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1. Die Weltgeschichte - S. 55

1835 - Mainz : Kupferberg
Peloponnesischer Krieg. 55 Übung wird durch die immer mehr blühenden, bildenden Künste, auf's v.c.g. Höchste gesteigert. In den Wissenschaften erreicht die lyrische Poesie vorzüglich durch Pin daros, die tragische durch Ae sch y los, durch Sophokles und Euripides ihre höchste Blüthe (am Tage der Salaminischen Schlacht: Aeschylos Mitkämpfer, Sophokles Siegestänzer, Euripides geboren). Herodotos beginnt die eigentliche Geschichte; und in den Künsten führt Pheidias die Bildhauerkunst zu ihrer Vollendung (sein olym- pischer Zeus re.). Iv. Vom pelopon ne fischen Kriege bis zu den dreißig Tyrannen in Athen, von 431 bis 404 v. Ch. G. Ol. 87,2 — 94,i: * Kampf der aristokratischen Verfassungen gegen die demokratischen, — Sparta's gegen Athen. Beide Th eile werden in ihren Principien zur moralischen Entartung geführt. Lange Zeit schwankt die Entscheidung, bis Athen, alles Maas der Mäßigung überschreitend, schmach- voll der Oligarchie unterliegt. 1. Von Platää'6 Gefahr bis zum Frieden des Nikias, von 431. bis 422 v. Ch. G. * Wechselndes Glück der Krieg führenden Parteien. Athen siegreich durch seine Flotte, Sparta durch sein L a n d h e e r. G e g e n se i t i g e L a n d e r v e r w ü st u n g e n. Platää übt Rache an den in seine Mauern eingedrnn- 431, genen Thebäern. Sparta's d orisch-pelop onnesi sch e Symmachte umfaßt: alle Peloponnesier (ausgenommen Argos-, die Achäer und Eleier, weiche schwanken), die Megareer, Thebaer, Phokcer, Leukadier, opuntischen Lokrcr rc. unter einem sparta- nischen Oberfeldherrn (König); die Flotte unter einem Nau- archen. Oligarchie Hauptbedingung der Verbündeten. Athen's ionisch-attische Symmachie: ») zins- pflichtige Bundesgenossen thcils auf den Inseln: Lemnos, Skyros, Naros, Thasos, Euböa, Samos, den Kykladen, Sporaden, Aegina rc., theils auf dem Festlande: an den Westküsten Vorder-Asiens, am Pontos, dem thrakischen Cher-

2. Alte Geschichte - S. 48

1869 - Mainz : Kunze
48 Die kunstmüßige St)vif, ebenfalls in den ionischen Kolonien entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blüthezeit das 7. und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form und Inhalt aus dem Epos heraus. Hauptelegiker: Kallinos, Tyrtäos (s. S. 38), Mimnermos, Solon, Theognis u. a. — Alle meist in Distichen dichtend und nur in Fragmenten (die größten von dem Megarer Theognis) erhalten. Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der tro- chüische Tetrameter u. a. werden von Archilochos von Paros (um 700), dem Haupt der meist in bitterer Satire dichtenden la/ußoyqcicpoi erfunden. Einen größeren Formenreichthum erhielt die Lyrik durch ihre Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); Strophen- bildung. Hauptträger dieser melischen Poesie, die gleichzeitig mit der Elegie blühte: Alkman, Arion (von ihm nur ein Fragment übrig), Alka io s von Mytilene, Sappho, Stesi- choros aus Himera in Sicilien (der zur Strophe und Gegen- strophe die enwdhj fügte, Anakreon aus Teos (s. S. 45). Ii. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu einer Kunstschöpsung zusammen. Die Malerei entwickelt sich erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi- tektonischen Kunstform lag hauptsächlich darin, daß man den ein- fach-glatten Wänden des Gotteshauses Säulen (freistehende Stützen zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte — aus der Verbindung dieser Säulen (im Aeußeren und Innern) mit dem Tempelhause giengen alle späteren Formen des griechischen Tempels hervor. Die einfach-ernste dorische und leichte und schlanke ionische Säule; die korinthische Süulenordnung erst späteren Ursprungs. Die Plastik schritt von rohen Holzschnitzereien zu künst- lerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfenbein fort. Die Samische und Aeginetische Schule im 6. Jahrhundert hervorragend.

3. Alte Geschichte - S. 77

1869 - Mainz : Kunze
77 bulos: ein Angriff der .30 abgeschlagen: Thrasybulos marschiert nach den: Piräus, besetzt Munychia, Kampf, Kritias fällt: Zwie- spalt unter den 30, sie senden nach Sparta: Lysander kommt nach Eleusis. Allein die Eifersucht der spartanischen Behörden gegen diesen übermächtigen Parteiführer kommt den Athenern zu gut: König Pausanias vermittelt einen Frieden, nach welchem Athen seinen Bürgern zurückgegeben, Eleusis dagegen als autonomer Staat den 30 eingeräumt wird. Diese Einrichtung ohne Dauer; Überwältigung der 30 bei einem Versuch, die Gewalt in Athen zurückzugewinnen; Eleusis mit Athen wieder vereinigt, die solo- nische Verfassung hergestellt, eine Anlnestie (¿trj /uvrjaixaxfjattv) beschlossen und gewissenhaft gehalten (403). 2. Wirken uitb Tod des Sokrates (469—399). Die philosophische Forschung, welche mit Thales von Milet begonnen, ist seit jener Zeit ununterbrochen weiter gegangen und hat mehr und mehr zur Kritik, zum Zweifel an dem Ueber- lieferten, besonders in: Gebiete der Religion geführt. In dieser Beziehung wirkt auch der Krieg (ßlaioc ötdaonaloq Thuk.) zer- störend und der Zwiespalt zwischen d em Ueb e rli eferten und der neuen kritischen Erkenntniß tritt deutlich hervor in den Komödien des Aristophanes (428 bis c. 388) und den Tragödien des von ihm bekämpften Euripides (480—406). Jener, obwohl Anhänger und Verfechter altathenischer Sitte, macht doch die ganze Götterwelt seinem zügellosen Witze dienstbar; dieser, Euripides, zeigt sich überall vom Geiste der Kritik, des Zweifels, der Aufklärung, mit Einem Worte der Sophistik, ergriffen. Unter den Vertretern dieser neuen sophistischen Richtung Pr otagoras von Addern, Gorgias von Leontinoi, Prodikos von Keos, Hipp ins: sehr ernste neben sehr frivolen Geistern: ihr Gemeinsames ist ihre subjektive Richtung («Vdqwnog^¿tqov änuvtcov), ihre kritische Stellung zum Ueb erli eferten („von den Göttern kann ich nicht wissen, ob sie sind oder nicht sind" Prota- goras), ihre praktische Tendenz, wornach sie Tugend, d. h. in ihren: Sinn allseitige praktische Tüchtigkeit (und zwar gegen hohen Lohn) zu lehren bemüht sind. Im Gegensatz zu ihnen Sokrates, Sophroniskos Sohn, von einer inneren Stimme (sein öai/.ioviov) zum Philosophieren d. h. zum Suchen der Wahr- heit getrieben, von: delphischen Gott als der Weiseste der Hellenen erklärt, wendet sich vom Geschäftsleben (Bildhauer), weiterhin auch vom Staatsleben gänzlich ab der Philosophie zu: von dem

4. Alte Geschichte - S. 12

1869 - Mainz : Kunze
12 ß. aus Nacht und Dunkel, nach Hesiods Lehre vom Chaos und dem Eros; — aus dem Chaos Erde und Tartaros. — Die Menschen nach dem gangbarsten Volksglauben erd- geboren, Autochthonen. Sage von zwei Geschlechtern, einem pelasgischen und hellenischen. Die letztere, die Denk a lions- sage in Dodona (Epiros), Thessalien und am Parnaß heimisch. Die Fluth: D eu k a li o n und P y r r h a, feilen und seine Söhne. — Die vier Geschlechter oder Zeitalter. Ein andrer tief- sinniger Mythus von der Entstehung und Belebung des Menschen- geschlechtes die P r o m e t h e u s s a g e. H^o^d-ivg nvqcpóqog. Feuer und Licht, Symbol des Geistes, ein Raub an der Gottheit. Seine Strafe. B. Die Götterwett. Die ursprüngliche Naturreligion entwickelt sich durch Ueber- tragung des Natürlichen auf das geistige Gebiet, und durch die dichtende und bildende Phantasie des Volkes allmählich zum Polytheismus. Das Maß der Göttergestalten ist die phan- tastisch erhöhte menschliche Persönlichkeit (urdptonorpvetg). Weiter- bildung und Umbildung durch die Poesie (über Homer und Hesiod s. Herod. Ii, 53), die Kunst, endlich auch durch die Philosophie. Nirgends sind sie zu reinen sittlichen Gestalten, zu wahrhafter Göttlichkeit. Allmacht, Allwissenheit u. s. w. durchgebildet worden; nur von Alter und Tod frei. Mitten in diesen polytheistischen Vorstellungen ein dunkler Trieb und Zug zur Wahrheit des Monotheismus, ein un- bewußtes Suchen des aynoorog 9tog (Act. 17, 23): 1) in der centralen Stellung des Zeus, des höchsten Gottes, des nurrjq dvd'qwv re Ohov tí. ■— 2) Fn der Schicksalsidee (j-iotqu, cu a a bei Homer), die indeß mehr bei Autoren (z. B. Herodot und den Tragikern) als ün Volksbewußtsein lebendig ist; 3) in denk Begriff 6 d-tóg, wie er sich in der classischen Literatur- periode oft neben ol dtol findet. Später suchte man in pan- theistischen Lehren und in mystischen Instituten den Frieden und Trost, den der Volksglaube nicht gewährte. Die Wirkungskreise der einzelnen Götter sind nicht überall streng geschieden; im Wesentlichen theilt sich die Götter- welt nach den Elementen in Götter a. des Himmels (ovquviot-j <Xl\d)ovo\v[.imoi, ol urto, vnuroi, superi), b. des Wassers, (A«A«W<o¿), c. der Erde (/dovioi).

5. Alte Geschichte - S. 47

1869 - Mainz : Kunze
47 Vii. Cultur. Eine lebendige Phantasie und ein edler Formensinn bilden vor allem die geistige Mitgift der Hellenen. Daher zeigt sich schon in dieser ersten Periode ihr Beruf, durch die allseitige Dar- stellung des Schönen das bevorzugte Kunstvolk für alle Zeiten zu werden. Der Ausgangspunkt für die verschiedenen Kunstzweige ist auch hier die Volksreligion, die Mutter alles höheren geistigen Lebens. I. Literatur. Wie jede Volksliteratur beginnt auch die griechische mit der Poesie. Die Entwicklung der Prosa in Philosophie, Geschichtschreibung, Redekunst gehört, wenn auch die frühesten Anfänge der beiden ersten Gebiete schon vor die Per- jerkriege fallen, der zweiten Periode an. Von den Grund- formen der Poesie ist die epische die am frühesten kunstmäßig ausgebildete, nach ihr folgt die Lyrik, zuletzt (erst in der fol- genden Periode) die aus beiden sich entwickelnde dramatische. Die epische ist vor allem die Dichtung des ionischen, die lyrische als die universellste die des dorisch-äolischen wie ionischen, die dramatische die des attischen Stammes, der zuletzt, wie im Staat, so in der gesammten Literatur an die Spitze Griechenlands tritt. Die altepische Poesie hat zum Stoff und Inhalt die Götter- und Heroenwelt. Homers in den ionischen Kolonien Kleinasiens um 900 v. Ehr. entstandenen Volksepen wurden zu allen Zeiten als die erste Dichtung der Hellenen betrachtet, besonders in Athen, wo man sie bei der gottesdienstlichen Feier der Panathenäen benutzte, zur Anerkennung gebracht. Ihr großer Einffuß auf die Gesammt- bildung des Volks wie auf die späteren Dichter. Hesiodos, wahrscheinlich bald nach Homer dichtend, aus Askra in Böotien (sein Vater aus Kyme Phrikonis), die Ueber- lieferung über sein Leber: unsicher und sagenhaft. Nur das Lehrgedicht'^/« y.ul rjfxsqui schon nach der Ansicht der Alten unzweifelhaft sein Werk, doch vielfach interpoliert. Unter seinem Namen gehen noch die Qioyovia und 1donig ‘Hqcmleovg (scutum Herculis), andre seiner Werke sind verloren. — An die homerischen Epen schließen sich 1) die s. g. homerischen Götter-Hymnen, 2) die Kykliker an, welche die Sagenkreise der Ilias und Odyssee weiter behandelten.

6. Alte Geschichte - S. 68

1869 - Mainz : Kunze
68 der Vorläufer des Herodotos von Halikarnassos, der das erste wirkliche Geschichtswerk auf hellenischem Boden schafft: Dar- stellung des Kampfs der Hellenen und Barbaren, der in den Perserkriegen gipfelt: geboren um 480, starb zu Thurioi in Italien um 428. Außerordentliches Wissen verbunden mit ge- sundem Blick und feiner Beobachtung, deren Richtigkeit in vielen Fällen durch neuere Reisende bestätigt, einfache gefällige Dar- stellung des auf vielen Reisen Selbstgeschauten oder sorgfältig Erkundeten, poetischer und religiöser Sinn und verständiger Patriotismus machen das Werk zu einer der wohlthuendsten Pro- duktionen aller Zeiten. Die lyrische Dichtung zeigt den großen Namen des Thebaners Piudaros (geb. 5^2, Ver- herrlichung der Sieger in den nationalen Spielen, den olympischen, nemeischen, isthmischen, pythischen): die dem perikleischen Zeitalter charakteristische Form das Drama. Seine Entstehung; Zusam- menhang mit der nationalen Großthat der Perserkriege: Aeschy- los (525—456) kämpft bei Salamis mit; Sophokles (497— 406) unter dem Jünglingschor bei der Siegesfeier; Euri- pides am Tag von Salamis geboren. Die Aufführungen au den Dionysossesteu in dein großen Theater (erbaut 500) an der Südostseite der Burg bilde:: einen Theil des Kultus; Preis- bewerbung mit je einer Trilogie von 3 Tragödien, denen ein Satyrspiel heiteren Charakters folgt. Ausstattung des Chors Ehrenpflicht reicher Bürger. Den Stoff für die Tragödie:: bietet der unerschöpfliche Schatz der Götter- und Heroensagen, mit seltenem Hinübergreifen in die unmittelbare Vergangenheit (Aeschy- los Perser, wo Beschreibung der Schlacht bei Salamis). Die noch erhaltenen Stücke des Aeschylvs: der gefesselte Pronietheus, Sieben gegen Theben, Perser, die Trilogie Agamemnon, Choe- phoren, Enmeniden (Orestie), die Schutzslehenden; des Sophokles: Antigone, Elektra, Oidipus Tyrannos, Oidipus auf Kolonos, Aias, Philoktetes, Trachinierinnen. Mit den übrigen Künsten in: Verein dienen sie, der Religion und ihrer mythologischen Grundlage durch edle Form und tiefen sittlichen Gehalt Stütze und Halt im Vvlksbewußtsein zu geben. Die persönliche Stellung des Perikles in diesen: Staate be- zeichnet Thukydides vollkommen mit den Worten: syiyvevo Xoyw ¡uh- 3rji-ioy-Qutiu., £(jytp c)x vno rov tcowtqv avdoog aq/rj.

7. Alte Geschichte - S. 206

1869 - Mainz : Kunze
206 « 4. Literatur. Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten als durch Schriften berühmt; oder wie Sallust sich ausdrückt, die besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*). Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges verlegten sich die Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach- her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen zu müssen. a. Poesie. Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In der Auffassung des Schöllen blieb überdies ein gewisses sinnliches Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war es das Schauspiel, welches zuerst Eiugang bei ihm fand. Das Drama. Die bucolische Poesie. Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen Muster ein Grieche auf, Namens Andrónikus. Er wurde nach der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem Herrn Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien und eröffnete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische Literatilr. Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten punischen Krieg), aus Campanien gebürtig. Seine Hauptthätig- keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi- schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple- *) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam die ere, sua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrare malebat. **) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben entnommen war, nannte man fabulae togatae oder praetextatae.

8. Neue Zeit - S. 213

1897 - Stuttgart : Neff
213 französische Hof wurde für viele deutsche Höfe tonangebendes Muster mit seiner Etikette und Pracht, seinen kostspieligen Bauten, von denen Versailles {Baumeister Le Vau und dann Mansart) allein, ohne die von fronenden Bauern oder Soldaten geleistete Arbeit, etwa 500 Millionen Mark heutigen Geldwertes kostete, und mit seiner offen zur Schau getragenen Unsittlichkeit neben der peinlichsten Kirchlichkeit (Maitressen Ludwigs zuerst Fräulein de la Vallière, dann zwei Jahre noch neben dieser seit 1667 die nicht verwitwete Madame de Montespan, die bis 1690 am Hofe blieb; nach dem Tode seiner Gemahlin [1688] heiratete Ludwig 1684 die Erzieherin seiner und der Montespan Kinder, die seit 1660 verwitwete Mme. Scarron [geh. d’Aubigné, f 1719], die er zur Marquise von Maintenon erhob). Im Dienste des Königs, seines Ruhms und seiner alles bedeutenden Hoheit kam die akademisch-klassicistische (römisch- italienische) Richtung der bildenden Künste vollends zur Herrschaft (in der Architektur der Barockstil s. S. 186). Zentralisierend und uniformierend wirkte die Schaffung der Académie royale de peinture et sculpture 1664, deren erster Leiter der Maler L ehrun (1619—1690) die Säle von Versailles schmückte und die Vorlagen für die königliche Gohelinsfabrik schuf. Die 1666 geschaffene Académie de France à Rome lieferte die malerische und plastische Dekoration der königlichen Gärten und Gebäude. Der glänzendste Vertreter der klassicistisch-römischen Richtung der Malerei war Nicolas Poussin (1594—1665), der Meister der heroischen Landschaft Claude Gelée, genannt Lorrain (1600—82). Original-national blieb nur die Porträtmalerei. Den Park von Versailles schuf der geniale Gartenkünstler Le Nôtre (1618-1700). Auch die französische Litteratur, insbesondere das Drama, erlebte unter Ludwig Xiv. ihr goldenes Zeitalter. Auf die formelle Seite übte die 1635 gegründete Académie française immer grösseren Einfluss. Die klassische französische Tragödie mit ihrer Beob- achtung der drei aristotelischen Einheiten, ihrem Alexandriner, ihren aus fremden Völkern und fernen Zeiten, vor allem dem Altertum entnommenen Stoffen begründete schon Pierre Corneille (1606—81), dessen vom Hof nicht beeinflusste Wirksamkeit vor die Epoche Ludwigs fällt. Höfischer Dramatiker der Glanzperiode Ludwigs war Jean Racine (1639—99), der sich vor Corneille durch grössere psychologische Vertiefung auszeichnete. Er schuf 1667—77 Dramen antiken, und 1690, von Frau von Maintenon veran- lasst, biblischen Stoffes. Er war bei seiner Thätigkeit vielfach beraten von dem Meister des französischen (Sitten- und Charakter-) Lustspiels Jean Baptiste Molière (ursprünglich Poquelin, 1622—73). Noch mehr als Molière war ein echter Vertreter französischen Geistes der nicht in der Hof- luft lebende Jean de la Fontaine (1621—95), dessen bedeutendstes Werk seine Fabeln sind. Als Kritiker und Theoretiker wurde für die Kunst- dichtung massgebend Boileau-Despréaux (1636—1711), der jedoch inseinén Satires und Epitres, noch mehr in seinen Oden hinter seinem Vorbild Horaz zu- rückblieb. In den letzten Jahrzehnden seines Lebens begünstigte Ludwig die Oper. — Die rhetorische Richtung und Begabung des französischen Wesens verkörperte sich auch in bedeutenden Kanzelrednern u. a. Bossuet (1627—1704), 1669—1681 Erzieher des Dauphin, der 1711 starb (Verfasser einer Uebersicht der Weltgeschichte und einer Politik, sowie Veranstalter von Klassikerausgaben „in usum Delphini“), der seine kirchengeschichtlichen Kenntnisse zu der Bekämpfung des Protestantismus verwandte. François Fénelon, 1651—1715 Erzieher des hoffnungsvollen „petit Dauphin“ Louis von Bourgogne, der 1712 starb, schrieb u. a. für seinen Zögling die aventures de Télémaque, welche über die Aufgaben der Regierung wesentlich andere Anschauungen enthalten als die des Sonnenkönigs. Der bedeutendste der Prosaiker war aber Blaise Pascal, 1623—52, einerseits Bekämpfer

9. Neue Zeit - S. 265

1897 - Stuttgart : Neff
265 Sprache und Litteratur und huldigte teils schöngeistigen und philosophischen Neigungen teils einem durch Musik und Theater verfeinerten Lebensgenuss. So zerfiel er mit dem einseitigen Vater, der durch seine zuweilen barbarische, feineres Empfinden und Selbstbewusstsein des Jünglings (auch mit dem Stock) schwer verletzende, Strenge das Gegenteil dessen, was er wollte, erzielte, immer mehr, zumal da Friedrich im Widerspruch mit dem Vater an dem Gedanken, eine Tochter Georgs Ii. von England zu heiraten, festhielt. Der gescheiterte Fluchtversuch (1730) hatte zur Folge, dass Friedrichs Vertrauter Lieutenant Katte hingerichtet, er selbst der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin zugeteilt wurde, wo er arbeiten und die Ver- waltungsgeschäfte gründlich kennen lernte. Durch Einwilligung in die Ver- heiratung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, einer Nichte der Kaiserin (1788), erkaufte er die Aussöhnung mit dem Vater, dessen Zufriedenheit und Vertrauen er sich in wachsendem Mass, namentlich als Oberst in Ruppin durch Bethätigung militärischen Interesses und Verständnisses, erwarb. Die Teilnahme an dem Rheinfeldzug des Jahres 1734 lehrte ihn die militärische Schwäche des Reichs und Oesterreichs kennen. In Rheinsberg (bei Ruppin), wo er, von geistesverwandten Freunden, z. T. Franzosen, umgeben, seit 1736 Hof hielt, studierte er den Philosophen der „Aufklärung“ Wolff, stand mit deren geistreichstem Vertreter Voltaire in Briefwechsel und verfasste zwei für seine Auffassung von den Aufgaben der preussischen Politik und des Herrschers bezeichnende Schriften, die „Betrach- tungen über den gegenwärtigen Zustand des europäischen Staatensystems“ und den „Antimachiavell“ (Widerlegung der Anschauungen einer durchaus bedenken- losen Gewalt- und Machtpolitik, die der Florentiner Nicolo Machiavelli [1469 bis 1527] in seinem Buch „vom Fürsten“ dargelegt hatte, beeinflusst von der politischen Praxis seiner Zeit und eigener pessimistischer Beurteilung der Menschen und geleitet von dem sehnsüchtigen Verlangen nach einem italieni- schen Nationalstaat, zu dessen Schaffung er jede zweckdienliche Verletzung von Treue, Recht und Humanität für zulässig hielt). Friedrich Ii. (1740—86) übernahm am 31. Mai 1740 die Regierung, die er als „erster Diener des Staates“, aber absoluterherrscher führte. Seine ersten Regierungs- handlungen waren Abschaffung der Folter, Sorge für eine freie Presse und die Erklärung „die Religionen müssen alle toleriert werden; hier muss ein jeder nach seiner Facon selig werden.“ Der Versuch zur Geltendmachung der Ansprüche seines Hauses auf Jülich-Berg, an deren Unterstützung Preussen seine An- erkennung der pragmatischen Sanktion geknüpft hatte, begegnete der ablehnenden Haltung des Kaisers, sowie Frankreichs und Englands. Da bestimmte ihn der Tod Kaiser Karls Vi. (Ok- tober 1740), die alten Ansprüche seines Hauses auf Teile Schlesiens (s. S. 220) a u f z u n e h m e n. Karls Erbin war seine 23jährige Tochter, Maria Theresia, Gemahlin des Grossherzogs von Toskana, Franz Stephan von Lothringen (s. S. 249), kraft der pragmatischen Sanktion, die aber der von Ferdinands I. ältester Tochter abstammende Kurfürst Karl Älbrecht von Bayern, Schwieger- sohn Josephs Ii., unter, thatsächlich nicht zutreffender, Berufung auf Ferdinands I. Testament (s. S. 71) nie anerkannt hatte; auch Kurfürst Friedrich August Ii. von Sachsen (1733—63, seit 1734 als

10. Neue Zeit - S. 381

1897 - Stuttgart : Neff
381 Zweiter Abschnitt. Die Zeit der Kämpfe um Verfassung und National- staat in Mittel-, Süd- und Westeuropa (1815—1871). Kapitel Xxxi. Europa 1816—1847. §117. Das geistige Leben Deutschlands im Zeitalter der Romantik. Die Aufklärung war durch die Entwickelung der Philosophie und schönen Litteratur in der zweiten Hälfte des Xviii. Jahrhunderts überwunden, ihr rationalistisches Ideal durch das der „Humanität“ ersetzt worden: die Aufgabe des geistigen Lehens wurde jetzt in einer der Eigenart jeder Er- scheinung gerecht werdenden Würdigung und innerlichen Aneignung aller in der Menschheitsgeschichte wirksamen Kräfte gefunden. Ihren Ausdruck fand diese Richtung in der Begründung einer Weltlitteratur durch Herder und Goethe, in dem ästhetischen Idealismus Schillers und Goethes, in der „spekulativen“ Philosophie J. G. Eichtes (1762—1814), Schellings (1775—1854) und Hegels (1770—1831), die das gemeinsam haben, dass sie die begriffliche Grundlage, die Kant für die Bewältigung des Ideenstoffs geschaffen hatte, benützten, um die Welt als ein mit immanenter Notwendigkeit sich entwickelndes System der Vernunft zu begreifen, und in der Religionsphilosophie Schleiermachers (1768 bis 1834), der in seinen „Reden über die Religion“ (1799) diese als „unbe- dingtes Abhängigkeitsgefühl“ fasste und in ihr selbständiges Recht neben den andern Grundrichtungen menschlichen Geisteslebens einsetzte. Der schöpfe- rischen Richtung ging eine kritische, teilweise auflösende, der spekulativen eine empfindsame zur Seite. In der Philosophie wiesen Schleiermacher und Herbart (1776—1841), der Begründer einer auf philosophischen, bzw. psycho- logischen Grundannahmen ruhenden ivissenschaftlichen Pädagogik, auf die Grenzen des menschlichen Erkennens hin, und dem optimistischen Panlogismus Hegels („alles Wirkliche ist vernünftig“) trat Schopenhauers (1788 bis 1838) Pessimismus entgegen, der den nie zu wahrer Befriedigung ge- langenden Willen als schöpferisches Prinzip betrachtet. In der schönen Litteratur übertrieb die „ältere Romantik“ der Brüder Schlegel (August 1767—1845 und Friedrich 1772—1829) und Tiecks (1773—1853) den Grundsatz, dass jede Erscheinung aus ihren eigenen Bedingungen be- urteilt werden müsse, in ungesunder Weise bis zum Verzicht auf jede objektiv gültige Norm, was sich auf ethischem Gebiet in der'unterscheidung zwischen bürgerlicher und „genialer“ Sittlichkeit, auf ästhetischem Gebiet in einem bei Jean Paul (Friedrich Richter 1763—1825) humoristisch-sentimentalen, bei den eigentlichen Romantikern gegen alles und alle ironischen, vermeintlich über- legenen Spielen mit geistreichen Einfällen aussprach. Die schweren Zeiten der Napoleonischen Herrschaft brachten eine V e r- tiefung und Erstarkung der sittlich -religiösen Motive; diese fand einen unmittelbaren Ausdruck in der patriotischen Erhebung der Frei- heitskriege und übte eine dauernde Nachwirkung durch den viel grösseren
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