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Religion der Germanen.
östlichen Suevien wohnten zwischen der Elbe oder Oder die Semnonen, zu
beiden Seiten der unteren Elbe die Longobarden, zwischen Oder und Weichsel
dir Burgundionen. An den äußersten Grenzen des nördlichen Germaniens
wohnten die G ot honen (im Osten der untern Weichsel).
8- 2.
Culturzustand des alten Deutschlands.
A. Die Religion der Deutschen war keineswegs ein grober
Naturdienst, sondern beruhte wesentlich aus der Verehrung von Göt-
tern. Auch war ihnen die Idee eines einiger: höchsten Gottes nicht
fremd, besonders aber der Glaube an eine Unsterblichkeit lebendig
vorhanden.
Aus den eben so wenig zusammenhängenden als zuverläsfigen Nachrichten
der alten Schriftsteller kennen wir nur die Namen einmner germanischer Gott-
heiten. Die höchste, unter allen deutschen Stämmen verehrte Gottheit ist Wno-
tali (nordisch Odhinn), die allinächtige, allwissende, schaffende Kraft, von welcher
jedes Gedeihen, vorzüglich aber der Sieg — das wünschenswertheste Gut für
kriegerische Völker — abhing. Die zweite Hauptgottheit ist D o n a r (altnordisch
Thorr), der über Donner und Blitz, daher auch über Wetter und Gedeihen der
Früchte gebietet. Unter den zahlreichen Göttinnen, welche hauptsächlich als
wandernde Göttermütter gedacht werden, von denen das menschliche Geschlecht
dir Geschäfte und Künste des Haushalts und des Ackerbaues erlernt, nennt Taci-
tus die Erdenmutter Nerthus (Nirdu) und beschreibt den Cultus derselben
auf einer Insel des Occans (Rügen oder Alsen?). Sie wurde von Zeit zu Zeit
auf einem von Kühen gezogenen Wagen von einem Priester im Lande umher-
gefahren , während welcher Tage überall Ruhe und Friede herrschte. Nach ihrer
Rückkehr wurde sie, d. h. wohl ihr Bildniß, in einem See abgewaschcn und die
dabei beschäftigt gewesenen Diener in den See versenkt, damit sie nichts von dem
mysteriösen Cultus verriethen.
Die vorzüglichsten Heroen waren: des erdgebornen Gottes Tvisco Sohn
Man, aller Menschen Vater, und dessen Söhne: Ingo, Jsco und Jrmino.
Neben den Hauptgottheiten und Heroen hatte fast jeder Stamm seine eigenen
Dämonen, theils wohlwollende und schützende, theils plagende und schabende
Geister (Elbe, Riesen, Zwerge, Kobolde u. s. w.). Eigenthümlich ist dem deut-
schen Hcidcnthum, daß es zu Verkündigern des göttlichen Willens nicht Männer
wählt, sondern die sogenannten weisen Frauen (wie Veleda u. a.), die aus
den Eingeweiden der Opferthiere, aus dem Blute der getödteten Gefangenen,
aus dem Geräusch der Wellen u. s. w. prophezeiten und auch Alrunen hießen.
Der Götterdienst wurde Anfangs nicht in Tempeln, sondern
auf heiligen Bergen oder in Hainen, unter uralten Bäumen, manch-
mal auch bei geheiligten Seen, Flüssen oder Quellen gefeiert und
bestand in Gebet und Opfern. Die Art und Weise des Gebetes
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vaterlndischen Waffen, fechten. Der Sieg des einen oder des anderen galt als Vorbedeutung, als Gottesgericht. Fest war auch ihr Glaube an die Prophetengabe der Frauen. In einigen Jungfrauen, meinten sie, wohne eine gttliche und prophetische Kraft. Die Rmer nennen eine gewisse Belle da, deren Wahr-sagungen fr wahre Orakelsprche galten. Solche Frauen sah man oft an der Spitze ganzer Heere, wo sie durch ihre Weis-sagung die Scharen zum Kampfe und Siege begeisterten. Man gab diesen Frauen den Namen Alrunen (Allwissende). Auch gewisse Vgel, wie die Eule, der Rabe, der Kukuk, galten als schicksalverkndend; ein Aberglaube, der sich bis in die neueren Zeiten hier und dort erhalten hat.
Die groe deutsche Nation bestand wohl aus mehr als fnfzig kleinen Vlkerschaften. In Sitte und Lebensweise wichen sie wenig von einander ab. Liebe zur ungebundenen Freiheit war bei allen gleich groß. Wie einst die kleinen griechischen Völker, so lagen auch sie oft in Streit mit einander. Die schwcheren wurden von den mchtigeren bezwungen und verdrngt, und verloren sich. Daher entstand ein hufiger Wechsel der Wohn-sitze. Stmme, die bisher ganz unbekannt waren, erscheinen pltzlich und spielen eine Zeitlang eine wichtige Nolle, bis auch ihr Name sich endlich verliert und wieder anderen Platz macht. Bei diesem bestndigen Wandern und Drngen ist es fast im-mglich, den Zgen der einzelnen Stmme zu folgen. Auch traten zu gemeinsamer Vertheidignng oder zu gemeinsamen An-griffen wohl mehre Stmme zusammen, schloffen Bndnisse mit einander und fhrten alsdann gewhnlich den Namen des Hauptvolkes gemeinschaftlich. Die schweren Kriege, welche sie mit den Rmern zu führen hatten, gaben zu solchen Verbindungen mancherlei Veranlassung. Whrend sie aber im Verlaufe dieser Kriege im Auslande Eroberungen machten und neue Staaten grndeten, verloren sie die Hlfte ihres eigenen Landes an Fremde. Durch das immer weitete Vorrcken nach Westen wurde der oft* liche Theil Deutschlands nach und nach entvlkert. In diesen
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Die Germanen.
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opfern und die Zukunft erforsche. Die Germanen glaubten, da die Götter dem weiblichen Geschlechte vorzugsweise die Gabe der Weissagung verleihen, daher gab es bei allen Stmmen weissagende Frauen und Jungfrauen. Auch manche Tiere sollten Vorzeichen geben, z. B. Wolf, Rabe, Adler, Kuckuck, Elster iz.
Kriegsweise.
10. Die Religion der Germanen war die eines kriegerischen Volkes; Heldenmut ist die erste Tugend des Mannes, Kampf seine hchste Lust, der Tod auf dem Schlachtfeld der schnste; denn er fhrt geraden-wegs in die Walhalla; daraus entsprang die den Rmern ebenso un-begreifliche als furchtbare Lust, mit welcher sich die Germanen in die Schlacht und in den Tod strzten. Vor der Schlacht riefen sie mit einem schauerlich hallenden Gesnge die Götter an, und diese eilen, Wnotan voran (Wuotans Heer, der wilde Jger), durch die Lfte her-bei, um dann den Thaten der Krieger zuzusehen.
Die Strke des Heeres lag in dem Fuvolke, das sich, nach Ver-wandtschaften geordnet, keilfrmig aufstellte und dann gegen den Feind Sturm lief. Gelang der erste Angriff nicht, so war meistens die Kraft gebrochen und die Schlacht verloren, weil ein germanisches Heer, einmal in Unordnung gebracht, nicht wieder geordnet werden konnte; denn es war nicht in kleinen und grern Abteilungen unter eigenen Anfhrern gegliedert.
Als Schutzwaffe hatten die Germanen den Schild, der meistens aus Weidenzweigen geflochten und mit verschiedenen Farben bemalt war; Helm und Panzer waren selten. Als Hauptwaffe zum Angriff diente der Spie; Schwerter hatten nur wenige und ein groer Teil mute mit Keulen und Steinhmmern fechten. Der Bergbau auf Eisen war nmlich den Ger-manen noch unbekannt und die Rmer verkauften ihnen kein Eisen. Wie viel besser war der rmische Soldat mit Schutz- und Angriffswaffen versehen!
Germanische Lebensweise in Ariedenszeit.
11. In Friedenszeit beschftigten den freien Germanen die Ver-sammlungen oder Gemeinden, in welchen Gericht gehalten oder der gemeinschaftliche Angelegenheiten Beschlsfe gefat wurden; auch zu Gelagen kamen die Nachbarn zusammen. Ein Hauptgeschft aber war die Jagd: in dem Urwald, welcher den grten Teil des Landes be-deckte, hausten nmlich neben dem scheuen Hirsche und Rehe der Br, Wolf und Luchs, der Auer- und Wisentstier, der Elch (Elenn) und der wilde Eber.
Die Wohnungen waren kunstlose Htten aus Holz und Lehm,
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Geschichte der alten Welt.
dunkeln Andeutung bei Tacitus geschlossen haben, zu Ravenna als Gladiator
erzogen. („Der Fechter von Ravenna.") Durch Germanicus'tochter Agrip-
pin a (§. 154.) kam die alte Ubierstadt Köln (Colonia Agrippina) zum An-
sang ihrer Blüthe.
§• 152. Tacitus über die Sitten und Einrichtungen der
Deutschen. Etwa 100 Jahre nach Augustas faßte der große Geschichtschreiber
Tacitus (derselbe, der in seinen Annalen und Historien die Geschichte der
römischen Kaiserzeit mit so tiefer Menschenkenntniß, Freimuth und Kunst darge-
stellt) den Vorsatz, die Sitten und Einrichtungen der deutschen Vol-
ke rscha ft en zu schildern und seinen entarteten Landsleuten als Muster hinzu-
stellen. Diesem Entschluß verdanken wir die erste genauere Kunde über unser Vater-
land und unsere Voreltern. Wir erfahren daraus, daß Deutschland von einer
großen Zahl unabhängiger, oft verbündeter, oft mit einander kriegender Völker-
schaften bewohnt war, die, einem inner» Wanderungstrieb folgend, häustg ihre
Sitze wechselten. Außer den erwähnten Stämmen zwischen Rhein und Elbe finden
wir am Westufer der Elbe die Lang oba rden, an der germanischen Donau und
später in Böhmen die Markomannen (Grenzer), an der ungarischen Donau
die Quaden, im Oder- und Weichselgebiet die Vandalen, in Schlesien dieoft-
S u e v e n, zu denen die S e m n o n e n und Burgunder gehörten; in Thüringen
die Hermunduren, am frischen Haff zwischen Weichsel und Pregel die Go-
then, an der Niederelbe die Sachsen, an di-e sich südöstlich die Angeln anschlos-
sen; an den Küsten der Ostsee die Heruler und Rugier, an der Nordseeküste
die Friesen, in Schleswig-Holstein die Ci mb er n und Teutonen; auf dem
linken Rheinufer die von den Römern unterworfenen Rauraker (mit Augst, der
Mutterstadt von Basel), Remeter (mit Speyer und Straßburg), Vangionen
in Worms und Trevirer in Trier. Die Hauptbeschäftigungen der Germanen
waren Jagd und Krieg; Städte und Burgen bauten sie nicht; ihre Höfe und Hüt-
ten lagen zerstreut in der Mitte ihres Eigenthums, ein ruhiges Leben hinter Mauern
mißfiel ihrem Freiheitssinn und ihrer Streitlust. Mit äußern Vorzügen, als da
sind hohe Gestalt, Körperschönheit, Stärke und Tapferkeit, verbanden sie Reinheit
der Sitten, Gastfreiheit, Treue und Redlichkeit, Verehrung der Frauen und Hei-
lighaltung der Ehe. Von Lastern wird nur Hang zum Trunk und Spiel erwähnt.
Gute Sitten vermochten bei ihnen mehr als anderwärts gute Gesetze. Sie liebterc^^
Dichtung und Gesang und psianzten ihre Lieder, wobei bald gleichlautende An-
fangseonsonanten (Alliteration), bald Gleichklang der Vokale (Assonanz)
in Anwendung kamen, mündlich fort; doch besaßen sie auch eine aus Buchstaben
(Runen) bestehende Schrift. Wenn sie in die Schlacht zogen, pflegten sie rauhe
Kriegslieder zu singen, theils um sich selbst zu ermuthigen, theils um die
Feinde zu schrecken. Auch werden besondere Sänger und Dichter, Barden, er-
wähnt. Ihre Götter verehrten sie nicht in Tempeln, sondern in dunkeln Wäldern
und unter heiligen Bäumen. Wodan oder Odin, das Urbild der wirkenden Hel-
denkraft, war ihr höchster Gott und Allvater, die zwölf Asen unterstützten ihn
in der Weltregierung. Odin's Gemahlin war Frigg, die Vorsteherin, der Ehen
(daher Freitag); seine Söhne Thorr (Donnerer, daher Donnerstag) und Tiu der
Kriegsgott (daher Dienstag), Balder der reine Lichtgott u. A. Der Tod im Felde
galt ihnen als der ehrenvollste; die gefallenen Helden erwartete ein freudenreiches
Leben in Walhalla, während die unblutig Gestorbenen ein trauriges Schatten-
leben in Hela's Reich führen sollten. Menschenopfer, wozu man Verbrecher,
Kriegsgefangene und Selaven gebrauchte, waren gewöhnlich.
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Extrahierte Ortsnamen: Ravenna Ravenna Deutschland Rhein Donau Donau Schlesien Niederelbe Sachsen Schleswig-Holstein Basel Speyer Worms Trier Walhalla
— 76 —
Die Deutschen waren kräftig u. wohlgebaut, tapfer
u. kriegerisch, freiheits- u. vaterlandsliebend, tugendhaft,
wahrheitsliebend und treu, aber dem Trünke, Spiele und
Müßiggänge ergeben.
Ihre Götter — höchster Gott Allfadur (Allvater, mehr
der nordischen Mythologie angehörig), Wodan od. Odin
(oberster der zwölf Afen), Freia (Göttin der Liebe), Hertha
(Göttin der Eroe), u. a. — verehrten sie nicht in Tempeln,
sondern in heiligen Hainen. Walhalla Aufenthalt der im
Kampfe Gefallenen
Das erste Znsammentreffen der Römer mit den Deut-
schen ist im Kriege mit den Cimbern u Teutonen (§ 48).
Darauf folqen die Kriege Cäsar's, die Kriege unter Au»
gustus u. Tiberius, die Markomannenkriege unter M. Au«
relius u. Commodus und die von nun an immer gefähr,
lieberen Einbrüche der Deutschen in das römische Gebiet
selbst, gegen welche sich die Römer oft mil Tributzahlen
schützen müssen (§ 51, 56, 58, 59 u. 60). Auch treten
viele Deutsche in römische Kriegsdienste.
Im dritten Jahrhundert treten unter den Deutschen
bestimmter folgende Völkervereine hervor:
Alemannen, im südwestl. Deutschland, zu denen
besonders suevische Völkerschaften gehören.
Die Franken, am Niederrhein.
Die Sachsen, im nordwestl. Deutschland an der
Elbe und Weser.
Die Gothen, die sich von der Weichsel nach dem
schwarzen Meere hingezogen hatten und Einfälle bis in den
Peloponnes machten, — durch den Dnjepr in Ostgothen
und Westgothen getheilt.
§ 63.
Die Völkerwanderung und die Entstehung der ger»
manischen Reiche auf römischem Boden.
375 Die Völkerwanderung beginnt mit dem Uebergange f
der Hunnen über die Wolga (§ 60).
378 Sieg der Westgothen über die Römer bei Adriano- «
pel (§ 60).
Die Westgothen verheeren 408 bis 411 unter
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Extrahierte Personennamen: Freia_( Walhalla Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Deut- Deutschland Niederrhein Sachsen Deutschland Ostgothen Adriano-