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sein Auge glanzlos und lauernd. Danton dagegen war eine furchtbar ge-
waltige Natur, die Kraft seiner leidenschaftlichen, donnernden Beredtsamkeit
beherrschte die Zuhörer. Marat, früher Arzt in Diensten des Grafen von
Artois, von abschreckender Häßlichkeit, cynisch in seinem Aeußern und seinen
Sitten, regte durch sein Journal „der Volksfreund" mit immer steigendem
Haß und Blutdurst den Pöbel zu Mord und Gewaltthaten auf. Dadurch
aber, daß der Jakobinerclub sich über ganz Frankreich verbreitete, und daß
die Clubs in den Provinzen mit dem der Hauptstadt in steter Verbindung
blieben, erlangte dieser sene Gewalt, die er mit so furchtbarem Terrorismus
gebraucht hat.
Was von der alten Verfassung noch übrig war, wurde nun mit rascher
und unbesonnener Gewalt umgestürzt. Die Güter der Geistlichkeit wurden
für ein Eigenthum der Nation erklärt, die alte Eintheilung des Königreichs
in Provinzen aufgehoben, und dafür das ganze Reich in 83 Departements
getheilt, eine Eintheilung, die noch jetzt besteht, und da durch die Aufhebung
fast aller bisherigen Steuern die Cassen sich in der äußersten Noth befanden,
so wurde ein Papiergeld geschaffen, Assignaten genannt. So nützlich eine
mäßige Summe von Papiergeld ist, weil dadurch der tägliche Geldverkehr
sehr erleichtert wird, so schädlich ist es, sobald so viel davon ausgegeben
wird, daß es nicht jeden Augenblick gegen klingendes Geld umgesetzt werden
kann. Der letztere Fall trat bald ein; denn die Männer, die in den ersten
Jahren der Revolution die größte Macht hatten, vermehrten es zu so unge-
heurer Menge, daß es nach und nach am Werthe verlor, und zuletzt fast gar
nichts mehr galt.
Die Auswanderungen nahmen immer mehr zu. Diese Emigrirten waren
meist Edellente, die mit den neuen Umänderungen unzufrieden waren, und
sich vorzüglich in Coblenz an den dorthin geflüchteten Grafen von Artois an-
schlossen. Sie suchten überall der Revolution Feinde zu erwecken, und hofften
durch Hülfe der fremden Fürsten einst siegreich in ihr Vaterland zurückkehren
zu können. Aber sie richteten wenig aus, denn überall im Auslande zeigte
sich eine große Vorliebe für die französische Revolution. Viele Schriftsteller,
getäuscht durch einzelne lobenswerthe Einrichtungen, priesen sie als eine äußerst
wohlthätige Erscheinung, und als den Anfang einer herrlichen Zeit. Wohl
ist eine schönere Zeit nachmals aus ihr hervorgegangen, aber wahrlich nicht
durch jene überspannten Menschen in Frankreich, sondern durch die Alles zum
Besten der Menschheit leitende göttliche Vorsehung, die sich auch der Thor-
heit und Verbrechen verblendeter Menschen bedient, um Gutes zu stiften.
Diese guten Folgen der Revolution waren damals noch weniger vorherzusehen,
als die entsetzlichen Greuelthaten, mit welchen sie sich befleckt hat. Durch
jene Lobpreiser verbreitete sich nun immer mehr ein Haß gegen die bevor-
rechteten Stände, und die Idee, daß das Volk gewisse Rechte habe, die ihm
die Fürsten nicht vorenthalten dürften. Auch hierbei zeigten sich die Deutschen
als die Vernünftigsten. Fast nirgends zeigten sich hier gewaltsame Auf-
lehnungen gegen die Obrigkeit, wogegen in Holland und England der revo-
lutionäre Geist kaum mit Waffengewalt niedergehalten werden konnte.
So endigte sich das erste Jahr der Revolution. Das Jahr 1790 brach
unter trüben Aussichten an. Der König, den es betrübte, daß man allge-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Danton Artois
Extrahierte Ortsnamen: Artois Frankreich Coblenz Frankreich Holland England
239
führung eines Bauern, Namens Szela, im Lande umher, und legten erst
nach vielen Greuelthaten die Waffen nieder.
Unter den drei nordischen Reichen hat besonders D ä ne mark durch seine
Stellung zu den Herzogthümern Schleswig-Holstein die Aufmerksamkeit er-
regt. Um diese Verhältnisse zu beurtheilen, muß man sich an die alten Rechte
dieser Herzogthümer erinnern, welche zwar zu Zeiten nicht beachtet, aber auch
niemals aufgehoben worden sind. Holstein ist ein uralt deutsches Land,
Schleswig hat in seinem südlichen Theile deutsche, in dem nördlichen Theile
mehr jütische (dänische) Bevölkerung. Beide sollen für immer und ungetheilt
zusammen bleiben, und niemals mit Dänemark zu einem Staate vereinigt
werden. Auch hatten die alten Stände der Herzogthümer bedeutende Rechte an der
Besteuerung und Gesetzgebung. Im achtzehnten Jahrhundert sind die Herzog-
thümer ohne Berücksichtigung jener Rechte von den dänischen Königen regiert
worden, und nach Auflösung des deutschen Reiches 1806 ist Holstein Däne-
mark einverleibt worden. Durch den Wiener Congreß trat es aber wieder
zum deutschen Bunde. Die Versuche, das Land zu danisiren, hatten keinen
Erfolg; man strebte auch nach Herstellung der alten Rechte; aber es war
dieses Alles noch ein vereinzeltes Wesen. Da klärte 1830 der Kanzleirath
Lornsen, geboren auf der kleinen Insel Sylt an der Westküste von Schleswig,
seine Landsleute über ihre eigentlichen Rechtsverhältnisse durch eine Schrift
auf. Er wurde zwar abgesetzt und zu zweijährigem Gefängniß verurtheilt,
nach dessen Abbüßung er mißmuthig nach Brasilien auswanderte; seine Dar-
legung aber wirkte fort und fort bis zur entschiedenen Gestaltung des einen
Willens in den Herzogthümern, Nationalität und Rechte des Landes zu wahren.
König Friedrich Vi. führte 1834 Provinzialstände in den Herzogthümern
ein; unter seinem Nachfolger Christian Viii. (1839— 1848) traten die
Danisirungsversuche immer deutlicher hervor. Dänische Einrichtungen wur-
den eingeführt; deutsche Soldaten, welches doch die Holsteiner sind, wurden
von dänischen Offizieren dänisch commandirt und unter dänischen Feldzeichen
geführt. Ja, es wurden Anträge auf Herstellung eines ungetheilten Dänen-
reiches in Kopenhagen gestellt. Diese Bestrebungen waren um so drohender,
da nach dem bestehenden Nachfolgerecht bei dem wahrscheinlichen Aussterben
des dänischen Mannesstammes in Holstein die Linie Sonderburg - Augusten-
burg folgen sollte, womit eine vollkommene Trennung der Herzogthümer von
Dänemark drohte.
Der deutsche Bund schwieg. Da kam am 8. Juli 1846 der offene
Brief Christians Viii. an die Herzogthümer, in welchem die Untheilbarkeit
der dänischen Monarchie, die weibliche Erbfolge in Schleswig und die zu
hoffende Beseitigung der in Holstein derselben entgegenstehenden Hindernisse
ausgesprochen war. Eine gewaltige Bewegung folgte diesem Angriff auf die
Unabhängigkeit deutscher Länder und Rechte deutscher Fürsten. Die holstei-
nischen Stände protestirten; Volksversammlungen wurden gehalten, auch in
deutschen Ständeversammlungen wurden Anträge auf Zurückweisung der däni-
schen Anmaßung gestellt und von den Regierungen gebilligt (Baden, Hannover).
Auch der deutsche Bund, an den sich Holstein gewendet hatte, beschloß am
17. Sept. 1846 die Erklärung, daß die Rechte des deutschen Bundes, der
Agnaten und der Stände in Holstein beachtet werden müßten. Da gab
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Namens_Szela Friedrich_Vi Friedrich Christian_Viii Christians
316
Unternehmungen dieser Provinzen. Endlich stellte sich, 1821, Augustin
Jturbide an die Spitze der Mexikaner, zwang den spanischen Obergeneral
zu einem Bergleich, zog in Mexico ein und wurde 1822 von seinen Soldaten
zum Kaiser von Mexico ausgerufen. Aber er vermochte nicht, sich zu be-
haupten und legte 1823 seine Wiirde nieder. Als er 1824 von England
zurückkehrte und nochmals auftreten wollte, wurde er erschossen. Mexico gab
sich darauf 1824 eine der nordamerikanischen ähnliche Organisation und
Verfassung vereinigter Staaten unter einem Congreß und einem Präsidenten.
In den vielen Parteikämpfen haben sich Bustamente und Santa Ana
am entschiedensten behauptet.
So haben sich aus den spanischen Besitzungen in Amerika folgende Republiken
gebildet: 1) die vereinigten Staaten von Mexico; 2) die vereinigten Staaten
von Guatimala; 3) Columbia, welches seit dem Tode Bolivar's 1830 sich wieder
in drei einzelne Staaten — Neu-Granada, Venezuela und Ecuador — auf-
gelöst hat; 4) Peru; 5) Bolivia; 6) Chili; 7) die vereinigten Staaten von
la Plata (General Rosas, Dictator); 8) Paraguay (Or. Francia, Diktator
bis 1837>; 0) Uruguay oder Banda Oriental, welches, lange zwischen Bra-
silien und den Platastaaten streitig, sich erst 1820 nach einem Kriege dieser
beiden Staaten constituirt hat. *
Aber das republikanische Leben dieser Staaten ist von jener Festigkeit
und dem Aufschwünge, mit welchem Nord-Amerika seine Unabhängigkeit voll-
endete, weit entfernt. Zwar enthalten die aufgestellten Verfassungen — es
sind meist Nachbildungen aus den vereinigten Staaten Nord-Amerikas —
alle Grundlagen und Befestigungen der Freiheit, aber sie sind hier kaum mehr
als hochtönende Phrasen, denn die Kraft, welche das staatliche Leben der
Union durchdringt, scheint in den südlichen Freistaaten nicht vorhanden zu
sein. Sie sind der Schauplatz unaufhörlich wechselnder Militair-Dictaturen,
Gewaltstreiche und Verfassungs-Aenderungen. Im Ganzen und Großen gleich
unfähig für die Freiheit, wie für die Herrschaft, müssen diese Bevölkerungen
den Mangel an freier, gesetzlicher Selbstbestimmung in dem äußeren Zwange
der Dictaturen büßen. Die Ränke des persönlichen Ehrgeizes, der Einfluß
der Priester und der religiösen Differenzen auf das bürgerliche Leben, die
Anfeindung zwischen Stadt und Land, dazu die Zerrüttung der Finanzen
hindern die sichere und fortschreitende Entfaltung der unermeßlichen Quellen
des Wohlstandes dieser Länder. Doch macht die Republik Chile eine am
erkennungswerthe Ausnahme. Dies ist das traurige Bild jener Staaten bis
auf die neueste Zeit, Nur die geringe Volkszahl auf den weiten Gebiets-
räumen erklärt die fortdauernde Möglichkeit solcher Zustände, indem die poli-
tischen Stürme die aus dichtgedrängten Berührungen hervorwachsende Kraft
und Wirkung entbehren. Möglich ist es auch, daß in den Staaten, wo eine
kräftige Einwanderung sich ausbreitet, diese den Zustand verjüngt und hebt.
In Mittel-Amerika scheint das Vordringen der nordamerikanischen Union
eine bedeutende Aufgabe der Zukunft zu haben; sie zeigt schon eine starke
Neigung, dort Fuß zu fassen. Mexico's Verwirrung und Schwäche dauert
fort. Nach dem Kriege hatte Santa Ana 1853 noch einmal die Dictatur
an sich gerissen; er ist aber 1855 wieder vertrieben worden.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Columbia Neu-Granada Venezuela Ecuador Peru Paraguay Uruguay Banda Nord-Amerika Nord-Amerikas Chile Mittel-Amerika
318
Selbstmorde auch den nördlichen Lheil ein und regierte nun, seitdem er 1822
auch den früheren spanischen Theil mit dem Negerstaate vereinigt hatte, die
ganze Insel als Präsident. 1843 wurde Boyer vertrieben und der Neger-
staat trennte sich wieder in seine beiden früheren Theile, von denen der klei-
nere St. Domingo als Republik fortbestand, während in Haiti ein geborener
Negersclave Soulonque 1847 zum Präsidenten gewählt wurde, der sich aber
schon 1849 als Faust in I. zum Kaiser ausrufen ließ. Im December
1858 brach eine Revolution gegen ihn aus, die ihn nöthigte, im Januar 1859
abzudanken.
In diesen Negerstaaten ist Sprache, Sitte, Lebensart, Kleidung, Alles
französisch. Schulen sind eingerichtet und heben die Bildung. Es giebt dort
Buchdruckereien und Schriftsteller, und die Cnltur verbreitet sich merklich, seit-
dem die Häfen der Insel den Schiffen aller Nationen offen stehen. —
lieber Afrika hinweg, welches außer einigen Ländern an der Küste des
Mittelmeeres, die in den Gang der europäischen Geschichte verflochten sind,
keinen Beitrag für die Weltgeschichte bietet, leiten wir den Abschluß unserer
Erzählung auf die Haupt-Ereignisse in Asien.
Es ist eine beachtenswerthe Erscheinung, daß in den Völkern Europa's,
da wo überhaupt Blick und Streben nach fremden Erdtheilen sich hinwendet,
eine westliche Bewegungsrichtung nach Amerika vorherrscht, während die
Staaten als solche und die Politik der Cabinette östlich in Asien einen wei-
teren Raum für ihre Thätigkeit und Kraftentfaltung suchen. Asien ist bereits
ein sehr bedeutender Schauplatz und Kampffeld der europäischen Diplomatie.
Rußland und England sind es hauptsächlich, die sich dort gegenüberstehen.
Wir übergehen ihre Beziehungen auf das türkische Reich, da die Abschnitte
vom orientalischen Kriege uns Veranlassung boten, sie zu berühren; wir er-
wähnen auch nur kurz die wechselnde Abhängigkeit Persiens von russischem oder
englischem Einfluß. Aber während es dem letzteren gelang, den Schah
Nassereddin während des orientalischen Krieges von einem Kriege gegen die
Pforte zu Gunsten Rußlands abznhalten; während die Aufmerksamkeit Euro-
pa's auf Napier's stolze Flotte und die Bastionen von Sebastopol gerichtet
war, vollendete Rußland ein mit langer Ausdauer und Vorsicht eingeleitetes
Unternehmen in Central-Asien. Schon 1839 hatte der General-Gouverneur
von Orenburg, Graf Perowski, nach dem Vordringen der Engländer im
Afghanenreiche, einen Zug gegen Chiwa unternommen (Abschnitt 142). Er
war verunglückt. Aber Kaiser Nikolaus ließ nach Perowski's Angaben und
Vorschlägen die Vorbereitungen zu einer Wiederholung des Zuges treffen.
Es wurden Forts angelegt als Stützpunkte und Borrathshäuser, Brunnen
auf dem Wege durch die Steppe gegraben, und auf dem Aralsee eine Dampf-
Flottille gebildet. 1853 dehnte Perowski die russische Gränze bis zum Shr-
Darja aus; 1854 drang er mit 17,000 Mann gegen Chiwa vor. Der Chan
versuchte keine Vertheidigung, er ließ durch entgegengeschickte Gesandte einen
Vertrag schließen und unterwarf sich dem russischen Kaiser als seinem Ober-
herrn. So ist die Herrschaft Rußlands bis zum Amu-Darja (Oxus) vor-
geschritten und hat fast die Gränze der indischen Besitzungen Englands erreicht.
Die Ausbreitung der englischen Macht in Indien durch die Eroberung
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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320
teten hier auf Grund der Bibel des alten und Neuen Testaments eine neue
cheokratische Religions- und Regierungsform ein. Ihr weiterer Zug auf
Peking hin setzte den kaiserlichen Hof selbst in Schrecken, wurde jedoch von
den Schaaren der herbeigerufenen Mandschu-Tartaren znrückgewiesen; aber
Nanking behaupteten sie. Doch entstanden unter den Neugläubigen innere
Kämpfe mit schrecklichem Blutvergießen.
Das chinesische Reich scheint dem inneren Zerfall entgegen zu gehen.
Dennoch besteht der Stolz und Uebermuth der chinesischen Regierung gegen
die Europäer fort. Die Treulosigkeit und der Trotz, mit dem die völlige
Erfüllung des Friedens von 1842 von dem Hofe zu Peking vereitelt wurde,
führte einen wiederholten Krieg 1856 herbei, den England und Frankreich ge-
meinschaftlich unternahmen. 1858 ist wiederum Friede geschlossen und China
den Europäern mehr geöffnet worden. Mehr aber, als die West-Mächte
durch Gewalt der Waffen erzwangen, erreichte Rußland ohne Schwertstreich.
Es hatte die nördlichen Gebiete des Amur, während der Kämpfe China's mit
den Rebellen, sich zugeeignet und erhielt die Bestätigung dieses Besitzes 1858
durch einen förmlichen Vertrag. Rußland hat dadurch für Entfaltung seiner
Macht in Ost-Asien und im großen Ocean einen bedeutungsvollen Fortschritt
gethan.
Ist der Fortbestand China's, wie es bisher gewesen, unhaltbar geworden,
dann wird sich hier eine Reihe auch für Europa wichtiger Ereignisse vor-
bereiten.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Peking Peking England Frankreich China Ost-Asien Europa
Die biblische Geschichte hat dich, lieber Leser, bereits mit
einem Volke bekannt gemacht, welches höchst merkwürdige Schick-
sale erlebte, und besonders dadurch wichtig ist, daß es schon in
den ältesten Zeiten den einzig wahren Gott verehrte, trotz man-
cher Verirrungen immer wieder zu seinem alten Glauben zurück-
kehrte und den erhabenen Stifter unserer Religion, Jesus Chri-
stus, aus sich hervorgehen sah. Es sind dabei noch andere Völker,
wie die Aegypter, Phönicier, Griechen, Römer, genannt wor-
den, mit welchen die Israeliten in Berührung kamen. Du wirst
begierig sein, auch von diesen etwas zu vernehmen und die Er-
eignisse späterer Zeiten und anderer Gegenden kennen zu lernen.
Freilich besitzen wir von keinem Volke so weit hinaufrei-
chende beglaubigte Nachrichten wie von den Juden; aber doch
fanden sich schon in frühen Zeiten überall, sobald einmal die
Menschen in eine ordentliche Gesellschaft zusammengetreten wa-
ren und eine gewisse Bildungsstufe erreicht hatten, Männer,
welche nicht nur das, was sie selbst erlebt, sondern auch was
von den Vorfahren von Mund zu Mund erzählt wurde und als
wahr erschien, niederschrieben zum Nutzen und Frommen der
Mit- und Nachwelt. Was von dem Geschichtschreiber unbeachtet
blieb, ergänzen dem Aufmerksamen und Denkenden häufig todte
Zeugen der Vergangenheit,, wie Tempel, Paläste, Ehrensäulen,
Grabsteine, Münzen, Wappen, oder Namen, welche, bis auf
Hugendubel, Weltgeschichte. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Einleitung.
s
7. Zeitraum, von Jesus Christus brs zum Sturze des west-
römischen Reiches, oder vom Jahre 1 bis 476.
Die Geschichte des Mittelalters zerfällt in 3 Zeiträume:
1. Zeitraum, von dem Sturze des weströmischen Reiches bis
zu Karl dem Großen, oder von 476 bis 768;
2. Zeitraum, von Karl dem Großen bis zum Anfang der
Kreuzzüge, oder von 768 bis 1096;
3. Zeitraum, vom Anfang der Kreuzzüge bis zur Entdeckung
Amerikas, oder von 1096 bis 1492.
Das vorliegende Buch enthält eine Reihe von Erzählungen,
theils Schilderungen einzelner Männer, die durch ihr Wollen
und Wirken einen großen Einfluß auf das Wohl und Wehe ihrer
Mitmenschen ausübten, oder durch den Wechsel ihrer Schicksale
unsere Theilnahme in Anspruch nehmen, theils Züge aus dem
Leben, den Sitten intb Gebräuchen ganzer Völker. Sie begin-
nen um die Zeit, wo die Nachrichten aus dem Alterthum zuver-
lässiger zu werden anfangen, und die Sage zur Geschichte wird,
und endigen da, wo die Entdeckung neuer Welttheile den Zu-
ständen der alten Welt eine völlige Umwandlung brachte. Sie
erstrecken sich also nicht über das ganze Gebiet der Geschichte und
sind nur Bilder aus den Zeiträumen, denen sie angehören. Der
Schauplatz unserer Erzählungen ist gegen Morgen vom Indus,
gegen Abend vom atlantischeil Ocearl, gegen Mittag vom Atlas-
gebirge, gegen Mitternacht von der Nordsee begrenzt. Gute
Karten müssen dir Führer sein; denn zum Verständniß einer Be-
gebenheit ist Kenntniß des Orts eben so unentbehrlich, wie die
Kenntniß ihrer Zeit.
Wcllll dil einmal, all Erkenntrliß nnb Auffassungsgabe ge-
wachsen, im Stande bist, den Entwicklungsgang der Menschheit
von dem einfachen Naturzustände, wie ihn das erste Bllch Mosis
schildert, bis zu unserem durch Künste verschönerten, durch ge-
sellschaftliche Einrichtungen erleichterten und gesicherten, durch
geläuterte Begriffe von Gott gehobellen Leben zu überschauen,
werdell diese Bilder auf dem großen Gemälde der Weltgeschichte
ihre Vermittlung finden und besser von dir verstanden werden.
i*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Jesus_Christus Karl Karl Karl_dem_Großen Karl Gott
Der trojanische Arieg.
Ander kleinasiatischen Küste, nicht weit vom südlichen Ein-
gänge in den Hellespont (die Meerenge der Dardanellen) blühte
noch 1200 Jahre vor Christo eine reiche und mächtige Stadt,
Troja oder Jlios, von der nichts mehr als die Geschichte ihres
Unterganges übrig ist.
Priamos, der Beherrscher Troja's, hatte 50 Söhne, un-
ter welchen sich Paris, mit demzunamenalerandros (Hilfs-
mann, Retter) durch Schönheit und Körperkraft auszeichnete.
Dieser machte einst eine Reise in das damals aus vielen kleinen
Staaten bestehende Hellas oder Griechenland. Menelaos, Kö-
nig von Sparta, nahm den Fremdling nach der damaligen from-
men Sitte gastfreundlich aus, erfuhr aber dafür den schnödesten
Undank. Der König hatte nämlich eine junge Frau, Namens
Helena, von ausgezeichneter Schönheit. Diese wußte der schlanke,
schönlockige Jüngling durch Schmeicheleien so zu gewinnen, daß
sie sich von ihm bereden ließ, ihren Gemahl zu verlassen und ihm
nach Troja zu folgen. Menelaos ahnete nichts von dem Ver-
rathe. Sorglos entfernte er sich von Hause. Da ersah sich der
untreue Gastfreund eine günstige Gelegenheit, nahm die Gattin
nebst vielen Kostbarkeiten des Königs mit sich auf sein Schiff,
und segelte eiligst davon.
Ihr könnt euch denken, wie dem Könige zu Muthe sein
mußte, als er bei seiner Rückkehr sich so hintergangen und seines
Liebsten beraubt sah. Sein Bruder Agamemnon, der zu My-
kene herrschte, sowie ganz Griechenland war aufs höchste entrüstet
über die Frevelthat. Man beschloß, den König von Troja auf-
zufordern, Helena mit den geraubten Schätzen schleunigst wieder
herauszugeben. Aber Priamos war nicht geneigt, den gerechten
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Christo Namens
Helena Helena
Extrahierte Ortsnamen: Troja Paris Griechenland Sparta Troja Griechenland Troja
78
Alexander der Große.
„Man glaubt weder nur, wenn ich dich lobe, noch dir, wenn
du mich tadelst." — Der weise Platon erklärte einst den Men-
schen als ein zweibeiniges, unbefiedertes Thier. Um ihm und
seinen Zuhörern das Lächerliche dieser Erklärung recht augen-
scheinlich zu machen, rupfte Diogenes einem Hahn die Federn
aus und jagte ihn mit den Worten in den Lehrsaal.- „Seht da
den Menschen des -Platon!" — Als er nach Myndus kam,
einer kleinen Stadt in der Landschaft Karien, und die großen,
prächtigen Thore erblickte, rief er den Bürgern zu: „Schließet
doch die Thore, daß eure Stadt nicht hinausläuft!" — Ein
wohlgebildeter Jüngling führte unanständige Reden, worüber ein
anderer erröthete. „Brav, mein Sohn," sagte Diogenes, der es
bemerkt hatte, zu diesem; „das ist die Leibfarbe der Tugend."
Zu jenem aber sprach er: „Du solltest dich schämen, aus einer
elfenbeinernen Scheide eine bleierne Klinge zu ziehen."
Aleron-er -er Große.
(356—324 v. Chr.)
Alexander, Sohn des macedonischen Königs Philipp
und der Olympias, wurde im Jahr 356 vor unserer Zeitrech-
nung geboren. Sein Geburtsort war Pella, eine Stadt an dem
vom Lydius gebildeten See, welcher in den Meerbusen von Sa-
lonich i (Sinus thermaicus) abfließt. In der Nacht, welche
Alerandern das Leben gab, sank der prächtige Dianatempel zu
Ephesus in Asche; ein gewisser Herost ratos wollte durch die
Vernichtung dieses Meisterwerkes griechischer Baukunst seinen Na-
men auf die Nachwelt bringen. Den Tag aber, an welchem
Philipp die Geburt seines Sohnes verkündigt wurde, konnte der
König in mehr als einer Rücksicht einen glücklichen nennen: er
hatte so eben Potidäa aus der Landenge von Pallene erobert,
und fast zu derselben Stunde erhielt er die Nachricht, daß einer
seiner Feldherren die Illyrier unterworfen, und sein Rennpferd
zu Olympia den Preis errungen habe. Diese Zufälligkeiten
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Diogenes Alexander Alexander Philipp Philipp Pella Philipp Philipp Potidäa
Constantin der Große.
133
mußte entweder landesflüchtig werden oder sein Leben unter
Martern endigen.
Konstantin der Große.
(274 — 337.)
Das römische Reich hatte in einem Zeitraum von 1000
Jahren die mannigfaltigsten Veränderungen erfahren, als Con-
stantin in Religion und Staatsverwaltung eine neue, tiefgrei-
fende Umwandlung bewirkte, welche uns berechtigt, ihn unter die
merkwürdigsten Männer des Alterthums zu zählen.
Er wurde zu Naissus (Nissa) im heutigen Serbien gebo-
ren. Sein Vater, Constantius Chlorus, war ein tüchtiger
Feldherr und beherrschte in der letzten Zeit seines Lebens neben
Galerius und zwei Reichsgchülsen den römischen Staat. Nach
des Vaters Tode (306) erhielt Constantin Antheil an der Re-
gierung , führte glückliche Kriege üt Gallien und entledigte sich
nach und nach durch Klugheit, Tapferkeit und List seiner Mit-
herrscher. Seit dem Jahre 323 sehen wir ihn im alleinigen Be-
sitze der Macht, und es erfolgte eine gänzliche Umbildung des
römischen Staates. Constantin theilte das Reich in vier Statt-
halterschaften, welche von eben so vielen Präfekten und ihren
Unterbeamten regiert wurden. Zu der ersten oder morgenlän-
dischen Statthalterschaft gehörten Aegypten, die asiatischen Be-
sitzungen, Thracien und die Cycladen; diezweite oder Jl-
lyricum umfaßte die Halbinsel des Hämus bis zur Mitteldonau
hinauf nebst Lemnos, Jmbros und Samvthrace; die dritte
bestand aus Italien mit dem nördlichen Abfall der Alpen bis
zur Oberdonau und der Einmündung der Drau, und dein west-
lichen Küstenstriche von Nordafrika; die vierte wurde aus der
pyrenäischen Halbinsel, Gallien und Britannien gebildet. Rom
und Constantinopel erhielten eigene Präfekten. Die bürger-
liche Gewalt wurde streng von der kriegerischen geschieden und
eine Menge neuer Beamtungen und Titel eingeführt. Gewissen-
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantius_Chlorus Constantin_Antheil Constantin Constantin