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1. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 353

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
162. Die Vögel im Winter. 353 Nacken. Mit Worten lenkt ihn der Führer, sagt ihm die Tritte vor, mit dem Stachel straft er, mit einer Flasche Wein belohnt er ihn. Er legt sich nie- der auf Befehl seines Herrn, erhebt sich auf Befehl, grüßt und biegt das Knie. Auf Geberden, Winke, Worte achtet er. Er geht sichern Schrittes, legt den Stein zur Seite, der im Wege liegt und weicht dem Kinde aus, das ihm begegnet. Be- hutsam verrichtet er und getreu jede Arbeit, welche man ihm anweist. Er ladet sich selber die Lasten auf und wie- der ab, bringt die Ballen zum Strande und schleppt die Balken dem Bauplatze zu. Ueberladet man ihn, so bläht er sich auf und zerreißt die Stricke. Gibt man ihm seinen Lohn nicht, so weiß er sich zu rächen. So ist der Elephant ein verständiger Arbeiter; aber auch ein furchtbarer Krie- ger ist er. Hunderte jagt er vor sich hin, zerschmettert sie mit seinen Waf- fen, zertritt sie mit den Füßen und von seinem Rücken senden die Strei- ter das Geschoß unter die Feinde. Aber in Wuth versetzt kennt er auch die Freunde nicht mehr und kann nimmer gebändigt und geleitet werden. Mit seinem Herrn geht der Elephant auf die Jagd, dem Tiger entgegen, wie 162. Die Vö 1. Während wir unsere Pelze und Winterkleider hervorsuchen, ziehen sich die Bäume und Blumen aus und geben sich kaltblütig dem beißenden Winter preis. Die entkleideten Zweige, Stengel und Aeste aber überlassen sich dem Schlaf, hüllen sich wohl auch zeitweise in Reif- röcke und Schneepelze. Da können sie's wohl aushalten, bis der Frühling wieder neues Leben bringt und auf's Neue Blät- ter und Blumen hervorruft. Aber was fangen die beschwingten Blumen, die Vögel, während des Winters an? Wie jubilirte und zwitscherte und flattete es im Wald und Garten an sonnigen, war- men, duftigen Junimorgen! Und wie traurig schweigsam ist es jetzt zwischen den öden Zweigen, aus denen hie und da Marschäll, Lcsebuch. zu einem Feste. Mit dem Purpurteppich und in bunter Malerei, mit spiegelnden Blechen Rüssel und Stirn verziert; seine Zähne in Gold- und Silberspangen ge- faßt, mit funkelnden Steinen, mit hell- tönenden Glocken behängen. Auf dem Rücken trägt er die glänzende Sänfte mit dem Nabob. Der Elephant scheint stolz auf seine Last und seinen Schmuck, als sei er selber der Herr. Aber er wird als Herr geehrt, wenn ihn die Natur in weißes Gewand ge- kleidet hat. Dem Jäger, welcher ihm zuerst begegnet, wird eine silberne Krone zu Theil. An den Hof von Siam wird der Elephant geführt, dort wohnt er, frei von jeder Arbeit, in prachtvollen Palästen, in prunkenden Gemächern. Er wird mit blitzenden Juwelen und Gold überdeckt; Blumenteppiche werden zu sei- nen Füßen ausgebreitet. Ihm nahen unterthänig die Großen des Reiches, reichen ihm köstliche Früchte in goldenen Gefäßen dar und feurige Weine. Sie besprengen ihn mit Rosenöl und er- heitern ihn durch klingende Musik. Vor ihm, dem Gebieter, kniet Alles nieder und sieht mit dem Angesicht gegen die Erde; denn eine königliche Seele wohnt in ihm. kl im Winter. ein enthülltes Nest schutzlos im Wind und Wetter schwankt! Wo sind nun die kleinen und munteren Vögelein hinge- kommen? Wir wissen wohl, viele Vögel ziehen davon und sehen niemals den Winter mit seinen entlaubten Bäumen und seinem Barte von Eiszapfen. Aber die meisten müssen doch zu Hause bleiben, da sie keine Mittel zum Reisen haben. Wie bringen diese den Winter hinter sich, ohne Winterkleider, ohne Vorraths- keller, ohne Holz und Torf und Ofen? Aber so schlimm ist's gar nicht, daß sie ohne Schutz vor Kälte, ohne Speisekam- mer sich durchhelfen müßten, wie man oft meint. Sie haben gar manchfaltige Fut- termagazine und gehen wärmer angezogen als mancher Herr in seinem Winterpelz. 23

2. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 327

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
150. Jean Paul Friedrich Richter. 327 aus Büchern zu verschaffen und legte dadurch schon damals den Grund zu jener staunenswürdigen Belesenheit, welche wir in all seinen Schriften bewundern. Bald fühlte er auch das Bedürfniß, aus den Schriften, welche er las, Auszüge zu fer- tigen, und diese Arbeit fetzte er in steigen- dem Maße während seines ganzen Lebens fort. Mit dem 16. Jahre bezog er das Gymnasium zu Hof; kurz darauf starb fein Vater, und da dieser kein Vermögen, sondern noch Schulden hinterließ, so hatte der strebsame Jüngling zehn Jahre lang mit der bittersten Noth zu kämpfen. Doch fühlte er diese zuerst weniger, weil seine leiblichen Bedürftrisse nur gering und also leicht zu befriedigen waren. Schon in Hof, welches er nach zwei Jahren verließ, um die Universität in Leipzig zu besuchen, hatte sich die Lust in ihm geregt, als Schriftsteller aufzutreten, und zu Ende des Jahres 1781, da die Armuth seiner Familie immer höher ge- stiegen war und schwere Nahrungssorgen über ihn kamen, entschloß er sich, durch literarische Arbeiten seine Lage zu ver- bessern. Doch währte es über ein Jahr, bis er sein erstes Werk, „die grönlän- dischen Prozesse," fertig hatte. Mit dem Honorar dieser Erstlingsschrift, 15 Louisd'or, bezahlte er seine Schul- den und miethete sich ein Gartenhäus- chen , um da ungestört arbeiten zu kön- nen. Bald aber wurde er aus seinem Asyl vertrieben. Jean Paul hatte näm- lich, den Gesetzen der damaligen Mode Hohn sprechend, Zopf, Puder und Hals- binde abgelegt, trug langes Haar und offene Brust, was einen in demselben Garten wohnenden Magister so empörte, daß er beim Gartenbesitzer Klage erhob, und da letzterer von Jean Paul ver- langte, entweder sich der Mode zu fügen, oder des Spazierengehens im Garten zu enthalten, so bezog der angehende Schriftsteller sein kleines Zimmer in der Stadt wieder. Seine Mißachtung der Allherrscherin Mode brachte ihm aber noch manche Unannehmlichkeiten. In Hof, wohin er sich nun wieder begab, trug man noch allgemein den Zopf; Jean Pauls Zopflosigkeit erregte dort solches Aergerniß, daß er überall, wo er sich blicken ließ, Verhöhnung erfuhr. Die Erträgnisse der Schriftstellerei waren nur karg, Jean Paul gerieth in solche Noth, daß er zu seiner Mutter zog, welche mit noch einigen Kindern selbst in bitterster Armuth zu Hof lebte. Salat und Brod waren die Hauptspeise der Familie. „Wenn uns," so erzählt Jean Paul später, „zuweilen ein Gulden in's Haus kam, so war das ein solcher Jubel, daß wir hätten die Fenster einschlagen können." An einer anderen Stelle klagt er, „daß es ihm in seinem Gefängnisse zu Hof schlimmer gegangen sei, als einem Baugefangenen bei Wasser und Brod, da er nur das erstere gehabt habe." Trotzdem dachte er nicht daran, seine Talente und Kenntnisse zu irgend einem Erwerb zu benutzen, sondern ar- beitete rastlos an seinen Excerpten und an neuen Aufsätzen; und obwohl sich zu diesen kein Verleger fand, so ließ er sich doch in seiner Hoffnung, daß er noch durch- dringen werde, nicht irre machen. Und seine Zuversicht täuschte ihn nicht; er brach sich Bahn. Rasch folgten die Werke, welche ihm unsterblichen Ruhm erwarben: „Die Auswahl aus den Papieren des Teufels, Leben des vergnügten Schul- meisterleins Wuz, die unsichtbare Loge, Hcsperus, Quintns Fixlein, der Armen- advokat Sicbenkäs u. a. Erwähnung verdient auch das zur Zeit seiner „Ge- fangenschaft in Hof" entstandene „Mit- wörterbuch," in welchem er verschiedene Wörter und Redensarten zusammenstellte, wie sie zum Ausdrucke irgend eines Be- griffes gebraucht werden können. So stellte er z. B. für den Begriff „Verschlim- merung" 184, für „Sterben" gar 200 Ausdrücke zusammen. Pfingsten 1796 hatte ihn in Bayreuth die geistreiche Generalin Kalb kennen ge- lernt, und durch sie ward er an den Hof zu Weimar empfohlen. Auf's herzlichste allda empfangen, fand er in dem Um- gänge mit den gelehrten und geistreichen Männern, welche Carl August damals um sich geschaart, hohe Anregung, die nicht ohne fördernden Einfluß auf ihn blieb. Ein harter Schlag traf ihn, als am 25. Juli 1797 seine von ihm zärt- lich geliebte Mutter starb. „Wenn ich alle Bücher der Erde wegwerfe, so lese

3. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 445

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
97. Der Schneiderjunge von Krippstedt. 98. Das Pferd und das Füllen. 445 9. Nimm, kleiner Knirps, dein Geld nur hin, Du bist ein wahrer Teufel! Kein and'rer mochte den Gewinn, Du hegtest keinen Zweifel; Es kam das Zittern dich nicht an, Und wenn ein Tröpflein Blutes rann, So stach ich dich doch nieder! — 10. Ei! guter Herr, so stand es nicht; Ich hielt Euch an der Kehle; Vergucktet Ihr nur das Gesicht, Und ging der Schnitt mir fehle. So ließ ich Euch dazu nicht Zeit, Entschlossen war ich und bereit. Die Kehl' Euch abzuschneiden. 11. So so! Ein ganz verwünschter Spaß! Dem Herrn ward's unbehaglich; Er würd' auf einmal leichenblaß, Und zitterte nachträglich. So so! das hätt' ich nicht bedacht; Doch hat es Gott noch gut gemacht; Ich will's mir aber merken. 97. Der Schneider junge von Krippstedt. Von August Konisch. Jn Krippstedt wies ein Schneiderjunge Dem Bürgermeister einst die Zunge: Es war im Jahr Eintausend siebenhundert. Der Bürgermeister sehr sich wundert Und find’t es wider den Respect, Wesshalb er in den Thurm ihn steckt. Es war nach der Nachmittagpredigt, Die Kirche noch nicht ganz erledigt, Am heil’gen Trinitatis-Tag: Da geschah auf einmal ein grosser Schlag! Es schlug mit Gedonner im Wettersturm Der Blitz in denselben Sanct Niclasthurm. Der Schreck durchfährt die ganze Stadt, Die kaum sich vom Brand erhoben hat. Was innen ist im Gotteshaus, Das dringt mit aller Gewalt heraus : Was aussen ist, das will hinein ! — Da sieht man auf einmal Flammenschein Von aussen an des Thurmes Spitze: Da rief man: „Feuer! Wasser! Wo ist die Spritze?“ — — Die Spritze, ja, die ist dicht dabei; Doch Kasten und Röhren sind entzwei! — Wie saure Milch läuft Alles zusammen: Man schreit und blickt ans die Feuerflammen. Dazwischen, es war ein böser Tag, — Hallt mancher Donner- und Wetterschlag ! — Nun sammelt sich der Magistrat Und Jeder weiss etwas, nur Keiner weiss Rath! Der Bürgermeister, ein weiser Mann, Sieht sich das Ding bedenklich an Und spricht: Hört mich, wir zwingen’s nicht! Der Thurm brennt nieder wie ein Licht. Es kommt, wer hätte das gedacht sich, Wie anno sechzehnhundertachtzig ! Erst brennt der Thurm, die Kirche, die Stadt sodann; D’rum ist mein Rath: rett’ Jeder, was er kann! — Da laufen die Bürger; mit aller Kraft Ein Jeder das Seine zusammenrafft. Das ist ein Gerenn, wie fliegen die Zöpfe, Wie stossen zusammen die Puderköpfe! Auf einmal — was krappelt dort aus dem Loch Am Thurm?— Der Junge!— Nein! — und doch! Er ist’s, er klettert zu Thurmes Spitze — Der Schlingel! — Er nimmt vom Kopf die Mütze, Er schlägt auf das Feuer und — dass dich der Daus! Er löscht es mit seiner Mütze aus! Er tupft am ganzen Thurm umher, Man sieht nicht eine Flamme mehr! Und während Alle jubelnd schrei’n, Schlüpft er von Neuem in’s Loch hinein. Er scheut des Magistrates Wesen Und sitzt als wär’ gar nichts gewesen. — Das mehrt den Jubel, die Bürger alle Rufen ihm „Vivat!“ mit grossem Schalle; Der Bürgermeister aber spricht, Jndem sein grosser Zorn sich bricht: Holt ihn heraus, ich erzeig’ ihm Ehr’, Und thu’ für ihn zeitlebens mehr! — „Da kommt er ganz russig der Knirps, der Zwerg! Hoch lebe der kleine Liewenberg!“ — Der Bürgermeister sprach : „Komm’ Junge, Streck’ noch einmal heraus die Zunge! Jch leg’ dir lauter Dukaten d’rauf! So, sperr’ den Mund recht angelweit auf! Nur immer mehr heraus gereckt! — Wir haben Alle vor dir Respect, Und morgen wird, dass nichts manquirt, Die grosse Spritze hier probirt Und, was entzwei ist, reparirt!“ 98. Das Pferd Ein Füllen, das den ganzen Tag Auf fetter Weide müssig lag, Beschnaubte nur den Klee mit stolzer Nase, Fand Ekel an dem besten Grase. und das Füllen. Ei. Nicolay. j Zu einem ältern Pferd, das mit zur Weide ging, Sprach es: Weisst du nicht eine Wiese, ! Die bess’re Kräuter hat, als diese ? ■ „Ja wohl, doch weit ist sie.“ — Die Sonne hing

4. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 447

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
101. Aus dem deutschen Volksepos: „das Nibelungenlied". 447 Auszüge aus größeren epischen Dichtungen. 101. Aus dem deutschen Volksepos: „das Nibelungenlied". Neudeutschurig von Karl Simrock. Xiv. Abenteuer. 1. Do sprach von Tronje Hagne: „ir edelen riter halt, ich weiz hie vil nähen einen brunnen kalt (daz ihr niht enzürnet): da sul wirhinegän.“ Der rät wart manegem degne ze grözen sor- gen getan. 2. Sifriden den recken twanc des durstes not: den tisch er dester ziter ruken dan gebot: er wolde für die berge zuo dem brunnen gän. Do was der rät mit meine von den recken getän. 3. Diu tier hiez man üf w'dgnen und füeren in daz laut, diu dä hete verhouwen Sifrides liant. Man jach im grozer Ören, swer ez ie gesach. Sagne sine triuwe sere an Sifride brach. 4. Do si wolden dannen zuo der linden breit, dö sprach von Troneje Hagne: „mir ist des vil geseit, daz niht gevolgenkunnte demkriemhilde man, swenner welle gäben : wold er uns daz sehen län !u 5. Do sprach von Niderlande der küene Sifrit: ,daz muget ir wol versuochen, weit ir mir volgen mit ze wette zuo dem brunnen; so daz ist getän, man jehe dem gewinnes, den man siht ge- wannen hän.‘ 6. „Nu welle ouch wirz versuochen,“ — sprach Hagne der degen. Do sprach der starke Sifrit: ,sö wil ich mich legen für iuwer füeze nider an daz gras.1 Do er daz gehörte, wie liep daz Gunthere was ! 7. Dö sprach der degen küene: ,ich wil iu mere sahen, allez min gewaete wil ich mit mir tragen, den ger zuo dem Schilde und min pirsgewant.1 Den kodier zuo dem swerte schier er umbe gebaut. 8. Dö zugen si diu kleider von dem libe dan : in zwein wizen hemden sach man si beide stän. Sam zvei wildiu pantel si liefen durch den kle: doch sach man hi dem brunnen den küenen Sifriden e. 9. Den bris von allen dingen truoc er vor manegem man. Daz swert löst er schiere, den kodier leit er dan, den starken ger er leinde an der linden äst: bi des brunnen fluzze stuont der herliche gast. 1. Da sprach von Tronje Hagen: „Ihr edlen Ritter schnell, Ich weiß hier in der Nähe einen kühlen Quell: Daß ihr mir nicht zürnet, da rath' ich hinzugeh'n. Der Rath war manchem Degen zu großer Sorge gescheh'n. 2. Siegfried den Necken zwang des Durstes Noth; Den Tisch er wegzurücken so zeitiger gebot; Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen geh'n. Da war der Rath aus Arglist von den Recken gescheh'n. 3. Man hieß das Wild aufsäumen und führen in das Land, Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand. Wer es auch sehen mochte, sprach Ehr' und Ruhm ihm nach; ! Hagen seine Treue sehr au Siegfrieden brach. 4. Als sie von dannen wollten zu der Linde breit, Da sprach von Tronje Hagen: „Ich hörte jederzeit, Es könne Niemand folgen Kriemhrld's Gemahl, Wenn er rennen wolle: hei! schauten wir das einmal!" 5. Da sprach von Niederlanden Siegfried der Degen kühn: „Das mögt ihr wohl versuchen, wollt ihr zur Wette hin Mit mir an denbrunnen? Wenn der Laufgeschieht, Soll der gewonnen haben, welchen man gewinnen sieht." 6. „Wohl, laßt es uns versuchen," sprach Hagen der Degen. „Da sprach der starke Siegfried: „So will ich mich legen Hier zu euren Füßen nieder in das Gras." Als erdas hörte, wie lieb warkönigguntherndas! 7. Da sprach der kühne Degen: „Ich will euch mehr noch sagen: All' mein Geräthe will ich mit mir tragen, Den Speer sammt dem Schilde, dazu mein Birschgewand." Das Schwert und den Köcher er um die Glie- der schnell sich band. 8. Abzogen sie die Kleider von dem Leibe da; In zwei weißen Hemden man beide stehen Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee ; Man sah bei dem Brunnen den kühnen Sieg- fried doch eh. 9. Den Preis in allen Dingen vor Man- chem man ihm gab. Da löst' er schnell die Waffe, den Köcher legt er ab, Den starken Wurfspieß lehnt' er an den Lindenast: Bei des Brunnens Flusse stand der herrliche Gast.

5. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 223

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
103. Die Theilung der fränkischen Monarchie. 223 als müßte der große Geist auch eine Form haben, die über das gewöhnliche Maß hinausragt. Hochgewachsen, breit und kräftig, hatte er auch eine männ- liche Haltung, einen festen Gang und dabei war sein Gesicht stets heiter, freundlich und milde. Seine Gesund- heit war eine feste und durch regel- mäßiges Leben, steißige Leibesübungen, besonders Fechten, Reiten, Schwimmen und Jagen, worin er es allen Alters- genossen zuvorthat, suchte er sich die- selbe zu erhalten. Wie die Mehrzahl großer Männer liebte er nicht äußeren Prunk und war seinen Unterthanen ein Vorbild bürgerlicher Einfachheit und Mäßigung. Er ging gewöhnlich in schlichter, vaterländischer Tracht, in einem wollenen Wamms mit seidenen Streifen, die Beine umwunden mit Binden, die Füße bedeckt mit Schuhen. Im Winter schützte ein Seehundspelz Brust und Schultern, im Sommer um- wallte ihn ein meergrüner Mantel. Nur sein Schwert, das Sinnbild seines kriegerischen Ruhmes, hatte Griff und Gehenk von Gold. Wenn es aber galt, bei festlichen Gelegenheiten seine Würde zu zeigen, dann prangte er im gold- durchwirkten Kleide, im Purpurmantel, von goldenen Spangen zusammenge- halten und im reich mit Edelsteinen besetzten Diadem. Seine große Seele war rastlos thätig und immer dem Edlen zugewandt. Wie hätte er auch sonst so Vieles und Großes vollbringen können! Die Zeit war ihm kostbar, sie durfte nicht mit alltäglichen Geschäften vergeudet werden. Die wissenschaftlichen Lücken füllte er noch in vorgerückten Jahren aus; mit Ausdauer übte er sich im Schreiben, lernte er rechnen, unterrichtete er sich in Rhetorik, Grammatik, Astronomie. Lateinisch sprach er so fertig wie deutsch. Auch das Griechische verstand er. Er war vollkommen Herr der Rede. Was er sprach, war klar und lebendig, reich und sicher, ein Beweis der innern Klarheit, Sicherheit und des innern Reichthums. Der Fülle seines Geistes kam die Fülle seines Gemüthes gleich. Den Namen seines Vaters sprach er stets mit der größten Hochachtung aus und tastete dessen Gesetze und Verordnungen nicht an. Seine Mutter ward bei ihm in Ehren alt; mit gleicher Liebe hing er an seiner frommen Schwester Gisla, mit größerer noch an seinen Kindern. Selbst bei der Jagd ritten seine Söhne ihm zur Seite und auch seine Töchter durften dabei nicht fehlen. Wie ein guter Hausvater hielt er streng darauf, daß seine Kinder wissenschaftlich erzogen wurden; Müßiggang war allen abhold. Karl, eben so groß als Held und Herrscher, wie verehrungswürdig als Privatmann, starb endlich nach 47jähriger Regierung, als Siebziger, am 28. Januar 814 und sein Leichnam ward in der von ihm erbauten Marienkirche zu Aachen beigesetzt. Vor der Beisetzung ward sein Leib einbalsamirt, mit dem kaiserlichen Schmucke und dem Diadem angethan und auf einen goldenen Thron gesetzt. Unermeßlich war das Klagen und Trauern des Volkes, und mit Recht; denn es verlor seinen weisen und gerech- ten Vater und Karl lebt heute noch in der Sage des Volkes fort. Im Unters- berg hat er seine Residenz ausgeschlagen; dort schläft er verborgen mit seinen Kriegern und wartet der Zeit, bis er wiederkehren darf zur Herstellung seines altehrwürdigen Reiches. Das Volk sehnt sich, ihn aus dem Grabe mit altem Glanze aufsteigen zu sehen, um sein deutsches Volk zu beglücken und zur Einheit zurückzuführen. 103. Die Theilung der fränkischen Monarchie. Kaum hatte Lothar die Kunde von seines Vaters Tode vernommen, als er durchs ganze fränkische Reich die Botschaft ergehen ließ, er trete nun die ihm schon früher verliehene Kai- serwürde an, belasse Jeden in Amt und Ehren und fordere von Allen den Treueschwur. Sein Ziel war die Allein- herrschafl. Um dieses zu erreichen, suchte er sich Zuerst des Beistandes Karls

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 345

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
158. Der Fuchs. 345 wenig. Indessen kommt ihm doch auch der Appetit; es wirft sich unter die Mutter auf die Kniee und saugt. Sie wendet den Blick zurück und leckt dem Kleinen das Fell glatt. Der Bock sieht zu. — Man kann eine Bewegung der Freude nicht unterdrücken und richtet sich auf, um die halb vom Gras verborgene Gruppe ganz zu sehen. Aber das Ge- räusch ist dem Walde fremd, die Thiere spitzen die Ohren, der Bock stampft zornig auf den Boden — das Pfeifen ertönt---------die friedliche Gruppe löst sich auf, die Rieke tritt eilig den Rückzug in's Gebüsch an, das Kitzchen trippelt hinter ihr her und der Bock, der sich vor seinem blitzschnellen Verschwinden noch einmal schnaufend umwendet, deckt die Flucht. 158. Der Fuchs. 1. Der Regen verzieht, der Wald schüt- telt die lauen Tropfen aus dem Haupt und von der Heide steigt's erfrischend und würzig in die Abendluft. In allen Schlupfwinkeln regen sich Füße und Flügel. Die Mücken beginnen ihre Tänze, die Ameisen kriechen hervor, ihre verschwemmten Straßen wieder her- zustellen, der Fink schmettert aus dem Buchenwipfel herab, der Hase schießt Kapriolen und auch der Fuchs verspürt ein heimliches Rühren. Dort lauscht er zwischen den Wurzeln einer alten Eiche; er „windet". Alles ist sicher. Mit einem Sprunge ist er vor der Thüre. Jetzt können wir ihn deutlich sehen. Wie er da steht, so vornehm- läßig, so voll Bewußtsein! Es verlohnt sich schon, ihn etwas genauer zu be- trachten, denn nichts an ihm ist unbe- deutend. Der Fuchsschädel kann für einen Musterschädel gelten: Die Stirne hori- zontal mit straffangezogener, listig glatter Stirnhaut; das Ohr scharf herausgespitzt, schiebt sich unten weiter vor, um jeden Laut zu fassen. Und die Rase! Wie viel Feinheit und Bosheit liegt in die- ser langgestreckten, geschmeidigen Spitze! Das Auge zeigt sogleich das nächtliche Ranbthier; es spielt aus Grau in Grün, liegt schief, halb in der Höhle versteckt, hat weder die Klarheit, die uns aus dem Auge des Rehes so gewinnend an- spricht, noch auch das rollende Funkeln, welches dem Katzenauge einen so eigen- thümlichen Reiz verleiht; und doch liegt unendlich viel in diesem Auge. Jetzt senkt es sich in demüthiger Ergebung oder es blickt unschuldig umher; jetzt spielt ein spöttisches Lächeln um die Lider, und jetzt wieder zuckt ein Blitz daraus hervor, spitz und giftig, als träfe uns der Stich einer Viper. Der Mund spaltet sich weit, denn der Fuchs ist ein Raubthier; die Lippen sind fein ge- schnitten und geschlossen und deuten auf Festigkeit und Selbstbeherrschung. Oeff- nen sie sich aber, dann blecken scharf und grimm die Zacken des Gebisses, die nichts Lebendes entrinnen lassen, oder es knurrt ein heiseres, hustenartiges Bellen hervor. Den schlanken Leib tra- gen schnelle Füße fast spurlos über den Boden, und stattlich schmückt ihn die buschige Schleppe. Sein Kleid schimmert roth und goldig und auf der Brust trägt er ein weißes Chemisett. So schleicht und streicht der Schlaue dahin, er schmiegt und biegt sich, ist vorsichtig, geduldig, ausdauernd, be- hende, allzeit entschlossen, ein Meister über hundert Künste, in der That werth, der Held einer Dichtung zu sein, wie sie aus dem grauen Alterthume uns überliefert und durch Meister Göthe auf's Neue in kunstmäßige Verse ge- bracht wurde. 2. Doch schauen wir uns wieder nach unserm Fuchse um. Noch immer lehnt er an seiner Thüre und scheint den Abend in süßem Nichtsthun verträumen zu wollen. Inzwischen kommen ein paar junge Füchslein neben ihm zum Vorschein. Klugforschend äugeln sie um- her, legen sich in die Sonne und trei- den allerhand Kurzweil. Das Jüngste ist noch etwas täppisch. Es fängt Gras- hüpfer und Käfer, zerzaus't ihnen die Flügel, läßt sie zappeln, schnäufelt daran

7. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 131

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
61. Schweizer Industrie. 131 Dorfbewohner Theil nehmen an dieser Industrie, welche ihre Waare weithin „über's Meer" sendet, wie die Stickerin- nen mit einem gewissen Stolz dem Frem- den berichten, wenn er sie wegen des Absatzes befragt. Der Anfang war wie überall unbe- deutend; zuerst war es die Leinwand- weberei, die von St. Gallen aus un- terstützt und angeregt, dann aber durch die Baumwoll-Jndustrie verdrängt ward. Mit der Musselinweberei allein beschäftigen sich gegenwärtig in Außer- Rhoden gegen 11,000 Personen; das feinste weiße Baumwollengarn wird wie Seide in die Vorhänge und Halstücher, Hauben und Schleier hineingestickt, die gefärbte Baumwolle aber zu Schürzen, Turbanen, Tapeten, Chorhemden, Man- chetten, Bettdecken, Tauftüchern, Shawls u. s. w. verarbeitet. In St. Gallen sind die reichsten 2) Uhrenfabrikation ti Wenn man in Gedanken ein paar Jahrhundert zurückgeht in jene Zeit, wo die Taschenuhren weder Spiralfeder noch Unruhe und Schnecke hatten, und statt der Kette eine Darmseite gebraucht wurde, oder wo die „Nürnberger Eier" sehr zierliche Uhren waren und zwei bis drei Gehäuse die Schwere der klei- nen Maschine noch vermehrten, und wenn man nun unsere neuen Uhren betrachtet, in denen durch sorgfältig eingerichtete Hemmung von Cylindern bereits die Schnecken wieder entbehrlich geworden, die Hauptzapfenlöcher in Rubin gebohrt sind, und durch den sinnreichsten Mecha- nismus es möglich geworden ist, die Uhren so flach und klein zu machen, daß man sie in einen Fingerring oder auf ein Armband einfügen kann: so er- staunt man billig über die rastlose Ar- beit und den staunenswerthen Fortschritt des Menschengeistes. Wer auf der In- dustrie-Ausstellung in Bern (1857) war, konnte dort silberne Cylinder-Uhren mit 4 Steinen für den geringen Preis von 30 Franken ausgestellt finden, aber auch die schönsten goldenen Repetiruhren für 220 Franken; für 1000 Fr. war eine Läden, wo man die feinsten Taschentücher, es gibt deren das Stück zu 150 Frcs., mit den feinsten Weißstickereien, die prachtvollen auf Tüll gestickten, mit farbiger Seide und erhabener Arbeit gezierten Vorhänge, die luftigsten Schleier und Spitzenkleider bewundern kann. Die Paläste von Petersburg und Paris finden da ebenso den Schmuck für ihre Prachtzimmer, wie die Damen, welche mit ihrer Toilette in diesen Zimmern glänzen. Aber auch die farbigen Stoffe, aus denen der Muselmann seinen Tur- ban zusammenwickelt, und die mit Gold- und Silberstreifen prangenden Rideaux, bestimmt, in den Staatszimmern des Orients zu glänzen, sind da zu sehen neben abenteuerlich aufgeputzten Roben, in denen Mulattin und Negerin einher- stolziren. So ein Laden in St. Gallen ist nicht minder sehenswerth als die Appenzeller Häuser und ihre rührigen Insassen. Genf und Ncuenburg. Uhr zu haben von nur 8 Linien im Durchmeffer mit einem funkelnden Bril- lantenbesatz. Und während ein Chrono- meter (der genaueste Zeitmesser für wissen- schaftliche Zwecke) schon für einen Preis von 140 Franken feil war, sah man die winzigsten Luxusuhren in Brochen, Bra- celets eingefügt zu Preisen von 2000 bis 3000 Franken! Ein Sachverstän- diger würde aber nicht minder die aus- gezeichneten, höchst feinen Instrumente und Maschinen bewundern, mit denen man jene Uhren hergestellt hatte, und auch darin den Gewerbfleiß, die Erfin- dungsgabe und Geschicklichkeit der fran- zösischen Schweizer erkennen. Denn Uhren und Uhren - Instrumente werden namentlich in den kleinen Kan- tonen Genf und Neuenburg erzeugt. Genf ist das schweizerische Paris, das mit seinem Urbilde den Geschmack, die Feinheit und Beweglichkeit theilt, aber den ausdauernden Fleiß und die Solidität vor ihm voraus hat. Nicht bloß die Uhren, sondern die meisten Gold- und Silberwaaren und viele an- dere feinen Luxusarbeiten in den präch- tigen Pariser Läden sind Genfer Arbeit. 9 *

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 204

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
204 Iii. Geschichtsbilder. machie, verließ man die bessere Sitte. Erst in reifen Lebensjahren ward die Ehe geschlossen, sie galt für heilig, und selten wurde sie verletzt. Es gab Völ- kerschaften, bei denen eine Wiederver- heirathung der Wittwe nicht erlaubt war, eine Ehe sollte das ganze Leben füllen, die Frau mit dem Manne für Glück, Unglück und Tod verbunden sein. Doch hatte die Ehe noch die ursprüng- liche Form des Kaufes. Mit Waffen erkaufte der Mann das Weib von den Angehörigen, und aus dem Schutz des Vaters trat es in den seinen hinüber. Ein gezäumtes Roß, Schild, Lanze und Schwert, dazu ein Joch Ochsen waren seine Morgengabe. Heilig wurden die Waffen bewahrt, denn aus der Hand der Mutter empfing sie dereinst der Sohn, um damit sein Weib zu gewin- nen, und so gingen sie als Erbgut von Geschlecht zu Geschlecht hinab. Ueber die Kinder hatte der Vater volle Gewalt. Das neugeborene Kind konnte er aussetzen, den heranwachsen- den Sohn tödten, aber nicht verkaufen; doch war die Sitte milder als das Recht. Wie Zur Probe der Lebens- fähigkeit ward das Kind in kaltes Wasser getaucht und nach Verlauf der ersten acht Tage legte ihm der Vater den Namen bei. Die Kinder des Herrn und des Knechtes theilten Spiel und Kost; — in unbefangenem Verkehr mit den Hausthieren, in Sand und Schmutz, in Feld und Wald, in Sonne und Regen wuchsen sie mit einander auf. Man vertraute, die angeborene Kraft des Freien werde ihn zur rechten Zeit vom Knechte unterscheiden. So wurden die Germanen zu mächtigen Gestalten; sechs und ein halber Fuß Größe waren nichts seltenes. Der Germane war schlank, hoch, von breiter Brust und breiten Schultern, von weißer Hautfarbe, blauen Augen, röthlich blonden Haares, das lebendige Abbild körperlicher Gesundheit und natürlicher Kraftfülle. Wohnung und Nahrung waren so einfach wie Kleidung; das Haus ge- räumig, für Viele berechnet, aus roh behauenen Stämmen erbaut und mit Stroh bedeckt. Nur Schutz gegen Wind und Wetter suchte man darin. Zum dürftigen Schmuck bestrichen manche die Wände mit hellen Erdarten, um ihnen eine bunte und glänzende Farbe zu geben. Daneben diente der unterirdische Keller, dessen Oeffnung man mit Mist bedeckte, als Vorrathskammer und Zu- fluchtsort gegen Winterkälte und ein- dringende Feinde. Der Mittelpunkt des Hauses war der Herd. Jedes Mitglied der Familie hatte seinen bestimmten Sitz; da saß der Mann an demselben Tisch und Platze, wo vor ihm der Ahn gesessen, gegessen und getrunken hatte, oder er verträumte müssige Stunden, wenn Kampf und Jagd ihn nicht hinausriefen. Man lebte von dem, was die Natur ungesucht oder bei geringer Mühe her- gab. Roggenbrod, Haferbrei, Hirse, Boh- nen, Buchweizen, Fleisch des frisch er- legten Wildes oder des zahmen Haus- viehes, das gekocht, eingesalzen oder geräuchert ward, waren die gewöhnlichen Nahrungsmittel; dazu geronnene Milch, Butter, Käse, wilde Obstarten, Rettige und anderes Wurzelwerk, berauschendes Bier von Gerste und Weizen, mit Honig gemischt. Auch Pferdefleisch wurde ge- gessen. Wein war nur in der Nähe der römischen Grenze bekannt; man war ihm leicht unmäßig ergeben, wenn man ihn einmal kennen gelernt hatte. Das Kleid war ein anliegender Rock, ohne Aermel, mit einer stark ausge- schnittenen Oeffnung für den Hals, die auch zugleich den oberen Theil der Brust frei ließ; die Hose, welche die Beine vollständig deckte, wurde erst später allgemeiner getragen. Leinen oder grobes Wollenzeug war der ge- wöhnliche Stoff; die Frau mit ihren Mägden webte für alle Genossen des Hauses. Ueber dem leinenen Rock be- festigte man kunstlos einen viereckigen Mantel von grober Wolle, der im Kampfe abgeworfen wurde; die Füße waren durch Sohlen von ungegerbtem Leder oder durch Knöchelschuhe geschützt. Die Kleidung dcr Frauen war nur wenig zierlicher, desselben Schnitts, etwa nur noch mit einem Purpurstreifen umsäumt. Iii. Das Bestellen des Ackers, das sorg- same Abwarten der Frucht, die man

9. Meister Bindewald als Bürger - S. 85

1912 - Dresden : Köhler
85 4. Magazingenossenschaften werden errichtet zur Beschaf- fung gemeinsamer Verkaufs- und Lagerräume für die innerhalb der Einzel- werkstätten hergestellten waren. Aufgaben: a) Die Verfassung der deutschen Gerichte, d) Zu- ständigkeit der Gerichte beim Strafverfahren und beim Zivilverfahren, c) wie wird das Mahnverfahren richtig ausgeführt? d) wie die Zwangs- vollstreckung? e) Die Wahl der Beisitzer eines Gewerbegerichts, t) l. welche Innungen, 2. welche gewerbliche Genossenschaften bestehen in deiner Ge- meinde? g) welche Aufgaben erfüllen sie? h) Die Tätigkeit der Ge- werbekammer. y. stuf der Wanderschaft. „wem Gott will rechte Gunst erweisen. Den schickt er in die weite Welt." Nachdem auch Gskar die Gesellenprüfung mit gutem Erfolg bestanden hatte, verließen beide ihre Meister und Meisterinnen. Wilhelm konnte vor innerer Bewegung wenig sagen, was dankte er aber alles dem Manne! Auch Gskar kam und nahm ebenfalls Abschied von Kalkes. Oie Meisterin steckte jedem ein kleines Tannen- reis an den Hut. „vergeht uns nicht. Glück auf die Reise. Grüßt Vater und Mutter!" Es war ein frohes wiedersehen, als Wil- helm und Gskar zu Hause eintrafen. Acht Tage hatten verschiedene Handwerker allerhand Be- stellungen für Bindewalds Löhne zu besorgen: zwei richtige „Ber- liner", genau so praktisch, wie sie der Vater getragen hatte, das zweite paar Stiefel, Schuhe usw. Mutter suchte die besten Stücke aus dem Wäscheschatze. Vater brachte zwei lederne Geldtäschchen an Riemen, um den hals zu tragen. In jedes steckte er einige Goldstücke, wie hatte er sich auf diesen Augenblick gefreut! „Ihr sollt nun nach fleißiger Lehrzeit als Iung-Gefellen euer Vaterland durchwandern, sollt es kennen und lieben lernen, wie mirs beschieden war. Kreilich hatte ich kein Goldstück, aber es ist auch so gegangen! Zu meiner Kreude sehe ich jetzt Studenten, Gymnasiasten u. a. Schüler wieder zu Kuß reisen. So sollt auch Ihr Euer liebes Schlesierland wandernd kennen lernen. Tun die Küße gar zu weh, so fahrt ein Stück, habt Ihr die Reisepässe, die Eisenbahnkarte und die andere Rarte mit Berg und Tal da- rauf? Auch das Nähzeug, die Tropfen, das Pflaster, Bindfaden, Nnäpfe, das Waschzeug?" — Er sah nach allem, war er doch Soldat und vordem ein Wanderbursche gewesen.

10. Meister Bindewald als Bürger - S. 100

1912 - Dresden : Köhler
100 gelernt?" — Da sah Wilhelm den Armen an, ja er war es, es war kein Zweifel — „Robert!" Line lange pause. — „Komm mit!" „Wohin?" „Nach Nürnberg." „Ich so----------------- mit Luch?"---------- Wilhelms Augen wurden feucht — er hörte eine leise Stimme im herzen: „wer zwei Röcke hat, gebe dem einen, der keinen hat." Lr schnallte den Berliner ab, zog die andere Zacke heraus und reichte sie ihm. „Vielleicht paßt sie dir?" Wahrscheinlich hätte die Mutter gescholten, hätte sie gesehen, daß Gskar ein Hemd gab, weil Roberts Hemd zu schmutzig, zu zerrissen — zu sehr voll Ungeziefer war. Der Arme wusch sich lange und gründlich mit Seife am Bache, ehe er das reine Hemd anzog. — „Lr ist auch Tischler", sagte Wilhelm, wie um sich zu ent- schuldigen. „Lr ist ein Landsmann", meinte Oskar. „Lr ist ein Mensch", entschied der Bäcker, indem er sagte: „Die Sohlen sind schon dünn, aber sieh zu, ob du reinkommst." Robert war es wie im Traum, als er jetzt mit ordentlichen Stiefeln, in einer ganzen Zacke, wie er sie seit Zähren nicht gehabt,- ach was war das alles gegen das Schönste — mit gutenmen- schen dahinschritt. Mit einem Male schien ihm der Boden unter den Zützen zu schwinden,- hinter der Waldecke stand mit Seitengewehr und Karabiner am Lederriemen — der Gendarm. Sein Auge funkelte. Zm stillen wiederholte er sich den Steck- brief: schwarzes haar und schwarzer Schnurrbart, ganz zerlumpt, grüner Rock, zerrissene Stiefel------unter den vieren, die grüßend vorüberzogen, war der Gesuchte nicht! Sie schritten weiter.-------- „Du siehst so blaß aus, Robert —" „Laßt nur, das gibt sich bald, nur weiter, weiter." — Bald ward die Grenze überschritten. Über Hof ging die Wanderschaft, übers tannengrüne Zichtelgebirge, über Vagreuth in die malerische fränkische Schweiz. Bei Erlangen fing aber ein Landregen an. Da zogen sie doch vor, mit der Bahn nach Nürnberg zu fahren.
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