1877 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lübker, Friedrich
- Hrsg.: Erler, Max
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Mulvius pons
Verlangens nach geschriebenen Gesetzen. Darum kamen in rascher Folge 3 leges de multis zu Stande, über deren Verhältniß zu einander die Quellen verschiedene Angaben enthalten. Nach Nein ist folgende Annahme das Wahrscheinlichste: 1 Die lex Aternia Tarpeia, 454 v. C., dehnte diese Befugniß auch auf die andern Magistrate ans. Die Höhe der Mult wnrde dahin bestimmt, daß der Magistrat zuerst ein Schaf als Strafe auferlegte, und daß derselbe bei fortdauernden! Ungehorsam die Strafe allmählich bis auf 2 Schafe und 30 Rinder (suprema multa) steigern dürfe. Unbekannt ist der Inhalt der darauf bezüglichen lex Menenia Sestia, 452 v. C. Durch die lex Iulia Papiria konnte das Vieh in Geld abgelöst werden, nämlich das Schaf mit 10 Asses, das Rind mit 100 Asses, dadurch war willkürliche Taxation abgeschnitten. Diese aestimatio wnrde von der lex Iulia Papiria, 430 v. C., eingeführt. Von dem Multrecht machten die Magistrate oft Gebrauch, §. B. die Censoren, Prätoren, Ae-dilen (meist polizeilich) und vorzüglich die Volkstribunen, welche immer weiter um sich griffen. Doch konnten die mit einer die suprema multa überschreitenden Mult Belegten an die Tribus provociren, welche in einem ordentlichen Comitial-gericht (multae certatio) die Mult bestätigten oder nachließen (remitiere). So z. B. provocirten Feldherren, welche wegen schlechter Kriegsführung oder wegen willkürlichen Regiments, Pu-blicani, welche wegen Unterschieds Strafe bezahlen sollten, n. A. Auch die Municipalmagistrate und Provinzialstatthalter legten Multen auf. Bon gesetzlich vorgeschriebenen Multen ist zu erwähnen die der lex Licinia Sestia, wenn jemand mehr Land befaß, als das Gesetz erlaubte (s. Ager publicus), die der lex Puilia Maenia gegen Wucherer (s. Fenus) u. s. w. Bei diesen legalen Multen trat ein Magistratus als Ankläger gegen die Uebertreter auf (petere multain) oder auch eilt Privatmann. Im ersten Fall entschied das Volk, in deni zweiten der Prätor oder Recn-peratoren. Wenn das Gericht die Mult bestätigte, so erfolgte die Realexecutiou (durch Pfändung oder bonorum venditio) oder auch Personalexecution. Die Multgelder wurden ursprünglich zu religiösen Zwecken verwendet, nämlich für Götterbilder, Weihgeschenke, Feier von Spielen u. s. w.; später flössen sie in das Aerarium und zuletzt in den Fiscus.
Mulvius pons s. Roma, 11.
Mulus, mula, fjfiiovog, Maulesel, Maulthier, war sehr beliebt bei den Alten wegen großer Arbeitskraft (Hom. Ii. 23, 654. 17,' 742'.), besonders zum Ziehen, Lastentragen und Reiten; seit der 70. Olympiade fanbeit zu Olympia Wettrennen mit Mauleseln statt, doch nur für kurze Zeit, da sie keinen angenehmen Anblick gewährten, zu Rom desgleichen an den Consualien. Wenngleich in manchen Stellen^ der Alten die Dummheit dieser Thiere erwähnt wird (z. B. Plaut. Cistell. 4, 2, 12. mulo inscitior), so waren sie doch in Italien und Griechenland keineswegs fo^ verachtet wie bei uns jetzt.
Mumie s. Sarkophag.
Mummii, ein plebejisches Geschlecht: 1) Q. und ü. Mummii, Volkstribnnen im Jahre 187 v. C., widerstrebten anfangs dem ältern Cato, als dieser Real-Lexikon des class. Alterthums. 5. Aufl.
— Munatii. 753
die Familie der Scipionen mit seinem Hasse ver-1 folgte. Liv. 38, 54. Lucius wurde später Prä-tor ans Sardinien (177), wurde aber bald dnrch einen kriegstuchtigeren Mann ersetzt. Liv. 41, 8. — 2) L. Mumm., der Eroberer Korinths, ein ! Mann von großer Gutmüthigkeit, Bedächtigkeit und Redlichkeit, aber roh und ungebildet, der denjenigen, welche mit dem Transport der in Achaia erbeuteten Knnstsachen beauftragt waren, drohte, sie hätten sie wieder anfertigen zu lassen, wenn sie dieselben beschädigten. Veil. Pat. 1, 13. 14. Im Jahre 146 wurde er nämlich als Consnl nach Achaia gesandt, wo sein Vorgänger Metellns den Krieg fast schon beendigt hatte. M., selbst kein großer Kriegsheld, siegte über die Achaier durch die Unfähigkeit ihres Feldherrn Diaios auf dem Jsthmos, rückte vor Korinth, zog aber erst nach einigem Zögern in die offenen Thore der von ihren Bewohnern zum Theil verlassenen Stadt ein, ließ ranben und plündern, viele der zurückgebliebenen Einwohner tobten, andere in die Knechtschaft verkaufen und die Stadt, die fchönste Griechenlands, zerstören. Dafür erhielt er später einen Triumph und den Beinamen Achaicus. Cie. Mur. 14. off. 2, 22. Paus. 7, 16. Im Jahre 142 wurde er College des jüngern Scipio in der Censur, konnte sich aber, bei dem ganz verschiedenen Charakter beider und bei eigener Unbehülslichkeit und Ungefügigkeit, nicht mit ihm vertragen. — 3) Sp. Mumm., des vorigen Bruder und sein Legat im achaiischen Kriege, zugleich mit ihm einer der zehn Männer zu Ordnung der Provinz Achaia, schilderte in scherzhasten Versen seine dortigen Erlebnisse und wurde so der Erfinder der poetischen Epistel. Den jüngeren Scipio, mit dem er sehr befreundet war, begleitete er im Jahre 132 nach Asien. Klüger als sein Bruder, war er auch gebildeter; er wird von Cicero {Brut. 25.) als Anhänger der stoischen Philosophie und als Redner genannt. Vielleicht ist es derselbe, von dem es Cie. de or. 2, 67, 271. Heißt, Mummium cuivis tempori liomi-uem esse; doch haben die Handschriften dort meistens P. statt Sp.
Munatii, ein erst in den letzten Jahrhunderten der Republik bekannt gewordenes Geschlecht plebejischen Standes, zu welchem folgende Mitglieder gehören: 1) Mnn., Legat des Sulla, besiegte int Jahre 86 den Neoptolemos, einen Feldherrn des Mithridates. App. Mithr. 34. Ein anderer Mnn. wurde von Catilina bei dessen Abgang zum Heere in der Stadt zurückgelassen; er war sehr unbedeutend. Cie. Cat. 2, 2, 4. — 2) L. Mnn. Plancus, eilt Anhänger und Vertrauter Cäsars, unter dem er schon als Legat in Gallien gedient hatte (Caes. b. g. 5, 24.), und dem er auch int Kriege gegen Pompejus treu blieb. Nach dem Tode seines, Gönners zog er anfangs vor, den Parteien fern zu bleiben, wünschte Verzeihung für die Mörder Cäsars, suchte dann gegen Cicero's Wunsch, mit dem er in ununterbrochenem Briefwechsel stand, eine Verständigung zwischen Brutus und beit Trinmvirn anzubahnen (Cie. ad fam. 10, 6.) und ließ sich, durch Cicero's Lobsprüche und durch die Hoffnung, eine Rolle spielen zu können, verlockt, für den Senat gewinnen. Ans seiner Provinz Gallien, welche ihm noch Cäsar anvertraut hatte, zog er gegen Miitina, blieb aber
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1 Athos
hafte. Drei Tage vt>r der Eröffnung der Spiele wurde die Liste geschlossen, und nun fanden erst zu Elis sogenannte Vorübungen der Eingeschriebenen statt; stellte sich bei irgend einem mangelhafte Vorbereitung heraus, so wurde er noch von der Kampfliste gestrichen. Dann eröffneten die Kampfrichter das Fest und ließen durch den Herold die Namen der Wettkämpfer und deren Abkunft vor allem Volke verkündigen, wenn von keiner Seite ein Einspruch geschah, so wurden die Reihenfolge der Ringkämpfer und die Plätze der Wettkämpfer ausgeloost. Nachdem die Athl. nochmals alle an die Regeln des ehrlichen Kampfes erinnert hatten, gaben sie das Zeichen zum Begiuu. Während des Kampfes hatten sie jede Uebertretnng der bestehenden Gesetze zu überwachen, und weuu sie den Sieg entschieden hatten, reichten sie im Tempel des Zeus den Siegeru den Kranz dar. Nachdem sie über das Ganze ein Protokoll verfaßt hatten, in welchem die Sieger namentlich ausgeführt wurden, erlosch mit der Feier auch ihr Amt. — Der Athlotheten waren in Athen 10, auf 4 Jahre erwählt; sie hatten namentlich die Feier der großen Panathenaien zu besorgen.
Atlios, "Afrcog, berühmter Berg der makedonischen Halbinsel Chalkidike, und zwar auf der äußersten Spitze der Landzunge Akte; noch j. Athos oder Hagion Oros. Nach Hdt. 7, 22. lagen auf dieser Landspitze die fünf Städte Dion,Olophyxos,Thyssos, Kleonai, Akrothoon oder Akrathos, in deffen Nähe sich der 5962 Fuß hohe Berg erhebt. Die Landenge, welche bei Saue die Berglandschaft des Athos mit dem Festlande verbindet, ließ Xerxes auf seinem Zuge gegen Griechenland durchstechen. Hdt. 7, 23 f. Mel. 2, 2, 10. Diod. Sic. 11, 1.
Atiiu. Attii, l) T. Attius Labieuus, Tribun im I. 63, hob durch ein Gesetz die lex Cornelia de sacerdotiis auf, war Ankläger des C. Rabirins, als dieser den Satnrninns gemordet hatte, zu Guusteu des Cäsar, dem er in Gallien als Legat diente und dessen Stellvertreter er war, so oft Cäsar uach Rom ging. Caes. b. g. 1, 10. 12. Bio Lass. 51, 4. Im I. 58 besiegte er die Tiguriner, 54 die Trevirer {Caes. b. g. 5, 24. 53 ff. 6,5) mehrere Male, zog (53) gegen Lutetia und besiegte die Belgier unter Commins. Caes. b. g. 7, 57 ff. 8, 23. Bio Cass. 40, 43. Darauf abermals gegen die Trevirer gesandt, schlug er sie in einem Reitertreffen (Caes. b. g. 8, 45.). Dann machte ihn Cäsar, nm ihn zu gewinnen, zum Statthalter von Gallia Togata, trotzdem aber trat er, von Ehrgeiz verleitet, im I. 49 auf Pompejus' Seite und behandelte seine früheren Kampfgenossen mit großer Härte. Caes. b. c. 3, 71. 87. Cic. ad fam. 16, 12. ad Att. 7, 11 f. Bio Cass. 41, 4. Er war (48) Legat des Pompejus. Nach der Schlacht bei Phar-falos, au welcher er Theil nahm, flüchtete er sich Zuerst nach Korkyra, daun nach Kyrene, hierauf nach Afrika. Cic. div. 1, 32. Bio Cass. 42, 10. Blut. Caes. 52. Hier bildete er ein beträchtliches Heer, kämpfte anfangs mit Muth und Geschick gegen Cäsar, namentlich im Treffen bei Ruspina (Caes. b. Afr. 13 —18. Blut. Caes. 52.), erlitt aber mit Seipio die Niederlage bei Thapsus und floh darauf nach Spanien (Bio Cass. 43, 30. 38. ilor. 4, 2), wo er zur Niederlage der Pompejaner bei Mnnda beitrug, iudem er während des Kampfes um einen Angriff des Königs Bogndes von Maure-1
— Atii.
tanien, eines Bundesgenossen Cäsars, auf das pompejanische Lager abzuwehren, das Schlachtfeld
- verließ, aber auch seinen Tod fand. Sein Kopf wurde dem Cäsar überliefert. Caes. b. Hisp 31 - 2) Sein Sohn Q. Atius Labieuus wurde von Brutus und Cassius au den Partherkönig Orodes gesandt, um Hülsstruppeu zu erbitten. Auf die Kunde von dem Tode des Brutus und Cassius blieb er am Hofe des Orodes, dem er rieth den Antonius anzugreifen, 41 v. C. — Er zog dann mit dem Pacorns, dem Sohne des Orodes, gegen Syrien, eroberte viele Städte, schlug die Römer in einer Feldschlacht, drang bis Karien vor und sammelte zugleich die zerstreuten Anhänger seiner Partei um sich, wurde aber im I. 39 v. C. von dem Legaten des Antonius, P. Veutidius, geschlagen. Von den Parthern verlassen, floh er nach Kilikien, wurde aber später vou Demeirios, einem Freigelassenen Cäsars, gefangen genommen und wahrscheinlich getödtet. Veil. Pat. 2, 78. Just. 42, 4. Plut. Ant. 33. Bio Cass. 48, 24 ff. 39 f. — 3) P. Atius Varus, Anhänger des Pompejus, wurde Prätor vou Afrika im I. 51 v. C. Beim Ausbruch des Kampfes zwischen Pompejus und Cäsar suchte er die Landschaft Picennm gegen letzteren zu halten, mußte aber, von den Einwohnern nicht gehörig unterstützt, die Flucht ergreifen und vereinigte sich nun mit Pompejus. Caes. b. c. 1, 12. 13. Cic. ad Att. 8, 15, 3. Daraus ging er, als Pompejns nach Griechenland zog, nach Afrika hinüber, wo er Truppen sammelte (Caes. b. c. l, 31.), wurde aber von dem Legaten Cäsars, Curio, bei Utica geschlagen (2, 23 ff. App. b. c. 2, 44.). Als nach Pompejns' Ermordung der afrikanische Krieg begann, befehligte Varus die Flotte, führte dieselbe nach der Schlacht bei Thapsus dem jüugeru Pompejus zu, erlitt bei Carteja eine Niederlage zur See und fand bei Mnnda seinen Tod. Caes. b. Hisp. 27 ff. Bio Cass. 43, 30 f. — 4) M. Atius Balbus, vermählt mit Cäsars Schwester Julia, Schwiegervater des C. Oetavius, dem er seine Tochter Atia (gest. im I. 43 v. C., Veil. Pat. 2, 60. Suet. Oct. 61.) zur Ehe gab und dadurch Großvater des nachmaligen Kaisers Augustus wurde; er bekleidete die Prätnr im I. 59 v. E., verwaltete dauu Sardinien und leitete später die Ver-theilung der Ländereien in Eampanien unter das Volk. Suet. Oct. 4. Cic. Phil. 3, 6. — 5) L. Attius (besser Accius), der Sohn eines Freigelassenen, geb. irach dem Zengniß des Hieronymus 170 v. C. in Pisanrum, gestorben nm 94, Nebenbuhler des bereits alternden Paeuvius und mit manchem vornehmen Römer befreundet, aber von Seiten seiner Lebensverhältnisse wenig bekannt. Kraft und Aufschwung römischer Charakterstärke, nicht formale Vollendung und Sorgfalt wurden an diesem Dichter gepriesen, den man als den Gipfel der nationalen Tragödie betrachtete. Seine zahlreichen (wenigstens 37) Stücke (worunter zwei praetextata e: Aeneadae s. Decius und Brutus, sein berühmtestes Stück), deren Inhalt meistens aus deu drei großen Tragikern, insbesondere aus Aischylos, der ihn besonders anzog, geflossen war, behielten längere Zeit eine höhere Geltung, doch mehr wegen der lebendigen Geistesgröße und der kraftvollen Darstellung, während Archaismen, un-correcte Wortfügung und mannigfache Nachlässigkeit ihn als Meister der Dichtung nicht empfahlen.
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Amölymgld — dlultijtrig.
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Wolle oder Garn zum Schmucke der Fürsten. Das Diadem der ägyptischen Gottheiten und Könige war mit dem Symbol der heiligen schlänge versehen; das bacchische (*Qijdeiivov), bog die Kunst besonders bei dem indischen B. hat, umwindet Stirn und Schläfe mit herabhängenden Enden: das persische war um die Trara (Turban) aeschlnnqen, von blauer, weißdurchwirkter ^arbe. Der Umstand, daß Antonius dem Cäsar em iol-ches an den Lnpercalien aussetzte, beförderte seine Ermordung. Gic. Phil 2, 34, 85 ff. Die Kaiser enthielten sich zuerst dieses gehässigen Schmucke^, aber Dioeletian führte es ein, und Conftantin der Gr. schmückte es noch mit 1 — 2 Reihen von Per len und Edelsteinen. _
Alaölxaöia, eine besondere *lrt per Jud)tj
/ L Vv t-V Lf t Vv y nnv Vv|V»
Händel in Athen, Prioritätsstreit. Sie trat ein, wenn Zwei ober mehr Personen auslchlletzliche vut-
,ue,iu ö,vci vw. mehr Personen ausschließliche
spräche auf ein und dieselbe Sache zu haben behaup teten, oder wenn es streitig war, wer unter mehreren Personen zu einer bestimmten Leistung verpflichtet sei. Die Diadikasie läßt sich uicht auf bestimmte Fülle beschränken. Am häufigsten kam sie bei Erbschastsstreitigkeiteu und Leiturgieen vor, ebenso bei Eonfiseatiouen, wenn jemand die eingezogenen Guter oder einen Theil derselben beanspruchte. — Das Beanspruchen des shcuitv oder Besitzes, welches schriftlich geschehen mußte,
hieß (Xfiq)icßr]Tsiv, dvtiyqcccpsgd'cci- ocfiqpioßrjtrjg/v.
Beim Erheben des Einspruches war eine Parasta sis (vgl. d.) zu erlege«. Vgl. auch Erbrecht,
4. lutd Leiturgia, 5. r . „ „
Aiccdo/o^, bet Nachfolger, ipezieüer )!ame für die Nachfolger Alexanders in den getrennten Reichen der großen makedonischen Monarchie bei den späteren Historikern: außerdem hiesz so der Neuplatoniker Proklos (412 n. C.) als Nachfolger des Syrianos.
Diariunienos s. Bildhauer, 6.
Diagöras, diayoqccg, l) einer der größten hellenischen Athleten, gebürtig aus Rhodos, Zeit-geuosse Pindars. der ihm die 7. Olympionike ge widmet hat. Er war nsqiod'ovinris, d. H. er hatte als Hauptkämpfer in allen vier großen heiligen Spielen gesiegt, und begeisterte durch sein Beispiel seine Söhne und Enkel zu gleichen Siegen. Als zwei seiner Söhne in Olympia als Hieroniken gekrönt wurden, setzten sie ihre Kränze dem Vater 'auf und trugen ihn im Triumph uiv | ter dem Zujauchzen und Glückwünschen der ihm Blumenkränze zuwersenben Menge umher. Da rief ein Lakebaimonier: Stirb, Diagoras, beim
in den Himmel wirst du nicht steigen. _ Gic. tusc. 1, 46, 111. Plut. Pelop. 63. Seine Statue vou Kallikles stand in Olympia. — 2) D., Sohn des Teleklides, mit dem Beinamen ätfsog, um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. C., Zeitgenosse des Pinbar und Sirnonibes, des Demokrit, Pro-tagoras und Sokrates, verließ früh seine Hei matsinsel Melos und lebte größtenteils in Athen. Ju seiner Jngenb mit der Poesie (Dithyramben 1 und Hymnen) sich beschäftiget, schloß er sich später der atomistischen Philosophie und Demokrit an und wurde so zu einem Gegner sowohl der Volksreligion als der Mysterien. Demgemäß leugnete er die herkömmlichen Götter, veröffentlichte und verspottete die Mysterien, in die er sich hatte einweihen lassen, und hielt Andere von der
Theilnahme daran ab. Dies erbitterte die Athener so, daß sie einen Preis auf feinen Kopf setzten {Aristoph. Av. 1073 f. mit b. Schol.) und seine Schriften vernichteten. Er floh nach Ko rinth wo er gestorben sein soll. Gic. n. ä. 1, l, 2. 23, 63. 42, 117. 3, 37, 89. 2 kurze Fragmente feiner Gebichte f. bei Bergk, poet. ly r. Graec. p. 1222.
diayqatpsiq \. ’En Lyqcccpstg.
Diaita, dicazcc, ganz allgemeiner Ausdruck snr jedes Zimmer, so für Speisesaal, Schlafzimmer, Gartenfalon u. s. w., ja sogar für em ganzes Logis oder Flügel des Hauses. Auch bte schiedsrichterliche Ausgleichuug.
Jtait?jt?is, Schiebsrichter. Zur Bermeibung der meist kostspieligen Processe vor den orbent liehen Gerichtshöfen der Heliasten konnten bte Parteien in Athen in Eivilsachen die Entscheidung eines Schiebrichters, Diaiteten, nachsuchen. Es gab öffentliche Schiedsrichter und durch Ueberern-kommen der Parteien gewählte Privatschiebsmän-ner. Ersterer gab es nach einer Inschrift (bet Roß, Deinen S. 22.) ans Ol. 113, 4. 325 v. E. wenigstens 104. Besolbet waren sie mcht, boch hatte der Klüger und der Verklagte jeber emc Drachme als Gebühr (nuqüotctolg) und etne Drachme bei jedem Fristgesuch zu bezahlen. Sie konnten jeder Zeit wegen Vergehen in ihrer Amts-führung durch eine Eisangelie bei den ^ogiften be langt werben; die Strafe, die sie traf, würde jebesmal nach der Gröhe des ^-ergehen^ abge schätzt (ayav tifirjrog). — Äöcis die Eompetenz der Diaiteten betrifft, so konnte jede Civilsache an sie gebracht werden, und in den ältesten Zeiten bildeten sie vielleicht eine Instanz, die nicht über-gangeu werden durfte. In bet demosthenischen «eit aber war bies durchaus nicht der Fall, sondern es staut) dem Kläger frei, feine Sache durch deu proeeßeiuleiu'ttden Magistrat sogleich bei den Heliasten anhängig zu machen. Man wählte indessen gern die Diaiteten , einmal der geringeren Kosten wegen, und sodann, um die Instanz nicht zu verlieren. Es konnte nämlich unter allen Umständen von der Entscheidung des Diaiteten Ap pellation (iqp£<ns) an den Richter stattfindet!. -Die Einführung des Rechtshanbels vor den statteten entsprach dem Verfahren, wie e* in allen Eivilsachen gesetzlich war. Der Kläger hatte stch also an den contpetenten Magistrat zu weitbcu (b. H. au den Magistrat, der auch in einem He-liastenproceffe in vorliegendem Falle die Hegemonie gehabt haben würde). Dieser übergab dann, wahrscheinlich ohne vorhergehende Untersuchung und Instruction, die Sache einem durchs Loos bestimmten Diaiteten. Weiter hatten bte Parteien die gewöhnlichen Eibe (Slco/j.ogio', avtcofio-aicc) zu leisten. Sobauit würde nach sorgfältiger Untersuchung (die Zahl der Verhandlungen war wol nicht bestimmt) das Urtheil gesprochen. Erschien eine Person nicht au dem Schlußtermine Uvqiu), ohne eine, durch einen Eid (vnwuogla) erhärtete Entschuldigung, so wurde m contumaciam ersannt. Das Rechtsmittel, dessen man sich gegen Eontumacialurtheile bedienen konnte (Restitution? = oder Nullitäts-Klage), rfv sqwov ' {ßiy.r\v') , hieß bei Vcrurtheiluug durch
den Diaiteten r^v fir] ovoccv avzilaytlv. Es bestand in der eidlich bekräftigten Angabe von
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4 < 2 Hannibal.
Klugheit, Scharfsinn zeichneten ihn ans, kaltblütige Entschlossenheit hielt ihn auch in der größten Gefahr aufrecht. Sein Feldherrntalent stellt ihn unter die größten Krieger aller Zeiten, seine Gabe, die verschiedenartigen Bestandtheile feines Heeres zusammenzuhalten und zu einem harmonischen Ganzen "zu verbinden, seine Ausdauer und Aufopferung, durch welche er sich der Soldaten Liebe und unbedingte Hingebung gewann und sicherte {Liv. 21, 4.), sein scharfer Verstand, sein schneller Blick machten ihn geeignet zur Uebernahme der großen Aufgabe, die fein Geschlecht sich gestellt, Karthago's Demüthigung an dem gewaltigen Gegner zu rächen und dem bedrohten Vaterlande die Herrschaft über Rom zu erringen. Nach des Vaters Tode diente er unter seinem großen Schwager Hasdrubal als Befehlshaber der Reiterei und zeigte in dieser Eigenschaft durch persönliche Tapferkeit und glänzende Führung den großen Feldherrn. So war es begreiflich, daß nach Hafdrubals Ermordung aller Augen auf ihn gerichtet waren und das Heer, bei den: die Macht war, den jungen 25jährigen Feldherrn (221) mit vollem Vertrauen an seine Spitze berief. Pol. 2, 36. 3, 13. App. 6, 8. Er übernahm das Eommando und führte es, wenn das Glück ihm zuletzt auch untreu wurde, mit jener Vorsicht und Thatkraft, jener Besonnenheit und Begeisterung, welche den großen Mann charak-lerisirt. Dabei besaß er die Eigenschaften seines Volkes, Verschlagenheit und Verschmitztheit welche ihn in plötzlichen und ungeahnten Ueber-fällen und Listen oft überraschende Erfolge erringen ließen, in hohem Grade. Er übernahm nun 221 den Oberbefehl, unterwarf Spanien bis an den Ebro, arbeitete alt der Ausbildung des Heeres unverdrossen und sammelte einen tüchtigen Generalstab um sich, der aus den langerprobten, bewährten Feldherren feiner Vorgänger bestand. Dann that er den entscheidenden Schritt, der den Krieg mit Rom herbeiführen mußte. Nach dem unter Hasdrubal zwischen Rom und Karthago geschlossenen Vertrage sollte der Ebro die Grenze der karthagischen Herrschaft bilben. Hannibal überschritt nicht nur den Fluß, fonbern belagerte auch die griechische, den Römern befreundete Kolonie Sagunt, welche er nach hartnäckigem Kampfe (218) einnahm. Pol. 3,17. Liv. 21, 7 f. Eutr. 3, 7. Während die Römer vergebliche Versuche zur Bestrafung des dreisten Felb-herrn in Karthago machten und den Krieg erklärten, rüstete Hannibal mit Macht, obfchon nicht mit völliger Zustimmung Karthago's, sicherte Afrika und Spanien durch starke Besatzungen und Flotten, versicherte sich der Treue der Spanier durch Geiseln und versprach den Libyern nach Beenbignng des Krieges das karthagische Bürgerrecht. Pol. 3, 39. 5, 1. Liv. 21, 38. Im Frühjahr 218 brach er mit mehr als 100,000 Mann und 37 Elephanten von Neukarthago aus. In Italien wollte er Rom besiegen, wie ohne Zweifel sonst Rom baffelbe gegen Karthago in Afrika versucht haben würde. Es galt, dem zuvorzukommen. Er ging über den Ebro, über die Pyrenäen nach vorgängiger Verständigung mit einigen Keltenstämmen und drang nach Besetzung der Pyrenäenpässe gegen den Rhodanus unter steten Kämpfen vor. Dann überstieg er unter großen Schwierigkeiten und Gefahren und nach großem Verluste,
während die Römer seinem Heranznge längs der gallischen Küste entgegensahen, kühn die Alpen, wahrsch. den kleinen St. Bernhard. Mit einem durch stete Kämpfe und unerhörte Strapazen geschwächten Heere von etwa 50,000 Mann erreichte er zum Schrecken der Römer Oberitalien, gewann durch kluge und milde Behandlung die dortigen Gallier und verstärkte durch sie sein Heer. Dann schlug er mit Hülfe feiner trefflichen numidischen Reiterei _ die Römer am Ticinus (nach diesem Flusse wird das Treffen benannt, obgleich es einen Tagemarsch von ihm entfernt am Po geliefert war), zog daraus über den Po und gewann die blutigen Schlachten an der Trebia (218) und am trasimenifchen See (217). Liv. 21, 52 ff. 22, 4. 7. Pol. 3, 68 ff. 85. Flor. 2, 6. In Rom wählte man nun den Q. Fabius Maximus zum Dictator, welcher in vorsichtiger Kriegführung beit Karthagern stets aus den Höhen nachfolgte (216), zum großen Verbruß feiner Soldaten/ und sich weder durch Spott und Hohn noch durch ihre Unzufriedenheit in feinem Verfahren irre machen ließ. Einem Ueberfall entging Hannibal durch List und durchzog die Gebirgslandschaften Hir-pinnms und Samniums, in denen er zwar reiche Beute machte, aber nirgend Bundesgenossen fand. Die mit Fabius unzufriedenen Römer nöthigten ihn zu einer Theilung des Heeres mit seinem Magister Equitum M. Minncins Rnfus; indes; ein diesem zugestoßener Unfall brachte den Zau-derer (cunctator) Fabius bald wieder an die Spitze des ganzen Heeres. läv. 22, 9 ff. 24 ff. Diod. Sic. fragm. 26. App. 7, 12 ff. Als aber die Zeit feiner Dictatur abgelaufen war, wählte man 2 neue Consuln, L. Aemilins und E. Teren-tius Varro, und durch des letztem Schulb (216) giug die blutige Schlacht bei Cannä verloren und wurde das große 80,000 Mann starke Heer, das Rom mit Anstrengung aller Kräfte zusammengebracht hatte, von Hannibal mit nur 50,000 Mann durch weise Benutzung des Terrains und der Witterung bis zur Vernichtung geschlagen. Rom wäre verloren gewesen, wenn Hannibal, dem Rathe Maharbals folgend, es sofort mit Energie angegriffen hätte. Liv. 22, 43 ff. Pol. 3, 107 ff. Aber er wollte, weil er sich zu einem solchen Schlage zu schwach hielt, Rom erst seiner Stützen in Italien, der mittelitalischen Völkerschaften — die untmtalifchen hatten sich größtenteils den Puniern angeschlossen — berauben und dann die isotirte Stadt mit einem Schlage vernichten. Darum begnügte er sich kluger Weise wohl, nach der cannensischen Schlacht die Stadt durch sein Erscheinen zu schrecken, wollte aber nicht durch einen Angriff das noch nicht genug geschwächte Rom zu einem Verzweiflungskampfe treiben. Er verbrachte die nächste Zeit int üppigen Capua, bessert ntilbes Klima und Sinnenlust allerbings wol nachtheilig auf fein Heer einwirkte, verstärkte sich von Karthago aus, wenn auch nur ungenü-genb, mtb rieb die beste Kraft seines Heeres in zahllosen kleinen Kämpfen und Stäbtebelagermv gen auf, währenb in M. Claubius Marcellus ihm ein fast ebenbürtiger Gegner erwuchs. Liv. 23, 11 ff. 35 ff. 25, 16 ff. App. 7, 28. So burch-zog Hannibal in dem 3. Zeitraume bieses Krieges von 215—208 Unteritalien, ohne Weber Rom bezwingen zu können, noch auch von seiner Vater-
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Kytkera -
tes' Zeiten unter medischer Oberhoheit die Herrschaft über die Perser führte. Des Achaimenes Sohn war Te'ifpes, des Te'ifpes Sohn Kombyfes, der Vater des Kyros; dieser war also der Sohn! eines Vasallenkönigs, der sich wol als Geisel nach orientalischer Sitte am Hose des Astyages aushielt. Astyages mochte Anstand genommen haben, ihn nach dem Tode des Kambyses nach Persien zu entlassen. Als Kyros sich (40 I. alt) gegen Astyages erhob und ihn besiegt hatte, soll er ihn am Leben erhalten und eben seine Tochter Amy-tis geheirathet haben. Die Meder und Perser verband Kyros möglichst eng, dann erweiterte er sein Reich durch Eroberung Lydiens (s. Kroisos) und ließ die kleinasiatischen Städte durch seinen Feldherrn Mazares erobern. Er selbst zog gegen Babylon, siegte in der Schlacht und nahm die Stadt ein durch Ableitung des Euphrat. Hdt. 1, 191. Sein Plan ging dahin, auch gegen Aegypten zu ziehen, weshalb er vielleicht den Juden, um sie sich zum Dank zu verpflichten, erlaubte, aus dem Exil zurückzukehren. — Hero-dot (3, 201. 204.) laßt den K. im Kampse gegen die Mythischen Massageten sollen, die er anfangs durch List besiegt hatte. Er hatte 29 Jahre regiert. Nach Ktesias zog er gegen die Mythischen Derbiker, stürzte vom Elephanten in der Schlacht und starb ant 3. Tage im Lager, nach 30jähriger Regierung. Im Hain von Pafargadai war das Grabmal des Kyros. Gurt. 10, 5, 30. — 2) der jüngere Kyros, der Sohn des Königs Dareios Rothos, welcher ihn zum Statthalter über Lydien, Großphrygien und Kappadokieu, sowie zum Befehlshaber über die gesammte Kriegs-mannschast des ganzen Niederlandes ernannte (Xen. Hell. 1, 4, 1. Anab. 1, 9, 7.), welche letztere Würde dem Tissapherues entzogen war. Kyros stand in sehr nahem Verhältniß zu dem schlauen Spartaner Lysauder, von dem er wahrscheinlich Unterstützung für seine Pläne nach dem Tode des Vaters hoffte; denn er galt feit dem ältern Kyros als der würdigste für ein Diadem. Xen. Anab. 1, 9. Die Bemühungen feiner Mutter Paryfatis, ihm, als dem nach der Thron- i befteigung des Dareios geborenen Sohne, die Königswürde vor dem ältern Artaxerxes zu verschaffen, mislangen. Artaxerxes ließ ihn nach feiner Thronbesteigung (405) ans Anrathen des Tiffaphernes sogar verhaften und zum Tode verurteilen, welches Urtheil nur auf Bitten der Paryfatis zurückgenommen wurde. Xen. Anab. l, l, 1—3. Plut. Artax. 3. In feine Provinz zurückgekehrt, rüstete er sich, den Schimpf zu rächeu. Unter dem Schein, sich gegen Tiffaphernes zu sichern, verband er sich mit den kleiitafia-tifchen Städten, ließ überall Griechen, besonders Peloponnefier, in Sold nehmen und schloß Verträge mit einzelnen Griechen, ihm Truppen zuzuführen. Xen. Anab. 1, 1, 6. Im Frühling des Jahres 401 sammelte er fein Heer bei Sar-des und zog, anfangs unter dem Vorwande gegen die Pifidier zu kämpfen, nach Tarfos, von da durch die tückischen Pässe über den Euphrat nach Mesopotamien bis Knnaxa, 500 Stadien von Babylon, wo er den auf feine Ankunft vorbereiteten Artaxerxes traf. Dieser hatte 400,000 Mann (vgl. Xen. Anab. 1, 7, 12.), während Kyros etwa 100,000 Asiaten und 13,000 Griechen hotte. Xen.
- Kyzikos. 621
Anab. 1, 2, 9. 7, 10. Plut. Artax. 10. Die Griechen auf dem rechten Flügel siegten, ebenso Kyros im Centrum. Dieser sprengte aus den Artaxerxes zu, verwundete ihn, fiel ober selbst, von einem Begleiter des Königs gelobtet. Dem Leichnam wurde Kopf und rechte Hand abgehauen. Xen. Anab. 10, 1. Schöne Charakteristik des Kyros von Lenophon {Anab. l, 9.). Andere Erzählungen über das Ende s. Jplut. Artax. 10. 11. Die Griechen (of Kvqslol, to Kvqslov azqäxev-l_iu) unternahmen nun den von Xenophon beschriebenen Rückzug. — 3) Fluß Jberiens, j. Kur, entspringt aus den koraxischen Bergen südlich vom Koukasos und strömt ostwärts dem kafpifchen Meere zu, im untern Laufe die Grenze gegen Albanien bildend. Seine Nebenflüsse sind links Kambyses (j. Gori) mit dem Alazonios (j. Ala-fon); rechts der ihm gleich große Araxes (j. Aras). Strab. 11, 505 f. — 4) Flnß in Perfis, anch Korios genannt. — 5) Fluß in Medien, j. Schoh-Rudh.
Kytliera, zu Kv&yiqcc, Insel ant Eingänge des lakonischen Meerbusens, nahe dem Vorgebirge Malea. Die 4 Meilen lange, an der breitesten Stelle über 2 Meilen breite Insel besteht größten-theils aus kahlen Felsen, zwischen denen indeß Del, Baumwolle, Wein gedeihen. Sie gehörte beit Spartanern und wurde durch einen besonderen, jährlich wechselnden Beamten, Kv&rjqoör^g genannt, verwaltet. Für einen Feind Sporto's war die Insel von größter Wichtigkeit, weshalb die Athener sie int I. 455, und später int pelo ponnesischen Kriege 424 besetzten; ihre Herausgabe war erste Friedensbedingnng. Hdt. 7, 235. Thue. 4, 53. 118. 5, 18. Die Phoinikier, welche hier auch wahrfch. den Aphroditedienst (die Aftarte von Affalon) eingeführt hatten, hatten bald den Argeiern weichen müssen. Hdt. l, 82. Die Stadt Kythero lag im Innern, ihr Hafenplatz Skondeio war wol befestigt. Thue. 4, 54. Jetzt Cerigo, feit 1863 zu dem griechischen Königreiche gehörend.
Kythnos, Kv&vog, Kykladeninsel südlich von Keos, mrt vielen heißen Quellen, daher der j. Name Thermio. Sie ist durch einen 2]/2 Meile langen Bergrücken gebildet, von welchem sich gegen Osten und Westen zahlreiche enge Schluchten nach der Küste hinabziehen. Die Insel lieferte Getreide und Wein. Die gleichnamige Hauptstadt hatte gute Häfen. . Die Kythuier kämpften auf der Seite der Hellenen bei Salamis und traten dann der Athenischen Symmochie bei. Hdt. 8, 46.
Kytinion s. Doris.
Kyzikos, Kv&xos, l) milesische Colonie in Phrygien an dem Jsthmos einer Halbinsel der Propontis, dev. Halbinsel Dolion (j. Koputaghi), mit 2 festen Häsen, Pouormos im O., Chytos im W., ant Fuße der Berge Dindymon und Arktos. Bis zum peloponnefifcheit Kriege war K. nicht bedeutend, doch dos Sinken Milets und Athens beförderte rasch feinen Wohlstand. Nachdem 365 v. C. die persische Besatzung vertrieben worden war, wurde die Stadt so stark befestigt und durch Besitznahme der nahen Insel Prokonnesos gesichert, daß sie sich gegen Angriffe zu halten int Staude war, zumal die Freundschaft der perganieitifchen Könige und demzufolge der Römer sie unterstützte.
1877 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lübker, Friedrich
- Hrsg.: Erler, Max
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Laenes — La'is.
624
Pionen, besonders die beiden Afrikaner, hatte das Patronat über diese wahrscheinlich von Griechen gegründete Stadt, daher ihre Vorliebe für griechische Sitte und Bildung, sowie ihre Bekannt-! schaft mit den Saliern, welche durch sie zu großem Ansehen in Rom gelangten. Die bedeutendsten Salier sind: l) C. Läl,, ein Freund des älteren Seipio, welchen er int I. 210 nach Hispanien begleitete, ihm mit der Flotte Neukarthago erobern half {Pol. 10, 11. Lw. 26, 42 ff.) und im Aufträge Seipio's die Nachricht davon nach Rom brachte. Liv. 27, 7. Nach seiner Rückkehr nach Hispanien nahm er an allen ferneren Kriegsereignissen, besonders an der Schlacht bei Bäcula (Pol.
10, 39. Liv. 27, 18.), rühmlichen Antheil (Pol.
11, 32. Liv. 28,33.) und begleitete seinen Freund zu der Zusammenkunft mit Syphax. Im I. 205, als Seipio nach Afrika übersetzen wollte, sandte er den Säl. mit der Flotte voraus, der die Küsten Afrika's verheerte; im weiteren Verlauf des afri-, kauischen Feldzuges schlug er im Verein mit Ma-sinissa den Syphax im I. 203 (Pol. 14, 1. Liv. 30, 4.), nahm ihn gefangen und brachte ihn auf Seipio's Befehl nach Rom, fowie er im I. 202 auch die Nachricht von der Schlacht bei Zama, in welcher er an der Spitze der Reiterei sich mit Ruhm bedeckt hatte, nach Rom überbrachte. Liv. 30, 16. 36. Nach dem Kriege gegen Karthago wurde er nach einander Aedil, Prätor und Consul (190), letzteres mit L. Seipio Asiaticus, der den Krieg gegen Antiochos führen sollte, obwol eine Partei im Senate den Läl. dazu bestimmt hatte, j Liv. 30, 45. Cie. Pliil. 11, 7, 17. In den fol- j genden Jahren war er bei der Colonisirung des cisalpinischeu Galliens, sowie bei mehreren Ge- , sandtschasten thätig. Liv. 37, 1. 50. 41, 22. 43, ( 5. Er war ein Mann von großer Beredsamkeit und Liebenswürdigkeit (Sil. 15, 453—458.), sehr gebildet und darum dem älteren Seipio, der ihm während ihrer gemeinschaftlichen Thätigkeit stets seine Pläne mittheilte, vor Allen theuer. Pol. 10, 3. 9. — 2) C. Läl., des vorigen Sohn, Freund des jüngeren Seipio, von seinem ernsten Studium der Philosophie Sapiens genannt (nicht, weil er im I. 151 v. C. ein von ihm vorgeschlagenes Ackergesetz aus Furcht vor Unruhen zurücknahm. Plut. Tib. Graccli. 8.). Den Seipio begleitete er im I. 147 aus seinem Feldzuge gegen Karthago als Legat und hatte an der Eroberung des Hasens Kothon den größten Antheil. App. Pun. 127. Gleich glücklich befehligte er im Kriege gegen Viriattzus in Hispanien (Cic. Brut. 21, 84.) im I. 145, so daß seinen Nachfolgern die Besiegung desselben leicht wurde. Nachmals erhielt er (140) das Consulat (das. 43, 161.), stand in den Sänv pfen gegen die Gracchen neben Seipio auf Seiten der Adelspartei, sowie er auch im I. 131 sich dem Vorschlage des Tribunen Papirins Carbo über die Wiederwahl der Volkstribunen widersetzte. Cic. Lael. 25, 96. Die demokratische Partei warf begreiflicher Weise einen tiefen Haß auf ihn, ohne jedoch fein Anfehen erschüttern zu können. Cic. Brut. 21, 84. Seine Reden vor Gericht, seine Leichenreden, z. B. auf Seipio Aemilianus, seine Staatsreden zeugten (Cic. de or. 2, 84. Quint.
12, 10, io.) von großer Beredsamkeit. Aber nicht nur die Redekunst beschäftigte ihn, auch philosophischen Studien (er hate die Stoiker Diogenes
und Panaitios gehört) und der Dichtkunst widmete er sich mit großem Eifer und trat selbst als Schriftsteller darin auf, wie der Umstand beweist, daß des Terentius Komödien für Werke des Läl. galten (Cic. ad Att. 7, 3, 10.). Die Abneigung der Römer gegen griechische Bildung bekämpfte er mit Erfolg und sammelte einen Kreis von Gelehrten aus Rom und Griechenland um sich. Cic. de or. 2, 37. Lucilius (Hör. sät. 2, 1, 71.), Terentius (Suet. Ter. 1.), Eälins Antipater (Cic. or. 69.) erfreuten sich seines Umgangs. Cicero gibt uns (Lael. 1,2. u. ö. Arch. 7 , 16. off'. 2, 6, 22. u. w.) manche Züge von seinem Charakter und aus seinem Leben. Abhandlung von Hanna (1832). — Seine Töchter 3) und 4), beide Lälia geheißen, werden von Cicero (de or. 2, 6, 22. Lael. 1, 1. Brut. 58.) wegen ihrer Sprache gerühmt.
— 5) D. Läl., im I. 59 Ankläger des von Cicero vertheidigten Flaccus, wurde im I. 54 Volks-tribun und hielt im Bürgerkriege zu Pompejus. Cic. ad Att. 8, 11, L), 1. Cr befehligte die Pom-pejanifche Flotte an der Küste Asiens. Caes. b. c. 3, 5. Später (43) nahm er ant Kriege in Afrika Theil und tödtete sich nach dem Tode des Cornificius im Kampfe bei Cirta mit eigener Hand. Bio Cass. 48, 21.
Laenas s. Popilii, 1 — 5. 9.
Laenii, l) M. Länius Flaccus, aus einem brundisinischen Rittergeschlechte, nahm den Cicero, als derselbe verbannt war, auf seiner Reise zu Brmtdisium gastlich auf. Cic. ad fam. 14, 4. Er war ein Freund des Atticus, begab sich später als Negotiator nach Laodikeia in Phrhgien und erhielt von dem dankbaren Cicero mehrere Male Empfehlungen an Freunde. Cic. Plane. 41, 97. ad Att. 5, 21, 4. ad fam. 13, 63. — 2) M.
I Sän. Strabo, Erfinder der Vogelhäuser. Er war römischer Ritter, wie seine ganze Familie, und ein Freund des gelehrten Varro. Varr. r. r. 3, 5, 8.
Laertes s. Odysseus, 1. 6.
Laetorii, ein plebejisches Geschlecht. Zu erwähnen sind: 1) M. Sät., weihte im I. 495 v. C. als Centurio zum Schimpfe für die Consuln eilten Tempel des Mercur. Liv. 2, 27. — 2) C. Sät., setzte im I. 471 v. C. als Volkstribun die Rogationen seines Collegen Publilius Volero mit Energie durch. Liv. 2, 56. — 3) M. Sät. Mer-gus, wurde wegen Unzucht im dritten Kriege gegen Samnium vernrtheilt, kam aber der Strafe durch Selbstmord zuvor. — 4) C. Sät., Aedil im I. 216 v. C., bekam als Prätor im I. 210 Ariminum zu seinem Wirkungskreise. Liv. 26, 23.
— 5) S. Sät., mußte die 'Aedilität (202) wegen Formsehler bei der Wahl niederlegen. Liv. 30, 39. — 6) P. Sät., Freund des C. Gracchus, suchte dem Freunde Zeit zu verschaffen, den Mördern zu entrinnen, indem er sich auf der Tiberbrücke den Verfolgern entgegenstellte, sie aufhielt und sich dann in den Fluß stürzte, nach Andern von jenen zuletzt niedergemacht wurde. Val. Max. 4, 7, 2.
Laevinus s. Yalerii, 14. 18. 21.
Laios s. Oidipus.
Lai's, Aar?, Name zweier in Anekdoten und Epigrammen oft genannter Hetären, die indeß selten genau unterschieden werden. Die ältere stammte ans Korinth, lebte zur Zeit des pelo^
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
198
Seewinde bringen den verschiedenen Landstrichen im Laufe des Jahres genug
erquickenden Regen. Indien ist eines der gesegnetsten Länder der Erde, China
daö angebauteste. Unübersehbare, künstlich bewässerte Felder mit Getreide,
Reis, Maulbeerbäumen, Baumwollenstauden, Theesträuchern, Mohn nähren
die ungeheuer zahlreiche Bevölkerung des Landes und gewähren einträgliche
Handelsartikel. Schlägt man doch einzig den Werth des aus China all-
jährlich bezogenen Thees auf 70 Mill. Franken an. Dagegen bildet die
Hochfläche des innern Hochasiens einen traurigen Gegensatz. Sie hat ein
entschieden continentales Klima, im Sommer eine drückende Hitze, und im
Winter eine empfindliche Kälte; daneben fehlt eine genügende Bewässerung.
Kaum hat der Schnee vor den wärmeren Sonnenstrahlen sich zurückgezogen,
so versucht die Pflanzenwelt hervorzutreten. Aber gar bald verdorret Alles,
die Steppe wird Wüste, welche im Sommer kein Regen tränkt. Nur das
Hochland von Tübet, welches die zahlreichen Quellen des Himalaya bewässern,
macht eine Ausnahme. Hier gedeihen unsere Getreide-, Obst- und Gemüse-
arten neben vielen einheimischen Blumen noch in einer Höhe von 8 — 12,000'.
Besonders bekannt ist Tübet durch eine eigene Gattung von Schafen, welche
die feinste Wolle geben, durch Büffel mit seidenartigen Pserdeschweifen und
eine Ziegenart, deren Haare die feinsten 'Shawls liefern. Tübet ist zugleich
das Vaterland der europäischen Hausthiere; noch birgt es wilde Pferde und
Esel, welche in den Gebirgen sich umhertummeln. Die beiden Tiefländer
endlich, Turan und Sibirien, haben ein ausgeprägtes continentales Klima.
Turan ist ein steppen- und wüstenreiches Land, dessen Fruchtbarkeit nur in
den Flußthälern des Sir Darja und Amu Darja ersichtlich wird. Die
Sommer sind in beiden Tiefländern bei Tage sehr heiß, in der Nacht ent-
schieden kühl; die Winter lang und ausnehmend streng. Sibirien gilt na-
mentlich als Symbol eines rauhen, unwirthbaren Landes, ist stark bewässert
und an seinen Nordküsten den größten Theil des Jahres mit Eis bedeckt.
Im südlichen Theile, in der Nähe des Berglandes, sind Birken- und Tannen-
wälder, Felder mit Kartoffeln, Buchweizen, Kohl, Rüben, Hanf und Flachs.
Dann folgt nördlicher anfangs eine trockene, ungeheure Steppenfläche, welche
einem den größten Theil des Jahres gefrcrnen Sumpflande vorgelagert ist.
Dasselbe ist mit Moos und Flechten" bewachsen und hat zuweilen Stellen
mit Sträuchern, Beeren und krüppeligem Holz aufzuweisen. Diesen Theil
nennt man die Tundra, ein Aufenthalt wilder Gänse und Enten.
Asien ist die Heimath unserer meisten Hausthiere. Kameele, Elephanten,
Rennthiere, Pferde und Esel werden noch in wildem Zustande angetroffen.
Die Rennthiere, Kameele und Elephanten bilden 3 eigenthümliche Thierzonen
in Asien; im Norden bedient man sich der Rennthiere, im mittleren Asien
der Kameele, im Süden der Elephanten als Last- und Reitthiere. Die das
Rennthier begleitenden Raubthiere sind die Bären und Wölfe; im Gefolge
der Elephanten ist der Tiger in Vorderindien, während der asiatische Löwe
in der südlichen Heimath der Kameele sich aufhält. Wilde Pferde, Esel
und Ochsen gibt es namentlich auf der Scheitelfläche des östlichen Hoch-
asiens, wo auch vorzügliche Schafe, die Kaschemir-Ziege, die wilde Ziege,
Antilopen und Gazellen, das Moschusthier angetroffen werden. Besonders
reich ist die Thierwelt Indiens: Riesige Elephanten und Nashörner, Tiger,
Affen, die größten der Erde, zahlreiche Hirsche und Antilopen, die buntesten
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221
§ 90.
Das asiatische Rußland.
(280,000 Q.-M., 10 Mill. Einw.)
1. Sibirien*)
(262,595 Q.-M. und 4,272,Ooo Einw.)
ist ein schreckliches Wort für russische Ohren; es bezeichnet ja den Verban-
nungsort so vieler Unglücklichen, wodurch die richtige Vorstellung von dem-
selben ganz geändert wird. Das Land ist um Tobolsk, Tomsk, Ieniseisk und
und Irkutsk bis Jakutsk manchem Bezirk des europäischen Rußlands vor-
zuziehen. Das Volk lebt in vieler Beziehung besser, als im europäischen
Theile; zugleich ist es reicher und wohlhabender. Im westlichen Sibirien
ist noch alles russisch; erst mit der Provinz Jakutsk beginnt das asiatische
Regiment mit den Jakuten und wandernden Tungusen. Wofern die An-
siedler nicht träge sind, pflügen und bauen sie den reichlichen Boden, schlagen
Holz, fangen Fische und Wild, treiben Viehzucht — sie können sorglos
leben. Freilich ist das Loos der Verbannten ein traurigeres; sie leben ge-
zwungen in einem fremden Lande, fern von Verwandten und Freunden und
dem gewohnten Kreise, sind zu Feldbau, Pelzlieferungen oder Berggruben-
arbeit, ihnen vielleicht ganz ungewohnten Beschäftigungen, verurtheilt, und
streng beaufsichtigt. An Lebensmitteln und Geld haben sie meist keinen
Mangel; Manche erwerben sich gar mehr, als in der Heimath. Man rech-
net im Durchschnitt 10,000 deportirte Verbrecher auf das Jahr.
Der Hauptreichthum Sibiriens besteht in edlen Metallen und Steinen,
Holz, Pelzwild und Fischen. Während die Verbannten und Angestellten in
dem Altai bei Barnaul und um Rertschinsk aus Silber, Blei und Gold
bauen, liegen die eingebornen Völkerstämme dem edlen Waidwerk ob: die
Tungusen fangen wilde Rennthiere, Zobel, Biber, schwarze Eichhörnchen und
Füchse; die Tschuktschen Wallrosse, Füchse und Zobel; die Jakuten liefern
die edelsten Zobel und Füchse, Hermeline, Bisamthiere und Bären; die Sa-
mojeden wilde Rennthiere, Wölfe, Hasen, Füchse, Vielfraße, Zobel rc. Die
Tungusen, Jakuten und Tschuktschen ziehen, wie die Kirgisen, vielfach umher
und treiben vorzugsweise Jagd und Rennthierzucht, die Jakuten auch Pferde-
zucht; alle leben im Winter in Erdhütten, um gegen die Kälte besser geschützt
zu sein.
Unter allen Nomaden in Ostsibirien sind die Tungusen die rohesten
und sorglosesten. Sie stammen von den Mandschu ab, ähneln denselben
aber nicht mehr, und leben von der Jagd. Während des langen, kalten
und tagelosen Winters leiden sie oft große Roth, und müssen zu den Nach-
barn betteln gehen. Sie lieben die Ortsveränderungen und bleiben an einem
Orte nicht gern länger, als einen Tag. Unbesorgt um den andern Tag
geht der Mann erst auf die Jagd, wenn die Vorwäthe aufgezehrt sind,
deutet mit dem Finger nach der Gegend hin, welche er besuchen will, und
überläßt das Weitere, was jetzt geschehen soll, seiner Frau. Diese bricht
das Zelt ab, ladet die ganze Habe auf Rennthiere, und schlägt das Zelt
an der Stelle wieder auf, wo sie ihren Mann zu finden hofft. Ist dieser
!) Vergl. § 78. 1. und § 79
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223
Geschicklichkeit. Sie schließen unter einander Freundschaftsbündnisie und
Gastfreundschaft in hohem Grade. Ohne besondere Veranlassung berauschen
sich die Männer zuweilen vermittelst eines ausgegohrenen Getränkes, in
welches ein Pilz gelegt wird. Die Frauen kosten dasselbe niemals. Sie
kleiden sich meist nach russischer Weise, leben im Winter in unterirdischen
Jurten und im Sommer in erhöhten Hütten an den Usern der Flüsse.
Besondere Erwähnung verdienen die Hunde in Kamtschatka, welche als Zug-
thiere daselbst unentbehrlich sind, und die Reisenden und ihr Gepäck beför-
dern. Da die Hunde schlecht behandelt werden, sind sie tückisch und minder
treu. Ihre Klugheit ist erstaunlich.
Ortsbeschreibung.
Sibirien zerfällt in 2 Theile:
a. Wcstskbiricn.
Tobolsk, 25,000 E., Sitz des Statthalters und Erzbischofs, Nieder-
lage des Pelzwerks für ganz Sibirien, liegt am Zusammenfluß des Irtisch
und Tobol. Omsk am Irtisch ist *feit 1838 Sitz der Oberverwaltung von
Westsibirien, und zählt 12,000 E., worunter viele Verbannte sind. Tomsk
am Tom, so groß wie Omsk, ist befestigt. Bcresow am Ob ist sehr nörd-
lich gelegen und ein harter Verbannungsort; hier starb 1729 der verbannte
Fürst Mentschikow, welcher sich vom Pastetenbäckerjungen unter Peter dem
Großen zu den höchsten Würden emporgeschwungen hatte. Baruaul, Ober-
bergamtssitz , ist eine wohlgebaute Stadt in fruchtbarer Gegend. Alles
sibirische Gold wird hier abgeliefert, und in seiner Nähe jährlich Silber im
Werthe von 5 Mill. Gulden gewonnen.
b. Dstsibirien.
Irkutsk an der Angara, 20,000 E., ist die schöne und gesund gelegene
Hauptstadt. Südöstlich davon liegt der durch den Verkehr mit China be-
kannte Handelsplatz Kiächta an der Selenga nahe bei Maimatschin; er wird,
da die Umgebung höchst unfruchtbar ist, nur von Kaufleuten bewohnt.
Nordöstlich davon liegt Nertschinsk, das Gold, Silber und Zobelfelle liefert.
Jakutsk an der Lena, 3000 E., ist der Hauptsitz der russisch-amerikanischen
Handelsgesellschaft. Ochotzk, an der Ostküste von Sibirien, ist eine kleine
Stadt, welche viele Verbrecher zu Einwohnern zählt; diese arbeiten in Ketten
und oft gebrandmarkt auf den Straßen. Petcr-Paulshafen auf der Halb-
insel Kamtschatka ist 3200 Stunden von St. Petersburg entfernt, treibt
Handel mit Thran, Fischbein, Wallrath und Wallroßzähnen.
In jüngster Zeit hat Rußland von China das Mündungsland des
Amur erhalten, welches vortreffliches Schiffbauholz liefert und einen befestig-
ten Seehafen erhalten hat. Ein Theil der russischen Flotte ist hier stationirt.
Zu Sibirien gehören noch die Alöuten und Kurilen, welche von Jägern,
Fischern und Bergleuten (Kupfer und Schwefel auf den nördlichen Kurilen)
bewohnt sind oder besucht werden, und Neu-Sibirien. Dies ist die nörd-
lichste Inselgruppe Asiens; man soll aber nördlicher noch Berge eines Ei-
lands erblicken, welches man des Eises wegen bisher nicht erreichen konnte.
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304
seltenen Reichthum an allen Naturprodukten, obwohl viele Strecken Landes
wegen Wassermangels unfruchtbar sind, andere wegen fehlender Arbeitskräfte
nicht bestellt werden können. Bergbau und Viehzucht siud sehr bedeutend.
Die reichsten Silberminen liegen zwischen 32° und 33° S. B., sollen sich
25 Meilen hinziehen und überall gleich reichhaltig sein. Die Viehzucht
muß sehr einträglich sein; denn Heerden von Pferden, Maulthieren, Horn-
vieh rc. bis zu 10,000 Stück gehören nicht eben zu den Seltenheiten des
Landes. Weizen und Gerste gedeihen in Chile prächtig, und Chile ist bisher
das einzige Land in Südamerika, wo die europ. Getreide- und Obstarten
mit gutem Erfolg gepflanzt worden sind. Chile ist zugleich der Staat,
welcher seither am wenigsten durch innere Zwistigkeiten zerrüttet wurde. Die
Chilenen sorgen für Volksbildung und Aufklärung; die Regierung begünstigt
seit langer Zeit die deutschen Einwanderer, um tüchtige Arbeitskräfte zu ge-
winnen und den Anbau des Landes zu erweitern. Hauptstadt ist San Jago,
70,000 E. Coguimbo und Conception sind kleinere, Valdivia und Valparaiso
(50,000 E.) größere Häfen*). Bei dem großen Mangel an Regen leidet
ihre Umgebung an Wasserarmuth, wie überhaupt der Westabhang der Anden
durch Dürre heimgesucht wird.
Zu Chile gehören noch 1) Chiloö, ein großes waldiges Eiland, das
täglich mehr angebaut wird; die Robinsonsinsel Juan Fernande; (Alex. Selkirk).
Auf ihr sind Cedern, Feigen und Trauben in Masse.
13. Die La Plata-Staaten (38,900 Q.-M., ist, Mill. E.)
(argentinische Republik) sind eine Union von 13 Freistaaten. Im W. ist
das Land gebirgig durch die Verzweigungen der Anden; im O. und S.
dagegen liegen die Pampas des Rio de la Plata (§ 109). In keinem
Staate Südamerikas waren bisher so fortwährende Unruhen und Partei-
kämpfe, wie in diesen Staaten. Man hatte deshalb in der Person des
Generals Rosas einen Diktator ernannt, aber 1852 ihn zu verjagen für
besser befunden. Unter der gemischten Bevölkerung verdienen die Gauchos
hervorgehoben zu werden. Von Weißen und Eingebornen entsprossen, durch-
streifen sie auf Rossen die weiten Pampas, verstehen mit Lazo (Schlinge)
und Bola (Schleuderkugel) das zahllose wildgewordene Vieh zu fangen, und
leben von dieser Jagd. Die la Plata-Staaten sind in rascher Entwickelung
begriffen; das deutsche Element ist bereits stark vertreten und übt durch
seine Intelligenz, seine Arbeitskraft und sein Kapital einen bedeutenden Ein-
fluß darauf aus. Hauptst. Paranä, 15,000 E. Mendoza, 15,000 E.
Andenpaß nach St. Jago. Cordova, 15,000 E. Handel mit Tuch und
Baumwollenzeug.
14. Buenos Apres (3500 Q -M., 350,000 E.)
ist seit 1853 von der argentinischen Republik getrennt und selbständig ge-
*) In Chile hausen noch */2 Million unabhängiger Indianer, die Araukaner,
welche den Spaniern Widerstand zu leisten vermochten, in 4 Staaten. Sie sind
Heiden; die Männer treiben Jagd und Viehzucht, die Frauen bestellen das Feld,
spinnen und weben. Die Gold- und Silberminen verstehen die Araukaner auszu-
beuten, und das Metall verarbeiten sie zu Schmucksachen. Mit Chile leben sie in
Frieden und Eintracht. (S. 282).