern verlassen wolle. In dieser Freundschaft wollten sie leben und sterben, dem Hause Habsburg getreu bleiben, die Vögte aber und ihre Knechte ohne Blutvergießen vertreiben, und ihren Enkeln die von den Vorältern empfangene Freiheit ungetrübt hinterlassen. Alle hoben die Hände gen Himmel, und schwuren. Dann ging Jeder still in seine Hütte zurück, den Tag der Ausführung, den 1. Januar 1308, ruhig abwartend. Noch ehe dieser Tag kam, verlor Geßler unerwartet das Leben. Ein Landmann aus Bürglen, unweit Altorf in Uri, Wilhelm Tell, Walther Fürsts Tochtermann, auch einer jener 33, ging gleich nach der Zusammenkunft im Rütli über den Markt von Altorf. Hier hatte Geßler, den Gehorsam der Schweizer zu prüfen, aus einer hohen Stange einen Hut aufgesteckt, und befohlen, daß jeder Vorübergehende seinen Hut abziehen solle. Das vermochte Tells Freiheitssi'nn nicht, und als die Wache ihn ergriff, und die Einwohner herbeiströmten, ihn zu be- freien, erschien der Landvogt selbst. Er verlangte, daß Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem kleinen Sohne einen Apfel vom Kopfe schießen sollte. Kein Bitten half, Tell sckoß, und traf den Apfel glücklich. Aber er hatte zwei Pfeile aus dem Köcher genommen, und auf des Vogts Befragen, wozu? — erwiederte er: „der zweite Pfeil war für eure Brust bestimmt, wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte." Da befahl der Vogt, ihn über den See nach Küßnacht zu führen, und ihn in einem festen Kerker zu verwahren. Er selbst fuhr mit. Doch als sie auf dem See schifften, entstand ein entsetzlicher Sturm. Wenn hier der Sturm — Föhn wird er genannt — sich aus den Schlünden des hohen Gotthardt losreißt, und sich zwischen den himmelhohen Fels- wänden, welche den See einschließen, verfängt, so wühlt er das Wasser zu thurmhohen Wellen auf. Das Schiff war in äußerster Gefahr

5. Theil 2 - S. 116

1839 - Leipzig : Fleischer
116 getheilt. Der eine Haufen, den Bohemund anführte, wurde bei Do- ryläum (1097) plötzlich von Kilidsch Arslan mit 15,0,000 Mann an- gegriffen. Es war ein fürchterlicher Kampf; denn die Kreuzfahrer wurden mit Pfeilen überschüttet, und konnten mit ihren Schwertern und Lanzen dem Feinde, der in der Fekne blieb, nichts anhaben. Schon waren viele Kreuzfahrer gefallen, schon glaubten die Andern, hier ihr Grab zu finden, als plötzlich Gottfried von Bouillon und Raimund mit dem andern Heere herbeistürmten. Zwar zogen sich nun die Selb- schucken wieder auf die Berge, von denen sie am Morgen herabge- kommen waren, zurück; aber hier wurden sie von den angekommenen Rittern unter dem tausendfachen Ruf: „Gott will es haben!" an- gegriffen. Alles, was sich nicht durch die Schnelligkeit der Pferde retten konnte, wurde von den rachedurstenden Kriegern niedergehauen, und diese fanden in dem feindlichen Lager unermeßliche Beute. Allein diese verschaffte ihnen nur für den Augenblick Aushülfe. Die Sara- zenen hatten alle Vorräthe mit sich fortgeführt oder zerstört, und so entstand bald der drückendste Mangel. Zuerst raffte dieser die Pferde hin, und viel Ritter waren genöthigt, um nur nicht zu Fuße weiter zu gehen, auf Ochsen zu reiten, und ihre Gepäck Schweinen, Ziegen und Hunden auf den Rücken zu binden. An Brot war gar nicht zu denken; man war froh, wenn man nur Aehren fand, die man zur Stillung des fressenden Hungers ausrieb. Dabei wurden die Kreuz- fahrer unaufhörlich von den lauernden Seldschucken angegriffen, welche die Gegend genau kannten, und jeden Hinterhalt geschickt benutzten. Ehe es sich jene versahen, flogen diese auf ihren leichten Pferden her- bei, überschütteten sie mit einem Pfeilregen, und jagten eben so schnell wieder davon, um bald wieder einen raschen Anfall zu machen. Hierzu kam nun endlich noch die glühende Hitze in den engen Thälern, an welchen dies Land reich ist. Einige wurden rasend, andere sanken lechzend in den Sand, während sich sterbende Mütter neben den Leich- namen ihrer Säuglinge auf dem glühenden Boden wälzten, und Hunde vergebens keuchend nach einer Quelle auf den Feldern umherliefen. Endlich traf das Heer auf einen Fluß. Ein Schrei des Entzückens benachrichtigt auch die Zurückgebliebenen von dem köstlichen Funde, und augenblicklich stürzen Alle, die letzten Kräfte zusammenraffend, zum Flusse hinab, den brennenden Durst zu löschen; viele aber finden durch das Uebermaß ihren Tod. Aber nicht Mangel allein droht den Kreuz- fahrern Verderben; auch Uneinigkeit der Fürsten. Der tapfere Tankred hatte mit dem Vortrab die Stadt Tarsos in Cilicien berennt, von den Einwohnern das Versprechen, sich ihm zu ergeben, sobald das Hauptheer Nachkommen würde, erhalten, und daher seine Fahne auf einen der Mauerthürme aufgepflanzt. Als aber Balduin, Gottfrieds stolzer Bruder, nachkam, verlangte er, daß die Stadt ihm übergeben

6. Alte Geschichte - S. 127

1859 - Leipzig : Fleischer
127 begrabenen griechischen Helden. Als er am Grabe des Achilleus stand, rief er: „O du glücklicher Achill, der du im Leben einen treuen Freund, und im Tode einen Sänger deiner Thaten gefunden hast!" Bald darauf traf er am Flüßchen Granitos (es geht in das Meer von Marmora) auf ein per- sisches Heer, welches die persischen Statthalter in Klein-Asien in der Eile zu- sammengezogen hatten. Kühn griff er es an; aber fast hätte er hier sein Leben eingebüßt. Denn weil ihn der hochwallende Federbusch auf dem blin- kenden Helme unterschied, sprengten ihn zwei persische Feldherren an, und während der eine ihm den Helm zersprengte, holte der andere ans, um ihm den Kopf zu spalten. In diesem Augenblicke jagte Klitos, einer seiner Feld- herren, herbei und rettete ihn, indem er dem einen Feinde Arm und Schwert zugleich herunterhieb, und Alexander den andern tödtete. Die Schlacht wurde gewonnen, Wd im persischen Lager große Beute gemacht.. Dann ging er nach der Hauptstadt Lydiens, Sardes, wo man ihn mit Jubel empfing, zog an der Westküste Klein-Asiens hin, erklärte die hier liegenden griechischen Städte für frei, und erstürmte Milet und Halikarnaß, wo die persische Besatzung ihm die Thore verschlossen hatte. Hierauf zog er an der Südküste hin, während der alte Feldherr P armenio einen Theil des Heeres von Sardes aus in das Innere von Klein-Asien (Phrygien) führte. Dahin wandte sich nun auch Alexander selbst, sich Alles unterwerfend. In G ordion, einer Stadt, ziem- lich in der Mitte des nördlichen Theiles der Halbinsel, befand sich ein berühmter Knoten, von welchem eine alte Weissagung sagte, daß der, welcher das weiter- hin liegende Land erobern wollte, ihn erst lösen müßte. Eigentlich war es das künstlich unter einander geschlungene Riemenzeug von dem Pfluge eines alten Königs, der erst ein Bauer gewesen, und dann, als er auf den Thron gekommen war, das Geschirr im Tempel ausgehängt hatte. Alexander löste den Knoten aus eine eigenthümliche Weise: er hieb ihn mitten von einander. Um nach Syrien zu gehen, kehrte er in Gordion um, wandte sich südöst- lich, drang in Cilicien ein, die südöstlichste Provinz Klein-Asiens, ein ganz von Bergen eingeschlossenes, schmales Küstenland, und schlug seine Wohnung in Tarsos, der Vaterstadt des 350 Jahre später lebenden Apostels Paulus, auf. Ein klarer, hier vorbeifließender Fluß (Kydnos) verleitete den von Staub und Schweiß bedeckten König, sich in dem kühlen Gebirgswasser zu baden; aber er erkältete sich so, daß man ihn halbtodt und im heftigsten Fiebersrost heraustragen mußte. Er lag schwer danieder, und man fürchtete seinen Tod. Zu keiner Zeit konnte die Krankheit ungelegener kommen, als jetzt, wo die Nachricht einging, daß Dareios mit starken Schritten sich nähere. Was sollte man machen in dieser Noth ? Da erbot sich sein Arzt Philippos, ihm eine Ar- zenei zu bereiten, welche ihn in wenigen Tagen wieder Herstellen oder auch seinen Tod herbeiführen könnte. Schon bereitete er den Trank; da brachte ein Bote dem Könige einen Brief vom alten Parmenio, welcher ihn warnte, ja nichts vom Arzte anzunehmen, weil dieser von den Persern bestochen sei, ihn zu vergiften. Alexander stutzte. Da trat der Arzt herein, den Trank in der Hand, aber mit einer so heiteren, ruhigen Miene, daß Alexander gleich erkannte, daß er unschuldig sei, und unbesorgt die Schale nahm. Während er trank, reichte er dem Philipp den Brief. „Abscheulich!" rief der Arzt, „wie kann man mich so verleumden?" — „Beruhige dich, lieber Philipp," erwiederte der Kö-

7. Mittlere Geschichte - S. 103

1859 - Leipzig : Fleischer
103 scheußliche Grausamkeiten verübt wurden*). Von der Tapferkeit Gottfrieds hier nur ein Beispiel. Es waren einige genuesische Schisse mit neuen Kreuz- fahrern gelandet. Viele ans dem Lager liefen ihnen entgegen bis zu dem vier Meilen entfernten Hafen, ohne die mindeste Vorsicht. Raimund und Bohemund eisten ihnen nach, um sie und die Ankömmlinge sicher in das Lager zurückzuleiten. Dennoch stürzte eine wilde Rotte Sarazenen aus einem Hinter- halte plötzlich hervor, als die Christen eben ganz sorglos einherziehen. Der Schrecken ist so groß, daß in einem Nu Alle auseinander stieben, die Ritter mögen rufen wie sie wollen. Bohemund jagt geschwind ins Lager, und ruft athemlos: „Auf! auf! zu den Waffen!" Alles stürzt herbei, Gottfried, obgleich er stvon einer Krankheit genesen, sitzt schnell zu Pferde, und sprengt mit Hugo, Bohemund, den beiden Roberts und einer ganzen Schaar Reiter hinaus, den andringenden Sarazenen entgegen, und nun beginnt ein furchtbarer Kampf. Alle fechten wie die Löwen, aber vor Allen Gottfried. Vor seinem zermal- menden Säbel muß Alles weichen, und bald ist der Boden um ihn herum mit zersplitterten Lanzen, Helmen, Panzern, abgehauenen Aermen und Köpfen besäet. Während er noch so arbeitet, fliegt plötzlich auf schnellem Rosse ein Sarazene von gewaltiger Größe herbei, sich mit dem Helden zu messen. Er schwingt das Schwert zu einem entsetzlichen Hiebe; aber Gottfried fängt diesen mit dem Schilde auf, und ehe noch der Gegner Zeit hat, aufs Neue auszu- holen, hebt er sich in den Bügeln; sein Schwert saust durch die Luft, und, mit Riesenkraft geführt, fährt es in die linke Schulter des Türken, durchschneidet im Nu den ganzen Leib, und fährt erst an der rechten Hüfte wieder heraus, so daß der obere Theil des Körpers zu Boden stürzt. Die untere Hälfte aber bleibt im Sattel sitzen, und das mit Blut übergossene Pferd sprengt mit ihr — ein grausenhafter Anblick! — nach der Stadt zurück. — Die Sarazenen begruben in der folgenden Nacht ihre Todten, und die Weiber gaben ihnen unter lauten Klagen das Beste, was sie hatten, und die Waffen, die jene in der Schlacht getragen hatten, mit ins Grab. Ein menschlicher Feind hätte dies so natürliche Gefühl geehrt. Nicht so die Kreuzfahrer. Am nächsten Morgen stürzten sie über die Grabhügel her, wühlten sie mit roher Fühllosigkeit auf, verstümmelten die Leichen, und raubten, was sie in den Gräbern fanden. Ihre elenden Lumpen hinwerfend, kleideten sie sich in die seidenen Gewänder der Todten, drei bis vier Kleider über einander, und stol- zirten so vor den Mauern der Stadt herum, die wehklagenden Weiber laut verhöhnend. Aber die Strafe blieb nicht aus. *) Man klagte einst, daß die Seldschncken so viele Kundschafter ins Lager der Kreuz- fahrer schickten. „Die wollen wir bald los werden!" rief Bohemund. Er ließ sogleich — es war zur Zeit des Abendessens — zwei gefangene Türken todten, braten, und öffent- lich ausrufen: jeder Kundschafter solle von nun an gebraten und aufgegessen werden. Das wirkte. Voll Grausen erzählte nun ein Türke dem andern, daß die Christen nicht nur eroberten, plünderten und mordeten, sondern selbst Menschenfresser wären. Ein reicher Graf saß einst mit seiner Frau im Schatten eines Gehölzes. Plötzlich stürzten Türken herbei, hieben dem Grafen den Kopf ab, und schleppten das arme Weib in die Stadt. Hier wurde sie den Mißhandlungen des Pöbels Preis gegeben, und dann todt geschlagen. Ihren Kopf aber und den ihres Mannes schossen sie hohnlachend ins Lager der Christen.

8. Mittlere Geschichte - S. 180

1859 - Leipzig : Fleischer
180 drei Waldstädten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Fa- milienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landammann. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten, verwalteten die Grafen von Habsburg das Amt eines Reichsvogtes, der aber nach ihren Gesetzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht, der die Absicht hatte, die habsburgischen Güter zu einem Herzogthum zu erheben, und dies einem seiner Söhne zu verleihen. Aber seine Güter lagen zerstreut, und er wollte jene einfachen, freiheitliebenden Hirten unter die Landeshoheit Oesterreichs bringen. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen. Ihm zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von seinem Vater her schon wisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „Sie wüßten recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und wollten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Freiheiten." Auch schickten sie Werner, Freiherrn von Attinghausen, Land- ammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich bestätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühl- lose Vögte ins Land, Geßler von Bruneck und Geringer von Landen- berg. Geßler baute sich einen Zwinghof, etwas hier Unerhörtes, in Mors in Uri, Landenberg wohnte ans einem Bergschlosse bei Sarnen in Unterwalden. Nun fingen die Bedrückungen an. Wegen kleiner Vergehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, oder aus dem theuren Vaterlande verwiesen, Zölle wurden angelegt, und der Adel des Landes Bauernadel genannt. Noch größere Gewaltthätigkeiten schienen die Einwohner fürchten zu müssen. Als einst Geßler bei dem Hause eines angesehenen Landmanns von Schwyz, Werner Stauf- facher, vorbeiritt, hielt er das Pferd an, und betrachtete jenes. Es war wohlgebaut, mit vielen Fenstern versehen, dazwischen mit Sinnsprüchen bemalt, weitläufig und ansehnlich. Stauffacher stand in der Thüre, und nahm ehr- erbietig die Mütze ab. Geßler aber rief stolz: „Kann man auch leiden, daß das Bauernvolk so schön wohnt!" Werners verständiges Weib rieth dem be- unruhigten Manne nach Uri über den See zu fahren, und den alten Wal- ther Fürst, einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf er einen Dritten, Arnold von der Halden aus dem Melchthal in Unterwalden, in gleicher Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landen- berg ihm ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge weggenommen, und dabei gesagt, die Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten. Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte des Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so hatte der Vogt dem alten Vater die Angen ausstechen lassen. Nachdem die drei Männer überlegt hatten, was zu thun sei, kamen sie überein, daß der Tod besser sei, als ungerechtes Joch zu dulden. Sie verabredeten einen Tag, an welchem sie Jeder mit 10 bewährten Freunden auf einer einsamen Wiese am West- ufer des Vierwaldstädter-Sees, das Rütli oder richtiger Grütli, d. i. kleine
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