12
Vi. Von der Verschieden heit des gesellschaftlichen
Zustandes und den Staatsverbindungen.
Die Wandervölker leben in dem engen Kreise der Familie
oder des Stammes, unter der pratriarchalischen Leitung des
natürlichen Familienältesten, des Stammeshäuptlings;
für sie bedarf es keiner weiteren, mächtigeren Verbindungen. Was
außer der Familie oder dem befreundeten Stamme, ist feindlich; —
alle Berührungen mit Fremden daher gewöhnlich kriegerische; sie
führen unter Jäger- u. Fischer-Völkerschaften zum Vernichtungs-
kampfe, unter Nomaden zunächst zu dem durch den Sieg festge-
stellten Verhältniß von Herren und Sklaven, welches zuletzt
auszuarten pflegt in die willkührliche Alleinherrschaft eines Einzi-
gen — des Despoten, — dem gegenüber alle Uebrigen Skla-
ven sind. — (Gründe aller dieser Erscheinungen!)
Die ansäßigen, ackerbauenden Völker sind an die Heimath, an
die Felder, die ihr Fleiß baute, an ihre Vorräthe gebunden; sie be-
dürfen für ihr unbewegliches Eigenthum eines kräftigen Schutzes
gegen Außen, eines nach gegenseitigen Rechten und Pflichten ab-
gewogenen, durch Gesetze festgestellten gesellschaftlichen Zustandes
nach Innen, — überhaupt eines geordneteren Daseyns, als die
rohen Familien- oder Stammvereine gewähren; — sie bedürfen
des Staates.
Die Art und Weise, die Form, in welcher sich dieser Zustand,
durch historische Verhältnisse, durch Herkommen oder Uebereinkunft
ausgeprägt hat, bildet im Allgemeinen die „Verfassung" oder
„Konstitution" des Staates. —
Große Verschiedenheit der Staatsverfassungen:
Einherrschaft oder Monarchie (die Autokratie, die absolute, wahre
oder reine, dieständische Monarchie), — Viel herrsch« ft (Polyarchie),
entweder mit monarchischen Formen (sogenannte konstitutionelle
Monarchie) oder mit republikanischen, die ans verschiedene
Weise ausgeprägt seyn können (Aristokratie und Demokratie mit
ihren Ausartungen: Oligarchie und Ochlokratie). —
Vii. Von den Religionen und ihrer Verbreitung.
1. Das innere Leben, der Charakter der Völker spricht sich
nicht allein in der Verschiedenheit der Sprache, der Lebensweise und
des gesellschaftlichen Zustandes, oder — mit andern Worten —
nicht allein in dem Verhältniß des Menschen zur heimathlichen Na-
tur und zu den Mitmenschen, sondern noch viel bezeichnender in
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
20
verschiedenen äußeren Lebensbedingungen. Daher auch in dieser
Beziehung, bei großer Einartigkeit, die entschiedenste Mannigfaltig-
keit der Erscheinungen. Das Christenthum schließt despotische,
die gesteigerte Kultur patriarchalische Staatsformen aus, und
wenn man die in jeder Beziehung Asien angehörenden Türken nicht
berücksichtigt, so findet man in Europa nur monarchische oder
republikanische Staatsformen. Die letzteren sind'indeß in ihrer
vollen Ausprägung nur Staaten von geringer Bedeutung eigen;
die ersteren haben sich, bei einer gewissen allgemeinen Gleichartig-
keit, im Einzelnen auf das Verschiedentlichste ausgebildet. —
11. Unter den Völkern indisch-europäischen Stammes sind
nur slavische, germanische und griechisch-lateinische zu eigenem po-
litischen Daseyn gediehen, da die celtischen, lettischen, baskischen
Stämme den Staaten jener einvcrleibt sind. Den letzten Schein
eines eigenen nationellen Daseyns nehmen unter ihnen allein noch
die Basken und Iren in Anspruch. —
Nur eins der tatarischen Völker — die vsmanischen Türken —
und nur eins der tschudischen — die Magyaren — sind in Eu-
ropa zu einer eigenen Staatsbildung gelangt, aber der Türken-
Staat ist der Auflösung nahe und der magyarische ist nur ein Theil
einer größeren Monarchie. —
In sehr großer Mannigfaltigkeit und Zahl haben sich die
Staaten der griechisch-lateinischen und germanischen
Völker-Famili e ausgebildet.— Die Slaven sind theils diesen,
dem türkischen oder dem magyarischen Staate einverleibt, theils zu
einem einzigen großen Ganzen, zum russischen Staate, ver-
einigt worden, welcher letztere den ganzen Osten (fast £) des Erd-
theils, je doch nur etwa 1 seiner Bevölkerung umfaßt; außerdem nur
Trümmer von Slaven-Staaten. — Zahlreicher sind die selbststän-
digen Staatswesen der griechisch-lateinischen, am zahlreichsten
die der germanischen Völker. Am mächtigsten unter jenen der
französische, unter diesen der britische, nächstdcm zwei deut-
sche Staaten, der österreichische und der preußische. (Auf-
zählung der übrigen romanischen und germanischen Staaten zwei-
ten und dritten Ranges.) — Ein Drittel aller Slaven, ein Neun-
tel der Romanen, aber nur ein Zwanzigstel aller Germanen ist
stammfremden Staaten einverleibt. — Auf der andern Seite be-
stehen sämmtliche Germanen-Staaten bis zu einem Drittel ihrer
Gesammtbevölkerung aus einverleibten Stammfremden, während
solche Einverleibungen den slavischen und romanischen Staaten nur
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
22
4. Europa's protestantische Bewohner gehören fast aus-
schließlich den germanischen Staaten und in diesen vorzugsweise
germanischem Blute an. Auf diese Weise wird die Gesammtbevöl-
kerung der germanischen Länder in kirchlicher Beziehung ungefähr
in eine protestantische und eine katholische Hälfte getheilt,
welche indeß räumlich keinesweges streng geschieden sind. — Die
größte Gleichartigkeit, auch in kirchlicher Hinsicht, in dem prote-
stantischen Skandinavien; die größte Mannigfaltigkeit dagegen in
den deutschen Ländern. —
Ii. Deutschland.
A. Topische Verhältnisse.
a. Im Allgemeinen.
5. Lage, Grenzen und Landesbeschaffenheit*).
(Vergl. die Charte und die betreffenden Abschnitte der 1. und 2.
Abtheil.)
5. Flächeninhalt und Bestandtheile:
a) Oesterreichisch Deutschland .... 3596 lumln.l 6961
b) Preußisch - .... 3365 - ! lumln.
e) Dänisch -
(Holstein und Lauenburg) . . . 186 -
c!) Holländisch Deutschland
(Luxemburg und Limburg) ... 89 -
e) das übrige Deutschland (34 Staaten) 4229 -____________
Das Ganze........................... 11465 Min.
*) Es sind hier und künftig bei dieser Rubrik alle Daten, welche die I. Ab-
theilung, ohne Rücksicht auf die politische Eintheilung Europa's, enthält,
mit Hülfe der Charte und dergestalt zu wiederholen, daß der Schüler
lernt, die politischen Grenzlinien dem Laufe der Gewässer und dem Zuge
der Gebirge anzuschließen, mithin nicht nur vollständig über die Lage und
Ausbreitung der Staaten, sondern auch über die Weise ins Klare kommt,
in welcher die von der Natur und die von den Menschen gezogenen Li-
nien sich gegenseitig berühren, durchschneiden, übereinandcrgrelfcn u. s. w.,
oder — mit anderen Worten — welche Gebirge, Flüsse re. einem durch
die Politik zur Einheit erhobenen Länder-Aggregat, und wie weit sie
ihm zugehörcn: damit der nach inneren Eintheilungsgründen in drei
Lehrsiufen zerlegte, doch äußerlich zusammengehörige Stoff sich zu Einem
Ganzen verbinden möge. —
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Oesterreichisch Deutschland Holstein Lauenburg Luxemburg Limburg Deutschland
109
Unter den Ureinwohnern sind aber etwa 1'/, Millionen Indios bravos, und
unter den Negern fast die Hälfte Sklaven, meist in Venezuela, während die
meisten andern Staaten die Sklaverei abgcschafft haben. —
Die allgemein verbreitete Sprache ist die spanische; außerdem wird auch
das Quichua in beiden Peru ic., selbst von Weißen, vielfach gesprochen.
26. Religion und Gesittung. — Die katholische Religion ist un-
ter den Kreolen allgemein; die Ureinwohner sind, mit Ausnahme der Indios
bravos, mehrcntheils getauft; eben so die anderen Farbigen und Neger. Die
Gesittung steht leider auch hier, wie-in den niittel-amerikanischen Staaten, auf
einer sehr niedrigen Stufe, denn die Geistlichkeit ist im Allgemeinen weder ge-
achtet noch achtungswerth, das Schulwesen sehr vernachlässigt und der gesell-
schaftliche Zustand fortwährend unsicher. —
27. Nahrungsquellen. Die überall durch Boden und Klima begün-
stigte Landwirthschast liefert, ungeachtet des allgemein höchst nachlässigen
Betriebes, sehr reiche Erndten an tropischem und europäischem Getreide, sowie,
mit Ausnahme der peruanischen Staaten, an Kolonialwaren aller Art, an
Baumwolle, Indigo, Tabak u. s. w. Auch spielt überall die Viehzucht eine
sehr bedeutende Rolle, ganz besonders in den Pampas, wo verwilderte Heerden
von Rindern und Pferden von ihren ebenfalls verwilderten kreolischen Hirten
(Gauchos) mehr gejagt als gehütet werden; in Peru und Chile Zucht der ein-
heimischen Hausthiere (Llama, Vicuña, Paco). — Der einst so wichtige Berg-
bau ist in den süd-amerikanischen Staaten fast eben so gesunken, als rn Meriko;
doch bildet er in den Anden-, besonders in den peruanischen Staaten, noch im-
mer einen sehr bedeutenden Erwerbszweig, und die Masse der dort (meist durch
Fremde) gewonnenen edlen und unedlen Metalle ist sehr ansehnlich. — Der
Handel mit den überflüssigen rohen Produkten ist, ungeachtet der vielfachen
Fesseln, welche ihm die politische Zerrüttung dieser Staaten und der Mangel an
guten Kommunikationen anlegen, noch immer sehr bedeutend, doch wegen des
fast gänzlichen Mangels an Gewerbthätigkeit kaum vvrtheilhaft.
28. Staatseinrichtungen. Die politischen Verfassungen dieser
Länder sind durchgängig republikanisch, dem Namen nach sogar meist mehr
oder minder demokratisch; da indeß die Aristokratie der Farben und
der Selbstsucht, hier wie in Meriko, nicht abgeschafft ist, so ist die republika-
nische Tünche nur höchst oberflächlich, — und da der politische Gährungsprozeß
nirgend, am wenigsten am La Plata und Uruguay, beendigt scheint, so läßt
sich auch über die Form des gesellschaftlichen Zustandes nichts Bestimmtes bei-
bringen. Am festesten scheint derselbe in Chile, wo eine der nord-amerika-
nischen ähnliche Verfassung eingeführt ist.
6) Die ehemals portugisischen Besitzungen:
Das Kaiserthum Brasilien.
A. Topische Verhältnisse.
29. Lage, Grenzen, Beschaffenheit (wie oben!).
30. Flächeninhalt -- 125000 ssmln.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Paco)
Extrahierte Ortsnamen: Venezuela Peru Peru Chile Vicuña Meriko La_Plata Uruguay Chile Brasilien
34
Gestimmt-Volkszahl (4% Mill.) findet sich in den 972 Städten der Monarchie,
unter denen die zwölf größten allein 1,064600 Bew. zählen, während deren
mehr als 500 vorhanden sind, deren Einwohnerzahl nicht bis auf 2500 ge-
stiegen ist. —
31. Abstammung und Sprache. Die Bewohner des preuß. Staats
sind vorherrschend Deutsche; nur in der Provinz Posen ist, neben einer zahl-
reichen deutschen Bevölkerung, die slavische die bedeutendere; auch in Preußen
und Ober-Schlesien ist diese zahlreich. — Im ganzen Staate verhalten sich
Deutsche u. Slaven der Zahl nach etwa wie 6 zu I. — Zu den Slaven gehören
die Polen im Poscnschen und in West-Preußen, im südlichen Ost-Preußen (Ma-
suren), südöstlichen Ober-Schlesien und (Kassubcn) an der Leba, Lupow und obe-
ren Stolpe, — die Wenden (Sorben) im südl. Thcile des Reg.-Bez. Frankfurt
und im westlichen des Reg.-Bez. Liegnitz, — einige und 20000 czechische
Slaven in den böhmischen Grenzgegcndcn Schlesiens. — Außer den Deutschen
und Slaven: lettische Bewohner (Litthauer und Kuren 157000) im nordöstlich-
sten Preußen, einige romanlsch-celtische (Franzosen und Wallonen) im S.w.
der Reg.-Bez. Trier und Aachen; ferner c. 200000 Juden (am zahlreichsten in
der Prov. Posen, überhaupt in allen von Slaven bewohnten Gegenden) und
wenige Zigeuner.
32. Religion. Im Allgemeinen gehört der preuß. Staat entschieden zu
den protestantischen Ländern Europa's; aber 38 Prozent der Bevölkerung
sind katholisch; es bekennen sich nämlich:
über 9,800000 Menschen zur evangelischen
und etwa 6,000000 - - katholischen
Kirche. — Jene ist im östlichen, diese im westl. Theile des Staats überwiegend,
doch gicbt cs Pier wie dort und in allen Provinzen Bekenner beider Konfessionen.
Genauer: Entschieden vorherrschend ist die Zahl der Protestanten in den
Prov. Pommern und Brandenburg, den Reg.-Bez. Königsberg, Gumbinnen,
Breslau, Liegnitz, Magdeburg, Merseburg n. Arnsberg, weniger in Erfurt und
Minden; dagegen überwiegt die katholische Bevölkerung sehr entschieden in der
Rhein-Prov., den Reg.-Bez. Münster, Oppeln u. Posen, — weniger im Reg.-
Bez. Bromberg. In den Reg.-Bez. Danzig u. Maricnwerder halten sich beide
Konfessionen fast das Gleichgewicht. —
Außerdem eine geringe Zahl von griechischen Christen, vorzugsweise in
Ost-Preußen; eine bedeutendere (15000) von Mcnnoniten in West-Preußen; —
Juden (vgl. oben!).
33. Gesittung. So wie in Sprache und Abstammung, so sind die Be-
wohner des preuß. Staats, der großen Mehrzahl nach, auch in Gesittung und
Bildung durchaus deutsch; Preußen wetteifert in diesen Beziehungen mit den
jn solcher Hinsicht gcfördertesten Theilen des deutschen Gesammt-Vaterlandes.
Es hat mit seinen zahlreichen Universitäten (vgl. oben) und Seminaren, seinen
113 Gymnasien, 90 höheren Bürger- und 23000 Volksschulen die Mittel so wie
die Tendenz zu einer höheren Steigerung des geistigen Gemeinguts erhalten, —
und andere Institutionen, namentlich das treffliche Wehr-System des Landes
(s. unten), wirken gleichfalls sehr bedeutsam in derselben Richtung. Die sla-
vischen Landschaften nehmen noch nicht überall Theil an derselben, — und unter
den deutschen die katholischen und Fabrik-Gegenden am wenigsten, sowie das
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
96
Küste, die Gallas, Nubas und einige Stämme von Hoch-Sudan in Farbe und
Gestalt vollständige Neger, sind die entfernteren Völker von Kongo zwar neger-
artig, aber nicht schwarz, sondern fahl und graubraun, und die schwärzesten Völ-
ker, die Somaulis, Joloffen und Mandingo, doch zugleich von vollkommen kau-
kasischer Gesichts- und Körperbildung. Die weit verbreiteten Fulah-Neger sind
bald von dunklerem, bald von hellerem Braun und zuweilen sogar schlichthaarig.
Und unter den Berber-Völkern findet man die Kabylen-Stämmc des Atlas ganz
hell, zuweilen fleischfarbig , die Tuariks dagegen dunkelbraun, die Mauren schwärz-
lich, die nubischen Berbern fast negerartig.— (Uebergangs-, nicht schei-
dende Formen). — Den gesellschaftlichen Verhältnissen der Afrikaner
fehlt jede höhere Entwickelung. — Selbst im muhamedanischen Afrika,
nämlich in den türkischen Provinzen, in der Berberei und in den muhamedani-
schen Neger-Ländern des Sudan, sind die Bewohner, namentlich die arabischen
und libyschen, mehr durch patriarchalische und religiöse, als durch politische Bande
verknüpft, und ihre Staatenbildungen — das marokkanische Reich (im N.
W. der Bcrberei), die Reiche der Fulah, Mandingo, Joloffen re. (in Su-
dan) — daher ohne festen Zusammenhang. — Noch roher die Stammverbindun-
gcn und Despotien im übrigen, heidnischen Afrika. — Einheimische christ-
liche Staaten fehlen; nur Keime und Trümmer davon (Liberia, Habesch). —
5. Die Mehrzahl der Afrikaner ist noch der rohesten Götzendienerei, dem
Fetisch-Dienste ergeben. — Die Nord-Afrikaner, namentlich die Araber, Tür-
ken, die Mehrzahl der Berbern, die Fulah, Mandingo und andere Negervölker
der nördlichen Gruppe hangen dein Islam an. — Außer den fast abgefallenen
Abyssiniern, den Kopten, den europäischen Kolonisten, gehören auch die südlichen
Hottentotten und eine erhebliche Zahl von Negern im portugisischen, englischen
und französischen Afrika rc., überhaupt c. 5 Proz. der Bevölkerung dem Christen-
thume.an; — Thätigkeit christlicher Missionaire unter den Kaffern, Koranas
u. s. w. —
6. Ein großer Theil der Afrikaner vegetirt oder lebt nomadisch von Jagd,
Krieg und Heerdenzucht; sogar noch einige muhamcdanische Stämme (Beduinen,
Mauren, Berbern und andere Bewohner der Wüste). Unter dem Einflüsse des
Islam und des Handels-Interesses hat sich aber in einigen Gegenden Afrika's,
namentlich in Hoch- und Flach-Sudan, eine eigenthümliche Kultur entwickelt,
welche sich in der Lebensweise, der Ausbildung niancher Nahrungszweige und
der Vervollkommnung der kriegerischen und Handels-Einrichtungen kund gibt.
In den Küstenlandschaftcn, im Nil-Thal, in Habesch, Flach- und Hoch-Sudan,
dem Kaplande und einigen Gegenden Hvch-Asrika's ist der Ackerbau sehr all-
gemein, aber beschränkt durch die Landes-Natur einer-, die Unsicherheit des Eigen-
thums andererseits; Viehzucht besonders in Habesch, Hoch-Sudan, ini Kap-,
Kaffern- und Bitschuanen-Lande. Der Bergbau ist in Hoch-Sudan, Habesch
und Inner-Afrika bekannt. Industrie fehlt nicht ganz; Färben, Gerben, Be-
reitung von wollenen, baumwollenen, leinenen und seidenen Zeugen, von
Schmiede-, Sattler- und Töpserwaaren, selbst von (schlechtem) Schießpulver sind
in Sudan re. nicht unbekannt, und sogar aus dem inneren, unerforschten Hoch-
Afrika kommen zierliche Goldgeschmeide. Der Handel der Küstenlandschaften,
Sudans k. (Kaffee, Zucker, Reis, Datteln, Palmöl, Gummi, Baumwolle, Spe-
zereien, kostbare Hölzer, Elfenbein, Thicrfelle, Straußfedern, Moschus, Goldstanb
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Ortsnamen: Hoch-Sudan Afrika Berberei Mandingo Afrika Liberia Afrika Nil-Thal Habesch Hoch-Sudan Hoch-Sudan Hoch-Sudan Inner-Afrika Afrika Sudans
67
Provinzen die unvermischten Nachkommen der Urbewohner, höchstens 300000 K.
Neben der baskischcn Sprache hört mau hier auch die spanische. — In den Al-
pujarren Morisken in geringer Zahl; — Zigeuner re.
18. Religion. Ausschließlich katholisch.
19. Die Gesittung ist sehr im Verfall. Die religiöse, eben so sehr in
Aberglauben als in Unglauben ausgeartete, Verstimmung und der Mangel an
Volksschulen und gebildeten Geistlichen werden nicht beseitigt durch die zahlrei-
chen, noch aus bessern Zeiten stammenden Hochschulen des Landes *). Die Volks-
thümlichkeit zeigt eine große Mannigfaltigkeit der Erscheinungen, eine Man-
nigfaltigkeit, welche einerseits der großen Zahl der verschiedenartigen im Blute
des Volks enthaltenen Elemente, andrerseits den durch die Landcsnatur beding-
ten provinziellen Gegensätzen entspricht.
20. Alle Erwerbs- und Nahrungsquellen sind in beiden Staaten,
in Folge der südlichen Trägheit der Einwohner, des politischen Verfalls und der
Unsicherheit des gesellschaftlichen Zustandes, im Versiegen. — Bettler, Vagabun-
den in großer Zahl. — Der durch die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens be-
günstigte Ackerbau ist nur in den Küstenlandschasten von Bedeutung, wird nur
in Minho, Valencia u. e. a. beschränkteren Distrikten mit Sorgfalt betrieben, ist
überall an die Bewässerung der Felder geknüpft, und fehlt fast auf der Hälfte
des Areals; daher gewöhnlich Gctreidebeziehungen aus dem Auslände. Dem
wichtigen Weinbau (Porto, Malaga k.) fehlt ebenfalls die nöthige Sorgfalt.
— Die Vieh-, besonders die einst so berühmte Schafzucht, gleichfalls ver-
nachlässigt, wenngleich, zum Nachtheil des Ackerbaues, sehr allgemein, vorzüglich
in Castilien, Aragon, Estremadura, Traö os Moutes, Ober-Beira und Alem-
tejo; Rinderzucht in den Gebirgen, besonders in der Sierra Morcna, aber
auch in dem Mündungölaude des Guadalquibir; Pferdezucht unbedeutend;
Esel- und Maul thicrzucht ansehnlich; die der Ziegen allgemein, die der
Schweine nur in den nördl. und westl. Küsten-Prov. — Der sehr vernach-
lässigte Bergbau wird nur in den Blei- und Quecksilbermincn der Alpujarren
und der Sierra Morcna mit erheblichem Nutzen betrieben; Salz und Eisen im
Baökenlande und Asturien. — Die aus die Küstenstädte, namentlich Cataloniens'
beschränkte G ew erbthäti gkei t liefert kaum das Nothwcndigstc in wenigen
Gegenständen. — Der Handel ist außerordentlich im Verfall, vertreibt nur die
rohen Produkte: Wein, Südfrüchte* Wolle, Seide, Baumwolle, Hanf und
Flachs, Quecksilber, Blei, und wenige Kunstprodukte in Wollen-, Leinen-,
Seiden-, Eisen-, Stahl- und Lederwaaren. —
Staatseinrichtung. In beiden Staaten koustitutionell-monarchi-
sche Verfassungen, im Allgemeinen nach dem Zuschnitt der französischen,
jedoch häufigen Veränderungen unterworfen; — gegenwärtige administrative
Eintheilung Spaniens in 48 Provinzen, Portugals in 8 Statthalterschaften;
— Finanzen hier wie dort in völliger Zerrüttung; — die Kriegsverfas-
sung mit ergriffen von dem allgemeinen Auflösungsprozeß, der den ganzen ge-
sellschaftlichen Zustand, namentlich Spaniens, zu vernichten droht; die einst so
berühmte Seemacht beider Staaten ist fast nicht mehr vorhanden.
*) Die bedeutendsten Universitäts-Sitze sind oben mit U. bezeichnet.
5*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Niederlande.
89
derländische Festungen an der französischen Kränze zu. be-
setzen. — Hollands Macht und Reichthum sind durch die
- vielen Kriege und Englands wachsende Größe, im Sinken.
1747. Wilhelm Iv. Friso, aus dem Hause Oranien, Erb-
statthalter von Friesland, wird als Erbstatthalter aller
vereinigten Provinzen anerkannt.
1751 — 1795. Wilhelm V. bis 1766 unter Vormundschaft
seiner Mutter und des Herzogs Ludwig von Braunschweig.
— Ein Aufstand der anti-oranischen Partei, 1786, wird
durch eine preußische Hülfsmacht gedämpft 1787.
1793. Frankreich erklärt den Krieg, Pichegru erobert Holland
1794 und 1795; Wilhelm V. entflieht nach England
('s 1805). Holland Republik.
1795—1806. Die batavische Republik, im Bunde mit
Frankreich. Handel und Seemacht vernichtet. Die Eng-
länder nehmen das Cap, Ceylon, Malacca,'Gewürzinseln,
Demerary, Berbiee u. a. Colonien.
1806—1810. Königreich Holland, unter Louis Napo-
leon, welcher dem Lande seinen Wohlstand wiederzugeben
und den Handel zu heben vergebens bemüht ist.
1810—1813. Nachdem Louis Napoleon der Krone entsagt,
wird Holland dem französischen Reiche einverleibt; Con-
scriptionen und Abgaben erschöpfen das Land.
1813. Holland, von Bülow erobert, gewinnt seine Freiheit;
Wilhelnr Friedrich von Oranien wird souveräner
Fürst der vereinigten Niederlande.
1814. Durch den Wiener Congreß wird Belgien, nach ei-
ner fast 250jährigen Trennung, mit Holland vereinigt
und die Niederlande 1815 zum Königreich erhoben. Wil-
helm I. König, entsagt 1840, f 1844. —
Holländer und Belgier bleiben durch Sprache, Religion,
* Charakter und Sitten von einander geschieden.
Die Schuldenlast, welche Belgien durch die Vereinigung
gemeinschaftlich tragen muß, die Verdrängung der französi-
schen Sprache aus den öffentlichen Verhandlungen, religiöser
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friso Wilhelm_V. Ludwig_von_Braunschweig Ludwig Wilhelm_V. Louis_Napo- Louis_Napoleon Napoleon Bülow Friedrich_von_Oranien Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Hollands Englands Friesland Frankreich Holland England Holland_Republik Frankreich Ceylon Malacca Demerary Berbiee Holland Holland Holland Niederlande Belgien Holland Niederlande
— 246 —
Palmkerne, Kakao, Kaffee, Kopra, Tabak, Nutzhölzer, Kola-
nüffe, Indigo u. a. m. Auch die Baumwollkultur wird bald
größeren Gewinn abwerfen. Zur Einfuhr kommen ähnliche enro-
päifche Erzeugnisse wie in Togo. (Welche also?) Auch hier kann eine
fortschreitende wirtschaftliche Erschließung des Hinterlandes
nur durch weitere Schaffung von zeitgemäßen Verkehrsmitteln
gefördert werden.
Der Sitz des
Gouverneurs und
der Verwaltung
ist wohl in erster
Linie aus klima-
tischen Gründen
vonduala nach dem
höher gelegenen
und darum gesün-
deren Buea verlegt
worden, das mit
dem nahen Hafen
Viktoria (siehe
oben!) durch eine
Schmalspurbahn
verbunden ist. In
Buea ist heute eine
freundliche Be-
amtenkolonie ent-
standen, welche reiz-
voll vonprächtiger
Tropenvegeta-
tion umgeben ist.
Die einheimischen
Häuptlinge haben
sich allen Bestim-
mungen des Gou-
Verneurs und der einzelnen Stationen zu unterwerfen. Duala aber
ist der erste Handelsplatz und der Mittelpunkt des Binnen- und Über-
seehandels. Das stattliche Wohnhaus des Gouverneurs bewohnt
heute ein Bezirksamtmann. In dem dazu gehörigen Park steht ein
Denkmal zu Ehren der im Kampfe gefallenen deutschen Matrosen,
dazu auch ein schlichter Granitobelisk, der an Dr. Nachtigal er-
innert. Hier hat der Afrikaforscher seine letzte Ruhestätte gefunden.
Rund um den Park liegen die Wohnhäuser der Europäer, und
längs den Kaianlagen erheben sich die Lagerhäuser und Faktoreien.
— In den angegliederten Ortschaften der Eingeborenen (siehe oben!) haben
Abb.
Hissen der deutschen Flagge auf einer Farm in
Süd-Kamerun.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
230
Schiffbruch hat das Schiff gelitten;
Bier entkamen nur dem Tod,
Die der mächt'ge Herr der Wüste
Vor den Herrscherthron entbot.
Und der Herr drückt ihm die Hand,
Nähert freundlich sich dem Vierten,
Der noch in der Ecke stand.
Als er fragte, »ver sie seien,
Trat der erste zu ihm hin:
„Kannst du, Herr der Wüste, zweifeln
Daß ich ein Franzose bin?"
„Ich bin — ich bin —" so stammelt dieser
Und verstummt errötend dann,
Daß der Fürst mit Zweifel schauet
Einen nach dem andern an.
Gnädig lächelt drauf der Herrscher,
Bot ihm freundlichst seine Hand:
„Sollst erfahren, tapfrer Franke,
Meiner Anerkennung Pfand!"
Doch der Brite sprach mitleidig:
„Herr, ich weiß, wie gut du bist,
Drum verzeih's dem armen Teufels
Daß er nur ein Deutscher ist."
„Bin ein Brite!" sprach der zweite,
Und der Fürst verneiget sich;
„Bin ein Russe!" sprach der dritte,
Die ersten drei von seinen Gästen
Lud der Fürst an seinen Tisch.
„Der vierte", sprach er, „soll sich suchen
Ein Plätzchen am Bediententisch!"
(Aus Hassert, Deutschlands Kolonien.)
Selbst als aus dem Kriege 1870/71 ein geeintes deutsches
Reich erstand, da bedurfte es noch mehr denn eines Jahrzehntes,
um die Übermacht der Gegner kolonialer Bestrebungen zu über-
winden und die Einsichtigen im deutschen Volke zu der Erkenntnis
zu führen, daß ein Kulturvolk nur dann dem Stillstand entgehen und
sich wirtschaftlich wie in seinem politischen Ansehen weitest-
gehend entfalten könne, wenn es auch auf dem Meere eine Rolle spiele.
So fand denn die Kolonialbewegung einen immer mächtigeren
Widerhall. 1882 wurde u. a. die deutsche Kolonialgesellschaft
(Aufgabe!) gegründet, und 1883 gab Fürst Bismarck dem Kaufmann
Lüderitz auf eine Anfrage die Antwort, daß er bei der Erwerbung
noch freien Gebietes auf den Schutz der deutschen Negierung
rechnen dürfe. 1884 wurde das Lüderitzland (Angra Pequena) vom
Reiche übernommen und 1890 durch Verträge zur heutigen Kolonie
Südwestafrika erweitert. In demselben Jahre (1884) wurde durch den
verdienten Afrikaforscher Dr.nachtigal auchtogo unter deutschen
Schutz gestellt und bald darauf auch in Kamerun die deutsche
Flagge gehißt. In diesem Jahre war auch von Dr. Karl Peters
die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft gegründet worden. Dieser
leitete gleichzeitig durch Verträge mit Negerhäuptlingen die
Besitzergreifung Ostafrikas ein, und schon Anfang 1885 wurde
Ostafrika unter Reichsschutz gestellt (Major von Wißmann und
die Niederwerfung der Aufständischen — Ordnung der Verhält-
nisse). Ebenfalls in den Jahren 1884/85 erwarb Deutschland
nach Gründung der Neu-Guinea-Gesellschast seinen Kolonial-
besitz fern im Stillen Ozean, nämlich zunächst den Nordosten von
Neu-Guinea, das Kaiser Wilhelm-Land, und die benachbarten
Inselgruppen, den Bismarck-Archipel und die nördlichsten
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Franke Karl_Peters Karl Neu-Guinea
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Südwestafrika Kamerun Ostafrikas Ostafrika Deutschland Neu-Guinea-Gesellschast