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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 161

1858 - Leipzig : Engelmann
161 Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche. mißbrauchten. Da schlossen die drei Urkantone unter der Leitung von W a lth er Fürst, Werner Stausfacher und Arnold von Melchthal auf dem Rütli einen Freiheitsbund, in dessen Folge die Burgen erstürmt und die Vögte verjagt wurden, nachdem Wilhelm Tell (wie die Sage geht) den grausamsten derselben, G eßler, mit dem Pfeil getödtet hatte, weil er ihm zur Strafe eines kleinen Ungehorsams angemuthet, von dem Haupte seines Kindes einen Apfel zu schießen. Albrechts Ermordung bewahrte sie vor dessen Zorn; aber sein Sohn Leopold nahm des Vaters Plan wieder auf. Er zog mit Heeresmacht gegen die Waldstätte, erlitt jedoch in dem engen Passe bei Mor- garten eine große Niederlage. Von dem an sank die Macht der Habsburger in den Schweizerlanden. Durch den Beitrittder östreichischen Stadt Lucern (1332) kamen alle Ufer des Vierwaldstättersees in die Gewalt der E i d g e n o s s e n s ch a ft, der sich bald auch Bern (1339), Zürich (1351), Zug u. a. O. anschlosfen. In der S ch l a ch t v o n S e m p a ch (§. 261.) bestanden die Eidgenossen (wie einst die athenischen Demokraten bei Marathon) die Feuerprobe wider den östrei- chischen und deutschen Ritteradel und bewiesen, daß sie der Freiheit würdig seien. 3. Philipp der Schöne von Frankreich und Kaiser Ludwig der Sapcr. tz. 255. Der herrschsüchtige B onifaeius Viii., in dem das Papst- thum seinen höchsten Glanz erreichte, führte zugleich dessen Verfall herbei. Er warf sich in einem Kriege Philipps (Iv.) des Schönen von Frankreich gegen Evuard I. von England zum Schiedsrichter auf und verbot, als Philipp seine Einmischung ablehnte, und dem Klerus Abgaben auflegte, die Besteuerung Der französischen Geistlichkeit. Da untersagte Philipp jede Ausfuhr von Silber und Gold aus seinem Reich und hinderte so den Bezug der päpstlichen Einkünfte. Der dadurch herbeigeführte Streit, in dem Bonisacius jeden für einen Ketzer- erklärte, der nicht glaube, daß der König in geistlichen wie weltlichen Dingen dem Papste unterthan sei, Philipp aber durch seine Stände die Unabhängig- keit der Königsmacht feierlich aussprechen ließ, endigte mit dem Bann flu che, worauf sich der französische Kanzler Nogaret nach Italien begab und mit ge- worbenen Truppen den Papst in seinem Geburtsort Anagni überfiel und ge- fangen hielt. Zwar wurde Bonisacius durch das herbeiströmende Landvolk befreit und eilte nach Rom, aber der Eindruck, den die Schmach auf den stolzen, leidenschaftlichen Mann machte, war so gewaltig, daß er in Raserei verfiel und starb. Nun wußte es die französische Partei dahin zu bringen, daß nicht nur der Bannfluch gegen Philipp zurückgenommen wurde, sondern sogar der neue Papst Clemens V. (bisher Bischof zu Bordeaux) seinen Sitz zu Avignon im südlichen Frankreich nahm und dadurch das Papstthum unter den Ein- fluß des französischen Hofs stellte. Gegen 70 Jahre dauerte diese als zweite babylonische Gefangenschaft beklagte Entfernung der obersten Kir- chengewalt von Rom. §* 256. Die Aufhebung des Templerordens (§. 227, b.) war die nächste Folge des Bundes zwischen dem Papst und dem französischen König. Dunkle Gerüchte von gotteslästerlichen Gebräuchen, von geheimen Verbrechen und Lastern, von Unglauben und Wollust, deren sich der Orden schuldig ge- macht, gaben Philipp dem Schönen den Vorwand, die Tempelherren plötzlich verhaften zu lassen und ihre reichen Güter mit Beschlag zu belegen. Durch ein sechsjähriges ungerechtes Gerichtsverfahren und durch furchtbare Folterqualen wurden alsdann die Gefangenen zu Geständnissen gebracht, die ihre Schuld zu beweisen schienen; und als 54 derselben ihre durch die Folter erpreßten Aussagen Weber, Weltqeschichte. 5. Aufl. 11 1308. 1313. (1386.) 1302. 1303. 1303.

2. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 163

1858 - Leipzig : Engelmann
163 Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche. Uebergewicht erhielt Ludwig jedoch erst durch die Schlacht bei Mühldorf (oder Amsing), wo Friedrich durch die Kriegskunst des Nürnberger Feldhauptmanns Seyfried Schweppermann besiegt und gefangen ward. Dennoch beugte Leo- pold seinen Sinn nicht zum Frieden. Unterstützt von dempapstejohannxxii. in Avignon, der über Ludwig Bann und Interdikt aussprach, Weiler die Ghibellinen in Mailand unterstützt hatte, und von verschiedenen Reichs- fürsten, führte Leopold den Kampf fort und suchte eine neue Kaiserwahl zu veranstalten. Da setzte Ludwig seinen gefangenen Gegner auf Schloß Trausnitz in Freiheit, unter der Bedingung, daß er der Kaiserwürde entsage und seine Partei zum Frieden bewege. Als aber weder der Papst noch Leopold den Ver- trag eingingen, kehrte Friedrich, treu seinem Wort, in die Gefangenschaft zu- rück und rührte durch dieses biedere Betragen seinen ritterlichen Gegner so, daß dieser fortan in der innigsten Freundschaft mit ihm lebte und sogar die Regie- rung mit ihm getheilt haben würde, wenn die Kurfürsten nicht wiver- sprochen hätten. Leopold starb bald nachher; aber der heftige Papst beharrte bei seinem Groll gegen Ludwig, was diesen bewog, Friedrich zum Reichs- verweser einzusetzen und einen Zug nach Italien zu unternehmen. §. 259. In Italien war Ludwig anfangs glücklich. Unterstützt von den Ghibellinen und den Mino ritenm ö nchen, die gerade mit dem kirchlichen Oberhaupte im Streite lagen, machte er glänzende Fortschritte und bewirkte die Wahl eines Gegenpapstes; als er aber zur Befriedigung seiner Söldnerschaa- ren drückende Geldforderungen an die italienischen Städte stellte, änderte sich bald die Stimmung. Seine Rückkehr nach Deutschland, wo unterdessen Frie- drich gestorben war, machte den Sieg der päpstlichen Partei in Italien voll- ställdig. Die Ghibellinischen Großen suchten sich mit Johann auszusöhnen und der Gegenpapst verzichtete aus seine Würde und nahm in Avignon das Gna- denbrod an. Dagegen erbittertediehartnäckigkeit, womitsowohljoh annxxii. als seinnachfolger Benediktxik. auf dem gegen Ludwig ausgesprochenen Bann beharrten, und alle Versöhnungsversuche desselbeu zurückwiesen, die deutschen Fürsten dergestalt, daß sie auf dem Kurverein zu Reuse die Erklärung abga- den: daß fortanjedevondenkurfürstenvollzogenekaiserwahl auch ohne päpstliche Bestätigung Gültigkeit hätte. Die Geistli- chen, die dem Interdikt Folge leisteten, wurden als Ruhestörer behandelt und abgesetzt. Der offenkundige Einfluß des französischen Hofs auf alle Schritte des Papstes und die Habgier und Genußsucht des kirchlichen Oberhaupts und der Kardinäle in Avignon minderte das Ansehen des päpstlichen Stuhls. Aber auch Ludwig verlor das Vertrauen und die Zuneigung der deutschen Fürsten sehr bald, als er aus Habsucht und Ländergier sich ungerechte und gewaltthätige Maßregeln erlaubte, Tyrol und Brandenburg an sein Haus zu bringen suchte und geistliches und weltliches Recht unter seinen Vortheil beugte. Daher gelang es der päpstlich-französischen Partei, einen Theil der Kurfürsten zu ge- winnen und die Mahl eines Gegenkaisers aus dem luxemburgischen Hause^durchzusetzen. Die Mehrzahl des deutschen Volks, besonders die Reichsstädte, hielten jedoch zu Ludwig, daher der neue Kaiser Karl Iv. (Sohn des Böhmenkönigs Johann §. 257.) erst allgemeine Anerkennung fand, als der rüstige Ludwig auf einer Bärenjagd bei München gestorben und auch sein von der bayerischen Partei erwählter Nachfolger Günther von Schwarzburg zu Frankfurt in ein frühes Grab gesunken war. Während dieser Kämpfe herrschte in Deutschland Gesetzlosigkeit und ein wildes Raub - und Fehdewesen in Stadt und Land, so daß Jedermann zur Selbsthülfe schreiten mußte. Zugleich wurde das Reich von Erdbeben, Heuschreckenzügen, Hungersnoth und einer surchtba- 11* 1322. 1325. 1326. 1330. 1338. 1346. 1348.

3. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 174

1858 - Leipzig : Engelmann
174 Das Mittelalter. Johann Tapferkeit und ritterlichen Helvenmuth auszeichnete, für England war seine oh^Landregierung nicht heilbringend; und was den letztem betrifft, so ist er in allen i2i6. Kämpfen unterlegen. Er verlor zuerst an den klugen und unternehmenden P h i l i p p A u g u st von Frankreich die N o r m a nd i e und alle Erbländer sei- nes Hauses an der Loire und Garonne; und als er mit dem Papste wegen Besetzung des erzbischöflichen Stuhls von Canterbury in einen Streit gerieth, in Folge dessen der heilige Vater Bann und Interdikt über England aussprach, die Unterthanen ihres Eides entband und den König von Frankreich zur Er- oberung des Landes aufforderte — da demüthigte sich Johanu, indem er durch einen feierlichen Akt die Krone von England dem Papste schenkte und sie gegen einen jährlichen Tribut von 1000 Mark aus den Händen des Legaten als päpstliches Lehn wieder anuahm. Nun wurde Johann von dem Banne losgesprochen und dem französischen König der Kriegszug wider ihn untersagt. Empört über diese entehrende Handlung eines Königs, der ohnedies durch seine Härte, Willkür und Grausamkeit alle Stände gegen sich erbittert hatte, griff das englische Volk nunmehr zu den Waffen und zwang Johann, durch 1215. Ertheilung des großen Freibriefs (Magna Charta) auf einer Wiese bei Windsor, die Grundlage zur freien Verfassung Englands zu le- gen. Dieser Freibrief sicherte dem Klerus das Wahlrecht seiner Bischöfe, dem Adel Befreiung von lästigen Lehusverhältnissen und dem Bürgerstand freien Handel und Schutz gegen drückende und ungerechte Zölle. — Die lange iu"i2?6 Regierung von Johanns Sohn Heinrich Hi. war der Erstarkung der Freiheit -1272. förderlich, so traurig auch im Ganzen der Zustand des Landes unter ihm war. Seine verschwenderische Freigebigkeit gegen Günstlinge und die Erpressungen der päpstlichen Legaten und italienischen Geistlichen schlugen dem Wohlstand des Landes tiefe Wunden und trieben zuletzt das Volk zur Empörung und Ge- fangennehmung des Königs und seiner Familie, bis die Mißstände etwas ge- hoben und neue Freiheiten gewährt wurden. Heinrichs Hl. Liebe für die schö- nen Künste, die sich besonders in dem Bau der W e ft m i n st e r a b t e i bewährte, und sein Hang zu Pracht und Glanz war der Entwickelung der Gewerbthätig- keit und Kunst sehr förderlich. Eduard I. §• 277. Auf Heinrich Iii. folgte sein ritterlicher Sohn Eduard I., dessen 1272-' Regierung durch eine Reihe blutiger Kriege denkwürdig ist. Er fügte das bis- 1307' her unabhängige Wales seinem Reiche bei, führte Englands Verfassung und Gerichtswesen daselbst ein und legte zuerst dem Thronerben den Titel eines 1283. Prinzen von Wales zu. — Als bald darauf in Schottland ein Thron- streit zwischen Robert Brure und John Baliol ausbrach, wobei er zum Schiedsrichter gewählt ward, benutzte er die Gelegenheit, um die viel bestrit- tene Lehnsherrlichkeit der englischen Könige über Schottland fest zu begründen, und entschied sich für Baliol, der die Huldigung zu leisten bereit war. Dies empörte die auf ihre Unabhängigkeit stolzen Schotten. Sie griffen zum Schwert und fochten unter der Leitung heldenmüthiger Ritter, wie William Wallace, die in der Sage wie im Lied viel gefeierten Freiheitskämpfe wider die Engländer. Heiße Schlachten tränkten die Ebenen des südlichen Schott- lands mit dem Blute der Helden; Wallace starb als Gefangener durch das Beil des Henkers; der Krönungsstein der schottischen Könige zu Scone wurde nach London gebracht, wo er noch jetzt die Westmin ster-Abtei ziert; ganz Schottland bis in die Berge der Hochlande wurde von Eduards siegreichen Heeren durchschritten, und dennoch behaupteten die Schotten ihre Unabhängig- keit. Robertbruce, der Enkel des erwähnten Thronbewerbers, erlangte nach mancherlei Wechselfällen die schottische Krone, die in seinem Hause erb-

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 135

1858 - Leipzig : Engelmann
Das sächsische und fränkische Kaiserhaus. 135 der Rhone und am Jura ans Reich. Dies verwickelte ihn in viele Fehden, theils mit den burgundischen Edelleuten und Bischöfen, die sich als unabhän- gige Landessürsten betrachteten und den Gehorsam weigerten, theils mit seinem Stiefsohn Ernst von Schwaben, der nähere Anrechte auf das Königreich geltend machte, und in Verbindung mit seinem Freunde Welf in Süddeutsch- land die Fahne der Empörung aufpflanzte. Beide erlagen nach langem Kampfe und die Thaten und Schicksale des ritterlichen Herzogs Ernst gingen in die Dichtung und Volkssage über. Konrad und sein Nachfolger liegen im Spey- er er Dom begraben, dessen majestätischen Bau er begonnen. — Konrads Sohn Heinrich 111., „der Schwarze", war ein Mann von hoher Kraft, un- ter welchem Deutschland seine größte Ausdehnung hatte; erkannten ja Böh- men, Polen und Ungarn die Oberhoheit des deutsch-römischen Kaisers an! Um den Trotz der unruhigen Großen des Reichs zu brechen, ging er mit dem Plane um, eine unumschränkte kaiserliche Erb monarchie zu gründen und die Herzogswürde in den deutschen Landen wo nicht abzu- schaffen, doch gänzlich vom Kaiser abhängig zu machen. Auf gleiche Weise be- nutzte er eine Spaltung in der Kirche, um die drei hadernden Päpste absetzen zu lassen und den päpstlichen Stuhl nach einander an deutsche Bischöfe zu vergeben. Sein Streben ging also dahin, die kaiserliche Macht über die deutschen Fürsten wie über das kirchliche Oberhaupt in Rom zu erheben. Eine gewaltige Herrschernatur, hielt er mit starker Hand die unruhigen Großen im Gehorsam und setzte die Päpste ein wie die Bischöfe und Aebte des Reichs. Dem Gottesfrieden, wornach von Mittwochabend bis Montag Morgens alle Waffen ruhen mußten, eine Einrichtung, die in jener eisernen Zeit allein noch einige Ordnung erhielt, verschaffte er im ganzen Reiche Geltung; auch hielt er sich unbefleckt von dem Lasier der Simonie d. h. der Vergebung geist- licher Güter und Würden um Gelv oder aus weltlichen Beweggründen. §. 214. Heinrichs Iii. Sohn war der hochbegabte, aber mißleitete Kaiser Heinrich Iv., über den Anfangs, da er erst fünf Jahre zählte, seine verstän- vige Mutter Ag nes die Vormundschaft führte, bis es dem herrschsüchtigen Erzbischof Hanno von Köln glückte, den jungen Kaiser in seine Gewalt zu bringen. Die strenge Erziehungsweise dieses Prälaten mißsiel Heinrich; desto größeres Gefallen fand er an dem prachtliebenden Bischof Adalbert von Bremen, der ihn den Händen Hanno's entriß und durch Schmeichelei und Befriedigung seiner sinnlichen Neigungen sich ihm angenehm machte. Um die Sachsen, die auf die fränkischen Herrscher stets mit Mißtrauen und Neid blickten und unter denen Heinrichs Gegner Otto von Nordheim viele An- hänger hatte, zu strafen, nahm der Kaiser seinen Wohnsitz in Goslar. Hier hielt er eine schwelgerische Hofhaltung, drückte und mißhandelte Adel und Volk und machte mit seinen Genossen im jugendlichen Uebermuth die ganze Gegend unsicher. Da griff zuletzt die sächsische Ritterschaft unter Otto's Leitung zum Schwert; die Burgen wurden gebrochen, die fest e H arzburg zerstört und der Kaiser zur Flucht genöthigt. Dies war der Anfang eines verheerenden Kriegs, der durch Heinrichs überlegenes Talent und seinen Sieg an der Un- strut zum Nachtheil der Sachsen ausfiel, was diese endlich bewog, den Papst als Schiedsrichter anzurufen. §• 215. Damals saß auf dem päpstlichen Stuhl der willenskräftige, cha- rakterfeste Gregor Vii., dessen Streben dahin ging, unter dem Klerus strengere Sittlichkeit und Religiosität zu begründen, die Heinrich Iii. 1039— 1056. Heinrich Iv. 1056— 1106. 1075.

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 136

1858 - Leipzig : Engelmann
136 Geschichte des Mittelalters. Fürstenmacht zu erheben. Darum hatte er schon bei seinem Vorgänger be- wirkt, daß die Papstwahl dem römischen Volk entzogen und dem neuerrichte- ten Kardinalcollegium übertragen wurde. Nach seiner Erhebung war er zu- nächst auf Reinig ung derkirche bedacht; er erließ daher eine strenge Ver- ordnung gegen alle Simonie, entsetzte und bannte die Bischöfe, die ihre Aem- ter durch Kauf erlangt hatten und verbot die Laien-Jnvestitur (Besetzung der Kirchenämter durch die Landesfürsten); dann machte er den Cölibat (Ehelo- sigkeit) zum strengen Gesetz für alle Glieder des geistlichen Standes, um diese enger an die Kirche zu knüpfen. Nach solchen Einrichtungen kam dem kühnen Papst die Berufung der Sachsen an sein Schiedsgericht sehr gelegen, um den Grundsatz geltend zu machen, daß derpapst alsstatthalterchristi über alle weltliche Machthaber gesetzt sei, und folglich Kaiser, Könige und Fürsten seine Leh ensträger (Vasallen) wären. Er lud Heinrich Iv. vor seinen Richterstuhl. Statt jedoch dieser Forderung Folge zu leisten, ließ der Kaiser auf einer nach Worms entbotenen Kirchenver- sammlung den Papst für abgesetzt erklären und kündigte demselben den Be- schluß in einem höhnischen Schreiben an. Darauf belegte Gregor den Kaiser und seine Anhänger mit dem Bann und entsetzte ihn seiner Würde. Dies ge- schah in einem Augenblick, wo Heinrichs Verfahren gegen die Sachsen und sein Ehezwist mit seiner tugendhaften Gemahlin, von der er sich durch den Erz- bischof von Mainz wollte scheiden lassen, allgemeine Unzufriedenheit erzeugt hatte. Bald sah er sich daher vom Volke verlassen und die in Tribur versam- melten Fürsten kündigten ihm die Absetzung an, wenn er nicht binnen Jahres- frist von dem Bannflüche gelöst sei. Da eilte Heinrich, begleitet von seiner treuen Gattin und einem einzigen Diener, im strengsten Winter über die Alpen io77. zu dem im Schlosse Canossa weilenden Papste, erlangte aber erst Zutritt, nachdem er drei Tage barfuß und im Büßergewand im Schloßhof auf Erhö- rung geharrt. Nach solcher Demüthigung wurde er vom Banne gelöst. §. 216. Während Heinrichs Abwesenheit hatten seine Feinde den Herzog Rudolf von Schwaben als Gegenkaiser ausgestellt. Darüber entbrannte ein Bürgerkrieg, in welchem Heinrich durch sein überlegenes Talent und durch iv80. km Beistand der deutschen Städte siegreich blieb. Als nun Rudolf in der Schlacht an der Elster seine Hand verlor und bald nachher zu Merseburg starb, konnte der Kaiser einen Rachezug gegen Gregor unternehmen, der unter- dessen, durch falsche Siegesbotschaft getäuscht, den Bannfluch erneuert hatte. Er überließ die Beendigung des deutschen Kriegs seinem Schwiegersohn Friedrich von Hohenstaufen, den er zum Herzog von Schwaben io8i. eingesetzt, und zog dann mit Heereömacht über die Alpen. Eine von ihm nach Briren einberufene Kirchenversammlung sprach Gregors Absetzung aus und wählte Clemens Iii., von welchem Heinrich sofort diekrönung empfing. Zwar hielt sich Gregor unter dem Schutze Robert Guiscards (§. 268.), mit dem er einen Vertrag geschlossen, noch einige Zeit in der Engelsburg; aber die schrecklichen Verheerungen der Normannen erzeugten unter den Römern eine 1084. solche Erbitterung, daß derpapst es für rathsam erachtete, sich nach Salerno zu flüchten, wo er im folgenden Jahre starb. Ehrgeiz und Herrschsucht waren die Haupttriebfedern seiner Handlungen, seiner Worte, seiner Gedanken; die Welt beherrschen durch das Wort das Ziel seines Lebens. Aber noch waren Heinrichs Leiden nicht zu Ende. In Deutschland standen zwei Gegenkaiser auf und in Italien bereiteten ihm Gregors Nachfolger eine Menge Feinde und bannten ihn aufs Neue. Zuletzt traten seine eigenen verführten Söhne gegen ihn auf. Konrav wurde zwar von ihm verstoßen und starb in Unehren; aber

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 152

1858 - Leipzig : Engelmann
152 Das Mittelalter. Ritter- h. 242. Hinsichtlich ihres Berufes schied sich die mittelalterliche Menschheit in thum. Stände: in Wehrstand, Lehrftand und Nährstand. 1) Der Wehr- oder Kriegerstand umfaßte den Adel und die Ritterschaft mit ihren Vasallen und Kriegsknechten. Das Ritterthum beruhte sowohl auf der Geburt aus einem ritterbürtigen Geschlechte, als auf der rittermäßigen Erziehung als Page oder Knappe, wobei man sich durch eine Waffenthat die Sporen verdienen mußte, ehe man durch den Ritterschlag in die Genossenschaft ausgenommen werden konnte. Der Hauptzweck des Ritterthums war Kampf, bald um die eigene Kraft zu beweisen oder die persönliche Ehre zu verfechten; bald um die Religion und deren Träger, die K i r ch e und Geistlichkeit, zu verthei- digen, bald um die Frauen als das schwächere Geschlecht zu beschützen. Die dem germanischen Charakter eigenthümliche Hochachtung gegen das Weib führte die Frauenverchrung und den Minncdienst, die Seele des Ritterwesens und der mittelalterlichen Dichtkunst, herbei. Ritterspiele oder Turniere, wobei ein Edelfräulein dem Sieger den Preis (Dank) reichte, dienten zur Erhaltung und Belebung des ritterlichen Sinnes; und damit kein Unberechtigter unter der Hülle der Rüstung, des Helms und Panzers sich einschleiche, wurden die Wappen als sinnbildliche Andeutung der Namen und Geschlechter eingeführt. §. 243. 2) Der Lehrstand umfaßte die ganze Geistlichkeit (Klerus), Hicrar- sowohl die P r i e st e r sch a ft in ihrer mannichfachen Abstufung als die Kl oster- &ie- geistlichkeit. Im Alleinbesitz der Bildung und mit der Macht ausgerüstet, des Menschen Seelenheil zu bestimmen, erlangte der Klerus über die unwissenden, von religiöser Andacht und gläubiger Hingebung erfüllten Volker des Mittelalters eine große Herrschaft. Das kirchliche Oberhaupt, der Papst, gebot über alle weltliche Fürsten und Reiche, und betrachtete die Kaiserkrone als sein Lehn; die höhere Geistlichkeit bekleidete nicht selten neben ihren kirchlichen Würden auch die ein- flußreichsten Staatsämter, und die meisten Erzbisthümer, Bisthümer und Abteien erlangten allmählich große Besitzungen, so daß sie Fürstenthümern gleich kamen. Stolze Domkirchen (Kathedralen), geschmückt mit den Erzeugnissen aller Künste, gaben Zeugnis von der Größe der bischöflichen Hauptsitze. Ein genußrei- ches Leben im reichgeschmückten Hause schien ein Vorrecht der höhern Geistlichkeit. Die bischöfliche Macht, die ursprünglich sehr groß war, wurde von dem römi- schen Oberkirchenamt (Curie) immer mehr verkürzt. Die Einsetzung der Bi- schöfe, welche anfangs von den Landesherren ausging, wurde allmählich als aus- schließliches Recht von dem päpstlichen Hof in Anspruch genommen; die geistliche Gerichtsbarkeit der Landesbischöfe wurde mehr und mehr beschränkt, indem der päpstliche Gerichtshof in Rom alle wichtigen Fragen vor sein Forum nahm und viele Klöster und Abteien dem Bereiche der Bischofsgewalt entzog und unmittelbar- unter die römische Gerichtsbarkeit stellte. Für alle Ernennungen, Gerichtsurtel und Dispensationen mußten große Summen bezahlt werden, wodurch sehr viel Geld nach Rom floß. Um das ganze Kirchenwesen fortwährend überwachen und von Rom aus Alles leiten zu können, zogen beständig Legaten (Stellvertreter des Papstes) in den Ländern umher. So wurde die päpstliche Gewalt eine unumschränkte, und je höher sie stieg, desto weniger wagte Jemand dagegen aufzutreten; jeder Gegner der bestehenden geistlichen Einrichtungen galt als Feind der Kirche und die furcht- barste Kirchen strafe in ihrer dreifachen Abstufung, als Bann (der den Einzel- nen traf), als Int er di kt (das, über ganze Landschaften ausgesprochen, alle kirchli- chen und gottesdienstlichen Handlungen untersagte) und als Kreuzzug mit dem Glaubensgericht (Inquisition), wodurch ganze Völkerschaften der Vernichtung preisgegeben wurden, bedrohte die Vermessenen. Diese Macht des Papstthums wurde besonders befördert 1) durch die (p se ud o-) i sid o ri sch en Dekretalen, eine

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 173

1858 - Leipzig : Engelmann
England. 173 kluger Fürst, der durch List, Gewaltthätigkeit und unerhörte Tyrannei dem Throne unumschränkte Macht verlieh und das Reich erweiterte und abrundete. Er beraubte den Adel seiner schönsten Vorrechte und vereinigte allmählich alle großen Lehen mit der Krone, dann stürzte er mit Hülfe der Schweizer (deren abgehärtete Jünglinge er und seine Nachfolger als Miethtruppen in Sold nahmen) Karl den Kühnen und bemächtigte sich des Herzogthums Bur- gundien. Gewissensbisse und Menschenfurcht peinigten ihn auf seinem ein-^^, samen Schlosse, wo er die letzten Jahre seines Lebens zubrachte. Seine beiden1483—' Nachsolgerkarlvill. undludwigxii. erwarben noch Bretagne, vergeudeten aber die Kräfte des Landes durch ihre Kriegszüge nach I t a l i e n. Denn das schönexn.i»»» Apenninenland war nicht minder „ein Grab der Franzosen", wie es früher ein -1515 Grab der Deutschen gewesen. Dagegen erstarkten unter dem leutseligen volks- frenndlichen König Ludwig Xii. bürgerliche Freiheit. Ordnung und Rechtssinn. 2. England. §. 275. Mit Heinrich Ii. von Anjou, dem Urenkel Wilhelms des Er- oberers (§. 207.), gelangte das ruhmreiche Geschlecht der Plantagenets auf -nse. den englischen Thron. Diese besaßen viel Land an der Loire und Garonne 11(1 und da auch noch die Normandie zu England gehörte, so war der ganze Westen von Frankreich in der Gewalt der englischen Könige. Daraus gingen viele Streitigkeiten und Kämpfe hervor, indem die Könige von Frankreich über diese westlichen Länder Lehnsrechte ansprachen, welche die englischen Könige nicht leisten wollten. Heinrich Ii., ein Zeitgenosse Friedrich Barbarossa's, war ein kräftiger und aufgeklärter Regent, der sich namentlich um Verbesserung des Gerichtswesens hohe Verdienste erwarb. Zu dem Behuse wollte er durch die Constitutionen (Artikel) von Clarendon die geistliche Gerichts- barkeit dahin beschränken, daß Geistliche in weltlichen Sachen den kö- niglichen Gerichten, ohne Berufung an den Papst, unterworfen sein sollten. Darüber gerieth Heinrich mit dem Erzbischof von Canterbury, Tho- mas Becket, in einen heftigen Streit. Thomas verwarf die Artikel von Cla- rendon und entsetzte alle Geistlichen, die sich denselben fügten; und als er mit einer gerichtlichen Untersuchung bedroht wurde, verließ er England und sprach den Bannfluch über Heinrich auö. Durch Vermittelung des Papstes kam je- doch nach einiger Zeit ein Vergleich zu Stande. Kaum war aber Thomas nach Canterbury zurückgekehrt, so verfuhr er mit der alten Strenge gegen die Geist- lichen, welche die Artikel von Clarendon angenommen. Da entfuhr dem Kö- nig, der gerade wider Frankreich im Felde stand, ein Ausruf des Unwillens gegen Thomas. Er beschwerte sich über feine Ritter und Getreuen, daß sie ihn von dem ränkevollen Priester zu erlösen vermöchten. Diese rasche Rede hörten vier seiner Dienstmannen. Sie stahlen sich heimlich aus dem Lager, eilten auf verschiedenen Wegen nach England und ermordeten den Erzbischof auf den Stufen des Hochaltars. Diese kirchenschänderische That erregte allgemeines mo. Entsetzen und verschaffte dem Papstthum einen vollständigen Sieg in England. Die Thäter wurden bestraft, die Constitutionen von Clarendon abgeschafft und Thomas Becket zum Heiligen erhoben. Tausende von Wallfahrern pilgerten zu seinem Altäre, und der König selbst gab einige Jahre später ein merkwürdi- ges Beispiel seiner Reue, indem er sich auf dem Grabe des Märtyrers von den Mönchen den entblößten Rücken geißeln ließ. Richard §. 276. Von Heinrichs Söhnen überlebten den Vater zwei: Richard Jinsg Löwenherz (§. 223.) und Johann ohne Land. So sehr der erstere sich durch -i\99.

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 220

1858 - Leipzig : Engelmann
220 Die neue Zeit. schützer des Glaubens verlieh. Aber Heinrichs Anhänglichkeit anden Papst wurde in Haß verwandelt, als Clemens Vii. sich weigerte, ihn von sei- ner spanischen Gemahlin Catharina, einer Tante Kaiser Karls V., zu scheiden. Theils innere Bedenken über die Gültigkeit seiner Ehe mit Catharina, die seines verstorbenen Bruders Weib gewesen, theils das Verlangen, sich mit der liebenswürdigen Anna Boleyn zu vermählen, erzeugten endlich in Hein- rich den Vorsatz, durch eine Trennung von Rom zu der gewünschten Scheidung zu gelangen. Gestützt auf eine Reihe von Gutachten einheimischer und aus- wärtiger Universitäten und gelehrter Körperschaften über die Unzulässigkeit sei- rs33. ner Ehe, ließ er sich durch Thomas Cranmer, den neuen Erzbischof von Can- terbury, eigenmächtig scheiden und mit Anna trauen, nöthigte dann den Kle- rus, ihn als Oberhaupt der englischen Kirche anzuerkennen, und brachte das Parlament zu einer Reihe von Beschlüssen, durch welche des Pap- 1334 stes Macht und Ansehen über England abgeschafft wurde. Mit unerhörter Härte und Willkür traf dann der König kirchliche Aenderungen, wie sie ihm nützlich schienen oder seinen Launen zusagten. Die zahlreichen Klöster wurden gewaltsam aufgelöst, die Mönche und Nonnen kaum vor Hunger geschützt und das Klostergut theils der Krone verliehen, theils an Höflinge verschenkt. Beckets Grab mit dem reichen Altar wurde geschändet und beraubt und das Andenken des alten Heiligen (§.275.)durch eine lächerliche Proeedur gehöhnt; mit hölzernen G n a d e n b i l d e r n zündete man die Flammen an, die P a p i ft e n wie Lutheraner verzehrten. Alle übrigen Einrichtungen der katholischen Kirche ließ dagegen Heinrich unangetastet bestehen und gebot durch das Sta- i.=»3!>. tut der sechs „B lut"-Artikel bei Todesstrafe die Beobachtung des Cö - libats, der Ohren beichte, der Mönchsgelübde, der S ti l lmessen, der Substanzverwandlung und der Kelch entzieh ung. Der ehrwür- dige Bischof Fisher und der geistreiche Kanzler Thom. Morus, der Verfas- ser der „Utop ia" (Nirgendheim), starben auf dem Blutgerüste, weil sie die kirchlichen Neuerungen nicht begünstigten. Ergrimmt darüber, schleuderte end- lich der Papst einen heftigen Bannfluch gegen den König und seine Anhänger in dem Augenblick, als die Unzufriedenheit über die Auflösung der Klöster im Norden des Reichs eine Empörung unter dem Landvolk erregte, wobei Mönche den Schaaren voranzogen. Da ließ Heinrich die Freunde und Verwandten des englischen Cardinals Pole, der den Bannfluch verbreitet hatte, auf dem Blut- gerüste oder am Galgen sterben und Aebte und Klosterbrüder in ihrer Ordens- tracht dem Henker überliefern. §. 344. Vor Allem gab sich die mit Sinnlichkeit gepaarte Despotenlaune des Königs in der Behandlung seiner Frauen kund. Kaum war die verstoßene Catharina fern vom Hofe den Kränkungen und Leiden erlegen, so wurde ihre Gegnerin Anna Boleyn auf Befehl ihres eifersüchtigen Gatten enthauptet, à. Die dritte Gemahlin, die junge, sanfte Johanna Seymour, starb wenige Tage nach der Geburt ihres schwächlichen Sohnes Eduard, worauf sich Heinrich durch das Zureden seines Kanzlers und durch ein Portrait des Malers Holbein verleiten ließ, um eine deutsche Fürstentochter, Anna von Cleve, zu werben. Aber weder ihre Gestalt, noch ihr Wesen gefielen dem weibersüch- tigen König, daher er auf einen ganz nichtigen Vorwand hin abermals eine Scheidung vornehmen ließ. Catharina Howard, Heinrichs fünfte Gat- tin, blieb einem frühem Geliebten auch nach ihrer Erhebung gewogen und 1542. büßte ihre Untreue auf dem Schaffet ; und daß die letztekönigin, Catharina P ar r, nicht ein Opfer ihres Reformationseifers wurde, verdankte sie nur ihrer großen Klugheit. Seit Nero und Domitian hat kaum ein Monarch so den Ein-

9. Themata zu deutschen Ausarbeitungen für reifere Gymnasial-Schüler - S. 172

1872 - Leipzig : Engelmann
172 xvii. Die absolute Monarchie des Papstthums, wie sie geworden ist. 1. Um den Spaltungen durch Irrlehren zu begegnen, bildet sich eine katholische (allgemeine) Kirche, deren Häupter die Bischöfe sind. Erz- bischöfe. Patriarchen. 2. Als durch Constantin d. Gr. das Christenthum zur herrschenden Religion im Staate erhoben war, wurde die Kirche auch sogleich mit welt- lichen Gütern ausgestattet. 3. Mit dem Zusammenstürzen des weströmischen Kaiserthums gewinnt der Bischof zu Rom an weltlicher Macht und hebt sich über die andern Patriarchen empor. 4. Die Heidenbekehrer (Bonifacius) bei den Germanen und die frän- kischen Herrscher betrachten den römischen Bischof oder Papst als das Haupt der katholischen Christenheit. 5. Pipin und Karl d. Gr. machen den Papst, indem sie den Kir- chenstaat schaffen, auch zu einem weltlichen Fürsten. Völlige Verwelt- lichung und Sittcnlosigkett des Papstthums unter den Karolingern, Besserung desselben durch die Ottouen. 6. Die sächsischen Kaiser suchen immer mehr weltlichen Besitz in die Hände der Geistlichen zu bringen, um an diesen eine Stütze und ein Gegengewicht gegen die weltlichen Großen zu haben. 7. Nachdem aber die Bischöfe und Aebte so reich geworden sind, wer- den sie auf die Seite der Päpste hinübergezogen (Jnvestiturstreit), und da- mit das Uebergewicht des Papstthums über das Kaiserthum entschieden. 8. Diese Neuerung macht Gregor Vii. sammt dem Cölibat und der Wahl der Geistlichen durch Geistliche (der Päpste durch Cardinäle). Der Papst steht über den Coneilien, und die absolute Monarchie des Papst- thums ist entschieden. 9. Innocenz Iii. ein absoluter und unfehlbarer Herrscher gleich Ludwig Xiv., mit welchem er auch die Eroberungskriege (Kreuzzüge) und die Ketzer-Verfölgen gemein hat. Die Mönchs-Orden und die unverhei- ratheten Geistlichen als stehende Heere der päpstlichen Macht. Dominikaner und Inquisition als Polizei. 10. Sobald die Richtung auf den Gipfel getrieben ist, beginnen auch sogleich die freien Regungen in den Waldensern und Albingensern, und das Papstthum geht wieder unaufhaltsam abwärts 11. Abermalige Verweltlichung des Papstthums mit dem Emporkom- men der Künste und der classischen Bildung (Alexander Vii. Julius Ii.) und Brechung seiner Macht durch die Reformation. xviil. Gegenseitiges Verhalten des Papstthums und Kaisertums. 1. Anfangs heben und tragen sich Papstthum und Kaiserthum gegen- seitig. Pipin und Karl b. Gr. schaffen den Kirchenstaat. 2. Mit der Entartung der Karolinger entarten auch die von den römischen Adels - Parteien abhängigen Päpste, und sinken so tief und noch tiefer, als nur jemals weltliche Regenten unter Maitressen-Wirthschaft u. s. w. gesunken sind. Theodora mit ihren Töchtern.

10. Themata zu deutschen Ausarbeitungen für reifere Gymnasial-Schüler - S. 173

1872 - Leipzig : Engelmann
173 3. Als das deutsche Kaiserthum unter den Ottonen neu ersteht, wird von diesen auch das Papstthum wieder gereinigt. 4. Gregor Vii. erhebt das Papstthum über das Kaiserthum und er- klärt letzteres für Unterthan dem ersteren. 5. Das Papstthum ist so mächtig, daß es einen Eroberungskrieg gegen die Heiden führen und dabei die Kaiser und Könige wie seine Vasallen ver- wenden kann. Innocenz Iii. 6. Im Kampfe der Hohenstaufen mit den Päpsten geht das Kaiser- thum in die Brüche, und die Zersplitterung Deutschlands ist bereits ent- schieden. Die Hohenstaufen erliegen dem tragischen Geschick, zu welchem dieses Kaiserthum von Anfang geboren war. 7. Aber das Papstthum sinkt sogleich auch mit dem Kaiserthum, und statt beider beginnt die Hausmacht der Fürsten emporzusteigen. Rudolph von Habsburg, der Gründer des Oesterreichischen Kaiserthums. Philipp der Schöne und Bonifacius Viii. sammt Clemens V. Curverein zu Reuse. Goldne Bulle. xix. Die Vrrdienste der ersten sächsischen Kaiser. 1. Stand der Dinge zur Zeit Konrads des Franken. 2. Heinrich I. Gründer des eigentlich deutschen Reiches. Scheidung von den Romanen einestheils und von den germanischen Nor- mannen und Angelsachsen anderntheils, und Vereinigung der deutschen Stämme zu einem gewaltigen Kriegeroolke im Herzen Europa's. 3. Beschützung gegen außen, Besiegung der Ungarn, Wenden, Dänen, Franzosen und Burgunder. 4. Erhebung des deutschen Königthums zum römischen Kaiser- thum und zu der Oberherrlichkeit über die ganze römische Christenheit. 5. Kräftige Aufrechthaltung der kaiserlichen Macht gegen die zwei anderen Weltmächte, die byzantinische (in Unteritalien) und die p ä p st l i ch e. 6. Ausbreitung des Christenthums und der Cultur im öst- lichen und nördlichen Europa. 7. Herstellung der p ä p st l i ch e n W ü r d e durch Absetzung sitten- loser Päpste (Theodora und ihre Töchter). Der Papst Johann Xii. Besserung durch den deutschen Gregor V. und Sylvester Ii. (Gerbert). 8. Roch hat weder das Kaiserthum durch undeutsches Streben (Ab- lenkung Heinrichs Ii. von Otto's Iii. Ideen eines Römerreiches), noch das Papstthum durch weltliche Herrschaft ausgeschweift, so daß beide neben einander noch eine Zeit lang richtig fortwandeln können unter den frän- kischen Kaisern.
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