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1. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 228

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
228 Siebenter Zeitraum. zu Ehren man die Stadt Alcffandria erbauete; der abermalige Gegenpapst ab»r, Calixtus Ul., der nach Paschalis Iii. Absterben " ^ gewählt, und vom Kaiser anerkannt worden war, stand in gerin- gem Ansehn. Ein vierter Römerzug, wozu sich Friedrich I. ent- schloß, sollte alles dieses ebenen. Vorzüglich rechnete er dabei auf Heinrich den Löwen, der auch wirklich mit 1500 Rittern zu ihm stieß, sich aber plötzlich vom kaiserlichen Heere heimwärts wendete, ohne daß die inständige, ja selbst fußfällige Bitte des Kaisers ihn li'" zu rühren vermochte. Dieser Römeczug endete unglücklicher als je; in der den Mailändern bei Lignano gelieferten Schlacht ent- 1 ging der Kaiser kaum der Gefangenschaft, und voll Erbitterung ge: 117 gen den Herzog von Sachsen kehrte er nach Deutschland zurück; doch war eine Versöhnung mit dem Papste Alexander Hl. zu Stande ge- kommen ; Calixtus Iii. trat zurück und ward durch eineabtei entschädigt. Kaum bemerkten Heinrichs des Löwen offenbare und heimli- che Feinde des Kaisers Unwillen, so strömten sie mit unzähligen Klagen wioer den viel Beneideten herbei, über welche ec sich auf einem Reichstage verantworten sollte. Dreimal lud ihn der Kai- ser auf eben so viele Reichsversammlungrn vor, nach Worms, Magdeburg und Goslar; Heinrich erschien nicht; demnach ri'9 jvurde er auf einer vierten zu Würzburg in die Reichsacht er- klärt, wornach er alle seine Lehen verlieren und nur seine Erb - oder Allodialgüter, dis braunschweigischen Lande, behalten sollte. 1180 Baiern theilte Friedrich dem Pfalzgrafen, Otto von Wittels- bach, zu; S a ch s e n. auf den Churkreis Wittenberg und das kleine lauenburgische Land beschränkt, erhielt der zweite Sohn Albrechts des Bären, Bernhard von Askanien; die übrigen Distrikte wurden zerstückelt; der Erzbischof von Kölns erhielt einen Theil Westphalens; die Bischöfe von Magdeburg, Hildesheim, Pader- born, Bremen, Verden und Minden bekamen Stücke der sächsischen Lande; Lübeck und Regensburg stiegen zu freien Reichs- städten empor und in Pommern herrschten nun zwei Brüder, Casimir und Bogislaus, als Hcrzöge. Wohl vertheidigte sich Hein- rich der Löwe mit Hartnäckigkeit; doch er unterlag der Mehrzahl ai82 und demüthigte sich, gebrochenen Herzens, vor dem Kaiser zu Er- furt, der nicht ohne Rührung ihrer ehemaligen Freundschaft gedachte. Durch Zeit und Erfahrung milder gemacht bewilligte Fried- 1183 rich I. den lombardischen Städten aus dem Reichstage zu Con- stan; glimpflichere Bedingungen, und so setzte der constan; er Friede der bisherigen Feindschaft ein erwünschtes Ziel. Im im nächsten Jahre hielt er eine Reichsversammlung zu Mainz, die glänzendste seit undenklichen Zeiten, denn über 40,000 Ritter ka- men dort zusammen, um seinen fünf Söhnen, Heinrich, Friedrich, Koncad, O t to undp h ilip p, Länderund Wür- 1186 den zuzutheilen. Zum sechsten Male ging er nach Italien; vier Mal war er mit Heeresmacht, und einmal zwischen dem.zweiten

2. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 260

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
260 Achter Zeitraum. böhmischen, damals noch minderjährigen Kronprinzen Wenzeslaw und einer Tochter Rudolfs und einem habsburgischen Prinzen mit einer Tockster Ottocars, ward zur innigern Befestigung des Frie» »^20. verabredet. Der König von Böhmen brach ihn dennoch, be- Aug. Zahlte aber feine Kühnheit mit dem Leben in der Schlacht auf 1278 dem Marchfelde. Die einstweilige Verwaltung Böhmens, zu Gunsten der Familie Ottocars, ward dein Markgrafen Otto von Brandenburg übertragen. Um seinem Hause Macht zu verleihen, be- lehnte Rudolf seine beiden Söhne, Albrecht und Rudolf, mit Oestreich, Steiermark und Kram; Karnthen gab er dem Grafen Mainhard von Tyrol, dessen Tochter sein Sohn Albrechtehelichte. Zur Ausrottung der Raubritter und Wegelagerer durchzog er das Reich und zerstörte in Thüringen allein bei Raubschlösser und verurtheilte 2u Ritter zum Tode. Ein fünfjähriger Land friede sollte die öffentliche Sicherheit einstweilen schützen.- Durch Rudolfs kräftige Regierung ward Deutschland der bisherigen Anarchie entriffen, allein die Für- sten wählten dennoch seinen Sohn Albrecht nicht zum Nachfolger, aus Beforgniß, ihre Unabhängigkeit beschränkt zu sehen, sondern gaben dem mindermächtigen Grafen 1282 Adolfv. Nassau den Vorzug. Dieser strebte zwar nach — 08 der Weise seines großen Vorfahren zu regieren, da ihm aber dazu G Mittel und Einsicht fehlten, mißlang ihm fast alles, und die al- ten Unordnungen erneuerten sich. Auf ein mit dem Könige Eduard !. von England geschloffenes Bündniß wider Philipp den Schönen von Frankreich erhielt er bedeutende Hülfsgelder. Der Krieg kam aber nicht zu Stande, und doch verwendete Adolf die erhaltenen Summen zu seinen Zwecken, indem er von dem Mark- grafen von Meißen, Albrecht dem Unartigen, widerrechtlich die Mark Meißen und die Niederlaufitz erkaufte, denn des Kai- sers Pflicht erheischte solche Beeinträchtigung der Familienglieder zu hindern, nicht aber selbst zu fördern. Des Markgrafen Sohne, Friedrich und Diezman, kämpften wacker für ihr Erbe, der Kaiser aber verlor in der öffentlichen Achtung so sehr, daß ihn die Fürsten für abgefetzt erklärten, und Albrecht von Oestceich zum Gegenkaiser irvs aufstellten. In der Schlacht bei Worms trug dieser einen voll- ständigen Sieg über seinen Gegner davon, den er nach Einigen mit eigener Hand erlegte. Rudolfs ?. Sohn, iry8 A l b r e ch t I., der Einäugige, langte demnach auf den Kaiferthron. — Harte und Eigennutz waren die Haupttricbfedern seiner Handlun- iz<i8 gen> Die geistlichen Churfürsten und einige Fürsten am Rheine 1=3 10 wollten ihn in seiner neuen Würde nicht anerkennen. Albrecht erschien mit einem auserlesenen Heere, bediente sich neuer Belage- rungswerkzeuge, beweglicher Thürme, die eine Art die Katze genannt, die andere der Krebs, letztere mit einem Mauerbrecher verfeden, zwang die Widerspenstigen zum Gehorsam und nöthigte sie, die Schifffahrt auf dem Rheine frei zu gebem Wie Adolf

3. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 263

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
Deutsche Kaiser aus verschiedenen Häusern. 263 noch übecdieß ctnc Vermählung zwischen ihm und Margarethe Maultasche, der Erbin von Tyröl, zu Stande, jedoch weckte ersteres die Eifersucht Frankreichs, das zweite den Neid des lu- xemburgisch-böhmischen und letzteres den des herzoglich-ösireichi- schm Hauses. Die Unzufriedenheit über des Kaisers Regierung stieg auch in Deutschland so hoch, daß man in dem Könige von Böhmen, Karl, einen Gegenkönig wider ihn aufstellte, und so U46 ward der Tod für Ludwig den Baier ein wohlthatiger Befreier von mannichfachen Widerwärtigkeiten. Ec war der letzte Kaiser, über welchen der päpstliche Bann ausgesprochen worden. 1347 Karl Iv. behauptete sich wider den Gegenkönig Graf Güm 1347 ther von Schwarzburg, und blieb nach dessen baldigem Ab- 7s sterben unangefochten. Eine sorgfältige Erziehung machte Karl Iv. ^ il den Wissenschaften geneigt, und für Böhmen war ec ein sorgsa- mer Regent; doch gegen die größern Angelegenheiten des deutschen Reichs bewies er eine verderbliche Gleichgültigkeit. Viele Unglücks- falle trafen selbiges. Schwarme von Heuschrecken vernichteten al- le Pflanzungen; eine schreckliche Hungersnoth folgte; Erdbeben verwüsteten Gebäude und Städte; eine pestartige Krankheit, der schwarze Tod genannt, verbreitete sich beinahe über ganz Eu- ropa. Ruchlosigkeit und Schwärmerei erhoben sich; man metzelte die Juden nieder, unter dem Vorgeben, sie haben die Brunnen vergiftet, und die Sekte der Flagellanten oder Geißler trieb in öffentlichen Umzügen, wo sich die Theilnchmer oft bis auf den Tod zerfleischten, den Unfug bis zum Wahnsinn. Zur Förde- rung wissenschaftlicher Bestrebungen gründete Karl Iv. zu Prag die erste Universität nach dem Muster der Pariser. Durch 1343 die g 0 l d e n e B u l l e wurde den sieben Churfürsten von Mainz, Trier, Köln, Böhmen, Pfalz, Sachsen und Bran- denburg das Recht, den König zu wählen, gesetzlich zuge- lssti standen, und das Recht der Erstgeburt, so wie die Unthei l- barkeit der Lander bei den vier weltlichen Churfürsten ausge- sprochen. Auch Karl verstand die Kunst der Vergrößerung auf dem Wege der Unterhandlung. Er verband Schlesien und di5 Lau sitzen mit Böhmen und erwarb die Mark Brandenburg durch Ankauf. Seinen Schatz zu bereichern ertheilte er Standes- erhöhungen für Geld und der Briefadel wurde jetzt gewöhnlich. Der Gebrauch des Schießpulvers kommt vor in dieser Zeit, und die Hansa erreichte ihre höchste Blüte. W en c es laus, Karls ältester Sohn, gelangte als ein 17- 1373 jähriger Jüngling zur Regierung. Von mittelmäßigen Fähigkei- - ten und unstetem, launenhaftem Charakter beurkundete er seine Unfa- """ higkeit sehr bald durch die grenzenlose Verwirrung der geistlichen " 2 und weltlichen Angelegenheiten. Zwei Päpste, der eine zu Rom, der andere zu Avignon, gaben der Christenheit Aergerniß, und das wieder überhand nehmende Faustrech erzeugte Vrrbrüd-erungen

4. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 179

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
Karl der Große. 179 dessen Nachfolger, Hemmkng, aber schloß Friede und die Eider ward jetzt die nördliche Grenze der fränkischen Monarchie, wahrend sickim Osten die Raab, im Süden die Tiber, und im We- sten den Ebro berührte. Doch dadurch stand Karl überfeinem Jahrhunderte, daß ec die geistige Bildung seiner Völker zu befördern suchte, ein den übrigen Eroberern ganz fremder Gedanke, und darum vornehm- lich verdient er der Große zu heißen. Herbeigerufene gelehrte Ausländer mußten ihn hierbei unterstützen, wie Alc»in, aus England, Peter aus Pisa, Paul Warnefried aus der Lombardei, Paulinus von Aquileja u. a. Schulen in den Klöstern bereiteten die Jugend für weltliche und geistliche Acmter vor; an seinem Hofe sogar stiftete Karl eine Akademie, und die Anlegung von Bisthümern, wie zu Minden, 780, zu Osnabrück 783, zu Verden, 786, zu Bremen, 788, zu Paderborn, 795, zu Münster, 805, verpflanzte mit der christlichen Religion mannig- fache andere Kenntnisse. Der Ruhm seines Namens drang bis in die fernsten Lande, und der Chalif Harun a l Raschid, der in dem vomchalifen Abu Giafar, genannt al Mansor, d.r. der Sieghafte, 764 am Tigris erbaueten B a g d a d residirte, schick- te dem viel geehrten Franken-Kaiser eine Schlaguhr und einen Elephanten zum Geschenke. Die Verbesserung»des Kirchengesangs, die Verfertigung einer Grammatik, die Anleitung zum Garten- und Ackerbau, die Beförderung des Handels durch Jahrmärkte, beschäftigten diesen nimmer rastenden Monarchen. Sein Plan, die Donau durch einen Canal mit dem Rheine zu verbinden, scheiterte an der Unerfahrenheit seiner Werkleute. Zweimal im Jahre, im Mai und Oktober, hielt er Reichstage; bei jenem erschienen Hohe und Niedere, bei diesem nur der engere Ausschuß der Vor- nehmern. Nicht H e r z ö g e, sondern viele Grafen verwalteten die Provinzen in kleinen Bezirken mit mehrern Unterbeamten; königli- che Sendboten, (Missi regii) kamen unvermuthct, ihnen Rechen- schaft von ihrer Verwaltung abzufordern. Eine drückende Last wurde, bei den endlosen Kriegen, der Heerbann, daher traten viele freie Leute in die Leibeigenschaft, um nur desselben le- dig zu seyn; dagegen gab es weder einen Mittelstand, noch einen freien Bauernstand, trotz der hierüber erlassenen kaiserlichen Befehle. Noch vor seinem Ableben sah Karl von seinen drei mit Hilde- gardis erzeugten Söhnen, (ein älterer von der wenig geliebten Bertha, Pipin, ward von ihm ins Kloster geschickt,) die zwei kräftigem, Karl und Pipin, ins Grab steigen, und der minder fähige Ludwig blieb allein übrig. Er nahm selbigen zum Mit- regenten an, und beschloß sein vielbewegtes, thatenreiches Leben in seinem 72. Jahre zu Aachen, seinem liebsten Aufenthaltsorte, wo er auch begraben ward. 813 614 12

5. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 242

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
242 Siebenter Zeitraum, pflanzt, auf welchem es 331 Jahre verblieb. Die Beruhigung des Innern war des neuen Monarchen erste Sorge. Die Bcaban- ?on mußten England an einem Tage verlassen, und die festen Burgen der Ritter wurden, bis auf wenige, abgebrochen. Die nördlichen, von den Schotten besetzten, Provinzen brachte ec wieder unter seine Botmäßigkeit, demüthigte die räuberischen Bewohner von Wales, und in Frankreich vereinigte er Bretagne mit seinen rios übrigen dortigen Besitzungen, so daß nun Frankreich vom Eanal und der Nordsee fast ganz abgeschnitten war. Die Züge über das Meer wurden den Vasallen lästig; Heinrich ließ sich statt dessen eine Entschädigung in Geld gefallen, Scutagium genannt, wofür er Miethcruppcn warb und die Macht der Vasallen be- schrankte. Ein zweimaliger Krieg mit dem immer mißtrauischer werdenden Frankreich war bereits ausgebrochen, da leistete Hein- rich selbst Ludwig Vji. den Lehenseid für die Normandie, ein Gleiches that sein Sohn Richard für dasherzogthumguienne, der jüngste, Gottfried, für Bretagne und der älteste Heinrich für die Grafschaften Anjou und Maine, um die gehegten Besorg- nisse wegen so großer, zusammenhängender Ländermassen zu entfer- nen. Da jedoch diese Söhne noch alle minderjährig waren, lag jene Unpartheilichkeit mehr in dem Scheine als in der Wirklichkeit. Noch gab es über die Ordnung der Thronfolge kein Gesetz, darum ließ Heinrich I!., zur Abwendung künftigen Zwiespalts, feinen älte- ii7» sten Sohn zu seinem Nachfolger krönen. Eine lauge Reihe von Widerwärtigkeiten bereitete Heinrich 1j. sein ehemaliger Canzler, Thomas Becket, früher sein eifrigster Diener, und später sein bitterster Feind, nachdem ec selbigen zum Erzbischof von Eantcr- bury ernannt. Und-als ein rasches, im Unmurhe gesprochenes Wort des Königs die vier Ritter Reginald Fitz-Urse, W i l- helm von Traci, Hugo von Moreville und Richard Brito antrieb, diesen Prälaten zu Canterbury vor dem Altäre zu ermorden, so mußte sich ftldigcr zur ruieenden Buße an Beckets 1174 Grabmahl, den man zum Martwer, Wuuderthäter und Heiligen erhob, entschließen, um die Wuth des Volks und der Elerisel zu beschwichtigen. Das benachbarte Irland, von den Griechen Ierne, von den Römern Hib ernia genannt, sollte der englischen Krone unter- 1175 worfen werden, welches jedoch nur zum Theil gelang; dessen gänz- liche Bezwingung blieb einer spätern Regierung Vorbehalten. Ein Krieg gegen die eigenen Söhne, Heinrich und Richard, trübte noch die letzten Jahre dieses Königs. Der älteste starb, ohne sich mit 1183 seinem Vater versöhnt zu haben, und die Entdeckung, daß auch sein jüngerer Sohn Johann, dem er besonders vertraut, gleichfalls an dein Eomplotte wider ihn Theil genommen habe, erschütterte "Ls Heinrich 1l. so tief, daß er kurz darauf starb. Die Abschaffung

6. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 20

1824 - Bonn : Weber
20 ihrer Besitzungen verliehen und ihnen so den lebens, länglichen Genuß derselben zukommen ließen. Ein sol- ches , auf lebenslänglichen Genuß geliehenes Gut, nannte man anfangs beneficiuui, späterhin feudum Lehen, den Verkheiler Lehensherrn, den Empfän- ger Lehens mann oder Aasallen. Die Lehen verpflich- teten zu persönlicher Treue und persönlichen Diensten, besonders im Kriege, sie wurden anfangs nur auf Le- benszeit ertheilt, und fielen mit dem Lode des Vasallen wieder an den Lehensherrn zurück. Mir der Zeit gingen die Lehen aber auch auf die Nachkommen über, indem sie gleiche Verpflichtungen, wie die ersten Besitzer über- nahmen, und so wurden dw Dienstleistungen, die sonst an die Personen geknüpft waren, vom Gute selbst ab- hängig. Die Lehenkverhältnisse bildeten sich jetzt iminer weiter aus, und selbst die mindermächtigen, freien Grund- kigenthümer verwandtsten, um durch den Schuh eines mächtigen Lehensherrn sich ihr Eigenthum zu sichern, ihre Allodien in Lehen, welche übertragene Lehen sseucla oblata) genannt wurden. Hierin lag ein Hauptgrund, daß das Lehenswesen auch bei jenen ger- manischen Völkern Wurzel faßte, welche ihre ersten Wohnsitze nicht verlassen hatten, und daß sich die Lehen allmählig in erbliche Besttzthümer verwandelten. Die Lehen beschrankten sich in der Folge nicht bsos auf Län- dereien, sondern geistliche und weltliche Aemter, selbst Titel, Wappen, Leibeigne ;c. wurden als Leben aus- gegeben. Je fester sich das Lehensspstem gestaltete, um so mehr änderte stch die ursprüngliche Verfassung der Volker. Die meiste Gewalt, welche anfangs die Volks- versammlung aller Freien geübt hatte, ging allmählig in die Hände der Könige und der Großen geistlichen und weltlichen Standes über. Die Königewürde wurde meist erblich, der Hofstaat glänzender, und zahlreiche Beamten, worunter die Herzoge, Grafen, Pfalzgcasen und Markgrafen die vornehmsten ivaren, umgaben den Thron. Auf den Volksversammlungen erschienen die Freien mehr, um den Willen des Königes und der Großen zu vernehmen, als um selbst eine entscheidende Stimme zu geben. Die Völker, welche ihre Verfassung nach diesen Verhältnissen am meisten ausbildeten, waren die Longo«

7. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 41

1824 - Bonn : Weber
— -11 — von den Großen des Reiches, hauptsächlich von den Her- zogen von Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben, und den Erzbischöfen von Mainz, Trier und Eöln mit Zustimmung der freien Männer erwählt wurde, doch so, daß man nicht leicht den Sohn oder nächsten Anverwandten des letzten Königes überging. Die Rechte des Königes, obgleich er nur hie vollzie- hende Gewalt belaß, waren in gegenwärtigem Zeit, raume noch sehr bedeutend ; denn ec war der Oberanführer im Kriege und der höchste Richter; er besaß ansehnliche Krongüter, und konnte, wenn seine Hausmacbt ansehn- lich war, durch Verrbeilung der höchsten weltlichen und geistlichen Stellen sich großen Einfluß verschaffen. Diesen steigerte noch der Besitz der K a r se r w ü r d e, welche, wenn auch nicht einen unmittelbaren Zuwachs an Macht, doch höheres Ansehen gab, da es die herrschende Meinung wurde, daß , so wie der rpapst in geistlichen Dingen, der Kaiser in weltlichen das Oberhaupt der Ehristenheit sei. Die gesetzgebende Gewalt übten die Stän- de, welche aus dem Adel und der Geistlichkeit be- standen. Hi. F r a n k r e i ch. 1. Tie Karolinger v. 843 — 987. Weniger noch als in Deutschland zeigten sich in Frankreich die Karolinger des Thrones würdig , wo eine Reihe unwürdiger Herrscher, deren geistige-und körper- liche Gebrechen schon ihre Beinamen hinlänglich beurkun- den , das Reich in den tiefsten Verfall brachten. Wah» rend Empörungen und Kriege der mächtigsten Großen unter sich (die dem Könige das Recht abtrotzten, sich unge- rechten Befehlen desselben mit den Waffen in der Hand widertetzen zu dürfen) Frankreich im Inneren verwirrten, und es in viele Herzogthümer und Graffchaften zersplit- terten , deren Besitzer zum Theil mächtiger waren, wie der König selbst, riffen sich bedeutende Stücke von der Monarchie los, und bildeten eigene Staaten So bil, dete sich das Königreich Nieder burgund (879) und das Königreich Oberburgund (£88) aus dem ehe- mallgen burgundischen Reiche, welche 930 in eine Mck, narchie zusammcnschmolzen; aus der spanischen Mark das

8. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 75

1824 - Bonn : Weber
75 Gehorsam gebot, so lösten sich alle Bande der Ordnung und Zucht. Schreckliche Fehden zerrütteten das deutsche Land, welche der hohe und niedere Ade! benutzte, um sich immer unabhängiger zu machen. Dieß geschah de» sonders in Franken und Schwaben, wo, nach dem Fall des hohenstaufischen Hauses, die großen Herzogtümer in eine Menge kleiner Staaten zerfielen. Zn diesen Zei- ten des Faustrechts traten die Städte, welche seit den Kreuzzügen an Kultur, Wohlstand und Bevöl- kerung ungemein zugenommen halten, in Vereine zu. sammen, um sich gegenseitig Schutz zu verleihen, und durch Aufrechthaltung des Landfriedens Handlung und Gewerbe zu sichern. So legten Hamburg und Lü- beck den Grund zur Hansa 1241, und die ober, deutschen Städte, besonders am Rheine, verei- nigten sich in den rheinischen S tä dteb u n d (1255). Am mächtigsten wurde die Hansa, die bald alle wichtigen Städte an der Meeresküste von Flandern bis nach Ruß- land hin umfaßte, welche in Nowgorod, Bergen, Lon- don und Brügge unabhängige Handelsnicderlagen besaß, und in deren Händen sich an 300 Jahre lang der ganze nordische Handel befand. Verfassung. In den stürmischen Zeiten, wo die Kaiser fruchtlos gegen die Herrschaft der Päpste ankämpf, ten, und ohne Erfolg die besten Kräfte ihres Volke- in Italien aufopferten, erlitt die Verfassung eine wesent- liche Veränderung. Die Macht de- Reichsoberhauptes, welche Friedrich 1. und Heinrich Vi. noch in vollem Glanze gezeigt hatten, sank unter den letzten Hohenstaufen durch Verkauf und Vcrschenkung der Krongüter, und durch Bewilligung von Vorrechten an die Großen, deren Hilfe sie in ihren italienischen Kriegen bedurften, so tief, daß kein angesehener Reichsfürst die Kaiserkrone annehmen wollte. Mit diesem Verfalle des kaiserlichen Ansehens stieg die Macht der Stände. Die Herzogtümer, Mark- grasschafken , Pfalzgrafschaften :c., deren Inhaber ur- sprünglich die ersten Beamten des Kaisers waren, hörten jetzt auf, Aemter zu seyn, und wurden erbliches Grund, eigenthum, dessen Besitzer bald die meisten Rechte unab- hängiger Regenten ausübten; nur daß die weibliche Erb- folge nicht statt fand, und eine Achtserklärung sie ihres Landes berauben konnte. Die Besitzer der kleineren Lehen

9. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 76

1824 - Bonn : Weber
76 idutbfn von diesen mächtigen Vasallen abhängig, und traten gegen ste in dasselbe Lehensverhältniß, das zwi- schen diesen und dem Kaiser statt fand. Dadurch bildete sich der Unterschied zwischen dem hohen und niederen Adel vollständig aus. Zu dein ersteren gehörten die Fürsten und Semperfreien, zu dem letzteren die Mitte! freien und Ministerialen (solche, welche in die Dienste des hohen Adels traten). Bei dem hohen und niederen Adel kam seit dem 12ten Zahrh. die Sitte auf, sich nach seinen Ländereien und Schlössern zu nennen. Der Adel bildete eigentlich allein den Wehrstand, und war dem Kaiser zur Heeresfolge verpflichtet. Das Neichsheec zerstei in 7 Abteilungen oder Heecesschilde, welche unter der Reichsfahne ins Feld zogen. Die Stärke des Heeres bestand bei den Deutschen, wie bei den an- dern Völkern des Abendlandes in der Reiterei, und das Fußvolk wurde nicht geachtet. Nur zu Pferde, als Ritter, zog der Edelmann, geharnischt, mit Schild, Schwert und Speer bewaffnet, in den Krieg. Aus die. sem Verhaltniß entstand das Rilterwesen, welches in d. Per. durch die Kreuzzüge zu seiner höchsten Blüthe gelangte. Ii. F r a n ¥ v c i ch. Während die Beherrscher Deutschlands in dem Stre, den nach Italiens Besitz ihren Einfluß zu Hause ein- büßten, erweiterten die Könige von Frankreich, obschon den deutschen weder an Macht noch an Fähigkeiten gleich, den Umfang der königlichen Gewalt. Dieß gelang ihnen durch die lange Regierunqszeit mehrerer Könige, durch ihre Enthaltung von auswärtigen Kriegen, und durch planmäßige Schwächung der großen Vasallen. Dazu trug besonders unter Lud ewig Vi. und Vil, (1108 — 1 j80) der kluge Abt Suger vieles bei, indem er durch Fceigebung der Leibeignen und durch sichernde Privilegien der Städte, den Grund zum dritten Stande, der Hauptstütze der Könige gegen die Großen, legte. Doch erlitt Frankreich unter Ludwig Vii. einen empfindlichen Verlust, als sich derselbe von seiner Gemahlin El e0 n 0r e von Guienue trennte, und ihr die zugebrachten Be- sitzungen Guten ne und Poitou wieder zurückgab. Eleonore verheirathete sich darauf mit Heinrich

10. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 79

1824 - Bonn : Weber
79 Vorrechte der Geistlichkeit und des Abels vermehrte, bil- dete doch die Grundlage der englischen Freiheit, indem sie festsehte: daß jeder Engländer nur von seines Gleichen gerichtet werden könne, und der König, ohne Bewilligung der Erzbischöffe, Bi, schösse, Barone und Städte keine Abgaben er- heben dürfe. Gleich unruhig wie das Leben Johanns war auch die Regierung seines Sohnes Heinrichs Iii. ( —1273), dessen Verschwendung und Eingriffe in die Rechte des Volkes eine Empörung herbeiführten, worin der König nebst seiner Familie von dem Grafen von Lei- cester der Freiheit beraubt wurde. Um seine Macht zu befestigen, berief Leicester zum erstenmahle seit den sächsischen Königen das Volk durch Vertreter, nämlich zwei Abgeordnete aus jedem Flecken, zum Parlament, und bereitete so die Entstehung des Unterhauses vor (1265). Doch vermochte er sich nicht zu behaupten, son- dern unterlag den Waffen des Kronprinzen Eduard, der seinem Vater die Freiheit und dem Lande die Ruhe wieder gab. Iv. Italien. 1. Oberst alien. Die Vortheile, welche die Papste in ihren Kämpfen mit Heinrich Iv., V. und Lothar Ii. davontrugen löse, ten die Bande des Gehorsams immer mehr auf, die Italien an Deutschland fesselten; und besonders strebten die lombardischen Städte, in denen sich eine repu- blikanische Verfassung gestaltete, nach völliger Unabhäng- igkeit. Obgleich von inneren Parteikämpsen zerrissen, in denen das mächtige Mailand und Pavia einander gegenüber standen, vereitelten sie doch durch ihren Helden- müthigen Widerstand und durch den Beistand der Päpste alle Anstrengungen Friederich- I. und Ii., die sie zum Gehorsam zurückbringen wollten. In den Zeiten des Kam- pfes mit den Hohenstaufen entstanden die Partheien der Gibellinen (von Waiblingen, dem Stammschlosse des Kaisers Konrad in Schwaben) und der Guelphen (von Welf, dem Herzoge von Baiern), welche sich meh- rere Jahrhunderte hindurch mit dem grimmigsten Hasse verfolgten. Anfangs bezeichnet« man mit dem ersten Na- men die Anh ä n ge r des Kaisers, gewöhnlich der Adel,
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