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gingen, die Heiden zu bekehren. Unter diesen wirkte am eifrigsten Winfried, genannt Bonifatins. Bei Geismar stand eine steinalte Eiche, welche dem Wodan heilig war; diese hieb Bonifatins mit Hilfe seiner Gefährten um. Die Hessen wandten sich nun von dem machtlosen Gotte ab und wurden Christen. Bonifatins gründete in ihrem Lande das Kloster Fulda. Vom Eifer für die Verbreitung des christlichen Glaubens getrieben, ging er in das Land der Friesen, die an der Nordsee wohnten. Hier wurde er mit seinen Gefährten erschlagen.
Pipm wird König. Der Merowinger Childerich trug zwar noch den Namen eines Königs; aber alle Macht lag in den Händen Pipins. Da beschlossen die fränkischen Großen, diesen ans den Thron zu erheben. Sie fragten beim Papste in Rom an, ob der nicht auch den Namen eines Königs verdiene, der feine Macht habe. Der Papst Zacharias antwortete, daß sich für Pipin wohl der Name eines Königs zieme. Da fetzten die Franken Childerich ab, erhoben Pipin auf den Schild und damit zu ihrem Könige. Das Geschlecht, dem Pipin angehörte, nennt man die Karolinger. Pipin half dem Papste gegen die Langobarden, die diesen schwer bedrängten, und schenkte ihm Land. Daraus bildete sich durch weitere Schenkungen ein Staat, den man den Kirchenstaat nannte. — Auf Pipin folgte sein Sohn Karl.
6. Karl der Große.
Karl war einer der größten aller Herrscher, die wir kennen. Er war stark an Körper und stark an Geist. Er nahm sich vor, alle deutschen Völker unter feiner Herrschaft zu vereinen, die noch heidnisch waren, zum Christentum zu bekehren oder zu zwingen und so ein großes christlich-deutsches Reich zu gründen. Das erreichte er nicht ohne blutige Kriege.
Slrieg mit den Sachsen. Die Sachsen wohnten in Norddeutschland zwischen dem Rheine und der Elbe zu beiden Seiten der Weser. Sie waren ein Volk, das die Freiheit über alles liebte und an seinen heidnischen Göttern hing. Als sie sich dem Wißen Karls nicht fügen wollten, zog er mit einem starken Heere gegen sie zu Felde. So Besiegte er sie wohl in der Schlacht; alter sie griffen, wenn feine Heere abgezogen waren, immer wieder zu den Waffen, weil sie meinten, dem Feinde ihrer Götter und
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Extrahierte Ortsnamen: Hessen Fulda Nordsee Rom Sachsen Sachsen Norddeutschland Rheine Karls
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15* Dr. Martin Luther.
Luthers Jugend. Der ehrsame Bergmann Hans Luther war von Möhra in Thüringen nach Eisleben in der Grafschaft Mansfeld gezogen in der Hoffnung, dort reichlicheren Verdienst zu finden.
10.11.1483 Hier wurde ihm am 10. November 1483 ein Sohn geboren, der in der Taufe den Namen Martin erhielt. Als der Knabe kaum ein halbes Jahr alt war, verließen die Eltern Eisleben und zogen nach Mansfeld.
Hans Luther mußte sein Brot durch schwere Arbeit verdienen, seine Frau half ihm treulich und hat oft das Holz aus dem Walde auf ihrem Rücken heimgetragen. In Mansfeld gelangten die Eltern jedoch nach und nach zu Wohlstand. Hans Luther erwarb ein eigenes Haus, wurde Besitzer zweier Schmelzöfen und zum Mitglieds des Stadtrates gewählt.
Der kleine Martin wurde sehr streng erzogen. Seine Eltern straften ihn oft um einer Kleinigkeit willen hart, auch die Schulen waren damals rechte „Kerker und Höllen". Martin wurde frühzeitig nach der Schule geschickt. Da er schwächlich war, trug ihn der Vater oft auf den Armen dorthin. In der Schule lernte er fleißig und leicht und sollte daher ein gelehrter Mann werden. Der Vater schickte ihn später auf die höheren Schulen nach Magdeburg und Eisenach. Der arme Knabe mußte sich kümmerlich durchschlagen, in Eisenach durch Singen vor den Türen reicher Leute sein Brot erwerben. Eine fromme und wohlhabende Frau, namens Cotta, aber hatte ihn wegen seines andächtigen Singens liebgewonnen und nahm ihn auf in ihr Haus und an ihren Tisch. Noch nicht 18 Jahre alt, bezog Martin Luther die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters Jura (Rechtswissenschaft) zu studieren. Hier sah er zum ersten Male eine ganze Bibel, bisher hatte er nur Bruchstücke daraus kennengelernt. Er schlug sie auf und fand die Geschichte von Eli und Samuel, und er wollte auch ein Samuel werden und sprechen: „Rede, Herr, dein Knecht höret." Er fing jeden Morgen seine Arbeit mit Gebet an, denn sein Sprüchlein war: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert." Aber der junge Student wurde von der Sorge gequält: Was muß ich tun, daß ich selig werde? Er erfüllte alles gewissenhaft, was die Kirche vorschrieb, um sündhafte Neigungen zu töten, erhielt aber den Frieden seiner Seele
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nicht wieder. Auch die Rechtswissenschaft befriedigte ihn nicht.
Da beschloß er, sie mit der Gottesgelehrsamkeit (Theologie) zu vertauschen und Mönch zu werden, um der Welt ganz zu entsagen.
Luther im Kloster. Man erzählt, er habe den Entschluß ausgeführt, als ein Freund an seiner Seite vom Blitze erschlagen war. Er trat in das Kloster der Augustiner zu Erfurt ein. Hier studierte er fleißig die Bibel und die Schriften frommer Männer, verrichtete im Kloster freiwillig die niedrigsten Dienste, peinigte seinen Leib und fastete in dem Glauben, es seien das Gott wohlgefällige Werke. Aber sie gaben ihm den Frieden der Seele nicht; er wurde krank, elend und geriet in Verzweiflung. Da tröstete ihn Dr. Staupitz, der Vorsteher der Augustinerklöster, indem er ihn darauf hinwies, daß der Mensch nicht durch seine Werke selig werde, sondern allein durch die Gnade Gottes, die Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuze den Menschen erworben habe. Aus diesem rechten Glauben folgen dann die Werke von selbst. Diese Zusprache befreite Luther von schwerer Sorge und gab ihm die Freudigkeit wieder.
Luther in Wittenberg. Der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, suchte für die Universität, die er in Wittenberg gründete, gelehrte Männer und berief auf Empfehlung des Dr. Staupitz Luther als Professor. So kam Luther nach Wittenberg, lehrte an der Universität und predigte in der Schloßkirche.
Seine Zweifel an dem Ernste und der Gewissenhaftigkeit vieler Diener der Kirche waren noch stärker geworden, seit er in Rom die Sittenverderbnis der Geistlichen gesehen hatte. Als nun der Ablaßhandel auch in der Nähe Wittenbergs getrieben wurde und die Früchte seiner Arbeit zu vernichten drohte, da beschwerte sich Luther über das Treiben Tetzels bei seinen Vorgesetzten. Als er bei diesen kein Gehör fand, beschloß er, öffentlich gegen den Unfug aufzutreten.
Die 95 Thesen. Am Tage vor Allerheiligen, am 31. Oktober 31.10.1517 1517, schlug er an die Tür der Schloßkirche 95 Sätze (Thesen) an und stellte darin Behauptungen auf, die er gegen jedermann verteidigen wollte. Besonders tadelte er den Mißbrauch, der mit dem Ablaß getrieben wurde, und behauptete, der Papst selbst könne nur solchen Absolution erteilen, die ihre Sünden aufrichtig bereuten und Buße täten. Diese Sätze Luthers verbreiteten sich in 14 Tagen dnrch ganz Deutschland, in 4 Wochen durch ganz Europa.
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Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Gottes Wittenberg Sachsen Wittenberg Wittenberg Rom Deutschland Europa
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eine Gemeinde. Diese hatte den Wald und die Weide gemeinsam. Jedes Jahr wurde dem einzelnen ein Ackerstück durch das Los zur Benutzung angewiesen. Wenn sich die Bewohner so vermehrt hatten, daß der Acker sie nicht mehr ernähren konnte, so rodeten sie weiteren Wald aus oder brannten ihn nieder. Man bestellte ein Ackerstück nur so lange, wie es tragen wollte, ließ es dann längere Zeit unbenutzt liegen und suchte unterdes frischen Boden zu gewinnen. Man baute schon damals Gerste, Haser, Roggen, Rüben, Kohl, Flachs und Rettiche. Die Frauen buken Brot, brauten Bier und Met und Bereiteten Butter und Käse. Die Germanen trieben mehr Viehzucht als Ackerbau. Neben den Feld-früchten war das Fleisch des Wildes und der Haustiere ihre hauptsächlichste Nahrung. Den Wald Bildeten Laubbäume und Nadelhölzer.
Stamm, Gau, Gemeinde. Das deutsche Volk war damals noch nicht zu einem Reiche vereinigt. Es zerfiel in einzelne Stämme. Diese hielten meist nicht zusammen, sondern Bekriegten sich oft untereinander. Der Stamm teilte sich in Gaue; der Gau bestand aus den Gemeinden. Die Glieder einer Gemeinde hatten nicht gleiches Recht; man unterschied Freie, Hörige und Knechte. Nur die Freien hatten volles Recht, nur sie durften in der Volksversammlung beraten und beschließen; sie bildeten auch das Heer. (Heerbann.) Wenn Krieg drohte, wurde der Heerbann aufgeboten und ein Herzog gewählt. Unter den Freien standen die Edelinge in besonderem Ansehen; ihre Vorfahren hatten schon tapfere Taten verrichtet und stammten, wie sie glaubten, von den Göttern ab. — In der Versammlung der Freien wurde auch das Gericht abgehalten. Das Volk selbst richtete; es gab noch keine geschriebenen Gesetze und keine gelehrten Richter. Hatte jemand einen Menschen getötet, so konnte er die Angehörigen durch Hergabe von Vieh abfinden. Manche Vergehen wurden hart bestraft. Unkeusche versenkte man lebendig in einen Sumpf.
Die Götter. Die Germanen waren ursprünglich Heiden. Sie verehrten ihre Götter aber nicht, wie andere Heiden, durch Bildnisse und in Tempeln, von Menschenhänden gemacht, sondern in heiligen Hainen; denn sie meinten, im tiefen Dunkel des Waldes wohne die Gottheit. Ihr oberster Gott hieß Wodan oder Odin. Er thronte in Asgard weit über den Sternen. Er war ein hoher Greis mit langem Barte und trug einen blauen Mantel, der mit
l*
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Luther selbst sagt, es sei, als ob die Engel Botenläufer gewesen wären. Die Thesen erregten großes Aufsehen; die einen stimmten ihnen freudig bei und lobten Luther wegen des Mutes, den er bewiesen, andere aber griffen seine Sätze heftig an, ja, verklagten ihn beim Papste. Luther antwortete in ebenso heftigen Schriften.
Versuche, den Streit beizulegen. Der Papst lud Luther zur Rechtfertigung nach Rom; aber Friedrich der Weise erwog die Gefahr, der Luther in Rom ausgesetzt sein würde, indem er sich erinnerte, wie es Huß in Kostnitz ergangen war. Er setzte es beim Papste durch, daß Luther in Deutschland verhört wurde. Der päpstliche Gesandte Cajetan lud diesen nach Augsburg vor. Der Kardinal war ein stolzer Herr; er verlangte, daß Luther seine Lehre ohne Widerrede öffentlich für falsch erklären sollte. Dieser aber erklärte, er wolle nur dann widerrufen, wenn man ihm aus der heiligen Schrift bewiese, daß seine Lehre falsch sei. Da wies ihn Cajetan zornig von sich und entließ ihn mit den Worten: „Geh und komme mir nicht wieder unter die Augen, es sei denn, daß du widerrufest." Der Papst gab nun seinem Kammerherrn Karl von Miltiz den Auftrag, mit Luther zu verhandeln. Miltiz, ein milder Mann, redete diesem gütlich zu. Seine Lehre wollte Luther jetzt auch nicht widerrufen, aber er versprach, den Streit ruhen zu lassen, wenn seine Gegner schweigen würden.
Verbrennung der Bannbulle. Die Gegner schwiegen aber nicht. Dr. Eck aus Ingolstadt forderte einen Anhänger Luthers auf, mit ihm eine Disputation (gelehrte Unterredung) in Leipzig über Glaubenssachen abzuhalten. Dahin begab sich auch Luther, um dem nicht sehr gelehrten Freunde beizustehen, der sich von seinem Eifer leicht allzusehr fortreißen ließ. Bald geriet er auch selbst mit Eck in Streit. Dieser fragte ihn, was er von den Lehren des Huß halte. Luther antwortete, manches, was dieser gelehrt habe, sei richtig; auch er halte den Papst nicht für unfehlbar, da feststehe, daß Päpste und Konzilien öfter geirrt hätten. Diese Behauptung verstieß gegen den Glauben der katholischen Kirche. Es war eine Ketzerei. Da jubelte Eck und rief ihm zu: „Dann seid ihr selber ein Huffit, ein Heide und Zöllner!" Er eilte nach Rom und erlangte vom Papst eine Bannbulle, in der einige Sätze aus Luthers Schriften als ketzerisch verdammt wurden. Dieser war darin selbst mit dem Banne bedroht, wenn er nicht widerrufen würde. Diese Bann-
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oder mit klaren Gründen beweise, daß ich geirrt habe. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen." Man ließ sich auf die Beweise nicht ein, sondern entließ Luther. Der alte Herzog Erich von Braunschweig schickte Luther eine silberne Kanne voll Eimbecker Bier, daß er sich daran erquicke. Luther nahm den Trunk mit den Worten: „Wie Herzog Erich heute meiner gedenkt, so gedenke seiner unser Herr Jesus Christus in seiner letzten Stunde." Die Anhänger des Papstes redeten dem Kaiser zu, Luther das freie Geleit nicht zu halten; aber Karl V. sprach: „Ich will nicht erröten wie Kaiser Sigismund." Die Gegner meinten jedoch, einem Ketzer brauche er sein Wort nicht zu halten.
Die Reichsacht. Luther auf der Wartburg. Als Luther sich schon auf der Rückreise befand und auch die meisten Fürsten Worms bereits verlassen hatten, sprach der Kaiser mit seinen Feinden, unter denen sich auch der Kurfürst Joachim I. von Brandenburg befand, am 26. Mai über ihn die Reichsacht aus. Fälschlich datierte er dies Edikt auf den 8. Mai zurück, um den trügerischen Schein zu verbreiten, als ob der gesamte Reichstag es genehmigt habe. Wer der Reichsacht verfiel, war schutzlos, wie der Vogel in der Luft (vogelfrei); den durfte niemand hausen, speisen oder tränken, ihm durfte niemand helfend zur Seite stehen. Wer ihn träfe, sollte ihn festnehmen und ausliefern. So war Luther seiner Freiheit, ja seines Lebens nicht mehr sicher. Deshalb ließ ihn sein Beschützer, Friedrich der Weise, im Thüringer Walde durch verkappte Ritter aufheben und nach der Wartburg bei Eisenach in Sicherheit bringen. Dort lebte der Gebannte, wie ein Reitersmann gekleidet, unter dem Namen „Junker Jürgen" beinahe ein Jahr im Verborgenen. Hier beschäftigte er sich eifrig damit, die Bibel in das Deutsche zu übersetzen. Da er fest davon überzeugt war, daß der Christ allein aus der heiligen Schrift lernen könne, was er glauben müsse, um selig zu werden, so hielt er es für nötig, daß das Volk sie auch verstehen könne. Er übertrug sie daher aus der hebräischen und griechischen Sprache, in denen sie geschrieben ist, in die deutsche. Er machte den Anfang mit dem Neuen Testament, das in wenigen Monaten vollendet war. Da horte er von Unruhen, die in Wittenberg von seinen Anhängern erregt worden waren; diese hatten die Heiligenbilder aus den Kirchen geworfen
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Stände suchten in ihren Gebieten die Einheit des Glaubens zu erhalten. So kam es in Deutschland zu keinem rechten Frieden. Man fürchtete, daß der Religionskrieg wieder ausbrechen würde. Es entstand ein Bund der Evangelischen, die Union, und ein solcher der Katholiken, die Liga.
Die Jesuiten. Dazu war ein neuer katholischer Orden entstanden, der es sich zur Hauptaufgabe machte, die Ketzerei auszurotten. Dieser Orden war von dem Spanier Ignaz von Loyola gestiftet. Er zeichnete sich anfangs durch Werke der Barmherzigkeit aus. Ein Nachfolger des Stifters aber stellte ihm die Aufgabe, die Einheit des Glaubens herzustellen. Die Mitglieder des Ordens schwören, ihren Vorgesetzten blind zu gehorchen, ihre Befehle auszuführen, ohne sie zu prüfen. Der Orden nannte sich „Gesellschaft Jesu". Er verbreitete sich schnell über die ganze christliche Welt und trieb auch eifrig Mission unter den Heiden. Die Jesuiten schlossen sich nicht in Klöster ein, sondern gingen vielmehr predigend und lehrend unter das Volk, gründeten auch Schulen, um die Kinder für den katholischen Glauben zu gewinnen. Mitglieder des Ordens traten auch in den Dienst des Staates, wurden gern Beichtväter der Fürsten, um sie zum Eifer für den katholischen Glauben anzuspornen.
i6i8-i648 16. Der Dreißigjährige Krieg.
Veranlassung. Auf Ferdinand I., Karls V. Bruder, war in Österreich und Böhmen Maximilian Ii. gefolgt. Beide trugen auch die deutsche Krone. Maximilian war den Evangelischen freundlich gesinnt, ja, er wäre vielleicht selbst evangelisch geworden, wenn seine Verwandten ihm nicht gedroht hätten, ihn zu entthronen, wenn er dem katholischen Glauben abtrünnig würde. Er mußte seine beiden Söhne Rudolf und Matthias nach Spanien schicken, wo sie von den Jesuiten erzogen wurden. Sie folgten ihm nacheinander auf dem Throne. Rudolf gab den Böhmen den Majestätsbrief, wonach den Untertanen weltlicher Herren gestattet war, evangelische Kirchen zu bauen. Als nun auch Untertanen von Klöstern von dieser Freiheit Gebrauch machten, ließ Matthias es zu, daß die eine Kirche geschlossen, die andere niedergerissen wurde. Die Evangelischen beschwerten sich beim Kaiser, wurden aber mit harten Worten abgewiesen. Nun
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Wie elend dagegen sah das zerrissene Deutschland aus. dessen Völker sich in einem so langen Kriege zerfleischt hatten! Die Universitäten und Schulen standen leer, weil Lehrer und Schüler geflohen waren. Viele Kirchen waren eingeäschert, die Geistlichen vertrieben oder getötet. Die alte Ehrbarkeit war geschwunden, das Laster machte sich breit. So schämte der Deutsche sich seines Namens. Leute, die vornehm und gebildet sein wollten, gingen mit schlechtem Beispiele voran; sie sprachen lieber französisch als deutsch, flickten wenigstens französische Brocken in ihre Rede. Noch heute zeigen sich Spuren solcher Unart. (Pläsier, amüsieren, promenieren u. a.) Auch die Dichter ahmten die Verse der Franzosen nach. Die französische Mode herrschte in der Kleidung, in der Haartracht (Perücken), in der Bau- und Gartenkunst. Als das mächtige Frankreich Deutschland übermütig behandelte, mitten im Frieden Stücke vom Reiche losriß, empfanden manche deutsche Fürsten die Schmach nicht, die dem Vaterlande zugefügt wurde, kämpften wohl gar mit den Franzosen gegen Kaiser und Reich. Deutschland schien dem Untergange nahe. Da war es ein Glück, daß einer dieser deutschen Staaten, der branden-burgisch-preußische, zu solcher Macht gelangte, daß er für die Ehre Deutschlands eintreten, ja, das zerrissene Vaterland wieder einen konnte. Daher ist von nun an die Geschichte unseres engeren Vaterlandes, Preußens, von der größten Wichtigkeit.
Aberglaube. Das im Kriege verwilderte Volk hielt an dem alten Aberglauben zähe fest. Bose Geister, vom Teufel geschickte, sollten immer auf der Lauer liegen, um den Menschen durch Zauberei und Hexerei Böses zuzufügen. Daran glaubte nicht nur das ungebildete Volk; auch Gelehrte, wie Geistliche, Arzte, Richter, ja auch Fürsten teilten diesen Aberglauben. Viele unter diesen glaubten wie Wallenstein, daß die Sterne Einfluß auf das Schicksal der Menschen haben (Astrologie); Fürsten ließen sich durch Betrüger täuschen, die ihnen vorredeten, sie konnten unedle Metalle in Gold verwandeln. Der Glaube an Gespenster war allgemein. Die scheußlichen Hexenprozesse forderten viele Opfer. Alte Frauen, die im Verdachte der Hexerei standen, wurden gefoltert, durch unerträgliche Schmerzen dahin gebracht, daß sie sich als Hexen bekannten, und dann verbrannt.
Rückblick auf die deutsche Kaiserzeit. Unter den deutschen Völkerschaften, die nach West und nach Süd ausgewandert waren,
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich_Deutschland Deutschland Deutschlands
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den Trümmern der Armee Hohenlohes zusammentraf, sich ebenfalls in wilde Flucht auf. Nun war kein Halten mehr. Jeder gedachte nur der eigenen Rettung. Ungestüm drängten die Sieger nach; bald hielten sie ihren Einzng in Berlin. Hohenlohe gab sich mit dem Reste seines Heeres bei Prenzlan gefangen. Die Befehlshaber der Festungen vergaßen, daß sie Preußen waren. Ohne erst Widerstand zu versuchen, öffneten sie kopflos dem Sieger die Thore. So ergaben sich Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg. Nur Graudenz, wo der tapfere Courbiere befehligte, und Kolberg, wo der brave Bürger Nettelbeck dem einsichtsvollen General Gneisenau zur Seite stand, ergaben sich nicht. Nachdem der König mit seiner Familie Berlin verlassen hatte, begab er sich nach Königsberg. Die noch kampffähigen Truppen zogen sich über die Weichsel zurück, um im Verein mit den Russen den Kampf wieder aufzunehmen. Beide leisteten auch dem französischen Kaiser bei Eilau so erfolgreichen Widerstand, daß er sich zum ersten Male den Sieg nicht zuschreiben 1807. konnte. Aber bei Preußisch-Friedland erlagen sie trotz ihrer Tapferkeit der Kriegskunst Napoleons. Bald hielt dieser seinen Einzug in Königsberg. Friedrich Wilhelm floh nach Memel; sein Reich war verloren. Denn Napoleon hatte durch Schmeicheleien den Kaiser Alexander gewonnen, daß er sich von seinem Bundesgenossen trennte.
So mußte Friedrich Wilhelm mit blutendem Herzen den Frieden zu I807, Tilsit unterzeichnen, welchen der unerbittliche Sieger vorschrieb. Er trat alles Land ab, welches westlich von der Elbe lag, außerdem die ehemals polnischen Lande mit Ausnahme von Westpreußen, also die Hälfte seines Reiches. Dazu legte man ihm Kriegskosten in solcher Höhe auf, daß dem so verkleinerten Lande das Mark ausgezogen wurde.
An 180000 Franzosen, deren Befehlshaber durch Übermut und Willkür das Volk zur Verzweiflung brachten, blieben in demselben stehen. Der König durfte nur ein Heer von 420,00 Mann halten.
So war das stolze Preußen zusammengefallen, wie ein morsches Haus vor dem Sturme. Das geschah, weil die Menschen sich der Trägheit, der Gleichgültigkeit, dem Übermute und dem Wohlleben überlassen und vergessen hatten, das Wohl des Ganzen über das eigene zu setzen.v Napoleon auf der Höhe seiner Macht. Napoleon gebot jetzt über einen großen Teil Europas mit unbeschränkter Macht. Den Kurfürsten von Sachsen hatte er gezwungen, fein Bundesgenosse zu
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Erfurt Spandau Stettin Magdeburg Kolberg Berlin Königsberg Napoleons Königsberg Tilsit Europas Sachsen
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werden und ihm dafür den Königstitel verliehen; jetzt gab er ihm die Preußen abgenommenen östlichen Gebiete unter dem Namen eines Großherzogtums Warschau. Was Preußen im Westen der Elbe verloren hatte, erhielt des Kaisers Bruder Jerome als Königreich Westfalen. Spanien entriß er seinem Könige und setzte an Stelle desselben seinen Bruder Joseph. Nur das Juselvolk der Engländer war ihm unerreichbar. Um aber den Wohlstand derselben zu vernichten, verbot er allen von ihm abhängigen Völkern, mit England Handel zu treiben, indem er ihre Häfen englischen Waren verschloß (Kontinentalsperre). Unbedingt gebot er aber in Deutschland. Als er die deutschen Fürsten zu einer Zusammenkunft nach Erfurt berufen hatte, versammelten sich vier Könige und vierunddreißig Fürsten um ihn, wie die Vasallen um ihren Lehnsherrn.
^ Vergebliche Kämpfe gegen Napoleon. Noch einmal versuchte Östreich, ermuntert durch den Widerstand, welchen die Spanier dem ihnen aufgedrungenen Könige entgegensetzten, seine alten Grenzen wiederzugewinnen. Aber wieder hielt Napoleon nach siegreichen Schlachten seinen Einzug in Wien. Zwar widerstand Erzherzog ^ Karl mit Erfolg bei Aspern und Eßlingen. Allein die verlorene Schlacht bei Wagram nötigte den östreichischen Kaiser zum Waffenstillstände und dann zum Frieden. Die Tiroler, welche sich gegen die Bayern, deren Herrschaft sie Napoleon unterworfen hatte, erhoben und auch gegen die Franzofen glücklich stritten, wurden wieder unterworfen; ihr tapferer Anführer Andreas Hofer ward zu Mantua erschossen. Preußen hatte nicht gewagt, gegen Frankreich die Waffen zu ergreifen, aber der Haß gegen die Unterdrücker, die Sehnsucht nach der Befreiung des Vaterlandes, trieb einzelne kühne Männer an, durch einen Aufstand des Volkes die Vertreibung der Franzosen zu versuchen. So verließ der tapfere Major Schill mit einigen hundert Reitern Berlin, um den Kampf gegen die Franzosen aufzunehmen. Allein seine Hoffnungen auf die Erhebung des Volkes erfüllten sich nicht; trotz kleinerer glücklicher Gefechte mußte er sich in das feste Stralsund werfen und starb bei der Erstürmung der Stadt den Heldentod. — Napoleons Ehrgeiz kannte nun keine Schranken mehr; treulos trennte er sich von feiner Gemahlin, um sich mit der Tochter des Kaisers von Östreich zu vermählen. Als ihm ein Sohn geboren wurde, ernannte er ihn schon in der Wiege zum König von Rom.
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