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1. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 33

1844 - Stuttgart : Metzler
Die olympischen Spiele. 33 Ringer nackt erschienen, dursten sich nicht anfassen, sondern blos schlagen. Sie umwanden sich Arm und Hand kreuzweis mit Riemen; mancher verließ blutrünstig oder mit Verlust der Ge- sundheit den Kampfplatz. Der Kampf, bei welchem Ringen und Schlagen verbunden war, hieß Pankra^ion. Auch im Sprin- gen und Werfen des Diskos (einer metallenen Scheibe) wurde gewetteisert. Künstler stellten ihre Werke aus, Geschichtschreiber wie Herüdotos, und Dichter wie Aeschylos, Sophokles, Eurípides lasen vor dem versammelten Griechenlande, was ihr Geist Großes und Bewundernswürdiges geschaffen hatte. Den Beschluß des Festes machte die Krönung der ausge- zeichnetsten Kämpfer, Nach einem feierlichen Opfer zogen die Sieger mit Palmzweigen in der Hand in schönen Gewändern unter Flötenmusik an den Sitzen der Zuschauer vorbei. Jedem wurde unter dem lauten Ausrufen seines Namens ein Oliven- kranz auf das Haupt gesetzt. Und die Griechen hätten diesen einfachen Schmuck mit keinem andern vertauscht. Ein Greis starb vor Freude, als sein bekränzter Sohn ihn umarmte. Zu Hause wurden die Sieger von ihren Mitbürgern mit Lobgesan- gen empfangen und der ausgezeichnetsten Ehrenstellen gewürdigt; ihre marmornen Bildsäulen, zu Olympia aufgestellt, und Dich- ter, welche ihr Lob besangen, brachten ihren Namen auch auf die Nachwelt. Der Einfluß der olympischen und ähnlicher Spiele auf die Griechen war unverkennbar. Kraft, Gewandtheit und Ge- schmeidigkeit zeichnete ihren Körper aus; die entferntesten Völker- schaften lernten sich als Glieder eines Volkes kennen, und wett- eiferten mit einander in dem, was der Grieche für ruhmwürdig hielt. Man theilte sich wechselseitig Nachrichten aus allen Thei- len Griechenlands mit; man erneuerte alte Freundschaften, schloß neue und freute sich des Ruhmes, den die Sieger dem Gesammt- vaterlande gebracht hatten. Hugendubel, Weltgeschichte. 3

2. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 35

1844 - Stuttgart : Metzler
3s oder die Erbauung der Stadt Rom. suchten eine Ehre darin, an der Spitze einer Schaar junger Leute, die sich freiwillig um sie gesammelt hatten, Räuber zu verfolgen, Diebe einzufangen und Unterdrückte in Schutz zu nehmen. So groß die Achtung war, welche sie sich dadurch bei den friedlichen Hirten ihrer Nachbarschaft erwarben: so verhaßt machten sie sich bei den Freibeutern, die nur auf eine schickliche Gelegenheit war- teten, um sich für den verlornen Raub an ihnen zu rächen. Diese Gelegenheit zeigte sich bald. Als sich nämlich einst beide Brüder sorglos bei einem Feste befanden, sahen sie sich plötzlich von einer überlegenen Anzahl jener Räuber angegriffen; sie wehrten sich zwar tapfer, aber dessenungeachtet konnte nur Romulus sich durchschlagen, Remus ward gefangen. Die Räuber führten ihn vor seinen ihm unbekannten Großvater und gaben vor, daß er und sein Bruder an der Spitze einer Schaar junger Leute häufig Einfälle in Numitors Ländereien gemacht und dieselben beraubt hätten. Der alte Numitvr gericth über des Jünglings Anstand, Wuchs und Gesichtszüge, aus denen ein kühner unerschrockener Muth sprach, in nicht geringes Erstaunen. Er fragte ihn über sein Alter, seine Eltern u. s. w., und eine dunkle Ahnung stieg in ihm auf, daß die beiden Brüder vielleicht seine Enkel seyn könnten. Indessen wurde auch dem Faustulus bange um seinen ge- liebten Pflegesohn. Er hatte bis jetzt die Jünglinge wie seine Söhne gehalteil und sie nichts voll ihrer Abkunft merken lassen. Nun aber trieb ihil die Angst, das Geheimniß denl Romulus mitzutheilen. Dieser gillg zu Numitvr, elltdeckte sich ihm und brachte so die Vermuthung desselben zur Gewißheit. Romulus und Remus überrumpelten hierauf mit ihren treuen Gesellen die kölligliche Bllrg und nahmen dem ungerechten Amulius Krone ulld Leben. Nachdem nun die Ruhe wieder hergestellt und Numitvr in seine Rechte eingesetzt war, wollten die zwei Jünglinge nicht, ohne zu herrschen, in Alba wohnen, aber auch bei Lebzeiten ihres Großvaters nicht daselbst Könige seyn; sie faßten daher den Ent- schluß, eine Stadt zu bauen. Der König, welcher sie selbst dazu 3 *

3. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 202

1844 - Stuttgart : Metzler
202 Der Bund im Rütli. berg in Nidwalden. Zahlreiche Schaaren bewaffneter Knechte, welche auf öffentliche Kosten unterhalten werden mußten, beschütz- ten die Vögte. Bedrückungen jeder Art, Gewaltthaten und frevelhafte Ver- letzungen des Ehr- und Nationalgefühls nahmen nun ihren Anfang. Der freie Kauf und Verkauf auf den benachbarten Märkten ward gehemmt oder durch hohe Zölle erschwert. Ge- ringe Vergehen wurden hart bestraft; man führte sogar Gefan- gene über die Grenzen, um sie in Küßnacht, welches damals noch nicht zum Gebiete von Schwyz gehörte, einzukerkern. Leben, Eigenthum und Ehre jedes Biedermannes war gefährdet. Frucht- los war jede Klage. Sie sollteu sich dem Hause Oesterreich er- geben, hieß es, so würde sich die gerechte Strenge, die sie durch ihre hartnäckige Widerspenstigkeit wohl verdient hätten, in Milde verwandeln. / Im Melchthale in Obwalden wohnte ein wohlhabender und geachteter Landmann, Heinrich an der Halden. Sein Sohn Arnold sollte ein Gebot übertreten haben, worauf eine Strafe von fünf Schillingen gesetzt war. Dafür wollte ihm ein Diener des Vogts das schönste Paar Ochsen wegnehmen, und reizte durch die Aeußerung, die Bauern sollten den Pflug selbst ziehen, den feurigen Jüngling so, daß dieser ihm einen Finger zerschlug. Arnold floh nach Uri und hielt sich bei Walther Fürst, seinem Vetter, verborgen (1307). Landenberg aber be- schied den greisen Vater vor sich, ließ ihm, als er den Aufenthalts- ort seines Sohnes nicht angeben konnte oder wollte, die Augen ausstechen und Hab und Gut wegnehmen. In Uri und Schwyz herrschte Geßler gleichfalls mit grau- samer Willkühr und stolzer Verachtung des Adels und Volkes. Unweit Altdorf baute er, um seine Unterdrückungsversuche desto sicherer durchzusetzen, eine Burg, welche von ihm selbst den Namen Zwing-Uri erhielt. Auf dem Markte zu Altdorf ließ er am St. Jakobstage eine Stange mit dem österreichischen Herzogs- hute aufrichten, und machte den Befehl öffentlich bekannt, daß

4. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 204

1844 - Stuttgart : Metzler
— 204 Der Bund im Rütli. freiungswerk vollführt und die Vögte mit ihrem Gefolge über die Grenze gebracht werden sollten. Obgleich Viele von dem An- schlage wußten, so wurde doch von jedem das Geheimniß treu bewahrt; keiner war so verworfen, daß er für Gunst oder schnö- den Lohn sein Vaterland an die Unterdrücker desselben verrathen hätte. Indessen ereignete sich eine Begebenheit, welche leicht hätte die Landleute von Uri zu einem unbesonnenen Vorgreifen hin- reißen können, wodurch das Ganze der Gefahr des Mißlingens preisgegeben worden wäre. Sonntag den 18. Wintermonat kam Wilhelm Tell, ein frommer, redlicher Landmann und be- rühmter Armbrustschütze aus Bürglen, welcher auch zu dem heimlichen Bunde gehörte und Walther Fürsts Schwiegersohn war, nach Altdorf. Er hatte zu viel Selbstgefühl, um sich vor einem leeren Hute zu beugen. Als ihn daher sein Weg an dem Pfahle vorbeiführte, entblöste er sein Haupt nicht. Geßler be- schied ihn des andern Tages vor sich, stellte ihn darüber zu Rede und hörte nicht auf Tells Entschuldigung, sondern befahl ihm, zur Strafe seines Vergehens einem seiner Kinder — es war ein sechsjähriger Knabe — einen Apfel von dem Kopfe zu schießen. Bitten und Flehen waren fruchtlos. Mit zitternder Hand ergreift Tell die Armbrust; er legt an, aber seine Augen verdunkeln sich, und er bittet den Vogt noch einmal, ihm den schrecklichen Schuß zu erlassen. Als ihn aber Geßler hart anfährt iuib auf den Fehlschuß das Leben des Schützen, aus die Weigerung aber sein und seines Kindes Leben setzt: da faßt sich Tell wieder, legt im Vertrauen aus Gott noch einmal an, drückt los und — trifft. Mit einem dankbaren Blicke gen Himmel eilt jetzt Tell un- ter dem freudigen Zurusen des Volks auf sein Söhnchen zu, drückt es an die klopfende Brust und will sich nach Hause bege- den. Allein des Vogtes Rachgier war durch die grausame Strafe noch nicht befriedigt. Er hatte bemerkt, daß Tell noch einen zweiten Pfeil im Koller trug, und wollte nun wissen, wozu Tell diesen bestimmt habe. Tell gab zuerst eine ausweichende Ant- wort und sagte: „Herr, das ist bei Schützen so gebräuchlich."

5. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 206

1844 - Stuttgart : Metzler
206 Der Bund im Rütli. That an und wurde noch in der Nacht desselben Tages durch einen Genossen des Rütlibundes über den See nach Uri gebracht, wo er sich verborgen hielt. Das unerwartete Ereigniß veranlaßte noch eine nächtliche Zusammenkunft im Rütli; doch blieb man bei der früher getrof- fenen Verabredung. Mit den ersten Stunden des Jahres 1308 begann das Befreiungswerk und wurde eben so schnell als glück- lich zu Ende geführt. Die Feste Rotzberg fiel durch einen jungen Unterwaldner, welcher, im Einverständniß mit einer Magd, an einem Seile die Burg erkletterte, 20 Verbündete nachzog und den Schloßhauptmann nebst seinen Knechten gefangen nahm. Sarnen wurde durch eine andere List gewonnen. Nach einer von Landenberg eingeführten Sitte brachten ihm am Neu- jahrstage die Landleute Geschenke. Des Morgens, als er eben zur Kirche ging, begegneten ihm zwanzig Männer mit Geflügel, Kälbern, Ziegen u. dgl. Da sie unbewaffnet waren, wurden sie ohne Anstand in das Schloß gelassen. Jetzt stieß einer ins Horn. Schnell wurden spitzige Eisen auf die langen Stöcke gepflanzt, aus dem nahen Erlenholze stürzten noch dreißig Bewaffnete her- bei, man bemächtigte sich der Schloßknechte, holte den flüchtigen Vogt ein und brachte ihn sammt den übrigen Gefangenen über die Grenze. Jetzt loderten die Feuerzeichen von Berg zu Berg; alles Volk in den Waldstätten kam in Bewegung, die Urner machten die Zwingburg dem Erdboden gleich, und Staussacher mit seinen Landsleuten zerstörte die unbewehrte Burg Schwanan auf der kleinen Insel gleiches Namens im Lowerzersee. Am folgenden Sonntage versammelten sich Abgeordnete der drei Länder in Brunnen und erneuerten den alten Bund auf zehn Jahre. Teil soll im hohen Alter bei der Rettung eine-s Knaben im Schächenbache umgekommen seyn. Seine dankbaren Landsleute ließen im Jahre 1388, dreißig Jahre nach seinem Tode, in der Nähe jener Felsplatte, wo er aus dem Schiffe sprang, die be- kannte Tellskapelle erbauen, wo jährlich eine Lobrede auf den wackern Schützen gehalten wird.

6. Theil 1 - S. 117

1839 - Leipzig : Fleischer
117 Pelopidas wurde mit einem Heere hingeschickt, worauf der Tyrann sich sogleich demüthig unterwarf, und für die Zukunft die besten Ver- sprechungen gab. Von da reiste Pelopidas weiter nach Macedonien, wo ein Thronftreit zu schlichten war. Er ordnete auch hier die An- gelegenheiten, und führte mehrere angesehene Personen als Geiseln mit sich fort, unter denen auch des Königs jüngster Bruder, der junge Philippos, war, der späterhin das Loos von ganz Griechenland entschied. Als er nun durch das beruhigte Thessalien zurückreiste, hatte er, keine Gefahr ahnend, sein Heer vorausgeschickt, und war auch ohne Besorgniß, als ihm gemeldet wurde, daß Alexander ihm an der Spitze seiner Söldner entgegen komme. Aber unversehens nahm dieser ihn gefangen, führte ihn gebunden nach Pherä, und warf ihn in den Kerker. Als das Heer diese Treulosigkeit erfuhr, rief es den Epaminondas, der damals gerade bei seinen Mitbürgern in Ungnade stand, und nur als gemeiner Soldat diente, zum Feldherrn aus. Dieser führte das Heer sogleich gegen Alexander, und trieb ihn bald so in die Enge, daß er um Frieden bitten mußte, der ihm aber nur unter der Bedingung gewährt wurde, daß er seinen Gefangenen so- gleich ausliefere, was auch alsbald geschah. — Drei Jahre darauf, 364, gingen von Seiten der Thessalier neue Klagen über die Grau- samkeit Alexanders ein. Die Thebaner sandten ein Heer unter Pelo- pidas abermals hin. Es kam zur Schlacht bei Kynoskephalä (Hundsköpfe; so nannte man eine Reihe kleiner Hügel), in welcher Pelopidas fiel. Als er umherspähend den Tyrannen erblickte, sprengte er wüthend auf ihn ein, wurde aber, indem sich Alexander feig hinter seine Leibwache verbarg, von dieser niedergemacht. Zwar wurde Alexander zuletzt besiegt, aber der Sieg war durch des Pelopidas Tod allzu theuer erkauft. Von einem unzählbaren Zuge trauernder Krie- ger wurde seine Leiche feierlich nach Theben geführt. Zwei Jahre nach dem Tode des Pelopidas unternahm Epami- nondas einen vierten Einfall in den Peloponnes. Bei Mantineia in Arkadien kam es zur Schlacht, 363. Epaminondas, unter den Vordersten kämpfend, erhielt einen tödtlichen Pfeilschuß in die Brust. Er sank zu Boden; aber nun entstand ein wüthender Kampf um sei- nen Besitz. Die Feinde wollten ihn als Gefangenen fortschleppen, die Seinigen ihn aber nicht fahren lassen. Zuletzt siegten die Theba- ner, und brachten ihn sterbend hinter das Gefecht. Als das Getüm- mel der Schlacht verschollen war, sammelten sich die edelsten Thebaner um den sterbenden Feldherrn. Die Aerzte erklärten die Wunde für tödttich; er werde sterben, sobald man den Pfeil herausziehe. „Wo ist mein Schild?" fragte er matt. Man brachte ihm denselben. Freundlich lächelnd blickte er auf ihn, seinen Begleiter in so vielen Gefahren, hin, und küßte ihn; denn er hatte gefürchtet, daß die Feinde

7. Theil 1 - S. 155

1839 - Leipzig : Fleischer
155 sich entschließen, dem Könige zu schmeicheln. Jetzt hatte ihn der König feige gescholten. „So?" rief Klitos aufgebracht, „meinst du etwa die Feigheit, mit der ich einst am Granikos dem schon fliehenden Götter- sohn das Leben rettete? Nur durch das Blut und die Wunden der Macedonier bist du der geworden, der du bist, und nun weißt du dich vor Stolz nicht zu lassen, so daß du deinen Vater Philipp verläug- nest, und dich für einen Göttersohn hältst!" — „Wie?" schrie Alexan- der, „du Bösewicht! glaubst du, daß dir solche Reden so hingehen sollen?" — Der Wortwechsel wurde immer heftiger; endlich ergriff der König einen Apfel von der Tafel, warf ihn dem Klitos an den Kopf, und suchte nach dem Schwerte, welches aber bereits auf die Seite gebracht war. Einige Freunde des Klitos brachten diesen aus dem Zimmer; wüthend stürzte er aber zu einer andern Thüre wieder hinein, schrie ärger als zuvor, und überhäufte den König mit Schmä- hungen, bis dieser, außer sich vor Zorn, aufsprang, einer Wache den Spieß wegriß, und diesen dem Klitos durch den Leib rannte. Röchelnd stürzte Klitos nieder, und war in wenigen Augenblicken todt. So- gleich verschwand des Königs Zorn und Rausch. Er warf sich, seine rasche That schmerzlich bereuend, auf den Sterbenden nieder, rief ihn schmerzlich beim Namen, und hätte sich selbst erstochen, hätte man ihn nicht gehalten. Man führte ihn in sein Zimmer. Hier brachte er die ganze Nacht in trostloser Verzweiflung zu. Er erinnerte sich, wie des Klitos Schwester ihn so liebevoll erzogen, und er selbst ihm das Leben gerettet hätte, und diesen Mann hatte er nun ermordet! Man hörte die ganze Nacht, wie er auf dem schlaflosen Lager mit dumpfer Verzweiflung den Namen: „Klitos! Klitos!" rief. In diesem Zu- stande brachte er mehrere Tage zu; dann zerstreuten ihn nach und nach neue Züge und Arbeiten. Nun unternahm er den abenteuerlichsten aller seiner Feldzüge. Es ging nach Indien, das heißt demjenigen Theil Ostindiens, der diesseit des Ganges liegt, und jetzt Vorderindien heißt. Eine tollkühne Unternehmung, ein von Macedonien 700 Meilen weit entferntes Land, welches von tapfern und zahlreichen Völkern bewohnt war, mit eini- gen tausend Menschen, die nicht einmal an das heiße Klima gewöhnt waren, erobern zu wollen! Aber je größer die Schwierigkeiten, desto heftiger war Alexanders Begier, und er zeigte wie Demosthenes, nur in einem ganz verschiedenen Sinne, was der Mensch alles vermöge, wenn er seine ganze Kraft an die Erringung Eines Zielpunctes setzt. Wirklich waren die Schwierigkeiten, ehe er nur an die Gränze die- ses weiten Landes kam, ungeheuer. Er mußte über ein steiles Ge- birge (Paropamisos, jetzt Hindukusch), welches von wilden Thieren bewohnt wurde, ziehen, über breite Ströme setzen, feste Städte bela- gern und sich beständig mit feindseligen Völkern herumschlagen. Aber

8. Theil 1 - S. 34

1839 - Leipzig : Fleischer
34 schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf. Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte. Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres Lösegeld. Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro- janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer- sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte, das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka- men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche. Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater- land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be- stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen, ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben- teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen. Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer- störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen. Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich

9. Theil 2 - S. 132

1839 - Leipzig : Fleischer
132 wer den Preis davon getragen habe. Die Herolde aber empfingen die ankommenden Ritter, untersuchten die Waffen derselben, ob sie so eingerichtet waren, daß kein Schade damit angerichtet werden konnte, und wiesen ihnen ihre Stellen an. Außer ihnen sah man auf dem Turnierplätze auch noch die Gries- wartel und Turnier- oder Prügelknechte. Jene waren, wie die Herolde, Edelleute, und hatten darauf zu sehen, daß die Streiten- den einander nicht ernstlich angriffen. Geschah dies, so warfen sie die langen Stangen, welche sie trugen, zwischen sie, und brachten sie aus einander. Die Prügelknechte trugen Prügel in der Hand, und mußten den Streitenden die Waffen reichen oder aufheben, den Ge- fallenen zu Hülfe kommen, und das Volk in Ordnung halten. Dann und wann griffen sie auch wohl zu, wenn die Kampfer nicht aus ein- ander zu bringen waren. Unter den vornehmen Zuschauern befanden sich auch Damen. Ihnen übertrug man gewöhnlich, den Preis oder Dank dem Sieger zu überreichen. Sie hatten einen besondern, erhöheten Sitz, und sorg- ten dafür, in reizendem Anzuge zu erscheinen. Wenn endlich alle Vorbereitungen getroffen waren, winkten die Turniervögte; die Trompeten gaben das Zeichen zum Anfang, und es begann der Kampf. Die Ritter waren von den Pferden gestiegen, hatten sich in zwei Partheien geordnet, und standen schlagfertig ein- ander gegenüber. Jeder hatte einen Kolben in der Hand, d. i. eine Keule von festem Holz, der dünne Griff mit Metall beschlagen, oben aber dick. Die Grieswartel hieben die Seile entzwei, durch welche beide Partheien bis dahin getrennt waren, und nun schritten sie gegen einander vor. Jede Parthei suchte die andre zurückzutreiben. So focht man zuweilen stundenlang, entweder bis die eine gesiegt hatte, oder bis den Vögten gefiel, den Kamps aufhören zu lassen. Die Trom- peten gaben das Zeichen, daß dieser Kampf beendigt sey. Das war das Vorturnier. Nun wurden die Kolben mit den Schwertern vertauscht. Der Kampf begann aufs Neue, und die Kunst bestand darin, den Gegnern die Helmkleinode herunterzuhauen. Hinter sich hatte Jeder einen oder mehrere Knappen. Diese durften sich nicht in das Gefecht mischen, sondern nur ihren Herren die nöthigen Waffen reichen. Dieser Kampf hieß das Nachturnier. Eine andere Turnierübung war das Lanzenstechen. Ge- wöhnlich traten darin zwei und zwei gegen einander auf, selten ganze Schaaren. Die beiden Ritter, welche mit einander den Gang machen wollten, stellten sich zu Roß einander gegenüber. Jeder legte die Lanze ein, d. i. er hielt sie in der rechten Hand, die Spitze des Schafts unter dem Arme, und drückte sie mit diesem fest an den Leib. Die

10. Theil 2 - S. 203

1839 - Leipzig : Fleischer
203 einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf er einen dritten, Arnold aus dem Melchthal in Unterwalden, in gleicher Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landenberg ihm ein Ge- spann schöner Ochsen vom Pfluge genommen, und dabei gesagt, die Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten. Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte des Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so hatte der Vogt dem alten Vater die Augen ausstechen lassen. Nach- dem die drei Männer überlegt hatten, was zu thun sey, kamen sie überein, daß der Tod besser sey als ungerechtes Joch zu dulden. Sie verabredeten einen Tag, an welchem sie jeder mit 10 bewährten Freun- den auf einer einsamen Wiese am Westufer des Vierwaldstädter-See's, das Rütli genannt, rings von Felsen umgeben, in der Stille der Nacht zusammenkommen wollten. Alle 33 gaben sich hier (Nov. 1307) mit bewegtem Herzen die Hände darauf: daß Keiner ohne den Andern handeln, Keiner den Andern verlassen wolle. In dieser Freundschaft wollten sie leben und sterben, dem Hause Habsburg getreu bleiben, die Vögte aber und ihre Knechte ohne Blutvergießen vertreiben, und ihren Enkeln die von den Vorältern empfangene Freiheit ungetrübt hinterlassen. Alle hoben die Hände gen Himmel, und schwuren. Dann ging Jeder still in seine Hütte zurück, den Tag der Ausführung, den 1. Januar 1308, ruhig abwartend. Noch ehe dieser Tag kam, verlor Geßler unerwartet das Leben. Ein Landmann aus Bürglen, unweit Altorf in Uri, Wilhelm Tell, Walther Fürsts Tochtermann, auch einer jener 33, ging gleich nach der Zusammenkunft im Rütli über den Markt von Altorf. Hier hatte Geßler, den Gehorsam der Schweizer zu prüfen, aus einer hohen Stange einen Hut aufgesteckt, und befohlen, daß jeder Vorübergehende seinen Hut abziehen solle. Das vermochte Tells Freiheitssi'nn nicht, und als die Wache ihn ergriff, und die Einwohner herbeiströmten, ihn zu be- freien, erschien der Landvogt selbst. Er verlangte, daß Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem kleinen Sohne einen Apfel vom Kopfe schießen sollte. Kein Bitten half, Tell sckoß, und traf den Apfel glücklich. Aber er hatte zwei Pfeile aus dem Köcher genommen, und auf des Vogts Befragen, wozu? — erwiederte er: „der zweite Pfeil war für eure Brust bestimmt, wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte." Da befahl der Vogt, ihn über den See nach Küßnacht zu führen, und ihn in einem festen Kerker zu verwahren. Er selbst fuhr mit. Doch als sie auf dem See schifften, entstand ein entsetzlicher Sturm. Wenn hier der Sturm — Föhn wird er genannt — sich aus den Schlünden des hohen Gotthardt losreißt, und sich zwischen den himmelhohen Fels- wänden, welche den See einschließen, verfängt, so wühlt er das Wasser zu thurmhohen Wellen auf. Das Schiff war in äußerster Gefahr
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