Mittelalter und Neuzeit.
15
Das Christentum wird Staatsreligion. (325 Konzil von Nicäa; Lehre des Arius verworfen.) Constantinopel wird Hauptstadt.
Einteilung in 4 Präfekturen.
361—363 Julian der Abtrünnige.
Zerfall des Römerreichs durch die Völkerwanderung.
Das Mittelalter und die Neuzeit.
h, -
Germanische Vorzeit.
Die arische Völkerfamilie. v.chr.113-101 Cimbern und Teutonen.
Schlachten bei Aquä Sextiä und Vercellä.
58 Cäsar und Ariovist.
16 v.chr.bis Dritter Zusammenstofs zwischen Römern und 16 n. Chr. Germanen:
a) Drusus’ Züge.
b) Tiberius’ listige Pläne.
9 n. Chr. c) Varus — Teutoburger Wald.
d) Germanicus’ Rachezüge (Idisiaviso). Zustände zur Zeit des Tacitus.
a) Verteilung der Stämme.
b) Aussehen — Beschäftigung — Kleidung und Waffen — Haus (ein Raum).
c) Freie (Adel und Gemeinfreie) und Unfreie (Hörige und Haussklaven).
d) Gemeinde — Gau (Gauthing) — Stamm oder Volk (grofser Thing). — Herzöge oder auch Könige, vom Volke gewählt.
e) Götterverehrung.
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264
Haaren und batet: weinend die abziehenden Männer, sie nicht in rö-
mische Sklaverei komtnen zu lassen. Mit furchtbarer Erbitterung
kämpften die dichtgedrängten Schaaren der beiden Heere; nur die durch
Kriegskunst geregelte Tapferkeit der Römer gewann den Sieg. Ariovist
zog sich an den Rhein zurück, der nur fünf tausend Schritte (nicht
fünfzig tausend, wie einige Schriftsteller angeben) vom Schlachtfelde
entfernt war. Die Römer setzten-den Fliehenden nach. Ariovist setzte
in einem Kahne über den Fluß; viele retteten sich durch Schwimmen,
viele kamen and) um im Flusse oder durch das Schwert der Römer.
Auf dieser Flucht fanden auch Ariovist's beide Frauen den Tod; die
eine Tochter gerieth in Gefangenschaft, die andere wurde gctödtet.
Ihren Leichnam in seinen Armen haltend erreichte der gebeugte Vater
das deutsche Ufer.
, (Siehe die Abbildung Pi* 65.)
So standen die römischen Adler zum ersten Male am Rhein.
Casar führte nach diesen Siegen seine Legionen in die Winterquartiere
zu den Sequancrn und begab sich dann nach Lucca, seinem Haupt-
quartiere in dem italischen Gallien, um in der Nahe Roms zu seyn
und dort die Verbindungen mit seinen Freunden zu unterhalten.
Wahrend des Winters vereinigten sich fünfzehn Volker in Galli a
Belgica zu gemeinsamer Abwehr der Römer; nur die Rem er, ein
Volk nördlich von der Marne in der Gegend von Rheims, traten dem
Bunde nicht bei, der 300,000 Mann stellen sollte. Galba, König
der Suessionen (bei Soissons) erhielt die Ober-Anführung. Casar eilte
daher sogleich, mit zwei neuen Legionen sein Heer verstärkend, im Früh-
linge des Jahres 57 v. Chr. nach Gallien und zerstreuete durch mehr-
seitige Angriffe das große Bundesheer an der Aisne. Die meisten
Belgier, auch Galba, unterwarfen sich der Gnade des Siegers. Nur
die Nervi er, ein rauhes tapferes Volk deutschen Ursprungs, leisteten
an der Sambre muthig Widerstand; kaum entging Casar einer schreck-
lichen Niederlage; nur seine Ueberlegenheit verschaffte ihm den Sieg.
Auch die Festung der Aduatiker (vielleicht das heutige Namur oder
ein anderer auf einem steilen Felsen in jener Gegend liegender Ort)
fiel in Casars Hände, der drei und fünfzig tausend Menschen verkaufen
ließ. Hierauf begab er sich nach Jllyrien, von da in die Winterquar-
tiere nach Lucca, wo ihn Pompejus und Crassus besuchten. Im
Frühjahr 56 begab sich Casar wieder zur Armee, und führte sie gegen
die Bewohner des Küstenlandes Armorica, d. h. der heutigen Nor-
mandie und Bretagne, wo damals die Veneter, Uneller, Levovier, Ca-
lete» und die Moriner (nördlich von der Somme) wohnten. Sie
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266
auf die Republik die Schmach des verletzten Völkerrechts falle. Wie
ganz anders würde Roms Schicksal sich gestaltet haben, hatte der treu-
lose Casar in den Händen der Barbaren seine Laufbahn geendet!
Bei den Sigambrern auf dem rechten Rheinufer hatten die Tenchterer
und Usi'peten, die dem Gemetzel entkommen waren, Schutz und Aufnahme
gefunden. Die Verweigerung der Auslieferung und die Einladung der
Ubier, die damals auf dem rechten Rheinufer zwischen der Sieg und
der Lahn wohnten, bestimmten den ehrgeizigen Casar, über den Rhein
zu gehen, was vor ihm noch kein Römer gethan hatte. Er ging über
die Mosel und bauete, wahrscheinlich in der Gegend von Neuwied oder
zwischen Coblenz und Andernach, binnen zehn Tagen eine Pfahlbrücke
über den Rhein, betrat im Lande der Ubier zuerst den Boden unseres
Vaterlandes und zog gegen die Sigambrer (Anwohner der Sieg?),
die sich aber landeinwärts in ihre Waldungen zurückgezogeu hatten.
Nachdem Casar achtzehn Tage auf deutschem Boden verweilt, Dörfer
verbrannt und die Feldfrüchte abgeschnitten hatte, ging er nach Gallien
zurück und ließ die Brücke abbrccheu.
Den noch übrigen Theil des Sommers benutzte Cäsar zu einer
Landung in Britannien, weil von dorther den Galliern Hülfstruppen
geschickt worden waren. Im Lande der Moriner', in den Häfen Ges-
soriacum, j. Boulogne, und Jccius Portus, vielleicht j. Wissant oder
Calais, zog er zwei Legionen zusammen und eine Flotte von achtzig
Transportschiffen. Einige brittische Stämme schickten, auf die Nach-
richt von dieser Rüstung, Gesandte an Cäsar und erboten sich zur
Unterwerfung unter seinen Schutz. Noch hatte kein Römer die Insel
betreten, die seit der Zerstörung des phönicischen und karthagischen
Handels so in Vergessenheit gerathen war, daß viele sie für ein Fabel-
laud oder für eine außerhalb des Erdkreises liegende Insel hielten. Um
durch den Ruhm, das römische Reich auch außerhalb des Erdkreises
ausgebreitet und zuerst unter den Römern dahin die siegreichen Adler
getragen zu haben, sich dem Volke zu empfehlen, ließ sich Casar durch
keine Gesandtschaft abhalten. Er ging im Hafen Jccius mit den Le-
gionen an Bord, lichtete Abends zehn Uhr die Anker, und erreichte,
von Wetter und Wind begünstigt, am andern Morgen um zehn Uhr
die Küste der Insel. Die hohe und steile Küste, die mit Kriegern zu
Fuß und zu Roß, und mit Sichelwagen besetzt war, machte die Lan-
dung unmöglich. Er fuhr daher acht Millien nordwärts, wo die
Küste offen und stach war, setzte die Schiffe auf den Grund und
machte Anstalten zur Landung. Die Britten waren ihm aber gefolgt
und stellten sich hier zur Abwehr auf. Durch Wurfmaschinen, Schleu-
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209
kennen und schätzen gelemt hatte. Von Sens zog er südwärts über
die Hochfläche von Langres, wo die Gallier ihm den Weg versperren
wollten, allein mit Hülfe seiner deutschen Garde trieb er sie zurück,
worauf sich Vercingetorix mit seinen geschlagenen Truppen in die Fe-
stung Alesia warf, j. Alise im Departement Cot« d’or. Ob sie gleich
wegen der Hohe ihrer Mauern und wegen der Menge ihrer Verthei-
diger unüberwindlich zu seyn schien, so begann doch Casar sogleich ihre
Blokade mit Ungeheuern Wallen, Graben und Pallifadenlinien. Aber
auch er wurde von' einem ^248,000 Mann starken Heere der Gallier
eingeschlossen, die zum Entsatz Alesia's herbeigecilt waren, wahrend
sein Heer nur 60,000 Mann zahlte. Auch gegen die Feinde von au-
ßen ließ er von seinen rüstigen Soldaten in einem Umkreise von
14,000 Schritten Schanzen und Graben anlegen. Mit eben so großer
Klugheit als Tapferkeit vereitelte aber Casar alle Angriffe des Entsatzhcereö
und die Ausfälle der Belagerten. Nach einem furchtbaren Kampfe,
von dessen Ausgange die Zukunft Galliens abhing, gaben endlich die
Germanen den Ausschlag und nothigten die Gallier zum Abzüge.
Alesia, verlassen und vom Hunger bedroht, ergab sich; Vercingetorix
lieferte sich freiwillig aus, um des Siegers Rache zu besänftigen: er
ritt in seiner schönsten Rüstung auf einem geschmückten Pferde aus der
Stadt zum Casar, der auf einem Throne saß, sprang vom Pferde und
warf sich schweigend vor Casar nieder, der ihn dann seinen Soldaten
mit dem Befehle übergab, ihn zu seinem Triumphe aufzubewahren.
In Rom feierte man Casars bewunderungswürdige Thaten und Siege
mit einem zwanzig Tage dauernden Dankfest. Er selbst blieb in Bi-
bracte und zog noch im Winter des Jahres 51 wieder aus, um die
letzten Regungen der alten gallischen Freiheit zu unterdrücken. Als er
Uxellodunum, eine feste Stadt der Cadurci im heutigen Dep. 6e Lot,
deren Lage an der Dordogne noch der heutige Name lopuecli cl'iissoltlun
(die Hohe von Ussoldun) bezeichnet, erobert hatte, ließ er allen bewaffneten
Einwohnern die Hände abhauen, um andere Städte von Empörungs-
versuchen abzuschrecken. Mit gleicher Grausamkeit und unedler Rache
verwüstete er das Gebiet der Eburonen, deren Fürst Ambiorix aber
über den Rhein entkam. Als die letzten Kampfer für die Freiheit
Galliens traten die Trevirer auf, aber ihre Fürsten wurden gefangen,
das Volk unterwarf sich. Seitdem erkannten alle Völker auf der
linken Seite des Rheins Roms Herrschaft an. Hierauf besuchte Casar
Aquitanien, das er noch nicht gesehen hatte, ging nach Narbonne,
vertheilte zehn Legionen als Besatzungen durch ganz Gallien, hielt
schnell Gerichtstage (conventus) in der Provinz und begab sich dann
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5o3
sprrich waren die Worte eines alten Dichters; Ollerint, 6um metuant:
,7mag man mich hassen, wenn man mich nur fürchtet." Im Jahre
39 unternahm er nach großen Zurüstungen einen Kriegszug an den
Rhein und schlug sein Hauptquartier wahrscheinlich zu Köln oder Vetera
auf. Da gar kein Grund zum Kriege vorhanden war und keine Feinde
am rechten Ufer des Rheins sich zeigten, so schickte er einige Deutsche
aus seiner Leibwache hinüber, und ließ sie sich verbergen. Daun eilte
er auf die Nachricht von der Nahe des Feindes mit einem Theil der
Reiterei über den Rhein in einen nahen Wald und kehrte mit jenen
abgesendetcn Söldlingen, wie mit Gefangenen, in das Lager zurück.
Dann plünderte er Gallien mit beispielloser Habsucht, versteigerte die
Gerüche des kaiserlichen Hofes, die Kleider des Antonius, Augustus,
der Agrippina, und verkaufte das Eigenthum seiner verbannten Schwe-
stern. Mit 200,000 Mann zog er im I. 40 an die Küste bei Gesso-
riacum j. Boulogne, indem er nach Britannien zu schiffen vorgab.
Auf einer prächtigen Gondel fuhr er eine Strecke in's Meer, kehrte
aber bald zurück und befahl den Soldaten, Muscheln aufzulesen, da
diese dem Ocean entrissene Beute seinem Pallast und dem Kapitol ge-
bühre. Nach seiner Rückkehr hielt er wegen dieser Kriegsthaten eine
Ovation oder den kleinern Triumph. Bei Boulogne ließ er zum An-
denken seines Sieges einen hohen Leuchtthurm bauen, der erst im vo-
rigen Jahrhunderte einstürzte. Als er endlich die vornehmsten Männer
Roms zu vertilgen beschlossen hatte, kamen ihm einige Tribunen der
Garde zuvor. Cassius Chärea ermordete dieses menschliche Ungeheuer
am 24. Jan. 41. In der folgenden Nacht erstach ein Mitverschwor-
uer des Kaisers Gemahlin Cäsonia und zerschmetterte ihr Kind an der
Wand. Caligula hatte 29 Jahre gelebt und fast vier Jahre das
knechtische Rom als ein thdrichter Wütherich beherrscht.
Der Versuch des Senats, die Republik wieder herzustellen, miß-
lang, da die Prätorianer beim Durchsuchen des Kaiserpallastes den
50 jährigen Tib. Claudius, des altem Drusus Sohn und des
Germanicus Bruder, der sich während des Tumult's bei Caligula's
Ermordung aus Furcht vor einem gleichen Schicksale hinter einen Vor-
hang versteckt hatte, zum Kaiser ausriefen. Von Jugend an durch
Krankheiten an Körper und Geist geschwächt, lebte er ganz zurückge-
zogen und unbeachtet, sich vorzüglich mit Geschichte und Sprachen
beschäftigend. Er verfaßte selbst eine karthagische, tyrrhenische und
römische Geschichte, wozu ihn Titus Livius ermunterte, und beschrieb
sein Leben in acht Bänden oder Rollen. Das lateinische Alphabet
wollte er mit drei neuen Schriftzügen bereichern, sie kamen aber nach
25
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Extrahierte Personennamen: Antonius Augustus Augustus Agrippina Cassius_Chärea Cäsonia Caligula Claudius Germanicus Titus_Livius
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rheins Rhein Gallien Boulogne Britannien Boulogne Rom
36i
würden befördert worden. Galba schickte ihn nach Unter-Germanien,
wo er sich bei dem zur Meuterei geneigten Heere in Köln durch seine
Nachsicht und Nachgiebigkeit bald beliebt machte. Nach Verlauf eines
Monats holten die Soldaten ihn plötzlich aus seinem Schlafgemache
und begrüßten ihn als Imperator. Da auch das Heer im oberu Ger-
manien beistimmte und die Nachricht von Galba's Ermordung eintraf,
so ließ er einen Theili seines Heeres schnell nach Italien gegen Otho
aufbrechen, er selbst zog langsamer nach. Als er das Schlachtfeld bei
Bedriacum besuchte, und einige aus seiner Umgebung vor dem Leichen-
geruche sich entsetzten, versicherte er, »daß der erschlagene Feind sehr
gut-rieche , aber noch besser der Bürger. " Den Dolch, womit sich
Otho getodtet hatte, schickte er nach Köln als ein Weihgeschenk in
den Tempel des Kriegsgortes. Nachdem er in Rom eingezogen war,
überließ er die Regierungsgeschafte Schauspielern, Wagenlenkern und
andern Günstlingen, wahrend er für die Herbeischaffung der kostbarsten
Leckerbissen aus den entferntesten Provinzen sorgte. In einigen Mo-
naten verpraßte er eine Summe von 22 oder gar 42 Mill. Thalern,
und richtete die vornehmsten Familien zu Grunde, wenn er sich bei
ihnen zu Gaste bat. Er pstegte drei oder viermal zu schmausen. Auf
das Frühstück (ssntaeulum) folgte das Mittagsessen (prandium), dann
die Hauptmahlzeit (eoena) um vier oder sechs Uhr Nachmittags, und
auf diese ließ er noch ein Nachtessen mit Trinkgelage (eomi88atio) fol-
gen. Ju einem jeden dieser täglichen Schmause lud er sich oft bei
einem andern vornehmen Römer ein, und jedem Wirthe kostete diese
Ehre wenigstens 10,000 Thaler! Sein Bruder gab ihm einen Em-
pfangsschmaus, wo 2o0o ausgesuchte Fische und 7000 Vögel aufge-
tischt wurden. Eine von dem Kaiser selbst erfundene Art Kuchen hieß
noch lange nachher Vitellianischer Kuchen. Den größten Schmaus ver-
anstaltete er bei der Einweihung einer Schüssel, die er wegen ihrer
ungeheuren Größe »den Schild Minerva's" nannte. Wahrend dieser
Schwelgereien in Rom empörten sich aber die Legionen an der Donau
und in Aegypten und Syrien, welche den Feldherrn Titus Flavius
Vespasianus, der damals Jerusalem belagerte, zum Imperator
ausriefen , zu Alerandria am 1. Juli 69. Dieser überließ nun seinem
Sohne Titus die Fortsetzung der Belagerung und rüstete sich in
Aegypten zum Kriege. Die paunonischen Legionen zogen unter Anto-
nius Primus zuerst nach Italien, schlugen die Vitellianer bei Betria-
cum und Cremona, eroberten und zerstörten diese Stadt, und rückten
gegen Rom, wo Vitellins sich anfangs mit Vespasians Bruder Sabi-
nus in Unterhandlungen eingelassen, dann aber das Kapitol erstürmt
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Extrahierte Personennamen: Galba Otho Otho Schmaus Titus_Flavius
Vespasianus Titus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Rom Donau Syrien Alerandria Italien Cremona Rom
W3
schickte ihm der Senat reiche Geschenkt und beerte Hn Mñ dem
Ehrentitel: König und Freund.
Vielleicht durch der Germanen Beispie/, gereizt, beschlossen auch
die Helvetier, die Bewohner der heutigen Schweiz, unter ihrem
Fürsten Orgetorir nach Gallien zu. ziehen, um neue Wohnsitze zu
suchen. Als sie aber über den Jura gezogen waren, schlug sie Cäsar
bei Vibracte, dem h. Autun und an der Saonne, und nothigte sie
in die verlassenen Sitze zurück; nur die Boj er erhielten im Gebiet der
Aeduer Ländereien und nachher mit den Galliern gleiche Rechte. Jetzt
wendeten sich die von Ariovisi unterdrückten Gallier an Casar, um
Hülfe zu suchen. Dieser wollte aber den Schein des Angriffs meiden,
daher ließ er den deutschen Fürsten zu einer Unterredung einladen.
Dieser antwortete aber: ,7 Wenn er Casars bedürfe, habe er ihm nach-
zugehen; wenn Casar etwas von ihm wolle, müsse er kommen.«
Eine eben so trotzige Antwort gab er einer zweiten römischen Gesandt-
schaft. Casar glaubte nun eilen zu müssen, damit nicht zuvor Ariovisi
mit neuen Truppen sich vereinige und der Sequaner 'Hauptstadt Ve-
sontio, j. Besannen, besetze. Die Römer eilten in starken Tag- und
Nachtmarschen ihm entgegen und besetzten den wichtigen Punkt. Der
Ruf von der Germanen unglaublicher Größe, Tapferkeit und Waffen-
übung verbreitete Furcht im römischen Lager. Casar belebte aber durch
seine Rede den Muth der Soldaten und ihren Eifer, zog sieben Tage-
märsche weiter und war nur noch einige Meilen von dem Feinde ent-
fernt. Ariovisi bat nun um eine Unterredung. Beide Feldherren be-
sprachen sich auf einem Hügel im Angesichte ihrer Heere, nur von
einigen Reitern begleitet, ohne Entscheidung der Sache. Während
des Gesprächs ritten Ariovist's Reiter gegen die römischen, und warfen
Steine und Pfeile auf sie. Cäsar brach daher das Gespräch ab und
ritt zurück. Auf das Gesuch zu einer zweiten Zusammenkunft schickte
Casar einen der keltischen Sprache kundigen Mann, und einen andern,
der des deutschen Heerführers Gastfreund war. Man hielt sie aber
für Spione, legte sie in Ketten und warf über sie dreimal das Todes-
loos. Es fiel aber für ihre Erhaltung. Nun begannen die Feindselig-
keiten mit kleinen, aber den Römern gefährlichen Gefechten. Von den
Gefangenen erfuhr Casar, daß Ariovisi eiue Hauptschlacht vermeide,
weil die heiligen Wahrsagefrauen oder Alrunen aus dem Wirbel und
Rauschen der Flüsse Unglück verkündigt hätten, wenn die Schlacht im
Abnehmen des Mondes geliefert werde. Daher zog Cäsar mit seiner
Heeresmacht schleunig gegen das Lager der Germanen, die nun.her-
auskamen. Auf ihrer Wagenburg saßen die Frauen mit fliegenden
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263
hatten sich im vorigen Jahre, einzeln überrascht, unterworfen, jetzt
aber für die gemeinsame Freiheit einen Bund mit den Menapiern und
Morinern geschlossen. Um sie auch von der Seeseite anzugreifen, ließ
er auf der Loire so viel als möglich Schiffe bauen, wahrend sein Legat
Labienus an der Mosel die Belgier und den Rhein beobachtete, der
jüngere Crassns die Aquitanier an der Garonne beschäftigte, und Titu-
rius Sabinus in der Normandie mit den Eingebornen kämpfte. Er
selbsi vereinigte sich mit den in der Bretagne stehenden Truppen, wo
er jedoch nichts ausrichtete, bis Decimus Brutus mit der Flotte in
die Bay von Bannes einlief und den Venetern, die mit 220 Schiffen
gegen ihn ausrückten, eine solche Niederlage beibrachte, daß sie sich auf
Gnade und Ungnade ergeben mußten. Casar ließ ihre Anführer tödten
und das Volk als Sklaven verkaufen, weil sie sich an zwei römischen
Obristen vergriffen und so das Völkerrecht verletzt hatten. Nach einem
Zuge gegen die Moriner und Menapier, welche damals zwischen der
Maas und dem Nieder-Rhein wohnten, und sich vor den Römern in
ihre Wälder und Sümpfe zurückzogen, ging Casar abermals nach Ita-
lien, kehrte aber noch im Winter nach Gallien zurück, weil zu Anfänge
des Jahres die Tenchterer und Usipeten, zwei deutsche, von den
Sueveu verdrängte Völkerschaften, an den Rhein gekommen , die Be-
sitzungen der Menapier auf dem rechten Ufer eingenommen, und auf
dem linken mit ihrer Reiterei schon bis an die Maas streiften. Casar
ging ihnen entgegen, Gesandte der Germanen kamen aber zu ihm und
brachten Friedensantrage. Casars Reiterei war 5000 Manu stark; sie
hatte den Befehl, nicht .anzugreifen, die Germanen hatten nur 800 be-
rittene junge Leute. Diese griffen aber, von jugendlichem Uebermuth
hingerissen, gegen den Willen der altern Krieger, die sorglosen Römer
an und schlugen sie in die Flucht. Als nun am folgenden Tage Ge-
sandte der Deutschen in sein Lager kamen, um sich zu entschuldigen
und um Fortdauer der Waffenruhe zu bitten, da hielt er diese Männer
fest, führte das Heer schnell gegen das Lager der Deutschen, und
überfiel die sorglosen Krieger, die mit ihren Frauen und Kindern in der
Mittagsruhe umherlagen. Die Römer richteten ein entsetzliches Blut-
bad an. Viele Flüchtige kamen um, als sie am Zusammenflüsse der
Waal und der Maas verzweifelnd sich in den Strom stürzten. Als
dieser Verrath des großen Casar in Rom bekannt wurde, trug Cato
im Senate darauf an, den Feldherrn, der muthwillig die gallischen
Völker überfallen und durch eine treulose Handlung die Waffen der
Republik entehrt habe, den beleidigten Germanen auszuliefern, damit
er selbst für so viele ungerechte und gottlose Thaten büße und nicht
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Extrahierte Personennamen: Brutus Casars Cato
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Nieder-Rhein Ita- Gallien Rhein Rom
267
derer und Schützen, die Cäsar auf leichten Fahrzeugen bis nahe an
den Strand schickte, wurden die Britten, die mit der Meerestiefe ver-
traut, den Römern entgegen kamen, zur Rechten und zur Linken be-
schäftigt. Als die Soldaten noch zögerten, aus den Schiffen zu stei-
gen, weil sie noch eine ziemliche Strecke zu durchwaden hatten, so
sprang der Adlertrager der zehnten Legion zuerst ins Meer und rief:
»Folgt mir, Kameraden, wenn ihr nicht den Adler den Feinden über-
laffen wollt; ich wenigstens werde für die Republik und den Feldherrn
meine Psticht thun! “ Sofort stürzten sich alle Soldaten ins Meer
und erreichten nach einem hitzigen Kampfe das trockne Land.
(Siehe die Abbildung 66.)
Die Britten wurden geschlagen und boten schon Geißeln an, als
ein Sturm einige Tage spater die zweite Abtheilung der Flotte zer-
streuete und die Römer in die größte Gefahr brachte, da die Eingebore-
nen die Feindseligkeiten wieder erneuerten. Daher eilte Casar bald wieder
nach Gallien zurück, führte die Armee in die Winterquartiere nach
Belgien, befahl die Flotte auszubessern und bequemere Transportschiffe
zu bauen, und begab sich nach Lucca.
Im folgenden Jahr, 54, unternahm er eine zweite Landung
und führte auf achthundert Schiffen fünf Legionen und achthundert
Reiter nach Britannien. Auch diesmal litt die Flotte durch Sturm,
und der Britten Heerführer Cassivelaunus machte ihm den Besitz
des Landes streitig. Er schiffte daher bei Annäherung des Winters
nach Gallien zurück, wo neue Unruhen ausgebrochen waren. Casar
blieb diesmal bei der Armee in den Winterlagern. Die Trevirer
an der Mosel erhoben sich unter Jnduciomar, die Eburonen bei
Tongern unter dem kühnen, unbezwinglichen Ambiorir und die Ner-
vier voll Rache gegen die wegen der schlechten Erndte weit auseinander
gelegten römischen Legionen, von denen eine im Lager bei Aduarika
von Ambiorir vernichtet, eine andere unter Quintus Cicero von den
Nerviern eingeschlossen, jedoch durch Casars schnelle Hülfe noch gerettet
ward. Den Sommer des Jahres 53 brachte er mit der Unterwerfung
und theilweisen Vernichtung jener Völker hin, ging noch einmal, nicht
weit von der frühern Stelle, über den Rhein, demüthigte die Ubier,
weil sie den Trevirern Hülfstrnppen geschickt hatten und begab sich
nach der scheinbaren Beruhigung Galliens wieder nach Oberitalien.
Allein ein neuer Aufruhr, der gefährlichste von allen, brach im Lande
der Carnuten zu Gennabum, j. Orleans, aus, wo die Empörer ei-
nige römische Kausteute und den Proviantmeister ermordeten, und da-
mit das Zeichen des Aufstandes gaben. Anstatt der Telegraphen be-
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Neuern der Janustempel zum Zeichen des allgemeinen Friedens ge-
schlossen ward. Von Aegypten aus unternahm, um Alerandria's Han-
del mit Indien zu sichern, im I. 24 Aelius Gallus einen Zug in das
südliche oder glückliche Arabien, jedoch ohne Erfolg. Durch die
Eràuug der Oase Phazania, des heutigen Fezzan, wurde der
Karawanenhandel in das innere Afrika gesichert. Als Augustus im I.
21 Sicilie», Griechenland und Samos bereiste und sich von da im
folgenden Jahre nach Syrien begab, um sich des vertriebenen Königs
Tiridates von Armenien anzunehmen, schickte der herrschende König
Phraates, aus Furcht vor des nahen Kaisers siegreichen Waffen in
Armenien, die dem Crassus und Antonius abgenommenen römischen
Feldzeichen und Gefangenen mit einer Gesandtschaft zurück, welche nach
der Weise ihres Volks mit kniefälliger Huldigung vor dem Kaiser er-
schien, der in stolzer Freude über diesen blutlosen Sieg dem rächenden
Kriegsgott einen Tempel weihete und Münzen auf dieses Ereigniß
schlagen ließ.
(Siehe die Abbildung Pi- 75.)
In Samos, wo Augustus den Winter wieder zubrachte, erschienen
sogar Gesandte des indischen Königs Pandion mit Geschenken, kostbaren
Erzeugnissen und Produkten des fernen Morgenlandes, und baten um
der Römer Freundschaft. Auch war ein indischer Gymnosophist oder
Vrachmane mitgekommen, der den Kaiser nach Athen begleitete und
sich dort nach der Weise jener fanatischen Priester lebendig verbrannte.
Die bedeutendsten Kriege wurden gegen die Deutschen geführt.
Sie fingen an mit der zur Sicherheit Italiens nothigen Unterwerfung
der Alpenvolker. Des Augustus Stiefsöhne, Tiberius und Drusus,
übernahmen den Oberbefehl dieses gefährlichen Krieges im I. 15 und
eroberten die südlich von der Donau gelegenen Landschaften Nori-
cum, Rhätien und Vindelicien. Die Germanen am Nieder-
rhein brachten im I. 16 dem Legaten Lollius eine schreckliche Nie-
derlage bei, so daß Augustus selbst an den Rhein eilte und die
Befestigung der Ufer anordnete. Besonders war die von ihm angelegte
Festung Ca8tra Velerà, das alte Lager, auf der Anhohe bei Xanten
sehr wichtig, weil von hier aus die Züge zur Eroberung Deutschlands
unternommen wurden. Hier übernahm im I. 12 v. Ehr. Drusus den
Oberbefehl, ließ gegen fünfzig Kastelle am Rhein bauen und diesen
Fluß mit der Zuydersee durch einen Kanal verbinden, der jetzt unter
dem Namen der neuen Vssel bekannt ist. Theils auf dieser Wasser-
straße nach der Ems, theils zu Lande, dem Laufe der Lippe folgend,
an deren Ursprünge bei Paderborn er den Waffenplatz A li so gründete,
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Extrahierte Personennamen: Gallus Augustus Antonius Augustus Augustus Tiberius Drusus Augustus Augustus Drusus