66
Dritte Periode. Von 1056 —1273.
b) Die geistlichen Ritterorden. Seine charakteristische und glänzendste Ausprägung fand der Geist der Zeit in der Stiftung der geistlichen Ritterorden, die, zum Teil ausgegangen von der Pflege erkrankter Pilger, die Ideale des Mönchtums und des Rittertums in sich vereinigten. Dies waren die Orden der Johanniter und der Templer (so genannt nach ihrer Wohnung in dem nahe der Stelle des Salomonischen Tempels erbauten Palaste); jene trugen einen schwarzen Mantel mit weißem Kreuz, diese einen weißen Mantel mit rotem Kreuz. Durch Schenkungen wurden die Orden später sehr reich.1
53. c) Der zweite Kreuzzug 1147 —49. Die Eroberung von Edessa durch die Ungläubigen war die Yeranlassung zu einer neuen Eahrt nach dem Morgenlande. Den begeisterten Kreuzpredigten des redegewaltigen Zisterzienser-Abtes Bernhard von Clairvaux gelang es, Konrad Iii. von Deutschland und Ludwig Vii. von Erankreich hierzu zu bewegen. Aber dieses Unternehmen scheiterte ■völlig. Der Eindruck dieses Mißerfolges auf den Westen war ungeheuer. Es schien, als ob sich die Entwickelung wieder zugunsten des Orients gestalten wollte. Zwischen 1150 und 1250 nahm die islamische Kultur einen Aufschwung, der auch auf das Abendland von Einflnß wurde.
54. d) Der dritte Kreuzzug 1189 — 92. Ein neuer gefährlicher Gegner erstand den Christen in dem Kurden Saladin, der sich in Ägypten eine starke Macht gegründet hatte, Syrien zu erobern begann und (1187) Jerusalem einnahm. Dieser Umstand rief im Abendlande die größte Teilnahme hervor. An die Spitze
1) Bis 1291, wo Akkon fiel, hatten sie ihren Sitz in Palästina. Alsdann gingen die Johanniter nach Cypern, darauf nach Rhodos irhodiser), das sie (1522) unter Villiers de l’Isle heldenmütig, aber vergeblich gegen Suleiman Ii. verteidigten. Von Karl Y. erhielten sie Malta (Malteser) und verteidigten es glücklich gegen Suleiman Ii. unter Jean Parisot de la Valette. Nach der Auflösung durch Napoleon (1798) wurden 1814 unter dem Namen Johanniter-und Malteserorden aristokratische Vereine zur Pflege verwundeter Krieger gegründet. — Der Templerorden giog 1291 nach Cypern, später nach Frankreich und wurde 1312 von Papst Clemens V. auf Veranlassung des nach seinen Gütern lüsternen Königs Philipp Iv. aufgehoben, nachdem gegen seine Mitglieder eine unbegründete Anklage wegen Ttnsittliehkeit und Ketzerei erhoben worden war; der Großmeister Jakob von Molay wurde (1314) verbrannt.
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Extrahierte Ortsnamen: Edessa Deutschland Syrien Jerusalem Akkon Palästina Cypern Rhodos Malta Cypern Frankreich
Dritte Periode. Von 1056—1273.
Europas umfassenden Gemeinschaft. Als Page seit seinem 7., als Schildknappe seit dem 14. Lebensjahre wurde der ritterbürtige Knabe an fremdem Hofe im Waffendienst und in der Rittersitte, selten in den Elementen wissenschaftlicher Bildung unterwiesen, bis er mit 21 Jahren den Ritterschlag empfing (Schwertleite). Kriegerische Tüchtigkeit, Kampf für den Glauben, Treue gegen den Lehnsherrn, Schutz der Schwachen und Yerehrung der Frauen bildeten den Inhalt der ritterlichen Sittlichkeit, Gottesdienst, Herrendienst und Frauendienst die Pflichten des Ritters, die er üben sollte mit stsete (Charakterfestigkeit) und mä^e (Besonnenheit) in hövescheit (courtoisie). Freilich zeitigte der Frauendienst auch unnatürliche und unsittliche Erscheinungen.
y) Die Städte wurden im Gegensatz zu diesem internationalen Elemente des europäischen Lebens die kräftigste Stütze für die Ausbildung der Nationalität. Da die neuen Kräfte des wirtschaftlichen Lebens, Kapital, Handel, Gewerbe, in den Städten zur Bedeutung gelangten, wuchs auch ihr politischer und sozialer Einfluß. Ihre Verfassungen beruhten vor allem auf dem Rechte der Selbstverwaltung und der Waffenführung der Bürger. Wie die gesamte Entwickelung in Deutschland später eintrat als in Italien und Frankreich, blieb auch das Aufblühen der deutschen Städte hinter demjenigen in diesen Ländern zeitlich zurück.
€0. c) Die Kirche. Das Papsttum gewann bedeutend an Macht. Denn die Päpste waren die eigentlichen Unternehmer und Anführer der Heerfahrten des Abendlandes. Auch erhielt die Kirche und der Papst einen bedeutenden Zuwachs an materiellen Mitteln, besonders durch die Erwerbung großer Güter, die der abenteuerlustige Adel aus den Händen gab.
Eine neue Stütze fand die päpstliche Macht in den neuen Mönchsorden, die aus dem Yerlangen nach strengerer Askese entstanden waren. Am Ende des 11. Jh. war der Orden der Kartäuser in der Chartreuse (Dauphinö) und der Zisterzienser zu Citeaux (bei Dijon), am Anfänge des 12. Jh. der Orden der Prämonstratenser zu Prömontre (bei Laon) gestiftet worden. Am Anfänge des 13. Jh. entstanden die Bettelorden der Franziskaner oder Minoriten (fratres minores) und der Dominikaner, jener von Franz von Assisi, dieser von Domingo de Guzman ge-
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Assisi Franz Domingo_de_Guzman
Extrahierte Ortsnamen: Europas Rittersitte Deutschland Italien Frankreich Dijon Laon
Ii. Die Kreuzzüge.
71
stiftet, zu denen später noch die Karmeliter und die Augustiner kamen. Unmittelbar unter die Aufsicht des Papstes gestellt, wurden die Bettelorden, die Eranziskaner durch ihre Wirkung auf die Yolksmassen, die Dominikaner als Prediger und Inquisitoren („Domini canes“), die eigentliche „Miliz des Papsttums“.
Ihren Höhepunkt erreichte die päpstliche Macht unter Inno-cenz Iii. 1198—1216. Er ist, gestützt auf das von ihm geweckte italienische Nationalgefühl, der eigentliche Schöpfer des Kirchenstaats geworden, der von der Pomündung über Ravenna, Rimim, Ancona, Perugia, Spoleto, das südl. Toscana und die Campagna reichte. Er hat den Satz, daß die Macht des Papstes über aller weltlichen stehe, in dem Grade praktisch verwirklicht, daß man ihn den Beherrscher eines christlichen Weltreiches nennen kann; als solcher erschien er auf der Lateransynode von 1215.
Anderseits war auch schon gegen die zunehmende geistliche Gewalt der Widerspruch laut geworden; es waren Sekten (lat secare = abschneiden) entstanden, welche die Yerweltlichung der Kirche bekämpften, wie die Katharer (griech. katharös = rein; davon „Ketzer“), die von Petrus Waldus aus Lyon um 1170 gestiftete Sekte der Waldenser u. a. In Südfrankreich, wo sie Albigenser hießen, in Nordspanien und Oberitalien fanden sie großen Anhang. Zur Ausrottung der Ketzer wurde auf der Lateransynode von 1215 die Inquisition eingesetzt.
d) Die geistige Kultur. §
a) Wissenschaft. Zwar war eine wirkliche Wissenschaft in jenem Zeitalter fast unmöglich, da die Kirche alles Denken beherrschte und alles Forschen großenteils nur den Zweck hatte die kirchlichen Dogmen als mit der Vernunft übereinstimmend nachzuweisen. Diese im Dienste der Kirchenlehre stehende Philosophie ist die Scholastik. Ihre Grundlage ist Aristoteles, den man durch die Yermittelung arabischer Gelehrter (Averroes aus Cordoba) kennen lernte; auch die Forschungen spanischer Juden (Maimonides) waren von Einfluß. Die namhaftesten Yertreter der Scholastik sind Anselm von Canterbury („Credo, ut intellegam ), Abälard, Petrus Lombardus, Thomas von Aquino und sein Gegner Johannes Duns Scotus. Immerhin wuchs das Bedürfnis zu forschen; und in dem Deutschen Albertus Magnus und seinem
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134 Fünfte Periode. Von 1517 —1648. - Erster Abschnitt. Von 1517—1555.
mehr die idealen und nationalen Seiten dieses Programms vertrat1, war für Franz von Sickingen, auf dessen Ebernburg Hutten nach seinem Scheiden aus dem Dienste des Kurfürsten Albrecht von Mainz Zuflucht gefunden hatte, die praktische Seite die Hauptsache. Ein Haudegen ohne Bildung, aber von durchdringendem Verstände, war Sickingen durch Anwendung meistens gewaltsamer Mittel zu einer ganz wunderbaren Machtstellung gelangt.
Er griff den Erzbischof von Trier an. Dieser fand jedoch Hilfe bei dem Landgrafen Philipp von Hessen und dem Kurfürsten von der Pfalz, und so kam Sickingen bei der Bestürmung seiner Feste Landstuhl in der bayrischen Pfalz um. Das Scheitern der Pläne Sickingens zwang auch Hutten zur Flucht; er starb bald darauf (1523) auf der Insel Ufnau im Züricher See, „nichts hinterlassend als eine Feder“ (Zwingli).
§109. c) Der Bauernkrieg 1524 — 25 war eine durchaus wirtschaftliche Bewegung und von der religiösen nur insofern beeinflußt, als die Aufständischen ihre Forderungen zum Teil durch die Berufung auf die Bibel begründeten. Beweis dafür ist schon der Umstand, daß er sich auf die alten Kulturgebiete, das südliche, westliche und mittlere Deutschland, beschränkte; im Schwarzwald, in Franken und Thüringen war der Aufruhr am wildesten. Unterstützung fanden die Bauern bei den niederen Klassen der städtischen Bevölkerung.
Im südl. Schwarzwalde brach der Sturm los und ergriff Schwaben, das Elsaß, den Odenwald und Franken; auch vereinzelte Edelleute, wie Florian Geyer und Götz von Berlichingen, schlossen sich den Bauern an. Ihr Programm stellten die Aufständischen in den „zwölf Artikeln“ auf; sie forderten neben iü freier Wahl der Priester freie Jagd, Fischerei und Holzung, Abstellung des Wildschadens sowie etlicher neu auferlegter Fronden, Schutz gegen willkürliche Bedrückung, Aufhebung der Leibeigenschaft Gemäßigt wie diese Forderungen war auch im ganzen das Verfahren der Bauern, wenn auch Gewalttätigkeiten zahlreich vorkamen; aber Blutszenen wie die von Weinsberg, wo der
1) Seit 1520 schrieb er deutsch. Sein Kampfruf „Iacta est alea! ich hab’s gewagt !“ Seine „Klag und Vermahnung gegen die übermäßige unebrist-liche Gewalt des Papstes zu Rom und der ungeistlichen Geistlichen“.
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Sickingen Franz Albrecht_von_Mainz Albrecht Philipp_von_Hessen Philipp Schwarzwalde Florian_Geyer Götz_von_Berlichingen
Extrahierte Ortsnamen: Pfalz Züricher_See Deutschland Schwarzwald Schwaben Odenwald Weinsberg Rom
182
Wiederholungs - Tabellen.
1077 Jan. Heinrich zu Canossa vom Banne gelöst Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig.
Bürgerkrieg in Deutschland.
Pontifikat Urbans Ii.
Abfall Konrads. Heinrichs Sorge für die niederen Stände.
Empörung Heinrichs V. gegen den Vater.
1106 — 1125 Heinrich Y.
Papst Paschalis H., gefangen, muß auf die Investitur verzichten.
Aufstand der Fürsten.
1122 Das Wormser oder Calixtinische Konkordat.
Ii. Die auswärtigen Unternehmungen des Papsttums: die Kreuzzüge.
Ursachen und Veranlassung.
1095 Kirchenversammlung zu Clermont.
1096—1099 Erster Kreuzzug, unternommen von der lothringischen, französischen^ und italienischen Ritterschaft. Eroberung von Edessa (Balduin), Anti-ochia (Boemund) und Jerusalem (Gottfried von Bouillon). — Die geistlichen Ritterorden der Johanniter und Templer.
1147 —1149 Zweiter Kreuzzug, veranlaßt durch den Fall von Edessa, unternommen von Konrad Iii. von Deutschland und Ludwig Vii. von Frankreich, ergebnislos.
1189 —1192 Dritter Kreuzzug, veranlaßt durch die Eroberung Jerusalems durch Saladin, unternommen von Friedrich I. Barbarossa (f 1190 im Kalykadnus), Richard Löwenherz von England und Philipp H. Augustus von Frankreich; fast ergebnislos.
1198 Stiftung des Deutschen Ritterordens.
1202 —1204 Vierter Kreuzzug, unternommen von französischen Rittern, richtet sich gegen Konstantinopel (Heinrich Dandolo, Doge von Venedig).
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Rudolfs Urbans_Ii Urbans Konrads Heinrichs Heinrichs Heinrichs_V. Heinrichs_V. Heinrich_Y Heinrich Paschalis_H. Paschalis Balduin Gottfried_von_Bouillon Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Richard_Löwenherz_von_England Philipp_H._Augustus Philipp Augustus Heinrich_Dandolo Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Rudolfs Schwaben Deutschland Clermont Edessa Jerusalem Edessa Deutschland Frankreich Jerusalems Kalykadnus Frankreich Venedig
Ii. Die Kreuzzüge.
65
Schwärmerei und Fanatismus erfüllt und geführt von Leuten wie dem Einsiedler Peter von Amiens und dem Ritter Walther von Saint-Savair (später durch ein Mißverständnis in Sansaver, Habenichts, verändert), veranstalteten am Rhein Judenhetzen, durchzogen plündernd Deutschland, Ungarn und das griechische Reich und fanden ihren Untergang.
Erst im Sommer 1096 machten sich die eigentlichen Heere auf; sie bestanden aus der lothringischen, normännisch-nordfranzösischen, südfranzösischen und normännisch-italienischen Ritterschaft und wurden geführt von Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, seinem Bruder Balduin, Robert von der Normandie, dem Sohne Wilhelms des Eroberers, Boemund von Tarent, einem Sohne Robert Guiscards, seinem Neffen Tankred, dem mächtigen Grafen Raimund von Toulouse u. a.1; auch ein Vertreter des Papstes erschien. Yiele der Fürsten wurden nur durch Eroberungssucht zu dem Zuge veranlaßt In Konstantinopel verursachten sie Kaiser Alexios großen Schrecken. Nach vielen Schwierigkeiten setzten sie nach Kleinasien über und schlugen ein großes seldschukisches Heer (1097). Nun zweigte sich der ränkesüchtige Balduin ab und eroberte Edessa. Das Hauptheer rückte gegen Antiochia, das ihm nach mühseliger Belagerung durch Yerrat zufiel (1098) und Boemund überlassen wurde, schlug ein seldschukisches Heer unter den Mauern der eroberten Stadt und zog, an Zahl sehr geschwächt, gegen Jerusalem. Am 15. Juli 1099 ward die Stadt erobert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Darauf wurde Gottfried von Bouillon zum „Beschützer des Heiligen Grabes“ erkoren; ihm folgte sein Bruder Balduin I. als König.
Um 1180 erreichte die christliche Herrschaft in Syrien ihre größte Ausdehnung; sie reichte von Tarsus bis Ägypten. Die Lehnsverfassung des Abendlandes wurde verkehrterweise auf den Orient übertragen. Von dem Königreich Jerusalem waren, aber nur dem Namen nach, abhängig die Grafschaft Edessa, das Fürstentum Antiochia und die Grafschaft Tripolis.
1) Es waren also der Mehrzahl nach Franzosen; die amtliche Sprache im Königreich Jerusalem wurde französisch, seitdem heißen im Orient bis auf den heutigen Tag alle Westeuropäer Franken.
Brettschneider, Geschichtl. Hilfsbuch. Ii. 5
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ü. Die Kienzzüge.
67
stellte sich Kaiser Friedrich I. Barbarossa; auch Richard I. von England und Philipp Ii. Augustus von Frankreich versprachen ihre Beteiligung. Mit einem trefflich gerüsteten Heere zog Friedrich durch Ungarn und das griechische Reich nach Klein-asien, war hier siegreich, fand aber 1190 in den Wellen des Kaüykadnus (Salef) den Tod.
Dieser Unfall war für den Fortgang des Unternehmens entscheidend. Die Führung der deutschen Kreuzfahrer — viele
kehrten in die Heimat zurück — übernahm des Kaisers Sohn Friedrich von Schwaben. Nun erst brachen Philipp Ii. und Richard auf. Sie erschienen vor Abkon, das die Deutschen belagerten. Ihren vereinten Anstrengungen erlag die Stadt (1191). Nationale Mißhelligkeiten und die Spannung zwischen den Königen hemmten aber den weiteren Fortgang. Nach Philipps Rückkehr setzte Richard den Kampf gegen Saladin noch eine zeitlang fort, vermochte aber trotz aller verwegenen Tapferkeit („Löwenherz“) keine Erfolge zu erringen. In dem mit dem Sultan 1192 abgeschlossenen Waffenstillstände verblieb nur der Küstenstrich von Tyius bis Joppe den Christen.
Auf seiner Rückkehr nach Europa, wo er überall Gegner hatte, traf König Richard das Mißgeschick, daß er bei Aquileja Schiffbruch litt, in einer Verkleidung durch Deutschland zu kommen suchte, aber bei Wien erkannt und verhaftet, von Herzog Leopold an Kaiser Heinrich Vi. ausgeliefert, in Trifels (bayr. Pfalz) gefangen gehalten und erst 1194 freigelassen wurde (§ 67).
Bei der Belagerung von Akkon war das deutsche Spital, das früher in Jerusalem existiert hatte, wiederhergestellt worden. Dieser Spitalorden wurde 1198 in den Deutschen Ritterorden umgewandelt, dessen Mitglieder einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuz trugen.
e) Der vierte Kreuzzug und das lateinische Kaisertum. Der§ Tod Saladins erweckte neue Hoffnungen für die Wiedereroberung Jerusalems. Eine große Zahl französischer Ritter nahm das Kreuz; sie wandten sich wegen der Überfahrt nach dem Heiligen Lande an die Seemacht Venedig und ihren Dogen Heinrich Dandolo und erhielten eine Zusage. Als jedoch 1202 die Aufforderung an sie erging, in Thronstreitigkeiten, die in Konstan-
5*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ungarn Joppe Europa Deutschland Wien Akkon Jerusalem Jerusalems Venedig
Iv. Die Genesis der Eeformation.
115
Nationen d. h. der Spanier, Italiener und Franzosen (ultra montes) drang durch (die Abstimmung erfolgte nach „Nationen“: es waren die deutsche, englische, französische, italienische, spanische „Nation“). Aus der Neuwahl ging ein Italiener, Martin V., hervor (1417).
2. Inzwischen war die zweite Aufgabe erledigt worden. Der Oxforder Professor John Wiclif (f 1384), bei weitem der bedeutendste unter allen Vorgängern Luthers, hatte nicht nur die kirchliche Hierarchie und das Papsttum, sondern auch Grundlehren der Kirche, wie die Ohrenbeichte, den Ablaß, den Heiligendienst, die Brotverwandlungslehre (Transsubstantiation), angegriffen. Seine Lehren machte sieh der Tscheche Johann Hus, Magister, dann Rektor der Universität Prag, zu eigen und entfachte in Böhmen eine gewaltige kirchlich-national-soziale Bewegung; sie fand an König Wenzel einen Gönner, weshalb die deutschen Professoren und Studenten aus Prag (1409) auszogen and die Gründung der Universität Leipzig veranlaßten. Der Bann, der über Hus verhängt wurde, steigerte die Erregung. Nun wurde er vor das Konzil geladen, trotz dem kaiserlichen Geleitbriefe verhaftet und, da er nicht widerrufen wollte, 1415 verurteilt und verbrannt; dasselbe Schicksal erfuhr sein Freund Hieronymus (1416). Das Verfahren des Reformkonzils erklärt sich daraus, daß es unter der „Reformation“ der Kirche etwas ganz anderes verstand als Hus (s. 3).
Diese Ereignisse hatten in Böhmen eine furchtbare, mit dem Prager Fenstersturz beginnende Entladung zur Folge, angesichts deren Wenzel starb (1419). Daß die von 1419—34 dauernden Hussitenkriege so blutig waren, lag daran, daß sie ein religiöser, ein nationaler (des Tschechentums gegen das Deutschtum), ein politischer (der Demokratie gegen die Aristokratie) und ein sozialer Kampf (der Besitzlosen gegen die Besitzenden) waren. Das Bundeszeichen der Aufständischen war der Kelch (daher Calixtiner, Utraquisten). Unter der Führung Ziskas (spr. Shischka, Sh wie franz. j) und nach seinem Tode unter derjenigen der beiden Prokope schlugen die Hussiten alle Reichsheere in wilde Flucht. Von Anfang an standen sich in der Bewegung zwei Strömungen gegenüber, eine gemäßigte und eine kommunistischst
' *
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Extrahierte Personennamen: Martin_V. John_Wiclif Johann_Hus Johann Shischka
188
Wiederholungs - Tabellen.
1378 — 1400 König Wenzel; er wird abgesetzt, bleibt König von Böhmen (f 1419).
1386 Sieg der Schweizer über Leopold Iii. von Österreich bei Sempach (Arnold y. Winkelried). 1388 Niederlage des schwäbischen Städtebundes bei Döffingen durch Eberhard.
Landfriede zu Eger. Auflösung des schwäbischen Städtebundes.
1400 — 1410 König Ruprecht von der Pfalz (Wittelsbacher).
1410 Niederlage des Deutschen Ordens bei Tannenberg durch Jagiello (Wladislaw Ii.) von Littauen-Polen. Erster Thorner Friede 1411.
1410 — 1437 Kaiser Sigmund, zugleich König von Ungarn.
Die Versuche einer Reichsreform mißlingen. Konzil zu Konstanz.
Friedrich Yi., Burggraf zu Nürnberg, zum Kur-fürsten von Brandenburg ernannt. Hussitenkriege (Ziska, Prokop d. Gr.); Taboriten und Calixtiner. Vernichtung jener bei Böhmiscli-Brod 1434.
1438 —1740 Kaiser aus dem Hause Habsburg.
1438 —1439 Albrecht Ii.; er stirbt im Türkenkriege.
1440 — 1493 Friedrich Ih. (Iv.).
Fehden im Reiche.
1453 Eroberung Konstantinopels durch Muhammed Ii.
In Böhmen wird Georg Podiebrad, in Ungarn Matthias Corvinus König.
1460 Verbindung Schleswig-Holsteins mit Dänemark.
1466 Zweiter Thorner Friede: Westpreußen und das Ermland an Polen abgetreten, Ostpreußen polnisches Lehen.
Karl der Kühne, Herzog von Burgund, bei Granson und Murten von den Schweizern geschlagen. 1477 Niederlage und Tod Karls des Kühnen bei Nancy.
Vermählung seiner Tochter Maria mit Maximilian.
1493 —1519 Maximilian I.
1414—1418 1419 — 1434
ifrl
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148 Fünfte Periode. You 1517 —1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648.
1. Restauration der katholischen Kirche (Gegenreformation).
a) Loyola und die Gesellschaft Jesu. Don Ifiigo (Ignatius) de Loyola (spr. Lojöla), geb. auf dem Schlosse Loyola in Gui-puzcoa, Soldat im Heere Karls V., wurde 1521 bei der Verteidigung von Pamplona gegen die Franzosen (§ 110) verwundet und ward auf dem Krankenbette durch das Lesen von Ritterromanen und Heiligengeschichten zum religiösen Schwärmer. Von glühender Einbildungskraft, die ihn in verzückten Visionen die göttlichen Geheimnisse sehen ließ, und doch auch ein erfahrener Welt- und Menschenkenner voll Klugheit und Energie, dazu eine ritterlich-soldatische Natur, stiftete Ignatius, von einer Wallfahrt nach Palästina zurückgekehrt, mit sechs Genossen einen Bund, der 1540 vom Papst als Societas Jesu, als eine geistliche Genossenschaft zum Wachstum der Seele im christlichen Glauben und Leben, aber auch als eine Kriegsschar Jesu zur Verteidigung und Ausbreitung des Glaubens bestätigt wurde. Diesem Zwecke des Ordens, beständig Krieg zu führen für die katholische Religion gegen die Ketzer, dienen die Grundsätze, die unter den gewöhnlichen Mönchsgelübden das des Gehorsams („Cadaver-Gehorsam“) besonders betonen, dient die halbmilitärische Verfassung, in der ein System der strengsten Subordination, Zentralisation und gegenseitigen Überwachung herrscht, dient die auf die Ertötung des eigenen Willens abzielende Erziehung (Loyolas „Exercitia spiri-tualia“), die meisterhafte Sicherheit, mit der ein jeder auf den seiner Eigenart am meisten entsprechenden Platz gestellt wird, die Vielseitigkeit, mit der die Jesuiten als Diplomaten, Beichtväter, Prediger, Missionare, Lehrer an hohen wie an niederen Schulen wirken. In Rom war der Sitz der Zentralregierung; der erste Ordensgeneral war Loyola.
b) Die Inquisition wurde in Rom 1542 erneuert und entfaltete besonders unter dem Großinquisitor Kardinal Caraffa ihre furchtbare Tätigkeit. Als Papst (Paul Iv.) legte dieser den Index librorum prohibitorum (Verzeichnis der verbotenen Bücher) an.
c) Das Tridentiner Konzil 1545 — 63. Seit dem Beginne der Reformation hatten sowohl die Protestanten wie die katholische Reformpartei wie der Kaiser ein allgemeines Konzil zur Entscheidung über die religiöse Frage gefordert. Der Papst hatte es
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