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Unterhalb der Aufnahme des Takaze unter 17» 57'
N. B., der als ein breiter, tiefer Strom mündet, tritt der
Nil in sein mittleres Stufenla nd, die öde nubische Wüste.
Die Landschaft Meroe zwischen Takaze und Nil war schon
frühzeitig der Sitz eines alten Priefterstaates, und durch das
Orakel des Jupiter Ammon und Karavanenhandel die Cen-
tralisation eines weitverzweigten Völkerverkehrs, daher die
Wiege der frühesten ägyptischen Cultur, die von hier den
Nil abwärts zog, zu den Priester-Colonien von Theben und
Ammonium. Nordwärts der Takazemündung behauptet der
Nil bis oberhalb 20» N. Br. seine nördliche Meridional-
richtung; hier durchströmt er die Landschaft Berber, ein
fruchtbares, reich bevölkertes Culturland. Unterhalb Berber
nimmt er plötzlich eine westliche Richtung an, und durch-
zieht in einem 45 Meilen langen Laufe die Ebene von
D o n g o l a.
Bis Wadyhalfa, etwa unter 22» N. Br. verengen sich
die weiten Ebenen zu beiden Seiten des Stroms zu einer
schmalen eingezwängten Thalsenkung. Die Höhenzüge nähern
sich dem Bette des Nil, welcher hier auf einer Strecke von
60 geogr. M. Katarakten, Schellals bildet. Bis zu dem
Katarakt von Wadyhalfa reicht die Schiffbarkeit des Nil
von Aegypten aufwärts; hier siitd es steile Felsmaffen, die
unmittelbar gegen den Strom abstürzen. Oberhalb des Ein-
tritts in sein unteres Stufenland Aegypten beisiene,
dem heutigen Assuan, durchbricht er einen von Westen nach
Osten streichenden Grauitzug; hier erheben sich über dem
Spiegel des Stromes zahlreiche Gruppen von Klippeninseln,
zwischen denen seine Wasser sich hindurchwinden. Philä, die
südlichste derselben ist berühmt durch Ruinen uralter ägypti-
scher Architekturen, deren noch erhaltene Ornamente den
Cultus der ägyptischen Gottheiten Isis und Osiris bezeugen.
Unmittelbar unterhalb Philä enden die Nil-Katarakten; der
eigentliche Stromschllß des Nil stürzt hier in einer verticalen
Höhe von 8' in drei Absätzen zu 50' Länge in sein
niederes Bette. Elephantine, ebenfalls reich an groß-
artigen Monumenten ägyptischer Tempelarchitektur, die nörd-
lichste in der Gruppe der Felsinseln, liegt als der Schlüssel
zu dem Eingänge in Aegypten schon unterhalb des Katarakts.
Aus den Steinbrüchen dieser Granit-Zone, die von Philae
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über Elephantine bis Siene das Nilbette einengt, gewannen
die alten Aegypter das Material für ihre Bauten bis zum
Nildelta, namentlich waren es Monolithen wie Obelisken,
sogar ganze aus einem Felsblok gehauene Tempel, die
den Nil abwärts nach Theben, Memphis, Sais geschifft
wurden.
In seiner weiteren Fortsetzung fließt der Nil, als der
befruchtende Slrom Aegyptens, in einem etwa 100 Meilen
langen Lauf seiner Mündung zu. In dieser ganzen Aus-
dehnung sind es Sand- und Kalksteinmassen, die in langge-
streckten Bergzngen im Parallelismus mit der Richtung des-
selben sein Thal in einer durchschnittlichen Breite ron zwei
Meilen begleiten. Der östliche, Gebel M oka ttam, welcher
als breiter Plateaurücken den ganzen Landstrich zwischen dem
rothen Meere und dem Nil auöfüllt, fallt gegen diesen
plötzlich in Steilwänden ab, die westliche libysche Kette
steigt über der libyschen Wüste auf, und senkt sich mit all-
mälig geneigter Böschung ostwärts gegen das Nilthal.
Diese Parallelzüge sind durch Querthäler Wadys durch-
brochen, welche die Communication der Nil-Niederung nach
der Küste des rolden Meeres wie nach den Oasen der lybischen
Wüste bewerkstelligen. Oberhalb Kenne bezeichnen Ruinen „
von Säulengängen, Tempelhallen, Obelisken, die Lage des
alten Theben. Im Norden des Durchbruchs der lybischen
Bergketten gewinnt das Nilthal durch das Thal von Fajo ume
mit dem Mörissee, eine ansehnliche Erweiterung. Die
libysche Bergkette zieht weiter nordwestwärts und es tritt
der Strom oberhalb seiner Spaltung bei Cairo in sein weit-
geöffnetes Delta.
Von den Ii alten Mündungsarmen des Nil, deren
Pliniuö und Herodot erwähnen, sind gegenwärtig nur zwei
Hauptarme erhalten, die das heutige Delta bilden; der öst-
liche, wasserreichere ergießt sich bei Damiette ins mittellän-
dijche Meer, der westliche, gegen N. W. fließend, bei Rosette.
Beide Schenkel des Deltas, dessen Spitze in der Strom-
scheidung unterhalb Cairo liegt, haben eine Länge von 20
geogr. Meilen, der Horizontalabstand beider Mündungs-
arme, also die Basis des Deltas, an der Meeresküste 15
geogr. Meilen. Die Landschaften zu beiden Seiten deö
4*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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53
bis zu Anfang August ein schnelleres tägliches Steigen von
mehreren Fußen eintritt. In diesem Stadium erreicht das
Nilwasser seinen höchsten Standpunkt, auf dem es sich bis
in den September erhält, worauf ein allmäliges Sinken be-
ginnt, bis in der dritten Periode vom September ab, der
plötzliche Abfluß des Nil zu seinem niedrigsten Niveau statt-
findet. Man nimmt in Unter-Aegypten die Differenz des
niedrigsten und höchsten Wasserstandes 24' an; hat der
Spiegel des Nil diese Höhe erreicht, so beginnt bei Cairo
das Durchstechen der Deiche und die Eröffnung der Schleu-
sen und Kanäle, um durch künstliche Ueberschwemmungen
das ganze Land unter Wasser zu setzen. Die befruchtende
Kraft des Nilwassers besteht hauptsächlich in einem Schlamm,
der als ein Produkt zersetzter Pflanzenbestandtheile des vege-
tationsreichen Kolladistrikls mit Thonerde und verwitterten
Fragmenten der weicheren Gebirgsarten des abyssinischen
Alpenlandes gemischt, den Strom herabgeführt wird, und
durch Ableitung gleichzeitig mit dem Wasser des Nils die
ganze Niederungsfläche überdeckt, und so die Stelle eines
fruchtbaren Düngers vertritt, der den überschwemmten Bo-
den in das gesegnetste Ackerland verwandelt; daher tritt hier
zu den monumentalen Denkmälern altägyptischer Tempel-
Architektur noch die Erscheinung der Ueberreste großartiger
Canalbauten, deren Trümmer noch gegenwärtig das sprechende
Zeugniß von einer untergegangenen, zu der höchsten Blüthe
der Kunst und Industrie gesteigerten Culturwelt des frühe-
sten ägyptischen Alterthumö ablegen. Oberhalb der Strom-
scheidung, bei Cairo, beginnt die eigentliche Cultur des Del-
tas; hier liegen die Ruinen des alten Memphis mit seinen
Pyramiden, der Mittelpunkt des ägyptischen Staatslebens
in der Periode der Sesostriden, von wo aus erst nachher
unter Psammetich Sais entstand. Das Meeresgestade setzte
der alten heimischen Cultur der Aegypter eine Grenze, die
dieselbe nicht überschritt, bis nach dem Verfall der Bluthen-
periode der älteren Königsgeschlechter, unter den Ptolomäern,
sich Alerandrien erhob, als die Metropole eines durch
Handel, Kunst und Wissenschaft weit verzweigten Welt-
verkehrs.
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Extrahierte Personennamen: August Cairo Psammetich
40
Psammitichus.
Geldstrafe bezahlen und sich von den Liktoren mit verhülltem
Gesichte unter einem aus drei Pfählen bestehenden Joche durch-
führen lassen. Seiner unglücklichen Schwester aber wurde an
dem Orte, wo sie ermordert worden war, ein Grabmal errichtet,
das man noch lange nachher zeigte und von Zeit zu Zeit erneuerte.
Psammitichus.
(664—610 v. Chr.)
In der ersten Hälfte des siebenten Jahrhunderts vor Christo
herrschten 12 Könige zugleich über Aegypten, so daß unter jedem
ein abgesonderter Theil des Landes stand. Sie schloßen einen
Freundschastsbund unter sich, welchen sie durch Wechselheirathen
noch mehr zu befestigen suchten, und legten das feierliche Gelübde
ab, daß keiner den andern auf irgend eine Weise verdrängen
wolle; denn als sie einst das Orakel über die Dauer ihrer Herr-
schaft gefragt hatten, war ihnen der Spruch geworden: „Einer
unter euch wird Herr über ganz Aegypten werden, und zwar der-
jenige, welcher dem Vulkan (Phtha) aus eherner Schale ein
Trankopfer spendet."
Um ein ihrer Herrschaft würdiges Denkmal zu hinterlassen,
führten sie nahe am Mo risse e (jetzt Birket el Kerun) ein un-
geheures Gebäude auf, welches den Namen Labyrinth erhielt,
weil man sich sehr leicht darin verirren konnte. Aus zwölf großen
Pallästen bestehend, von denen sechs gegen Mitternacht und sechs
gegen Mittag gebaut waren, enthielt es 1500 ineinander gehende,
größtentheils mit Gemälden und erhobener Arbeit aufs glän-
zendste verzierte Gemächer über der Erde und eben so viele unter
der Erde. Dieses Prachtgebäude, dem das Alterthum kein ähn-
liches an die Seite zu stellen hatte, war zum gemeinschaftlichen
Grabmale der zwölf Könige bestimmt, damit, wie sie im Leben
durch Freundschaft und gleiche Würde vereinigt gewesen, so auch
nach ihrem Tode Eine Gruft sie umschlöße.
Fünfzehn Jahre hatten diezwölffürsten nun schon in Einig-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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32
Die olympischen Spiele.
worauf man die Sitze für die Zuschauer angebracht hatte. Bild-
säulen von den ersten Meistern zierten die Rennbahn. In dein
heiligen Haine (Altis) von wilden Oelbäumen, aus deren Laub
die Siegerkränze geflochten wurden, befanden sich außer mehreren
Gebäuden zur Aufbewahrung des Schatzes und zu den Versamm-
lungen der Festordner: der prächtige Jupitertempel, wo Zeus in
riesenhafter Größe, den Olivenkranz ans dem Haupte, in der
Rechten die Bildsäule der Siegesgöttin, in der Linken das Wol-
ken jagende Scepter haltend, auf einem Throne von Ebenholz,
Elfenbein, Gold und Edelsteinen saß — ein Meisterwerk des Phi-
dias; der 20 Fuß hohe und 120 Fuß im Umfang haltende Altar
Jupiters, die Tempel der Juno und Vesta, ein Gymnasium, ein
Theater.
Alle, welche an den Spielen thätigen Antheil nehmen woll-
ten, mußten sich als Männer von unbescholtenem Namen grie-
chischen Stammes ausweisen; die Ringer und Faustkämpfer fan-
den sich drei Tage vor dem Beginne der Spiele zur Vorbereitung
und Einübung zu Olympia ein. Mit feierlichen Opfern wurde
das Fest Abends begonnen, die Spiele nahmen den folgenden
Morgen ihren Anfang und dauerten fünf Tage, während wel-
cher Zeit jede Fehde unterblieb. Eine unzählbare Menge Zu-
schauer füllten die Plätze. Doch durften außer den Priesterinnen
des benachbarten Tempels der Ceres keine Frauen anwesend seyn;
wer dieses Gesetz übertrat, wurde von einem Felsen herabgestürzt.
Unter Trompetenschall machten die Wettläufer den Anfang.
Wer das Ziel zuerst erreichte, dessen Name und Heimathsort
wurde von einem Herolde ausgerufen und vom Volke mit Jauch-
zen wiederholt. Die Wettrenner mußten stehend mit ihrem Vier-
gespann den Hippodromos zwölfmal durchrennen. Erst gegen
das Ende des fünften Jahrhunderts vor Christo wurden auch
zweispännige Wagen zugelassen. Durch Ausreißen der Pferde
und Zusammenstoßen der Wagen geschah dabei manches Unglück.
Der Ringer hatte erst dann gesiegt, wenn er seinen Gegner zwei-
mal zu Boden geworfen und zu dem Geständniß genöthigt hatte,
daß er überwunden sey. Die Fanstkämpfer, welche wie die
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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136
Constantin der Große.
zu herrschen, der Ehrgeiz, seinen Namen durch eine Stadt zu
verewigen, und endlich die vortreffliche Lage des Orts. Ans drei
Seiten vom Meere, auf der vierten von leicht zu befestigenden
Höhen umgeben, beherrschte das alte Byzanz den Uebergang nach»
Asien und die Verbindungsstraße des schwarzen und mittellän-
dischen Meeres. Zu diesen Vortheilen für den Handel kam noch
ein seltener Reiz der Gegend und eine gesunde, durch die See-
winde gemäßigte Luft. Daher hatte es sich selbst nach den größ-
ten Verheerungen immer wieder schnell erhoben.
Constantin erweiterte die Stadt auf der Westseite so, daß
sie einen Umfang von beinahe drei Stunden erhielt. Marktplätze,
Hallen, Bäder, Tempel, eine ganz mit Säulengängen umgebene
Kirche zur Ehre fcej Apostel, ein prächtiger Palast entstanden mit
unbegreiflicher Schnelligkeit. Die beträchtlichen Waldungen und
die unerschöpflichen Marmorbrüchb in der Nähe förderten das
Unternehmen ungemein. Was in Asien, Griechenland und Ita-
lien an Kunstschätzen erbeutet worden war, wurde nach Constan-
tinopel gebracht, und die Stadt feierlich zum Kaisersitze einge-
weiht (330). Die Verlegung des Kaiserhofes, die Ansucht auf
reichlichen Verdienst lockte eine Menge Menschen herbei, zugleich
gewann Constantin viele neue Ansiedler durch wichtige Ver-
günstigungen. Handel und Gewerbe blühten auf, und bald
übertraf Constantinopel die alte Hauptstadt des Reiches au Pracht
und Wohlhabenheit.
Der größte und schönste öffentliche Platz zu Constantinopel
war der Hippodromus (die Rennbahn). Eine doppelte Säu-
lenreihe umgab den ungeheuern Raum, und die trefflichsten Bild-
säulen der ersten Meister Griechenlands verzierten ihn. Unter
den dort ausgestellten Kunstwerken hatte das bronzene Vierge-
spann des Lysippos ein merkwürdiges Schicksal. Es wanderte
von Korinth nach Rom, Constantinopel, Venedig, Paris, und
steht seit dem Jahre 1815 wieder auf dem Thore der St. Mar-
kuskirche in Venedig.
Constantin übergab die vier Statthalterschaften im Jahre
335 seinen drei Söhnen und seinem Neffen. Zwei Jahre später
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Apostel Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Byzanz Asien Asien Griechenland Constantinopel Constantinopel Griechenlands Korinth Rom Constantinopel Venedig Paris Venedig
4
wohl möglich, ja wahrscheinlich, daß die Sündfluth nur über einen
kleinen Theil der bewohnten Erde sich erstreckte, und nur diejenigen
Menschen umkamen, die in Mittelasien wohnten, während andere Völ-
ker von ihren Wirkungen nichts empfanden. Aber aus dieser dunkeln
Zeit wissen wix nur da6 gewiß, daß wir fast nichts wissen. Die
Sündfluth soll um das Jahr 2400 vor Christus gewesen seyn.
2. Indier und Aegypter.
(Indier. Alte Denkmäler auf Elephante und Salsctte. — Chinesen. — Aegypter.
Nilüberschwemmung. Abstammung des Volks auv Meroe. Pyramiden. Labyrinth.
Ruinen von Theben. Königsgräber. Mumien. Obelisken. Kasten. Sesostris
1350. Pharaonen. Dodekarchen 670. Psanimctich 650.)
Der Schauplatz der ältesten Völker war, so viel wir wissen, nur
Asien und ein kleiner Theil von Afrika. Zu der Zeit, als unser Va-
terland noch mit Wäldern bedeckt war, die von wilden Thieren be-
wohnt wurden, hatten schon mehrere Völker jener Gegenden eine hohe
Bildung erreicht. In dem Theile von Südasien, welchen wir die
Halbinsel diesseit des Ganges nennen, wohnte in frühsten Zeitenein
hochgebildetes Volk, die Indier. Wir wissen zwar von ihrerge-
schichte so gut als nichts; aber merkwürdige Ruinen sind aus jenen
grauen Zeiten von ihnen noch übrig, die aus eine hohe Cultur Hin-
weisen. Auf den Inseln Elephante und Salsette, in der Nähe
von Bombay, findet man höchst sehenswerthe Felsengrotten, die weit
in das Gebirge hineinführen, und nur von Menschenhänden herrühren.
Hier sieht man große, weite Tempel, deren Decke auf hohen Säulen
ruht, und deren Wände über und über mit Bildwerken, in den Felsen
gehauen, bedeckt sind, die abenteuerlichsten Figuren, die Gegenstände
chrer religiösen Verehrung darstellend; dort unzählige Grotten, neben
und über einander, deren Wände mit ähnlichen Bilderwerken verziert
sind. Auch auf dem festen Lande von Vorderindien, im Gebirge, sind
viele Spuren der Kunstfertigkeit der alten Indier. Einige Thäler des
Gebirges sind ganz durchwühlt; es befindet sich Grotte an Grotte, so
daß es fast scheint, als wenn ganze Völkerschaften diese Felsenftädte
bewohnt hätten. Manche Felsen sind gar von oben bis unten wie
Thürme, Dome, oder ungeheure Thier- und Menschengestalten zuge-
hauen, und das alles ist aus einer uralten Zeit, aus welcher uns die
Geschichte nichts aufbehalten hat.
Auch die Chinesen sollen ein uraltes Volk seyn. So lange
man sie kennt, haben sie sich nicht verändert; denn mit großer Ge-
nauigkeit blieben sic ihren alten Sitten und Gewohnheiten getreu. Sie
müssen also schon sehr früh es zu einer hohen Bildung gebracht haben.
Aber ihre frühere Geschichte ist noch größtentheils in Dunkel gehüllt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Mittelasien Theben Afrika Bombay
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abhänge, so rügen sie große Sorge dafür, die Leichen unverweslich
zu machen, und sie dann an sichern Oertern aufzubewahren, und ein
König, der für seine Leiche eine große Pyramide gebaut hatte, glaubte
für die Ruhe seiner Seele am besten gesorgt zu haben.
Seitwärts vom Nil, am See Möris, stand noch ein größeres
Bauwerk, das größte wohl, welches die Aegypter hervorgebracht haben,
das Labyrinth. Ob es gleich erst ungefähr 670 Jahre vor Christus
erbaut worden ist, so ist doch keine Spur mehr davon zu sehen, wäh-
rend in Oberägypten noch weit ältere Bauwerke übrig sind. Aber es
war von ungeheurer Größe und ungemeiner Schönheit. Zwölf Herr-
scher ldodekarchen), welche (ums Jahr 670 vor Christus) zugleich re-
gierten, erbauten es. Es bestand aus 1500 Sälen und Kammern
über, und eben so vielen unter der Erde. Der Grieche Herodot, der
es 200 Jahre nach seiner Erbauung besuchte, kann nicht Worte genug
finden, die Größe, Pracht und wundervolle Einrichtung des Gebäudes
zu beschreiben. Es enthielt unter andern 6 große überbaute Höfe,
und sechs große Thore führten von Mittag, und eben so viele von
Mitternacht hinein. Stand man auf dem platten Dache, so glaubte
man auf einem Ungeheuern Steinfelde zu stehen. Die Gemächer unter
der Erde waren für die Leichen der heiligen Thiere, welche von den
Aegyptern verehrt wurden, bestimmt.
Die merkwürdigsten Ruinen aber findet man in Oberägypten,
dem südlichsten Theile des Landes. Hier stand vor uralten Zeiten,
vielleicht schon vor Abraham, eine ungeheuer große Stadt, Theben,
die man, zum Unterschied von einer gleichnamigen Stadt in Griechen-
land, die hundertthorige nannte. Sie lag auf beiden Seiten des Nils.
Jetzt liegen an dem Platze, den Theben einnahm, 5 Dörfer zerstreut,
nach denen man die Ruinen bezeichnet. Sie heißen auf der Ostseite
des Flusses Luxor, Karnak und Med-Amut, auf der Westseite Me-
dinat-Abu und Kurnu. Die Wohngebäude sind zwar längst von der
Erde verschwunden, aber viele von den Riesengebäuden der Paläste
und Tempel stehen noch, und setzen den Beschauer durch ihre Größe
in Erstaunen. Am colossalsten ist der sogenannte Palast von Luxor.
Die Höfe, welche sich vor den Ungeheuern Sälerr dieses Pallastes be-
finden, sind wie unsre Marktplätze, auf beiden Seiten mit Säulen-
gängen umgeben. Auf.dem einen dieser Höfe stand einst ein gewalti-
ger^Coloß von Stein. Jetzt liegt er umgestürzt da, und bedeckt den
Platz so mit seinen Trümmern, daß man in einem Steinbruche zu
seyn glaubt. Sein Zeigefinger ist allein fast 2 Ellen lang, und doch
mußte der Stein, aus dem der ganze Riese bestand, 45 Stunden
weit aus den Steinbrüchen hergeholt werden. Wahrlich man muß
den mühsamen Fleiß der alten Aegypter bewundern, und sich von ih-
rer Geschicklichkeit, schwere Massen in Bewegung zu setzen, eine grolle
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Extrahierte Personennamen: Christus Christus Herodot Abraham
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Vorstellung machen. Einer der Sale ist so groß und hoch, daß die
größte unserer Kirchen sehr bequem darin Platz haben, und noch nicht
die Decke erreichen würde. Diese wird von 134 Riesensäulen getra-
gen, und jede derselben ist so stark, daß 5 — 6 Menschen sie kaum
umspannen können. Das Bewunderungswürdigste ist die Frische der
Farben, mit denen die blaue Decke bemalt ist. Sie sind so frisch, als
sey der Maler eben erst davon gegangen. In unserm feuchten Klima
wäre das freilich nicht möglich. In dem einen Hofe steht jetzt das
ganze Dorf Luxor. Alle Mauern dieser Riesenbauwerke sind inwendig
und auswendig mit halberhabenen Figuren und einer Zeichenschrift ver-
sehen. Jene stellen die mannigfaltigsten Handlungen dar: Aufzüge,
See- und Landschlachten, Jahrmärkte, Opfer u. s. w. Die Zeichen-
schrift nennt man Hieroglyphen; bloß die Priester verstanden sie, und
so viele Mühe man sich auch gegeben hat, sie zu erklären, so ist es
doch noch nicht ganz gelungen; denn was man in neuster Zeit heraus-
gelesen zu haben glaubt, beruht nur auf Wahrscheinlichkeit. Eine
Stunde seitwärts von Theben befinden sich in einer engen Bergschlucht
die uralten Königsgräber, alle in Felsen gehauen. Es sind deren wohl
an 40. Jeder König hat mit seiner Familie sein besonderes Grabge-
wölbe; aber das sind nicht etwa kleine Grotten, sondern weitläuftige
an einander hängende Säle, Kammern, Gänge, Treppen, und man
muß in dem einen dieser Gräber erst durch 10 Thore gehen, ehe man
in den Saal gelangt, wo der prächtig gearbeitete steinerne Sarkophag
des alten Königs steht. Auch hier sind alle Wände mit ganz frisch
gemalten Bildwerken bedeckt. Erst 13 dieser Grabhöhlen sind geöffnet
worden. In allen befinden sich Mumien in Menge. So nennt
man die einbalsamirten Leichen der alten Aegypter. Da diesen so viel
daran lag, daß ihr Körper nach dem Tode vor Verwesung bewahrt
würde, so wendeten sie viel darauf, daß die Verstorbenen gut einbal-
samirt wurden. Vorher aber wurde ein Todtengericht gehalten, d. h.
die dazu bestimmten Richter, welche den Verstorbenen genau gekannt
hatten, untersuchten, ob er auch verdiente, ein anständiges Begräbniß
zu erhalten; eine sehr gute Einrichtung; denn wie mancher mochte da-
durch sich von bösen Handlungen zurückhalten lassen! Selbst Könige
mußten sich diesem Todtengerichte unterwerfen. — War ein Mensch
gestorben, so wurden die Eingeweide und das Gehirn aus dem Kör-
per genommen, und der leere Raum des Körpers mit Specereien oder
Harzen angefüllt. Dann wurde der Körper zugeuäht, in Eedernöe
und Salpeterwasser gelegt, und, nachdem er ganz durchzogen war, in
lange und schmale Binden feiner Leinwand gewickelt, alles nach einer
gewissen bestimmten Ordnung, die bei jedem Stande verschieden war.
Zuletzt wurde das Ganze noch mit Gummi und Salben überstrichen,
über den Kops eine Art lederner Kappe gezogen, auf welche das Gesicht
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9
des Verstorbenen gemalt war, und die Leiche nun in einen eng an-
schließenden Sarg gelegt. Bei Reichen war diese Einbalsamirung sehr
kostbar; man übergoldete manche Theile des Körpers, besonders Füße
und Hände, wenigstens die Nagel; mit den Armen wurden weniger
Umstande gemacht. Die auf diese Art unverweslich gemachten Leichen
behielt man oft lange bei sich; es gewährte den Ueberlebenden einen
Trost, sich von dem geliebten Todten nicht trennen zu müssen; man
glaubte, ihn nicht ganz verloren zu haben, so lange man seine sterb-
liche Hülle noch um sich sah. Die Mumien wurden wohl gar mit
zur Mahlzeit genommen, und ihnen Speise vorgelegt. Auch hatte
man die gar nicht üble Sitte, bei fröhlichen Gastmahlern eine
solche Mumie hinzustellen, und, darauf hinweisend, zu sagen: „iß,
Wink, und sey fröhlich; aber wisse, daß du bald auch so seyn wirst,
wie dieser da." Wie mancher rohe Ausbruch wilder Lustigkeit mochte
nickt dadurch zurückgehalten werden! Noch jetzt findet man dergleichen
Mumien viele. Die der Reicheren sehen braun aus, und die Haut
fühlt sich wie weiches Leder an; die der Aermeren aber sind kohlschwarz,
und das Fleisch ist hart wie Stein.
Noch müssen die Obelisken erwähnt werden. Dies, waien
50 — 180 Fuß hohe Säulen aus einem einzigen festen Steine,^vier-
eckig, und oben etwas spitzig zulaufend. Sie sind zum Theil noch
älter als die Pyramiden. Sie wurden in den Steinbrüchen aus den
Felswänden losgehauen, abgeglättet, zum Theil mit Hieroglyphen rings-
um versehen, niedergelegt, und nun auf große Flöße gebracht. Denn
um sie an den Ort ihrer Bestimmung zu bringen, mußte man erst
aus dem Steinbruche bis in den Nil einen Canal graben. Kam nun
der Obelisk an dem dazu bestimmten Orte an, so mußte er erst wieder
ausgeladen, mit ungeheurer Mühe zu Lande fortgeschafft und endlich
aufgerichtet werden. Welche Mühe und Arbeit war nicht dazu erfor-
derlich! Gewöhnlich stellte man sie vor Prachtgebäude auf, und da
stehen sie zum Theil noch. Einige sind auch in Rom zu sehen, wohin
römische Kaiser sie späterhin haben bringen lassen.
Eine sehr üble Einrichtung hatten die alten Aegypter, durch
welche die Fortschritte in der Ausbildung des Volks sehr aufgehalten
werden mußten, — die Eintheilung in Kasten. So nennt man näm-
lich einen ganz abgeschlossenen Stand, aus welchem Keiner heraustre-
ten durfte. Wessen Vater z. B. ein Priester war, der mußte wieder
Priester werden, er mochte wollen oder nicht, und hatte der Sohn
eines Handwerkers auch noch sso schöne Anlagen, so durfte er doch
nichts anders werden als sein Vater. Diese Einrichtung ist noch.unter
den Hindus in Ostindien. Die erste Kaste war die der Priester.
Diese standen in hohem Ansehn, waren Rathgeber des Königs, Richter
und Aerzte/^und besaßen allein Gelehrsamkeit; aus ihnen wurden auch
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