71
A. Europa im Allgemeinen.
find 16) die Mineralquellen. Auch Salpeter, Alaun,
Vitriol und Schwefel sind hinreichend.
§. 21. Die Eintheilung Europa's nach natürlichen
Grenzen (§. 130 d. Einl.) ist ziemlich willkürlich. Gewöhn-
lich theilt man dasselbe in West- und Ost-Europa. Eine
Linie, vom Nordkap durch den bottnischen Meerbusen und die
Ostsee bis zur nördlichen Spitze hes adriatischen Meeres gezo-
gen , bildet die Grenze. Alles Land, das westlich von derselben
liegt, gehört zu West», das östlich ^legene zu Ost-Europa.
Wohl ist der östliche Theil der größere, ^er westliche aber der
bevölkertste. — Bei der weitern Eintheilnn^trird am passend,
sten auf die Hauptgebirge und die größten inla»dischen Meere,
b. h. auf die Pyrenäen, Alpen und Karpathen, dann die
Nord- und Ostsee, Rücksicht genommen.
A) West-Europa begreift daher:
L die pyrenäische Halbinsel, oder 1) Portugal.
2) Spanien;
Ii. die Alpenländer, oder 1) Süd-Alpenland — Ita-
lien, 2) West-Alpenland r=z Frankreich, 3) Nord-
Alpenländer — Helvetien und Deutschland;
Iii. die Nordsee-Länder, oder 1) Säd-Nordseeländcr
= Belgien und Holland, 2) West-Nordseeländer
— das britische Reich oder die Inseln Großbritan-
nien und Irland, 3) Ost-Nordseeland — Dänemark;
Iy. die Ostsee-Länder, oder 1) Nordwest-Ostseeländer
— der schwedische Staat oder Schweden und
Norwegen.
v) Ost-Europa umfaßt:
I. die Ostsee-Länder, oder 1) Ost-Ostseeland r=r
Rußland, 2) Süd-Ostseeländer Preußen und
Polen;
Ii. die karpathischen Lander, oder 1) Nord-Karpathen-
land — Galizien, 2) Süd-Karpathenländer —
Ungarn, die Türkei und Griechenland.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa West- Ost-Europa Ostsee Ost-Europa Ostsee West-Europa Portugal Spanien West-Alpenland Frankreich Helvetien Deutschland Belgien Holland Irland Ost-Nordseeland Schweden Norwegen Ost-Europa Ost-Ostseeland Polen Galizien Ungarn Griechenland
I
112 Die Türken vor Wien.
neuerte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung
ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch
entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft
wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine Ab-
änderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die
Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter
ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze
sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch
Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge-
müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe.
Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den
Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Streitern gegen
Wien 1683. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte (mit
21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Hauptstadt,
bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-Königs
Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Belagerungs-
heer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs und
Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch abnahm,
wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom türkischen Joche
befreit und ein Reichstag zu Preßburg (1687) übertrug dem öster-
reichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge. Nachdem die
Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während 150 I. aus
ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl von Lothrin-
gen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern und Prinz
Eugen von Savoyen in Bosnien und Serbien ein und setzten den
Krieg mit solchen: Glücke fort, daß man nach der Einnahme der
Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türkischen Provin-
zen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und namentlich der
3. Raubkrieg Ludwig's Xiv. verhinderte die Vertreibung der Türken
aus Europa. Doch der glänzende Sieg des Prinzen Eugen von
Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über die Theiß gehen wollte
(1697), führte den Frieden zu Carlowitz 1699 herbei, in wel-
chem der Kaiser Siebenbürgen, welches der Großfürst (schon 1696)
an ihn, als seinen Schntzherrn, abgetreten hatte, behielt; von Un-
garn blieb den Türken nur der Theil auf den linken Ufern der
Maros und der Theiß, so daß auch das früher (vor 1526) zu Un-
garn gehörende und in diesem Kriege wiedereroberte Slavonien bei
Oesterreich blieb.
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Savoyen Eugen Carlowitz
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Eugen_von_Savoyen Eugen Zenta Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwigs Joseph_Clemens Wilhelm Wilhelm Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Jakobs Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Baden Donau Karlowitz Karlowitz Belgrad Ungarn Wien Spanien Niederlanden Luxemburg Luxemburg Spanien Luxemburg Frankreich Hamburgs Brandenburg Ludwigs_Xiv Spanien Schweden Bayern England
322
Bayern unter Karl Theodor.
Ludwig Xvi von Frankreich um Vermittlung gewendet hatte.
Als Friedrich Ii eine an den Wiener Hof schriftlich erlassene
Abmahnung nicht befolgt sah, ließ er (im Juli 1778) seine
Truppen in Böhmen einrücken. Maria Theresia sah den Krieg
so ungerne, daß sie nach einigen Märschen imb unbedeutenden
Scharmützeln (im August) ihren Minister Thugut an den
König nach Kloster Braunau sandte und heimlich, ohne Wissen
ihres Sohnes, über den Frieden unterhandeln ließ. Der alte
Preußenkönig wwllte nichts aufs Spiel setzen und war zu
billigen Vergleichsvorschlägen geneigt; allein Joseph und der
ihm ergebene Kaunitz beharrten auf einer Entscheidung durch
die Waffen. Im Winter 1778 begann der Krieg auf's neue in
Oberschlesien, wurde aber, nachdem (gegen das Ende von
1778) ein Heer der russischen Kaiserin Katharina drohend an
Oesterreichs Grenzen erschienen war, vor einem entscheidenden
Treffen in den ersten Tagen des März 1779 abgebrochen. Am
7. März 1779 wurde ein Waffenstillstand geschlossen und als-
bald zu Teschen ein Congreß eröffnet, dessen Verhandlungen
der Entwurf zu Grunde gelegt wurde, den der französische Ge-
sandte zu Wien, Baron von Breuteuil, gefertigt und dabei
den Vergleichsvorschlag, den Friedrich Ii im abgclaufcnen Jahre
im Kloster zu Braunau entworfen, wesentlich berücksichtigt hatte.
Die Hauptpunkte des am 13. Mai 1779 Unterzeichneten Friedens
waren: Oesterreich erhält von Bayern das Inn viertel, d. i.
den von den Flüssen Donau, Inn, Salza und Traun umfaßten
Bezirk, gibt alles andere in Besitz genommene Land zurück und
entsagt den Ansprüchen darauf; Preußen erhält die Zusicherung
der Erbfolge in Ansbach und Baireuth, Sachsen für seine
Ansprüche sechs Millionen Gulden und der Herzog von Meck-
lenburg das Privilegium, daß seine Unterthanen von seinen
Gerichten nicht an das Reichsgericht appellircn dürfen (privile-
gium de non appellando). Salzburg, das von älteren Zeiten
her eils Millionen meistens aus Rechnungen über Salz forderte,
erhielt 430,000 Gulden, und der schwäbische Kreis, der
Donauwörth als ehemalige Reichsstadt begehrte, bekam 10,000
Gulden. Die Theilnehmer des Friedens erkannten die Erbfolge
der pfälzischen Wittelsbacher in Bayern an und sicherten den
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Ludwig_Xvi_von_Frankreich Ludwig Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia August Joseph Kaunitz Katharina Friedrich_Ii Friedrich
126
Sieg bei Wagram am 5. nub 6. Juli. Waffenstillstand von
Znaym, Friede zu Wien im Oetober.
Hauptabtretungen Oesterreichs: Krain, Grätz, Triest, ein
Theil Kroatiens und Dalmatiens •— daraus in Verbindung mit
dem ehemals venetianischen Dalmatien und Istrien (beide vom
Königreich Italien abgetrennt) der Staat der illyrischen Pro-
vinzen gebildet; Westgalizien an das Großherzogthum Warschau;
Salzburg an Baiern, das dafür Südtyrol an das Königreich
Italien, andere Besitzungen an Würtemberg und Würzburg
abgiebt.
Unterdrückung der Tyroler; Gefangennehmung und Er-
schießung Hofers (trotz der Amnestie) 1810. Der Herzog von
Braunschweig nach England.
Scheidung Napoleons von seliger Gemahlin Josephine, Ver-
mählung mit der Erzherzogin Maria Luise, Tochter des Kaisers
Franz Ii, durch des Grafen Metternich (früher Gesandter in
Paris, dann Stadions Nachfolger) Vermittelung. Der König
von Rom (geb. 1811, gest. 1832) der einzige Sohn dieser Ehe.
— Oesterreichs Staatsbankerott.
Weiterer Zuwachs des Napoleonischen Reiches: 1810 durch
den Kirchenstaat (Abführung des Papstes nach Frankreich und
Savona) durch Holland, dessen König verzichtete; durch das nörd-
liche Königreich Westfalen, Oldenburg und die drei norddeutscher:
Hansastädte — einen Landstrich, der von der Lippemiindung bis
Travemünde an der Ostsee reichte.
V. Gegen Rußland 1812.
Die größte und ungeheuerlichste Unternehmung Napoleons,
aber auch der Anfang feines Endes.
Seit Oesterreichs Fall 1809 waren nur noch zwei Mächte
in Europa unabhängig von Napoleon — England und Rußland.
Bei der Unmöglichkeit, den Inselstaat selbst mit Erfolg anzugreifen,
sollte Rußland überwältigt und, auf dem Wege durch Persien,
England in Ostindien angegriffen werden.
Allmähliche Lockerung des guten Einvernehmens zwischen
den beiden Kaisern. Die Vergrößerung des Großherzogthums
Warschau im Wiener Frieden als Anfang der Wiederherstellung
Polens, demnach als Feindseligkeit gegen Rußland betrachtet;
die Beraubung des Herzogs von Oldenburg, eines Verwandten
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Extrahierte Personennamen: Hofers Napoleons Josephine Maria_Luise Maria Franz_Ii Franz Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wien Oesterreichs Krain Triest Kroatiens Dalmatien Istrien Italien Warschau Salzburg Baiern Italien England Paris Rom Oesterreichs Frankreich Savona Holland Westfalen Oldenburg Ostsee Napoleons Oesterreichs Europa England Persien England Ostindien Großherzogthums
Warschau Polens Oldenburg
Einfluß und den schwachen König, für das Alleinrecht der katho-
lischen Kirche, in vergeblicher Hoffnung aus) Frankreichs Beistand.
Kriegserklärung der Pforte an Rußland wegen einer Grenz-
verletzung 1768. Das Kriegsglück der Russen nähert die be-
sorgten Nachbarstaaten Preußen und Oesterreich einander, nur die
russischen Uebergrifse zu hindern und den Türkenkrieg zu endigen.
Zweimalige Zusammenkunft Friedrichs Ii und Josephs Ii
(römischer König 1764, Kaiser 1765—1790) in Neiße 1769 und
Neustadt bei Austerlitz 1770.
Die Idee einer Theilung Polens voll Rußland ausgehend,
auch von Oesterreich zuletzt angenvmnien 1772. Friedrich erhält
das polnische Preußen und das Bisthum Ermeland (das jetzige
Westpreußen, mit Ausnahme von Danzig llnd Thorn), ein Stück
von Grvß-Pvlen, bald noch durch den Netzedistriet erweitert —
zusammen 645 Qm.; -— eine Brücke zwischen Ostpreußen und
seinen Stammlanden. Rußland erhält 3500; Oesterreich nament-
lich Galizien und Lodomirien, zusammen 2500 Qm.
2. Der Bairische Erbfolgekrieg 1778—1779.
Mit Maxiinilian Joseph starb Ende 1777 die jüngere Wit-
telsbachsche Linie aus; es erbte der kinderlose Karl Theodor voll
Pfalz-Sulzbach. Ansprüche des Kaisers auf bedeutende bairische
Territorien, zll deren Abtretung er den neuen Kurfürsten nöthigt.
Protest des präsumtiven Erben Karl August, Herzogs voil
Pfalz-Zweibrückell unter Friedrichs Anregung ilnd Schutz, der
sich mit Sachsen, Rußland und Frankreich verständigt hatte.
Ein kurz dauernder Einfall der Preußen in Böhmen, durch
Krankheiten und Mangel gehemmt, blieb ohne entscheidenden Zn-
sammenstoß. Frankreichs nub Rußlands Vermittlung führte zun:
T e s ch e n e r Frieden 1779: Oesterreichs Ansprüche werden durch i
Abtretung des Inn Viertels (zwischen Donau, Inn nub Salza,
etwa 40 Qm.) abgefunden. Preußens Stellilllg in Deutschland
hob sich durch diesen an sich ereignißlosen Krieg bedeutend, noch
mehr durch Friedrichs letzte politische Thal,
3. Die Gründung des deutschen Fürstenbnndes 1785.
Joseph Ii, seit seiner Mutter Tod (1780) auch Herr der
habsburgischen Läilder, mit Rußland im Bund, gewann 1784
Herbst, historisches Hülfsbuch Itt, T
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Joseph Karl_Theodor Karl Karl_August Karl August Friedrichs Friedrichs Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Oesterreich Friedrichs Josephs Neiße Oesterreich Danzig Thorn Oesterreich Galizien Pfalz-Sulzbach Sachsen Frankreich Oesterreichs Donau Deutschland Friedrichs
— 134 —
verteidigten Szigeth, 71 Jahre alt, starb (1566). Nach dem Pall Szigeths
zog das türkische Heer sich zurück, und es wurde ein Friede auf acht
Jahre auf Grundlage des status quo geschlossen. (Ueber die türkische
Eroberung Cyperns und die Niederlage bei Lepanto s. S. 110.) Grössere und
kleinere Grenzüberfälle, meist von seiten der Türken bzw. Siebenbürgens,
wiederholten sich während des äusserlichen Friedenszustandes. Die Gefahr
eines grossen Türkenkrieges, die infolge der Wahl Maximilians durch einen
Teil der Polen (1575) eintrat, verschwand mit dessen baldigem Tode. Schon
unter Ferdinand begann die systematische Ansiedelung von Serben („Uskoken“),
die steuerfrei blieben, eine Grenzwacht bildeten und gegen Sohl zu Kriegs-
diensten verpflichtet waren, im südlichen Grenzgebiet des habsburgischen
Ungarn. Die Türkei griff, obwohl 1590 der Friede auf längere Frist
erneuert worden war, 1598 wieder an. Als 1595 durch Abfall Sigmund
Bathorys, der Moldau und der Rumänen die Türken von schweren Verlusten
betroffen worden waren, zog Mohammed Iii. 1596 selbst aus, nahm Erlau und
behauptete es in dreitägiger Schlacht bei Keresztes (an der Theiss). Nach
einigen Jahren überwiegender Erfolge gestaltete sich der Krieg immer un-
günstiger für die Kaiserlichen (1600 Verlust Kanicskus, der Vormauer Steier-
marks), auch infolge des Missregiments, der schweren Ausschreitungen der
Söldner und der politischen und konfessionellen Bedrückung im habsburgischen
Ungarn und in Siebenbürgen, das Bathory 1597 an Rudolf abgetreten hatte.
In Siebenbürgen warf sich der Magyare Stephan Böeskay als Fürst auf, indem
er-»sich an die Türken anlehnte; er besiegte ein habsburgisches Heer und
bestimmte die (zum Teil deutsche) Stadt Kaschau in Oberungarn, der jede
protestantische Religionsausübung untersagt und ihr umfassender Besitz an
Landgebiet abgesprochen worden war, ihm beizutreten. Ein ungarischer Reichstag
ernannte ihn zum Fürsten von Ungarn und Siebenbürgen; bald darauf be-
stätigte ihn der Sultan als König von Ungarn-Siebenbürgen. Die Erhebung
Böeskays ermöglichte den schon länger erschöpften Türken, obwohl sie durch
Aufstände in Kleinasien und einen gefährlichen Krieg gegen das schiitische
Persien (Abhas d. Gr. 1586—1628) in Anspruch genommen waren, wieder
Fortschritte zu machen. Erzherzog Matthias schloss im Namen
seines Bruders Rudolf Anf. 1606 mit den ungarischen Ständen und
Böeskay in Wien einen Friedensvertrag, der den Adeligen, den
Freistädten und den königlichen Marktflecken, sowie den Grenztruppen freie
Religionsübung (d. h. katholische oder lutherische oder calvinistische)
zusicherte, den Ständen Aussicht auf Sicherung ihrer Freiheiten bot und
Böeskay (f 1610) das Fürstentum Siebenbürgen samt nördlichen und nord-
westlichen Grenzgebieten zuerkannte (etwa 2000 Q.-M. gegen 1200 Q.-M.
des österreichischen Ungarns). Gegen Ende des Jahres 1606 schloss
Matthias einen zwanzigjährigen Waffenstillstand mit den
Türken auf der für diese günstigen Grundlage des status quo, aber ohne
Verpflichtung zu jährlichem Tribut. Seit 1610 gab es vier ungarische Pa-
schaliks: Ofen, Temeswär, Kanicska und Erlau.
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Extrahierte Personennamen: Pall_Szigeths Lepanto Maximilians Ferdinand Ferdinand Sigmund
Bathorys Mohammed Rudolf Rudolf Stephan_Böeskay Matthias Rudolf_Anf Rudolf Matthias
359
nen Erfolg durch Ausnützung zu einem wirklichen Sieg zu
machen, während Napoleon alles that, um sich für eine neue
Schlacht ein entscheidendes Uebergewicht zu sichern, und den
Vizekönig von Italien nach dessen Sieg bei Raab an sich zog.
Am 5. und 6. Juli erfolgte die mörderische Schlacht bei
Wagram, die den Erzherzog zum Rückzug nach Mähren zwang;
am 11. Juli wurde der Waffenstillstand von Znaym geschlossen,
der ein Drittel des österreichischen Gebiets den Franzosen über-
liess und Tirol preisgab. Trotzdem erwehrten sich die Tiroler
noch einmal der Feinde, am 15. August zog Hofer zum dritten-
mal in Innsbruck ein und übernahm die Regierung des Landes.
Dagegen wurden die Vorarlberger im August zur Niederlegung
der Waffen gezwungen; gleichzeitig endete ein mit bedeutenden
Streitkräften unternommener Angriff der Engländer auf Holland
mit einem gänzlichen Misserfolg; nur die Insel Walcheren an
der Scheldemündung hielten sie bis Dezember 1809 besetzt.
Der Wiener Friede und seine Folgen. Am 14. Oktober
1809, zwei Tage nach dem Mordversuch eines jungen Naum-
burgers, Friedrich Staps, auf Napoleon, wurde der Wiener
(oder Schönbrunner) Friede geschlossen. Oesterreich musste
85 Millionen fr. zahlen und 2150 Qm mit 31/2 Millionen Ein-
wohnern abtreten: Bayern erhielt Salzburg mit Berchtesgaden,
das Innviertel und das westliche Hausruckviertel, Russland den
Kreis Tarnopol, das Warschauer Grossherzogtum Westgalizien
(mit Krakau); aus den bisher österreichischen Gebieten südlich
der Save wurde der Staat der illyrischen Provinzen unter der
Oberhoheit Napoleons gebildet; Oesterreich war damit vom
Meer abgeschnitten. Von anderen jetzt vorgenommenen Besitz-
veränderungen waren die wichtigsten, dass Regensburg und
Baireuth an Bayern kamen, Südtirol an das Königreich Italien,
das Pusterthal an die illyrischen Provinzen, Ulm an Württem-
bergr. Tirol musste erst noch unterworfen werden; nachdem der
aufgebotenen Uebermacht gegenüber der Widerstand endlich auf-
gegeben war, rief Hofer, durch Vorspiegelungen falscher Freunde
verleitet, im November seine Landsleute wieder zu den Waffen;
durch Verrat gefangen wurde er auf Befehl Napoleons 20. Fe-
bruar 1810 in Mantua erschossen. Für Oesterreich hatte der un-
glückliche Krieg den völligen Verzicht der jetzt von Metternich
geleiteten Politik auf Reformen im Innern, auf Selbständigkeit
im Aeussern und 1811 einen Staatsbankerott zur Folge.
§ 109. Napoleon auf der Höhe seiner Macht; der spanische Krieg.
Napoleons gewaltthätiges Schalten. Napoleon, den der
Sieg über Oesterreich vollends zum unumschränkten Herrn Mittel-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Raab August August Friedrich_Staps Friedrich Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Holland Oesterreich Salzburg Berchtesgaden Russland Krakau Oesterreich Italien Ulm Napoleons Mantua Oesterreich Napoleons Oesterreich
409
unter Anerkennung der Habsburgischen Dynastie, und zugleich im eigenen
Interesse für die inneren Gegner der österreichischen Regierung, andrerseits
die den Ungarn feindlichen Stämme für diese Regierung stritten. Nachdem
der zum Oberbefehlshaber in Ungarn ernannte Graf Lamberg in Pest ermordet
worden war (Ende September 1848), wurde Windischgrätz, der Besieger Wiens,
gegen die Ungarn gesandt (Ende 1848); aber Bern jagte die österreichischen
und aus der Walachei herbeigerufene russische Truppen aus Siebenbürgen,
und Görgei zwang durch seine Siege über Windischgrätz bei Isaszeg-
Gödöllö und Waitzen (6. und 9. April 1849) die Oesterreicher zur Räu-
mung Ungarns; nun riss Kossuth, gegen den Willen Görgeis, den
ungarischen Reichstag indebreczindazuhin, das Haus Habs-
burg für abgesetzt zu erklären (14. April 1849). Auf dies hin erbat
und erhieltfranzjosephdierussischehilfe; während die Russen
unter Paskjewitsch durch die Karpathen in Ungarn und Siebenbürgen ein-
drangen, rückte der neue österreichische General Haynau unter siegreichen
Gefechten gegen die Theiss vor; der „Gubernator“ Kossuth dankte ab und
flob, der neue Diktator Görgei übergab sich und den Rest des
ungarischenheeres beivilägos (18. August 1849) bedingungslos den
Russen. Diese lieferten die Gefangenen an Haynau aus, der furchtbare
Blutgerichte verhängte. Ungarn war eine eroberte Provinz des (von
1851 an wieder absolutistischen) österreichischen Gesamtstaats.
Die Niederlage der preussisehen Politik und die Her-
stellung des Bundestags. Nachdem Oesterreich mit den innern Geg-
nern fertig war, strebte Schwarzenberg, ihm seine frühere Stellung in Deutsch-
land wieder zu verschaffen; dazu war die Sprengung der Union nötig, und
der preussische König kam ihm hierin bei seiner Abneigung gegen alles, was
mit der Revolution zusammenhing, entgegen. Er schloss mit Oesterreich
September 1849 das „Interim“, dem zufolge der deutsche Reichsver-
weser 20. Dezember 1849 seine Gewalt in die Hände einer aus
zwei österreichischen und zwei preussisehen Mitgliedern
bestehenden „Bundeszentralkommission“ niederlegte. Als
die Wahlen für das Unionsparlament anberaumt wurden, traten Sachsen und
Hannover aus dem Verwaltungsrat der Union aus und protestierte Oester-
reich, weil der Deutsche Bund noch zu Recht bestehe. Das 20. März 1850
in Erfurt zusammengetretene Unionsparlament nahm den von den verbündeten
Regierungen vorgelegten Verfassungsentwurf an und revidierte ihn sofort
deren Wünschen entsprechend; aber der preussische König konnte sich zur
Bestätigung nicht entschliessen. Ende April lud Schwarzenberg die
deutschenregierungen zur Beschickungdes Bundestags ein,
unter Protest Preussens, aber mit Erfolg bei den vier andern Königreichen,
bald auch bei Staaten, die noch zur Union .gehörten, so Hessen-Kassel.
Preussen gab zunächst unter dem Druck Russlands in
der Schleswig-Holsteinischen Frage vollends nach,
indem es in dem Juli 1850 mit Dänemark geschlossenen Frieden
die Herzogtümer sich selbst überliess. Die Schleswig-
Holsteiner nahmen den Kampf allein noch einmal auf; sie
wurden bei Idstedt (24. und 25. Juli) geschlagen, be-
haupteten aber Holstein gegen die Dänen. Oesterreich trat
dem von Frankreich, England, Russland und Schweden 4. Juli
1850 aufgestellten (ersten) Londoner Protokoll bei, das die In-
tegrität des dänischen Oesamtstaats aussprach, und eröffnete
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Extrahierte Personennamen: Graf_Lamberg Kossuth Görgei August Schwarzenberg Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wiens Ungarn Isaszeg-
Gödöllö Ungarns Ungarn Oesterreich Sachsen Oester- Erfurt Hessen-Kassel Russlands Schleswig- Holstein Oesterreich Frankreich England Russland Schweden
111. Französische Rkvylvlipu uyd deren Folgen. 385
Mann starken Garnison von Komoru am 27. September freien Abzug. Ungarn war bezwungen und verlor seine Verfassung.' Eine neue Organisation der österreichischen Monarchie wurde nun durchgeführt und die Aufhebung der Robot- und Uuterthänigkeitsverhältnisse auf recht erhalten, Croatien aber, sowie Siebenbürgen und die sogenannte serbische Woiwodina (das Banat Temeswar und ein vom südlichen Ungarn zwischen der Theiß und Donau mit Marien-There-sienstadt abgerissenes Stück) wurden als von Ungarn unabhängige Kron-länder hingestellt (wenigstens die beiden erstern auch mit diesem Titel). Den 31. December wurde die Aushebung der Märzverfassung verordnet. Bald darauf, im April 1852, starb der Ministerpräsident, der Fürst von Schwarzenberg, Neffe des Oberfeldherrn der Verbündeten von 1813. Sein Nachfolger war B uol-Sch auen stein.
Rußland War von den Erschütterungen des Jahres 1848 unberührt geblieben und forderte jetzt, da Frankreich und England durch die Errichtung des zweiten Napoleonischen Kaiserthums getrennt erschienen, von der Pforte das Zugeständniß des Schutzes über die Bekenner der griechischen Religion auf ihrem Gebiete. Auf eine Weigerung derselben rückte im Anfange des Juli 1853 eine russische Armee in die Moldau und Wallachei. Es gelang den Vertretern der vier übrigen Großmächte: England, Frankreich, Oesterreich und Preußen in Wien nicht, aus der deshalb zusammengetretenen Conferenz die Streitenden zu versöhnen, am 26. September erklärte der Divan an Rußland den Krieg. Während Omer Pascha mit seinen Türken bei Widdin das weitere Vor-dringen der Russen zu hindern suchte, vernichtete der russische Admiral Nachimow bei Sinope am 30. November die türkische Flotte fast gänzlich. Nun liefen auch die englische und französische Flotte ins schwarze Meer ein und den 28. März 1854 erklärte England, mit dem Napoleon verbündet war, an Rußland den Krieg, während Oesterreich zur Beobachtung der Russen eine Armee an der serbischen Grenze aufstellte. Die Russen überschritten mm zwar im Anfange des April 1854 das rechte Ufer der Donau in der Dobrndscha und belagerten Silistria, aber die Aufstellung einer englisch-französischen Armee bei Varna, noch mehr aber die Forderung Oesterreichs, Rußland solle die Donaufürstenthümer räumen, bewirkte den Rückzug der Russen über den Prnth im August 1.854. Während in der Ostsee von den vereinigten Flotten Englands und Frankreichs nichts Bedeutendes erzielt wurde, die Eroberung und Zerstörung von Bomarsund auf den Alandsinseln ausgenommen, landete eine englisch französische Armee aus der Krimm bei Enpatoria am 14. September 1854 und schlug
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Extrahierte Personennamen: Fürst_von_Schwarzenberg Admiral_Nachimow Napoleon August
Extrahierte Ortsnamen: Temeswar Donau Ungarn Frankreich England England Frankreich Oesterreich Wien England Oesterreich Donau Dobrndscha Varna Englands Frankreichs Enpatoria