Die olympischen Spiele.
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Ringer nackt erschienen, dursten sich nicht anfassen, sondern blos
schlagen. Sie umwanden sich Arm und Hand kreuzweis mit
Riemen; mancher verließ blutrünstig oder mit Verlust der Ge-
sundheit den Kampfplatz. Der Kampf, bei welchem Ringen und
Schlagen verbunden war, hieß Pankra^ion. Auch im Sprin-
gen und Werfen des Diskos (einer metallenen Scheibe) wurde
gewetteisert. Künstler stellten ihre Werke aus, Geschichtschreiber
wie Herüdotos, und Dichter wie Aeschylos, Sophokles,
Eurípides lasen vor dem versammelten Griechenlande, was
ihr Geist Großes und Bewundernswürdiges geschaffen hatte.
Den Beschluß des Festes machte die Krönung der ausge-
zeichnetsten Kämpfer, Nach einem feierlichen Opfer zogen die
Sieger mit Palmzweigen in der Hand in schönen Gewändern
unter Flötenmusik an den Sitzen der Zuschauer vorbei. Jedem
wurde unter dem lauten Ausrufen seines Namens ein Oliven-
kranz auf das Haupt gesetzt. Und die Griechen hätten diesen
einfachen Schmuck mit keinem andern vertauscht. Ein Greis
starb vor Freude, als sein bekränzter Sohn ihn umarmte. Zu
Hause wurden die Sieger von ihren Mitbürgern mit Lobgesan-
gen empfangen und der ausgezeichnetsten Ehrenstellen gewürdigt;
ihre marmornen Bildsäulen, zu Olympia aufgestellt, und Dich-
ter, welche ihr Lob besangen, brachten ihren Namen auch auf
die Nachwelt.
Der Einfluß der olympischen und ähnlicher Spiele auf die
Griechen war unverkennbar. Kraft, Gewandtheit und Ge-
schmeidigkeit zeichnete ihren Körper aus; die entferntesten Völker-
schaften lernten sich als Glieder eines Volkes kennen, und wett-
eiferten mit einander in dem, was der Grieche für ruhmwürdig
hielt. Man theilte sich wechselseitig Nachrichten aus allen Thei-
len Griechenlands mit; man erneuerte alte Freundschaften, schloß
neue und freute sich des Ruhmes, den die Sieger dem Gesammt-
vaterlande gebracht hatten.
Hugendubel, Weltgeschichte.
3
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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3s
oder die Erbauung der Stadt Rom.
suchten eine Ehre darin, an der Spitze einer Schaar junger Leute,
die sich freiwillig um sie gesammelt hatten, Räuber zu verfolgen,
Diebe einzufangen und Unterdrückte in Schutz zu nehmen. So
groß die Achtung war, welche sie sich dadurch bei den friedlichen
Hirten ihrer Nachbarschaft erwarben: so verhaßt machten sie sich
bei den Freibeutern, die nur auf eine schickliche Gelegenheit war-
teten, um sich für den verlornen Raub an ihnen zu rächen. Diese
Gelegenheit zeigte sich bald. Als sich nämlich einst beide Brüder
sorglos bei einem Feste befanden, sahen sie sich plötzlich von einer
überlegenen Anzahl jener Räuber angegriffen; sie wehrten sich
zwar tapfer, aber dessenungeachtet konnte nur Romulus sich
durchschlagen, Remus ward gefangen. Die Räuber führten ihn
vor seinen ihm unbekannten Großvater und gaben vor, daß er
und sein Bruder an der Spitze einer Schaar junger Leute häufig
Einfälle in Numitors Ländereien gemacht und dieselben beraubt
hätten. Der alte Numitvr gericth über des Jünglings Anstand,
Wuchs und Gesichtszüge, aus denen ein kühner unerschrockener
Muth sprach, in nicht geringes Erstaunen. Er fragte ihn über
sein Alter, seine Eltern u. s. w., und eine dunkle Ahnung stieg
in ihm auf, daß die beiden Brüder vielleicht seine Enkel seyn
könnten.
Indessen wurde auch dem Faustulus bange um seinen ge-
liebten Pflegesohn. Er hatte bis jetzt die Jünglinge wie seine
Söhne gehalteil und sie nichts voll ihrer Abkunft merken lassen.
Nun aber trieb ihil die Angst, das Geheimniß denl Romulus
mitzutheilen. Dieser gillg zu Numitvr, elltdeckte sich ihm und
brachte so die Vermuthung desselben zur Gewißheit. Romulus
und Remus überrumpelten hierauf mit ihren treuen Gesellen die
kölligliche Bllrg und nahmen dem ungerechten Amulius Krone
ulld Leben.
Nachdem nun die Ruhe wieder hergestellt und Numitvr in
seine Rechte eingesetzt war, wollten die zwei Jünglinge nicht,
ohne zu herrschen, in Alba wohnen, aber auch bei Lebzeiten ihres
Großvaters nicht daselbst Könige seyn; sie faßten daher den Ent-
schluß, eine Stadt zu bauen. Der König, welcher sie selbst dazu
3 *
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202
Der Bund im Rütli.
berg in Nidwalden. Zahlreiche Schaaren bewaffneter Knechte,
welche auf öffentliche Kosten unterhalten werden mußten, beschütz-
ten die Vögte.
Bedrückungen jeder Art, Gewaltthaten und frevelhafte Ver-
letzungen des Ehr- und Nationalgefühls nahmen nun ihren
Anfang. Der freie Kauf und Verkauf auf den benachbarten
Märkten ward gehemmt oder durch hohe Zölle erschwert. Ge-
ringe Vergehen wurden hart bestraft; man führte sogar Gefan-
gene über die Grenzen, um sie in Küßnacht, welches damals noch
nicht zum Gebiete von Schwyz gehörte, einzukerkern. Leben,
Eigenthum und Ehre jedes Biedermannes war gefährdet. Frucht-
los war jede Klage. Sie sollteu sich dem Hause Oesterreich er-
geben, hieß es, so würde sich die gerechte Strenge, die sie durch
ihre hartnäckige Widerspenstigkeit wohl verdient hätten, in Milde
verwandeln. /
Im Melchthale in Obwalden wohnte ein wohlhabender
und geachteter Landmann, Heinrich an der Halden. Sein
Sohn Arnold sollte ein Gebot übertreten haben, worauf eine
Strafe von fünf Schillingen gesetzt war. Dafür wollte ihm ein
Diener des Vogts das schönste Paar Ochsen wegnehmen, und
reizte durch die Aeußerung, die Bauern sollten den Pflug selbst
ziehen, den feurigen Jüngling so, daß dieser ihm einen Finger
zerschlug. Arnold floh nach Uri und hielt sich bei Walther
Fürst, seinem Vetter, verborgen (1307). Landenberg aber be-
schied den greisen Vater vor sich, ließ ihm, als er den Aufenthalts-
ort seines Sohnes nicht angeben konnte oder wollte, die Augen
ausstechen und Hab und Gut wegnehmen.
In Uri und Schwyz herrschte Geßler gleichfalls mit grau-
samer Willkühr und stolzer Verachtung des Adels und Volkes.
Unweit Altdorf baute er, um seine Unterdrückungsversuche desto
sicherer durchzusetzen, eine Burg, welche von ihm selbst den Namen
Zwing-Uri erhielt. Auf dem Markte zu Altdorf ließ er am
St. Jakobstage eine Stange mit dem österreichischen Herzogs-
hute aufrichten, und machte den Befehl öffentlich bekannt, daß
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Arnold Arnold Walther
Fürst Landenberg
—
204 Der Bund im Rütli.
freiungswerk vollführt und die Vögte mit ihrem Gefolge über die
Grenze gebracht werden sollten. Obgleich Viele von dem An-
schlage wußten, so wurde doch von jedem das Geheimniß treu
bewahrt; keiner war so verworfen, daß er für Gunst oder schnö-
den Lohn sein Vaterland an die Unterdrücker desselben verrathen
hätte.
Indessen ereignete sich eine Begebenheit, welche leicht hätte
die Landleute von Uri zu einem unbesonnenen Vorgreifen hin-
reißen können, wodurch das Ganze der Gefahr des Mißlingens
preisgegeben worden wäre. Sonntag den 18. Wintermonat
kam Wilhelm Tell, ein frommer, redlicher Landmann und be-
rühmter Armbrustschütze aus Bürglen, welcher auch zu dem
heimlichen Bunde gehörte und Walther Fürsts Schwiegersohn
war, nach Altdorf. Er hatte zu viel Selbstgefühl, um sich vor
einem leeren Hute zu beugen. Als ihn daher sein Weg an dem
Pfahle vorbeiführte, entblöste er sein Haupt nicht. Geßler be-
schied ihn des andern Tages vor sich, stellte ihn darüber zu Rede
und hörte nicht auf Tells Entschuldigung, sondern befahl ihm,
zur Strafe seines Vergehens einem seiner Kinder — es war ein
sechsjähriger Knabe — einen Apfel von dem Kopfe zu schießen.
Bitten und Flehen waren fruchtlos. Mit zitternder Hand ergreift
Tell die Armbrust; er legt an, aber seine Augen verdunkeln sich,
und er bittet den Vogt noch einmal, ihm den schrecklichen Schuß
zu erlassen. Als ihn aber Geßler hart anfährt iuib auf den
Fehlschuß das Leben des Schützen, aus die Weigerung aber sein
und seines Kindes Leben setzt: da faßt sich Tell wieder, legt im
Vertrauen aus Gott noch einmal an, drückt los und — trifft.
Mit einem dankbaren Blicke gen Himmel eilt jetzt Tell un-
ter dem freudigen Zurusen des Volks auf sein Söhnchen zu,
drückt es an die klopfende Brust und will sich nach Hause bege-
den. Allein des Vogtes Rachgier war durch die grausame Strafe
noch nicht befriedigt. Er hatte bemerkt, daß Tell noch einen
zweiten Pfeil im Koller trug, und wollte nun wissen, wozu Tell
diesen bestimmt habe. Tell gab zuerst eine ausweichende Ant-
wort und sagte: „Herr, das ist bei Schützen so gebräuchlich."
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Walther_Fürsts_Schwiegersohn Rachgier
206
Der Bund im Rütli.
That an und wurde noch in der Nacht desselben Tages durch
einen Genossen des Rütlibundes über den See nach Uri gebracht,
wo er sich verborgen hielt.
Das unerwartete Ereigniß veranlaßte noch eine nächtliche
Zusammenkunft im Rütli; doch blieb man bei der früher getrof-
fenen Verabredung. Mit den ersten Stunden des Jahres 1308
begann das Befreiungswerk und wurde eben so schnell als glück-
lich zu Ende geführt. Die Feste Rotzberg fiel durch einen
jungen Unterwaldner, welcher, im Einverständniß mit einer Magd,
an einem Seile die Burg erkletterte, 20 Verbündete nachzog und
den Schloßhauptmann nebst seinen Knechten gefangen nahm.
Sarnen wurde durch eine andere List gewonnen. Nach
einer von Landenberg eingeführten Sitte brachten ihm am Neu-
jahrstage die Landleute Geschenke. Des Morgens, als er eben
zur Kirche ging, begegneten ihm zwanzig Männer mit Geflügel,
Kälbern, Ziegen u. dgl. Da sie unbewaffnet waren, wurden sie
ohne Anstand in das Schloß gelassen. Jetzt stieß einer ins Horn.
Schnell wurden spitzige Eisen auf die langen Stöcke gepflanzt,
aus dem nahen Erlenholze stürzten noch dreißig Bewaffnete her-
bei, man bemächtigte sich der Schloßknechte, holte den flüchtigen
Vogt ein und brachte ihn sammt den übrigen Gefangenen über
die Grenze.
Jetzt loderten die Feuerzeichen von Berg zu Berg; alles
Volk in den Waldstätten kam in Bewegung, die Urner machten
die Zwingburg dem Erdboden gleich, und Staussacher mit seinen
Landsleuten zerstörte die unbewehrte Burg Schwanan auf der
kleinen Insel gleiches Namens im Lowerzersee. Am folgenden
Sonntage versammelten sich Abgeordnete der drei Länder in
Brunnen und erneuerten den alten Bund auf zehn Jahre.
Teil soll im hohen Alter bei der Rettung eine-s Knaben im
Schächenbache umgekommen seyn. Seine dankbaren Landsleute
ließen im Jahre 1388, dreißig Jahre nach seinem Tode, in der
Nähe jener Felsplatte, wo er aus dem Schiffe sprang, die be-
kannte Tellskapelle erbauen, wo jährlich eine Lobrede auf den
wackern Schützen gehalten wird.
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117
Pelopidas wurde mit einem Heere hingeschickt, worauf der Tyrann
sich sogleich demüthig unterwarf, und für die Zukunft die besten Ver-
sprechungen gab. Von da reiste Pelopidas weiter nach Macedonien,
wo ein Thronftreit zu schlichten war. Er ordnete auch hier die An-
gelegenheiten, und führte mehrere angesehene Personen als Geiseln mit
sich fort, unter denen auch des Königs jüngster Bruder, der junge
Philippos, war, der späterhin das Loos von ganz Griechenland
entschied. Als er nun durch das beruhigte Thessalien zurückreiste,
hatte er, keine Gefahr ahnend, sein Heer vorausgeschickt, und war
auch ohne Besorgniß, als ihm gemeldet wurde, daß Alexander ihm
an der Spitze seiner Söldner entgegen komme. Aber unversehens nahm
dieser ihn gefangen, führte ihn gebunden nach Pherä, und warf ihn
in den Kerker. Als das Heer diese Treulosigkeit erfuhr, rief es den
Epaminondas, der damals gerade bei seinen Mitbürgern in Ungnade
stand, und nur als gemeiner Soldat diente, zum Feldherrn aus.
Dieser führte das Heer sogleich gegen Alexander, und trieb ihn bald
so in die Enge, daß er um Frieden bitten mußte, der ihm aber nur
unter der Bedingung gewährt wurde, daß er seinen Gefangenen so-
gleich ausliefere, was auch alsbald geschah. — Drei Jahre darauf,
364, gingen von Seiten der Thessalier neue Klagen über die Grau-
samkeit Alexanders ein. Die Thebaner sandten ein Heer unter Pelo-
pidas abermals hin. Es kam zur Schlacht bei Kynoskephalä
(Hundsköpfe; so nannte man eine Reihe kleiner Hügel), in welcher
Pelopidas fiel. Als er umherspähend den Tyrannen erblickte, sprengte
er wüthend auf ihn ein, wurde aber, indem sich Alexander feig hinter
seine Leibwache verbarg, von dieser niedergemacht. Zwar wurde
Alexander zuletzt besiegt, aber der Sieg war durch des Pelopidas Tod
allzu theuer erkauft. Von einem unzählbaren Zuge trauernder Krie-
ger wurde seine Leiche feierlich nach Theben geführt.
Zwei Jahre nach dem Tode des Pelopidas unternahm Epami-
nondas einen vierten Einfall in den Peloponnes. Bei Mantineia
in Arkadien kam es zur Schlacht, 363. Epaminondas, unter den
Vordersten kämpfend, erhielt einen tödtlichen Pfeilschuß in die Brust.
Er sank zu Boden; aber nun entstand ein wüthender Kampf um sei-
nen Besitz. Die Feinde wollten ihn als Gefangenen fortschleppen,
die Seinigen ihn aber nicht fahren lassen. Zuletzt siegten die Theba-
ner, und brachten ihn sterbend hinter das Gefecht. Als das Getüm-
mel der Schlacht verschollen war, sammelten sich die edelsten Thebaner
um den sterbenden Feldherrn. Die Aerzte erklärten die Wunde für
tödttich; er werde sterben, sobald man den Pfeil herausziehe. „Wo
ist mein Schild?" fragte er matt. Man brachte ihm denselben.
Freundlich lächelnd blickte er auf ihn, seinen Begleiter in so vielen
Gefahren, hin, und küßte ihn; denn er hatte gefürchtet, daß die Feinde
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander_feig Alexander Alexander Alexander Mantineia
155
sich entschließen, dem Könige zu schmeicheln. Jetzt hatte ihn der König
feige gescholten. „So?" rief Klitos aufgebracht, „meinst du etwa die
Feigheit, mit der ich einst am Granikos dem schon fliehenden Götter-
sohn das Leben rettete? Nur durch das Blut und die Wunden der
Macedonier bist du der geworden, der du bist, und nun weißt du dich
vor Stolz nicht zu lassen, so daß du deinen Vater Philipp verläug-
nest, und dich für einen Göttersohn hältst!" — „Wie?" schrie Alexan-
der, „du Bösewicht! glaubst du, daß dir solche Reden so hingehen
sollen?" — Der Wortwechsel wurde immer heftiger; endlich ergriff
der König einen Apfel von der Tafel, warf ihn dem Klitos an den
Kopf, und suchte nach dem Schwerte, welches aber bereits auf die
Seite gebracht war. Einige Freunde des Klitos brachten diesen aus
dem Zimmer; wüthend stürzte er aber zu einer andern Thüre wieder
hinein, schrie ärger als zuvor, und überhäufte den König mit Schmä-
hungen, bis dieser, außer sich vor Zorn, aufsprang, einer Wache den
Spieß wegriß, und diesen dem Klitos durch den Leib rannte. Röchelnd
stürzte Klitos nieder, und war in wenigen Augenblicken todt. So-
gleich verschwand des Königs Zorn und Rausch. Er warf sich, seine
rasche That schmerzlich bereuend, auf den Sterbenden nieder, rief ihn
schmerzlich beim Namen, und hätte sich selbst erstochen, hätte man ihn
nicht gehalten. Man führte ihn in sein Zimmer. Hier brachte er die
ganze Nacht in trostloser Verzweiflung zu. Er erinnerte sich, wie
des Klitos Schwester ihn so liebevoll erzogen, und er selbst ihm das
Leben gerettet hätte, und diesen Mann hatte er nun ermordet! Man
hörte die ganze Nacht, wie er auf dem schlaflosen Lager mit dumpfer
Verzweiflung den Namen: „Klitos! Klitos!" rief. In diesem Zu-
stande brachte er mehrere Tage zu; dann zerstreuten ihn nach und
nach neue Züge und Arbeiten.
Nun unternahm er den abenteuerlichsten aller seiner Feldzüge.
Es ging nach Indien, das heißt demjenigen Theil Ostindiens, der
diesseit des Ganges liegt, und jetzt Vorderindien heißt. Eine tollkühne
Unternehmung, ein von Macedonien 700 Meilen weit entferntes Land,
welches von tapfern und zahlreichen Völkern bewohnt war, mit eini-
gen tausend Menschen, die nicht einmal an das heiße Klima gewöhnt
waren, erobern zu wollen! Aber je größer die Schwierigkeiten, desto
heftiger war Alexanders Begier, und er zeigte wie Demosthenes, nur
in einem ganz verschiedenen Sinne, was der Mensch alles vermöge,
wenn er seine ganze Kraft an die Erringung Eines Zielpunctes setzt.
Wirklich waren die Schwierigkeiten, ehe er nur an die Gränze die-
ses weiten Landes kam, ungeheuer. Er mußte über ein steiles Ge-
birge (Paropamisos, jetzt Hindukusch), welches von wilden Thieren
bewohnt wurde, ziehen, über breite Ströme setzen, feste Städte bela-
gern und sich beständig mit feindseligen Völkern herumschlagen. Aber
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_verläug- Philipp Alexanders Alexanders
34
schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und
Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf.
Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders
im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich
allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken
nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte.
Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig
um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres
Lösegeld.
Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro-
janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als
einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes
Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer-
sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich
aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte,
das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die
Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz
der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos
schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die
eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit
ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka-
men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit
Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche.
Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele
von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater-
land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be-
stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im
ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein
Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen,
ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben-
teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern
Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu
erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue
Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß
voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten
und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle
ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen.
Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer-
störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen.
Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es
doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu
einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische
Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich
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132
wer den Preis davon getragen habe. Die Herolde aber empfingen
die ankommenden Ritter, untersuchten die Waffen derselben, ob sie so
eingerichtet waren, daß kein Schade damit angerichtet werden konnte,
und wiesen ihnen ihre Stellen an.
Außer ihnen sah man auf dem Turnierplätze auch noch die Gries-
wartel und Turnier- oder Prügelknechte. Jene waren, wie
die Herolde, Edelleute, und hatten darauf zu sehen, daß die Streiten-
den einander nicht ernstlich angriffen. Geschah dies, so warfen sie die
langen Stangen, welche sie trugen, zwischen sie, und brachten sie aus
einander. Die Prügelknechte trugen Prügel in der Hand, und
mußten den Streitenden die Waffen reichen oder aufheben, den Ge-
fallenen zu Hülfe kommen, und das Volk in Ordnung halten. Dann
und wann griffen sie auch wohl zu, wenn die Kampfer nicht aus ein-
ander zu bringen waren.
Unter den vornehmen Zuschauern befanden sich auch Damen.
Ihnen übertrug man gewöhnlich, den Preis oder Dank dem Sieger
zu überreichen. Sie hatten einen besondern, erhöheten Sitz, und sorg-
ten dafür, in reizendem Anzuge zu erscheinen.
Wenn endlich alle Vorbereitungen getroffen waren, winkten die
Turniervögte; die Trompeten gaben das Zeichen zum Anfang, und es
begann der Kampf. Die Ritter waren von den Pferden gestiegen,
hatten sich in zwei Partheien geordnet, und standen schlagfertig ein-
ander gegenüber. Jeder hatte einen Kolben in der Hand, d. i. eine
Keule von festem Holz, der dünne Griff mit Metall beschlagen, oben
aber dick. Die Grieswartel hieben die Seile entzwei, durch welche
beide Partheien bis dahin getrennt waren, und nun schritten sie gegen
einander vor. Jede Parthei suchte die andre zurückzutreiben. So focht
man zuweilen stundenlang, entweder bis die eine gesiegt hatte, oder
bis den Vögten gefiel, den Kamps aufhören zu lassen. Die Trom-
peten gaben das Zeichen, daß dieser Kampf beendigt sey. Das war
das Vorturnier.
Nun wurden die Kolben mit den Schwertern vertauscht. Der
Kampf begann aufs Neue, und die Kunst bestand darin, den Gegnern
die Helmkleinode herunterzuhauen. Hinter sich hatte Jeder einen oder
mehrere Knappen. Diese durften sich nicht in das Gefecht mischen,
sondern nur ihren Herren die nöthigen Waffen reichen. Dieser Kampf
hieß das Nachturnier.
Eine andere Turnierübung war das Lanzenstechen. Ge-
wöhnlich traten darin zwei und zwei gegen einander auf, selten ganze
Schaaren. Die beiden Ritter, welche mit einander den Gang machen
wollten, stellten sich zu Roß einander gegenüber. Jeder legte die Lanze
ein, d. i. er hielt sie in der rechten Hand, die Spitze des Schafts
unter dem Arme, und drückte sie mit diesem fest an den Leib. Die
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf er einen
dritten, Arnold aus dem Melchthal in Unterwalden, in gleicher
Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landenberg ihm ein Ge-
spann schöner Ochsen vom Pfluge genommen, und dabei gesagt, die
Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten.
Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte
des Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so
hatte der Vogt dem alten Vater die Augen ausstechen lassen. Nach-
dem die drei Männer überlegt hatten, was zu thun sey, kamen sie
überein, daß der Tod besser sey als ungerechtes Joch zu dulden. Sie
verabredeten einen Tag, an welchem sie jeder mit 10 bewährten Freun-
den auf einer einsamen Wiese am Westufer des Vierwaldstädter-See's,
das Rütli genannt, rings von Felsen umgeben, in der Stille der
Nacht zusammenkommen wollten. Alle 33 gaben sich hier (Nov. 1307)
mit bewegtem Herzen die Hände darauf: daß Keiner ohne den Andern
handeln, Keiner den Andern verlassen wolle. In dieser Freundschaft
wollten sie leben und sterben, dem Hause Habsburg getreu bleiben,
die Vögte aber und ihre Knechte ohne Blutvergießen vertreiben, und
ihren Enkeln die von den Vorältern empfangene Freiheit ungetrübt
hinterlassen. Alle hoben die Hände gen Himmel, und schwuren. Dann
ging Jeder still in seine Hütte zurück, den Tag der Ausführung, den
1. Januar 1308, ruhig abwartend.
Noch ehe dieser Tag kam, verlor Geßler unerwartet das Leben.
Ein Landmann aus Bürglen, unweit Altorf in Uri, Wilhelm Tell,
Walther Fürsts Tochtermann, auch einer jener 33, ging gleich nach
der Zusammenkunft im Rütli über den Markt von Altorf. Hier hatte
Geßler, den Gehorsam der Schweizer zu prüfen, aus einer hohen Stange
einen Hut aufgesteckt, und befohlen, daß jeder Vorübergehende seinen
Hut abziehen solle. Das vermochte Tells Freiheitssi'nn nicht, und als
die Wache ihn ergriff, und die Einwohner herbeiströmten, ihn zu be-
freien, erschien der Landvogt selbst. Er verlangte, daß Tell, der als
guter Schütze bekannt war, seinem kleinen Sohne einen Apfel vom
Kopfe schießen sollte. Kein Bitten half, Tell sckoß, und traf den Apfel
glücklich. Aber er hatte zwei Pfeile aus dem Köcher genommen, und
auf des Vogts Befragen, wozu? — erwiederte er: „der zweite Pfeil
war für eure Brust bestimmt, wenn ich mein liebes Kind getroffen
hätte." Da befahl der Vogt, ihn über den See nach Küßnacht zu
führen, und ihn in einem festen Kerker zu verwahren. Er selbst fuhr
mit. Doch als sie auf dem See schifften, entstand ein entsetzlicher Sturm.
Wenn hier der Sturm — Föhn wird er genannt — sich aus den Schlünden
des hohen Gotthardt losreißt, und sich zwischen den himmelhohen Fels-
wänden, welche den See einschließen, verfängt, so wühlt er das Wasser
zu thurmhohen Wellen auf. Das Schiff war in äußerster Gefahr
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]