Die Raubkriege Ludwigs Xiv. und die Türkenkriege.
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wurde und der äußere Prunk und Aufwand zu der politischen Ohnmacht und Bedeutungslosigkeit in grellem Gegensatz stand.
Die Rauökriege Ludwigs Xiv. und die Türkenkriege.
§ 20. Die europäische Lage. Dem zentralisierten Staatswesen, zu dem sich Frankreich unter Ludwig Xiv. entwickelte, war keiner der Nachbarstaaten gewachsen. Das Deutsche Reich war wirtschaftlich durch den Deutschland. Dreißigjährigen Krieg auf das schwerste geschädigt, politisch, seit Meneichs-stände souverän geworden waren, völlig ohnmächtig; im Rheinbünde hatte sich ein Teil von ihnen bereits an Frankreich angeschlossen. Leopold I. war ein Kaiser, dem es an Energie und Willenskraft gebrach. Die Finanzen Österreichs waren fast immer zerrüttet; zudem war es von den Türken bedroht. Der einzige deutsche Fürst, der eine kraftvolle Politik vertrat, war Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg.
Spanien war trotz seines großen Landbesitzes schon durch dessen Spanien. Zersplitterung Frankreich gegenüber im Nachteil. Dazu kam die Untüchtigkeit seiner Könige, die Verwahrlosung seiner Finanzen, die Verarmung des Volkes, der Niedergang der Industrie und des Handels; so erschien es als im vollen Verfall begriffen.
England, wo Cromwell eben noch eine großartige, protestantische England. Politik getrieben hatte, trat unter Karl Ii., der Dünkirchen an Ludwig Xiv. verkaufte, bald in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Frankreich. Schweden stand seit dem Dreißigjährigen Kriege zu Frankreich in guten Schweden. Beziehungen. In Holland endlich war seit dem Tode Wilhelms Ii. von Holland. Oranien, dessen Sohn Wilhelm Iii. erst nach seinem Tode geboren wurde, die kaufmännische Aristokratie am Ruder, welche das oranisch gesinnte Heer absichtlich verfallen ließ. So war die europäische Lage einer französischen Eroberungspolitik im höchsten Maße günstig.
§ 21. Der erste Raubkrieg. Ludwig Xiv. richtete seine Waffen zunächst gegen Spanien, wo im Jahre 1665 auf Philipp Iv. der unmündige, geistig und körperlich schwache Karl Ii. gefolgt war. Seine Truppen fanden, als sie 1667 in^^i^-spamsl^n-Emderlnii^?. einrüsten, fast keinen Widerstand. Da legten sich Holland, England und Schweden, zur Tripelallianz vereinigt, ins Mittel; Spanien trat im Frieden (1668) zwölf niederländische Grenzplätze an Frankreich ab.
§ 22. Der zweite Raubkrieg. 1672—1679. Nach diesem Erfolge Raubkrieg wandte sich Ludwig gegen Holland, das ihm in der Tripelallianz ent-1 ^679bi§
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Die Raubkriege Ludwigs Xiv. und die Türkenkriege.
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Frieden von Nimwegen, in welchem Spanien wiederum eine Reihe U^vou niederländischer Grenzplätze und zugleich die Franche Comt6, der Kaiser 1678 u. 79. Freiburg im Breisgau an Frankreich abtrat. Allein vermochte der Kurfürst von Brandenburg den Franzosen, deren Truppen bereits bei Minden standen, nicht zu widerstehen; er gab im Frieden von St. Germain seine§^5« Eroberungen an Schweden zurück. 1679-
§ 23. Die Reunionen. Straßburg. Nachdem Ludwig diesen Krieg siegreich durchgeführt hatte, glaubte er ungestraft alles Recht mit Füßen treten zu dürfen. Er stellte den Grundsatz auf, daß die „Dependenzen und gteu®{=nen Pertinenzen" der 1648,1668 und 1678/79 abgetretenen Landschaften, d. H.
Gebiete, die zu ihnen je in einem Abhängigkeitsverhältnis gestanden hätten, ebenfalls rechtlich der Krone Frankreich gehörten, und setzte in Metz, Breisach und Besaneon sogenannte Reunionskammern ein, welche diese Verhältnisse untersuchen sollten. Auf Grund dessen wurde eine Reihe von Gebieten von französischen Truppen besetzt, unter anderen Zweibrücken, das Ludwigs bisherigem Bundesgenossen Karl Xi. von Schweden gehörte. Im September 1681 wurde darauf die Stadtstraß- ®{ß^ur9 bürg im Einverständnis mit dem französisch gesinnten Bischof Fürstenberg mitten im Frieden von französischen Truppen umstellt und trotz der deutschen Gesinnung des größten Teiles der Bürgerschaft Frankreich einverleibt.
Obwohl sich Ludwig gleichzeitig Übergriffe in den spanischen Niederlanden und in Italien erlaubte, wagte es niemand ihm mit den Waffen entgegenzutreten. In Deutschland wurden die Versuche zum Widerstand schon dadurch vereitelt, daß einerseits der Kurfürst von Brandenburg seit dem Frieden von St. Germain mit Ludwig ein Bündnis abgeschlossen hatte, andrerseits ein großer — der letzte — Angriffskrieg der Türken Österreich in die größte Gefahr brachte. So wurden in dem Waffenstillstand von Regensburg die reunierten Lande sowie Straßburg Lud- 1684. wig überlassen.
§ 24. Die Türken vor Wien. 1683. In Ungarn hatte die kaiser-liche Regierung die Niederwerfung einer Magnatenverschwörung zum Anlaß genommen, die Verfassung aufzuheben und zugleich gegen den Protestantismus einzuschreiten. Die Folge davon war ein Aufstand gewesen, der immer weiter um sich griff. Die Aufständischen riefen die Hilfe der Türken an; und 1683 erschien der Großwesir Kara Mustafa mitd^Turkn einem Heere von mehr als 200 000 Mann vor Wien. Aber mit außer- 1683.
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Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648 —1786.
Zu den inneren Kämpfen trat ein Krieg mit den Niederlanden, verhafte 1651** ania&t durch eine handelspolitische Maßregel des Parlaments, die Navigationsakte. Sie bestimmte, daß Erzeugnisse eines fremden Landes nur auf Schiffen dieses Landes selbst oder auf englischen Schiffen, daß insbesondere Erzeugnisse der englischen Kolonien in Nordamerika nur auf englischen Schiffen nach England gebracht werden dürften; sie hatte den Zweck, den Zwischenhandel der Niederländer zu schädigen und die Sänlb! Stieg! englische Handelsmarine zu heben. Die Folge war, daß die N i e d e r -lande, damals die erste Seemacht der Welt, an England den Krieg erklärten (1651—1654). Aber die junge englische Flotte unter Blake errang eine Reihe von Erfolgen über die niederländischen Admirale T r o m p und d e R u y t e r; im Frieden erkannten die Niederlande die Navigationsakte an und wiesen die Stuarts aus dem Lande.
Indessen war bereits 1653 das Rumpfparlament durch Cromwell, der sich auf das Heer stützte, gesprengt worden?) Im Dezember desselben Jahres wurde ihm von einer Versammlung der höheren Offiziere die Würde erssa e*ne§ Lord-Protektors von England auf Lebenszeit übertragen.
Protektor.
^Macht.^ § 7. Das Protektorat. 1653—1658. Als Protektor besaß Crorn-befugnis. well die Macht des Königs ohne seinen Namen, zumal nachdem er 1657 das Recht erhalten hatte, seinen Nachfolger zu ernennen; den ihm damals vom Parlament angebotenen Königstitel lehnte er mit Rücksicht auf die Stimmung des Heeres ab. Er befehligte die Land- und Seemacht; Karls I. Residenz Whitehall diente ihm als Wohnung. Ihm zur Seite stand ein Staatsrat. Die gesetzgebende Gewalt stand dem Parlament zu, in welchem auch Abgeordnete von Schottland und Irland saßen; 1657 wurde zum Unterhaus auch wieder ein Oberhaus gefügt. Indessen führten Cromwells Versuche, im Einvernehmen mit dem Parlament eine dauernde Ordnung des Staates auszurichten, zu keinem Erfolg. Zweimal löste er das Parlament auf; immer wieder sah er sich genötigt, zur Militärherrschaft zurückzukehren; auf das Heer gestützt, unterdrückte er jeden Widerstand und hielt die Ruhe mit Strenge aufrecht.
Poüttk. Diese Konzentration der Macht Großbritanniens unter einer zielbewußten Regierung gestattete nach langer Unterbrechung wieder eine tatkräftige Politik nach außen. Auf den holländischen Krieg folgte nach Abschluß eines Bündnisses mit dem von Mazarin regierten 6ög4crfrankreich ein Krieg mit Spanien, in dem die Insel
1) Das darauf zusammenberufene, aus Independenten bestehende Barebone-Parlament mußte bald wieder aufgelöst werden.
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Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648 —1780.
deutschland einen großen Erfolg zu erringen. Hier hatten sich die Franzosen mit den Bayern bereinigt; aber ihr Einfall nach Tirol wurde durch eine Volkserhebung bereitelt; und 1704 wurden sie von Prinz Eugen itrtb Marlborough bei Höchstädt und Blindheim (engl. Blenheim) besiegt und Bayern von den Kaiserlichen besetzt.
Italien/ Während 1705 die Verbündeten keine Fortschritte machten, gelang es
1706. ihnen 1706 sowohl Italien als die Niederlande zu erobern. Eugen trug den großen Sieg von Stur srtimbon. wohin er dem belagerten Herzog von Saboyen durch einen kühnen Marsch zu Hilfe gekommen war und wo sich die von Leopold von Dessau geführten Brandenburger ebenso auszeichneten wie schon bei Höchstädt. Die Folge der Schlacht war, daß die Feinde Mai-Erobemng land und im nächsten Jahre auch Neapel räumten. Indessen siegte Marl-^1706^'öorough bei Ramiiii.es, nahm eine ganze Reihe von Festungen und brachte so die Niederlande in seine Gewalt. 1707 stockten die kriegerischen Unternehmungen wiederum, da damals Karl Xii. bort Schweden in Behauung Sachsen stand und man sein Eingreifen in den Krieg befürchtete. Nachdem Niederlande, sich öfter 1708 die beiden Feldherren der Verbündeten in den Niederlanden 1708.bereinigt hatten, wurden die Franzosen 1708 bei Oudenarde und 1709 ' in der mörderischen Schlacht bei Malplaquet geschlagen. Bereits hatten die Verbündeten die Grenzen Frankreichs überschritten.
^Äernii“ Dagegen gelang es ihnen nicht, Philipp V. Spanien zu entreißen.
Spaniens. Zwar hatte Karl, als König von Spanien Karl Iii., der mit englischer Hilfe in Katalonien gelandet war, in dieser Landschaft Anerkennung gefunden; zweimal wurde Philipp aus seiner Hauptstadt bertrieben, das 1710. zweite Mal von Karl selbst, der in Madrid einzog; aber beide Male mußte diese Stadt wieder geräumt werden, und Karl behauptete sich nur in Barcelona, während zugleich die Engländer das von ihnen eroberte Gibraltar und die Insel Menorca festhielten.
Handlungen' Immerhin waren Ludwigs Xiv. Hilfsquellen so böllig erschöpft, daß er sich nicht nur erbot, auf das spanische Erbe zu bergichten, sondern sogar Hilfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zu zahlen. Die Forderung dagegen, seine eignen Truppen gegen ihn marschieren zu lassen, lehnte er ab. Da trat plötzlich ein Umschwung ein. Einerseits wurde in England das R^runys.regiment der Whigs und ihres Verbündeten Marlborough gestürzt und Eng^d dieser und seine Gemahlin ihrer Sinter entsetzt; ein Torykabinet unter St. John (nachher Lord Bolingbroke) kam ans Ruder, das dem Frieden Joschhsi ^neigte. Andrerseits starb plötzlich Joseph L, ohne Söhne zu hinterlassen, und die Habsburgischen Lande fielen an seinen Bruder Karl, der als
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Der spanische Erbfolgekrieg. 1701 —1713.
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Karl Vi. zum deutschen Kaiser gewählt wurde; die Seemächte wünschten aber nicht, daß durch ihn das Reich Karls V. wiederhergestellt würde. 1740.
So zerfiel die Allianz. 1713 wurde der Friede zu Utrecht ge= 6ön unecht schlossen, an dem nur Kaiser und Reich nicht teilnahmen. Diese schlossen 1713. sich erst 1714 dem Frieden an. Es wurde folgendes bestimmt: Spanien und die Kolonien sollten Philipp V. verbleiben, die Kronen von Frankreich und Spanien aber für immer unvereinbar sein. Dem Kaiser wurden die Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien zugesprochen. Der Herzog von Savoyen erhielt Sizilien als Königreich, wurde aber bald darauf vom Kaiser genötigt dafür Sardinien einzutauschen. Erigland gewann in diesem Kriege Gibraltar und Menorca, ferner die Länder an der Hudsonbai, Neufundland und Neuschottland; die Erbfolge des Hauses Hannover wurde von Frankreich anerkannt. Preußen wurde mit der Anerkennung der Königskrone und dem Oberquartier Geldern abgefunden; das Deutsche Reich mußte auf die Rückgabe von Straßburg und Landau verzichten; den Kurfürsten von Bayern und Köln wurden ihre.länder und Würden zurückgegeben.
Die wesentlichsten Ergebnisse des gewaltigen Krieges waren, außer Ergebnisse, daß jetzt ein Bourbone auf dem spanischen Throne saß, einerseits der große Machtaufschwung Österreichs, das nach der-Eroberung von Ungarn nun auch die Niederlande und die Herrschaft über Italien gewonnen hatte, andrerseits die koloniale Ausbreitung Englands, dem gegenüber Holland an politischem Einfluß durchaus zurücktrat.
Ludwig Xiv. starb 1715; die Krone Frankreichs ging an ein Kind über, den zweijährigen Ludwig Xv., für den zunächst sein Oheim, der 1715. ebenso begabte wie sittenlose Philipp von Orleans, die Regentschaft führte.
3. Die Entstehung der russischen Großmacht.
Vorgeschichte Rils;lauds.
§ 29. Der russische Staat ist gegründet worden durch Normannen schwedischer Herkunft, die im neunten Iabrbundert unter Führunh?Z Fürsten Rurik Großnowgorod eroberten und nachher immer weiter nach 9 guar^ Süden vordrangen, bis.ste.k1ewu)Lsetzten. Ruriks Geschlecht herrschte bis
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Vorgeschichte der Revolution.
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1. Die Zeit der französischen Revolution und der napoleonischen Weltherrschaft. 1789—1815.
I. pie französische Uevokution. 1789—1799.
Borgeschichte der Revolution.
§ 62. Frankreich im 18. Jahrhundert. In Frankreich war auf Ludwig Xiv. sein Urenkel Ludwig Xv. gefolgt; anfangs führte für ihn Ludwig xv. fein Oheim die Regentschaft, der außerordentlich begabte, aber auch außer- 1774. ordentlich sittenlose Herzog Philipp von Orleans?) Die lange Regierung Ludwigs Xv., der keine Spur von Pflichtgefühl befaß, keiner geistigen Erhebung fähig war, sich von feinen Mätreffen und deren Günstlingen beherrschen ließ, hat für Frankreich die Folge gehabt, daß an Stelle königstreuer Gesinnung Mißachtung des Königtums trat; daß durch den Luxus des Hofes, die Kosten der^Kriege, die schlechte Wirtfchaft die Finanzen Köllig zerrüttet wurden: endlich daß das Ansehen Frankreichs nach außen sank, insbesondere der aussichtsvolle französische Kolonialbesitz in Nordamerika größtenteils verloren ging und Frankreich als See- und Kolonialmacht von England weit überholt wurde.
Ludwig Xvi., der feinem Großvater folgte, war in feinem Privat-Ludw^ xvi. leben untadelig, aufrichtig religiös, gutmütig und wohlwollend, aber von 1792. zu engem Gesichtskreise, als daß er die Lage des Staates hätte durchschauen können, und ohne die erforderliche Tatkraft, um helfen zu können; erst im Leiden zeigte er wahrhafte Größe. Seine Gemahlin Marie Antoinette, eine Tochter der Maria Theresia, übersah ihn geistig bei weitem, war aber nie gewöhnt worden, die ernsten Pflichten ihrer Stellung ins Auge zu fassen; auch sie reifte erst im Leiden.
Unter dem Ministerium Turgots, eines überzeugten Bekenners der Reform-
1) Zur Zeit der Regentschaft machte der Schotte John Law, von dem Gedanken ausgehend, das Metallgeld so weit als möglich durch Mittel des Kredits zu ersetzen, den Versuch, den zerrütteten Staats finanzen durch Gründung einer Bank aufzuhelfen, deren Noten im Verkehr an Stelle des Metallgeldes treten sollten. Seine Bank wurde zur Königlichen Bauk erhoben; er schuf zur Ausnutzung der Kolonie Louisiana die Mississippi-Gesellschaft, die bald auch den Handel nach Ostindien und Ostasien übernahm und zu einer Compagnie des Indes erweitert wurde, und pachtete die Staatsgefälle. Die Spekulationswut trieb den Kurs der Aktien zeitweise bis auf das Achtzehnfache des Nennwertes. Als sich dann zeigte, daß die Kompagnie in den Kolonien keine schnellen Gewinne erzielte, während zugleich die Menge der ausgegebenen Noten maßlos anschwoll, als vorsichtige Leute anfingen, ihre Aktien in reelle Werte umzutauschen, als das Vertrauen reißend sank, folgte ein völliger Bankrott, bei dem viele Privatleute ihr Vermögen verloren. Law verließ 1720 als Flüchtling das Land.
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92 Das Zeitalter der Zerstörung des alten Reichs und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums.
wertvollen Stützpunkt zu schaffen, während ihm zugleich phantastische Gedanken einer Eroberung des Orients vorschwebten. Mit einer großen Flotte und 40 000 Mann Landtruppen, dazu in Begleitung bedeutender Gelehrter fuhr er ab, besetzte unterwegs das dem Iohanniterorden gehörende Malta und landete in Alexandria. Die Reiterscharen der Mamelucken, die, einst die Leibwache der ägyptischen Chalifen, unter nomineller Hoheit des türkischen Sultans das Land beherrschten, schlug er mit starker Übermacht bei den Pyramiden; seine Flotte dagegen wurde auf der Abukir. Reede von Abukir von Nelson vernichtet. Als jetzt auch die Türkei an Frankreich den Krieg erklärte, fiel Napoleon in Palästina ein, nahm Syrischer Jaffa, war aber nicht imstande St. Jeand'acre (Akka) zu erobern und trat den Rückzug nach Ägypten an. Hier schlug er ein gelandetes türkisches Heer bei Abukir. Auf die Nachricht aber von dem zweiten Koalitionskriege und den französischen Niederlagen verließ er seine Truppen und landete glücklich in Frhus.
Okt. 1799. Ägypten mußte, nachdem General Kleber ermordet worden war, auf-
gegeben werden; ebenso fiel Malta in die Hand der Engländer.
Das § 77. Napoleons Staatsstreich. In Frankreich fand Napoleon eine
Direktorium. _ , „, . r
tiefe und allgemeine Mißstimmung über dre Drrektorralregrerung vor. Zwar war es ihr bisher gelungen, sowohl die wiedererstandene königsfreundliche Partei wie eine sozialistische x) Bewegung zu unterdrücken. Aber nach außen erlitt sie Niederlagen, durch welche soeben die Poebene verloren gegangen war. Im Inneren war sie nicht imstande gewesen die tief darniederliegende Volkswirtschaft wieder zu heben; vielmehr war durch Wertloserklärung der Assignaten der Staatsbankrott erklärt worden. Selbst mit der öffentlichen Sicherheit war es schlecht bestellt, während zugleich die öffentliche Meinung geknechtet wurde. So wurde es Napoleon
Staatsstreich ^^cht schvier, durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire das Direkto-
Nov" 1799. rium zu stürzen und eine neue Verfassung zu begründen, deren Entwurf Sieyös ausgearbeitet, Napoleon aber stark umgestaltet hatte.
Konsulats- Danach trat Napoleon als erster Konsul — zunächst auf 10 Jahre, f'' 9 dann auf Lebenszeit — an die Spitze der Verwaltung: zwei Mitkonsuln mit nur beratender Stimme und ein von ihm ernannter Staatsrat standen ihm zur Seite. Der erste Konsul ernannte alle Beamten; er war der
1) 1796 stiftete Babeuf eine Verschwörung an, die den Zweck hatte, die Regierung gewaltsam zu stürzen und sodann eine kommunistische Gesellschaftsordnung zu schaffen, das Privateigentum abzuschaffen und eine „nationale Gütergemeinschaft" einzurichten. Aber er wurde verhaftet und hingerichtet.
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102 Das Zeitalter d. Zerstörung d. alten Reichs u. d. Entstehung d. neuen deutschen Kaisertums.
bereinigte Napoleon mit Braunschweig und Kurhessen und bediel) sie als ein Königreich Westfalen an seinen jüngsten Bruder Jerürne; die polnischen Landesteile gab er als Herzogtum Warschau an Friedrich August von Sachsen, der für sein Stammland schon borher den Königstitel erhalten und sich an den Rheinbund angeschlossen hatte. Danzig wurde zur freien Stadt erklärt und empfing eine französische Besatzung. Besonders schwer lastete auf dem zertrümmerten und bemrmten Preußen die schwere Kuejjsstener, bis zu deren Bezahlung das französische Heer 1808. im Lande bleiben sollte; erst im Sommer 1808, als es in Spanien nötig war, marschierte es ab, nachdem Preußen die Verpflichtung übernommen hatte, ein Heer von nicht mehr als 42 000 Mann zu unterhalten und die drei Oderfestungen bis zur Bezahlung der Kriegskosten an Frankreich zu überlassen. Diese wurden noch immer auf 140 Mill. Frks. berechnet; im ganzen hat Napoleon binnen zwei Jahren mehr als 1 Milliarde Frks. aus Preußen gezogen.
Napoleons Weltherrschaft.
Festtand- § 84. Die Festlandsperre. England stand jetzt allein gegen Napoleon unter den Waffen, der ihm weder durch die ägyptische Expedition hatte schaden können noch — seit Trafalgar — an einen Landungsbersuch denken durfte. Jetzt suchte er seinen Handel zu bernichten, indem er durch ein im Nobember 1806 zu Berlin erlassenes Edikt England in Blokade-zustand erklärte und alle englischen Waren mit Beschlag zu belegen, alle fsäe Engländer zu berhaften befahl. Immer offenkundiger strebte er in seinem mit jedem Erfolg wachsenden Ehrgeiz als „Nachfolger Karls des Großen" nach der Begründung einer Weltherrschaft, die, wenn sie erreicht worden wäre, jede nationale Sonderentwickelung unterdrückt hätte.
Bei- § 85. Der spanische Krieg. Im Herbst 1807 ließ Napoleon in Por*
9$3“is9 tugal, das bisher an der Festlandsperre nicht teilgenommen hatte, Trup-Pen einrücken und erklärte das Haus Braganza für abgesetzt; die königliche Familie ging nach Brasilien.
Ver- Ebenso gewaltsam berfuhr er gegen Spanien, obwohl dieser Staat
9 Spaniens9 feit Jahren treu zu Frankreich gehalten hatte. Als in der spanischen
1 Königsfamilie Zwistigkeiten ausbrachen und gegen den unfähigen, von seiner Frau und deren Günstling, dem Minister und „Friedensfürsten" Godoy, beherrschten Karl Iv. sein Sohn Fe^inand (Vii.) durch einen Volksaufstand erhoben wurde, benutzte er die Gelegenheit, um Vater und Sohn nachbayonnezu berufen und zur Thronentsagung zu nötigen;
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