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1. Lehrbuch der Geographie für höhere Lehr-Anstalten insbesondere Militairschulen - S. 50

1850 - Berlin : Heymann
— 50 — Unterhalb der Aufnahme des Takaze unter 17» 57' N. B., der als ein breiter, tiefer Strom mündet, tritt der Nil in sein mittleres Stufenla nd, die öde nubische Wüste. Die Landschaft Meroe zwischen Takaze und Nil war schon frühzeitig der Sitz eines alten Priefterstaates, und durch das Orakel des Jupiter Ammon und Karavanenhandel die Cen- tralisation eines weitverzweigten Völkerverkehrs, daher die Wiege der frühesten ägyptischen Cultur, die von hier den Nil abwärts zog, zu den Priester-Colonien von Theben und Ammonium. Nordwärts der Takazemündung behauptet der Nil bis oberhalb 20» N. Br. seine nördliche Meridional- richtung; hier durchströmt er die Landschaft Berber, ein fruchtbares, reich bevölkertes Culturland. Unterhalb Berber nimmt er plötzlich eine westliche Richtung an, und durch- zieht in einem 45 Meilen langen Laufe die Ebene von D o n g o l a. Bis Wadyhalfa, etwa unter 22» N. Br. verengen sich die weiten Ebenen zu beiden Seiten des Stroms zu einer schmalen eingezwängten Thalsenkung. Die Höhenzüge nähern sich dem Bette des Nil, welcher hier auf einer Strecke von 60 geogr. M. Katarakten, Schellals bildet. Bis zu dem Katarakt von Wadyhalfa reicht die Schiffbarkeit des Nil von Aegypten aufwärts; hier siitd es steile Felsmaffen, die unmittelbar gegen den Strom abstürzen. Oberhalb des Ein- tritts in sein unteres Stufenland Aegypten beisiene, dem heutigen Assuan, durchbricht er einen von Westen nach Osten streichenden Grauitzug; hier erheben sich über dem Spiegel des Stromes zahlreiche Gruppen von Klippeninseln, zwischen denen seine Wasser sich hindurchwinden. Philä, die südlichste derselben ist berühmt durch Ruinen uralter ägypti- scher Architekturen, deren noch erhaltene Ornamente den Cultus der ägyptischen Gottheiten Isis und Osiris bezeugen. Unmittelbar unterhalb Philä enden die Nil-Katarakten; der eigentliche Stromschllß des Nil stürzt hier in einer verticalen Höhe von 8' in drei Absätzen zu 50' Länge in sein niederes Bette. Elephantine, ebenfalls reich an groß- artigen Monumenten ägyptischer Tempelarchitektur, die nörd- lichste in der Gruppe der Felsinseln, liegt als der Schlüssel zu dem Eingänge in Aegypten schon unterhalb des Katarakts. Aus den Steinbrüchen dieser Granit-Zone, die von Philae

2. Lehrbuch der Geographie für höhere Lehr-Anstalten insbesondere Militairschulen - S. 51

1850 - Berlin : Heymann
51 über Elephantine bis Siene das Nilbette einengt, gewannen die alten Aegypter das Material für ihre Bauten bis zum Nildelta, namentlich waren es Monolithen wie Obelisken, sogar ganze aus einem Felsblok gehauene Tempel, die den Nil abwärts nach Theben, Memphis, Sais geschifft wurden. In seiner weiteren Fortsetzung fließt der Nil, als der befruchtende Slrom Aegyptens, in einem etwa 100 Meilen langen Lauf seiner Mündung zu. In dieser ganzen Aus- dehnung sind es Sand- und Kalksteinmassen, die in langge- streckten Bergzngen im Parallelismus mit der Richtung des- selben sein Thal in einer durchschnittlichen Breite ron zwei Meilen begleiten. Der östliche, Gebel M oka ttam, welcher als breiter Plateaurücken den ganzen Landstrich zwischen dem rothen Meere und dem Nil auöfüllt, fallt gegen diesen plötzlich in Steilwänden ab, die westliche libysche Kette steigt über der libyschen Wüste auf, und senkt sich mit all- mälig geneigter Böschung ostwärts gegen das Nilthal. Diese Parallelzüge sind durch Querthäler Wadys durch- brochen, welche die Communication der Nil-Niederung nach der Küste des rolden Meeres wie nach den Oasen der lybischen Wüste bewerkstelligen. Oberhalb Kenne bezeichnen Ruinen „ von Säulengängen, Tempelhallen, Obelisken, die Lage des alten Theben. Im Norden des Durchbruchs der lybischen Bergketten gewinnt das Nilthal durch das Thal von Fajo ume mit dem Mörissee, eine ansehnliche Erweiterung. Die libysche Bergkette zieht weiter nordwestwärts und es tritt der Strom oberhalb seiner Spaltung bei Cairo in sein weit- geöffnetes Delta. Von den Ii alten Mündungsarmen des Nil, deren Pliniuö und Herodot erwähnen, sind gegenwärtig nur zwei Hauptarme erhalten, die das heutige Delta bilden; der öst- liche, wasserreichere ergießt sich bei Damiette ins mittellän- dijche Meer, der westliche, gegen N. W. fließend, bei Rosette. Beide Schenkel des Deltas, dessen Spitze in der Strom- scheidung unterhalb Cairo liegt, haben eine Länge von 20 geogr. Meilen, der Horizontalabstand beider Mündungs- arme, also die Basis des Deltas, an der Meeresküste 15 geogr. Meilen. Die Landschaften zu beiden Seiten deö 4*

3. Lehrbuch der Geographie für höhere Lehr-Anstalten insbesondere Militairschulen - S. 53

1850 - Berlin : Heymann
53 bis zu Anfang August ein schnelleres tägliches Steigen von mehreren Fußen eintritt. In diesem Stadium erreicht das Nilwasser seinen höchsten Standpunkt, auf dem es sich bis in den September erhält, worauf ein allmäliges Sinken be- ginnt, bis in der dritten Periode vom September ab, der plötzliche Abfluß des Nil zu seinem niedrigsten Niveau statt- findet. Man nimmt in Unter-Aegypten die Differenz des niedrigsten und höchsten Wasserstandes 24' an; hat der Spiegel des Nil diese Höhe erreicht, so beginnt bei Cairo das Durchstechen der Deiche und die Eröffnung der Schleu- sen und Kanäle, um durch künstliche Ueberschwemmungen das ganze Land unter Wasser zu setzen. Die befruchtende Kraft des Nilwassers besteht hauptsächlich in einem Schlamm, der als ein Produkt zersetzter Pflanzenbestandtheile des vege- tationsreichen Kolladistrikls mit Thonerde und verwitterten Fragmenten der weicheren Gebirgsarten des abyssinischen Alpenlandes gemischt, den Strom herabgeführt wird, und durch Ableitung gleichzeitig mit dem Wasser des Nils die ganze Niederungsfläche überdeckt, und so die Stelle eines fruchtbaren Düngers vertritt, der den überschwemmten Bo- den in das gesegnetste Ackerland verwandelt; daher tritt hier zu den monumentalen Denkmälern altägyptischer Tempel- Architektur noch die Erscheinung der Ueberreste großartiger Canalbauten, deren Trümmer noch gegenwärtig das sprechende Zeugniß von einer untergegangenen, zu der höchsten Blüthe der Kunst und Industrie gesteigerten Culturwelt des frühe- sten ägyptischen Alterthumö ablegen. Oberhalb der Strom- scheidung, bei Cairo, beginnt die eigentliche Cultur des Del- tas; hier liegen die Ruinen des alten Memphis mit seinen Pyramiden, der Mittelpunkt des ägyptischen Staatslebens in der Periode der Sesostriden, von wo aus erst nachher unter Psammetich Sais entstand. Das Meeresgestade setzte der alten heimischen Cultur der Aegypter eine Grenze, die dieselbe nicht überschritt, bis nach dem Verfall der Bluthen- periode der älteren Königsgeschlechter, unter den Ptolomäern, sich Alerandrien erhob, als die Metropole eines durch Handel, Kunst und Wissenschaft weit verzweigten Welt- verkehrs.

4. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 40

1844 - Stuttgart : Metzler
40 Psammitichus. Geldstrafe bezahlen und sich von den Liktoren mit verhülltem Gesichte unter einem aus drei Pfählen bestehenden Joche durch- führen lassen. Seiner unglücklichen Schwester aber wurde an dem Orte, wo sie ermordert worden war, ein Grabmal errichtet, das man noch lange nachher zeigte und von Zeit zu Zeit erneuerte. Psammitichus. (664—610 v. Chr.) In der ersten Hälfte des siebenten Jahrhunderts vor Christo herrschten 12 Könige zugleich über Aegypten, so daß unter jedem ein abgesonderter Theil des Landes stand. Sie schloßen einen Freundschastsbund unter sich, welchen sie durch Wechselheirathen noch mehr zu befestigen suchten, und legten das feierliche Gelübde ab, daß keiner den andern auf irgend eine Weise verdrängen wolle; denn als sie einst das Orakel über die Dauer ihrer Herr- schaft gefragt hatten, war ihnen der Spruch geworden: „Einer unter euch wird Herr über ganz Aegypten werden, und zwar der- jenige, welcher dem Vulkan (Phtha) aus eherner Schale ein Trankopfer spendet." Um ein ihrer Herrschaft würdiges Denkmal zu hinterlassen, führten sie nahe am Mo risse e (jetzt Birket el Kerun) ein un- geheures Gebäude auf, welches den Namen Labyrinth erhielt, weil man sich sehr leicht darin verirren konnte. Aus zwölf großen Pallästen bestehend, von denen sechs gegen Mitternacht und sechs gegen Mittag gebaut waren, enthielt es 1500 ineinander gehende, größtentheils mit Gemälden und erhobener Arbeit aufs glän- zendste verzierte Gemächer über der Erde und eben so viele unter der Erde. Dieses Prachtgebäude, dem das Alterthum kein ähn- liches an die Seite zu stellen hatte, war zum gemeinschaftlichen Grabmale der zwölf Könige bestimmt, damit, wie sie im Leben durch Freundschaft und gleiche Würde vereinigt gewesen, so auch nach ihrem Tode Eine Gruft sie umschlöße. Fünfzehn Jahre hatten diezwölffürsten nun schon in Einig-

5. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 32

1844 - Stuttgart : Metzler
32 Die olympischen Spiele. worauf man die Sitze für die Zuschauer angebracht hatte. Bild- säulen von den ersten Meistern zierten die Rennbahn. In dein heiligen Haine (Altis) von wilden Oelbäumen, aus deren Laub die Siegerkränze geflochten wurden, befanden sich außer mehreren Gebäuden zur Aufbewahrung des Schatzes und zu den Versamm- lungen der Festordner: der prächtige Jupitertempel, wo Zeus in riesenhafter Größe, den Olivenkranz ans dem Haupte, in der Rechten die Bildsäule der Siegesgöttin, in der Linken das Wol- ken jagende Scepter haltend, auf einem Throne von Ebenholz, Elfenbein, Gold und Edelsteinen saß — ein Meisterwerk des Phi- dias; der 20 Fuß hohe und 120 Fuß im Umfang haltende Altar Jupiters, die Tempel der Juno und Vesta, ein Gymnasium, ein Theater. Alle, welche an den Spielen thätigen Antheil nehmen woll- ten, mußten sich als Männer von unbescholtenem Namen grie- chischen Stammes ausweisen; die Ringer und Faustkämpfer fan- den sich drei Tage vor dem Beginne der Spiele zur Vorbereitung und Einübung zu Olympia ein. Mit feierlichen Opfern wurde das Fest Abends begonnen, die Spiele nahmen den folgenden Morgen ihren Anfang und dauerten fünf Tage, während wel- cher Zeit jede Fehde unterblieb. Eine unzählbare Menge Zu- schauer füllten die Plätze. Doch durften außer den Priesterinnen des benachbarten Tempels der Ceres keine Frauen anwesend seyn; wer dieses Gesetz übertrat, wurde von einem Felsen herabgestürzt. Unter Trompetenschall machten die Wettläufer den Anfang. Wer das Ziel zuerst erreichte, dessen Name und Heimathsort wurde von einem Herolde ausgerufen und vom Volke mit Jauch- zen wiederholt. Die Wettrenner mußten stehend mit ihrem Vier- gespann den Hippodromos zwölfmal durchrennen. Erst gegen das Ende des fünften Jahrhunderts vor Christo wurden auch zweispännige Wagen zugelassen. Durch Ausreißen der Pferde und Zusammenstoßen der Wagen geschah dabei manches Unglück. Der Ringer hatte erst dann gesiegt, wenn er seinen Gegner zwei- mal zu Boden geworfen und zu dem Geständniß genöthigt hatte, daß er überwunden sey. Die Fanstkämpfer, welche wie die

6. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 136

1844 - Stuttgart : Metzler
136 Constantin der Große. zu herrschen, der Ehrgeiz, seinen Namen durch eine Stadt zu verewigen, und endlich die vortreffliche Lage des Orts. Ans drei Seiten vom Meere, auf der vierten von leicht zu befestigenden Höhen umgeben, beherrschte das alte Byzanz den Uebergang nach» Asien und die Verbindungsstraße des schwarzen und mittellän- dischen Meeres. Zu diesen Vortheilen für den Handel kam noch ein seltener Reiz der Gegend und eine gesunde, durch die See- winde gemäßigte Luft. Daher hatte es sich selbst nach den größ- ten Verheerungen immer wieder schnell erhoben. Constantin erweiterte die Stadt auf der Westseite so, daß sie einen Umfang von beinahe drei Stunden erhielt. Marktplätze, Hallen, Bäder, Tempel, eine ganz mit Säulengängen umgebene Kirche zur Ehre fcej Apostel, ein prächtiger Palast entstanden mit unbegreiflicher Schnelligkeit. Die beträchtlichen Waldungen und die unerschöpflichen Marmorbrüchb in der Nähe förderten das Unternehmen ungemein. Was in Asien, Griechenland und Ita- lien an Kunstschätzen erbeutet worden war, wurde nach Constan- tinopel gebracht, und die Stadt feierlich zum Kaisersitze einge- weiht (330). Die Verlegung des Kaiserhofes, die Ansucht auf reichlichen Verdienst lockte eine Menge Menschen herbei, zugleich gewann Constantin viele neue Ansiedler durch wichtige Ver- günstigungen. Handel und Gewerbe blühten auf, und bald übertraf Constantinopel die alte Hauptstadt des Reiches au Pracht und Wohlhabenheit. Der größte und schönste öffentliche Platz zu Constantinopel war der Hippodromus (die Rennbahn). Eine doppelte Säu- lenreihe umgab den ungeheuern Raum, und die trefflichsten Bild- säulen der ersten Meister Griechenlands verzierten ihn. Unter den dort ausgestellten Kunstwerken hatte das bronzene Vierge- spann des Lysippos ein merkwürdiges Schicksal. Es wanderte von Korinth nach Rom, Constantinopel, Venedig, Paris, und steht seit dem Jahre 1815 wieder auf dem Thore der St. Mar- kuskirche in Venedig. Constantin übergab die vier Statthalterschaften im Jahre 335 seinen drei Söhnen und seinem Neffen. Zwei Jahre später

7. Theil 1 - S. 4

1839 - Leipzig : Fleischer
4 wohl möglich, ja wahrscheinlich, daß die Sündfluth nur über einen kleinen Theil der bewohnten Erde sich erstreckte, und nur diejenigen Menschen umkamen, die in Mittelasien wohnten, während andere Völ- ker von ihren Wirkungen nichts empfanden. Aber aus dieser dunkeln Zeit wissen wix nur da6 gewiß, daß wir fast nichts wissen. Die Sündfluth soll um das Jahr 2400 vor Christus gewesen seyn. 2. Indier und Aegypter. (Indier. Alte Denkmäler auf Elephante und Salsctte. — Chinesen. — Aegypter. Nilüberschwemmung. Abstammung des Volks auv Meroe. Pyramiden. Labyrinth. Ruinen von Theben. Königsgräber. Mumien. Obelisken. Kasten. Sesostris 1350. Pharaonen. Dodekarchen 670. Psanimctich 650.) Der Schauplatz der ältesten Völker war, so viel wir wissen, nur Asien und ein kleiner Theil von Afrika. Zu der Zeit, als unser Va- terland noch mit Wäldern bedeckt war, die von wilden Thieren be- wohnt wurden, hatten schon mehrere Völker jener Gegenden eine hohe Bildung erreicht. In dem Theile von Südasien, welchen wir die Halbinsel diesseit des Ganges nennen, wohnte in frühsten Zeitenein hochgebildetes Volk, die Indier. Wir wissen zwar von ihrerge- schichte so gut als nichts; aber merkwürdige Ruinen sind aus jenen grauen Zeiten von ihnen noch übrig, die aus eine hohe Cultur Hin- weisen. Auf den Inseln Elephante und Salsette, in der Nähe von Bombay, findet man höchst sehenswerthe Felsengrotten, die weit in das Gebirge hineinführen, und nur von Menschenhänden herrühren. Hier sieht man große, weite Tempel, deren Decke auf hohen Säulen ruht, und deren Wände über und über mit Bildwerken, in den Felsen gehauen, bedeckt sind, die abenteuerlichsten Figuren, die Gegenstände chrer religiösen Verehrung darstellend; dort unzählige Grotten, neben und über einander, deren Wände mit ähnlichen Bilderwerken verziert sind. Auch auf dem festen Lande von Vorderindien, im Gebirge, sind viele Spuren der Kunstfertigkeit der alten Indier. Einige Thäler des Gebirges sind ganz durchwühlt; es befindet sich Grotte an Grotte, so daß es fast scheint, als wenn ganze Völkerschaften diese Felsenftädte bewohnt hätten. Manche Felsen sind gar von oben bis unten wie Thürme, Dome, oder ungeheure Thier- und Menschengestalten zuge- hauen, und das alles ist aus einer uralten Zeit, aus welcher uns die Geschichte nichts aufbehalten hat. Auch die Chinesen sollen ein uraltes Volk seyn. So lange man sie kennt, haben sie sich nicht verändert; denn mit großer Ge- nauigkeit blieben sic ihren alten Sitten und Gewohnheiten getreu. Sie müssen also schon sehr früh es zu einer hohen Bildung gebracht haben. Aber ihre frühere Geschichte ist noch größtentheils in Dunkel gehüllt.

8. Theil 1 - S. 7

1839 - Leipzig : Fleischer
7 abhänge, so rügen sie große Sorge dafür, die Leichen unverweslich zu machen, und sie dann an sichern Oertern aufzubewahren, und ein König, der für seine Leiche eine große Pyramide gebaut hatte, glaubte für die Ruhe seiner Seele am besten gesorgt zu haben. Seitwärts vom Nil, am See Möris, stand noch ein größeres Bauwerk, das größte wohl, welches die Aegypter hervorgebracht haben, das Labyrinth. Ob es gleich erst ungefähr 670 Jahre vor Christus erbaut worden ist, so ist doch keine Spur mehr davon zu sehen, wäh- rend in Oberägypten noch weit ältere Bauwerke übrig sind. Aber es war von ungeheurer Größe und ungemeiner Schönheit. Zwölf Herr- scher ldodekarchen), welche (ums Jahr 670 vor Christus) zugleich re- gierten, erbauten es. Es bestand aus 1500 Sälen und Kammern über, und eben so vielen unter der Erde. Der Grieche Herodot, der es 200 Jahre nach seiner Erbauung besuchte, kann nicht Worte genug finden, die Größe, Pracht und wundervolle Einrichtung des Gebäudes zu beschreiben. Es enthielt unter andern 6 große überbaute Höfe, und sechs große Thore führten von Mittag, und eben so viele von Mitternacht hinein. Stand man auf dem platten Dache, so glaubte man auf einem Ungeheuern Steinfelde zu stehen. Die Gemächer unter der Erde waren für die Leichen der heiligen Thiere, welche von den Aegyptern verehrt wurden, bestimmt. Die merkwürdigsten Ruinen aber findet man in Oberägypten, dem südlichsten Theile des Landes. Hier stand vor uralten Zeiten, vielleicht schon vor Abraham, eine ungeheuer große Stadt, Theben, die man, zum Unterschied von einer gleichnamigen Stadt in Griechen- land, die hundertthorige nannte. Sie lag auf beiden Seiten des Nils. Jetzt liegen an dem Platze, den Theben einnahm, 5 Dörfer zerstreut, nach denen man die Ruinen bezeichnet. Sie heißen auf der Ostseite des Flusses Luxor, Karnak und Med-Amut, auf der Westseite Me- dinat-Abu und Kurnu. Die Wohngebäude sind zwar längst von der Erde verschwunden, aber viele von den Riesengebäuden der Paläste und Tempel stehen noch, und setzen den Beschauer durch ihre Größe in Erstaunen. Am colossalsten ist der sogenannte Palast von Luxor. Die Höfe, welche sich vor den Ungeheuern Sälerr dieses Pallastes be- finden, sind wie unsre Marktplätze, auf beiden Seiten mit Säulen- gängen umgeben. Auf.dem einen dieser Höfe stand einst ein gewalti- ger^Coloß von Stein. Jetzt liegt er umgestürzt da, und bedeckt den Platz so mit seinen Trümmern, daß man in einem Steinbruche zu seyn glaubt. Sein Zeigefinger ist allein fast 2 Ellen lang, und doch mußte der Stein, aus dem der ganze Riese bestand, 45 Stunden weit aus den Steinbrüchen hergeholt werden. Wahrlich man muß den mühsamen Fleiß der alten Aegypter bewundern, und sich von ih- rer Geschicklichkeit, schwere Massen in Bewegung zu setzen, eine grolle

9. Theil 1 - S. 8

1839 - Leipzig : Fleischer
8 Vorstellung machen. Einer der Sale ist so groß und hoch, daß die größte unserer Kirchen sehr bequem darin Platz haben, und noch nicht die Decke erreichen würde. Diese wird von 134 Riesensäulen getra- gen, und jede derselben ist so stark, daß 5 — 6 Menschen sie kaum umspannen können. Das Bewunderungswürdigste ist die Frische der Farben, mit denen die blaue Decke bemalt ist. Sie sind so frisch, als sey der Maler eben erst davon gegangen. In unserm feuchten Klima wäre das freilich nicht möglich. In dem einen Hofe steht jetzt das ganze Dorf Luxor. Alle Mauern dieser Riesenbauwerke sind inwendig und auswendig mit halberhabenen Figuren und einer Zeichenschrift ver- sehen. Jene stellen die mannigfaltigsten Handlungen dar: Aufzüge, See- und Landschlachten, Jahrmärkte, Opfer u. s. w. Die Zeichen- schrift nennt man Hieroglyphen; bloß die Priester verstanden sie, und so viele Mühe man sich auch gegeben hat, sie zu erklären, so ist es doch noch nicht ganz gelungen; denn was man in neuster Zeit heraus- gelesen zu haben glaubt, beruht nur auf Wahrscheinlichkeit. Eine Stunde seitwärts von Theben befinden sich in einer engen Bergschlucht die uralten Königsgräber, alle in Felsen gehauen. Es sind deren wohl an 40. Jeder König hat mit seiner Familie sein besonderes Grabge- wölbe; aber das sind nicht etwa kleine Grotten, sondern weitläuftige an einander hängende Säle, Kammern, Gänge, Treppen, und man muß in dem einen dieser Gräber erst durch 10 Thore gehen, ehe man in den Saal gelangt, wo der prächtig gearbeitete steinerne Sarkophag des alten Königs steht. Auch hier sind alle Wände mit ganz frisch gemalten Bildwerken bedeckt. Erst 13 dieser Grabhöhlen sind geöffnet worden. In allen befinden sich Mumien in Menge. So nennt man die einbalsamirten Leichen der alten Aegypter. Da diesen so viel daran lag, daß ihr Körper nach dem Tode vor Verwesung bewahrt würde, so wendeten sie viel darauf, daß die Verstorbenen gut einbal- samirt wurden. Vorher aber wurde ein Todtengericht gehalten, d. h. die dazu bestimmten Richter, welche den Verstorbenen genau gekannt hatten, untersuchten, ob er auch verdiente, ein anständiges Begräbniß zu erhalten; eine sehr gute Einrichtung; denn wie mancher mochte da- durch sich von bösen Handlungen zurückhalten lassen! Selbst Könige mußten sich diesem Todtengerichte unterwerfen. — War ein Mensch gestorben, so wurden die Eingeweide und das Gehirn aus dem Kör- per genommen, und der leere Raum des Körpers mit Specereien oder Harzen angefüllt. Dann wurde der Körper zugeuäht, in Eedernöe und Salpeterwasser gelegt, und, nachdem er ganz durchzogen war, in lange und schmale Binden feiner Leinwand gewickelt, alles nach einer gewissen bestimmten Ordnung, die bei jedem Stande verschieden war. Zuletzt wurde das Ganze noch mit Gummi und Salben überstrichen, über den Kops eine Art lederner Kappe gezogen, auf welche das Gesicht

10. Theil 1 - S. 9

1839 - Leipzig : Fleischer
9 des Verstorbenen gemalt war, und die Leiche nun in einen eng an- schließenden Sarg gelegt. Bei Reichen war diese Einbalsamirung sehr kostbar; man übergoldete manche Theile des Körpers, besonders Füße und Hände, wenigstens die Nagel; mit den Armen wurden weniger Umstande gemacht. Die auf diese Art unverweslich gemachten Leichen behielt man oft lange bei sich; es gewährte den Ueberlebenden einen Trost, sich von dem geliebten Todten nicht trennen zu müssen; man glaubte, ihn nicht ganz verloren zu haben, so lange man seine sterb- liche Hülle noch um sich sah. Die Mumien wurden wohl gar mit zur Mahlzeit genommen, und ihnen Speise vorgelegt. Auch hatte man die gar nicht üble Sitte, bei fröhlichen Gastmahlern eine solche Mumie hinzustellen, und, darauf hinweisend, zu sagen: „iß, Wink, und sey fröhlich; aber wisse, daß du bald auch so seyn wirst, wie dieser da." Wie mancher rohe Ausbruch wilder Lustigkeit mochte nickt dadurch zurückgehalten werden! Noch jetzt findet man dergleichen Mumien viele. Die der Reicheren sehen braun aus, und die Haut fühlt sich wie weiches Leder an; die der Aermeren aber sind kohlschwarz, und das Fleisch ist hart wie Stein. Noch müssen die Obelisken erwähnt werden. Dies, waien 50 — 180 Fuß hohe Säulen aus einem einzigen festen Steine,^vier- eckig, und oben etwas spitzig zulaufend. Sie sind zum Theil noch älter als die Pyramiden. Sie wurden in den Steinbrüchen aus den Felswänden losgehauen, abgeglättet, zum Theil mit Hieroglyphen rings- um versehen, niedergelegt, und nun auf große Flöße gebracht. Denn um sie an den Ort ihrer Bestimmung zu bringen, mußte man erst aus dem Steinbruche bis in den Nil einen Canal graben. Kam nun der Obelisk an dem dazu bestimmten Orte an, so mußte er erst wieder ausgeladen, mit ungeheurer Mühe zu Lande fortgeschafft und endlich aufgerichtet werden. Welche Mühe und Arbeit war nicht dazu erfor- derlich! Gewöhnlich stellte man sie vor Prachtgebäude auf, und da stehen sie zum Theil noch. Einige sind auch in Rom zu sehen, wohin römische Kaiser sie späterhin haben bringen lassen. Eine sehr üble Einrichtung hatten die alten Aegypter, durch welche die Fortschritte in der Ausbildung des Volks sehr aufgehalten werden mußten, — die Eintheilung in Kasten. So nennt man näm- lich einen ganz abgeschlossenen Stand, aus welchem Keiner heraustre- ten durfte. Wessen Vater z. B. ein Priester war, der mußte wieder Priester werden, er mochte wollen oder nicht, und hatte der Sohn eines Handwerkers auch noch sso schöne Anlagen, so durfte er doch nichts anders werden als sein Vater. Diese Einrichtung ist noch.unter den Hindus in Ostindien. Die erste Kaste war die der Priester. Diese standen in hohem Ansehn, waren Rathgeber des Königs, Richter und Aerzte/^und besaßen allein Gelehrsamkeit; aus ihnen wurden auch .jil 4^
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