157
Theils Unzufriedenheit mit der Regierung, theils das Beispiel Spaniens
veranlagte eine ähnliche Revolution in Neapel, deren Ausbruch von den
Carbonari dadurch erleichtert war, daß ihre Grundsätze bei der Armee Ein-
gang gefunden hatten. In der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1820 empörte
sich ein kleiner Theil des Heeres; andere Regimenter schlossen sich sogleich
an, und da die gegen sie ausgeschickten Truppen ebenfalls zu ihnen übergingen,
gab der schwache König Ferdinand nach, und erklärte, er sei bereit, die
Wünsche des Volks zu erfüllen, und wolle ihm binnen 8 Tagen eine neue
Verfassung geben. Aber damit waren die Aufrührer nicht zufrieden, sondern
forderten, den Mönch Minichini und den General Pepe an der Spitze,
daß der König binnen 24 Stunden die spanische Verfassung annähme. Der
schwache Ferdinand legte nun die Regierung nieder, und übergab sie seinem
Sohne (Franz), der sie als Generalvicar des Reichs führen sollte. Beide
beschworen darauf die spanische Verfassung, und nun war das Volk, das
sich von solchen Aenderungen immer Vortheil verspricht, voll Lust und Freude.
Gleich darauf erfolgte eine Revolution in Portugal. Seit 1807
war Johann von Portugal (seit 1816 König) in Brasilien. Die Portugiesen
mußten jährlich beträchtliche Summen dahin schicken zur Unterhaltung des
Hofes, statt daß sonst die Reichthümer Brasiliens nach Portugal geflossen
waren. Sie wurden von einem Statthalter regiert, der ganz unter englischem
Einflüsse stand. Daß sie daher sehr unzufrieden sein mußten, war natürlich;
aber sie liebten dennoch ihren König Johann Vi., und wünschten nur
eine ihn einschränkende Verfassung, wie die spanische. Am 24. August 1820
machte der Oberst Sepulveda in Porto, im Einverständniß mit den übrigen
Behörden der Stadt, den Soldaten bekannt, daß eine neue Verfassung ein-
geführt werden müsse. Das Volk und die Soldaten antworteten mit großem
Jubel: „Es lebe unser vielgeliebter König Johann Vi.! es leben die Cortes
und die Verfassung!" Einige Generale wollten sich der Revolution wider-
setzen, wurden aber von ihren Soldaten verlassen. Am 16. Sept. zogen
darauf die Anstifter in Lissabon ein, wo das Volk sie freudig empfing; es
wurde eine provisorische Regierung niedergesetzt, die spanische Verfassung an-
genommen, und ein Schiff schnell nach Rio Janeiro geschickt, den König zu
bitten, die Verfassung zu bestätigen, und entweder selbst nach Portugal zu-
rückzukehren, oder das Land durch einen seiner Söhne regieren zu lassen.
Johann hielt es für das Beste, selbst zu kommen. Er lief am 4. Juli 1821
im Tajo ein, und gab der Notwendigkeit nach, indem er die Verfassung
beschwor. Die Cortes wurden nun zusammenberufen; aber es zeigte sich bald
auch hier, daß jede dem Regenten abgezwungene Verfassung nur zur Volks-
herrschaft und zu Unruhen führen müsse. Denn der König mußte alle Be-
schlüsse der Cortes genehmigen, und stellte sich dabei noch, als ob er ein
warmer Freund der Verfassung sei.
Am auffallendsten zeigte sich in Sicilien, zu welchen Unordnungen die
Parteisucht führt. In Palermo waren drei Parteien: Einige wollten die
alte Ordnung der Dinge, Andere die neue Verfassung, und noch Andere
wünschten ganz unabhängig von Neapel zu sein. Die Letzteren trugen als
Abzeichen ein gelbes Band. General Church (spr. Tschortsch», ein Engländer-
in neapolitanischen Diensten, riß in der Mitte des Juli 1820 einem Bürger
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Mönch_Minichini Ferdinand Franz) Franz Johann_von_Portugal Johann Johann August Sepulveda Johann_Vi Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Neapel Portugal Brasilien Brasiliens Portugal Lissabon Portugal Sicilien Palermo Neapel
216
wurde. Noch setzten einige karlistische Generale, besonders Cabrera, den
Bürgerkrieg mit unmenschlicher Wuth in Catalonien und Aragonien fort, aber
auch er mußte im Juli 1840 nach Frankreich übergehen. Gegen 30,000
Karlisten waren so im größten Elende über die Pyrenäen gekommen. Der
Krieg war beendet, nachdem er fast sieben schreckliche Jahre gedauert hatte.
Espartero wurde zum Herzoge de la Victoria ernannt. Don Karlos
blieb bis 1845 in Bourges unter Aufsicht der französischen Regierung, und
wurde, nachdem er seinen Ansprüchen entsagt hatte, nach Genna entlassen.
Er ist 1855 in Triest gestorben. Seine Ansprüche hatte er seinem Sohne,
dem Grafen von Montemolin, übertragen. Dieser war nach England ent-
flohen, von wo er noch im April 1844 den Versuch machte, nach Spanien
zu gelangen, aber von der französischen Negierung verhaftet und zurückge-
wiesen wurde.
Die inneren Regierungsangelegenheiten Spaniens in dieser Zeit sind ein
solches Gewebe von Parteiungen und Empörungen, von Intriguen und Mini-
sterwechsel, daß wir uns auf die Hauptzüge beschränken. Die Regentin, um
sich des Beistandes der Liberalen.gegen die Karlisten zu versichern, gab 1834
eine Verfassung: das sogenannte Estatudo real. Es befriedigte wenig. Der
Ruf nach der Constitution von 1812 ertönte wieder, und das Volk richtete
an vielen Orten seinen Grimm gegen die Mönche, deren Klöster es plünderte
und zerstörte. Im August brach der Aufstand in Madrid aus; die Regentin
befand sich in la Granja. In der Nacht des 12. Aug. zogen Soldaten-
haufen unter Anführung des Sergeanten Hereia vor dieses Schloß. Unter
wilden Drohungen forderte man die Constitution von 1812; zwölf Unter-
offiziere und Soldaten drangen in das Schlafzimmer Christinen's, und nach
mehrstündigem Unterhandeln mußte sie sich zur Annahme der Forderung ver-
stehen. Doch wurde jene Verfassung durch die zusammentretenden Cortes
zum Vortheil der königlichen Macht wesentlich geändert und am 18 Juni
1837 verkündigt und beschworen. Als nun die Regierung, auf die Will-
fährigkeit der damaligen Cortes bauend, noch größere Erweiterung der könig-
lichen Macht, namentlich durch ein Gemeindeordnungs-Gesetz (Ayuntamientos),
erstrebte, zeigten sich wieder heftige Bewegungen im Volke. Espartero trat
auf die Seite des Volkes, und nahm, als die Regentin seine Rathschläge
verwarf, seine Entlassung. Sie wurde verweigert, aber in Madrid selbst
traten die Behörden mit offnem Widerstande gegen die Regentin auf. Es-
partero sollte den Aufstand unterdrücken; da machte er die Erfüllung seiner
Rathschläge zur Bedingung des Beistandes für die Regentin. Das Volk
jubelte laut auf; Espartero hielt 29. Sept. 1840 seinen fast königlichen Ein-
zug in Madrid. Die Regentin, welche in die Zurücknahme des Gemeinde-
gesetzes nicht willigen mochte und überdem durch ihr Privatleben die öffent-
liche Achtung verscherzt hatte, fand es für gerathen, abzudanken. Sie schiffte
sich am 14. Oct. nach Frankreick ein. Espartero, vom armen Dorfknaben
Boldomero schon bis zum Herzog emporgestiegen, wurde am 8. Mai 1841
zum Regenten des Reiches erwählt.
Auch unter seiner Regentschaft fehlte es nicht an Unruhen und Eni-
pörungen. So in Barzellona, welches im Nov. 1842 bombardirt werden
mußte. Im folgenden Jahre brach ein weiter verbreiteter Aufstand aus.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Cabrera Espartero Genna Grimm August Hereia Espartero Espartero
Extrahierte Ortsnamen: Bürgerkrieg Aragonien Frankreich Triest England Spanien Spaniens Madrid Granja Christinen's Madrid Madrid Frankreick Boldomero Barzellona
Die olympischen Spiele.
33
Ringer nackt erschienen, dursten sich nicht anfassen, sondern blos
schlagen. Sie umwanden sich Arm und Hand kreuzweis mit
Riemen; mancher verließ blutrünstig oder mit Verlust der Ge-
sundheit den Kampfplatz. Der Kampf, bei welchem Ringen und
Schlagen verbunden war, hieß Pankra^ion. Auch im Sprin-
gen und Werfen des Diskos (einer metallenen Scheibe) wurde
gewetteisert. Künstler stellten ihre Werke aus, Geschichtschreiber
wie Herüdotos, und Dichter wie Aeschylos, Sophokles,
Eurípides lasen vor dem versammelten Griechenlande, was
ihr Geist Großes und Bewundernswürdiges geschaffen hatte.
Den Beschluß des Festes machte die Krönung der ausge-
zeichnetsten Kämpfer, Nach einem feierlichen Opfer zogen die
Sieger mit Palmzweigen in der Hand in schönen Gewändern
unter Flötenmusik an den Sitzen der Zuschauer vorbei. Jedem
wurde unter dem lauten Ausrufen seines Namens ein Oliven-
kranz auf das Haupt gesetzt. Und die Griechen hätten diesen
einfachen Schmuck mit keinem andern vertauscht. Ein Greis
starb vor Freude, als sein bekränzter Sohn ihn umarmte. Zu
Hause wurden die Sieger von ihren Mitbürgern mit Lobgesan-
gen empfangen und der ausgezeichnetsten Ehrenstellen gewürdigt;
ihre marmornen Bildsäulen, zu Olympia aufgestellt, und Dich-
ter, welche ihr Lob besangen, brachten ihren Namen auch auf
die Nachwelt.
Der Einfluß der olympischen und ähnlicher Spiele auf die
Griechen war unverkennbar. Kraft, Gewandtheit und Ge-
schmeidigkeit zeichnete ihren Körper aus; die entferntesten Völker-
schaften lernten sich als Glieder eines Volkes kennen, und wett-
eiferten mit einander in dem, was der Grieche für ruhmwürdig
hielt. Man theilte sich wechselseitig Nachrichten aus allen Thei-
len Griechenlands mit; man erneuerte alte Freundschaften, schloß
neue und freute sich des Ruhmes, den die Sieger dem Gesammt-
vaterlande gebracht hatten.
Hugendubel, Weltgeschichte.
3
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
3s
oder die Erbauung der Stadt Rom.
suchten eine Ehre darin, an der Spitze einer Schaar junger Leute,
die sich freiwillig um sie gesammelt hatten, Räuber zu verfolgen,
Diebe einzufangen und Unterdrückte in Schutz zu nehmen. So
groß die Achtung war, welche sie sich dadurch bei den friedlichen
Hirten ihrer Nachbarschaft erwarben: so verhaßt machten sie sich
bei den Freibeutern, die nur auf eine schickliche Gelegenheit war-
teten, um sich für den verlornen Raub an ihnen zu rächen. Diese
Gelegenheit zeigte sich bald. Als sich nämlich einst beide Brüder
sorglos bei einem Feste befanden, sahen sie sich plötzlich von einer
überlegenen Anzahl jener Räuber angegriffen; sie wehrten sich
zwar tapfer, aber dessenungeachtet konnte nur Romulus sich
durchschlagen, Remus ward gefangen. Die Räuber führten ihn
vor seinen ihm unbekannten Großvater und gaben vor, daß er
und sein Bruder an der Spitze einer Schaar junger Leute häufig
Einfälle in Numitors Ländereien gemacht und dieselben beraubt
hätten. Der alte Numitvr gericth über des Jünglings Anstand,
Wuchs und Gesichtszüge, aus denen ein kühner unerschrockener
Muth sprach, in nicht geringes Erstaunen. Er fragte ihn über
sein Alter, seine Eltern u. s. w., und eine dunkle Ahnung stieg
in ihm auf, daß die beiden Brüder vielleicht seine Enkel seyn
könnten.
Indessen wurde auch dem Faustulus bange um seinen ge-
liebten Pflegesohn. Er hatte bis jetzt die Jünglinge wie seine
Söhne gehalteil und sie nichts voll ihrer Abkunft merken lassen.
Nun aber trieb ihil die Angst, das Geheimniß denl Romulus
mitzutheilen. Dieser gillg zu Numitvr, elltdeckte sich ihm und
brachte so die Vermuthung desselben zur Gewißheit. Romulus
und Remus überrumpelten hierauf mit ihren treuen Gesellen die
kölligliche Bllrg und nahmen dem ungerechten Amulius Krone
ulld Leben.
Nachdem nun die Ruhe wieder hergestellt und Numitvr in
seine Rechte eingesetzt war, wollten die zwei Jünglinge nicht,
ohne zu herrschen, in Alba wohnen, aber auch bei Lebzeiten ihres
Großvaters nicht daselbst Könige seyn; sie faßten daher den Ent-
schluß, eine Stadt zu bauen. Der König, welcher sie selbst dazu
3 *
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
202
Der Bund im Rütli.
berg in Nidwalden. Zahlreiche Schaaren bewaffneter Knechte,
welche auf öffentliche Kosten unterhalten werden mußten, beschütz-
ten die Vögte.
Bedrückungen jeder Art, Gewaltthaten und frevelhafte Ver-
letzungen des Ehr- und Nationalgefühls nahmen nun ihren
Anfang. Der freie Kauf und Verkauf auf den benachbarten
Märkten ward gehemmt oder durch hohe Zölle erschwert. Ge-
ringe Vergehen wurden hart bestraft; man führte sogar Gefan-
gene über die Grenzen, um sie in Küßnacht, welches damals noch
nicht zum Gebiete von Schwyz gehörte, einzukerkern. Leben,
Eigenthum und Ehre jedes Biedermannes war gefährdet. Frucht-
los war jede Klage. Sie sollteu sich dem Hause Oesterreich er-
geben, hieß es, so würde sich die gerechte Strenge, die sie durch
ihre hartnäckige Widerspenstigkeit wohl verdient hätten, in Milde
verwandeln. /
Im Melchthale in Obwalden wohnte ein wohlhabender
und geachteter Landmann, Heinrich an der Halden. Sein
Sohn Arnold sollte ein Gebot übertreten haben, worauf eine
Strafe von fünf Schillingen gesetzt war. Dafür wollte ihm ein
Diener des Vogts das schönste Paar Ochsen wegnehmen, und
reizte durch die Aeußerung, die Bauern sollten den Pflug selbst
ziehen, den feurigen Jüngling so, daß dieser ihm einen Finger
zerschlug. Arnold floh nach Uri und hielt sich bei Walther
Fürst, seinem Vetter, verborgen (1307). Landenberg aber be-
schied den greisen Vater vor sich, ließ ihm, als er den Aufenthalts-
ort seines Sohnes nicht angeben konnte oder wollte, die Augen
ausstechen und Hab und Gut wegnehmen.
In Uri und Schwyz herrschte Geßler gleichfalls mit grau-
samer Willkühr und stolzer Verachtung des Adels und Volkes.
Unweit Altdorf baute er, um seine Unterdrückungsversuche desto
sicherer durchzusetzen, eine Burg, welche von ihm selbst den Namen
Zwing-Uri erhielt. Auf dem Markte zu Altdorf ließ er am
St. Jakobstage eine Stange mit dem österreichischen Herzogs-
hute aufrichten, und machte den Befehl öffentlich bekannt, daß
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Arnold Arnold Walther
Fürst Landenberg
—
204 Der Bund im Rütli.
freiungswerk vollführt und die Vögte mit ihrem Gefolge über die
Grenze gebracht werden sollten. Obgleich Viele von dem An-
schlage wußten, so wurde doch von jedem das Geheimniß treu
bewahrt; keiner war so verworfen, daß er für Gunst oder schnö-
den Lohn sein Vaterland an die Unterdrücker desselben verrathen
hätte.
Indessen ereignete sich eine Begebenheit, welche leicht hätte
die Landleute von Uri zu einem unbesonnenen Vorgreifen hin-
reißen können, wodurch das Ganze der Gefahr des Mißlingens
preisgegeben worden wäre. Sonntag den 18. Wintermonat
kam Wilhelm Tell, ein frommer, redlicher Landmann und be-
rühmter Armbrustschütze aus Bürglen, welcher auch zu dem
heimlichen Bunde gehörte und Walther Fürsts Schwiegersohn
war, nach Altdorf. Er hatte zu viel Selbstgefühl, um sich vor
einem leeren Hute zu beugen. Als ihn daher sein Weg an dem
Pfahle vorbeiführte, entblöste er sein Haupt nicht. Geßler be-
schied ihn des andern Tages vor sich, stellte ihn darüber zu Rede
und hörte nicht auf Tells Entschuldigung, sondern befahl ihm,
zur Strafe seines Vergehens einem seiner Kinder — es war ein
sechsjähriger Knabe — einen Apfel von dem Kopfe zu schießen.
Bitten und Flehen waren fruchtlos. Mit zitternder Hand ergreift
Tell die Armbrust; er legt an, aber seine Augen verdunkeln sich,
und er bittet den Vogt noch einmal, ihm den schrecklichen Schuß
zu erlassen. Als ihn aber Geßler hart anfährt iuib auf den
Fehlschuß das Leben des Schützen, aus die Weigerung aber sein
und seines Kindes Leben setzt: da faßt sich Tell wieder, legt im
Vertrauen aus Gott noch einmal an, drückt los und — trifft.
Mit einem dankbaren Blicke gen Himmel eilt jetzt Tell un-
ter dem freudigen Zurusen des Volks auf sein Söhnchen zu,
drückt es an die klopfende Brust und will sich nach Hause bege-
den. Allein des Vogtes Rachgier war durch die grausame Strafe
noch nicht befriedigt. Er hatte bemerkt, daß Tell noch einen
zweiten Pfeil im Koller trug, und wollte nun wissen, wozu Tell
diesen bestimmt habe. Tell gab zuerst eine ausweichende Ant-
wort und sagte: „Herr, das ist bei Schützen so gebräuchlich."
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Walther_Fürsts_Schwiegersohn Rachgier
206
Der Bund im Rütli.
That an und wurde noch in der Nacht desselben Tages durch
einen Genossen des Rütlibundes über den See nach Uri gebracht,
wo er sich verborgen hielt.
Das unerwartete Ereigniß veranlaßte noch eine nächtliche
Zusammenkunft im Rütli; doch blieb man bei der früher getrof-
fenen Verabredung. Mit den ersten Stunden des Jahres 1308
begann das Befreiungswerk und wurde eben so schnell als glück-
lich zu Ende geführt. Die Feste Rotzberg fiel durch einen
jungen Unterwaldner, welcher, im Einverständniß mit einer Magd,
an einem Seile die Burg erkletterte, 20 Verbündete nachzog und
den Schloßhauptmann nebst seinen Knechten gefangen nahm.
Sarnen wurde durch eine andere List gewonnen. Nach
einer von Landenberg eingeführten Sitte brachten ihm am Neu-
jahrstage die Landleute Geschenke. Des Morgens, als er eben
zur Kirche ging, begegneten ihm zwanzig Männer mit Geflügel,
Kälbern, Ziegen u. dgl. Da sie unbewaffnet waren, wurden sie
ohne Anstand in das Schloß gelassen. Jetzt stieß einer ins Horn.
Schnell wurden spitzige Eisen auf die langen Stöcke gepflanzt,
aus dem nahen Erlenholze stürzten noch dreißig Bewaffnete her-
bei, man bemächtigte sich der Schloßknechte, holte den flüchtigen
Vogt ein und brachte ihn sammt den übrigen Gefangenen über
die Grenze.
Jetzt loderten die Feuerzeichen von Berg zu Berg; alles
Volk in den Waldstätten kam in Bewegung, die Urner machten
die Zwingburg dem Erdboden gleich, und Staussacher mit seinen
Landsleuten zerstörte die unbewehrte Burg Schwanan auf der
kleinen Insel gleiches Namens im Lowerzersee. Am folgenden
Sonntage versammelten sich Abgeordnete der drei Länder in
Brunnen und erneuerten den alten Bund auf zehn Jahre.
Teil soll im hohen Alter bei der Rettung eine-s Knaben im
Schächenbache umgekommen seyn. Seine dankbaren Landsleute
ließen im Jahre 1388, dreißig Jahre nach seinem Tode, in der
Nähe jener Felsplatte, wo er aus dem Schiffe sprang, die be-
kannte Tellskapelle erbauen, wo jährlich eine Lobrede auf den
wackern Schützen gehalten wird.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König]]
117
Pelopidas wurde mit einem Heere hingeschickt, worauf der Tyrann
sich sogleich demüthig unterwarf, und für die Zukunft die besten Ver-
sprechungen gab. Von da reiste Pelopidas weiter nach Macedonien,
wo ein Thronftreit zu schlichten war. Er ordnete auch hier die An-
gelegenheiten, und führte mehrere angesehene Personen als Geiseln mit
sich fort, unter denen auch des Königs jüngster Bruder, der junge
Philippos, war, der späterhin das Loos von ganz Griechenland
entschied. Als er nun durch das beruhigte Thessalien zurückreiste,
hatte er, keine Gefahr ahnend, sein Heer vorausgeschickt, und war
auch ohne Besorgniß, als ihm gemeldet wurde, daß Alexander ihm
an der Spitze seiner Söldner entgegen komme. Aber unversehens nahm
dieser ihn gefangen, führte ihn gebunden nach Pherä, und warf ihn
in den Kerker. Als das Heer diese Treulosigkeit erfuhr, rief es den
Epaminondas, der damals gerade bei seinen Mitbürgern in Ungnade
stand, und nur als gemeiner Soldat diente, zum Feldherrn aus.
Dieser führte das Heer sogleich gegen Alexander, und trieb ihn bald
so in die Enge, daß er um Frieden bitten mußte, der ihm aber nur
unter der Bedingung gewährt wurde, daß er seinen Gefangenen so-
gleich ausliefere, was auch alsbald geschah. — Drei Jahre darauf,
364, gingen von Seiten der Thessalier neue Klagen über die Grau-
samkeit Alexanders ein. Die Thebaner sandten ein Heer unter Pelo-
pidas abermals hin. Es kam zur Schlacht bei Kynoskephalä
(Hundsköpfe; so nannte man eine Reihe kleiner Hügel), in welcher
Pelopidas fiel. Als er umherspähend den Tyrannen erblickte, sprengte
er wüthend auf ihn ein, wurde aber, indem sich Alexander feig hinter
seine Leibwache verbarg, von dieser niedergemacht. Zwar wurde
Alexander zuletzt besiegt, aber der Sieg war durch des Pelopidas Tod
allzu theuer erkauft. Von einem unzählbaren Zuge trauernder Krie-
ger wurde seine Leiche feierlich nach Theben geführt.
Zwei Jahre nach dem Tode des Pelopidas unternahm Epami-
nondas einen vierten Einfall in den Peloponnes. Bei Mantineia
in Arkadien kam es zur Schlacht, 363. Epaminondas, unter den
Vordersten kämpfend, erhielt einen tödtlichen Pfeilschuß in die Brust.
Er sank zu Boden; aber nun entstand ein wüthender Kampf um sei-
nen Besitz. Die Feinde wollten ihn als Gefangenen fortschleppen,
die Seinigen ihn aber nicht fahren lassen. Zuletzt siegten die Theba-
ner, und brachten ihn sterbend hinter das Gefecht. Als das Getüm-
mel der Schlacht verschollen war, sammelten sich die edelsten Thebaner
um den sterbenden Feldherrn. Die Aerzte erklärten die Wunde für
tödttich; er werde sterben, sobald man den Pfeil herausziehe. „Wo
ist mein Schild?" fragte er matt. Man brachte ihm denselben.
Freundlich lächelnd blickte er auf ihn, seinen Begleiter in so vielen
Gefahren, hin, und küßte ihn; denn er hatte gefürchtet, daß die Feinde
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander_feig Alexander Alexander Alexander Mantineia
155
sich entschließen, dem Könige zu schmeicheln. Jetzt hatte ihn der König
feige gescholten. „So?" rief Klitos aufgebracht, „meinst du etwa die
Feigheit, mit der ich einst am Granikos dem schon fliehenden Götter-
sohn das Leben rettete? Nur durch das Blut und die Wunden der
Macedonier bist du der geworden, der du bist, und nun weißt du dich
vor Stolz nicht zu lassen, so daß du deinen Vater Philipp verläug-
nest, und dich für einen Göttersohn hältst!" — „Wie?" schrie Alexan-
der, „du Bösewicht! glaubst du, daß dir solche Reden so hingehen
sollen?" — Der Wortwechsel wurde immer heftiger; endlich ergriff
der König einen Apfel von der Tafel, warf ihn dem Klitos an den
Kopf, und suchte nach dem Schwerte, welches aber bereits auf die
Seite gebracht war. Einige Freunde des Klitos brachten diesen aus
dem Zimmer; wüthend stürzte er aber zu einer andern Thüre wieder
hinein, schrie ärger als zuvor, und überhäufte den König mit Schmä-
hungen, bis dieser, außer sich vor Zorn, aufsprang, einer Wache den
Spieß wegriß, und diesen dem Klitos durch den Leib rannte. Röchelnd
stürzte Klitos nieder, und war in wenigen Augenblicken todt. So-
gleich verschwand des Königs Zorn und Rausch. Er warf sich, seine
rasche That schmerzlich bereuend, auf den Sterbenden nieder, rief ihn
schmerzlich beim Namen, und hätte sich selbst erstochen, hätte man ihn
nicht gehalten. Man führte ihn in sein Zimmer. Hier brachte er die
ganze Nacht in trostloser Verzweiflung zu. Er erinnerte sich, wie
des Klitos Schwester ihn so liebevoll erzogen, und er selbst ihm das
Leben gerettet hätte, und diesen Mann hatte er nun ermordet! Man
hörte die ganze Nacht, wie er auf dem schlaflosen Lager mit dumpfer
Verzweiflung den Namen: „Klitos! Klitos!" rief. In diesem Zu-
stande brachte er mehrere Tage zu; dann zerstreuten ihn nach und
nach neue Züge und Arbeiten.
Nun unternahm er den abenteuerlichsten aller seiner Feldzüge.
Es ging nach Indien, das heißt demjenigen Theil Ostindiens, der
diesseit des Ganges liegt, und jetzt Vorderindien heißt. Eine tollkühne
Unternehmung, ein von Macedonien 700 Meilen weit entferntes Land,
welches von tapfern und zahlreichen Völkern bewohnt war, mit eini-
gen tausend Menschen, die nicht einmal an das heiße Klima gewöhnt
waren, erobern zu wollen! Aber je größer die Schwierigkeiten, desto
heftiger war Alexanders Begier, und er zeigte wie Demosthenes, nur
in einem ganz verschiedenen Sinne, was der Mensch alles vermöge,
wenn er seine ganze Kraft an die Erringung Eines Zielpunctes setzt.
Wirklich waren die Schwierigkeiten, ehe er nur an die Gränze die-
ses weiten Landes kam, ungeheuer. Er mußte über ein steiles Ge-
birge (Paropamisos, jetzt Hindukusch), welches von wilden Thieren
bewohnt wurde, ziehen, über breite Ströme setzen, feste Städte bela-
gern und sich beständig mit feindseligen Völkern herumschlagen. Aber
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_verläug- Philipp Alexanders Alexanders
34
schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und
Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf.
Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders
im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich
allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken
nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte.
Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig
um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres
Lösegeld.
Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro-
janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als
einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes
Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer-
sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich
aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte,
das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die
Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz
der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos
schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die
eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit
ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka-
men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit
Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche.
Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele
von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater-
land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be-
stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im
ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein
Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen,
ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben-
teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern
Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu
erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue
Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß
voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten
und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle
ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen.
Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer-
störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen.
Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es
doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu
einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische
Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]