Karl der Große.
149
graben. Jeder Moslem hält es für seine Pflicht, wenigstens
einmal in seinem Leben nach der Geburtsstadt des Propheten zu
wallfahrten, wo die heilige Kaaba, ein altes arabisches Ge-
bäude, steht, das von Adam angelegt und nach den Verheerungen
der Sündfluth von Abraham und Ismael wieder hergestellt wor-
den seyn soll. Kein Ungläubiger darf sich der heiligen Stadt
Mekka nähern. Wer gegen dieses Verbot fehlt, hat nur die
Wabl zwischen Tod und Uebertritt zum Mnhammedanismus.
Kar! -er Droste.
(768—814.)
Ums Jahr 500gründete der Frankenkönig Chlodwig auö
dem Geschlechte der Merovinger ein mächtiges Reick, welckes
Westgermanien und Gallien umfaßte. Aber unter seinen unfä-
higen, lasterhaften Nachkommen kam das Reich in Verfall; im
Jahre 752 wurde Childerich der Dritte des Thrones für unwür-
dig erklärt und in ein Kloster gesteckt. An seine Stelle wählten
die Franken den Hausmeister oder ersten Beamten des abgesetzten
Königs, Pipin den Kleinen. Ein Sohn Pipins war Karl,
dem die Geschichte wegen seiner ausgezeichneten Eigenschaften
den Beinamen der Große ertheilt hat.
Karl wurde den 2. April 742 wahrscheinlich zu Achen ge-
boren. Seine Erziehung war äußerst dürftig, und bestand bei-
nahe nur in Körper- und Waffenübungen; doch hatte er an seinem
Vater ein schönes Vorbild in Tugenden, die den Herrscher zieren,
und seine zärtliche Mutter Bertha nährte die sanfteren Gefühle
des Herzens und den Sinn für häusliches Glück in ihm. Erst
in spätern Jahren lernte er schreiben, erst als Kaiser erwarb er
sich durch den Umgang mit gebildeten Männern und seinen vier-
maligen Aufenthalt in Rom die Kenntnisse, welche man an ihm
bewundert.
Im Jahr 768 wurde Karl mit seinem Bruder Karlmanu
gekrönt, und als dieser starb (771), kam das ganze Reich unter
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Adam Abraham Ismael Chlodwig Childerich Pipins Karl Karl Karl Karl Bertha Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Mekka Reick Gallien Körper- Rom
151
Karl der Große.
diese Worte gesprochen, als es im Westen düster heranwogte, und
über eine unübersehbare Menge Gewappneter ragte, ganz mit
Eisen bedeckt, auf gepanzertem Rosse die hohe, breitschultrige
Gestalt des Frankenhelden majestätisch hervor, das gewaltige
Schwert in der Rechten. „Das ist er!" ries Otker aus/ und
stürzte fast sinnlos zu Boden.
Während der Belagerung Pavia's besuchte Karl Rom. Die
Stadtbehörden mit ihrem Panner, die Schuljugend mit Palm-
und Oelzweigen zogen ihm entgegen, und auf den Staffeln der
Pelerskircbe erwartete ifm der Pabst, von der hohen Geistlichkeit
umgeben. Karl bestätigte die Schenkung, welche sein Barer dem
Pabste mir dem Lande gemacht batte, welches wir unter dem
Namen Kirchenstaat kennen. Indessen hatte sich Pavia ergeben;
Desiderius endigte sein Leben in dein westfränkischen Kloster
Korvey, und Karl kehrte, nachdem ihm zu Mailand die eiserne
Krone aufs Haupt gesetzt worden war, nach Franken zurück. ■
Im Jahre 778 überschritt Karl, von einigen arabischen
Fürsten zu Hülfe gerufen, die Pyrenäen, und vereinigte die Graf-
schaft Barcelona mit seinem Reiche; aber bei der Rückkehr wurde
er in dem Thale Roncevalles von den Basken angefallen, ein
großer Theil des Gepäckes ging verloren, und mehrere seiner
ausgezeichnetsten Helden fanden den Tod, unter diesen sein Neffe,
der tapfere Rutland oder Roland, dessen Leben und Thaten,
durch eine Menge Fabeln ausgeschmückt, von vielen Dichtern be-
sungen wurden.
Auch gegen die slavischen Völkerschaften, die Obotriten in
Mecklenburg, die Milzen in Pommern und die Sorben an der
Saale und obern Elbe, sowie gegen die Avaren in Oestreich und
Ungarn stritt Karl mit Glück; das fränkische Reich dehnte sich
unter seinem Scepter im Norden bis zur Eider, im Osten bis zur
Theiß, im Süden bis zu dem Ebro und der Tiber aus.
Im Jahre 800 kam Karl nach Rom, um diejenigen zu
strafen, welche den Pabst Leo den Dritten mißhandelt hatten.
Als er am Weihnachtsfeste in der Peterskirche vorn Gebet auf-
stand, nahte sich Leo, setzte ihm eine Krone aufs Haupt und salbte
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_Rom Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Roland Karl Karl Karl Karl Leo Leo Leo Leo
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Mailand Barcelona Mecklenburg Pommern Oestreich Ungarn Rom
Heinrich der Erste, König der Deutschen.
137
den, wurde in einem kostbaren Sarge ausgestellt und fortan als
sterbliche Hülle Karls, des Bekenners, von den dankbaren Nach-
kommen mit frommer Rührung angeschaut.
Heinrich -er Erste, Honig -er Deutschen.
Heinrich, geboren im Jahre 876, war der Sohn Ollo's
des Erlauchten, Herzogs von Sachsen, nach dessen Tode er
die Herrschaft über Sachsen und Thüringen antrat (916). Sein
hoher, kräftiger Wuchs, sein großes, feuriges Auge verkündete
den Herrscher. Geübt in den Waffen, kühn und beharrlich in
allem, was er unternahm, klug, milde, leutselig und bieder, ge-
wann er selbst seinen Feinden Achtung ab. König Konrad der
Erste, der ihn erfolglos bekriegt hatte, schätzte seine trefflichen
Eigenschaften so sehr, daß er ihn auf dem Sterbebette seinem
Bruder Eberhard mit eindringlichen Worten zur Königswahl
empfahl. Eberhard ehrte den Willen des Hingeschiedenen, be-
wirkte auf der Versammlung zu Fritzlar die Wahl des Sachsen-
herzogs, und brachte dem neuen Neichsoberhanpte selbst die Zei-
chen der königlichen Würde (919).
Da Heinrich eben mit Vogelfang und Jagen beschäftigt
war, als er die erste Nachricht von seiner Erhebung erhielt: so
haben ihn seine Zeitgenossen den Finkler oder Vogelsteller
genannt. Allein schicklicher würde man ihn den Großen nen-
nen; denn er herrschte mit Kraft und Weisheit, brachte die wi-
derspenstigen Fürsten zum Gehorsam, erweiterte die deutsche
Grenze im Norden bis zum Slieflnfse und schützte das Reich auch
gegen auswärtige Feinde, besonders gegen die Ungarn.
Dieses wilde, räuberische Volk, welches schon mehrere Male
Deutschland schrecklich verwüstet hatte, kam auch unter seiner
Regierung wieder. Heinrich erkaufte einen neunjährigen Waffen-
stillstand durch unentgeldliche Freilassung eines gefangenen Häupt-
lings. . Während dieser Zeit sorgte er trefflich für die Verthei-
digung des Landes. Er verbesserte das Heerwesen der Deut-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Karls Heinrich_-er Heinrich Heinrich Heinrich Konrad Eberhard Eberhard Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Karls Sachsen Sachsen Fritzlar Ungarn Deutschland
130
Karl der Große.
seine Herrschaft. Damals wohnten zwischen der Elbe, dem Rhein
und der Nordsee die heidnischen Sachsen, welche noch ganz nach
der Weise der alten Deutschen von Jagd, Krieg und Raub lebten
und häufig die benachbarten Franken beunruhigten. Karl zog
gegen sie, zerstörte das Heiligthum des Helden Hermann, die
Jrmensul, und zwang sie zum Frieden. Doch war dieß nur
der Anfang eines äußerst hartnäckigen und blutigen Kampfes;
denn die Sachsen erhoben für ihre Unabhängigkeit und den Glau-
den ihrer Vater immer wieder das Schwert; erst im Jahr 803
gelang ihre völlige Unterwerfung und Bekehrung zum Christen-
thum.
Nach dem ersten Feldzuge gegen die Sachsen wurde Karl
von dem Pabste Hadrian, welcher durch den Lombardenkönig
Desiderius hart bedrängt war, zu Hülfe gerufen. Karl ging
über den Mont Cenis, während sein Oheim Bernhard mit
einem Theile des Heeres den St. Bernhard überstieg. Die Lom-
barden flohen, und Desiderius verschanzte sich in Pavia. Aus
einem hohen Thurme, welcher die weiteste Aussicht gewährte,
blickte er nach der Gegend hin, von wo Karl nahen sollte. Als
das Gepäck erschien, sprach er zu seinem Vertrauten Otter:
„Ist das Karl?" „Noch nicht!" war.die Antwort. Jetzt folgte
ein langer Zug gemeines Volk. Desiderius fragte wieder und
erhielt dieselbe Antwort. Da traten ihm Schweißtropfen auf
die Stirn, und voll Unruhe rief er aus: „Gott, was sollen wir
thun, wenn noch mehr mit ihm kommen!" Ein neuer Haufe
rührigen Volkes zeigte sich. „Das ist er gewiß!" sprach Deside-
rius erschrocken. „Noch nicht!" entgegnete Otker. Jetzt sah
der König die hohe Geistlichkeit mit ihren Dienern herankommen;
seine Augst stieg von Minute zu Minute, und mit bebender
Stimme sprach er: „Laß uns hinabsteigen und uns unter der
Erde verbergen vor dem wüthenden Antlitz eines so grimmigen
Feindes." Otker aber erwiederte: „Wenn du eine Saat auf
dem Felde wirst starren und einen eisernen Po und Tessino die
Mauern der Stadt mit schwarzen Fluchen wirst überschwem-
men sehen; dann fürchte, daß Karl kommt." Kaum hatte er
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Hermann Karl
von_dem_Pabste_Hadrian Karl Lombardenkönig
Desiderius Karl Karl Bernhard Bernhard Karl Karl Karl Desiderius Otker Karl Karl
158 Heinrich der Erste, König der Deutschen.
scheu, besonders die Reiterei, lehrte sie in geschlossenen Gliedern
kämpfen, und legte zahlreiche, mit Mauern, Gräben und Wällen
befestigte Burgstädte an, in welchen sich je der neunte Mann
vom Lande niederlassen mußte.
Denn seit der Völkerwanderung lagen die Städte, welche
an der Donau und dem Rhein von den Römern gegründet wor-
den waren, in Trümmern. Die meisten Deutschen lebten auf
einzelnen Gehöften; selbst Dörfer waren selten. Bei plötzlichen
feindlichei: Einfällen fehlte es an Schutz gewährenden Sammel-
plätzen, und das Land war fast wehrlos dem Raub und der Ver-
heerung preisgegeben.
Die Bewohner der festen Plätze, später Burger oder
Bürger genannt, hatten die Pflicht, die Feinde abzuwehren,
und erhielten bedeutende Vorrechte. In ihren Mauern wurden
Märkte, Feste und öffentliche Versammlungen gehalteil; Gewerbe
und Handel kamen allmählig zur Blüthe, und hatten Wohlstand,
Bildung und größere Freiheit zum Gefolge.
Nachdem Heinrich die Deutschen im Kampfe mit den heid-
nischen Slaven an der mittlern Elbe und in Böhmen, sowie mit
den Normännern geübt, gegen diese Völker Burgen erbaut und
Markgrafen als Grenzwächter eingesetzt hatte, wollte er sich
für den bald bevorstehenden Streit mit den Ungarn auch des
göttlichen Beistandes versichern. Darum unternahm er eine
Wallfahrt nach Rom (931), bat den Pabst um seinen Segen,
und kehrte, mit der römischen Kaiserkrone geschmückt, in sein Land
zurück.
Im Jahre 933 lief der Waffenstillstand mit Ungarn zu
Ende, und Abgesandte dieses Volkes verlangten den alten Tri-
but. Aber Heinrich wies sie schimpflich ab, indem er ihnen nach
der Sage statt der gewöhnlichen Geschenke einen räudigen Hund
reichen ließ. Zahlreicher als je brach jetzt das Barbarenvolk in
Deutschland ein, um den erlittenen Schimpf blutig zu rächen
(934). Ein Schwarm durchzog plündernd und verwüstend
Baiern und Schwaben, und kehrte mit Bente beladen durch Ita-
lien zurück. Das Hauptheer wandte sich nordwärts und theilte
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Burger Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Donau Rhein Ungarn Rom Ungarn Deutschland Baiern Schwaben
Heinrich der Vierte von Deutschland.
159
sich in zwei große Haufen. Der eine wurde bei Sondershau-
sen von den Sachsen und Thüringern vernichtet; dem andern
weit zahlreichern stellte sich Heinrich an der Saale bei Merse-
burg mit einem trefflich gerüsteten, kampflustigen Heere in einem
wohl verschanzten Lager entgegen. Die Deutschen hatten keine
andere Furcht, als daß der Feind nicht Stand halten mochte.
Es kam zur Schlacht. Hochbegeistert ihrem Banner folgend,
welches das Bild des heiligen Michael trug, erwiederten sie
den Kriegsruf der Ungarn: „Hui, Hui!" mit „Kyrie eleison!"
und schlugen muthig drein. Dreißigtausend Ungarn wurden nie-
dergehauen, viele noch auf der unordentlichen Flucht eingefangen
und als Räuber an den Bäumen aufgehängt. Auf dem Wahl-
platze kniete Heinrich mit seinen Streitern nieder und dankte dem
Herrn der Heerschaaren. Für die Wittwen und Waisen derjeni-
gen, welche den großen Sieg mit erfochten hatten, aber im
Kampfe gefallen waren, sorgte er väterlich.
Heinrich starb zu Me ml eben an der Unstrut (den 2. Heu-
monat 936) nach einer achtzehnjährigen glücklichen und ruhm-
vollen Regierung, und wurde in der Stiftskirche zu Quedlin-
burg, welche ihm ihre Entstehung verdankte, begraben.
Heinrich -er Vierte von Deutschland.
Am 5. Oktober 1056 starb der deutsche Kaiser Heinrich
der Dritte, aus dem Geschlechte der salischen Franken, ein gewal-
tiger Fürst, welcher, während einer siebzehnjährigen Regierung,
die weltlichen und geistlichen Großen des Reichs in strenger Un-
terwürfigkeit erhalten hatte. Er hinterließ einen fünfjährigen
Sohn, der gleichfalls Heinrich hieß und bereits zu seinem Nach-
svlger ernannt war. Die fromme Agnes, des Kaisers Wittwe,
sorgte mit mütterlicher Zärtlichkeit für die Erziehung ibres Söhn-
leins. Bon zwei weisen Räthen, dem Bischof Heinrich von
Augsburg und dem Erzbischöfe Guibert von Ravenna, unter-
stützt, führte sie für den Minderjährigen die Reichsgeschäfte und
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Hochbegeistert Michael Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_-er Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_hieß Heinrich Agnes Heinrich_von
Augsburg Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Merse- Ungarn Dreißigtausend_Ungarn Stiftskirche Deutschland Ravenna
30
an; namentlich verweigerte ihm der Emir von Saragossa, Ebn el
Arabi, den Gehorsam, und da Abderrahman ihn vertrieb, kam er (777)
mit einigen Andern nach Paderborn, um den mächtigen Karl um
Hülfe zu bitten. Karl versprach ihnen zu kommen, und im folgenden
Jahre 778 sehen wir ihn schon mit einem stattlichen Heere über die
Pyrenäen ziehen, Saragossa erobern, und den vertriebenen Emir wie-
der einsetzen. Alles Land zwischen dem Ebro und den Pyrenäen (die
spanische Mark) schlug er zu seinem großen Frankenreiche. Er selbst
kam mit dem Hauptheere unangefochten zurück; aber als ein Nachtrab
in langem Zuge durch die Engpässe der Pyrenäen zurückzog, stürzten
plötzlich die Bergbewohner, die Basken, aus einem Hinterhalte über
ihn her, tödteten alle, und nahmen das Gepäck weg. Unter den Todten
waren die tapfersten Helden der Franken: der Pfalzgraf Anshelm,
der Trugseß Eg hart, und Rutland oder Roland, der Karls
Sohn genannt wird. Die Thaten dieser Helden sind von den Dich-
tern des Mittelalters in mehreren Sprachen besungen und ins Riesen-
hafte ausgeschmückt worden; besonders wird Roland als ein unbesieg-
barer Held geschildert, der es nicht selten mit ganzen Heeren der Un-
gläubigen aufnahm. Zu seinem Andenken wurden auf den Markt-
plätzen der meisten Städte Niederdeutschlands Standbilder von Stein
und Holz errichtet, die man noch hier und da sieht. Die Niederlage
sollen die Franken im Thale Ronceval erlitten haben. In einer hier
stehenden Capelle zeigen noch die Mönche das Grab Rolands und drei
seiner Gefährten. Reisende haben hier wohl alte, halb vermoderte Ge-
beine gesehen, aber sie nicht von so riesenmäßiger Größe gefunden, als
die Mönche sie zu schildern pflegen.
Noch unterwegs erhielt Karl die Nachricht, daß die Sachsen
schon wieder einen Einfall unternommen hätten. Sie waren 778 bis
an den Rhein vorgedrungen, und hatten fürchterlich gehaust. Karl
eilte ihnen nach, und jagte sie in ihre Gränzen zurück. Im folgenden
Frühjahr 779 aber zog er in ihr Land, und ließ sich wieder durch
Friedensanträge beruhigen. Er beschied sie 780 zu einem großen Land-
tage, und sie erschienen auch, gelobten aufs Neue Frieden, und ließen
sich zum Theil taufen. Auch schickte Karl Grafen in ihr Land, um
sie zu regieren. Er ließ Kirchen und Klöster in ihrem Lande bauen,
und errichtete Bisthümer, aus denen nach und nach blühende Städte
entstanden. Als solche werden Bremen, Verden, Minden, Hal-
berftadt, Hildesheim, Paderborn, Münster und Osnabrück
genannt. Von ihnen ging die Bildung der Deutschen ganz besonders
aus; denn Karl ließ bei jedem Domstift zugleich eine Schule anlegen,
um recht tüchtige Volkslehrer zu bilden. Diese Schulen existiren in
den vorgenannten Städten zum Theil noch.
780 reiste Karl nach Italien, und nahm, weil er in seiner Fa-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Roland Karls Roland Capelle Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Saragossa Paderborn Saragossa Karls Niederdeutschlands Sachsen Rhein Minden Hildesheim Paderborn Italien
32
können. Aber ein neuer Krieg rief ihn wieder ins Feld. Desiderius
hatte zwei Töchter hinterlassen. Die eine war an den Herzog Ara-
gis von Benevent, einen Longobarden, vermählt, die andere an den
Herzog Tassilo von Baiern. Beide rachsüchtige Weiber beredeten
ihre Männer, sich von Karls Oberherrschaft loszumachen. Aragis that
es zuerst. Aber Karl erschien 786 so plötzlich in Unteritalien, daß
Aragis um Frieden bat, Unterwerfung gelobte, und Geißeln gab.
Schlimmer ging es Tassilo, dem Baiernherzog aus dem Hause
der Agilolsinger, einem stolzen, ungestümen Manne. Schon einmal
hatte ihm Karl seine unbesonnenen Reden und seine Anmaßung ver-
geben. Aber er wiederholte seine Widersetzlichkeit, und wurde auf
einen Reichstag nach Ingelheim bei Mainz geladen, wo er auch er-
schien. Man überführte ihn hier, daß er mehrmals treulos ge-
gen Karl gehandelt habe, und verurtheilte ihn zum Tode. Karl be-
gnadigte ihn, schickte ihn aber ins Kloster nach Fulda, und ließ Baiern
durch Grafen verwalten. Das geschah 788.
In demselben Jahre noch sielen die Avaren (von den Franken
Hunnen genannt) von Ungarn aus in das fränkische Gebiet ein; Tas-
silo hatte sie gerufen. Karl warf sie aber in mehreren Schlachten zu-
rück, und glaubte, ihnen fürs erste die Lust wieder zu kommen genom-
men zu haben.
Dann zog er im Jahr 789 gegen die Milzen, ein slavisches
Volk, welches in der jetzigen Mark Brandenburg wohnte; denn sie
hatten Streifereien in das fränkische Gebiet unternommen. Jetzt ver-
sprachen sie Ruhe, und Karl ging zurück.
Statt nun ruhen zu können, mußte er sich eiligst wieder gegen
die Avaren rüsten, die den Frieden gebrochen hatten. Dieser Krieg
dauerte mit einigen Unterbrechungen von 791 — 799. Karl drang
bis über die Donau und Raab vor, und züchtigte das wilde Volk
so, daß es endlich die Oberherrschaft der Franken anerkannte. Als
Karl bei Gelegenheit dieses Krieges sich längere Zeit in Baiern ver-
weilen mußte, faßte er den großartigen Plan, den erst in unfern Ta-
gen der König Ludwig von Baiern ausgeführt hat, die Donau und
den Rhein, also das schwarze Meer mit der Nordsee, in Verbin-
dung zu sitzen, indem er einen Kanal aus der Altmühl, die in die
Donau mündet, nach der Regnitz, die in den Main fließt, graben
lassen wollte.
Während des Krieges mit den Avaren hatte er wieder mehrere
Züge gegen einzelne Stämme der Sachsen zu thun, die einige seiner
Kriegshaufen erschlagen hatten. So viel machte dies unruhige Volk
dem sich so nach Frieden sehnenden Karl zu thun!
Indessen war Karls Freund, der Papst Hadrian, (795) gestor-
den. Karl war gerade in Paderborn, als päpstliche Gesandte eintra-
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Extrahierte Personennamen: Desiderius Tassilo_von_Baiern Tassilo Karls Karls Karl Karl Tassilo Tassilo Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Raab Karl Karl Ludwig_von_Baiern Ludwig Karl Karls Karls Hadrian Karl Karl
Mittlere Geschichte.
(Bon 476—1517.)
Erste Periode.
Von dem Untergange des römischen Kaiserthums bis zum Tode Karls
des Großen, 476 — 814.
33. Theoderich. — Chlodwig I. — Justinian.
(Vcrtheilung der Völker. Odoacers Untergang 493. Theoderich der Ostgothe
493 — 526. Chlodwig der Merowinger 481 — 511. Schlacht bei Soiffons gegen
Syagrius. Chlotilde von Burgund. Schlacht bei Zülpich gegen die Alemannen.
Chlodwigs Taufe. Schlacht bei Dijon gegen Gundobald. Schlacht bei Poitiers
gegen den Westgothen Alarich 2. — Justinian 527 — 565 und Theodora. Corpus
juris. Die Grünen und Blauen. Krieg gegen Kosru Nuöhirvan, König des
neu - persischen Reichs. Umsturz des vandalischen Reichs durch Belisar 534.
Untergang des Ostgothen-Reichs in Italien durch Narses 555. Seidenbau.)
Ehe wir die Begebenheiten nach dem Untergange des abend-
ländischen römischen Reichs erzählen, wollen wir einen Blick auf die
Vertheilung der Völker in Europa zu dieser Zeit werfen. In dem
heutigen Portugal und dem nordwestlichen Spanien wohnten die Sne-
ve n. Das übrige Spanien und das südliche Frankreich bis zur Loire
machte das Reich der Westgothen aus, dessen Hauptstadt Toulouse
war. Das ganze nördliche Frankreich bis über den Rhein hinüber gehörte
den Franken. Um die Rhone herum bis an die Schweiz hinein saßen
die Burgunder; mitten in Deutschland um den Main und die Saale
die Thüringer; am Neckar und Schwarzwalde die Alemannen;
rechts neben ihnen die Bojer oder Baiern. In den Niederlanden
und im nördlichen Deutschlande waren die Wohnsitze der Friesen und
Sachsen. Um die Oder und Weichsel fand man slavische Na-
tionen, die damals wenig bekannt waren. Italien gehörte dem
Näss. Weltgesch. Ii. Th. 1
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Karls Chlodwig_I. Odoacers Chlodwig Chlodwigs Theodora Kosru_Nuöhirvan
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Chlodwigs Dijon Poitiers Westgothen Italien Europa Portugal Spanien Spanien Frankreich Toulouse Frankreich Rhein Deutschland Main Baiern Niederlanden Sachsen Italien
3
Künste wieder zu heben. Aber diese können nur gedeihen, wo das
Volk sich wohl befindet. Sie verfielen trotz seinen Bemühungen im,
mer mehr, und es riß eine Barbarei ein, welche befürchten ließ, daß
endlich alle Wissenschaften untergehen möchten. Theoderich regierte
33 Jahre, von'493—526, und machte durch väterliche Regierung das
Unrecht wieder gut, welches er durch die Ermordung Odoacers be-
gangen hatte. Unter ihm herrschte in Italien eine solche Sicherheit,
daß man zu sagen pflegte, man könne ruhig seinen Geldbeutel auf
dem Felde liegen lassen.
Ungefähr zu derselben Zeit (um das Jahr 500) hatten auch die
Franken einen tüchtigen König, Chlodwig I., 481 — 511. Das ist
der Gang der göttlichen Vorsehung, daß sie nach einer Zeit der Ver-
wirrung und des Unglücks hochbegabte Männer auftreten läßt, welche
die in Barbarei versinkenden Völker schneller weiter fördert, als es
nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge sonst nicht in Jahrhunderten
geschieht. Dieser Chlodwig war aus dem Königsstamme der Mero-
winger, und anfangs noch ein Heide. Er machte sich zum Herrn
des ganzen Frankenvolks, jagte die letzten Römer aus Frankreich, in-
dem er in einer Schlacht bei Soissons (486) den Statthalter des klei-
nen römischen Gebiets in Gallien, Syagrius, überwand und hin-
richten ließ, und wandte sich dann gegen die Burgunder. Diese wur-
den damals von vier Brüdern beherrscht, von denen der eine, Gun-
dobald, die andern bezwang, und sich zum alleinigen König machte;
der eine der Brüder, der mit dem Leben davon gekommen war, Go-
degisil, wurde mit Genf abgefunden. Einer der beiden umgekommenen
Brüder (Chilperich) hatte eine Tochter hinterlassen, Chlotilde. Diese
verlangte Chlodwig zur Ehe, um einen Vorwand zum Kriege zu ha-
den, entweder wenn sie oder ihr Heirathsgut ihm verweigert würde.
Aber Gundobald bewilligte sie ihm, wenn auch mit Unwillen. Chlo-
tilde, froh, der Gefangenschaft zu entgehen, ließ schon auf ihrer Ab-
reise (sie fuhr auf einem mit Ochsen bespannten Wagen) die burgun-
dischen Dörfer verbrennen, um sich an ihrem Oheim zu rächen. Bald
darauf verlangte Chlodwig auch das Heirathsgut, und da Gundobald
es zu verweigern nicht wagte, so wurde dies Mal noch der.krieg
vermieden. — Gleich darauf folgte ein Krieg mit den Alemannen,
die den Rhein hinab gezogen waren, und einen Vetter Chlodwigs, den
Fürsten der ripuarischen Franken, Siegebert in Cöln, angegriffen hatten.
Er traf mit ihnen bei Zülpich (westlich von Cöln, zwischen Rhein und ^
Maas) zusammen. Die Schlacht war heiß; die Franken wichen; da rief
Chlodwig in seiner höchsten Noth den Gott der Christen an, und siehe!
die Schlacht nahm eine andere Wendung; Chlodwig erfocht einen glan-
zenden Sieg, und vereinigte Alemannien mit dem Frankenreiche. Die-
ser Sieg bewog den König, dem Heidenthume zu entsagen, und auf
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TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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