Die olympischen Spiele.
33
Ringer nackt erschienen, dursten sich nicht anfassen, sondern blos
schlagen. Sie umwanden sich Arm und Hand kreuzweis mit
Riemen; mancher verließ blutrünstig oder mit Verlust der Ge-
sundheit den Kampfplatz. Der Kampf, bei welchem Ringen und
Schlagen verbunden war, hieß Pankra^ion. Auch im Sprin-
gen und Werfen des Diskos (einer metallenen Scheibe) wurde
gewetteisert. Künstler stellten ihre Werke aus, Geschichtschreiber
wie Herüdotos, und Dichter wie Aeschylos, Sophokles,
Eurípides lasen vor dem versammelten Griechenlande, was
ihr Geist Großes und Bewundernswürdiges geschaffen hatte.
Den Beschluß des Festes machte die Krönung der ausge-
zeichnetsten Kämpfer, Nach einem feierlichen Opfer zogen die
Sieger mit Palmzweigen in der Hand in schönen Gewändern
unter Flötenmusik an den Sitzen der Zuschauer vorbei. Jedem
wurde unter dem lauten Ausrufen seines Namens ein Oliven-
kranz auf das Haupt gesetzt. Und die Griechen hätten diesen
einfachen Schmuck mit keinem andern vertauscht. Ein Greis
starb vor Freude, als sein bekränzter Sohn ihn umarmte. Zu
Hause wurden die Sieger von ihren Mitbürgern mit Lobgesan-
gen empfangen und der ausgezeichnetsten Ehrenstellen gewürdigt;
ihre marmornen Bildsäulen, zu Olympia aufgestellt, und Dich-
ter, welche ihr Lob besangen, brachten ihren Namen auch auf
die Nachwelt.
Der Einfluß der olympischen und ähnlicher Spiele auf die
Griechen war unverkennbar. Kraft, Gewandtheit und Ge-
schmeidigkeit zeichnete ihren Körper aus; die entferntesten Völker-
schaften lernten sich als Glieder eines Volkes kennen, und wett-
eiferten mit einander in dem, was der Grieche für ruhmwürdig
hielt. Man theilte sich wechselseitig Nachrichten aus allen Thei-
len Griechenlands mit; man erneuerte alte Freundschaften, schloß
neue und freute sich des Ruhmes, den die Sieger dem Gesammt-
vaterlande gebracht hatten.
Hugendubel, Weltgeschichte.
3
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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3s
oder die Erbauung der Stadt Rom.
suchten eine Ehre darin, an der Spitze einer Schaar junger Leute,
die sich freiwillig um sie gesammelt hatten, Räuber zu verfolgen,
Diebe einzufangen und Unterdrückte in Schutz zu nehmen. So
groß die Achtung war, welche sie sich dadurch bei den friedlichen
Hirten ihrer Nachbarschaft erwarben: so verhaßt machten sie sich
bei den Freibeutern, die nur auf eine schickliche Gelegenheit war-
teten, um sich für den verlornen Raub an ihnen zu rächen. Diese
Gelegenheit zeigte sich bald. Als sich nämlich einst beide Brüder
sorglos bei einem Feste befanden, sahen sie sich plötzlich von einer
überlegenen Anzahl jener Räuber angegriffen; sie wehrten sich
zwar tapfer, aber dessenungeachtet konnte nur Romulus sich
durchschlagen, Remus ward gefangen. Die Räuber führten ihn
vor seinen ihm unbekannten Großvater und gaben vor, daß er
und sein Bruder an der Spitze einer Schaar junger Leute häufig
Einfälle in Numitors Ländereien gemacht und dieselben beraubt
hätten. Der alte Numitvr gericth über des Jünglings Anstand,
Wuchs und Gesichtszüge, aus denen ein kühner unerschrockener
Muth sprach, in nicht geringes Erstaunen. Er fragte ihn über
sein Alter, seine Eltern u. s. w., und eine dunkle Ahnung stieg
in ihm auf, daß die beiden Brüder vielleicht seine Enkel seyn
könnten.
Indessen wurde auch dem Faustulus bange um seinen ge-
liebten Pflegesohn. Er hatte bis jetzt die Jünglinge wie seine
Söhne gehalteil und sie nichts voll ihrer Abkunft merken lassen.
Nun aber trieb ihil die Angst, das Geheimniß denl Romulus
mitzutheilen. Dieser gillg zu Numitvr, elltdeckte sich ihm und
brachte so die Vermuthung desselben zur Gewißheit. Romulus
und Remus überrumpelten hierauf mit ihren treuen Gesellen die
kölligliche Bllrg und nahmen dem ungerechten Amulius Krone
ulld Leben.
Nachdem nun die Ruhe wieder hergestellt und Numitvr in
seine Rechte eingesetzt war, wollten die zwei Jünglinge nicht,
ohne zu herrschen, in Alba wohnen, aber auch bei Lebzeiten ihres
Großvaters nicht daselbst Könige seyn; sie faßten daher den Ent-
schluß, eine Stadt zu bauen. Der König, welcher sie selbst dazu
3 *
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202
Der Bund im Rütli.
berg in Nidwalden. Zahlreiche Schaaren bewaffneter Knechte,
welche auf öffentliche Kosten unterhalten werden mußten, beschütz-
ten die Vögte.
Bedrückungen jeder Art, Gewaltthaten und frevelhafte Ver-
letzungen des Ehr- und Nationalgefühls nahmen nun ihren
Anfang. Der freie Kauf und Verkauf auf den benachbarten
Märkten ward gehemmt oder durch hohe Zölle erschwert. Ge-
ringe Vergehen wurden hart bestraft; man führte sogar Gefan-
gene über die Grenzen, um sie in Küßnacht, welches damals noch
nicht zum Gebiete von Schwyz gehörte, einzukerkern. Leben,
Eigenthum und Ehre jedes Biedermannes war gefährdet. Frucht-
los war jede Klage. Sie sollteu sich dem Hause Oesterreich er-
geben, hieß es, so würde sich die gerechte Strenge, die sie durch
ihre hartnäckige Widerspenstigkeit wohl verdient hätten, in Milde
verwandeln. /
Im Melchthale in Obwalden wohnte ein wohlhabender
und geachteter Landmann, Heinrich an der Halden. Sein
Sohn Arnold sollte ein Gebot übertreten haben, worauf eine
Strafe von fünf Schillingen gesetzt war. Dafür wollte ihm ein
Diener des Vogts das schönste Paar Ochsen wegnehmen, und
reizte durch die Aeußerung, die Bauern sollten den Pflug selbst
ziehen, den feurigen Jüngling so, daß dieser ihm einen Finger
zerschlug. Arnold floh nach Uri und hielt sich bei Walther
Fürst, seinem Vetter, verborgen (1307). Landenberg aber be-
schied den greisen Vater vor sich, ließ ihm, als er den Aufenthalts-
ort seines Sohnes nicht angeben konnte oder wollte, die Augen
ausstechen und Hab und Gut wegnehmen.
In Uri und Schwyz herrschte Geßler gleichfalls mit grau-
samer Willkühr und stolzer Verachtung des Adels und Volkes.
Unweit Altdorf baute er, um seine Unterdrückungsversuche desto
sicherer durchzusetzen, eine Burg, welche von ihm selbst den Namen
Zwing-Uri erhielt. Auf dem Markte zu Altdorf ließ er am
St. Jakobstage eine Stange mit dem österreichischen Herzogs-
hute aufrichten, und machte den Befehl öffentlich bekannt, daß
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Arnold Arnold Walther
Fürst Landenberg
Der Bund im Nütli.
203
jeder Vorübergehende bei schwerer Strafe an Leib und Gut dem-
selben die gleiche Ehre erweisen sollte, wie dem Könige selbst.
Werner von Staussachen zu Steinen im Lande Schwyz,
aus alt adeligem Geschlechte, aber wegen seiner Treue gegen das
Land den Vögten verhaßt, saß einst unter einer Linde vor seinem
neu erbauten stattlichen Hause und betrachtete mit Freude das
wohl vollbrachte Werk. Da kam Geßler mit seinen Reisigen
herangesprengt, hielt an und fragte: „Wessen ist das Haus?"
Bescheiden erhob sich Werner und antwortete: „Dieß Haus,
Herr Vogt, ist meines Herrn, des Kaisers, und Eures und mein
Lehen." Zornig versetzte Geßler: „Ich bin des Kaisers Stell-
vertreter in diesem Lande, und will nicht, daß der Bauer Häuser
bäue auf seine eigene Hand, und so frei schalte, als stände nie-
mand über ihm."
Den stillen Kummer über diese Rede und über die schwere
Bedrückung der Tbalgemeinden entlockte dem wackern Stauffacher
seine verständige Hausfrau. Sie ermunterte ihren Gemahl, mit
vertrauten, gleichgesinnten Männern Verabredung zu treffen,
wie Abhülfe zu finden sey. Stauffacher fuhr über den See nach
Uri und vertraute sich seinem Freunde Walther Fürst; auch Ar-
nold von Melchthal, der immer noch als Flüchtling hier lebte,
wurde ins Geheimniß gezogen. Diese drei Männer verbanden
sich durch einen Eid, jeder in seinem Lande Freunde und Bundes-
brüder zu werben, mit ihrer Hülfe die Vögte zu vertreiben und
Gut und Blut an die Wiedererringung der Freiheit zu setzen.
Die Pflichten gegen das römische Reich, gegen weltliche und
geistliche Herren sollten unverletzt bleiben. Als Versammlungs-
ort zu fernerer Berathung wurde das Rütli bestimmt, eine ein-
same Bergwiese auf der Grenze von Uri und Unterwalden. Hier
gaben sich die Verschwornen bei nächtlicher Weile über den Fort-
gang ihrer Werbungen bisweilen Nachricht. In der Nacht des
siebenten Wintermonats 1307 erschien jeder der drei Bundes-
brüder mit zehn Gleichgesinnten, und diese drei und dreißig Män-
ner vereinigten sich im Namen der Waldstätte dahin, daß am
Neujahrstage 1308 wo möglich ohne Blutvergießen das Be-
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Extrahierte Personennamen: Werner_von_Staussachen Werner Vogt Geßler Walther
Der Bund im Rütli.
Los
Da aber Geßler mit dieser Antwort nicht zufrieden war, und
Telln auf jeden Fall sein Leben sicherte, wenn er frei und offen
gestünde, was er mit dem andern Pfeile gewollt, so antwortete
dieser mit einem Blicke, der dem Vogte bis ins Innerste seines
Herzens drang: „Herr, diesen zweiten Pfeil bestimmt' ich für
Euch, wenn ich mein Kind getroffen hätte, und wahrlich Euer
hätt' ich nicht gefehlt!" Der Vogt zitterte bei dem Gedanken
an die Gefahr, in der er geschwebt hatte, und antwortete voll
Wuth über des Mannes Kühnheit: „Nun Teil, dein Leben habe
ich dir gesichert. Weil ich aber jetzt deinen bösen Sinn erkannt,
so will ich dich an einen Ort bringen, wo dich weder Sonne noch
Mond bescheint, und ich vor deinen Pfeilen sicker bin." Er ließ
ihn auch sogleich binden und zu Schiffe Bringen, um ihn selbst
über den Vierwaldstätter See nach Küßnacht zu führen. Allein
kaum hatten sie das Ufer verlassen, als der Föhn, ein gefährli-
cher Südwestwind, mit furchtbarer Gewalt aus den Schlünden
des Gotthard losbrach und den See bis in seinen tiefsten Grund
aufwühlte. Das empörte Gewässer warf thurmhohe Wellen und
drohte jeden Augenblick das Schiff zu verschlingen.. In dieser
großen Noth befahl Geßler, von Todesangst gequält, den ge-
fangenen Teil, der als ein rüstiger und erfahrener Steuermann
bekannt war, loszubinden und ihm die Führung des Schiffchens
anzuvertrauen. Tell ergriff das Steuerruder mit kräftiger Hand
nnb lenkte das Fahrzeug glücklich gegen einen hervorspringenden
platten Fels des Arenberges hin, der noch heutiges Tages Tells-
platte genannt wird. Jetzt ergriff er schnell seine Armbrust,
sprang hinaus und stieß das Schifflein in die Wellen zurück. —
Der Gerettete entflieht nun durch das Land Schwyz und erwar-
tet den Vogt auf dem Wege nach Küßnacht. Geßler, vom
Sturme verschont, landet bei Brunnen und setzt dann seine Reise
zu Pferde fort. Aber als er in der hohlen Gasse eben mit
seinen Begleitern von der Rache spricht, die er an Telln zu neh-
men gedenkt, jagt ihm dieser den Pfeil durch die Brust. Eine
Kapelle bezeichnet die Stelle, wo der tyrannische Vogt fiel.
Tell eilte jetzt zurück, zeigte zu Steinen Stauffachem die
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—
204 Der Bund im Rütli.
freiungswerk vollführt und die Vögte mit ihrem Gefolge über die
Grenze gebracht werden sollten. Obgleich Viele von dem An-
schlage wußten, so wurde doch von jedem das Geheimniß treu
bewahrt; keiner war so verworfen, daß er für Gunst oder schnö-
den Lohn sein Vaterland an die Unterdrücker desselben verrathen
hätte.
Indessen ereignete sich eine Begebenheit, welche leicht hätte
die Landleute von Uri zu einem unbesonnenen Vorgreifen hin-
reißen können, wodurch das Ganze der Gefahr des Mißlingens
preisgegeben worden wäre. Sonntag den 18. Wintermonat
kam Wilhelm Tell, ein frommer, redlicher Landmann und be-
rühmter Armbrustschütze aus Bürglen, welcher auch zu dem
heimlichen Bunde gehörte und Walther Fürsts Schwiegersohn
war, nach Altdorf. Er hatte zu viel Selbstgefühl, um sich vor
einem leeren Hute zu beugen. Als ihn daher sein Weg an dem
Pfahle vorbeiführte, entblöste er sein Haupt nicht. Geßler be-
schied ihn des andern Tages vor sich, stellte ihn darüber zu Rede
und hörte nicht auf Tells Entschuldigung, sondern befahl ihm,
zur Strafe seines Vergehens einem seiner Kinder — es war ein
sechsjähriger Knabe — einen Apfel von dem Kopfe zu schießen.
Bitten und Flehen waren fruchtlos. Mit zitternder Hand ergreift
Tell die Armbrust; er legt an, aber seine Augen verdunkeln sich,
und er bittet den Vogt noch einmal, ihm den schrecklichen Schuß
zu erlassen. Als ihn aber Geßler hart anfährt iuib auf den
Fehlschuß das Leben des Schützen, aus die Weigerung aber sein
und seines Kindes Leben setzt: da faßt sich Tell wieder, legt im
Vertrauen aus Gott noch einmal an, drückt los und — trifft.
Mit einem dankbaren Blicke gen Himmel eilt jetzt Tell un-
ter dem freudigen Zurusen des Volks auf sein Söhnchen zu,
drückt es an die klopfende Brust und will sich nach Hause bege-
den. Allein des Vogtes Rachgier war durch die grausame Strafe
noch nicht befriedigt. Er hatte bemerkt, daß Tell noch einen
zweiten Pfeil im Koller trug, und wollte nun wissen, wozu Tell
diesen bestimmt habe. Tell gab zuerst eine ausweichende Ant-
wort und sagte: „Herr, das ist bei Schützen so gebräuchlich."
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Walther_Fürsts_Schwiegersohn Rachgier
206
Der Bund im Rütli.
That an und wurde noch in der Nacht desselben Tages durch
einen Genossen des Rütlibundes über den See nach Uri gebracht,
wo er sich verborgen hielt.
Das unerwartete Ereigniß veranlaßte noch eine nächtliche
Zusammenkunft im Rütli; doch blieb man bei der früher getrof-
fenen Verabredung. Mit den ersten Stunden des Jahres 1308
begann das Befreiungswerk und wurde eben so schnell als glück-
lich zu Ende geführt. Die Feste Rotzberg fiel durch einen
jungen Unterwaldner, welcher, im Einverständniß mit einer Magd,
an einem Seile die Burg erkletterte, 20 Verbündete nachzog und
den Schloßhauptmann nebst seinen Knechten gefangen nahm.
Sarnen wurde durch eine andere List gewonnen. Nach
einer von Landenberg eingeführten Sitte brachten ihm am Neu-
jahrstage die Landleute Geschenke. Des Morgens, als er eben
zur Kirche ging, begegneten ihm zwanzig Männer mit Geflügel,
Kälbern, Ziegen u. dgl. Da sie unbewaffnet waren, wurden sie
ohne Anstand in das Schloß gelassen. Jetzt stieß einer ins Horn.
Schnell wurden spitzige Eisen auf die langen Stöcke gepflanzt,
aus dem nahen Erlenholze stürzten noch dreißig Bewaffnete her-
bei, man bemächtigte sich der Schloßknechte, holte den flüchtigen
Vogt ein und brachte ihn sammt den übrigen Gefangenen über
die Grenze.
Jetzt loderten die Feuerzeichen von Berg zu Berg; alles
Volk in den Waldstätten kam in Bewegung, die Urner machten
die Zwingburg dem Erdboden gleich, und Staussacher mit seinen
Landsleuten zerstörte die unbewehrte Burg Schwanan auf der
kleinen Insel gleiches Namens im Lowerzersee. Am folgenden
Sonntage versammelten sich Abgeordnete der drei Länder in
Brunnen und erneuerten den alten Bund auf zehn Jahre.
Teil soll im hohen Alter bei der Rettung eine-s Knaben im
Schächenbache umgekommen seyn. Seine dankbaren Landsleute
ließen im Jahre 1388, dreißig Jahre nach seinem Tode, in der
Nähe jener Felsplatte, wo er aus dem Schiffe sprang, die be-
kannte Tellskapelle erbauen, wo jährlich eine Lobrede auf den
wackern Schützen gehalten wird.
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117
Pelopidas wurde mit einem Heere hingeschickt, worauf der Tyrann
sich sogleich demüthig unterwarf, und für die Zukunft die besten Ver-
sprechungen gab. Von da reiste Pelopidas weiter nach Macedonien,
wo ein Thronftreit zu schlichten war. Er ordnete auch hier die An-
gelegenheiten, und führte mehrere angesehene Personen als Geiseln mit
sich fort, unter denen auch des Königs jüngster Bruder, der junge
Philippos, war, der späterhin das Loos von ganz Griechenland
entschied. Als er nun durch das beruhigte Thessalien zurückreiste,
hatte er, keine Gefahr ahnend, sein Heer vorausgeschickt, und war
auch ohne Besorgniß, als ihm gemeldet wurde, daß Alexander ihm
an der Spitze seiner Söldner entgegen komme. Aber unversehens nahm
dieser ihn gefangen, führte ihn gebunden nach Pherä, und warf ihn
in den Kerker. Als das Heer diese Treulosigkeit erfuhr, rief es den
Epaminondas, der damals gerade bei seinen Mitbürgern in Ungnade
stand, und nur als gemeiner Soldat diente, zum Feldherrn aus.
Dieser führte das Heer sogleich gegen Alexander, und trieb ihn bald
so in die Enge, daß er um Frieden bitten mußte, der ihm aber nur
unter der Bedingung gewährt wurde, daß er seinen Gefangenen so-
gleich ausliefere, was auch alsbald geschah. — Drei Jahre darauf,
364, gingen von Seiten der Thessalier neue Klagen über die Grau-
samkeit Alexanders ein. Die Thebaner sandten ein Heer unter Pelo-
pidas abermals hin. Es kam zur Schlacht bei Kynoskephalä
(Hundsköpfe; so nannte man eine Reihe kleiner Hügel), in welcher
Pelopidas fiel. Als er umherspähend den Tyrannen erblickte, sprengte
er wüthend auf ihn ein, wurde aber, indem sich Alexander feig hinter
seine Leibwache verbarg, von dieser niedergemacht. Zwar wurde
Alexander zuletzt besiegt, aber der Sieg war durch des Pelopidas Tod
allzu theuer erkauft. Von einem unzählbaren Zuge trauernder Krie-
ger wurde seine Leiche feierlich nach Theben geführt.
Zwei Jahre nach dem Tode des Pelopidas unternahm Epami-
nondas einen vierten Einfall in den Peloponnes. Bei Mantineia
in Arkadien kam es zur Schlacht, 363. Epaminondas, unter den
Vordersten kämpfend, erhielt einen tödtlichen Pfeilschuß in die Brust.
Er sank zu Boden; aber nun entstand ein wüthender Kampf um sei-
nen Besitz. Die Feinde wollten ihn als Gefangenen fortschleppen,
die Seinigen ihn aber nicht fahren lassen. Zuletzt siegten die Theba-
ner, und brachten ihn sterbend hinter das Gefecht. Als das Getüm-
mel der Schlacht verschollen war, sammelten sich die edelsten Thebaner
um den sterbenden Feldherrn. Die Aerzte erklärten die Wunde für
tödttich; er werde sterben, sobald man den Pfeil herausziehe. „Wo
ist mein Schild?" fragte er matt. Man brachte ihm denselben.
Freundlich lächelnd blickte er auf ihn, seinen Begleiter in so vielen
Gefahren, hin, und küßte ihn; denn er hatte gefürchtet, daß die Feinde
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexander_feig Alexander Alexander Alexander Mantineia
155
sich entschließen, dem Könige zu schmeicheln. Jetzt hatte ihn der König
feige gescholten. „So?" rief Klitos aufgebracht, „meinst du etwa die
Feigheit, mit der ich einst am Granikos dem schon fliehenden Götter-
sohn das Leben rettete? Nur durch das Blut und die Wunden der
Macedonier bist du der geworden, der du bist, und nun weißt du dich
vor Stolz nicht zu lassen, so daß du deinen Vater Philipp verläug-
nest, und dich für einen Göttersohn hältst!" — „Wie?" schrie Alexan-
der, „du Bösewicht! glaubst du, daß dir solche Reden so hingehen
sollen?" — Der Wortwechsel wurde immer heftiger; endlich ergriff
der König einen Apfel von der Tafel, warf ihn dem Klitos an den
Kopf, und suchte nach dem Schwerte, welches aber bereits auf die
Seite gebracht war. Einige Freunde des Klitos brachten diesen aus
dem Zimmer; wüthend stürzte er aber zu einer andern Thüre wieder
hinein, schrie ärger als zuvor, und überhäufte den König mit Schmä-
hungen, bis dieser, außer sich vor Zorn, aufsprang, einer Wache den
Spieß wegriß, und diesen dem Klitos durch den Leib rannte. Röchelnd
stürzte Klitos nieder, und war in wenigen Augenblicken todt. So-
gleich verschwand des Königs Zorn und Rausch. Er warf sich, seine
rasche That schmerzlich bereuend, auf den Sterbenden nieder, rief ihn
schmerzlich beim Namen, und hätte sich selbst erstochen, hätte man ihn
nicht gehalten. Man führte ihn in sein Zimmer. Hier brachte er die
ganze Nacht in trostloser Verzweiflung zu. Er erinnerte sich, wie
des Klitos Schwester ihn so liebevoll erzogen, und er selbst ihm das
Leben gerettet hätte, und diesen Mann hatte er nun ermordet! Man
hörte die ganze Nacht, wie er auf dem schlaflosen Lager mit dumpfer
Verzweiflung den Namen: „Klitos! Klitos!" rief. In diesem Zu-
stande brachte er mehrere Tage zu; dann zerstreuten ihn nach und
nach neue Züge und Arbeiten.
Nun unternahm er den abenteuerlichsten aller seiner Feldzüge.
Es ging nach Indien, das heißt demjenigen Theil Ostindiens, der
diesseit des Ganges liegt, und jetzt Vorderindien heißt. Eine tollkühne
Unternehmung, ein von Macedonien 700 Meilen weit entferntes Land,
welches von tapfern und zahlreichen Völkern bewohnt war, mit eini-
gen tausend Menschen, die nicht einmal an das heiße Klima gewöhnt
waren, erobern zu wollen! Aber je größer die Schwierigkeiten, desto
heftiger war Alexanders Begier, und er zeigte wie Demosthenes, nur
in einem ganz verschiedenen Sinne, was der Mensch alles vermöge,
wenn er seine ganze Kraft an die Erringung Eines Zielpunctes setzt.
Wirklich waren die Schwierigkeiten, ehe er nur an die Gränze die-
ses weiten Landes kam, ungeheuer. Er mußte über ein steiles Ge-
birge (Paropamisos, jetzt Hindukusch), welches von wilden Thieren
bewohnt wurde, ziehen, über breite Ströme setzen, feste Städte bela-
gern und sich beständig mit feindseligen Völkern herumschlagen. Aber
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_verläug- Philipp Alexanders Alexanders
34
schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und
Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf.
Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders
im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich
allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken
nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte.
Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig
um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres
Lösegeld.
Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro-
janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als
einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes
Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer-
sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich
aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte,
das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die
Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz
der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos
schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die
eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit
ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka-
men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit
Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche.
Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele
von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater-
land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be-
stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im
ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein
Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen,
ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben-
teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern
Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu
erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue
Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß
voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten
und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle
ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen.
Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer-
störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen.
Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es
doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu
einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische
Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich
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