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Elisabeth von Rußland und die lasterhafte Marquise von Pompadour, welche durch den schwachen König Ludwig Xv. Frankreich beherrschte, ausgoß, hatte diese Frauen zu seinen erbitterten Feindinnen gemacht. So schlossen Östreich, Rußland, Sachsen, Frankreich und Schweden, welches Pommern wiederzugewinnen hoffte, einen Bund gegen Friedrich. Die Provinzen, welche diesen Mächten am bequemsten lagen, sollten Preußen entrissen, der König wieder zu der Stellung eines Markgrafen von Brandenburg heruntergedrückt werden. Allein so geheim diese Verhandlungen auch betrieben wurden, Friedrich war durch einen bestochenen sächsischen Schreiber von allem unterrichtet. Furchtbar war die Gefahr. Das kleine Preußen sollte gegen die verbündeten Großmächte Europas kämpfen! Allein der Heldengeist Friedrichs verzagte nicht; er war vielmehr entschlossen, sich mit aller Kraft gegen seine mächtigen Feinde zu wehren. Wartete er aber ab, bis ihre Heere von allen Seiten heranzögen, dann war er verloren. Ei mußte ihnen vielmehr zuvorkommen, wie ein Blitz zwischen sie fahren, ehe sie sich bessert versahen. Nachdem er in einer Schrift die Gründe, die ihn zum Angriffe bewogen, öffentlich bekannt gemacht hatte, fiel er plötzlich 1756 in Sachsen ein. Die sächsische Armee verschanzte sich bei Pirna, wo sie von ihm belagert wurde. Nun zog aber ein östreichisches Heer zum Entsätze herbei. Allein Friedrich hob die Belagerung nicht auf, sondern zog mit einem Teile seines Heeres dem östreichischen Feldherrn nach Böhmen entgegen und schlug ihn bei Lowositz au der Elbe. Nun mußten sich die Sachsen ergeben (14000 Mann). Während der König seine Winterquartiere in Sachsen nahm, rüsteten die Feinde für den nächsten Feldzug. Maria Theresia aber verklagte ihn beim deutschen Reiche als Friedensbrecher, worauf auch dieses ihm den Krieg erklärte; nur Braunschweig, Hessen-Kassel, Gotha und Hannover, dessen Kurfürst zugleich König von England war, standen auf seiner Seite.
f Das Jahr 1757, Friedrich konnte nur dann auf den Sieg hoffen, wenn er auch in diesem Jahre seinen Feinden mit dem Angriffe zuvorkam; denn schon rückten die Russen in Ostpreußen ein, die Franzosen vom Rheine her gegen ihn heran. Er brach deshalb mit dem Hauptheere in Böhmen ein, um sich Prags zu bemächtigen. Aber zum Schutze desselben stand Karl von Lothringen mit einem starken Heere bereit; er hielt die umliegenden Hügel mit Geschützen
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und Fußvolk stark besetzt. Mutig drangen die Preußen vor, aber reihenweise stürzten sie unter dem furchtbaren Feuer der feindlichen Geschütze zusammen. Die Östreicher gingen darauf zum Angriff vor und warfen sie zurück. Schon schien die Schlacht verloren; da ergriff der greise Feldmarschall Schwerin eine Fahne und trug sie mit dem Rufe: „Heran, meine Kinder!" seinen Scharen voran. Aber von fünf Kugeln durchbohrt sank er zu Boden. Heftig tobte die Schlacht; beide Parteien stritten wie Helden. Da brach Friedrich selbst in die Feinde und brachte sie endlich zum Weichen. Der Sieg war errungen, jedoch mit furchtbarem Verluste erkauft; denn 17000 Mann hatte der König eingebüßt. Er belagerte nun Prag, wohin der geschlagene Feind sich geworfen, allein lange vergeblich. Da erschien der vorsichtige General Dann mit einem Heere zum Entsatz. Friedrich mußte ihm mit einem Teile des seinen entgegenrücken. Bei Collin unweit der Elbe traf er ihn in einer sehr festen Stellung. Hier nun erlitt der König seine erste Niederlage. Nach schweren Verlusten mußte er sich nach Sachsen zurückziehen. Das Unglück brach von allen Seiten herein. Die Russen hatten in Preußen gesiegt, die Schweden Pommern besetzt. Die Franzosen streiften bis in die Altmark, die Kroaten unter dem General Haddick erschienen sogar vor Berlin und ließen sich eine Kontribution von 200000 Thalern bezahlen. Zwar verscheuchte sie die Nachricht von der Ankunft des Königs schnell wieder, allein die Gefahr, den zahlreichen Feinden zu unterliegen, ward immer drohender. Denn ein neues französisches Heer unter dem Prinzen Soubise war in Deutschland eingedrungen, hatte sich mit der Reichsarmee vereinigt und war bis zur Saale vorgerückt. Da verzagte mancher, nur der König nicht. In solcher Gefahr zeigte sich erst recht sein Heldengeist. Er war bereit zu sterben, ehe er sich den Feinden ergäbe. Er wandte sich von Leipzig plötzlich zur Saale Bei Roßbach (südwestlich von Merseburg) stieß er mit 20000 Mann aus den 60000 Mann starken Feind. Übermütig prahlte dieser, nun sollte der kleine König von Preußen ihm nicht entgehen. Als Friedrich seine Stellung änderte, meinten die Franzosen, er wollte ihnen entwischen; schon fingen sie an, ihn von allen Seiten zu umzingeln. Friedrich verhielt sich eine Weile ganz ruhig in seinem Lager, dann ließ er die Zelte abbrechen und marschierte zum Angriff vor. Wie ein Donnerwetter brach der tapfere Reitergeneral Seydlitz
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und Östreicher nach ihrem Siege. Daher konnte er die Trümmer seines geschlagenen Heeres wieder sammeln. Aber noch andere Unglücksfälle trafen ihn in diesem Jahre. So wurde der General Finck mit 12000 Mann gefangen genommen. Glücklicher kämpfte Ferdinand von Braunschweig; er hinderte die Franzosen, den Östreichent wirksame Hülfe zu leisten. Nachdem er sie bei Minden geschlagen, zogen sie sich auf das linke Rheinufer zurück.
Die letzten Kriegsjahre. Aber schwer war der Verlust an Menschenleben, welchen die Preußen in diesen Schlachten erlitten hatten; immer mehr schwanden die Hülfsmittel des Königs und droheteu endlich ganz zu versiegen. Derselbe mußte von jetzt ab den Krieg verteidigungsweise (defensiv) führen. Und doch standen noch heftige Kämpfe bevor und zwangen die Preußen zu den äußersten Anstrengungen. Schlesien war wieder in die Hände der Östreicher gefallen; die beiden Feldherren derselben standen bereit, es gegen Friedrich zu verteidigen. Da eilte der König von der Elbe herbei und schlug Laudon bei Liegnitz, ehe ihm'daun zu Hülse kommen konnte. Aber der letztere drohete ihm Sachsen zu entreißen, während die Russen unter Tottleben in Berlin einrückten und der Stadt eine hohe Brandschatzung auferlegten. Nachdem sie aber aus die Nachricht von der Annäherung Friedrichs schleunig die Mark geräumt hatten, eilte dieser zur Elbe. Bei Torgau traf er auf Daun. Hier entbrannte eine mörderische Schlacht. Vergebens führte der König seine Truppen selbst gegen den Feind; die feindlichen Geschütze warfen sie reihenweise zu Boden, er selbst wurde verwundet. Am Abend schien die Schlacht verloren. Da gelang es dem verwegenen Reitergeneral Zieten, dem Feinde in den Rücken zu kommen; andere Generäle griffen, als sie das bemerkten, wieder an, und endlich blieb den Preußen der Sieg. So war Friedrich auch mit dem Ausgange des Jahres 1760 Sieger geblieben; allein seine Lage blieb eine verzweifelte. Die alten Krieger waren meist gefallen; Neulinge mußten eingestellt werden. Preußen war durch die Drangsale des Krieges ermattet; auch Sachsen, aus dem der König seine Hülfsmittel bisher hauptsächlich bezogen hatte, war erschöpft. Schwer lastete der lange blutige Krieg auf dem Volke. Im Jahre 1761 verschanzte Friedrich sich in dem Lager vonbunzelwitz (bei Schweidnitz) so stark, daß die überlegenen Feinde ihn nicht anzugreifen wagten. Aber mit schwerer Sorge sah der König, mit Zuversicht
Schillmann, Leitfaden. s
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den Trümmern der Armee Hohenlohes zusammentraf, sich ebenfalls in wilde Flucht auf. Nun war kein Halten mehr. Jeder gedachte nur der eigenen Rettung. Ungestüm drängten die Sieger nach; bald hielten sie ihren Einzng in Berlin. Hohenlohe gab sich mit dem Reste seines Heeres bei Prenzlan gefangen. Die Befehlshaber der Festungen vergaßen, daß sie Preußen waren. Ohne erst Widerstand zu versuchen, öffneten sie kopflos dem Sieger die Thore. So ergaben sich Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg. Nur Graudenz, wo der tapfere Courbiere befehligte, und Kolberg, wo der brave Bürger Nettelbeck dem einsichtsvollen General Gneisenau zur Seite stand, ergaben sich nicht. Nachdem der König mit seiner Familie Berlin verlassen hatte, begab er sich nach Königsberg. Die noch kampffähigen Truppen zogen sich über die Weichsel zurück, um im Verein mit den Russen den Kampf wieder aufzunehmen. Beide leisteten auch dem französischen Kaiser bei Eilau so erfolgreichen Widerstand, daß er sich zum ersten Male den Sieg nicht zuschreiben 1807. konnte. Aber bei Preußisch-Friedland erlagen sie trotz ihrer Tapferkeit der Kriegskunst Napoleons. Bald hielt dieser seinen Einzug in Königsberg. Friedrich Wilhelm floh nach Memel; sein Reich war verloren. Denn Napoleon hatte durch Schmeicheleien den Kaiser Alexander gewonnen, daß er sich von seinem Bundesgenossen trennte.
So mußte Friedrich Wilhelm mit blutendem Herzen den Frieden zu I807, Tilsit unterzeichnen, welchen der unerbittliche Sieger vorschrieb. Er trat alles Land ab, welches westlich von der Elbe lag, außerdem die ehemals polnischen Lande mit Ausnahme von Westpreußen, also die Hälfte seines Reiches. Dazu legte man ihm Kriegskosten in solcher Höhe auf, daß dem so verkleinerten Lande das Mark ausgezogen wurde.
An 180000 Franzosen, deren Befehlshaber durch Übermut und Willkür das Volk zur Verzweiflung brachten, blieben in demselben stehen. Der König durfte nur ein Heer von 420,00 Mann halten.
So war das stolze Preußen zusammengefallen, wie ein morsches Haus vor dem Sturme. Das geschah, weil die Menschen sich der Trägheit, der Gleichgültigkeit, dem Übermute und dem Wohlleben überlassen und vergessen hatten, das Wohl des Ganzen über das eigene zu setzen.v Napoleon auf der Höhe seiner Macht. Napoleon gebot jetzt über einen großen Teil Europas mit unbeschränkter Macht. Den Kurfürsten von Sachsen hatte er gezwungen, fein Bundesgenosse zu
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werden und ihm dafür den Königstitel verliehen; jetzt gab er ihm die Preußen abgenommenen östlichen Gebiete unter dem Namen eines Großherzogtums Warschau. Was Preußen im Westen der Elbe verloren hatte, erhielt des Kaisers Bruder Jerome als Königreich Westfalen. Spanien entriß er seinem Könige und setzte an Stelle desselben seinen Bruder Joseph. Nur das Juselvolk der Engländer war ihm unerreichbar. Um aber den Wohlstand derselben zu vernichten, verbot er allen von ihm abhängigen Völkern, mit England Handel zu treiben, indem er ihre Häfen englischen Waren verschloß (Kontinentalsperre). Unbedingt gebot er aber in Deutschland. Als er die deutschen Fürsten zu einer Zusammenkunft nach Erfurt berufen hatte, versammelten sich vier Könige und vierunddreißig Fürsten um ihn, wie die Vasallen um ihren Lehnsherrn.
^ Vergebliche Kämpfe gegen Napoleon. Noch einmal versuchte Östreich, ermuntert durch den Widerstand, welchen die Spanier dem ihnen aufgedrungenen Könige entgegensetzten, seine alten Grenzen wiederzugewinnen. Aber wieder hielt Napoleon nach siegreichen Schlachten seinen Einzug in Wien. Zwar widerstand Erzherzog ^ Karl mit Erfolg bei Aspern und Eßlingen. Allein die verlorene Schlacht bei Wagram nötigte den östreichischen Kaiser zum Waffenstillstände und dann zum Frieden. Die Tiroler, welche sich gegen die Bayern, deren Herrschaft sie Napoleon unterworfen hatte, erhoben und auch gegen die Franzofen glücklich stritten, wurden wieder unterworfen; ihr tapferer Anführer Andreas Hofer ward zu Mantua erschossen. Preußen hatte nicht gewagt, gegen Frankreich die Waffen zu ergreifen, aber der Haß gegen die Unterdrücker, die Sehnsucht nach der Befreiung des Vaterlandes, trieb einzelne kühne Männer an, durch einen Aufstand des Volkes die Vertreibung der Franzosen zu versuchen. So verließ der tapfere Major Schill mit einigen hundert Reitern Berlin, um den Kampf gegen die Franzosen aufzunehmen. Allein seine Hoffnungen auf die Erhebung des Volkes erfüllten sich nicht; trotz kleinerer glücklicher Gefechte mußte er sich in das feste Stralsund werfen und starb bei der Erstürmung der Stadt den Heldentod. — Napoleons Ehrgeiz kannte nun keine Schranken mehr; treulos trennte er sich von feiner Gemahlin, um sich mit der Tochter des Kaisers von Östreich zu vermählen. Als ihm ein Sohn geboren wurde, ernannte er ihn schon in der Wiege zum König von Rom.
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Kämpfer in die Lützower Freischar und begeisterte durch seine feurigen Kriegslieder Jung und Alt, (Leier und Schwert). Die hochherzige Königin erlebte die Erhebung des Volkes und den Sieg der guten Sache nicht. Ein tiefer Schmerz über die Leiden des Landes nagte an ihrer Seele. Die Ursache des Unglücks sah sie darin, daß die Menschen aufgehört hätten, gut zu sein, denn nur durch die Guten, sagte sie, könne das Gute kommen. Aber das Vertrauen auf Gott hielt sie aufrecht, zu ihm erzog sie ihre Kinder. In treuer Hingabe stand sie dem Gemahle zur Seite und unterstützte eifrig seine Arbeit zur Verbesserung der Einrichtungen des Staates. Sie blieb der Schutz der Armen, die Mutter des Volkes; man nannte sie den Genius (Schutzengel) Preußens. Bei einem Besuche am Hofe ihres Vaters ereilte i8io. sie der Tod. Das ganze Volk trauerte mit dem schwergeprüften Könige. An ihrem Geburtstage stiftete dieser zur Belohnung beson-E°rz derer Tapferkeit das eiserne Kreuz.
Die Freiheitskriege. 1813. Nun begann Preußen den Krieg mit froher Zuversicht. Aber man hatte es mit einem gewaltigen Feinde zu thun. Auch Napoleon hatte nicht geruht; durch ganz Frankreich und alle ihm nnterthänigen Länder hatte er mächtige Rüstungen vorgenommen; auch die Völker des Rheinbundes mußten ihm wieder gegen ihre deutschen Brüder in den blutigen Kampf folgen. Wohl errangen die Verbündeten beim'beginn des Feldzuges einige Vorteile, als aber Napoleon selbst erschienen war, stritten sie trotz der glänzenden Tapferkeit bei Großgörschen (Lützen) unglücklich. Zwar waren sie nicht vom Schlachtfelde gewichen, dennoch erfolgte am andern Tage der Rückzug. Scharnhorst war zum Tode verwundet.
Bei Bautzen hielten sie wieder stand, wurden aber besiegt. Das machte, die russischen Feldherren waren Napoleon nicht gewachsen, die Russen in zu geringer Zahl erschienen, die preußischen Rüstungen noch nicht vollendet, Hs war große Gefahr vorhanden, daß nach diesen unglücklichen Schlachten das Bündnis der Russen und Preußen aus einander fiel. Doch Alexander hielt fest, und Napoleon hatte durch die Tapferkeit seiner Gegner so große Verluste erlitten, daß er einen Waffenstillstand einging. Das war für Preußen sehr günstig, denn nun konnte es feine Rüstungen vollenden. — Bis jetzt war Östreich unbeteiligt geblieben; beide Parteien warben eifrig um fein Bündnis. Trotz seiner schweren Wunde ging Scharnhorst zu diesem Zwecke nach Prag, wo
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nun ausbrechenden Kriege Preußen es nicht allein mit Östreich, sondern auch mit dem größten Teile der deutschen Staaten (Bayern, Würtem-berg, Sachsen, Hannover, Baden, die beiden Hessen n. a.) aufzunehmen, während ihm nur die kleinen norddeutschen Länder beistanden. Es kam daher alles darauf au, durch Schnelligkeit der Heeresbewegungen seine deutschen Gegner nicht zu einer Vereinigung kommen zu lassen.
Als der Krieg unvermeidlich war, rückten preußische Truppen schnell in Kurhessen und in Hannover ein. Der Kurfürst ward gefangen nach Stettin abgeführt; seine Regimenter wandten sich nach (Süden, um sich mit den Bayern zu vereinen. Die Hannoveraner schlugen einen Angriff der Preußen bei Langensalza tapfer ab, mußten aber, von überlegenen Heeren umstellt, sich ergeben. Die Soldaten wurden in die Heimat entlassen, während der König Georg sich nach Östreich begab. Da auch das sächsische Heer nach Böhmen zurückgewichen war, so konnte General Vogel von Falkenstein, welcher die preußischen Truppen befehligte, gegen den Main vorrücken, nm den Kampf gegen die süddeutschen Mächte aufzunehmen.
f Der böhmische Feldzug. Während die Östreicher unter Benedek sich in Böhmen zusammenzogen, rückten drei preußische Heere auf verschiedenen Wegen in dieses Land ein, um den Feind von drei Seiten anzufallen. Herwarth von Bittenfeld rückte die Elbe aufwärts, Prinz Friedrich Karl längs der Neiße über Görlitz und Zittau, während der Kronprinz von Schlesien aus den Weg über die Sudetenpässe nach Böhmen einschlug. So begann der „siebentägige" Krieg in Böhmen, denn einer längeren Frist bedurften die Preußen nicht, um Benedek aus seiner Stellung zu vertreiben. Als seine Vortruppen in mehreren Gefechten, so bei Hünerwasser, Liebenau, Turtmu, Münchengrätz und Giischin zurückgeschlagen waren, als auch der Kronprinz nach den heftigen Gefechten bei Trantenau, Königinhof, bei Nachod und Skalitz m Böhmen eingerückt war, stand die Entscheidungsschlacht bevor.
t Die Schlacht bei Königgrütz. Nachdem König Wilhelm 3.Jm. selbst den Oberbefehl über das Heer übernommen hatte, erfuhr man, daß Benedek feine Heeresmacht auf den Höhen von Chlnm unweit der Festung Königgrätz ausgestellt habe. Die Stellung, welche die Östreicher eingenommen hatten, war nicht nur von Natur sehr vor-
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teilhaft, sondern sie war auch durch alle Mittel der Kriegskunst so befestigt, daß ihn Einnahme der Armee des Prinzen Friedrich Karl nur dann möglich sein konnte, wenn die beiden andern Heere rechtzeitig in den Flanken des Feindes eintrafen. Es hing der Sieg ganz besonders davon ab, daß der Kronprinz zur rechten Zeit ans dem Schlachtfelde erschien. Am 3. Juli um 8 Uhr früh gab der König den Befehl zum Angriff. Tapfer drangen die Preußen vor. Aber ebenso standhaft verteidigten die Öftreicher und Sachsen ihre Stellungen; von der Höhe herab sandten ihre Geschütze tausendfachen Tod in die Reihen der Angreifer. Lange schwankte die Schlacht; schon schien der Sieg sich auf die Seite der Öftreicher zu neigen. Da erschien der Kronprinz trotz eines sehr schwierigen Marsches auf durchnäßtem Boden noch zur rechten Stunde. Das Gardecorps warf sich sogleich auf Chlum und erstürmte es; auch die übrigen Truppen griffen an, sobald sie den Feind erreichen konnten. Da gab Benedek die Schlacht für verloren und befahl den Rückzug. Dieser artete in Flucht aus, besonders als König Wilhelm an der Spitze der Reservereiterei die Verfolgung begann. Der Sieg war auch für den Sieger mit schweren Verlusten verknüpft, aber er war entscheidend; am 19. Jnli standen die Preußen bereits drei Meilen vor Wien entfernt.
Der Mainfeldzug. Nicht minder glücklich für Preußen verlies der Krieg gegen die Bundesarmee, zu welcher Bayern die größte Truppenzahl gestellt hatte. Da sie dem preußischen Heere überlegen war, so konnte dieses nur dadurch siegen, daß es sich in schneller Bewegung bald auf das eine, bald auf das andere Corps warf und so ihre Vereinigung hinderte. Diese Ausgabe lösten nach einander die Generale von Falkenstein und von Mantenffel auf eine überraschende Weise. Eine Anzahl siegreicher Gefechte, welche sie den süddeutschen Truppen lieferten, ließen diese zu keiner Vereinigung kommen, nahmen ihnen jede Hoffnung auf einen glücklichen Erfolg und machten sie zum Frieden geneigt.
Um Venetien den Ostreichen: zu entreißen, hatte Italien sich mit Preußen verbündet. Obgleich zu Lande (bei Euftozza) und zur See (bei Lissa) geschlagen, war es doch dadurch ein nützlicher Bundesgenosse, daß Östreich genötigt wurde, eine starke Armee südwärts der Alpen zu verwenden, besonders da Italien den Krieg noch fortsetzte, obgleich es schon sicher war, Venetien zu gewinnen.
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Der Friede. So kamen denn nach dem Waffenstillstände zu Nikolsburg die Friedensschlüsse zu Prag und Berlin zu Stande. Östreich verlor an Italien Venetien, an Preußen trat es nur sein Anrecht an die Elbherzogtümer ab. Dagegen schied es aus dem deutschen Bunde und überließ Preußen die Führerschaft in Deutschland. Bayern und Hessen-Darmstadt überließen Preußen einige kleine Gebiete. Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt wurden Preußen einverleibt (annektiert), welches nun 6395 lü Meilen umfaßte.
Der norddeutsche Kund. Preußen war durch diese glänzenden Krlegsersolge nicht bloß bedeutend an Land vergrößert worden, sondern seine Vorherrschaft in Deutschland blieb fortan unbestritten. Nun konnte es die deutschen Verhältnisse ordnen. Der König schloß mit den beiden Mecklenburg, mit Oldenburg, den freien Städten Hamburg, Bremen, Lübeck, mit Braunschweig, Anhalt, den 8 thüringischen und beiden lippeschen Ländern, mit Waldeck, Hessen-Darmstadt und Sachsen den norddeutschen Bund, dessen Leiter (Präsident) der jedesmalige König von Preußen wurde. Derselbe erhielt das wichtige Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, sowie den Oberbefehl über das Bundesheer. Der Bundesrat trat an die Stelle des Bundestags. In dem norddeutschen Reichstage hatte auch das Volk seine Vertretung. So war wenigstens Norddeutschland geeinigt. Mit den süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg und Baden, welche dem Bunde noch nicht beitraten, schloß Bismarck ein Schutz- und Trutzbündnis ab. Als am 20. und 21. September die siegreichen Truppen in Berlin einrückten,, war die Freude allgemein.
Der Krieg mit Frankreich 1870—71. Nur vier Jahre durste sich König Wilhelm ungestört den Werken des Friedens, besonders der Ordnung der Dinge in den neuerworbeueu Provinzen widmen, da brach, wie der Blitz aus heiterm Himmel, ein Kriegsungewitter über das Land herein, das ihn wie sein Volk nötigte, die ganze Kraft zur Erhaltung des Vaterlandes einzusetzen. Die französische Republik war nämlich durch den Präsidenten derselben, Louis Napoleon, den Neffen Napoleons I., gestürzt worden; derselbe hatte sich mit Zustimmung des französischen Volkes unter dem Namen Napoleon Iii. zum Kaiser der Franzosen erhoben. Wenngleich ohne Feldherrngabe, brachte er es durch seine kluge Staatsleitung (Politik)
Schillmann, Leitfaden. 10
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Eisleben berufen worden, um einen Streit der Mansfelder Grafen zu schlichten. Dort, an seinem Geburtsorte, ereilte ihn am 18. Februar 1546. der Tod, nachdem er auf seinem Sterbelager erklärt hatte, daß er auf die Lehre, welche er gepredigt, sterben wolle. Das Volk strömte von allen Seiten zusammen, als die Leiche des verehrten Mannes nach Wittenberg übergeführt wurde. In einem marmornen Sarge ist sie dort in der Schloßkirche beigesetzt.
t Der schmalkaldische Krieg. Der Religionskrieg in Deutschland war nur aufgeschoben. Karls Bemühungen, die Protestanten zum Wiedereintritt in die katholische Kirche zu bewegen, waren gescheitert. Auswärtige Kriege hatten ihn bisher gehindert, seinen Forderungen Nachdruck zu geben. Unermüdlich thätig, unternahm er zwei Züge nach Nordafrika, um die Seeräuber, welche in Tunis und Algier ihren Sitz hatten, zu vernichten. Auf dem ersten Zuge hatte er die Freude, viele Tausende von Christen aus der Sklaverei zu befreien; der zweite Zug mißlang indes wegen der heftigen Seestürme und der Ungunst des Wetters nach der Landung. Nachdem Karl aber durch einen Zug in das Innere Frankreichs seinen Hauptgegner Franz endlich zum Frieden gezwungen, beschloß er, in Deutschland die Einheit der Kirche wieder herzustellen. Er war der Meinung, daß die Protestanten zu derselben zurückkehren würden, wenn die Katholiken einige Übelstände beseitigt haben würden. Als aber jene das zum Zwecke der Vereinigung nach Trident berufene'konzil nicht besuchten, weil sie fürchteten, von den Katholiken, die hier die Mehrzahl bildeten, überstimmt zu werden, da beschloß der Kaiser, Gewalt gegen sie anzuwenden. Er rüstete im Geheimen, verband sich mit dem Papste und den katholischen Reichsfürsten und brachte sogar einen protestantischen Fürsten, den Herzog Moritz von Sachsen, aus seine Seite. Derselbe, ein Vetter des Kurfürsten Johann Friedrich, des Hauptes der fchmalkaldischen Bundesgenossen, ließ sich durch die Hoffnung, diesem die Kurwürde zu entreißen, verleiten, der protestantischen Sache untren zu werden. Als die schmalkaldischen Bundesgenossen von den Absichten des Kaisers Kunde erhielten, ließen sie ein starkes Heer unter der Führung des kriegskundigen Sebastian Schärtlin in Süddeutschland einrücken. Leicht hätten sie den noch wenig gerüsteten Karl überwältigen können. Allein sie zögerten von Tag zu Tag und ließen diesem Zeit, sein Heer zu verstärken. Da überraschte sie plötzlich
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Franz Franz Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Sebastian_Schärtlin Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Deutschland Karls Nordafrika Tunis Algier Frankreichs Deutschland