282
Die neue Zeit.
so Scpt.strahlte weit hin und bei S orr legte Prinz Ferdinand von Braunschweig
die ersten Proben seines Feldherrntalentes ab. Als nun noch mitten im Winter
15.Dec. der alte Dessauer in der blutigen Schlacht von Kesselsdorf die Sach-
sen besiegte, und Friedrich in die von August Hl. verlassene Hauptstadt Dres-
2^Dcc. bcn einzog, da willigte Maria Theresia im Dresdener Frieden abermals
in die Abtretung von Schlesien, wogegen Friedrich ihren Gemahl als Kaiser
(Franz I.) anerkannte.
§. 437. Der in Deutschland beendigte Krieg dauerte in den Nieder-
landen noch einige Zeit fort. Hier erfochten die Franzosen unter der Führung
des eben so talentvollen und tapfern als sittenlosen und ausschweifendenmar-
1746 Von Sachsen, eines natürlichen Sohns Friedrich Augusts des Starken
m7 und der Gräfin Aurora v. Königsmark, eine Reihe glänzender Siege (in der
Schlacht vonfontenoy, Raucour, Laffeld), wodurch die östreichi-
schen Niederlande fast gänzlich in ihre Gewalt kamen. Da sich aber die er-
schöpften Staaten alle nach Beilegung der Feindseligkeiten sehnten, so kam end-
^Octöber ^ der Friede von Aachen zu Stande, worin die östreichischen Erblande der
1748. Kaiserin Maria Theresia zuerkannt wurden, mit Ausnahme von Schlesien,
das bei Preußen verblieb, und einiger italienischen Besitzungen, die sie an Sar-
dinien und an den spanisch-bourbonischen Prinzen Philipp von Parma ab-
trat (§. 416). Die übrigen Staaten kehrten in ihre früheren Verhältnisse zu-
rück; und Frankreich trug aus dem kostspieligen Krieg keinen andern Gewinn
davon als Waffenehre.
b) Der siebenjährige Krieg <1756—1763).
§. 438. Maria Theresia konnte den Verlust von Schlesien nicht verschmer-
zen. Sie benutzte daher die8friedensjahre, die nach Beendigung des östreichi-
schen Erbfolgekriegs eintraten, zu folgenreichen Bündnissen. Rußlands lust-
schwelgerische Beherrscherin Elisabeth (tz. 427.), beleidigt durch Friedrichs
Spottreden, wurde von ihrem Minister Bestucheff leicht zu einem Bunde mit
Maria Theresia bewogen, eben so August Hl. von Sachsen von dem Grafen
Brühl, der sich gleichfalls durch den Hohn, womit der große König seiner
stets gedachte, gekränkt fühlte. Aber ein Meisterstück schlauer Staatskunst war
es, daß Maria Theresia durch ihren klugen und gewandten Minister Kaunitz
den Hof von Versailles dahin brachte, daß er die alte Politik Frankreichs, die
stets auf Schwächung der Habsburger gerichtet war, aufgab und sich mitoest-
reich gegen Preußen verband. Schon seit mehreren Jahren nämlich hatte sich
Ludwig Xv. durch genußsüchtige und sittenlose Edelleute zu einem lasterhaften
Leben verleiten lassen. Im Umgang mit ausschweifenden Günstlingen und
schaamlosen Buhlerinnen gab er sich ganz seiner sinnlichen Natur hin und stürzte
sich von Genüssen zu Genüssen. Ueber den Schwelgereien der Tafel und den
Freuden der Jagd und des Weins vergaß er das Reich und des Volkes Wohl-
fahrt. Diese Umstände benutzte Maria Theresia zu ihrem Vortheil. Die stolze,
auf Sittlichkeit und Tugend haltende Kaiserin ließ sich so weit herab, daß sie
die Marquise von Pompadour, Ludwigs Xv. allmächtige Mätresse,
durch einen schmeichelhaften Brief in ihr Interesse zu ziehen suchte. Unter Ver-
mittelung der Pompadour und ihrer Kreaturen wurde sodann zwischen Frank-
M'!- reich und Oestreich ein Bündniß geschlossen, dessen Zweck war, den König von
Preußen seiner Eroberungen zu berauben und wieder zu dem Range eines Kur-
fürsten von Brandenburg herabzudrücken.
§. 439. (1756.) Friedrich, durch einen bestochenen Schreiber des Grafen
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich August Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Franz_I. Franz_I. Friedrich_Augusts Friedrich Augusts Maria_Theresia Maria Theresia Philipp_von_Parma Philipp Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Bestucheff Maria_Theresia Maria Theresia August Maria_Theresia Maria Theresia Kaunitz Ludwig_Xv. Maria_Theresia Maria Theresia Ludwigs_Xv. Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Deutschland Sachsen Niederlande Aachen Frankreich Friedrichs Sachsen Versailles Frankreichs Frank-
M' Brandenburg
302
Neueste Geschichte.
kam dabei nicht in Betracht. Zwei Parteien, „Hüte" und „Mützen" genannt,
jene in Frankreichs, diese in Rußlands Sold, haßten und verfolgten einander
aufs Blut und machten den Reichstag zum Schauplatz ihrer feindseligen An-
Gustav griffe. Der König war ohne Macht und Ansehen. Dieser Zustand fand sein
l77i_ ^nöe' "ach Adolf Friedrichs Tod der gewandte, volksbeliebte Gustav Iii.
>792. den Thron bestieg. Tapfer, ritterlich und beredt, brachte er leicht das schwedi-
sche Militär und Volk auf seine Seite, und zwang dann den Reichsrath, nach-
dem er dessen Sitzungshaus mit Truppen umstellt, in die Abänderung der
Verfassung zu willigen. Durch diese unblutige „Revolution" wurde der Krone
die ausübendegewalt zurückgegeben und der R e i ch s r a t h in die Schran-
ken einer berath enden Behörde gewiesen. Dem König stand die Verfü-
gung über die Land- und Seemacht und die Anstellung aller Staats- und
Kriegsbeamten zu. Bei einer Besteuerung so wie bei Kriegserklärun-
gen und Friedensschlüssen sollte er die Zustimmung der Stände einho-
len. Aber nach einigen Jahren befreite er sich durch einen Machtstreich auch
»788. von dieser Beschränkung und verlieh somit der Krone unumschränkte Gewalt.
Begabt mit vielen Talenten und königlichen Eigenschaften benutzte Gustav Iii.
seine hohe Stellung zu mancherlei Reformen und Einrichtungen im Verwal-
tungs- und Gerichtswesen, die zum Wohle des Volks gereichten und im Sinne
der Zeit waren. Aber viele seiner Schöpfungen gingen aus Prachtliebe, aus
Nachahmungssucht französischer Sitten und aus Anhänglichkeit an entschwun-
dene Ritterzeiten hervor. Die Gründung einer Akademie nach französischem
Zuschnitt, die Errichtung von Theatern und Opernhäusern und die Wiederbe-
lebung der Turniere und Ringelrennen verursachten dem armen Lande große
Kosten. Des Königs unzeitgemäße Heldenträume und ritterliche Grillen gaben
seiner Thätigkeit eine verschrobene Richtung. Die Liebe des Volks schwand im-
mer mehr, als er das Branntwein brennen für ein königliches Vor-
recht erklärte und die Schweden zwang, das gewohnte, sonst von jeder Familie
1788- selbst bereitete Getränk um theures Geld den königlichen Brennereien abzukau-
179«. fen; als er einen nutzlosen, kostspieligen Land- und Seekrieg mit Rußland un-
ternahm; als er endlich, noch ehe die Wunden verblutet waren, auf einen neuen
Krieg mit Frankreich sann, um der Revolution entgegen zu treten und Lud-
wigs Xvi. Krone zu retten. Es bildete sich eine Verschwörung, in Folge deren
Gustav Iii. auf einem Maskenballe von dem ehemaligen Gardeoffizier An-
29 März l Ñ r st r ö m eine tödtliche Schußwunde empfing, an welcher er zwölf Tage nach-
»792. yer starb.
Oestreich. §. 463. In Oestreich suchte zuerst Maria Theresia in Verbindung mit
dem aufgeklärten Minister Kaunitz mancherlei Mißbräuche abzustellen und
manche zeitgemäße Aenderungen einzuführen. Das Heer- und K r i e g s w e -
se n wurde umgestaltet, das G erich t s wes en erfuhr allerlei Verbesserungen;
neue Unterrichtsanstalten wurden gegründet und der Staatshaushalt gut
geordnet. Aber sie verfuhr mit Umsicht und Besonnenheit und schonte sowohl
den Volksglauben als die nationalen Rechte und die herkömmlichen Einrich-
Josevh ii. tungen und Gebräuche. Anders ihr hochsinniger, für Freiheit und Menschen-
»79o~ begeisterter aber etwas rasch und vorschnell handelnder Sohn Joseph H.
Kaum war er unumschränkter Gebieter des großen östreichischen Reiches, so
unternahm er eine Reihe von Reformen, die theils die Geistlichkeit und die
eifrigen Freunde der Kirche beleidigten, theils den bevorrechteten Adel beein-
trächtigten, theils das Nationalgefühl der dem Kaiserhause gehorchenden Völ-
ker verletzten. Zuerst führte er Religionsduldung (Toleranz) ein und
gewährte den Bekennern der lutherischen, calvinischen und griechischen Kirche
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Adolf_Friedrichs Adolf Friedrichs Gustav_Iii Gustav Gustav_Iii Gustav Gustav_Iii Gustav Oestreich Maria_Theresia Maria Theresia Kaunitz Joseph_H.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Rußlands Frankreich Oestreich
304
Potcmki»
f 1791.
1774.
1775,
Polen.
August
Iii.
+ 1763.
4. Sept.
1764.
Pcnia-
towskl
1764-
1795.
| 1798.
Neueste Geschichte.
dieselbe Sittenlosigkeit, Ausschweifung und Wollust wie in Paris. Nach Gre-
gor Orloff, dem die sinnliche Kaiserin zum Lohne für seine Mitwirkung bei
der Ermordung ihres Gemahls (§. 444.) sich und das Reich überlassen, folgte
eine große Reihe anderer Liebhaber, die alle mit Ehren und Reichthümern
überschüttet wurden. Die Stelle eines begünstigten Liebhabers der Kaiserin
wurde zuletzt wie ein Hofamt vergeben. Keiner genoß jedoch so dauernd ihre
Gunst als Potemkindertaurier. Sechzehn Jahre lang leitete er die An-
gelegenheiten des Staats und die Eroberungspläne, lebte während der Zeit
mit einer anö Fabelhafte grenzenden Pracht und trug die Reichthümer, womit
ihn seine freigebige Gebieterin überschüttete, auf die auffallendste Weise zur
Schau. Nur ein Mann von so kühnem Unternehmungsgeist, der weder Men-
schenleben noch Geld schonte, war in den Augen der Kaiserin fähig, ihrer Re-
gierung den würdigen Glanz und Ruhm zu verleihen. Die Leiden, die dessen
barbarischer Ungestüm und seine maßlose Verschwendung über das Volk brach-
ten, schlug sie nicht an. — Die Empörung Pugatscheffs, eines donischen
Kosaken, der sich für Peter Iii. ausgab und in den Wolgagegenden großen
Anhang fand, wurde bald unterdrückt. Pugatscheff, von seinem Busenfreunde
verrathen, ward in Moskau enthauptet und sein Leichnam zerstückelt.
4. Die Thcilungen Polens und Rußlands Kriege mit der Türkei.
§. 405. Schon längst war das polnische Reich ein morscher Bau, der sich
nur durch die Zwietracht und Eifersucht der Nachbarstaaten, nicht durch eigene
Kraft aufrecht erhielt. Die Wahlverfassung war das Unglück des Landes;
jede Thronerledigung erzeugte die heftigsten Wahlkämpfe, durch welche die Na-
tion in Parteien gespalten, Bestechung und Käuflichkeit herrschend wurden und
der Adel sich solche Rechte erwarb, daß dabei kein geordnetes Staatswesen be-
stehen konnte. Die Krone war machtlos; der Reichstag, von dem die „Re-
publikpolen" diegesetze empfing, ist wegen der leidenschaftlichen Parteikämpfe,
die jede Berathung erfolglos machten, sprichwörtlich geworden; alle Gewalt
lag in der Hand der gewaffneten Verbindungen (Conföderatio-
iieit). Ein Reich, wo allein der Edelmann Freiheit und Waffenrecht besaß,
und im Vertrauen auf sein Schwert diegesetze verachtete, wo leibeigenebauern
im Zustand der Knechtschaft und in grenzenloser Stumpfheit und Unwissenheit
gehalten wurden, wo eine schmutzige gewinnsüchtige Judenschaft die Gewerbe
und den Handel betrieb, die in andern Ländern das Besitzthum eines gebilde-
ten Bürgerstandes waren, mußte die eroberungssüchtigen Nachbarn lüstern ma-
chen. — Nach Augusts Iii. Tod war das polnische Reich wieder den alten
Wahlstürmen preisgegeben, bis endlich Stanislaus Poniatowski, ein frühe-
rer Geliebter der Kaiserin Katharina Ii., unter dem Geklirre russischer Säbel
in der Ebene von Wola zum König gewählt ward. Poniatowski war ein Ken-
ner und Beschützer Der Literatur und Künste und ein liebenswürdiger feingebil-
deter Privatmann, aber ohne Charakterstärke und Willenskraft. Schwach und
haltungslos war er ein Spielball in den Händen der Mächtigen. Der russische
Gesandte in Warschau vermochte mehr als er; und damit Polen nie aus dem
Zustand der Unordnung und Ohnmacht sich erhebe, waren Rußland und Preu-
ßen bedacht, die alte Verfassung unverändert zu erhalten.
§. 466. Da geschah es, daß die polnischen Dissidenten, wozu nicht nur
Protestanten und Soeinia ner, sondern auch die Bekenner der grie-
ch ischen Kirche gerechnet wurden, bei dem Reichstag um Rückerstattung der
ihnen durch die Jesuiten entrissenen kirchlichen und bürgerlichen Rechte bittend
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Extrahierte Personennamen: August Peter_Iii Augusts Stanislaus_Poniatowski Katharina_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Polen Paris Moskau Polens Warschau
Die neue Zeit.
236
Glück verlebten Jugend eine liebenswürdige, heitere Natur und einen lebens-
frohen Sinn, aber auch Hang zur Sinnlichkeit und leichtfertige Sitten auf den
schottischen Thron mit, und während die englische Königin aufs Innigste mit
dem Protestantismus verflochten und ihrvolk zu Einer Kirche mit ihr vereinigt
war, hielt Maria fest an der katholischen Religion und am Papstthum inmitten
eines rohen Volkes, das eigenmächtig die Pres byterianische Kirche zur
Landeskirche erhoben, und die Messe als Götzendienst verabscheute. Man legte
Hand an ihre Hauskapelle, und der strenge Reformator K n or richtete aus der
Kanzel und im Palaste Strafreden wider sie, wie einst die Propheten wider die
abgöttischen Könige in Israel.
1365. §. 367. Maria vermählte sich in zweiter Ehe mit einem in England er-
zogenen schottischen Edelmann Darnley. Die Ehe fiel aber unglücklich aus.
Der eitle, unbesonnene, von falschen Freunden übel berathene Gatte fand nur
Vergnügen an Jagd und Gelagen und zürnte dann der Königin, daß sie ihn
zurücksetzte und ihr Vertrauen dem Sänger Rizio aus Turin, der ihre Cor-
respondenz mit den Guisen und dem Papst führte, zuwandte. Angetrieben von
Eise^ucht und verletztem Ehrgefühl und aufgereizt von Uebelwollenden bildete
Darnley mit einigen Edelleuten eine Verschwörung — und Maria's Günstling
fiel vor den Augen seiner Gebieterin in ihren eigenen Gemächern, von vielen
1566. Dolchstichen durchbohrt, entseelt nieder. Diese entsetzliche That erfüllte das
Herz der Königin mit bitterm Groll gegen ihren Gemahl, von dessen Mitschuld
sie trotz seines Läugnens überzeugt war. Sie entfernte sich immer mehr von
ihm, ging mit dem Gedanken einer Scheidung um, und wandte ihre Gunst
dem Grasen Bothwell, einem schottischen Edelmann, zu. Erst als Darnley
von einer Krankheit befallen wurde, schien sich ihr Groll zu legen. Sie pflegte
seiner mit großer Sorgfalt in einem abgelegenen Gartenhaus. Aber in einer
Rächt, wo Maria abwesend war, wurden die Bewohner Edinburgs durch ein
entsetzliches Getöse erweckt. Man fand das nahe Landhaus des Königs in die
Lust gesprengt und Darnley's Leichnam erstickt. Die öffentliche Stimme be-
zeichnet Bothwell als den Thäter und diesen sah man drei Monate nachher
als Maria's Gemahl. War es zu verwundern, daß man sie der Mitschuld an
derfrevelthat anklagte? Empört über die verbrecherische Ehe griff der schottische
Adel zum Schwert. Bothwell floh vor der Schlacht, führte ein Freibeuterleben
auf den Hebriden, wurde aber von den Dänen gefangen und endete im Kerker
als Wahnsinniger. Maria wurde mit Triumphe unter den Verwünschungen
des Volks nach Edinburg geführt und dann in das einsame Jnselschloß Loch-
levin eingeschlossen, wo sie der Krone entsagen und ihrem Halbbruder Mur-
ray während der Minderjährigkeit ihres Sohnes Jakob die Regentschaft über-
tragen mußte. Zwar entkam Maria, widerrief ihre Thronentsagung und fand
Hülfe bei der mächtigen Familie Hamilton, aber in einer Schlacht besiegt,
1568. wäre sie zum zweitenmal in die Hände ihrer Feinde gerathen, hätte sie sich nicht
in größter Eile nach England geflüchtet, um Elisabeth's Schutz anzuflehen.
§. 368. Die englische Königin lehnte jede Zusammenkunft mit Maria ab,
so lange sich diese nicht von aller Mitschuld an dem Gattenmorde gereinigt
hätte; und da Maria als unabhängigekönigin sich einem englischen Gerichts-
höfe nicht unterwerfen wollte, so hielt man es für nothwendig, sie in England
zurückzithalten. Aber ihre Gegenwart bedrohte bald Elisabetbs Sicherheit.
Der Herzog von Norfolk trachtete nach Mariens Hand, verlor jedoch darüber
zuerst seine Freiheit und dann das Leben. In den nördlichen Landschaften zählte
die alte Kirche noch viele Anhänger; die Grafen von N or th u m berland
und Westmoreland erhoben die Fahne der Empörung, um Maria zu be-
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Maria Maria Edelmann_Darnley Sänger_Rizio Darnley Maria Maria Bothwell Maria Maria Maria Hamilton Maria Maria Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Papstthum Israel England Turin Edinburg Loch- England England Norfolk Mariens
271
Der nordische Krieg.
fiel und die Regierung seiner ehrgeizigen zweiten Gemahlin Elisabeth von
Parma und dem ränkevollen Italiener Alb eroni überließ. Durch Krieg und
Kabalen brachten diese beiden es dahin, daß Elisabeths ältester Sohn Karl
das Königreich Neapel und Sicilien, ihr zweiter Sohn Philipp das
Herzogthum Parma mit Piacenza und Guastalla erhielt. So bekamen diese
beiden Staaten b ourb onische Herrscher. Als Philipp V. kummervoll ins Ferdinand
Grab sank, folgte ihm sein Sohn Ferdinand Vi., auf den des Vaters Gemüths- 17^-_
krankheit übergegangen, so daß er zuletzt in unheilbare Schwermuth versank und 1759.
nur bei Harfenspiel und Gesang, wie weiland König Saul, Erleichterung fand,
daher der Sänger Farinelli großen Einfluß bei Hofe gewann.
h. 417. England. In England erlangte unter den Königen des Georg i.
Hauseshannover, Georg!., Ii. und Iii., die freie Verfassung des Landes ®
solche Festigkeit, daß die persönlichen Eigenschaften der Könige weniger Einfluß 1727-60.
auf den Gang der Begebenheiten übten. Die dem Parlamente verantwort- ^20.'
liche Regierung hatte vorzugsweise die Wohlfahrt des Reichs und die Größe
der Nation im Auge, und wenn auch die beiden ersten Könige sich noch hie und
da eigenmächtige Eingriffe in die Staatsverwaltung erlaubten, so erstarkte doch
mehr und mehr das konstitutionelle Verfassungsleben, und mit der Freiheit und
der Herrschaft des Gesetzes nahm zugleich Handel, Gewerbsamkeit, Schifffahrt
und Wohlstand einen mächtigen Aufschwung. Im I. 1769 construirte der
Schotte James Watt die Dampfmaschine, die durch die Anwendung auf
Schiffe und Locomotive eine neue Periode des Weltverkehrs schuf; und um
dieselbe Zeit erfand nach jahrelangem Nachsinnen der Barbier Ar kw right den
Spinnstuhl und die Maschinenweberei für Wolle, Baumwolle und Flachö. nm und
Unter Georg I., der sein Vertrauen wieder den Whigs zuwandte, versuchte 1717
Jakob (Iii.) Stuart mit Hülfe der mißvergnügten Tories (Jakobiten) den
englischen Thron wieder zu erlangen, aber sein Unternehmen scheiterte und zog
seinen Anhängern schwere Verfolgungen zu. Aehnlich erging es einem zweiten
Versuch, den Jakobs Sohn, Karl Eduard, unter Georg Ii. wagte. Mit fran- ms!
zösischer Hülfe landete er in Schottland, wo er bei den tapfern Hochländern
zahlreichen Anhang fand. Der anfängliche Erfolg ermuthigte ihn zu einem
Einfall in England. Bald jedoch verließ ihn das Glück. Die Schlacht v on27 ^
Culloden vernichtete für immerdie Hoffnung der Stuarts. Wie einst Karl Ii. i-46.n
(§. 394.) wurde Karl Eduard, auf dessen Kopf die englische Regierung
einen Preis gesetzt, von Freunden und Anhängern seines Hauses auf eine
wunderbare und romanhafte Weise gerettet. Gegen seine Anhänger wurde
furchtbar gewüthet; Hinrichtungen und Gütereinziehungen nahmen kein Ende;
von Edinburg bis London füllten sich die Gefängnisse mit Jakobiten.
2. Lart Xii. von Schweden und Peter der Große von Rußland im
nordischen Lrieg (1700—1718).
h. 418. Schweden und Rußland. Im Anfang des achtzehnten Jahr-
hunderts stand Schweden auf dem Höhepunkt seiner Macht. Durch die Klugheit
und Sparsamkeit Karls Xi. war das Krongut vermehrt, die Staatskasse gefüllt
worden; Heer und Flotte befanden sich in gutem Zustand; die Küstenländer der
Ostsee mit den reichen Städten Wismar, Stralsund, Stettin, Riga und
Reval und mit den Ausflüssen der Weser, Oder, Düna und Newa waren
schwedisches Gebiet, und die Stelle, wo das heutige Petersburg steht, war eine sum-
pfige Niederung auf schwedischem Grund und Boden. An Tapferkeit und Kriegs-
muth standen die Schweden keinem Volke nach. — Aber ein mächtiger Nachbar er-
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_von
Parma Karl Karl Philipp Philipp Guastalla Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand
Grab Ferdinand Ferdinand_Vi Ferdinand König_Saul Georg_i Georg!. Georg_I. Jakob_( Karl_Eduard Karl Eduard Georg_Ii Karl_Ii Karl Karl_Eduard Karl Eduard Peter_der_Große_von_Rußland Karls
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Piacenza England England Schottland England Edinburg London Schweden Karls Stralsund Stettin Riga
273
Der nordische Krieg.
des Livländers Patkul einen Bund, worauf Friedrich August mit einem
sächsischen Heer an die Grenze von Livland rückte und Riga bedrohte, indeß
die Russen in Esthland einfielen und Narwa belagerten und der Dänenkönig
den Herzog von Holstein-Gottorp mit Krieg überzog. Aber wie erstaunte Eu-
ropa, als der junge Schwedenkönig, den man für stumpfsinnig und beschränkt
gehalten hatte, plötzlich einen raschen, lebendigen Geist und ein ausgezeichnetes
Kriegstalent entwickelte! Entrüstet über das ungerechte Beginnen seiner Geg-
ner setzte er schnell mit seinem tapfern Kriegsheer nach der Insel S e eland
über, schritt alsbald zur Belagerung von Kopenhagen und verbreitete solchen
Schrecken unter den Dänen, daß Friedrich Iv. im Travendaler Frieden
dem Bunde gegen Schweden entsagte und den Herzog von Holstein zu entschä-
digen versprach. Hierauf richtete Karl seine Waffen wider die andern Gegner.
Am 30. November schlug er mit 8000 Mann Schweden das zehnmal stärkere
Heer der Russen vor Na rwa und erbeutete viele Kanonen und Kriegsgeräth. 1'01‘
Dann rückte er über Livland und Kurland in Polen ein, besiegte wie-
derholt die sächsisch-polnischen Heere und eroberte eine Stadt um die andere.
Die Bürgerschaft von Warschau überreichte ihm zitternd die Schlüssel der
Hauptstadt und bezahlte die aufgelegte Kriegssteuer; Krakau fiel in seine
Hände und bald waren auch die fruchtbaren Weichselgegenden mit Thorn, El- 1703
bing und Danzig in der Gewalt der Schweden. Jetzt stellte Karl an die Polen
die Forderung, ihren König Friedrich August abzusetzen und eine neue Wahl
vorzunehmen; und wie sehr auch der Adel sich sträubte, der Schwedenkönig,
unterstützt von der polnischen Parteisucht, erzwang die verlangte Absetzung und
bewirkte, daß auf einer von schwedischen Soldaten umstellten Wahlversammlung amu
Karls Schützling, Stanislaus Lescinski, Woiwode von Posen, zum König li04'
ausgerufen ward.
§. 422. Nach einigen beschwerlichen Feldzügen in den südlichen Landschaf-
ten Polens, wo die Schweden trotz des morastigen Bodens und der Armuth
der Gegend die an Zahl überlegenen Feinde zum Weichen gebracht, beschloß
Karl seinen Gegner Friedrich August in dessen eigenen Landen aufzusuchen.
Ohne bei dem Kaiser anzusragen rückte er über Schlesien in die Lausitz ein
und stand in Kurzem in dem Herzen von Sachsen, das trotz Karls strenger
Mannszucht durch die feindliche Kriegsmacht schrecklich mitgenommen wurde.
Die Einwohner des flachen Landes flüchteten sich in die Städte, die Königsfamilie
suchte Schutz im Nachbarlande. Um sein Land zu retten, willigte August in24.^Scpt.
den schimpflichen Frieden von Altranstädt, der ihn verpflichtete, für sich 1;06'
und seine Nachkommen der polnischenkrone zu entsagen, seinbündniß mit dem
Zaar aufzulösen und den Livländer Patkul dem Schwedenkönig auszuliefern.
Ohne seine Würde als russischen Gesandten zu beachten, ließ Karl denselben
eines grausamen Todes auf dem Rade sterben. Trotz des abgeschlossenen Frie-
dens blieb die feindliche Kriegsmacht noch ein ganzes Jahr in Sachsen zum
großen Schaden des Landes, das neben der Einquartierung und Kriegssteuer
auch noch durch die Verschwendung des Dresdener Hofes schwer zu leiden hatte.
Während die Stände mit Seufzen die hohen Steuern genehmigten und der
verarmte Bauer fast verhungerte, veranstaltete der Kurfürst ein prachtvolles
Hoffest nach dem andern und verwendete ungeheure Summen auf Lustschlösser.
Und was kostete erst die Unterhaltung und Versorgung der Mätressen und na-
türlichen Kinder des galanten Fürsten! — Karl Xii. bildete einen merkwür-
digen Gegensatz zu dem genußsüchtigen und leichtfertigen Kurfürsten. Jener
besaß eine vollkommene Soldatennatur; seine Mäßigung ging so weit, daß er
sich aller geistigen Getränke enthielt und im Felde mit der geringen Kost des
Weber, Weltgeschichte. 5. Aust. ic
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August Friedrich_Iv Friedrich Karl Karl Karl Karl Friedrich Friedrich August Karls_Schützling Karls Stanislaus_Lescinski Karl Karl Friedrich_August Friedrich August Karls August Karl Karl Karl_Xii Karl
258
Die neue Zeit.
Holland, der Herzog von Uork trat wieder in seine Rechte und Aemter ein,
und als Karl Ii.nach einigen Jahren ohne rechtmäßige Nachkommenschaft ver-
,685. erlangte derselbe als Jakob Ii. den englischen Thron.
§. 398. Einige Wochen nach Jakobs Ii Thronbesteigung versuchte Karls
Jakob n. natürlicher Sohn Monmouth mit Hülfe der Whigs seinem Oheimdiekrone
1888. Zu entreißen. Der Aufstand mißlang. Monmouth starb auf dem Blutgerüste
und die furchtbare Grausamkeit, die Jakob gegen alle Anhänger und Billiger
der Unternehmung bewies, tilgte den letzten Funken von Anhänglichkeit aus
dem Herzen des Volks. Der Name des Oberrichters Jefferies, der mit dem
Richtbeil und mit einer Henkerschaar die Grafschaften durchzog, ist mit blutigen
Zügen in die Jahrbücher der englischen Geschichte gezeichnet. Der leicht erwor-
bene Sieg und die Furcht des Volks erzeugte in dem König die Hoffnung,
durch List und Strenge allmählich der katholischen Kirche wieder die Herr-
schaft in England zu verschaffen. Er erhob zu dem Zweck den verhaßten Jeffe-
ries zur Kanzlerwürde, verlieh viele Aemter und Militärstellen an Katholiken
und solche, die zur römischen Kirche übertraten (Convertiten), und beabsichtigte
durch Einführung eines Toleranzedikts die Bestimmungen der Testakte
aufzuheben. Als jedoch das Parlament, trotz der bei den Wahlen geübten Be-
stechung, nicht zur Annahme des Toleranzedikts gebracht werden ckonnte,
suchte Jakob auf anderm Wege die Testakte zu umgehen, indem er erklärte, die
Krone besitze das Recht der Dispensation von dem Gesetz, ein Recht, wo-
durch die Kraft und Wirkung aller Gesetze gelähmt worden wäre. Das engli-
sche Volk sah diesen Schritten eine Zeitlang ruhig, wenn auch mit innerm Wi-
derstreben, zu, in der Hoffnung einer baldigen Befreiung, da der schon bejahrte
König keine männliche Nachkommenschaft besaß und seine beiden Töchter in der
englischen Kirche erzogen und an protestantische Fürsten vermählt waren, die
ältere, Maria, an Wilhelm von Oranienstz. 403.), die jüngere, Anna,
an einen dänischen Prinzen. Als aber die Nachricht von der Geburt eines
Prinzen von Wales die Hoffnung auf baldige Erlösung vom Joche des
Papstthums niederschlug, da reifte der Gedanke, sich unter dem Beistände Wil-
helms von Oranien durch Selbsthülfe zu befreien. Die Aechtheit des Prinzen
wurde bezweifelt; Schaaren mißvergnügter Briten strömten nach dem Haag;
die Whigs traten mit dem Oranier in Verbindung und verhießen ihm die Hülfe
der protestantischen Nation. Jakob gewahrte den Sturm, der sich über seinem
Haupte zusammenzog, nicht eher, als bis Wilhelm mit holländischer Kriegs-
macht an Englands Küste landete in der ausgesprochenen Absicht, die protestan-
tische Religion und die Freiheit von England zu schützen. Umsonst wendete sich
der König jetzt an Heer und Volk und versprach die Aufhebung aller verfassungs-
widrigen Maßregeln; der Boden, auf dem er stand, war durch Verrath, Heu-
chelei und Meineid, womit die Stuarts die Nation vertraut gemacht hatten,
wankend geworden. Als ein Theil des Heers zu Wilhelm überging und die
allgemeine Stimmung sich gegen den König aussprach, da schickte Jakob seine
Gattin mit dem Prinzen nach Frankreich, warf das Reichssiegel in die Themse
,688 und) ffoh dann in Verzweiflung aus dem Lande seiner Väter, um dessen schönen
Thron er sich und seine katholischen Nachkommen gebracht. Er lebte fortan in
St. Germain von einem Jahrgehalte Ludwigs Xiv.
§. 399. Nach Jakobs Ii. Flucht erklärten die Vertreter des englischen
Volks (Die National-Convention) den Thron für verlassen und kamen dahin
überein, daß die kath olische Linie der Stuarts von der Regierung aus-
geschlossen und diese dem Königspaar Wilhelm und Maria übertragen
werden sollte. Belehrt jedoch durch die Vergangenheit sicherten sie in der Bill
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Extrahierte Personennamen: Uork Karl_Ii Karl Jakob_Ii Karls
Jakob_n Karls Jakob Jakob Maria Maria Wilhelm_von_Oranienstz Wilhelm Anna Wilhelm Wilhelm Jakob Ludwigs Jakobs Wilhelm Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Holland England Wales Englands England Frankreich
Preußens Emporkommen. 277
herrschende Prachtliebe, Schwelgerei und Ueppigkeit auch nach Polen und zer-
störte daselbst die letzte sittliche Kraft des Adels. Zu den alten Lastern gesellten
sich neue und wirkten um so nachtheiliger, als der polnische Adel von der euro-
päischen Cultur nur den äußeren Firniß annahm, und mit der Verfeinerung
innere Rohheit und sinnliche Erregbarkeit gepaart war. Eitelkeit, Hoffahrt und
religiöse Engherzigkeit wurde jetzt mehr als früher in Polen einheimisch. Den
Jesuiten gelang es, durch einen außerordentlichen Reichstag den polni-
schen Dissidenten ihre kirchlichen und bürgerlichen Rechte zu entreißen, und
als deshalb in der protestantischen Stadt Th o rn sich der allgemeine Haß durch
einen Volksausstand gegen das Jesuiten-C oll egium Luft machte, wurden
die beiden Bürgermeister nebst mehreren der angesehensten Bürger hingerichtet
und die Stadt schwer gezüchtigt. — Rach Friedrich Augusts Ii. Tod entstand
der polnische Erbfolgekrieg, indem Stanislaus Lescinski (der, nach
der Schlacht von Pultawa (§. 423.) aus Polen flüchtig, sich lange im
Elsaß unter ärmlichen Umständen herumgetcieben hatte, bis er durch die Ver-
mählung seiner Tochter mit König Ludwig Xv. aus aller Roth kam) wieder
Ansprüche auf den Thron geltend machte und im Vertrauen auf französische
Hülfe verkleidet nach Warschau reiste. Aber Rußland und Oestreich begünstig-
ten die Bewerbung Friedrich August's Ui. von Sachsen. Stanislaus Les-
cinski, obwohl von der Mehrheit der polnischen Nation anerkannt, mußte sei-
nem Gegner das Feld räumen, als die russischen Kriegsschaaren unter Mün-
nichs Führung in Polen einrückten. Er floh in Bauerntracht nach Königs-
berg, und von da nach Frankreich. Nach einiger Zeit kam jedoch ein für Sta-
nislaus und für das französische Reich höchst vortheilhafter Friede zu Stande.
Da das Mediceische Haus in Florenz dem Aussterben nahe war, so wil-
ligte Kaiser Karl Vi. ein, daß sein Schwiegersohn Franz Stephan sein an-
gestammtes Herzogthum Lothringen gegen Toskana vertauschte, worauf
jeneö an Stanislaus und nach dessen Tode an Frankreich kommen sollte.
Karl Vi. brachte dieses Opfer, um den Beitritt des französischen Königs zur
pragmatischen Sanction (h. 432.) zu erlangen. Stanislaus Lescinski
lebte hierauf noch 29 Jahre in Nanci, ein Wohlthäter der Armen, ein Be-
förderer der Künste und Wissenschaften. Aber Polen ging unter der Regie-
rung des schwachen, thatlosen Friedrich August Iii. immer mehr seiner Auflö-
sung entgegen.
3. Preußens Empor kommen.
h. 429. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Branden-
burg, erweiterte sein Gebiet durch glückliche Kriege nach Osten und Westen und
sicherte dem Staat durch Bildung einer bedeutenden Kriegsmacht seine her-
vorragende Stellung; zugleich beförderte er die Wohlfahrt und Bildung im
Innern, indem er der Gewerbthätigkeit und den Künsten des Friedens kräftig
aufhalf und die Einwanderungen aus gebildeten Ländern, besonders der fran-
zösischen Hugenotten, in seine Staaten begünstigte. Auf diesen kräftigen und
einsichtsvollen Fürsten folgte sein prachtliebender Sohn, Kurfürst Friedrich
Iii., dem der äußere Glanz, womit Ludwig Xiv. den Hof von Versailles um-
geben, als der höchste Triumph irdischer Majestät erschien. Er setzte daher den
größten Werth aus eine prunkvolle Hofhaltung und glänzende Feste. Mit Neid
sah er auf die Kurfürsten von Hannover und Sachsen, denen das in sei-
nen Augen unschätzbare Gut einer Königskrone zu Theil geworden, dem
elfteren in England (§. 399.), dem letztem in Polen (§. 420.), und wie groß
1717.
1724.
1733.
Friedrich
August
Iii.
1733—
1763.
1734.
1737.
Kurfürst
Friedrich
Wilhelm
1640—
1688.
Friedrich
Iii. als
König
Friedrich
1.1688—
1713.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Augusts Friedrich Augusts Stanislaus_Lescinski Ludwig_Xv. Oestreich Friedrich_August's Friedrich Stanislaus_Les- Karl_Vi Karl Franz_Stephan Franz Stanislaus Karl_Vi Karl Stanislaus_Lescinski Friedrich Friedrich August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Iii Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich Friedrich August Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Iii Friedrich Friedrich
1.1688— Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Warschau Sachsen Polen Frankreich Florenz Lothringen Frankreich Nanci Versailles Sachsen England Polen
280
Die neue Zeit.
4. Die Zeiten Friedrichs Ii. und Maria Thcresia's.
a) Der östreichische Erbfolgekrieg 1740—1748.
§. 432. Kaiser Karl Vi., ein gutmüthiger aber in keiner Weise ausge-
i8.^Sept.zeichneter Fürst, starb kurz nach der Thronbesteigung Friedrichs Ii., nachdem er
'39' noch vor seinem Tod den schimpflichen Frieden von,..Belgrad mit der
Pforte abgeschlossen. Da er keine männlichen Erben hatte, so war es während
seiner ganzen Regierung seine angelegentliche Sorge gewesen, seiner einzigen,
Maria an Franz Stephan von Lothringen (Toskana tz. 428.) vermählten Tochter
1740— Maria Theresia die Nachfolge in den östreichischen Erbstaaten zu sichern. Zu
17sü dem Zweck erkaufte er durch große Opfer von allen Höfen die Anerkennung des
unter dem Namen der pragmatischen Sanktion bekannten Hausgesetzes, wo-
durch die östreichischen Erblande ungetheilt bleiben und, falls der Mannstamm
aussterbe, auf die weibliche Linie übergehen sollten. Kaum hatte nun der
Kaiser die Augen geschlossen, so erhob der von der ältesten Tochter Kaiser Fer-
dinands!. abstammende Karl Al b rech t, Kurfürst von Bayern, sowohl
in Folge seiner Herkunft als einer angeblichen Testamentsbestimmuug Ferdi-
nands I., Ansprüche auf die östreichischen Erbstaaten. Ein schwacher, beschränk-
ter, dem Aberglauben und der Prachtliebe ergebener Mann, wäre Karl Albert
nicht im Stande gewesen mit den Kräften seines erschöpften Landes seine An-
sprüche geltend zu machen, hätte ihn nicht der französische Hof, trotz seiner An-
erkennung der pragmatischen Sanction, mit Geld und Truppen unterstützt, in
der Absicht, den Kaiser und das deutsche Reich dadurch von Frankreich abhän-
gig zu machen. In dem Nymphenburger Vertrag verkaufte sich der
bayerische Kurfürst, wie einst sein Vorgänger Mar Emanuel (tz. 410.), au
Frankreich, um Geld für seine Eitelkeit und Heere zur Erwerbung von Kronen
zu erhalten. Friedrich Ii. von Preußen aber wollte die günstige Gelegenheit
nicht Vorbeigehen lassen, die Erbansprüche seines Hauseö an die schlesischen
Fürstenthümer Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau geltend zu
machen und begünstigte daher den bayerischen Kurfürsten bei seinen Ansprüchen
auf Oestreich, Ungarn und Böhmen und bei seiner Bewerbung um die Kaiser-
krone. Auch Sachsen wollte bei der zu erwartenden Beute nicht leer aus-
gehen; der arbeitscheue, stumpfsinnige August Iii., der die Regierung ganz dem
verschwenderischen, gewissenlosen Grafen v. Brühl überließ, erhob Ansprüche
auf Mähren und zog durch seine Betheiligung an dem Kriege unsäglichen
Jammer über sein unglückliches, schwergedrücktes Land.
^o^Oct. §. 433. Wenige Wochen nach Karls Vi. Tod rückte Friedrich Ii. mit sei-
i4c' nem trefflichen Kriegsheer in Schlesien ein. Der König selbst war bei der
Armee, mehr um den Krieg zu lernen und durch seine Anwesenheit den Muth
der Truppen zu erhöhen, als den Oberbefehl zu führen, den er vielmehr den
1740- beiden geübten Feldherren Schwerin und Leopold von Dessau überließ.
1742. Dieser erste schlesische Krieg bewies alsbald, daß ein neuer Geist über die
1 i74i.ni Preußen gekommen. Nach der siegreichen Schlacht v o n M o l w i tz besetzten
sie den größten Theil von Ober- und Niederschlesien. — Bald nachher rückten
die französischen Heere unter Belleisle in Deutschland ein und bemächtigten
^ sich, von Bayern und Sachsen unterstützt, der Länder Oberöstreich und
c Böhmen. In Linz nahm Karl Albrecht die Huldigung als Erzherzog
entgegen und in Prag empfing er unter feierlichen Krönungsfesten die böhmi-
sche Köuigskrone. Jetzt stand er auf dem Höhepunkte seines Glücks. Die Kai-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria_Thcresia's Maria Karl_Vi Karl Friedrichs Maria_an_Franz_Stephan_von_Lothringen Maria Franz Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Al Karl Kurfürst_von_Bayern Karl_Albert Karl Emanuel_( Friedrich_Ii Friedrich August Karls Friedrich_Ii Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Albrecht Karl Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Friedrichs Frankreich Frankreich Liegnitz Brieg Ungarn Sachsen Karls Schlesien Schwerin Niederschlesien Deutschland Sachsen Linz Prag
281
Der östreichische Erbfolgekrieg.
serwahl hatte sich zu seinen Gunsten entschieden und er traf bereits Anstalten Karl vn.
zu einer glänzenden Krönungsfeier in Frankfurt. ’ ms.
§.434. In solcher Noch wandte sich Maria Theresia an die Un-
garn. Auf einem Reichstag inpreßburg (wo sie nach einer verbreiteten
aber unbegründeten Sage mit ihrem jungen Sohne Joseph aus den Armen er-
schienen sein soll) erregte sie durch die Schilderung ihrer Bedrängniß und durch
günstige Verheißungen eine solche Begeisterung unter den Magnaten, daß diese
sich mit dem einstimmigen Ruf: Vivat Maria Theresia Rex! erhoben und die
streitbare Nation unter die Waffen riefen. Auf gleiche Weise beurkundeten auch
die Tyroler ihre alte Treue an Oestreich. In Kurzem zog aus Ungarns Nie-
derungen eine gewaltige Streitmacht ins Feld. Die kriegerischen Völkerschaften
von der Theiß und Marosch, die wilden Schaaren der Kroaten, Slavonier, ''
Panduren rückten unter K heve nhüller's und Bären klau's (P ereklö's/z.
Anführung in Oestreich ein, trieben die bayerischen und französischen Truppen-
mit leichter Mühe zurück und drangen plündernd und verheerend in Bayern
ein. Um dieselbe Zeit, als Karl Al brecht in Frankfurt durch französischen ^
Schutz und unter großem Festgepränge mit der ersehnten Kaiserkrone geziert ~ m™'
ward, zogen die Feinde in seine Hauptstadt München ein, besetzten Landshut
und ließen ihre wilden Reiterschaaren bis an den Lech streifen. Seiner Erb-
lande beraubt gerieth der neue Kaiser Karl Vii. bald in solche Noth, daß er
nur durch französische Unterstützung seinen Unterhalt zu bestreiten vermochte.
§. 435. Zu gleicher Zeit rückte ein östreichisches Heer in Böhmen ein,
um die Franzosen auch aus diescmlande zu vertreiben; und um ihnen den Bei-
stand der Preußen zu entziehen, willigte Maria Theresia, wenn gleich mit ^
schwerem Herzen, in den Frieden von Breslau, worin beinahe ganz "m2.il
Ober- und Niederschlesien an Friedrich Ii. abgetreten wurde.
In Kurzem war der größte Theil von Böhmen wieder in den Händen der Oest-
reicher; die Hauptstadt, wo Belleisle mit einer beträchtlichen Armee lag, wurde
bereits belagert. Da bewies Belleisle durch den kühnen Rückzug von
Prag nach Eger mitten im Winter, daß der kriegerische Geist der Franzosen
noch nicht entschwunden sei. Freilich war der Weg mit Todten und Erstarrten
bedeckt und selbst die Geretteten trugen den Keim des Todes in sich! — Im 1743.
folgenden Frühjahr wurde Maria Theresia in Prag gekrönt und zu gleicher Zeit
erlangte sie einen mächtigen Bundesgenossen an Georg Ii. von Hannover und
England. Nach der Schlacht von Dettingen (unweit Aschaffenburg), wo die-^uni
englischen und östreichischen Truppen den Sieg davon trugen, zogen sich die
Franzosen über den Rhein zurück, und Sach sen trat auf Oestreichs Seite und
nahm englische Hülssgelder.
§. 436. Das Kriegsglück der Oestreicher machte Friedrich Ii. um den Be-
sitz von Schlesien besorgt und er begann daher den zweiten schlesischen Krieg ™-
wider Maria Theresia. Während er als Verbündeter des Kaisers mit einem li45'
starken Heer „kaiserlicherhülfsvölker" rasch in Böhmen einrückte, fandkarl Vii.
Gelegenheit, sein Erbland Bayern wieder zu gewinnen und in seine Hauptstadt
München zurückzukehren, wo er bald nachher starb. Sein Sohn Maximilian^"7^"'
Joseph entsagte im Vertrag von Füßen allen Ansprüchen auf das östrei- ^pru.
chische Erbe und gab bei der neuen Kaiserwahl dem Gemahl Maria Theresia's ñrcm; l.
seine Stimme, worauf dieser als Franz I. in Frankfurt die Krönung empfing. S'
Mittlerweile hatte Friedrich Ii. an den wackern östreichischen Feldmarschall
Traun den größten Theil von Schlesien eingebüßt, aber sein glänzender Sieg 4-5uili-
bei Hohenfriedberg verschaffte ihm wieder das Uebergewicht. Derkriegsruhm
des preußischenmonarchen und seinergeneralezlethen, Winterfeld u.a.
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Extrahierte Personennamen: Karl_vn Karl Maria_Theresia Maria Theresia Joseph Maria Theresia Oestreich Karl_Al Karl Karl_Vii Karl Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Georg_Ii Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Joseph Maria_Theresia's Maria Franz_I. Franz_I. Friedrich_Ii Friedrich Hohenfriedberg Winterfeld_u.a
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Ungarns_Nie- Oestreich Bayern Frankfurt Breslau Niederschlesien Eger Prag Hannover England Dettingen Aschaffenburg Rhein Frankfurt