Charakterschilderung und Biographie. 287
so gehöhnt werde t Er trat mitten im Schauspiel
hervor > und blieb, bis ans Ende des Stücks, auf
einer Stelle stehen, wo ihn jedermann sehen, und
mit der Kopey vergleichen konnte. Dieser Streich
war für den Dichter und seine Komödie tödtlich.
Die possenhaftesten.einfalle thaten keine Wirkung
mehr: denn das Ansehen des Sokrates erregte Hoch-
achtung und eine Art von Erstaunen über seine Un-
erschrocken heit. Auch fand das Stück keinen Beifall.
Der Dichter veränderte es, und brachte es das fol-
gende Jahr wieder auf die Bühne, aber mit eben so
schlechtem Erfolge. Die Feinde des Weltweisen
sahen sich genöthigt, die vorgehabte Verfolgung bis
auf eine günstigere Zeit zu verschieben. — Kaum
war der Krieg mit den Böotiern geendiget, so muß-
ten die Arhenienser schon ein neues Heer anwerben,
um den Laccdamomschen Feldherrn Brasidas Ern»
halt zu thun, der in Thrazien verschiedene Städte,
und unter andern die wichtige Stadt Amphipolis
ihrer Herrschaft entzogen hatte. Sokrates ließ sich
j_j>ie Gefahr, in die -ihn feine letzte Abwesenheit ge-
setzt, nicht abhalten, dem Vaterland- abermals zu
dienen. Dieses war daö letzte Mal, daß er seine
Vaterstadt verließ. Nach der Zeit kam er, bis an
sein Ende, nicht aus dem Gebiete der Athenienser,
und unterließ niemals, der Jugend, die ihn suchte,
seinen' freundschaftlichen Umgang zu gönnen, und
ihr durch Lehren und gutes Exempel die Liebe zur
Tugend einzuflößen. Wie er aber überall em großer
Freund und Liebhaber der Schönheit war, fo schien
er in der Wahl seiner Freunde auch auf körperliche
Schönheiten zu sehen. Ein schöner Körper, pflegte
er zu sagen, verspricht eine schöne Seele, und wenn
sie der Erwartung nicht zusagt, so muß sie verwahr-
lost worden seyn. Daher er sich denn viele Mühe
gab, das Inwendige dieser Personen mit ihrem
ivohlgebildeteu Aeußerlichen übereinstimmend zu ma-
chen. Niemand aber war ihm so angelegen, als
Alcibiades, ein junger Mensch, von ungemeiner
Schönheit Und von großen Talenten, der hochfah-
rend, muthig, leichtsinnig und überaus feuriges
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Jetzt htte Alcibiades mit einer Mannschaft die Tyrannen pltzlich berfallen mssen! Aber diese, die sich vor ihm mehr, wie vor allen Athenern zusammen frchteten, hatten ihn nicht aus den Augen gelassen; sie trachteten ihm nach dem Leben. Das merkte der Schlaue und entwischte aus seinem Hinterhalte. Er wenbete sich an den persischen Statthalter Pharnabzus, der ihn freitnblich aufnahm und ihm ein einsames Schlo zur Wohnung gab. Doch Mb wrbe der Statthalter an ihm ein Verrther. Auf die bringenbe Forberung der Spartaner, ba er ihnen gem der jetzigen Freunbschast mit den Persern cibiabe, ihren grten Feind, entroeber tobt ober lebenbig berliefere, schickte er Bewaffnete ab, die ihn ermorben sollten-Als diese an seine Wohnung kamen, berfiel sie eine entsetzliche Angst; sie wagten es nicht, hineinzubringen. Sie legten heimlich in der Nacht rings herum Feuer an, um ihn lebenbig zu verbrennen. Alcibiabes erwachte. Er sprang auf und strzte sich, das Schwert in der Hand, mitten durch die Flammen. Da flohen die Feinde erschrocken bavon. Ans der Ferne aber schssen sie einen Hagel von Pfeilen auf ihn ab. Hiervon burchbohd starb der Mann, befferi Charakter im Guten wie im Schlimmen ein treues Abbild des bamaltgen athenischen Volkes war.
Vertreibung der Tyrannen durch Thrasyblus. Jeboch nherte sich das groe Trauerspiel in Athen seinem Ende. Nur acht Monate bauerte die Schreckensregierung der Dreiig. Thrasyblus, einer der Gechteten, warb der Netter seiner Saterstabt. Mit einer Schar vertriebener Mitbrger, die in Theben eine freundliche Aufnahme gefunbett hatten, berfiel und eroberte er die attische Grenzfeste Phyl. Dahin strmten jetzt so viele Verbannte und ttnzufriebene, ba er sich auch balb des Hafens Pyrus bemchtigte, wo die Tyrannen eine groe Nieberlage erlitten. Und als nun der Sieger die spartanisch gesinnten Brger Athens zur Vershnung mit den brigen aufforberte, ba flohen am folgenbett Tage die Tyrannen vor Schrecken nach Eleusis. Unter der Vermittlung
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blutigen Schlacht brachte beide Parteien nher. Im Jahre 421 vermittelte der bedchtige Nicias, welcher nach Kleon an der Spitze des athenischen Staates stand, einen fnfzigjhrigen Frieden, dessen Hauptbedingung war: es solle von beiden Seiten Alles wieder in den Zustand versetzt werden, welcher vor dem Kriege gewesen. Man hat diesen Frieden zum Andenken des Stifters den Frieden des Nicias genannt.
61. Zweite Periode. Unglckliches Unternehmen der Athener nach Sicilien (415413).
Alcibides.
Jedoch nur von kurzer Dauer war dieser Friede. Damals lebte zu Athen ein junger emporstrebender Mann, der Alles aufbot, um den Krieg wieder anzufachen, durch welchen er sich selbst geltend machen wollte. Der war Alcibides, einer der merkwrdigsten Männer, an dessen Person sich eine geraume Zeit hindurch das Schicksal von ganz Griechenland knpfte.
Alcibides war von sehr vornehmer Herkunft, mit Pen-kles verwandt, unermelich reich, und als Knabe, Jngling und Mann der schnste im ganzen Volke. Eben so ausgezeichnet waren die Fhigkeiten seines Geistes, so da er Aller Augen auf sich zog. Dabei war er aber auch sehr herrschschtig, eitel und heftig von Charakter; auf ihn konnte Keiner sich verlassen. Schon als Knabe zeigte er Spuren eines unbeugsamen Starr-sinnes und berlie sich rcksichtslos der Befriedigung aller Einflle und Gelste. Als er einst im Ringen von einem anderen Knaben fest umschlungen wurde und niedergeworfen zu werden befrchtete, zog er dessen Arm nach dem Munde und suchte sich durch Beien zu helfen. Der Andere lie ihn sogleich los und sagte: Pfui, Alcibides, du beiest ja wie ein Hund!" Sage lieber, wie ein Lwe!" erwiederte rasch der Kleine. Ein andermal spielte er in einer engen Gasse mit anderen Knaben Wrfel. Eben war der Wurf an ihn gekommen,
i
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Gegenwart Bittere Thrnen der seinen Leichtsinn. Sokrates war bald ganz der Mann seines Herzens. Mit ihm zog er m's Feld, mit ihm schlief er in dem nmlichen Zelte. In der I Schlacht bei Potida, in welcher Alcibiabes wie ein Lwe kmpfte, wurde er enblich verwunbet und sank zu Boden. Und als bte Spai tarier cur ihn losbrangen, sprang Sokrates mit Schild und Lanze herbei hielt bte Feinde zurck und rettete ihm das Leben. In der Schlacht bei Delium kam Sokrates selbst in Gefahr; die Feinde umringten ihn von allen Seiten. Da strzte sich Alcibiabes, unbekmmert um sein eigenes Leben, mitten in die Feinde und rettete seinen Lehrer aus dem Gedrnge.
Leider waren seine verderblichen Jugenbfehler so tief eingewurzelt, ba sie nicht ganz konnten ausgerottet werben; er fiel wieberholt in dieselben zurck. Ein steter Wechsel des hchsten Glckes mit dem tiefsten Elenbe war die Folge davon. Bei seinem gewaltigen Triebe nach Auszeichnung und Ruhm war ihm nichts erwnschter, als Krieg. Daher suchte er diesen, als der athenische Feldherr Nicias im Jahre 421 mit den Spartanern Friebe geschlossen hatte, durch allerlei Rnke von neuem anzu-fachen. In biefer Zeit kamen Abgeorbnete der Stadt Egest auf Sicilien nach Athen und baten um Hlfe gegen das ber-mthige Syrakus, welches alle anderen Stbte der Insel zu unterjochen brohe. Nicias und andere Männer von Ansehen und Erfahrung riethen, dem Ansuchen der fremben Gesanbten nicht zu willfahren. Da aber trat Alcibiabes auf und fchilberte mit feuriger Beredsamkeit die Schnheit dieser Insel und die Leichtigkeit ihrer Eroberung. Der glnzende Vortrag des Red-ners entzckte das eitel Volk. Der Zug nach Sicilien ward beschlossen, er selbst mit zum Anfhrer ernannt. Zu keinem anderen Kriege wurden fo glnzende Zurstungen gemacht.
Zug nach Sicilien (415413). Im Jahre 415 segelte das schnste Heer, welches je zu Athen gesehen worden war, unter der Anfhrung des Alcibiades, Nicias und Lamachus nach Sicilien, Anfangs ging hier Alles nach
i
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Feigheit und zerstrcueten sich dann sorglos vom Bord ihrer Schiffe
auf's Land, um Beute zu machen. Eines Tages, als sich die
Athener nach vergeblicher Herausforderung wieder zerstreuet hatten:
da rückte plötzlich Lysander mit vollen Segeln auf die wehrlose
Flotte los. Sie wurde weggenommen; auch das Landheer wurde
überfallen und gefangen genommen. Drei tausend gefangene
Athener nebst ihren Anführern wurden ohne Gnare hingerichtet.
Bloß Konon rettete sich mit neun Schiffen nach der Insel
Cypern. So ward im Jahre 406 vor Chr. die ganze Macht der
Athener zu Wasser und ' zu Lande fast ohne Schwertstreich an
einem Tage vernichret. Frohlockend zog nun der Sieger mit
seinem jubelnden Heere nach Athen und belagerte es zu Wasser
und zu Lande. Nach zweijähriger harter Belagerung, im Jahre
404, mußte auch dieses sich ergeben. Unter dem Schalle kriegeri-
scher Musik und unter dem höhnenden Jubel der Feinde wurden
die Mauern der Stadt und die Festungswerke des Pyräus nieder-
gerissen und alle noch vorhandenen Schiffe bis auf zwölf kleine
Fahrzeuge fortgeführt. Die Volksherrschaft wurde aufgehoben,
alle verbannten Aristokraten zurückgerufen, und, nach dein Muster
der spartanischen, eine aristokratische Regierung eingesetzt. Wie
in Sparta ein Senat von dreißig Personen an der Spitze stand,
so wurde auch nun in dem sonst freien Athen die höchste und
unumschränkte Gewalt dreißig spartanisch gesinnten Bürgern über-
geben, die deshalb auch den Namen Tyrannen oder Allein-
herrscher bekamen. Aber sie waren auch Tyrannen in unserem
Sinne des Wortes. Schrecklich war ihre Regierung. Sie ver-
bannten, plünderten und mordeten jo ganz nach Willkür. Eine
spartanische Besatzung ging ihnen hiebei zur Hand. Der Jammer
und das Elend der armen Einwohner war so entsetzlich, daß selbst
manche ihrer Feinde inniges Mitleid fühlten.
Jetzt hätte Alckbiades mit einer Mannschaft die Tyrannen
plötzlich überfallen müssen. Aber diese, die sich vor ihm mehr
als vor allen Athenern zusammen fürchteten, hatten ihn nicht aus
den Augen gelassen; sie trachteten ihm nach dem Leben. Das
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eisrigst bemüht, einen Jüngling zu bilden, der einst der Segen
oder Fluch seines Vaterlandes werden könnte. Alcibiades schloß
stch mit inniger Liebe an ihn und vergoß oft in seiner Gegen-
wart bittere Thränen über seinen Leichtsinn. Sokrates war bald
ganz der Mann seines Herzens. Mit ihm zog er in's Feld, mit
ihm schlief er in dem nämlichen Zelte. In dep Schlacht bei
Potidäa, in welcher Alcibiades wie ein Löwe kämpfte, wurde er
endlich verwundet und sank zu Boden. Und als die Spartaner
auf ihn los drangen, sprang Sokrates mit Schild und Lanze
herbei, hielt die Feinde zurück und rettete ihm das Leben. In
der Schlacht bei Delium kam Sokrates selbst in Gefahr; die
. . . '
Feinde umringten ihn von allen Seiten. Da stürzte sich Alcibiades,
unbekümmert um sein eigenes Leben, mitten in die Feinde und
rettet^ feinen Lehrer aus dem Gedränge.
Leider waren seine verderblichen Jugendfehler so tief einge-
wurzelt, daß sie nicht ganz konnten ausgerottet werden; er siel
wiederholt in dieselben zurück. Ein steter Wechsel des höchsten
Glückes mit dem tiefsten Elende war ' die Folge davon. Bei
seinem gewaltsamen Triebe nach Auszeichnung und Ruhm war
ihm nichts erwünschter als Krieg. Daher suchte er diesen, als
der athenische Feldherr Nicias im Jahre 421 mit den Spartanern
Friede geschlossen hatte, durch allerlei Ränke von neuem anzu-
sachen. Bald nachher nämlich kamen Abgeordnete der Stadt
Egestä auf Sicilien nach Athen und baten um Hülfe gegen das
übermüthige Syrakus, welches alle-anderen Städte der Insel zu
unterjochen drohe. Nicias und andere Männer von Ansehen und
Erfahrung riethen, dem Ansuchen der fremden Gesandten nicht zu
willfahren. Da aber trat Alcibiades auf und schilderte mit
feuriger Beredsamkeit die Schönheit dieser Insel und die Leich-
tigkeit ihrer Eroberung. Der glänzende Vortrag des Redners
entzückte das eitle Volk, und der Zug nach Sicilien ward be-
schlossen. Zu keinem anderen Kriege wurden so glänzende Zu-^
rüstungen gemacht.
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die Freiheit und Unabhngigkeit der asiatischen Griechen irgenbwie an-zntaften. So entstanb Friebe, wenn er auch nicht frmlich abgeschlossen wrbe. (Simon selbst enbete sein thatenreiches Leben bei der Belagerung der Stadt Citlurn auf Cypern, 449 vor Chr.
Ueber vierzig Jahre hatte biefer Kampf gebanert. Das sonst so arme, kleine und unberhmte Griechenlanb war nach so herrlichen Thaten zu Wasser und zu Lanbe jetzt reich, groß und berhmt geworben.
58. Griechenland nach Bertreibung der Perser.
Wieberaufbau und Befestigung Athens. Nach so vielen und heftigen Strmen trat fr die Griechen, wenn auch nur auf kurze Zeit, eine heitere freunbliche Ruhe ein. Schon lngst waren von allen Seiten die geflchteten Bewohner Attikas heimgekehrt. Athen, wovon nur noch schauerliche Ruinen brig waren, wrbe balb wieber hergestellt; grer und schner als frher erhob es sich aus dem Schutte. Auf beit Rath des Themistokles wrbe rings um die Stadt eine breite und hohe ^uer als feste Schutzwehr gegen knftige Gefahren aufgefhrt. Die eiferschtigen Spartaner, beren eigene Stadt nach der Verorbnnng des Lykurgus keine Mauern haben burfte, sahen die Befestigung Athens hchst ungern. Sie lieen anfragen, was benn die Mauer solle? Bei einem neuen Einfalle der Perser wrbe ja die so befestigte Stadt einen sicheren Waffenplatz fr die Feinde abgeben; der Peloponnes sei Schutzwehr genug fr alle Griechen. Aber Themistokles biirchfchaute ihre Tcke und suchte sie durch Lift unschblich zu machen. Er stellte Unter-hanblungen an und wute bivse sehr geschickt in die Lnge zu ziehen. Whrenb der Zeit arbeiteten in Athen Alle, selbst Greise, selbst Weiber, selbst Kinder, ununterbrochen an dem Festungsbau. Und als biefer der Vollenbuug nahe war, begab sich Themistokles selbst nach Sparta, leng-uete die ganze Sache und gab den Rath, die Spartaner mchten boch nur Gesanbte nach Athen schicken, um sich an Ort und Stelle von dem Ungrunbe der falschen Gerchte zu berzeugen. Zugleich gab er aber auch seinen Mitbrgern heimlich einen Wink, die spartanischen Gesanbten so lange in guter Verwahrung zu halten, bis er selbst zurckkme. Dann trat er ffentlich in der Versammlung der Spartaner auf und erklrte freimthig: Der Festungsbau sei bereits vollenbet; seine Mitbrger htten nur gethan, was sowohl fr das allgemeine Beste als
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Man hat diesen Frieden zum Andenken des Stifters den Frieden des Nicias genannt.
61. Zweite Periode. Unglckliches Unternehmen der Athener nach Sieilien (415413).
Ulciiades.
Jedoch nur von kurzer Dauer war dieser Friede. Damals lebte zu Athen ein junger emporstrebender Mann, der Alles aufbot, um den Krieg wieder anzufachen, durch welchen er sich selbst geltend machen wollte. Das war A l c i b i a d e s, einer der merkwrdigsten Männer, an dessen Person sich eine geraume Zeit hindurch das Schicksal von ganz Griechenland knpfte.
Alcibiades war von sehr vornehmer Herkunft, mit Perikles verwandt, unermelich reich, und als Knabe, Jngling und Mann der schnste im ganzen Volke. Eben so ausgezeichnet waren auch die Fhigkeiten seines Geistes, so da er Aller Augen auf sich zog. Dabei war er aber auch sehr herrschschtig, eitel und heftig von Charakter; auf ihn konnte Keiner sich verlassen. Schon als Knabe zeigte er Spuren eines unbeugsamen Starrsinnes und berlie sich rcksichtslos der Befriedigung aller Einflle und Gelste. Als er einst im Ringen von einem anderen Knaben fest umschlungen wurde und niedergeworfen zu werden befrchtete, zog er dessen Arm nach dem Munde und suchte sich durch Beien zu helfen. Der Andere lie ihn sogleich los und sagte: Pfui, Alcibia-ties, du beiest ja wie ein Hund!" Sage lieber, wie ein Lwe!" erwiederte rasch der Kleine. Ein andermal spielte er in einer engen Gasse mit anderen Knaben Wrfel. Eben war der Wurf an ihn gekom-men, als ein beladener Wagen heranfuhr. Wart' ein wenig!" rief er dem Fuhrmanne zu. Der strte sich an nichts und fuhr seinen Weg. Da warf er sich trotzig gerade mitten vor die Pferde nieder, und der erschrockene Fuhrmann mute halten. Darauf that er seinen Wurf und trat nun erst bei Seite. Er war brigens sehr lernbegierig; nur die Flte wollte er nicht lernen. Sie entstellt ja das Gesicht," war seine gewhnliche Ausrede, auch kann man dazu nicht sprechen ober singen. Die Kinder der Thebaner, welche nicht sprechen knnen, mgen die Flte blasen." Er trug purpurne Kleider und fhrte einen Schild aus Gold und Elfenbein. Seine Pferde und Wagen waren die schnsten in der
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bei Cyzikus (an der Propontis), gewann mehrere der abge-fallenen Städte wieder und wurde mit Jubel in Athen aufgenommen, bald aber des Oberbefehls wieder entsetzt, als in seiner Abwesen-heit sein Unterfeldherr von den Spartanern geschlagen worden war. Nnu stellten die Athener 10 Feldherren, unter ihnen Konon, an die Spitze ihrer Flotte, und errangen den See sieg bei den arginnsischen Inseln (in der Nhe von Lesbos) 406. Aber 405 verloren sie gegen den Spartaner Lysander, der die athenische Flotte unvorbereitet berraschte, die Schlacht bei Aegospotmoi (am Hellespont). Sie entschied den Krieg. Die Stadt Athen, von den Spartanern umlagert und ausgehungert, mute sich 404 an Lysander ergeben, ihre Kriegsschiffe (bis auf 12) ausliefern, alle Bundesgenossen freilassen, die langen Mauern und die Festungs-werke des Pireus niederreien und die Regierung der dreiig Tyrannen annehmen.
Alcibiades kam auf Veranlassung dieser Dreiig in Phrygien durch Meuchelmord um.
27.
Spartaks Hegemonie.
Durch Athens Bezwingung im peloponnesischen Kriege wurde Sparta wieder das Haupt der griechischen Staaten. Es strzte berall die (von Athen begnstigten) demokratischen Verfassungen und bte drckende Gewaltherrschast.
1. In Athen wurde durch Thrasyblus 403 die Schreckensherrschaft der 30 Tyrannen gestrzt und die frhere (solonische) Verfassung wieder hergestellt. Aber der Verfall der Sitten war so groß, da selbst der weise und tugendhafte Sokrtes hingerichtet wurde 399.
Sokrtes, der Sohn eines^Bildhauers und einer Hebamme anfangs selbst Bildhauer, aber von einer inneren Stimme zur Erforschung der Wahrheit getrieben will die Weisheit ins Leben einfhren wirkt durch Lehre und Beispiel der Scheinweisheit und Sittenlosigkeit seiner Zeit (Sophisten) entgegen wird vom delphischen Orakel fr den weisesten der Griechen erklrt einfache Lebensweise, Bedrfui-losigkeit Seelenruhe gegenber der znkischen Xanthippe Haupt-geschst: Unterweisung der Jugend in der Form des Gesprchs seine Schler: Platon, Xenophon zc. ic. als 70jhriger Greis an-geklagt, er verderbe die Jugend und wolle neue Götter einfhren vor Geriet im Gefngni verschmht zu fliehen, weil man den
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