24
einen unverschämten Ton an, beleidigten sie in ihren gehaltenen Reden, und
forderten sie so recht muthwillig zum Kriege heraus. Es wurden französische
Heere nach dem Rheine gesandt, und die Rüstungen mit Eifer betrieben.
Vergebens gab sich Ludwig Mühe, den Frieden zu erhalten; die Jakobiner
zwangen ihn, am 20. April 1792 den Krieg gegen Oestreich zu erklären.
Als diese Erklärung nach Wien kam, war Kaiser Leopold Ii. eben ge-
storben. Ihm folgte sein Sohn Franz Ii. (1792—1835), der sogleich zu
Eröffnung der Feindseligkeiten Befehl gab. Mit Preußen hatte sich Oestreich
bereits verbunden, und es entstand nun ein Krieg, der zwar mehrmals
durch kurzdauernde Friedensschlüsse unterbrochen worden ist. im Ganzen aber
bis 1815, also 23 Jahre gedauert, und Europa so viele Menschenleben, so
unendliches Geld und so vieles Familienglück gekostet hat. Wie viel leichter
ist es doch, ein Feuer anzuzünden, als es zu löschen!
Jeder Nichtfranzose war der Meinung, die verbündeten Fürsten würden
mit dem in sich selbst so zerrütteten Frankreich bald fertig werden, um so
mehr, da die Ausgewanderten versicherten, daß die meisten ihrer Landsleute
sehnlichst auf die Erscheinung der fremden Heere warteten. Das war aber nicht
so. Der größte Theil des Volks war von der sogenannten Freiheit so be-
geistert, daß es mit Begierde auf die Gelegenheit wartete, für dieselbe gegen
ihre Feinde kämpfen zu können. Daher sah man auch in diesem Kriege mit
Staunen, daß die krieggeübten Heere der Deutschen, von erfahrenen Generalen
angeführt, durch die jungen, eben erst angeworbenen französischen Soldaten
aus dem Felde geschlagen wurden; sehr natürlich, da die Revolutionstruppen
auf eine ganz neue Art den Krieg führten, ohne, Gepäck und Magazine, also
viel beweglicher waren, und vor Allem von einer Begeisterung beseelt wur-
den, die sie trieb, mit Lust und Freude den offenen Kanonenrachen entgegen
zu gehen. Je mehr von ihnen zu Boden geschossen wurden, desto mehr ström-
ten herbei, den Tod der gefallenen Brüder zu rächen. Die Deutschen ferner
wurden zwar von erfahrenen Generalen angeführt, aber diese waren alt und
abgelebt, daher langsam und ohne Kraft; die Franzosen dagegen erhielten die-
jenigen zu Anführern, die sich am meisten auszeichneten. Bei ihnen wurde
nicht auf Alter, Rang und Fürsprache, sondern allein auf Muth, Verstand
und Besonnenheit gesehen, und mit Verwunderung sah man Männer, die
noch kurz vorher Advocaten, Handwerker, Köche oder wer weiß was gewesen
waren, mit Muth und Geschick Heere anführen und den Feind schlagen. Was
den Franzosen ferner den Sieg verschaffen mußte, war die ungeheure Zahl
ihrer Soldaten. Die Nationalversammlung erklärte, daß jeder Bürger ge-
halten sei, das Vaterland zu vertheidigen, und der Drang dazu war so groß,
daß die jungen Leute zum Theil mit Gewalt abgehalten werden mußten,
weil sonst fast Niemand zu Hause geblieben wäre. In große Schlachten
ließen sich die Franzosen selten ein, aber fast täglich kam es zu einzelnen
unregelmäßigen Gefechten, durch welche die dessen ungewohnten Verbündeten
ermüdet wurden. Auf Menschenleben kam es den französischen Generalen
nicht an. Blieben auch Tausende ihrer Soldaten, so standen ja neue Tau-
sende zu ihrer Verfügung. Auch an Lebensmitteln und andern Heeresbedürf-
nissen fehlte es ihnen nicht. Sonst hatte man einem Heere alles Nöthige
nachgeführt und Magazine angelegt, und die Deutschen thaten das noch.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Mühe Ludwig Leopold_Ii Leopold Franz_Ii Franz Oestreich Muth Muth
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Wien Europa Frankreich
47
108. Fortsetzung des Ärie ges in und außerhalb Frankreichs.
(Dumouriez. Aufstand in Masse. Treffen bei Kaiserslautern 28.- 30. November 1703.
Feldzug von 1794. Schlacht bei Fleurüs 26. Juni 1794 Telegraph.)
Wir müssen nachholen, was indessen im Felde ausgerichtet worden war.
Es ist gesagt worden, daß die Belgier die unter Dumouriez einrückenden
Franzosen mit Entzücken aufnahmen; denn diese versicherten, sie brächten ihnen
Freiheit und Bruderkuß. Aber es zeigte sich bald, wie es mit dem Bruder-
kuß gemeint war. Die neuen Brüder führten trotz dem Widerspruch der
Einwohner die Verfassung ein, nahmen die Kassen in Beschlag, und ver-
walteten überhaupt das ganze Land für ihre Rechnung. Wie sehr wünschten
sich nun die Belgier die milde Regierung Kaiser Josephs zurück, gegen die
sie früherhin sich empört hatten.
So brach das Jahr 1793 an. Dumouriez nahm mit Abscheu wahr,
welchen schrecklichen Gang die Revolution nähme. Er faßte den Plan, die
tolle Regierung der Jakobiner zu stürzen, und mit dem Heere dazu gegen
Paris zu marschiren. Die Oestreicher, die er davon unterrichtete, versprachen
ihm Beistand. Als die Jakobiner seine Absicht merkten, schickten sie fünf
Abgeordnete nebst dem Kriegsminister in sein Lager, ihn gefangen zu nehmen.
Aber er war darauf gefaßt. Als sie ihm ankündigten, daß er ihr Gefangener
sei, winkte er der Wache, und ließ sie greifen. Am andern Tage (5. April
1793) überlieferte er sie den Oestreichern. Aber die Jakobiner arbeiteten
indessen im Stillen, die Herzen seiner Soldaten von ihm abzuwenden, und
plötzlich empörten sich gegen ihn einige Bataillone. Sie verfolgten ihn mit
Flintenschüssen, und er war froh, sich mit Zurücklassung seines Pferdes über
einen Canal ins östreichische Lager retten zu können. Später lebte er in
Hamburg, dann in England, wo er 1823 in hohem Alter gestorben ist.
Im vorigen Jahre hatten die Franzosen nur an der östlichen Gränze
Feinde zu bekämpfen gehabt; aber die thätigen Engländer, denen die über-
müthigen Franzosen den Krieg erklärt hatten, brachten 1793 eine große Ver-
bindung gegen Frankreich zu Stande, zu welcher, außer Oestreich, Preußen
und Sardinien, auch noch Rußland, Spanien, Neapel, Portugal und das
ganze deutsche Reich gehörten. Wirklich machten auch die Verbündeten jetzt
Fortschritte, und die Oestreicher nahmen zur Freude der Einwohner ganz
Belgien wieder ein. Aber die Freude dauerte nicht lange. Die Jakobiner
befahlen, es solle das ganze französische Volk in Masse aufstehen, d. i. alle
Franzosen sollten bis zur gänzlichen Vertreibung der Feinde zum Soldaten-
dienst verpflichtet sein, und während die junge Mannschaft ins Feld zöge,
sollten die Verheiratheten Waffen schmieden, und Lebensmittel hinzufahren,
die Weiber Zelte und Kleider machen, und die Kinder Charpie zupfen. Wer
aber sollte das Feld bebauen? wer die Handarbeiten verrichten? wer die
Kinderwarten und erziehen? Um die Armeebedürfnisse herbeizuschaffen, wurde
befohlen, daß der, welcher dergleichen besitze, sie bei Todesstrafe unentgeldlich
hergeben müsse.
Wären nur jetzt, ehe diese Befehle ausgeführt, und die jungen, von
allen Seiten herbeiströmenden Soldaten eingeübt wurden, die Verbündeten
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
87
Soldaten. Unter den Befehlshabern endlich fehlte Einigkeit, Entschlossenheit,
zum Theil selbst guter Wille. Die Sachsen gingen ungern in den Krieg, und
die Russen waren noch nicht über ihre Gränze gegangen.
Unter diesen traurigen Aussichten begann der Krieg. Rasch war das
französische Heer herbeigezogen und stand schon in Thüringen und Sachsen.
Gleich bei dem ersten Zusammentreffen unweit Saalfeld fand der talent-
volle Prinz Ludwig von Preußen, ein Netter des Königs, am 10.
October seinen Tod. Am 14. October kam es zu einer Doppelschlacht
bei Jena und bei Auerstädt. So tapfer auch die Preußen größtentheils
fochten, so waren sie doch weder an Zahl noch an Kriegserfahrung ihren
Feinden gewachsen. Der Oberbefehlshaber, der Herzog Karl Ferdinand
von Braunschweig, wurde schwerverwundet vom Schlachtfelde geführt;
es fehlte überall an Zusammenhang und an den nöthigen Befehlen. Zuletzt
lösten sich die Reihen aus, unv der eine floh hierhin, der andere dorthin.
Napoleon ließ die einzelnen Heerhaufen sogleich durch besondere Corps ver-
folgen, damit sie keine Zeit hätten, zur Besiunuug zu kommen und sich zu
sammeln. Zugleich wurden von den preußischen Generalen Fehler auf Fehler
begangen, die unbegreiflich sein würden, wenn man nicht wüßte, wie stark die
Ueberraschung auf den Verstand zu wirken pflegt. Fast allgemein hatte sich
der unheilbringendste Kleinmuth ihrer bemächtigt. Die stärksten Festungen
wurden zum Theil ohne Belagerung, wenigstens ohne nachdrückliche Verthei-
digung, dem Feinde überliefert, der selbst über seine Erfolge staunte. In
Erfurt ergaben sich 8000 Preußen; bei Halle wurde das ganze schöne
Reserveherr unter Herzog Eugen von Würtemberg auseinander gesprengt;
bei Prenzlau capitulirten 16,000 unter dem Fürsten von Hohenlohe; das
feste Magdeburg öffnete die Thore, ebenso Spandau und Stettin, und
das wohlbesestigte Küstrin ergab sich sogar einigen hundert Franzosen ohne
die geringste Gegenwehr. Am tapfersten wehrte sich General Blücher. Er
zog sich, da er keine Möglichkeit sah, nach der Oder zu entkommen, mit einem
Theile des zerstreuten Heeres bis nach Lübeck zurück. Die unglückliche Stadt
wurde von den Franzosen erstürmt, gräßlich verwüstet, und Blücher mit dem
Reste seiner Truppen mußte sich an Bernadotte ergeben.
Am 27. October 1806 hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin. Von
hier aus erklärte er den Herzog von Braunschweig für entsetzt, und dessen
Land für verfallen. Der unglückliche Herzog starb in tiefem Gram in Ottensen
bei Hamburg. Auch Hessen ließ Napoleon durch Mortier besetzeu, weil
der Kurfürst sich mit Preußen habe verbinden wollen. Mit Mühe erhielt der
Herzog von Weimar, der als preußischer General dem Kriege hatte beiwohnen
müssen, Verzeihung. Am besten kam Sachsen weg. Napoleon schloß mit dem
Kurfürsten einen Frieden, und verlieh ihm den Titel eines Königs von
Sachsen, wofür dieser zum Rheinbunde übertrat und Truppen liefern mußte.
In Berlin war es auch, wo Napoleon eine Achtserklärung gegen das ihm ver-
haßte England schleuderte. Er erklärte nämlich, daß aller Verkehr mit Eng-
land in allen, Frankreich unterworfenen oder verbündeten Ländern streng ver-
boten sei; alle Schiffe, die in England angelegt hätten, sollten -ebenso wie
englische weggenommen, alle aus dem festen Lande befindliche Engländer fest-
genommen, und alle englische Waaren confiscirt werden, eine eben so drückende
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Preußen Ludwig Karl_Ferdinand
von_Braunschweig Karl Ferdinand Napoleon Eugen_von_Würtemberg Eugen Hohenlohe Bernadotte Napoleon Napoleon Mortier Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Saalfeld Jena Erfurt Prenzlau Magdeburg Spandau Stettin Berlin Ottensen Hamburg Hessen Weimar Sachsen Sachsen Berlin England Frankreich England
88
Maßregel für England, dessen Handel dadurch sehr litt, als besonders für die
Völker des festen Landes, die nun aller englischen Maaren entbehren, und
Zucker, Kaffee und andere Colonialwaaren übertrieben theuer kaufen mußten.
Am wenigsten war zu billigen, daß Napoleon die Polen gegen Preußen
aufwiegelte. Daß die Polen seit 1795 höchst ungern die preußische Herrschaft
trugen, wissen wir schon, und daß sie unabhängig zu sein wünschten, kann
man ihnen nicht verdenken. Aber sie hatten seitdem vom Könige große Wohl-
thaten erhalten, und wurden besser und gerechter regiert als vordem. Dessen-
ungeachtet hörten sie aus den ersten Aufruf Napoleons, sich frei zu machen.
Zwei in Frankreichs Heeren dienende Polen, Dombrowski und Wibicki,
riefen die Polen auf, das preußische Joch abzuschütteln; der göttliche Napoleon
komme, sie unter seinen Schutz zu nehmen, und habe versprochen, ihr Vater-
land wieder herzustellen, und ihnen einen einheimischen König zu geben,*)
Schnell fühlte sich das leichtsinnige Volk wie berauscht; sie erhoben sich, ver-
trieben die preußischen Beamten, und gaben willig ihr Vermögen dem Manne
hin, der vielleicht nie ernstlich daran gedacht hat, das Königreich Polen wieder
zu gründen.
Die geringen Ueberreste des preußischen Heeres waren nach West- und
Ostpreußen zurückgezogen, um sich an die Russen anzuschließen, die nun unter
Bennigsens Anführung heranrückten. Eben dahin hatte sich auch der König
mit seiner Familie begeben. Während des Winters wurde in Polen und Preu-
ßen nichts Entscheidendes unternommen Napoleon war mit seinem Heere
auch dahin gezogen. Zwar maßen sich Franzosen und Russen am 26. Decem-
der 1806 in dem blutigen Treffen bei Pultusk; aber beide Theile schrie-
den sich den Sieg zu. Noch gräßlicher war die Schlacht bei Preußisch-
Eylau am 7. und 8. Februar 1807, in welcher die Hauptheere sich trafen,
und die Preußen den alten Ruhm bewährten. Das Blut floß auf den mit
Schnee bedeckten Fluren in Strömen; Russen sowohl als Franzosen sah man
reihenweise hingestreckt, und ein ganzes französisches Corps, das des Generals
Augereau, wurde so gänzlich aufgelöst, daß nur noch Einzelne davon übrig
waren. Ueber 40,000 Todte und Verwundete deckten den Wahlplatz. Und
doch war auch diese fürchterliche Schlacht ohne Entscheidung. Jeder behauptete,
gesiegt zu haben. Die Wahrheit war, daß Beide so ungeheure Verluste er-
litten hatten, daß sie sich zurückziehen mußten, um die erschöpften Kräfte wieder
zu stärken. Dazu kam, daß sich die Festung Danzig, von dem tapfern
preußischen General Kalkreuth vertheidigt, noch hielt, und Napoleon erst
ihren Fall abwartete, um weiter vorzudringen.
Seit dem Winter waren auch die schlesischen Festungen von den Bundes-
genossen der Franzosen, den Baiern und Würtembergern, belagert worden.
Die Festungen Glogau, Brieg, Schweidnitz und Breslau vertheidig-
*) Der göttliche Napoleon hat aber schlecht Wort gehalten. Sein Schutz bestand
darin, daß er die polnischen Truppen, die auf Kosten der Polen ausgerüstet werden
mußten, für seine Zwecke gebrauchte, und das Vermögen der damals noch reichen Polen
an sich zog. Auch den verheißenen einheimischen König erhielten sie nicht; ja nicht ein-
mal wurde das polnische Reich wieder hergestellt, sondern nur das bisherige Südpreußen
wurde dem Könige von Sachsen unter dem Namen eines Herzogthums Warschau gegeben.
So lohnte Napoleon Allen, die sich ihm leichtgläubig Hingaben!
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: 88
Maßregel Napoleon Napoleons Dombrowski Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
90
aber hob den Bürger- und Bauernstand empor, indem er den Erwerb von
Grundeigenthum Jedem, auch den Bürgerlichen frei gab, der Erbunterthänig-
keit des Landvolkes ein Ende machte und eine freie, den Bürgersinn weckende
Städteordnung verlieh. Was in andern Ländern nur der Erfolg gewaltsamer
Umwälzungen war, hat Preußen in den Tagen seiner Demüthigung durch
Kraft und Hochsinn seiner Regierung friedlich vollbracht. Auch nachdem Stein
auf Napoleons Geheiß als Minister entlassen werden mußte, wirkte der Staats-
kanzler von Hardenberg in seinem Sinne fort.
117. Eroberung von Portugal, Spanien, Hetrurien und Rom
1807 und 1808.
(Christian Vii. von Dänemark. Bombardement von Kopenhagen durch die englische Flotte
2. Sept. 1807. — Flucht des portugiesischen Hoses nach Brasilien. Besetzung von
Lissabon durch Junot 1. Dec. 1807. — Spanische Angelegenheiten. Karl Iv. 1788—
1808. Friedensfürst Godoy und Prinz Ferdinand von Asturien 29. Oct. 1807. Unruhen
in Aranjuez 18. März 1808. Ferdinand Vii. König. Congreß in Bayonne. Entsagung
Karls Iv. und Ferdinands 6. Mai 1808. Joseph König von Spanien, Murat von
Neapel. Krieg in Spanien 1808—1813. Belagerung von Saragossa 1809. Wellesley
(Wellington) in Spanien. Abführung des Papstes Pius Vii. 6. Juli 1809 aus Nom.)
Ein Staat, den wir bisher wenig zu erwähnen Gelegenheit hatten,
Dänemark, hatte an den großen Begebenheiten der letztern Jahre keinen
Antheil genommen. Der König Christian Vii.*) war seit lange seines
Verstandes beraubt, eine Folge seiner jugendlichen Ausschweifungen; sein Sohn,
der Kronprinz (der nachherige [ 1808 —1839] König Friedrich Vi.), regierte
für ihn, und erhielt seinem Lande den Frieden. Aber auch er sollte endlich
in das allgemeine Verderben mit hineingezogen werden. Napoleon hatte in
seinem Haß gegen England vom Kronprinzen verlangt, daß er den englischen
Schiffen seine Häfen verschließen sollte. Das wurde aber abgeschlagen, weil
das an vielen sehr nöthigen Dingen arme Dänemark ohne den Handel mit
England schwer bestehen konnte. Darüber ergrimmte der Kaiser, und-äußerte:
„Dieser kleine Fürst möge sich in Acht nehmen." Nach dem Frieden von
Tilsit verlautete, daß er gesonnen sei, Holstein zu besetzen und die dänische
Flotte mit Gewalt wegzunehmen, um sie gegen England zu gebrauchen. So-
bald dies in England ruchbar wurde, beschloß man ihm zuvorzukommen, und
die Flotte in Sicherheit zu bringen. Von dem Allen ahnte man in Dänemark
nichts. Erst als sich eine ansehnliche englische Kriegsstotte in der Nähe von
Kopenhagen sammelte, wurde man aufmerksam, und endlich erschien ein eng-
lischer Gesunder, und' verlangte, daß Dänemark entweder mit England ein
Bündniß schließen, oder die Flotte bis zum Frieden in einen englischen Hasen
in Sicherheit bringen müßte. Diese Forderung wurde vom Kronprinzen mit
Unwillen verworfen, und das ganze Volk stimmte ein. Wetteifernd griffen in
Seeland, besonders in Kopenhagen, da es an Soldaten fehlte, Bürger, Kauf-
leute, Studenten, Bauern zu den Waffen, um jeden Angriff abzutreiben.
Nun aber eröfsneten die Engländer 2. September 180/ von der Land- und
*) Auf Friedrich Iv. war Christian Vi. (1730 — 1746), auf diesen Friedrich V.
1746—1766) gefolgt. Dessen Sohn war Christian Vii. 176b—1808.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons_Geheiß Napoleons Hardenberg Christian_Vii Karl_Iv Karl Friedensfürst_Godoy Ferdinand Ferdinand Karls Ferdinands Joseph_König Murat_von
Neapel Christian_Vii Friedrich_Vi Friedrich Napoleon Friedrich_Iv Friedrich Christian_Vi Friedrich_V. Friedrich_V. Christian_Vii
Extrahierte Ortsnamen: Bürger- Portugal Spanien Rom Kopenhagen Brasilien Lissabon Asturien Aranjuez Bayonne Karls Ferdinands Spanien Spanien Saragossa Wellesley Wellington Spanien Dänemark England England Holstein England England Dänemark Kopenhagen England Seeland Kopenhagen
121
Dritte Periode.
Vom Wiedererwachen Europa's bis auf die zweite französische Revolution,
1813-1830.
123. Krieg der Verbündeten gegen Frankreich, 1813.
(Erhebung der preußischen Nation. Scharnhorst. Aufrufe Friedrich Wilhelms an sein
Volk und an sein Heer 17. März 1813. Preußische Landwehr. Tettenborn in Hamburg
l8. März. Gefechte bei Lüneburg und Möckern 2. und 5. April. Schlacht bei Groß-
Görschen 2. Mai und bei Bautzen 20. und 21. Mai. Gefecht bei Haynau 26. Mai.
Waffenstillstand in Poischwitz 4. Juni. Davoust in Hamburg 30. Mai. Erneuerung des
Kampfs 17. August. Schlachten bei Groß-Beeren 23. August, an der Katzbach
26. August, bei Dresden 26. und 27. August. Moreau's Tod. Treffen bei Culm 29.
und 30. August. Schlacht bei Dennewitz 6. Septbr. Czernitscheff in Cassel 30. Septbr.
Treffen bei der Görde den 16. Septbr., bei Wartenburg 3. Octbr. Schlacht bei Leipzig
16., 18. und 19. Octbr. Rückzug der Franzosen. Treffen bei Hanau 29.—31. Octbr. —
Bülow in Holland. Rückkehr Wilhelms von Oranien 1. Decbr. Frieden von Kiel
14. Januar 1814.)
Als das Gerücht von dem Untergange des französischen Heeres sich in
Deutschland verbreitete, horchten Alle froh auf, und als es endlich zur Ge-
wißheit wurde, ergriff nicht nur eine freudige Hoffnung die so lange Nie-
dergedrückten, sondern eine allgemeine Begeisterung erhob die Gemüther. Die
Fürsten schwiegen noch, weil sie noch nicht gerüstet waren, und noch keine
Verabredung hatten nehmen können; aber die Völker waren in der äußersten
Bewegung. Wie gern wären sie nicht überall gleich aufgestanden, und hätten
die Franzosen aus dem Lande getrieben, was auch leicht möglich gewesen
wäre, wenn der lange Marsch und die Kälte nicht auch die Zahl der Russen
sehr vermindert gehabt hätte.
Kein Land hatte aber durch den französischen Uebermuth und die fran-
zösische Habgier so viel gelitten, wie Preußen, und keins wurde von dem
russischen Heere eher betreten. „Ich komme als der Freund Ihres Königs!"
sprach Kaiser Alexander zu den Bürgern des Städtchens Lhck in Ostpreußen,
der ersten preußischen Stadt, in welche die Russen einzogen. Schon dieses
Wort erfreute und ermuthigte die Preußen. Aber noch stand eine franzö-
sische Besatzung in Berlin, und es verlautete, sie wollte sich der Person des
Königs, der in Potsdam sich aufhielt, bemächtigen. Da reiste Friedrich
Wilhelm plötzlich ab, begab sich zu seinen treuen Schlesiern, und traf am
25. Januar 1813 in Breslau ein. Hier erließ er (3. Febr.) den „Auf-
ruf an mein Volk" zur Errichtung freiwilliger Truppen für Errettung des
Vaterlandes. Noch war nicht ausgesprochen worden, daß es gegen die Fran-
zosen gehen sollte; aber Keiner mißverstand die Absicht des Königs, und nun
ergriff eine Begeisterung Hohe und Niedere, wie die Geschichte kein zweites
Beispiel aufzustellen hat. Jünglinge, kaum dem Knabenalter entwachsen,
Schüler, Studenten, Handwerker, Männer in Aemtern, Familienväter, Ge-
lehrte, Kausteute, Gutsbesitzer, kurz Leute jeden Standes, jeden Alters, jeder
(
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms März Davoust August August August August August Czernitscheff Octbr Rückkehr_Wilhelms Wilhelms Decbr Alexander Alexander Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Hamburg Lüneburg Bautzen Haynau Poischwitz Hamburg Dresden Cassel Leipzig Hanau Holland Kiel Deutschland Städtchens_Lhck Ostpreußen Berlin Potsdam Breslau
Im Jahre 1825 schickte der Pascha von Aegypten, Mehemed Ali,*)
auf Verlangen des Sultans seinen Sohn Ibrahim Pascha nach Morea,
um mit einem Heere Araber und Aegypter die Halbinsel zu erobern. Ver-
gebens bemühte sich Ibrahim, den Griechen das ganze Land zu nehmen; zwar
eroberte er mehrere Festungen, auch Tripolizza, wieder, aber hier und da
wurde er zurückgeschlagen, wenigstens konnte er sich der ganzen Halbinsel nie
bemächtigen. Ein anderes Heer, aus Türken bestehend, stand unter Reschid
Pascha's Anführung nördlich von Morea, und belagerte die am Eingänge
des Meerbusens von Korinth gelegene Festung Missolunghi, die von den
Griechen aufs Hartnäckigste vertheidigt wurde. Endlich zog auch Ibrahim
gegen diese Stadt, und belagerte sie von der See- und Landseite zugleich.
Von Tage zu Tage sank den Griechen die Hoffnung, die Stadt zu retten,
mehr. Da weihte sich die griechische Heldenschaar, Notos Bozzaris an ihrer
Spitze, dem Tode, und erwartete nun das Aeußerste. Noch hofften sie auf
Entsatz; viele Stürme der Araber wurden abgeschlagen; aber der Hunger
zwang sie zuletzt, sich zu ergeben oder sich durchzuschlagen. Sie wählten das
Letztere. In der Nacht des 23. April 1826 machten sie einen Ausfall. Die
Weiber und Kinder waren in der Mitte. Aber in Ibrahims Lager war
der Plan verrathen worden, und man war auf ihren Empfang bereit. Die
Meisten, besonders die Wehrlosen, wurden von den Feinden niedergehauen;
Bozzaris rettete sich mit etwa 1600 Mann, und die zurückgebliebenen Greise
und Kranken sprengten sich mit einem Theile der Stadt in die Luft.
Der ehrenvolle Fall von Missolunghi hatte den Griechen überall in
Europa Freunde erweckt, und wenn auch die Regierungen der europäischen Reiche
noch schwiegen, und Partei zu nehmen zögerten, so zeigte sich dafür unter den
Völkern eine rege Theilnahme; in Deutschland, Frankreich, England und der
Schweiz wurden Sammlungen für sie veranstaltet; große Summen gingen
nach Griechenland, und Männer und Jünglinge eilten hin, um in ihren Reihen
zu fechten. Der Kampf währte fort; die Griechen vertheidigten sich tapfer
gegen die bedeutende Uebermacht ihrer Feinde; allein es war vorauszusehen,
daß sie ohne fremde Hülfe zuletzt erliegen müßten, besonders da sie unter sich
selbst nicht einig waren. Ein großer Schritt zur Einigung wurde endlich
dadurch gethan, daß sie zur Wahl eines Präsidenten schritten, dem die Leitung
des Ganzen übergeben wurde. Sie wählten dazu im April den als umsich-
tigen Staatsmann bekannten, im Dienste Rußlands bisher gestandenen Grie-
chen Capo d'jstrias, der auch dem schwierigen und undankbaren Beruf
folgte, und im Januar 1828 in Griechenland eintraf.
*) Dieser merkwürdige Mann war als Knabe früh verwaist und arm. Er hatte
Neigung für den Handel, und begann ein Tabaksgeschäft. Später zeichnete er sich in dem
Kriege gegen die Franzosen in Aegypten aus, und wurde 1806 Pascha und Statthalter
von Aegypten. Seitdem suchte er dort einen den europäischen ähnlichen Staat zu bilden.
Er that wirklich unglaublich Vieles, brachte Armee und Flotte auf einen achtunggebieten-
den Standpunkt, hob Gewerbe, Handel und Ackerbau, begünstigte Europäer, richtete Qua-
rantaine, Telegraphen, Druckereien, Schulen u. f. w. ein. Aber er that dies Alles um
feinetwillen; er war und blieb Despot, und er war eigentlich der oberste Fabrikherr und
Grundherr, der allen Handel trieb und alle Einkünfte zog.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Ali,* Ibrahim_Pascha Ibrahim Morea Ibrahim Notos_Bozzaris
Extrahierte Ortsnamen: Mehemed Morea Korinth Ibrahims Europa Deutschland Frankreich England Griechenland Griechenland
304
Diese wiederholten Schlachten und Kämpfe, mehr aber noch die verderb-
lichen Krankheiten und die eintretende kalte und feuchte Witterung, vermin-
derten die Armee der Belagerer zusehends, und die eintresfenden Verstärkungen
reichten kaum hin, den Abgang zu ersetzen. Der Mangel an Holz machte
die Errichtung von Hütten unmöglich; auch in die Erde konnten sich die Sol-
daten, die unendlich von der Nässe litten, nicht eingraben, und selbst die hin-
reichende Wärme der Wachtfeuer fehlte. Die Belagerungsarbeiten standen
still, endlich hörte auch die matt fortgesetzte Beschießung auf. Zur Ver-
größerung der Drangsale wütheten furchtbare Stürme auf dem schwarzen
Meere, die den Verkehr der Flotte mit den Magazinen in der Türkei und
die Zufuhr erschwerten und unterbrachen. Am 14. und 15. November tobte
der Orkan mit so unerhörter Gewalt, daß vor Eupatoria, Sebastopol und
Balaklawa eine große Anzahl Schiffe scheiterten. Die Straßen zur Herauf-
schaffung der Zufuhr in das Lager waren Schlammkanäle geworden, in den
Laufgräben blieb das Regenwasser stehen, die Pferde der Reiterei fielen zu
Hunderten. Es trat ein entsetzlicher Verfall der Armeen ein; namentlich
litten die Engländer, deren Verpflegungswesen weniger geordnet und brauch-
bar war, als das der Franzosen. Den Erkrankten fehlten die Arzneien, den
Gesunden hinreichende Bekleidung und Proviant. Das englische Heer — es
waren 56,000 Mann in den Orient abgegangen — zählte am Schluß des
Jahres 1854 nur noch 11,000 Mann unter den Waffen; die treffliche tapfere
Reiterei war bis auf 100 Pferde zusammengeschmolzen. Doch auch die rus-
sische Armee, die in der Nähe von Sebastopol lagerte, litt durch Krankheiten
und die Unbilden der Jahreszeit. Sie konnte nichts Entscheidendes unter-
nehmen; einige Angriffe auf Eupatoria wurden abgeschlagen. —
Wir verlassen die Heere in der Krim und wenden uns auf einige
Augenblicke zu den Neben-Partien des Krieges.
Die türkische Armee in Asien, deren Auflösung am Ende 1853 wir oben
erwähnt haben, war auf's Neue organisirt worden, und stand unter dem Be-
fehl des Scharis Pascha, dem eine Anzahl ehemaliger ungarischer und pol-
nischer Offiziere beigegeben war. Das Heer stand gegen 70,000 Mann
stark in mehreren Corps von Balum an der Ostküste des schwarzen Meeres
bis Bajasid unweit des Ararat. Ihnen gegenüber standen die Russen, an
Zahl schwächer, aber kriegsgeübt und unter den erfahrenen Generalen Bebu-
tow, Andronikow, Wrangel. Der Feldzug dauerte nur wenige Wochen. Die
Türken wurden zuerst auf dein linken Flügel von Andronikow, dann auf dem
rechten Flügel von Wrangel geschlagen. Hier flohen die Türken nicht bloß,
sondern eilten truppweise in ihre Heimath, so daß der rechte Flügel des Heeres
fast verschwunden war. Aehnliches geschah, als General Bebutow dem auf
ihn losziehenden Centrum des türkischen Heeres entgegen ging und dasselbe
am 4. August bei Kurukdere, nördlich von Kars, mit großem Verlust in die
Flucht jagte. Die Wirkung dieser Niederlagen und Desertionen wurde noch
durch die Uneinigkeit der ungarischen und türkischen Offiziere, jetzt Pascha's,
erhöht. Klein-Asien hätte den russischen Heerführern offen gestanden, wenn sie
nicht, durch die westmächtliche Flotte des schwarzen Meeres und das Aufgeben
ihrer Forts an der Küste von Rußland fast abgeschnitten, Bedenken getragen
F
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Scharis_Pascha Bebutow August
Extrahierte Ortsnamen: Sebastopol Balaklawa Sebastopol Asien Andronikow Kars
51
sie, ihre Wohnungen an dem Tage der Huldigung zu erleuchten, während in
ihren Herzen Nacht und Kummer war. Als der Reichstag (in Grodno) in
die Abtretung willigen sollte, erhoben sich alle Stimmen laut dagegen; es
war der letzte, aber vergebliche Schrei eines unterdrückten Volkes. Russische
Bajonette und Kanonen umringten den Reichstag, und zwangen ihn zur
Unterschrift. Viele edle Polen verließen das schmählich entweihte Vaterland,
um bessere Zeiten im Auslande zu erwarten; Alle vertrauten auf einen
Mann, der allem das Vaterland zu retten vermöchte, wenn es noch einmal
zu retten sei.*)
Dieser Mann war Kosciusko, aus Litthaueu gebürtig, der Sohn eines
unbegüterten Edelmanns. Nach fleißig hingebrachter Jugend nahm er Kriegs-
dienste erst im polnischen, dann im französischen Heere. Als aber der nord-
amerikanische Freiheitskampf begann, zog ihn sein Herz nach Nordamerika,
wo er mit La Fahette gegen die englischen Unterdrücker focht. Daß er später-
hin an der Spitze der Polen den Russen entgegen ging, haben wir schon
gesehen; mit tiefem Schmerze sah er sein theures Vaterland herabgewürdigt.
Als er den Säbel in die Scheide steckte, ries er: ,,Gebe Gott, daß ich ihn
noch einmal für das Vaterland ziehen kann!"
Diese Zeit erschien. Noch im Jahre 1793 reiste er in Polen umher,
erforschte die Gemüther, und wies den patriotisch Gesinnten Krakau als
Versammlungsort an. Keiner verrieth das Geheimniß. Aber im Frühling
1794 standen die Polen plötzlich auf. Madalinski erhob sich (im März)
in Pultusk, Kosciusko selbst in Krakau, überall flatterte die Fahne der Em-
pölmg, wenn wir die letzte Anstrengung eines ungerecht unterdrückten Volkes
so nennen wollen. Ueberrascht rückten Russen und Preußen gegen die Polen,
wurden aber von den Tapfern zurückgeschlagen, und die Erbitterung des
Volks gegen seine Unterdrücker war so groß, daß in Warschau am Grünen
Donnerstage (17. April) 1794 gegen 2300 Russen erschlagen wurden, und
der russische General Jgelström sich nur durch die schleunigste Flucht retten
konnte.**) Eine kühne Begeisterung für Freiheit hatte das Volk ergriffen;
schnell wurde die Stadt befestigt, weil man hier einen Angriff des russischen
Heeres erwarten mußte, und wetteifernd halfen alle Stände und jedes Alter.
Wirklich zog sich auch der ganze Krieg nach dieser "Stadt. Kosciusko hielt in
der Ebene vor derselben, ein preußisches Heer zog herbei, und belagerte die
Stadt; aber nach zwei Monaten zogen die Preußen wieder ab, weil die er-
warteten Russen nicht eingetroffen waren, und das Land hinter ihnen sich
erhoben hatte.
Kaum waren die Preußen abgezogen, so rückten die Russen unter Suwa-
row heran; denn Katharina liebte, allein zu handeln. Kosciusko eilte ihnen
*) Man vergesse aber, wenn wir das Schicksal Polens beklagen, nicht, daß es sein
Unglück selbst verschuldet habe. Nicht allein die bekannte Uneinigkeit hat Polen gestürzt,
sondern auch die schändliche Berrätherei reicher Polen. Die Grafen Branicki, Rzewnski,
der König Stanislaus, Felix Potvcki, Malachowski, und viele Andere nahmen russisches
Geld für ihre Verräthereien.
**) Der blutige Kampf dauerte
wurden zu Gefangenen gemacht.
noch 2 Wochen in Warschau fort, und 1700 Russen
4 *
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Madalinski Kosciusko Kosciusko Katharina Kosciusko Stanislaus Felix_Potvcki Felix
111
jetzt noch schwieg Alexander, weil er sorgfältig dem Kriege ausweichen wollte.
Aber Napoleon reizte ihn noch mehr. Er verlangte, daß fernerhin die Ein-
fuhr von Colonialwaaren selbst auf neutralen Schiffen in Rußland nicht ge-
duldet werden sollte, und doch erlaubte er für schweres Geld den französischen
Kaufleuten, diese Maaren in Frankreich einzuführen. Zugleich verstärkte er
seine in den Oderfestungen und in Danzig stehenden Truppen. Nun sah
wohl der russische Kaiser ein, daß Napoleon Krieg suchte, und zog auch
Truppen an der polnischen Gränze zusammen, versicherte aber, er sei gleich
bereit, sich wieder mit ihm zu vertragen; nur verlangte er, daß Preußen
endlich von den französischen Truppen geräumt würde. Diese Forderung
nahm Napoleon für eine Kriegserklärung an, und schnell ließ er seine Heere
nach der russischen Gränze marschiren. Borher schloß er ein Bündniß mit
Oestreich, welches ihm 30,000 Mann versprach; Preußen mußte froh sein,
daß er es nur ins Bündniß mit aufnehmen wollte, und erkaufte diese Gnade
dadurch, daß es 20,000 Mann stellte, und den größten Theil des Landes
der Verfügung Napoleons überließ. Am 9. Mai 1812 reiste dieser von St.
Cloud zum Heere ab, und sah indresden eine der glänzendsten Versammlungen,
die sich wohl je beisammen gefunden hat. Der Kaiser Franz und die Kaise-
rin, der König von Preußen, und eine Menge kleinerer Fürsten waren her-
beigeeilt, ihm ihre Hochachtung, oder vielmehr ihre Furcht zu bezeugen, und
während sie ihm ihre Huldigungen erweisen mußten, wurde ihr Inneres von
Schmerz zerrissen, vor einem Manne, der ihnen zuwider war, sich beugen
zu müssen. Keiner ahnte, daß die Zeit der Hülfe so nahe sei.
Ein solches Heer, wie Napoleon dies Mal gegen Rußland führte, hatte
man noch nie gesehen. Es waren über 600,000 Mann, unter denen sich
allein beinahe 100,000 Reiter befanden. Unter ihnen sah man fast alle
Völker Europa's: Franzosen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Preußen,
Oestreicher, Sachsen, Baiern, Mürtemberger und andere Rheinbündner,
Polen u. a. mehr, alle unter dem Befehle eines Mannes vereinigt, dessen
Vortheil ihnen allen eigentlich fremd war. Auf die Ausrüstung war die
größte Sorgfalt gewendet. Das Heer führte fast 1400 Stück Geschütz mit,
außerdem eine Unzahl von Fuhrwerken aller Art, Krankenwagen, Brücken-
geräthschaften, Wagen, die vorn und hinten bespannt werden konnten, Feuer-
spritzen, ganze Viehheerden, Wäscherinnen und Krankenwärterinnen, Gärtner,
Schläuche zu Wasserleitungen, selbst Kisten mit Glastafeln zu Treibhäusern
und mit Sämereien, um in den russischen Steppen den Boden zu besäen.
Aber dennoch, wo sollten die Lebensmittel für eine so ungeheure Menschen-
masse Herkommen? Magazine waren nicht nackgeführt worden, und das Land
vor ihnen war theils arm, theils von der russischen Gränze an durch die
Russen selbst verwüstet worden. Schon in Polen ging die Noch an; die
Soldaten litten bittern Hunger, und die armen Pferde mußten sich an dem
faulen Stroh abgedeckter Hütten und Scheuren sättigen.
Als nun Napoleon nach Polen kam, traten die Edelleute dieses Landes,
ob sie gleich schon 1807 durch ihn ausgezogen und hintergangen waren, zu-
sammen, gaben ihm ihren letzten Thaler her, und hofften sicherlich, er werde
nun wenigstens das alte Königreich Polen wieder aufrichten. Mit unbe-
schreiblichem Jubel riesen sie auf dem Reichstage in Warschau das Königreich
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleon Oestreich Napoleons Franz Franz Napoleon Oestreicher Napoleon