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1. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 108

1824 - Bonn : Weber
— 108 — Ritterwürde, nach einer sehr sorgfältigen Vorbereitung empfangen, die von früher Kindheit bis zum Mannes» alter das ganze Leben in Anspruch nahm. Im siebenten Jahre trat der Sohn edler Eltern als Edelknabe oder Page schon in die Dienste des Ritters, und machte sich hier mit den ersten Pflichten seines dereinstigen Be- rufes bekannt. Im sicbenzehnten Jahre wurde ec Kn a ppe, mit den Waffen geschmückt, und folgte seinem Herrn als unzertrennlicher Gefährte in den Kampf. Hatte sich hier der Jüngling bis zum ein und zwanzigsten Jahre untadelich betragen, so konnte er die Ritter- würde erhalten, durch deren Besiy sich selbst Fürsten und Könige geehrt fühlten. Bevor er jedoch dieselbe empfing, mußte ec das Gelübde ablegen: die Wahr, heit zu reden, das Recht zu behaupten, die Religion sammt ihren Häusern und Dienern, alle Schwache und Unvermögende, alle Witt, wen und Waisen zu beschirmen, die unter- .drückte Unschuld zu retten, keinen Schimpf gegen edle Frauen und Jungfcaaenzu dulden, und alle Ungläubigen zu verfolgen; dann wurde er mit völliger Rüstung, mit Streitkolben, Schwert, Schild, Lanze und Spornen geschmückt, und im Na- men des heiligen Georgs und Michaels durch drei flache Schwertschlägt auf Hals und Schultern zum Ritter ge- schlagen. Viel Köstliches ging aus dem Rttterthume, dem schönsten Erzeugnisse des Mittelalters, hervor: es wurde die Schule des Gehorsams, der Tapferkeit und des Ehrgefühls; es verrdelte die Sitten; gab dem weiblichen Geschlechts seine Rechte wieder; war der Anfang einer gemeinsamen Fürsorge für Sicherheit und Ordnung; und das beste Mittel, im Adel wahr, Haft edle Gesinnungen zu bewahren Vorzüglich erhielt das Ritterwesen den Sinn für Leibes- und Waffenübun. gen durch die Kampfspiele oder Turniere, die. von den Arabern entlehnt, in Frankreich ihre vollendetere Form empfingen, darauf zu den andern germanischen Völkern übergingen, und die schönsten Feste des Mittel- alters wurden. Ain wirksamsten aber zeigte sich lein Einfluß auf die Menschheit in den Ritterorden, welchen die Kccuzzüge d^S Daleon gaben. Die vor- nehmsten derselben waren: der Johanniterorden, der

2. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 5

1844 - Stuttgart : Metzler
Der trojanische Arieg. Ander kleinasiatischen Küste, nicht weit vom südlichen Ein- gänge in den Hellespont (die Meerenge der Dardanellen) blühte noch 1200 Jahre vor Christo eine reiche und mächtige Stadt, Troja oder Jlios, von der nichts mehr als die Geschichte ihres Unterganges übrig ist. Priamos, der Beherrscher Troja's, hatte 50 Söhne, un- ter welchen sich Paris, mit demzunamenalerandros (Hilfs- mann, Retter) durch Schönheit und Körperkraft auszeichnete. Dieser machte einst eine Reise in das damals aus vielen kleinen Staaten bestehende Hellas oder Griechenland. Menelaos, Kö- nig von Sparta, nahm den Fremdling nach der damaligen from- men Sitte gastfreundlich aus, erfuhr aber dafür den schnödesten Undank. Der König hatte nämlich eine junge Frau, Namens Helena, von ausgezeichneter Schönheit. Diese wußte der schlanke, schönlockige Jüngling durch Schmeicheleien so zu gewinnen, daß sie sich von ihm bereden ließ, ihren Gemahl zu verlassen und ihm nach Troja zu folgen. Menelaos ahnete nichts von dem Ver- rathe. Sorglos entfernte er sich von Hause. Da ersah sich der untreue Gastfreund eine günstige Gelegenheit, nahm die Gattin nebst vielen Kostbarkeiten des Königs mit sich auf sein Schiff, und segelte eiligst davon. Ihr könnt euch denken, wie dem Könige zu Muthe sein mußte, als er bei seiner Rückkehr sich so hintergangen und seines Liebsten beraubt sah. Sein Bruder Agamemnon, der zu My- kene herrschte, sowie ganz Griechenland war aufs höchste entrüstet über die Frevelthat. Man beschloß, den König von Troja auf- zufordern, Helena mit den geraubten Schätzen schleunigst wieder herauszugeben. Aber Priamos war nicht geneigt, den gerechten

3. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 6

1844 - Stuttgart : Metzler
6 Der trojanische Krieg. Forderungen der Abgesandten Gehör zu geben. Unsere Küste, sprach er, hat durch die Räubereien und den Mnthwillen der Griechen schon viel gelitten. Durch euern Herkules ist Troja zerstört und mein Vater Laomedon erschlagen worden. Was Paris an euch gethan, mögt ihr als gerechte Vergeltung hinneh- men. Kehrt in eure Heimath zurück und sagt dem Könige von Sparta, er werde seine Gattin und seine Schätze nie wiedersehen. Ganz Hellas war aufgebracht über die trotzige Antwort. Es wurde beschlossen, die freche Verletzung des Gastrechts mit der Zerstörung Troja's und dem Blute seiner Bewohner zu rä- chen. Die Rüstungen begannen ohne Säumen. Besonders eifrig bewiesen sich dabei der schlaue Ulysses oder Odysseus, König der zwischen Akarnanien und Cephallenia gelegenen Insel Jthaka (Theaki), und der kluge Nestor, Beherrscher von Pylos im Pe- loponnes (Morea), nicht weniger Diomedes, König vonargos. Diese drei Männer durchzogen ganz Griechenland nebst den be- nachbarten Inseln und ermunterten die Fürsten, welche der erlit- tene Schimpf noch nicht bewaffnet hatte, durch die Hoffnung auf reiche Beute an Schätzen und Sklaven und die Ehre, welche aus einem solchen Zuge erwachsen müsse, zur Theilnahme an dem Unternehmen. Die Rüstungen dauerten zehn Jahre. Aulis, (jetzt Megalobathy) ein Hafenort in Böotien, Chalcis gegenüber, war zum Sammelplätze bestimmt worden. Aus allen Gauen Griechenlands strömten kampflustige Schaaren herbei, und unter Fürsten und Völkerschaften, die ohne diesen Zug vielleicht einan- der nie gesehen hätten, knüpften sich Bekanntschaften an, welche ungemein wichtig für die spätere innigere Vereinigung der grie- chischen Staaten wurden. Ein so zahlreiches und glänzendes Heer hatte Griechenland noch nie bei einander gesehen. Die vor- nehmsten Helden darunter außer Agamemnon, dem man seiner Macht und nahen Verwandtschaft mit Menelaos wegen den Vor- rang gestattete, waren Menelaos und Odysseus, der schnell- füßige Achilleus, Sohn des Peleus, des Königs der Myrmi- donen in Thessalien, und sein Freund Patroklos, Ajas, Kö- nig von Salamis, Diomedes und Jdämeneus von Kreta.

4. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 7

1844 - Stuttgart : Metzler
Der trojanische Krieg. *1 Kalchas sollte die Opfer besorgen und den Willen der Götter erforschen. Dieser Priester bewog den Agamemnon, noch bevor die Flotte den Hafen verließ, zu einer grausenvollen That. Da näm- lich lange kein günstiger Wind erschien, welcher das Auslaufen der Schiffe gestattet hätte, so schien dieß den Griechen den Zorn der Götter anzuzeigen. Kalchas wurde deshalb befragt, wie man dieselben versöhnen könne. Er antwortete, Agamemnon müsse, weil er ein der Artemis (Diana) heiliges Reh getödtet habe, seine Tochter Iphigenia den Göttern opfern. Mit blutendem Herzen übergab der betrübte Vater sein geliebtes Kind dem Prie- ster; aber Artemis verhüllte sic, wie die Fabel erzählt, vor dem versammelten Heere in eine Wolke und entzog sie so dem Schlacht- inesser. Statt des Mädchens unterschob sie ein Reh, das nun geopfert wurde. Wahrscheinlich aber fand die Vaterliebe Mittel, die Griechen zu hintergehen und die theure Tochter tu Sicherheit zu bringen. Dem sei nun, wie ihm wolle, Zeus schien versöhnt; denn sogleich zeigte sich ein günstiger Wind, die steinernen Anker wurden gelichtet, und auf 1186 Ruderschiffen langte das gegen 100,000 Mann starke Heer glücklich an der trojanischen Küste an. Man zog einen großen Theil der Fahrzeuge ans Land, schlug Gezelte auf uitb befestigte ein Lager am Landungsplätze. Indessen hatten auch die Trojaner alles aufgeboten, um einem so mächtigen Feinde mit Erfolg Widerstand leisten zu kön- nen. Zu ihrer Hülse zogen viele kleinasiatische Fürsten mit Mann- schaft herbei. Die Stadt hatte feste Thürme und war mit starken Mauern, mit Gräben und Wällen umgeben. Bei dem damali- gen Mangel an Feuerwaffen und ordentlichem Belagerungszeug konnte sie nicht leicht erstürmt werden, besonders da die Belager- ten, der Zahl nach beinahe eben so stark wie das griechische Heer, einen trefflichen Anführer hatten. Dieß war Hektor, des Pria- mos Sohn, der an Körperkraft, Waffenübnng, Klugheit und Muth keinen: Griechen nachstand. Die Feindseligkeiten begannen; doch mehr in kleinen Ge- fechten als in Gesammtangriffen. Bei den Griechen machte sich J

5. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 8

1844 - Stuttgart : Metzler
8 Der trojanische Krieg. der Mangel an Lebensmitteln bald auf eine empfindliche Weise fühlbar; daher durchstreiften täglich unzählige Schaaren das platte Land, um Getreide und Vieh zu erbeuten. Dabei litt das Landvolk schrecklich, Wohnungen wurden zerstört; Männerund Weiber als Sklaven weggeführt; niemand war seiner Freiheit, seiner Habe und seines Lebens sicher. Achilleus allein soll zwölf See- und eilflandstädte erobert und beraubt haben. Die Zersplitterung der griechischen Streitkräfte durch solche Streifzüge wurde von den Trojanern oft eben so klug als erfolg- reich benützt. Waren größere Schaaren mit einigen der gefürch- tetsten Helden abwesend, so stürzten sie aus ihren Thoren heraus und brachten ihren Feinden bisweilen empfindliche Verluste bei. Die damalige Kriegsart war übrigens von der heutigen so verschieden, daß es euch schwer werden wird, euch eine klare Vorstellung davon zu machen. Die Hauptwaffen waren ein lan- ger Speer und ein Schwert, welches jedoch wenig gebraucht wurde. Geübte Schützen bedienten sich der Pfeile und Bogen, um in der Ferne zu verwunden, und waren die Speere verschleu- dert, so sah man nicht selten berühmte Krieger nach Feldsteinen greifen. Durch Panzer, Helme und Schilde, welche bei den vor- nehmsten Helden mit künstlicher Arbeit verziert waren, suchte man sich gegen Verwundung zu schützen. Geordnete Angriffe nach ei- nem wohlüberdachten Plane mit ganzer Heeresmacht in Reih und Glied unter einem Oberfeldherrn wurden nicht gemacht. Jene künstlichen Bewegungen, durch welche in neuerer Zeit große Heerführer oft beinahe ohne Blutvergießen viele Tausende besie- gen, waren noch unbekannt. Auf beiden Seiten standen unge- ordnete Schlachthaufen. Von Zeit zu Zeit trat einer hervor und suchte einen Gegner durch Schmähungen zu reizen; dieser ant- wortete wieder mit Schimpfreden und prahlte mit seinen Vorfah- ren und seinen Thaten. Endlich warf einer den Spieß auf den Feind. Hatte er nicht gut getroffen, so lies er davon; war'aber der Gegner tödtlich verwundet, so fiel er über ihn her, um ihm die Rüstung auszuziehen und sie als Siegeszeichen forttragen zu können. Diesen Schimpf suchten gemeiniglich die Landsleute und

6. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 9

1844 - Stuttgart : Metzler
Der trojanische Krieg. 9 Freunde des Erschlagenen von ihm abzuwenden; auf der andern Seite wurde dem Sieger Beistand geleistet, und so entspann sich allmählich ein größeres Gefecht, in dem noch mancher das Leben verlor. — Reiterei hatte man noch nicht. Die Fürsten standen aus kleinen zweispännigen Streitwagen, welche einer ihrer Freunde leitete, und fochten wie der gemeine Mann. Helden wie Achil- leus, Hektor, Diomedes konnten ganze Haufen in die Flucht jagen. Nach einem blutigen Kampfe, in welchem viele gefallen wa- ren, trat gewöhnlich des folgenden Tages Waffenruhe ein, damit jede Parthei ihre Todten ungestört aufsuchen und ordentlich be- statten konnte. Die Leichname wurden verbrannt, ihre Gebeine in eine Urne gelegt und darauf ein Grabeshügel errichtet. Be- rühmte Helden ehrte man nach ihrem Tode dadurch , daß man an ihrer Begräbnißstätte Spiele veranstaltete, welche im Ringen, Werfen, Faustkampfe, Wagenrennen, in Wettlaufen u. drgl. bestanden. Die Sieger empfingen köstliche Preise, etwa eine in Kunstarbeiten geübte Sklavin, ein Paar treffliche Pferde, schöne Waffen, künstlich gearbeitete Kessel, Becken, Becher. Ein unglückseliger Streit zwischen zwei der angesehensten Helden brachte den Griechen großes Unglück. Agamemnon hatte nämlich dem Achilleus seine schöne Sklavin Brise'is mit Gewalt wegnehmen lassen, worüber dieser so erbittert war, daß er an dem Kampfe gegen Troja von Stund an keinen Antheil mehr nahm. War es ja doch die Sache des Menelaos, dessen Bruder ihn so tief verletzt hatte! Er bezog mit seinen Myrmidonen ein abgesondertes Lager; Jagd und Plünderung waren seine einzige Beschäftigung. Jetzt wüthete Hectors Lanze schrecklich unter den Griechen; keiner konnte ihm widerstehen, viele der angesehensten Männer und eine Menge Volks sandte er in die Unterwelt. Ein Abgesandter nach dem andern wurde zu dem schwer beleidigten Achilleus geschickt, um ihn zu bewegen, sich seiner schwer be- drängten Landsleute wieder anzunehnvn; allein der harte Mann blieb mit eisernem Sinne bei seinem Entschlüsse. Selbst das Versprechen, daß er die Brise'is wieder bekommen und noch viele

7. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 12

1844 - Stuttgart : Metzler
12 Der trojanische Krieg. stattung seines Freundes. Schafe, Hornvieh, Pferde, Hunde, ja selbst zwölf gefangene Trojaner starben an dem Scheiterhaufen des Hingeschiedenen den Opfertod. Seine Gebeine wurden in einer goldenen Urne aufbewahrt, und beit Schluß der Leichen- feier machten Wettspiele im Wagenrennen, Faustkampfe, Ringen, Laufen, Waffenkampfe, Kugelwurf, Bogenschuß, Speerwurf.— Nach einer schlaflos zugebrachten Nacht schleifte Achilleus Hektors Leib noch dreimal um des Patroklos Grab. In dem Pallaste des Prianios ertönte indessen aus allen Gemächern lautes Weinen und Wehklagen. Das Schmerzlichste für die verwittwete Andromache, die trauernden Eltern und Ge- schwister war, daß der geliebte Hektor unbestattet bleiben und — nach dem damaligen Glauben — keine Ruhe finden, sondern als ächzender Schatten umherwandeln sollte. Durch ein Traumgesicht ermuntert, faßte endlich der greise Vater den kühnen Entschluß, sich in stiller Nacht mit reichen Geschenken an Gold, Gewändern und schon gearbeiteten Gefäßen aufzumachen, um den Leichnam seines Sohnes von Achilleus zurückzufordern. Glücklich gelangte er zu dem Zelte, umschlang die Kniee des Helden und sprach also: „Gedenke deines alternden Vaters, o göttergleicher Achil- leus. Vielleicht bedrängen auch ihn jetzt benachbarte Völker, und niemand ist, der ihm Jammer und Weh entferne. Doch hört er von dir, so steigt ihm die freudige Hoffnung auf, wiederzusehn den trautesten Sohn. Ich.unglücklicher! Fünfzig Söhne hatte ich, als das Volk der Griechen unsere Küste betrat; viele schon raffte der Krieg hinweg, und den einen, der die Stadt und uns alle beschirmte, hast du getödtet, da er kämpfte den Kampf für die Heimath. Diesen von dir zu erstehen, komme ich mit reicher Lösung. O erbarme dich meiner! Dulde ich doch, was keiner der Sterblichen erduldet; siehe, ich küsse die Hand, die meine Kinder getödtet!" Achilleus war gerührt. Er gedachte des eigenen Vaters, bot dem Greise die Hand und hob ihn liebreich tröstend auf. Dann ging er hinaus, ließ Hektors Leichnam waschen und salben, und legte ihn in schönen Gewändern auf seines Vaters Wagen. Nachdem Priamos ein trauliches Mahl eingenommen

8. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 15

1844 - Stuttgart : Metzler
Trojas Eroberung. 15 des Priesters Laokoon und tobten sie mit ihrem giftigen Bisse. Der Vater will den Knaben zu Hülfe eilen; doch auch ihn um- stricken sie, und unter fürchterlichen Schmerzen sinkt der Priester todt nieder. Die Ungeheuer verschwanden jetzt, und schrecken- bleichrief das Volk aus: „Seht, wie schrecklich der Priester büßen mußte für den Frevel, daß er frech mit seinem Speere der Göttin geheiligtes Bild verletzte! Auf zum Tempel mit dem Bilde!" Man reißt einen Theil der Mauer ein, und im Triumphe wird das unheilschwangre Thier ans Walzen in die Stadt gezogen. Viermal erklangen beim Eingang warnend die Waffen im Bauche; aber die verblendete Menge acktete es nicht. Vor dem Tempel wurde einstweilen das Roß aufgestellt. Indessen brach die Nackt herein und hüllte die Trojaner in einen tiefen Schlaf, von dem sie furchtbar wieder aufgeschreckt werden sollten. Der Verrätbcr Sinon schlich sich zu dem Pferde, öffnete die verborgene Thüre, Ulysses, Menelaos, Neptolemos stiegen mit den übrigen Helden heraus und stießen die Wachen nieder, indeß die andern Griechen, welcke sich bei der Insel Te- nedos verborgen hatten und mit einbrechender Nacht an das trojanische Ufer zurückgekehrt waren, auf ein gegebenes Zeichen durch die Thore hereinstürzten und mit Feuer und Schwert Ver- derben um sich her verbreiteten. Hoch prasseln jetzt die Flammen zum Himmel empor; das Gebrüll der wüthenden Soldaten, das Geackz der Sterbenden nnb Verwundeten tönen schauerlich durch- einauder. In der Asche der eingestürzten Häuser fließen Ströme von Blut. Weder Alter noch Geschlecht, weder Stand noch An- sehen schützten vor dem Grimme der Krieger. Priamos fiel mit den wenigen Söhnen, die ihm noch geblieben waren, vor seinem Hausaltare, und seine Gemahlin, seine Töchter, selbst die edle Andromacke, Hektors verwittwete Gattin, wurden als Sklavin- nen weggeführt. Helena aber, die an allem Unheil schuld war, nahm Menelaos wieder mit sich nack Griechenland. Unter den wenigen, welche entkamen, war Aeneas, ein trojanischer Fürst. Dieser trug seinen alten Vater Anchises auf dem Rücken aus der brennenden Stadt und landete mit seinem Söhnchen Aska-

9. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 49

1844 - Stuttgart : Metzler
Honitluö Cocles. 4» Umgehung des Gesetzes geben; vor seinen Augen wurden die beiden Unglücklichen entkleidet, mit Ruthen gepeitscht und ent- hauptet. Dann aber verließ er den Richterstuhl, um zu Hause seinen Schmerz auszuweinen. Indessen hatte Tarquinius in der Nachbarschaft Hülfe ge- funden und zog mit einem zahlreichen Heere gegen die Stadt, in welcher er einst geherrscht hatte. Die Rörner rückten ihm entge- gen, Brutus mit der Reiterei voraus. Durch die ihn begleitenden Liktoren in der Ferne schon kenntlich, wird er von Aruns, Tar- quins jüngerem Sohne, erblickt. Von dem heftigsten Zorne entbrannt, ruft dieser: „Da ist er, der uns aus der Vaterstadt vertrieben hat! Seht, wie er, mit den Zeichen unserer Würde geschmückt, so stolz einherschreitet! Steht mir bei, ihr rächenden Götter!" Mit diesen Worten gibt er seinem Pferde die Sporen und sprengt auf den Consul zu. Dieser sieht ihn kommen, eilt ihm entgegen, und mit furchtbarer Wuth rennen sie sich gegenseitig die Lanzen durch den Leib, so daß beide todt vom Pferde stürzen. Nach beendigter Schlacht, bei der sich keine Partei den Sieg zu- schreiben konnte, brachten die Römer den Leichnam ihres gefalle- nen Consuls in die Stadt und trauerten lange um ihn wie um eineu Vater. Horatius Locles. (508 v. Chr.) Da Tarquinius mit der Hülse der zunächst um Rom gele- genen Städte nichts batte ausrichten können, so wandte er sich an den mächtigen König der hetrurischen Stadt Clustum, Namens Porsenna. Dieser rückte wirklich mit einem zahlreichen und wohlgerüsteten Heere an, um den vertriebenen König wieder einzusetzen und bemächtigte sich eines Hügels, welcher Rom ge- rade gegenüber lag. Die Römer, welche eine schmale, über die Tiber führende Pfahlbrücke bewachen sollten, waren bestürzt über die Nähe eines so mächtigen Feindes, und als sie vollends die Hugendubel, Weltgeschichte. 4

10. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 33

1844 - Stuttgart : Metzler
Die olympischen Spiele. 33 Ringer nackt erschienen, dursten sich nicht anfassen, sondern blos schlagen. Sie umwanden sich Arm und Hand kreuzweis mit Riemen; mancher verließ blutrünstig oder mit Verlust der Ge- sundheit den Kampfplatz. Der Kampf, bei welchem Ringen und Schlagen verbunden war, hieß Pankra^ion. Auch im Sprin- gen und Werfen des Diskos (einer metallenen Scheibe) wurde gewetteisert. Künstler stellten ihre Werke aus, Geschichtschreiber wie Herüdotos, und Dichter wie Aeschylos, Sophokles, Eurípides lasen vor dem versammelten Griechenlande, was ihr Geist Großes und Bewundernswürdiges geschaffen hatte. Den Beschluß des Festes machte die Krönung der ausge- zeichnetsten Kämpfer, Nach einem feierlichen Opfer zogen die Sieger mit Palmzweigen in der Hand in schönen Gewändern unter Flötenmusik an den Sitzen der Zuschauer vorbei. Jedem wurde unter dem lauten Ausrufen seines Namens ein Oliven- kranz auf das Haupt gesetzt. Und die Griechen hätten diesen einfachen Schmuck mit keinem andern vertauscht. Ein Greis starb vor Freude, als sein bekränzter Sohn ihn umarmte. Zu Hause wurden die Sieger von ihren Mitbürgern mit Lobgesan- gen empfangen und der ausgezeichnetsten Ehrenstellen gewürdigt; ihre marmornen Bildsäulen, zu Olympia aufgestellt, und Dich- ter, welche ihr Lob besangen, brachten ihren Namen auch auf die Nachwelt. Der Einfluß der olympischen und ähnlicher Spiele auf die Griechen war unverkennbar. Kraft, Gewandtheit und Ge- schmeidigkeit zeichnete ihren Körper aus; die entferntesten Völker- schaften lernten sich als Glieder eines Volkes kennen, und wett- eiferten mit einander in dem, was der Grieche für ruhmwürdig hielt. Man theilte sich wechselseitig Nachrichten aus allen Thei- len Griechenlands mit; man erneuerte alte Freundschaften, schloß neue und freute sich des Ruhmes, den die Sieger dem Gesammt- vaterlande gebracht hatten. Hugendubel, Weltgeschichte. 3
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