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1. Theil 2 - S. 30

1839 - Leipzig : Fleischer
30 an; namentlich verweigerte ihm der Emir von Saragossa, Ebn el Arabi, den Gehorsam, und da Abderrahman ihn vertrieb, kam er (777) mit einigen Andern nach Paderborn, um den mächtigen Karl um Hülfe zu bitten. Karl versprach ihnen zu kommen, und im folgenden Jahre 778 sehen wir ihn schon mit einem stattlichen Heere über die Pyrenäen ziehen, Saragossa erobern, und den vertriebenen Emir wie- der einsetzen. Alles Land zwischen dem Ebro und den Pyrenäen (die spanische Mark) schlug er zu seinem großen Frankenreiche. Er selbst kam mit dem Hauptheere unangefochten zurück; aber als ein Nachtrab in langem Zuge durch die Engpässe der Pyrenäen zurückzog, stürzten plötzlich die Bergbewohner, die Basken, aus einem Hinterhalte über ihn her, tödteten alle, und nahmen das Gepäck weg. Unter den Todten waren die tapfersten Helden der Franken: der Pfalzgraf Anshelm, der Trugseß Eg hart, und Rutland oder Roland, der Karls Sohn genannt wird. Die Thaten dieser Helden sind von den Dich- tern des Mittelalters in mehreren Sprachen besungen und ins Riesen- hafte ausgeschmückt worden; besonders wird Roland als ein unbesieg- barer Held geschildert, der es nicht selten mit ganzen Heeren der Un- gläubigen aufnahm. Zu seinem Andenken wurden auf den Markt- plätzen der meisten Städte Niederdeutschlands Standbilder von Stein und Holz errichtet, die man noch hier und da sieht. Die Niederlage sollen die Franken im Thale Ronceval erlitten haben. In einer hier stehenden Capelle zeigen noch die Mönche das Grab Rolands und drei seiner Gefährten. Reisende haben hier wohl alte, halb vermoderte Ge- beine gesehen, aber sie nicht von so riesenmäßiger Größe gefunden, als die Mönche sie zu schildern pflegen. Noch unterwegs erhielt Karl die Nachricht, daß die Sachsen schon wieder einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis an den Rhein vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden Frühjahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch Friedensanträge beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Land- tage, und sie erschienen auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen sich zum Theil taufen. Auch schickte Karl Grafen in ihr Land, um sie zu regieren. Er ließ Kirchen und Klöster in ihrem Lande bauen, und errichtete Bisthümer, aus denen nach und nach blühende Städte entstanden. Als solche werden Bremen, Verden, Minden, Hal- berftadt, Hildesheim, Paderborn, Münster und Osnabrück genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz besonders aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule anlegen, um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existiren in den vorgenannten Städten zum Theil noch. 780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Fa-

2. Theil 2 - S. 32

1839 - Leipzig : Fleischer
32 können. Aber ein neuer Krieg rief ihn wieder ins Feld. Desiderius hatte zwei Töchter hinterlassen. Die eine war an den Herzog Ara- gis von Benevent, einen Longobarden, vermählt, die andere an den Herzog Tassilo von Baiern. Beide rachsüchtige Weiber beredeten ihre Männer, sich von Karls Oberherrschaft loszumachen. Aragis that es zuerst. Aber Karl erschien 786 so plötzlich in Unteritalien, daß Aragis um Frieden bat, Unterwerfung gelobte, und Geißeln gab. Schlimmer ging es Tassilo, dem Baiernherzog aus dem Hause der Agilolsinger, einem stolzen, ungestümen Manne. Schon einmal hatte ihm Karl seine unbesonnenen Reden und seine Anmaßung ver- geben. Aber er wiederholte seine Widersetzlichkeit, und wurde auf einen Reichstag nach Ingelheim bei Mainz geladen, wo er auch er- schien. Man überführte ihn hier, daß er mehrmals treulos ge- gen Karl gehandelt habe, und verurtheilte ihn zum Tode. Karl be- gnadigte ihn, schickte ihn aber ins Kloster nach Fulda, und ließ Baiern durch Grafen verwalten. Das geschah 788. In demselben Jahre noch sielen die Avaren (von den Franken Hunnen genannt) von Ungarn aus in das fränkische Gebiet ein; Tas- silo hatte sie gerufen. Karl warf sie aber in mehreren Schlachten zu- rück, und glaubte, ihnen fürs erste die Lust wieder zu kommen genom- men zu haben. Dann zog er im Jahr 789 gegen die Milzen, ein slavisches Volk, welches in der jetzigen Mark Brandenburg wohnte; denn sie hatten Streifereien in das fränkische Gebiet unternommen. Jetzt ver- sprachen sie Ruhe, und Karl ging zurück. Statt nun ruhen zu können, mußte er sich eiligst wieder gegen die Avaren rüsten, die den Frieden gebrochen hatten. Dieser Krieg dauerte mit einigen Unterbrechungen von 791 — 799. Karl drang bis über die Donau und Raab vor, und züchtigte das wilde Volk so, daß es endlich die Oberherrschaft der Franken anerkannte. Als Karl bei Gelegenheit dieses Krieges sich längere Zeit in Baiern ver- weilen mußte, faßte er den großartigen Plan, den erst in unfern Ta- gen der König Ludwig von Baiern ausgeführt hat, die Donau und den Rhein, also das schwarze Meer mit der Nordsee, in Verbin- dung zu sitzen, indem er einen Kanal aus der Altmühl, die in die Donau mündet, nach der Regnitz, die in den Main fließt, graben lassen wollte. Während des Krieges mit den Avaren hatte er wieder mehrere Züge gegen einzelne Stämme der Sachsen zu thun, die einige seiner Kriegshaufen erschlagen hatten. So viel machte dies unruhige Volk dem sich so nach Frieden sehnenden Karl zu thun! Indessen war Karls Freund, der Papst Hadrian, (795) gestor- den. Karl war gerade in Paderborn, als päpstliche Gesandte eintra-

3. Theil 2 - S. 38

1839 - Leipzig : Fleischer
38 zerrissen, und von Blut befleckt. Als die Jagd vorüber war, befahl Karl, daß sie die Kleider vor dem Schlafengehen nicht ablegen sollten, damit sie auf dem Leibe besser trockneten. So lästig ihnen das auch war, so mußten sie doch dem Kaiser gehorchen. Sie trockneten sich am Feuer, so gut es gehen wollte. Als sie aber am Abende die schö- nen Pelze ablegten, wie sahen diese da aus! Sie waren so verdor- den, daß sie nicht mehr gebraucht werden konnten. Und doch befahl der Kaiser am andern Morgen, daß Jeder in demselben Anzuge wieder bei ihm erscheinen sollte. Es war ein kläglicher Anblick, die schönen Kleider so zugerichtet zu sehen. Karl lächelte, und ließ sich seinen Schafpelz bringen. Er rieb ihn vor ihren Augen aus, und alsbald hatte er dasselbe frische Ansehen wie gestern vor der Jagd. „Seht, ihr Thoren!" ^sprach er, „wo giebt es wohl ein besseres Pelzwerk? Und das kostet mir nur einen Gulden, während eure Pelze viele Pfunde Silbers gekostet haben!" Alle schlugen beschämt die Au- gen nieder; in einem ausländischen Pelze ist gewiß Keiner wieder erschienen. Es ist zu bewundern, mit welcher Genauigkeit der große Karl bei seinen wichtigen Unternehmungen auch die kleineren Geschäfte ver- waltete. Wenn er Frieden hatte, so bereiste er seine Landgüter, und ließ sich die Rechnungen seiner Verwalter vorlegen. Wir haben noch eine Anweisung übrig, welche er für diese Leute entworfen hat. Er bestimmt darin genau, wie Butter, Käse, Honig und Wachs bereitet, wie Wein gekeltert, Bier gebraut, wie viel Eyer verkauft, wie viele Gänse, Enten und Hühner gehalten werden sollten, als wenn er ein gelernter Landwirth wäre. Eine bestimmte Residenz hatte er nicht. Am liebsten wohnte er in Aachen, Nimwegen und Ingelheim bei Mainz; sonst war er bald hier, bald dort. Die warmen Bäder in Aachen, die schon die alten Römer gekannt hatten, schätzte er sehr. Er erwei- terte sie so, daß über hundert Menschen zugleich darin Raum hatten. Auch baute er in Aachen ein Münster von gar großer Pracht, schmückte es mit Gold und Silber, und die Gitter und Thüren waren von ge- diegenem Erz. Die Säulen und Marmorstücke ließ er dazu aus Rom und Ravenna kommen, und kostbares Kirchengeräth schaffte er in Menge an"). In Speise und Trank, und besonders in letzterem, war Karl sehr mäßig. Selten nur hielt er große Gastmahle. Speiste er mit den Seinigen, so kamen nur vier Schüsseln, außer dem Braten, auf •) •) Jetzt steht das Gebäude nicht mehr. Doch enthält die jetzige, auch sehr alte Domkirche noch einige Säulen, die wahrscheinlich zu denen gehörten, welche Karl aufrichten ließ.

4. Theil 2 - S. 40

1839 - Leipzig : Fleischer
40 So glücklich er auch im Schooße seiner Familie lebte, so traf ihn doch viel häuslicher Kummer. Vier Frauen starben ihm nach einander, und von seinen Söhnen hat ihn nur einer überlebt. Mit seinem liebsten Sohne Karl wurden seine letzten Lebensfreuden zu Grabe getragen, und er, der mächtige Kaiser, der überall geehrt und gefürchtet wurde, erkannte die Hinfälligkeit aller irdischen Größe. Alter und Kränklichkeit drückten ihn danieder; er fühlte, daß sich der Tod mit starken Schritten nähere. Darum ließ er seinen Sohn Ludwig, der fern von ihm in Aquitanien wohnte, nach Aachen kommen. Hier versammelte er die fränkischen Großen, und fragte sie, ob sie ihn zum Herrn haben, und ihm treu gehorchen wollten. Alle riefen: „ja! denn wir erkennen darin den Willen Gottes." Am folgenden Tage ließ sich Karl noch einmal den kaiserlichen Schmuck anlegen. In feierli- chem Zuge schwankte er hinüber nach dem Münster, kniete mit seinem Sohne still betend vor dem Altäre nieder, und ermahnte ihn dann laut vor allem Volke: vor allen Dingen den allmächtigen Gott zu fürchten und zu lieben, seinen Geboten immerdar zu gehorchen, und die Kirche Gottes gegen die Bösen zu schützen, seine Schwestern und Verwandten nie zu verlassen, die Geistlichen zu ehren, seine Untertha- nen wie ein Vater zu lieben, die Armen zu trösten und vor Gott aller Wege unsträflich zu wandeln. Zuletzt fragte er ihn gerührt: „Bist du auch gesonnen, das alles zu thun, mein lieber Sohn?"— „Ja!" rief Ludwig unter Thränen aus, „mit Freuden will ich gehorchen, und mit Gottes Hülfe das Alles vollbringen, was du mir befohlen hast!" — „Gut!" fuhr Karl fort, „so nimm die Krone mit eigenen Händen vom Altäre, und setze sie dir auf das Haupt." Nachdem dies geschehen war, begab sich Karl tief gerührt in den Pallast zurück, und dankte Gott, daß er ihm vergönnt habe, noch seinen Sohn mit der Kaiserkrone geschmückt zu sehen. Ludwig reiste wieder ab, und Karl erholte sich so, daß er noch einige Wochen lang sich mit der Jagd vergnügen konnte. Aber we- nige Monate darauf, im Januar 814, bekam er das Fieber, und wurde zusehens schwächer. Er ließ seinen Vertrauten, den Bischof Hildbald, rufen, und nahm das Abendmahl, um sich auf die große Reise in das unbekannte Land vorzubereiten. Am folgenden Tage merkte er, daß der Tod herantrete. Mit der letzten Kraft hob er seine rechte Hand auf, drückte auf Stirn und Brust das Zeichen des heiligen Kreuzes, streckte die Hände noch einmal aus, faltete sie über die Brust, und sang mit geschlossenen Augen und leiser Stimme: „in ß deine Hände, Vater, befehle ich meinen Geist." So entschlief der wahrhaft große Karl am 28sten Januar 814, im 72sten Jahre seines Alters, nach einer fast 47jährigen glor-

5. Theil 2 - S. 44

1839 - Leipzig : Fleischer
44 Keiner dem Andern traute. Vielen mochte auch wohl das Gewissen erwachen. Man fragte den Kaiser, ob er wohl künftig besser regieren wollte, wenn man ihn wieder einsetzen würde. „Ganz gewiß!" war seine Antwort. Es wurde ein Reichstag nach Nimwegen berufen, auf dem alles geordnet werden sollte. Allein die Ruhestörer bestürm- ten den Lothar, sich nicht mit dem Vater zu einigen, sondern ihn mit Gewalt vom Throne entfernt zu halten. Schon willigte Lothar ein. Da berief ihn Ludwig zu sich: er möge wie ein Sohn zu seinem Va- ter kommen. Er kam; die Worte des Vaters rührten den Sohn, und als die Empörer mit aufrührerischem Geschrei nach der Kaiserburg zogen, trat der Kaiser mit seinem Sohne an der Hand hinaus, und beschwichtigte die Menge, die durch die indessen erfolgte Ankunft der Deutschen unter König Ludwig eingeschüchtert seyn mochte. Die Meu- terer wurden bestraft, alle kehrten zum Gehorsam und zur Ordnung zurück, und auf einem neuen Reichstage in Aachen wurde die Ruhe ganz wieder hergestellt. Jutta wurde mit Genehmigung des Papstes aus dem Kloster geholt, Ludwig vergab allen, die sich empört hatten, die Söhne kehrten in ihre Länder zurück, und so schien alles wieder zufrieden gestellt zu seyn. Das geschah 830. Doch schon im nächsten Jahre gingen die Unruhen wieder an. Pipin, der mit dem Vater nicht aufrichtig versöhnt worden, war nach Aachen zum Kaiser berufen worden, der ihm nicht traute, und daher die Rückkehr nach Aquitanien verbot. Aber Pipin entfloh, und warb Truppen. Der Kaiser rief jetzt Ludwig den Deutschen zu Hülfe. Dieser kam auch, aber als Feind seines Vaters; er siel in Aleman- nien ein, weil er sich zurückgesetzt wähnte, und endlich trat auch Lothar zum Bunde, unzufrieden, daß der Kaiser dem Herzog Bernhard von Septimanien wieder sein Vertrauen geschenkt hatte. Kaiser Ludwig erschrak, aber er verlor nicht sein Zutrauen zu der Rechtlichkeit der Deutschen. Er forderte sie auf, sich in Mainz um ihn zu versammeln. Die meisten erschienen. Ludwig der Sohn, der schon in der Nähe seines Vaters stand, verlor dadurch den Muth, und eilte nach Baiern zurück. Der Kaiser verfolgte ihn nicht, sondern berief ihn nach Augs- burg. Der Sohn kam, bezeugte Reue, erhielt Verzeihung, und mußte schwören, nie wieder etwas gegen den Vater zu unternehmen. Auch Lothar hielt es jetzt für besser, sich mit dem Kaiser zu versöhnen; er traf in Mainz mit ihm zusammen, bat um Vergebung, und erhielt sie. Pipin brauchte jetzt weniger geschont zu werden. Der Kaiser forderte ihn auf, in Limoges vor ihm zu erscheinen. Er kam, aber mit Haß im Herzen, und da er stets der Anfänger der Unruhen ge- wesen war, so wurde er seines Königsreichs für verlustig erklärt, und zur Haft verurtheilt. Ludwig schickte den ungerathenen Sohn nach Trier; aber auf dem Wege dahin entfloh er, und hielt sich so lange

6. Theil 2 - S. 46

1839 - Leipzig : Fleischer
46 sah, daß er nur für Lothar gearbeitet habe, zu den Waffen, um den Kaiser mit Gewalt aus Lothars Händen zu befreien. Dieser brachte den Kaiser und dessen Sohn Karl nach dem Kloster St. Denys bei Paris, er selbst aber floh nach Vienne in Südfrankreich, als er erfuhr, daß von allen Seiten Heereshaufen zur Befreiung des Kai- sers herbeizögen. Dadurch wurde nun der Kaiser wieder sein eigener Herr; seine Freunde versammelten sich um ihn, und forderten ihn auf, sich die Krone wieder aufs Haupt zu setzen. Doch dies verwarf er, bis er sich mit der Kirche ausgesöhnt hatte. Die Bischöfe führten ihn daher in die Kirche von St. Denys, und zogen ihm die königlichen Kleider an. So abhängig war der schwache Mann von der Geistlich- keit! Pipin eilte nun zu ihm, und wurde sehr freundlich empfangen, erhielt auch Aquitanien zurück. Auch Lothar mußte sich endlich un- terwerfen, Gehorsam versprechen, und sich mit Italien begnügen, und nun verzieh der gute alte Kaiser allen Leuten, die etwas gegen ihn verbrochen hatten. So schön das auch an sich war, so machte er sich doch dadurch lächerlich, weil er nicht zur rechten Zeit zu strafen ver- stand. In Aachen, wo er mit Ludwig dem Deutschen, dem er für seinen Antheil an seiner Befreiung herzlich dankte, zusammentraf, hatte er auch die Freude, seine Jutta wiederzusinden, und nun schien end- lich der Friede und das Glück wieder bei ihm eingekehrt zu seyn. Man hätte glauben sollen, der Kaiser müßte endlich eingesehen haben, daß durch die Ländervertheilung nichts als Uneinigkeit entstände. Aber kaum fühlte er sich nur wieder etwas ruhig, so kam er auch schon — wohl auf Antrieb der schönen Jutta — mit einer neuen Ländertheilung zum Vorschein, damit sein Liebling Karl recht reichlich bedacht werden könnte. Er bestimmte diesem den ganzen nördlichen Theil des fränkischen Reichs bis an die untere Seine, also alles, was von der unteren Seine östlich lag. Daß die andern Brüder darüber unzufrieden waren, braucht nicht erst gesagt zu werden; am meisten wurde dabei Ludwig der Deutsche beeinträchtigt, dem dadurch ein Theil seiner deutschen Völker entrissen wurde. Es wäre gleich zum Kriege gekommen, wenn nicht Pipin gerade zu rechter Zeit gestorben wäre. Nun hätte der Kaiser sein Land Karln geben können, und der Streit wäre ausgeglichen gewesen. Aber der alte Mann sollte nun einmal nichts als unkluge Maßregeln ergreifen; kurz er ließ sich von Jutta bereden, seinen Sohn Ludwig bloß auf Baiern zu be- schränken, das ganze übrige Land aber unter Lothar und Karl den Kahlen zu theilen, und zwar so, daß die Grenzlinie über die Seeal- pen, den Genfer-See, den Jura und längs der Maaß bis zur Nord- see hinlief. Was von dieser Linie östlich lag, Baiern ausgenommen, erhielt Lothar, das westliche Land aber Karl der Kahle. Dadurch wurden die beiden Söhne Pipins von der Nachfolge ausgeschlossen.

7. Theil 2 - S. 47

1839 - Leipzig : Fleischer
47 Besonders aber fühlte sich Ludwig der Deutsche durch die ungleiche Theilung tief gekränkt. Er hatte es mit seinem Vater immer noch am besten gemeint, und ihn noch erst kürzlich aus den Händen Lo- thars befreit, und nun sollte er dafür den andern nachstehen, und mit Baiern sich absinden lassen. Darum griff er zu den Waffen, konnte aber nichts ausrichten. Während dieses Krieges wurde der Kaiser Ludwig krank. Er ließ sich auf einer Rheininsel unterhalb Mainz einige Zelte aufschlagen, und erwartete den Tod. Allen seinen Fein- den, nur seinem Sohne Ludwig nicht, vergab er, und theilte seine Schätze unter die beiden andern aus. Auf jenen schien der sonst so sanfte Mann einen unversöhnlichen Haß geworfen zu haben, weil er seinem Lieblingsplane, der Theilung seines Reichs, entgegengetreten war. Erst nach vielen Zuredungen seines Beichtvaters Drogo, Erz- bischofs von Metz, gab er nach. „Gut!" sprach er, „es sey! Weil der Verbrecher, der mir so viel zu Leide gethan hat, nicht selbst kom- men kann, so will ich das Meinige thun, und ihm vor Gott und euch alle Beleidigungen verzeihen, die er mir zugefügt hat. Aber sagt ihm, er solle nicht vergessen, daß er die grauen Haare seines al- ten Vaters, der ihm so oft vergeben hatte, mit Schmerzen in das Grab gebracht habe." Gleich darauf starb der Kaiser, 63 Jahre alt, 840, und als- bald begann der Streit unter den drei feindseligen Brüdern. Am eigennützigsten zeigte sich dabei der hinterlistige Lothar. Er wollte das ganze Reich an sich reißen. Dafür mußte er auch unterliegen. Denn Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle traten zusammen, und trafen den Lothar 841 bei Fontenay (im Departement der si^blmg^daß 40,000 Streiter hier ihren-^^-^ n^oben sollen. Lothar floh, aber die beiden andern Brüder verfolgten ihtt nicht, sondern schlossen in Straßburg ein neues, festeres Bündniß. Die Eidesformeln sind uns noch übrig geblieben, und zeigen uns, wie sehr die damalige altfranzösische und die deut- sche Sprache von den jetzigen abweichen. Karl schwur in deutscher, und Ludwig in aquitanischer Sprache. Ihre Worte lauten: Ludwig: Pro Deo amor et pro Christian poplo et nostro commim salvament! dist di in avant, in quant Deus savir et podir me dunat, si salvara jeo eist meon fradre Karlo, et in adjudha et in cadhuna cosa, si cum hom per dreit son fradre salvar dist, in o quid il mi altre si faset, et ab Ludher nul plaid nunquam prindrai, qui meon vol eist meon fradre Karle in damno sit. Karl: In Codes minna ind in thes tes christianes folches ind unser bedhero gealtnisi: fon desemo dage frammordes, so fram so mi God gewizei in di madh furgibit, so bald ih desan minan bruodher so, so man mit rehtu sinan bruher scal, in thiu thaz er mig sosama

8. Theil 2 - S. 49

1839 - Leipzig : Fleischer
49 i Ungerechtes von ihnen verlangen würde, sich mit Gewalt widersetzen dürften. Daher war es kein Wunder, daß Karls Nachkommen im- mer ohnmächtiger wurden, und dies um so mehr, da kein einziger großer Mann, unter ihnen war. Ein paar mächtige Große, Graf Bo so von Provence, und Herzog Rudolph, der seine Besitzun- gen in der Schweiz hatte, machten sich gar unabhängig, und errichte- ten zwei neue Reiche aus solchen Provinzen, die bisher zu Frankreich gehört hatten. Boso stiftete (S79) das transjuranische Reich oder Niederburgund, welches aus dem südöstlichen Frankreich bestand, und Rudolph (888) das cisjuranische Reich oder Hochbur- gund, d. i. Helvetien und von Frankreich das Land auf beiden Sei- ten des Jura. Beide wurden späterhin, 930, vereinigt, und hießen nun das Königreich Arelat, von der Hauptstadt Arlas. Den Karolingern blieb zuletzt fast nichts mehr übrig, und ihren Befehlen gehorchte man nur so weit, als man wollte. Dazu kamen die Ver- heerungen der französischen Küsten durch die Normänner, die sogar, die Ströme aufwärts segelnd, in das Innere eindrangen, und Städte und Klöster furchtbar verwüsteten, bis Karls des Kahlen elender En- kel, Karl der Einfältige, 911 dem tapfern Führer der Normän- ner, Rollo, den Küstenstreich, der davon die Normandie genannt wurde, einräumte. Als endlich der letzte König aus diesem Hause, Ludwig der Faule, 987 starb, machte sich Hugo Capet, der mächtige Graf von Paris, zum Könige von Frankreich. Seine Nach- kommen heißen Capetinger. Von ihm stammt noch der jetzige König von Frankreich ab. fd / In Deutschland ging es ungefähr ebenso, nur daß es hier mit den Karolingern noch früher ein Ende hatte. Auch hier wurden die Küsten der Nordsee unaufhörlich von den Normännern verheert, welche Menschen und Güter fortschleppten, und bis Hamburg vor- drangen, wo Ludwig der Fromme ein Erzbisthum durch den (heili- gen) Anscharius gegründet hatte. Sie zerstörten die Stadt, und ga- den dadurch Veranlassung, daß der Bischofssitz nach Bremen verlegt wurde. Karl der Große hatte seine Provinzen durch Grafen verwal- ten lassen. Ludwig der Deutsche ernannte viele von ihnen zu Herzö- gen, weil es rathsam war, daß die, welche die eindringenden Nach- baren zurückhalten mußten, größeres Ansehen hätten. Aber dennoch konnten sie dem Andrange der Normänner, Wenden und Ungern nicht wehren, und wer es daher irgend vermochte, baute sich eine feste Burg auf einem Berge, so daß es in Deutschland bald eine Menge großer und kleiner Herren gab, die den Anfällen der Feinde, aber auch den Befehlen des Königs trotzen konnten. Dieser konnte sie bei seinen beständigen Kriegen nicht entbehren, und mußte ihren Beistand durch immer größere Bewilligungen erkaufen. Besonders war das unter den Siöss. Wettgesch. Ii. Th. 4

9. Theil 2 - S. 51

1839 - Leipzig : Fleischer
51 männer waren wieder bis Aachen gekommen, und sol-chen Schrecken verbreitet, daß sich keiner mehr gegen sie wagte. Da erschien Arnulf an der Spitze der Franken, die ihm allein gefolgt waren, griff die unweit Löwen hinter der Dyla verschanzten Normänner an, erstürmte ihr Lager, und tödtete ihrer so viele, daß nur wenige entkamen (891). Dieser Zug ist auch darum merkwürdig, weil hier zum ersten Mab die Deutschen Krieger zu Pferde erschienen, während sie sonst zu Fuß gedient hatten. Dann zog Arnulf gegen Zwentibald, einen un- ruhigen, kriegerischen Fürsten, der das große mährische Reich ge- gründet hatte, das außer dem eigentlichen Mähren auch das nordwest- liche Ungarn und ganz Böhmen in sich faßte. Er war ein gefährli- cher und feindseliger Nachbar für die Deutschen, und hatte Arnulf vielfach gereizt. Darum wurde von diesem der Krieg gegen ihn be- schlossen. Um sicherer zu gehen, bewog Arnulf die seit Kurzem aus den Steppen am Ural und an der Wolga nach Ungarn eingewander- ten Magyaren (Ungern) von Osten her das mährische Reich anzu- greifen, während er von Westen her eindrang (892). Mahren wurde furchtbar verwüstet, und Zwentibalds Macht gebrochen; aber den Magyaren war durch jenes Bündniß der Weg nach Deutschland ge- zeigt, und so ihnen der erste Anstoß zu den verheerenden Zügen gegeben, welche sie von nun an öfters dahin unternahmen. Zwentibald starb bald darauf, und mit ihm zerfiel das mächtige mährische Reich. — Auch nach Italien unternahm Arnulf einen Zug, um Berengar von Friaul gegen seinen Gegner Wido oder Guioo von Spoleto, der ihm die Krone von Italien streitig machte, zu beschützen. Bei dieser Ge- legenheit wurde er in Rom vom Papste als Kaiser gekrönt. Bald nach seiner Rückkehr starb er 899 in Regensburg. Arnulfs sechsjähriger Sohn, Ludwig das Kind 899 bis 911, wurde trotz seines zarten Alters als König der Deutschen aner- kannt, die Leitung der öffentlichen Geschäfte aber führten der Erzbi- schof Hatto von Mainz und der Herzog von Sachsen Otto der Er- lauchte. Seine Regierung siel in eine unglückliche Zeit, wo die Ord- nung in Deutschland aufgelöst war, Jeder an sich riß, was er konnte, und die Ungern verwüstende Einfälle in Oestreich und Baiern, Thü- ringen und Sachsen unternahmen. Ludwig starb, noch nicht 18 Jahr alt, und mit ihm erlosch 911 das einst so mächtige, zuletzt entartete Haus der Karolinger in Deutschland. Die Deutschen wählten nun unter den Herzogen einen neuen König, den tapfern Conrad, Her- zog von Franken. Noch verwirrter ging es in Italien zu. Es ist schon gesagt worden, daß Lothars Stamm 875 ausstarb, und daß Italien zunächst an Karl den Kahlen siel. Nach seinem Tode hießen Karlmann, Lud- wigs des Deutschen Sohn, und sein Bruder Karl der Dicke eine Zeit 4*

10. Theil 2 - S. 22

1839 - Leipzig : Fleischer
22 lehrte unermüdet die Lehre Jesu, wo sie noch nicht angenommen war. Zuletzt ging er noch einmal zu den Friesen, wurde aber von ihnen erschlagen. Das geschah 754. Seine Gebeine ruhen in Fulda. 37. Die Franken. — Karl Martell und Pipin der Kleine. (Merowinger in Metz, Orleans, Paris und Soiffonö. Vereinigung des Reichs der Thüringer und Burgunder mit Frankreich 530 und 534. Verfall der Mero- winger. Brunehild und Fredcgunde. Ncustrien, Austrasicn und Burgundien. Leu- des und Majores Domus. Pipin von Heristal Major Domus 687 — 714 durch die Schlacht von-Tcstri. Karl Martell Major Domus 714 — 741 durch die Schlacht bei Stablv, Cambray und Soiffonö. Besiegung der Araber, die 711 Spanien durch die Schlacht bei Lerez de la Frontera genommen hatten, bei Poi- tierö 732. Pipin der Kleine. Entsetzung des letzten Merowingcrs Childcrichs 3. 752. Karolinger. Pipins Züge nach Italien. Gründung des Kirchenstaats.) Nach Chlodwigs Tode 511 hatten sich seine vier Söhne (Theo- derich, Chlodomir, Childebert und Chlotar) in das väterliche Reich getheilt, und in Metz, Orleans, Paris und Soissons besondere Königs- sitze ausgeschlagen. Unter sich einig, vergrößerten sie ihre Besitzungen nach außen, indem sie das Reich der Thüringer, das sich auch über einen großen Theil des jetzigen Sachsens und Baierns (bis «n die Donau) erstreckte, 530 überwanden, und 534 das Reich der Burgunder zum Gehorsam zwangen. Während so das fränkische Reich nach außen wuchs, nagte ein furchtbarer Krebsschaden an dem Innern; dies war die Nichtswürdigkeit seiner Herrscher. Vergebens sehen wir uns in dieser Zeit in Franken nach einem großen und ed- len Charakter um. Die Thaten dieser Merowinger bilden eine lange Reihe der größten Verbrechen: Treulosigkeit, Meineid, Hinterlist und Mord, selbst unter den nächsten Verwandten. Ein König von Bur- gund wurde in Orleans mit Weib und Kindern in einen Brunnen geworfen, und der letzte König der Thüringer in Zülpich von einer Mauer gestürzt. Selbst Weiber nahmen an diesen unnatürlichen Ver- brechen Theil, und die Geschichte erzählt uns die entsetzlichsten Schand- taten, welche der gegenseitige Haß zweier merowingischen Königinnen, Brunehild und Fredegunde im sechsten und im Anfänge des siebenten Jahrhunderts heworrief. Da nun nach einem ewigen Ge- setze Schandthaten zu Untergang und^ Verderben führen, so konnte nicht fehlen, daß das Reich der Merowinger seinem Untergange ent- gegeneilte. Das ganze Frankreich war im sechsten und siebenten Jahrhun- dert eingetheilt in die drei Reiche: Neust ri en, das westliche Frank- reich; Austrasien, das östliche; und Burgundien, das südöstliche. Der südwestliche Theil, zwischen der Loire und den Pyrenäen, hieß
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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