32. Der alte Löwe. 33. Die Maus und der Löwe.
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wechseln ab, wollte daher nichts ver-
säumen, um wenigstens zum Nachtisch
da zu sein, wenn der mürbe Kuchen auf-
getragen wird. Er eilte sich, was er
konnte. Kaum aber war er im Hause,
so erwischte ihn Einer, klemmte ihm den
Schwanz zwischen die Stubenthür, gerbte
ihm das Fell windelweich, und klemmte
so lange, bis die Haut vom Schwänze
sich abstreifte, und der Hund verschändet
entsprang.
„Nun, wie hat es Dir auf der Hoch-
zeit gefallen?" fragten die Freunde, jeder
mit etwas Spott im Herzen. Der Uebel-
zugerichtete zog seinen geschundenen
Schwanz ein, so gut es gehen konnte,
und sprach: „Ganz wohl, es ging recht
toll her, und gab viel Mürbes, aber
Haare muß Einer lassen können."
Die drei Hunde dachten noch lange
darall, wie wohl ihnen die Hochzeitsuppe,
der Hochzeitbraten und der Hochzeitkuchen
geschmeckt hatte, denn gerochen hat jeder
genug.
32. Der alte Löwe.
(Fabel.).
Ein alter Löwe lag kraftlos vor sei-
ner Höhle und erwartete den Tod. Die
Thiere, deren Schrecken er bisher ge-
wesen war, bedauerten ihn nicht; sie
freuten sich vielmehr, daß sie seiner los
wurden; und einige von ihnen, die er
sonst verfolgt hatte, wollten nun ihren
Haß an ihm auslasten. Der arglistige
Fuchs kränkte ihn mit beißenden Reden;
der Wolf sagte ihm die ärgsten Schimpf-
worte; der Ochs stieß ihn mit den Hör-
nern ; das wilde Schwein verwundete
ihn mit seinen Hauern; und selbst der
träge Esel gab ihm einen Schlag mit
seinem Hufe. Das edle Pferd allein blieb
schweigend stehen und that ihm nichts,
obgleich der Löwe seine Mutter zerrissen
hatte. Willst du nicht, fragte ihn der
Esel, dem Löwen auch eins hinter die
Ohren geben? Das Pferd antwortete:
Ich halte es für niederträchtig, mich an
einem Feinde zu rächen, der mir nicht
schaden kann.
33. Die Maus und der Löwe.
(Fabel.)
Ein Löwe schlief in seiner Höhle,
und um ihn her spielte eine lustige
Mäuseschaar. Eine derselben kroch eben
auf einen hervorstehenden Felsen, fiel
herab und erweckte den Löwen, der sie
mit seiner gewaltigen Tatze festhielt.
„Ach," bat sie, „sei doch großmüthig
gegen mich armes, unbedeutendes Ge-
schöpf! Ich habe dich nicht beleidigen
wollen; ich habe nur einen Fehltritt ge-
than und bin von dem Felsen herabge-
fallen. Was kann dir mein Tod nützen?
Schenke mir das Leben, und ich will dir
zeitlebens dankbar sein!" „Geh hin,"
sagte der Löwe großmüthig und ließ
das Mäuschen springen. Bei sich aber
lachte er und sprach: „Dankbar sein!
Nun das möchte ich doch sehen, wie ein
Mäuschen sich einem Löwen dankbar be-
zeigen könnte!"
Kurze Zeit darauf lief das nämliche
Mäuschen durch den Wald und suchte
sich Nüsse; da hörte es das klägliche
Gebrüll eines Löwen. „Der ist in Ge-
fahr!" sprach es bei sich und ging der
Stelle zu, wo das Gebrüll herübertönte.
Es fand den großnlüthigen Löwen voll
einem starken Netze umschlungen, das
der Jäger künstlich ausgespannt hatte,
um damit große Waldthiere zu fangen.
Die Stricke hatten sich so künstlich zu-
sammengezogen, daß der Löwe weder
seine Zähne, noch die Stärke seiner Tatzen
gebrauchen konnte, um sie zu zerreißen.
„Warte nur, mein Freund," sagte
das Mäuschen, „da kann ich dir wohl
am besten helfen." Es lief hinzu, zer-
nagte die Stricke, welche seine Vorder-
tatzen gefesselt hatten, und als diese frei
waren, zerriß er das übrige Netz und
ward so durch die Hülfe des Mäuschens
wieder frei.
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I. Erzählungen.
barfeit und ein stummes Lob des unver-
geßlichen Königs.
Einige Zeit nach seinem Tode wurde
nebst vielen andern Dingen auch die
Menagerie verkauft, die er in Nymphen-
burg gehalten hatte: viele seltene Thiere
mannigfaltiger Art, auch überseeische
Loris, Papageien und deutsche Staare.
Von den letztem waren schon alle ver-
kauft; nur einer war noch übrig, der
letzte und von unscheinbarem Aeußern.
Still und mit struppigem Gefieder saß
er auf der Stange, als ob er sich noch
über den Tod seines Herrn betrübte,
wie etwa ein alter Diener, wenn nach
dem Tode seiner Herrschaft das Haus-
geräthe fortgeschafft wird, unter dem er
alt und grau geworden war, stumm
umhergeht und sich grämt, daß er das
Alles überlebt. Als nun der alte un-
scheinbare Vogel unter den Hammer
kam, bot Niemand darauf, und nachdem
ihn der Ausrufer drei- oder viermal
angeboten hatte und Alles schwieg, wurde
der Käfig mit dem Staare in eine Ecke
bei Seite gesetzt und andere Dinge aus-
gerufen. Auf einmal schallt es aus der
Ecke: „Max Joseph! Vater Max!" —
Alle Köpfe wendeten sich nach der Stzite
hin, woher der Ruf kam. „Wer ist's?
wer ruft?" fragten Viele; und da Einer,
der dem Käfig zunächst stand, sagte:
„Es ist der Staar, der weggesetzt worden
ist," da riefen Alle wie aus einem Munde:
„Den Staar, den Staar her!" So kam
der unscheinbare Vogel mit einem male
zu Ehren, weil es eben Jedem vorkam,
als habe die treue Liebe, die er selbst
im Herzen hegte, durch den Vogel eine
Stimme bekommen. Der Staar selbst
aber, da Alles um ihn her so lebendig
wurde, und alle Anwesenden ihn lieb-
kos'ten und lobten, wurde nun auch ganz
munter und rief in einem fort: „Max
Joseph! Vater Max!" nicht, wie man
zu sagen pflegt, als ob er dafür bezahlt
würde, sondern so recht aus vollem
Herzen. Da wollte nun Jeder den be-
redt gewordenen Vogel haben, und die
Gebote jagten und überstiegen sich, so
daß wohl nie ein Staar so theuer be-
zahlt worden ist. Und der, welcher ihn
erhielt, meinte einen Sieg gewonnen zu
haben, und trug ihn im Triumphe nach
Hause, und die Andern beneideten ihn.
Das war denn auch eine Leichenfeier
von eigenthümlicher Art, und gewiß
keine der schlechtesten.
15. Max Joseph in Lambach.
I.
„So wollen des Königs Majestät
wirklich in höchsteigener Person bei mir
übernachten?" fragte der dicke Wirth
„zum goldenen Straußen" in Lambach
wohl zum zehnten mal einen Courier,
der reisefertig auf der Schwelle stand.
„Hab ich's nicht wie vielemal schon ge-
sagt! Haltet Alles bereit, wie ich's an-
befohlen habe," entgegnete der Reiter,
bestieg sein Pferd und sprengte davon.
Lange sah der Straußenwirth ihm nach,
als aber das letzte Staubwölkchen ver-
schwunden war, schnalzte er mit den
Fingern und warf seine Kappe bis an
die Decke der Hausflur. „Zu guter
Stunde kommt mir ein Goldfisch in's
Netz, er soll gute Bewirthung finden,
weiche Betten, aber zahlen muß er auch
gut, zahlen soll er" — bei diesen Wor-
ten verbarg er, wie der Vogel Strauß
seinen Kopf ins Gebüsch versteckt, um
nicht gesehen zu werden, sein Gesicht
in sein Kapperl, damit ihn Niemand
höre; dann traf er Anstalten in Haus,
Hof, Küche und Keller, seinen hohen Gast
nach Würden zu empfangen. Das Ge-
lungenste erschien Herrn Krampelmaier
(so hieß der Wirth) der mächtige Blumen-
kranz zu sein, den er seinem Strauß über
dem Thor um den Hals gehangen hatte,
um damit, „wie durch die Blumensprache
bildlich anzuzeigen, welche Ehre seinem
Hause widerfahren sei," sagte er.
Am Abend, da sich seine Stamm-
gäste versammelten, erzählte er jedem
einzeln, daß Seine Majestät Max Joseph
von Bayern auf seiner Reise zum Wiener
Congresse bei ihm übernachten werde,
wobei er nie unterließ, auf das Wohl
seines allergnädigsten Landesherrn ein
Glas zu leeren, bis er „zur Vorfeier
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Extrahierte Personennamen: Max!" Max Max!" Max Max_Joseph Max Wirth Wirth Max_Joseph
von_Bayern Max
Extrahierte Ortsnamen: Lambach Lambach Wiener
Congresse