198
Sechster Zeitraum.
Unfehlbar würde Philipp der Regierung entsetzt worden seyn, hatte
er nicht seinen trefflichen Sohn Ludwig zum Mitregenten an-
genommen, welcher die zerrütteten Angelegenheiten der Verwaltung
ordnete und leitete. Die Kreuzzüge nahmen ihren Anfang zur
1108 Zeit Philipps I., welcher fast ein halbes Jahrhundert auf dem
Throne saß.
§. 39.
Pyre näische Halbinsel.
Giffords Gcsch. p. Spanien v. d. Niederlassung der phöniz. Pflanzstädte zu Ca-
dix bis auf d. Tod Ferdinand d. Weisen a. d. Cngl. Lcipz. b. Schwickcrt 1794
2 Th. Pr. 1 Thlr. Feßlers Versuch e. Gcsch. d. span. Rarion; Bert, b. Maurer
1610 2 Th. Pr. 3 Thlr. 6 Er. e. Karte 4 Thlr. 8 Gr. Seel: d. Völker Spa-
niens und ihre Fürsten, e. histor. statist. geogr. Hnndb. für Eebildcke 2 Th. i». e.
Karte u. e. Plan. 2lugsb. u. Leipz. v. Ionisch u. Stage 1821 Pr. 4 Thlr. Condc's
Eesch. der Herrschaft der Mauren tu Span, nach arab. Hand - und Denkschrift, bär-
gest. a. d. Span, übers, p. Rutschniaun Karlsr. b. Braun 1825. 2 B. Pr. 4 Thlr.
8 Gr. Lembke's Eesch. Spaniens, Hamb. b. Perthes 1830.
Spanien und Portugal geriethen mit dem Einfälle der Ara-
der (711) fast ganz unter die Oberherrschaft dieser mahomedanischen
Fremdlinge, und nur in den gebirgigen nördlichen Provinzen, in
Gallkcien, Asturien, Biscaya und Navarra behaupteten sich die
christlichen Gothen. Doch die Araber waren keine rohen Barbaren,
sondern besaßen theils schon manche technische Fertigkeiten, lheils
nahmen sie mit Wißbegierde die Kenntnisse aus, die sie unter den
gebildeten Einwohnern Spaniens vorfanden. Sie entsagten dem
wilden Nomadenleben, trieben Ackerbau, Gewerbe und Handel. Ein
großartiger Sinn belebte die herrschende Dynastie der O m m i a d e n;
in einem glanzenden Hofstaate, in prächtigen Palasten und einem ro-
mantisch - ritterlichen Auswande that sich ihr Reichthum kund.
Die Dichtkunst und selbst die Wissenschaften erblichsten; Saragos-
sa, Toledo, Valencia, Sevilla, Cordova, wurden berühmte Schu-
len und Hochschulen, wohin sich auch die christliche Jugend des
Auslands drängte. Der Araber G e b r war der sinnreiche Erfinder
der Buchstabenrechnung, nach ihm Al ge bra benannt; die arabi-
schen Aerzte galten für die einsichtsvollsten, und die Astro-
nomie, womit sich freilich auch die Astrologie vermischte,
wurde von diesem geistreichen Volke mit Eifer betrieben. Die Be-
nennungen Al man ach, Alchymie, Alcali, Zenith, Na-
dir u. m. a. erinnern noch an ihre Erfinder. Die Spielkar-
ten, bei den Spaniern Naypes, d. i. arabische Zauberei, genannt,
dürften zuerst von den Arabern ausgegangen seyn. Nie war Spa-
nien so blühend gewesen; hunderte von Dörfern lagen den Flüs-
sen entlang; ein geschäftiges Menschengewühl bewegte sich in den
Städten; mit Constantinopel fand ein lebhafter Handelsverkehr
statt; die spanischen Schleier, die Zeuge von Seide^, Wolle, das
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Ludwig Ludwig Philipps_I. Philipps_I. Giffords_Gcsch Ferdinand Feßlers Rutschniaun_Karlsr Biscaya Toledo
England. 203
ger Richard Ii., Herzog von der Normandie. Swen starb zwar ioi*
bald, allein sein tapferer Sohn und Nachfolger Knud oder Ka-
nu t der Große, wirkte in demselben Geiste fort; Ethelred kam
nun, auf das Verlangen seiner Unterthanen, nach England zurück,
doch seine innere Untauglichkeit vermochte nichts und der Tod
wurde ein willkommener Befreier für ihn und sein geangstigtes 1016
Land. Sein Sohn
Edmund Jronside setzte den Kamps für sein Erbe so
rühmlich fort, daß ihm Kanut den südlichen Theil Englands nebst
London zugestand, wahrend er sich mit dem nördlichen begnügte.
Allein zwei verratherische Hofbedienten ermordeten den edlen Ed-
mund und 25 Jahre blieb England unter dänisch ex Ober-
herrschaft.
Kanut der Große vermahlte sich mit Ethelreds Ii. Wit- 101g
we, Emm a, und bewies sich, durch ihren Einfluß, mild und ge- —
recht gegen das eroberte England. Er nahm das Christenthum an, 1036
beförderte selbiges nach Kräften, machte, zur Abbüßung seiner ~ 20
frühem Grausamkeiten, eine Wallfahrt zum heiligen Vater nach 1027
Rom, wo er den deutschen Kaiser, Konrad !?. und den König
von Burgund, Rudolf Ml., persönlich kennen lernte. Von beiden
wirkte er für seine Unterthanen Befreiung von Zoll und Straßen-
geld aus bei ihren Wallfahrten oder Geschäftsreisen. Drei König-
reiche, England', Dänemark und Norwegen vereinigte er unter sei-
nem segensreichen Scepter; England erholte sich von den erlitte-
nen Drangsalen, welche sich nach Kanuts Ableben zu erneuen
droheten, denn
Harald Harefoot (Hasenfuß, wegen seiner Fertigkeit 103«
im schnellen Laufen) bemächtigte sich, trotz der nahem Ansprüche
seines Bruders Hardeknud, des Throns. Ein Bürgerkrieg 1030
war nahe, welchen nur das baldige und kinderlose Absterben Ha- —
ralds verhinderte, worauf 1039
Hardeknu d in seine Rechte einkrat. Unedel beschimpfte
er den Leichnam seines Bruders, drückte das Volk durch schwe- _
re Auflagen, und zeigte eine habsüchtige, kleinliche Gesinnung, so 1041
daß ihm der Haß der Engländer und die Geringschätzung der — 2
Danen bei siinem Tode folgten. Gern kehrte man zur angel- 1041
sächsischen Dynastie zurück und
Eduard Iii., der Bekenner, ein Sohn Ethelreds Ii.,
ward auf den englischen Thron berufen. Sein langer Aufenthalt 1041
in der Normandie und die dort erhaltene Erziehung hatten ihn —
seinem Vaterlande entfremdet. Durch eine entschiedene Vorliebe *f
für die Sprache und Sitten der Normanner, so wie durch die
parteiische Begünstigung derselben bei Besetzung geistlicher und welt-
licher Aemter beleidigte er das Nationalgefühl der Engländer und
sein Schwiegervater, der mächtige Graf Godwin, fand Anhang
genug, um feindselig wider ihn aufzutreten. Zwar befreiete ihn
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Extrahierte Personennamen: Knud Edmund_Jronside Konrad_! Konrad Rudolf_Ml. Rudolf Harald_Harefoot_(Hasenfuß Eduard_Iii Eduard Graf_Godwin
Extrahierte Ortsnamen: England England England England Rom Burgund Norwegen England
210
Sechster Zeitraum.
Mit Uebergehung seiner Oheime, Andreas und Bela, ernannte
1038 Stephan seinen Neffen, Peter, zu seinem Nachfolger. Jene be-
(gaben sich nach Polen und Rußland, Peter aber entzündete durch
seine Grausamkeit einen Aufruhr, bei welchem er sich zum Kaiser
Heinrich 111. flüchtete, der ihn aufnahm, den Gegcnkönig, Sa-
rnuel Aba, vertrieb und Perern wieder einsetzte, indem er ihm das
1046 Königreich Ungarn als ein deutsches Lehen übergab. Doch
— die Ungarn riefen Andreas aus Rußland zurück, Peter ward
looo geblendet, und starb vier Jahre darauf. Heinrich Ui. mußte er
*= 14 den Vasalleneid gleichfalls leisten, doch machte er sich nach dessen
Uwe Tode unabhängig. Da er seinen Sohn, Salomo, zum Mitre-
genten angenommen, begann sein Bruder Bela Krieg wider ihn,
10c0 in welchem Andreas blieb. Bela bemächtigte sich der Krone, die
— er aber nur drei Jahre zu behaupten vermochte, dann wurde S a-
ioo3 l o m o in seine Rechte eingesetzt, mußte aber den Söhnen Bela's
J003 den dritten Theil des Reichs verlassen.
— Böhmens Vorgeschichte beginnt, wie die aller Völker, mit
Dunkelheit und schwankenden Sagen. Czech, d. i. der Vorderste,
*** 14 wird als der Führer und Stammvater des slavischen Volkes ge-
nannt, das sich im sechsten Jahrhunderte in Böhmen einheimisch
machte, und in seiner Sprache noch immer den Namen Czeche n
fortführt. Die fränkischen Merovinger sollen Oberhoheit über die
T öhmcn ausgeübt haben; allein da sie selbige nicht schützten gegen
die Einfalle der Avaren, von der Donau her, erstand aus ihrer
«so Mitte Samo als ein muthiger Vertheidiger der Seinen und
080 dankbar erkoren ihn diese zu ihrem Könige, und das Reich erhielt
unter ihm Stätigkeit und Einklang. Nach seinem Tode wählte
man Krok, einen seiner 22 Söhne, zum Könige. Er lehrte sei-
ne Unterthanen statt in ärmlichen Waldhütten in hölzernen Häu-
sern zu wohnen, den Boden zum Ackerbau urbar zu machen, und
die Vortheile eines geselligen Verkehrs zu würdigen. Da ihm
keine Söhne geworden, wählte man nach Kroks Absterben seine
700 jüngste Tochter Li bu ssa zur Königin. Als man in sie drang
sich zu vermählen, wählte sie, nach langem Widerstreben, zum Ge»
mahl einen schlichten Landmann, Przemysl, d. i. der Gedau-
kenbcschäftigte, welcher sein kärgliches Mahl auf der umgestürzten
Pflugschaar verzehrte und selvige gleichsam zum Tische machte.
Zum Herzoge empor gestiegen ward Przemysl der Ahnherr eines er-
723 tauchten Geschlechts, gründete Prag und beendigte siegreich
743 den Weiberkrieg, gewöhnlich der M agdekrieg genannt, welchen
die Frauen unter der Anführung der heldenkühnen Wlasta nach
Libussa's Abstcrben sieben Jahre hindurch führten. Nezamysl,
74« d. i.neurungsfeind, ward seiner Mutter Libussa Nachfolger. We-
der er, noch die auf ihn folgenden Regenten, Krzesomysl, Neklan,
Hostiwit, die Herzöge von Praha oder Prag heißen, tharen Er-
zahlenswetthes; Böhmen ward Karl dem Großen zinsbar. Unter
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Extrahierte Personennamen: Andreas Stephan Peter Peter Heinrich Andreas Peter Heinrich_Ui Heinrich Salomo Andreas Krok Kroks Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Donau Przemysl Praha Prag
224
Siebenter Zeitraum.
1291
1123
1137
=3 12
1127
gleichfalls gänzlich fehl, denn die Pest raffte seine Streiter scharen-
weise hinweg und er selbst unterlag dieser Seuche. Eine Stadt
nach der andern ging von nun an für die Christen in Palästina
verloren; Ptolemais war der letzte feste Punkt, nach deffen Erobe-
rung man die Hoffnung für die Behauptung des -Morgenlandes
auf immer aufgab.
Die Kampfe und Züge der Europäer gegen Osten hatten
195 Jahre gedauert, und mehrere Millionen fanden dort ihr
Grab. Dennoch waren die Kreuzzüge von heilsamen Folgen für
Europa. Der Kreis der Ideen erweiterte sich; das Ritterthum
erhob sich von kleinlichen Fehden zu einem großartigen und wür-
digen Ziele; es kam ein freier und betriebsamer Mittelstand em-
por; der Handel erhielt einen neuen Umschwung; nützliche Kennt-
niste und feinere Sitten verbreiteten sich von dem hochgebildeten
Constantinopel nach dem Abendlande, die Dichtkunst fand einen
preiswürdigen Stoff in den Kriegsthaten der kampfenden Chri-
stenheit; eine größere Annäherung der, früher sehr isolirten, Natio-
nen fand statt, seitdem man gemeinsame Leiden und Freuden er-
fahren; die Kreuzzüge entristcn Europa einer dumpfen Ruhe und
Gedankenlosigkeit; sie schufen die Heldenzeit des Christenthums
und machten die Völker für die nahende Aufklärung empfänglich,
welche in der vorigen Rohheit oder dem trägen Stumpfsinne nicht
würde haben Wurzel fasten können.
§• 45.
Lothar Ii, v, Sachsen. Schwäbisches oder Hohenstaufi-
sch es Kaiserhaus.
Räumers Geschichte der Hohenstaufen und Ihrer Zeit, Lcipz, b. Brockhaus 1824.
seqq, 6 B. Pr. 20 Thlr. Kortum: Kaiser Friedrich I. mit s. Freunden u. Fein«
den. Aarau 1818. Pr. 1 Thlr. 4 Er. Jagers Gesch. Kaiser Heinrichs Vi. Niirnh.
1703. Pr. 9 Er. v. Funk: Eesch. Kaiser Friedrichs Ii. Züllichau b. Fromman» 1792.
Pr. 1 Thlr. 10 Er.
Mit Hein rich^V. erlosch das fran ki sche Kaiserhaus und
Lothar, Herzog von Sachsen, ward trotz der eifrigen Mitbewerbung
des mächtigen Friedrich von Hohenstaufen, Herzog von Schwa-
den, zum Könige gewählt. Ein zehnjähriger Krieg mit diesem und
besten Bruder Konrad, Herzoge von Franken, verheerte Deutsch-
lands schönste Gauen, nach welchem Lothar seine Gegner dennoch
im Besitze ihrer Güter und Lehen bestätigte. Jetzt dachte er dar-
auf, in der Gunst anderer Fürsten sich kräftige Stützen zu ge-
winnen. Darum ertheilte er dem Markgrafen von Meißen, Kon-
rad von Wett in, seine Würde erblich, und so ward dieser
der Stammvater des jetzt regierenden Königshauses von Sach-
sen. Seinem Vetter, dem thüringischen Grafen Ludwig, ver-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Lothar_Ii Räumers Kortum Friedrich_I. Jagers Heinrichs Heinrichs Niirnh Friedrichs Lothar Friedrich_von_Hohenstaufen Friedrich Konrad Konrad Lothar Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Europa Constantinopel Chri- Europa Sachsen Brockhaus Friedrichs Sachsen
255
Südliche Reiche.
spat unternahm er, das Verlorene mit dem Schwerte wieder zu er-
ringen. Die Schlacht auf dem M a r ch f e l d e am Weidenbache bei bcn26*
Seilfried oder March egg verlieh Rudolf I. einen glanzenden Sieg 2iu9'
und kostete Ottocar Ii. das Leben. Die Macht der Slaven war 1-78
gebrochen, welche bei Deutschlands damaliger innerer Auflösung
ihre Herrschaft leicht über dessen sammtliche Gauen und Lander
würden verbreitet haben.
In dem griechischen Reiche erlosch das Haus des Ba-
silius um die Mitte des 11. Jahrhunderts und das Geschlecht
der K o mn e n e n folgte selbigem in Isaackomne.nes. Er ver- 1057
mochte wenig gegen die einbrechenden Petschenegen, und als ec der — ea
Vornehmen Mitwirkung verlangte, ward er in ein Kloster ver- ^ 2
bannt. Nicht besser ging es unter Constantin Xi. Dukas.
Die Türken erschienen zum ersten Male an den Küsten des Bos-
porus, den Norden bedroheten die Ungarn, den Süden die Nor-
mannen in Pelopones. Nach seinem Tode vermahlte sich seine 1(167
Gattin, Eudoxia, mit einem der Feldherrn und hob ihn unter dem
Namen Nomanus Iv. Diogenes auf den Thron, von welchem
ihn aber Consiantins Sohn, Michael Viii. Parapinaccs, d. 1071
i. der Kornmakler, verdrängte und durch Gift aus dem Wege
räumte. Wegen seiner gänzlichen Unfähigkeit mußte er gleichfalls
einem Nebenbuhler weichen, ward Erzbischof von Ephesus, und 1073
Nicephorus Iii. Botoniates, eben so unwürdig wie sein Vor-
gänger, verlor den angemaßten Thron nach kurzem Besitze, den
Alexius I. Komnenes in 37jähriger Dauer, doch unter schweren ioßi
Kämpfen, behauptete. Die Normannen eroberten nicht nur die
griechischen Besitzungen in Apulien und Calabrien, sondern machten
selbst Eonstantinopel zittern unter ihrem tapfern Herzoge Robert
Guiscard; die Türken nahmen Antiochia und Nicaa und bedrohe-
ten auch Bithynien. Alexius flehete um Hülfe bei den abendlän-
dischen Fürsten. Sie kam ihm zwar "durch das Beginnen
der Kreuzzüge; allein die Horden der Kreuzfahrer wurden dem 1003
griechischen Kaiser bald furchtbarer, als die Türken selbst, weshalb
zwischen den Griechen und Franken ein höchst feindseliges Ver-
haltniß entstand. Sein Sohn Johannes I. regierte nach ihm
25 Jahre hindurch mit Ansehn und Würde. Die neu-grie- ms
chische Sprache bildete sich jetzt. Manuel I., der Sohn des
vorigen, kann den bessern Regenten dieser Periode noch beigezahlt im
werden, obschon er, ein Alcibiades, mit Leichtigkeit des Lebens Be-
schwerden ertrug und sodann der Ueppigkeit und Zügellosigkeit
stöhnte. Er kämpfte nicht ohne Glück gegen die Normannen und
Ungarn, wozu er sich fränkischer Söldner bediente, ahmte aber das
Lehenswesen der abendländischen Reiche nach, weshalb er den
Staat seinem unmündigen Sohne Alexius Ii. sehr geschwächt 1180
hinterließ, der ein Opfer An dronikus I. ward. Nach einem
abenteuerlichen Jugendleben erschmeichelte und erlistete ec den "«r
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_I. Constantin Dukas Michael_Viii Robert
Guiscard Alexius Manuel_I. Alexius_Ii
Frankreich -- Könige aus dem Hause Capet. 271
drückte seine Unterthanen durch schwere Auflagen, schaltete mit ver*
derblicher Willkühr über das Münzwesen und vertrieb die Juden,
um sich ihrer Güter zu bemächtigen. Wegen seiner Streitigkeiten
mit dem Papste erhielten die Abgeordneten der Städte Zutritt
aus den Reichstagen, und so erlangte der Bürgerstand (tiers-etai)
eine Stimme bei den öffentlichen Berathungen. Auch wurde ein
oberster Gerichtshof bleibend zu Paris errichtet unter dem Namen
des Parlaments. Philipps ältester Sohn,
Ludwig X., genannthntin, der Zänker, war sein Nach-
folger. Gr fand die Staatskasse leer, das Land erschöpft und ~ 10
die allgemeine Stimmung gegen die Regierung höchst bedenklich. “ 2
Der Finanzminister, Enguecrand de Marigni, wurde selbiger als
Opfer dargebracht, zum Tode verurtheilt und gehenkt. Um Geld
zu gewinnen verstattete Ludwig den von seinem Vater vertriebe-
nen Juden gegen Bezahlung die Rückkehr, verkaufte den Leibeige-
nen die Freiheit, bewilligte, gegen Zahlung, Urlaub aus dem noch
fortdauernden Kriege in Flandern, und hatte durch alle diese elen-
den Mittel dem Uebel des Geldmangels doch nicht abgeholfen,
als ihn der Tod in seinem 26. Jahre hinwegnahm. Sein Bruder
Philipp V. folgte in der Regierung. Er brachte den 13fs
Krieg in Flandern zu Ende; Lille, Douay und Archies kamen ~~ ri
an Frankreich.- Die kaum zurückgekehrten Juden weckten durch “ 6
ihre Betriebsamkeit abermals den Neid. Das Mährchen von Ver-
giftung der Brunnen und daß sie den Aussatz verbreiteten fand '
Glauben und zog diesem unglücklichen Volke eine neue Verban-
nung unter tausendfältigen Verfolgungen zu. Den Plan Philipps,
durch ganz Frankreich gleiches Maß und Gewicht einzufuhren,
vereitelte sein zeitiges Absterben, und da er keine männlichen Nach-
kommen hinterließ, ererbte sein Bruder,
Karl Iv. der Schöne, den Thron. Eine Wolke italic- ij02,
nischer Finanzbeamtcn bedeckte Frankreich, allgemein verhaßt we- „‘ay
gen ihrer Bedrückungen und räuberischen Habsucht. Der neue ---
Monarch nahm ihnen die gemachte Beute und schickte sie, leer,
wie sie gekommen waren, nach ihrem Vaterlande zurück; der
Oberaufseher der Finanzen aber, la Guette, starb auf der Fol-
ker, da man das Geständniß, wohin er die unterschlagenen Gel-
der versteckt habe, von ihm erpressen wollte. Karl schuf eine neue
Pairie, deren Inhaber zu großen Ehren gelangen sollten, nämlich
er ernannte einen Enkel Ludwigs des Heiligen, von dessen jüng-
stem Sohne Robert, den Baron Ludwig von Bourbon, zum
Herzoge und Paic des Reichs. Mit Karl Iv. erlosch das Haus
der Eapetinger, aus welchem vierzehn, meistentheils mittel-
mäßige, Könige 541 Jahre über Frankreich geherrscht hatten.
Das Haus Valois gelangte mit
Philipp Vi., Philipps Iv. Bruderssohn, auf den. Thron. J32ö
Ein zehnjähriger, unter mehrmaligen Stillständen geführter Krieg
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Ludwig_X. Ludwig_X. Marigni Ludwig Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Philipps Philipps Karl_Iv Karl Karl Karl Ludwigs Robert Ludwig_von_Bourbon Ludwig Karl_Iv Karl Philipp_Vi Philipp Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Flandern Flandern Lille Douay Frankreich Frankreich Frankreich
Griechenland und Italien.
323
Wissenschaften umstrahlt, dieser aber der Stammvater der Groß her-
z o g e von Toscana ward. Alexander von Medici erhielt vom
Kaiser Karl V. den Titel eines Herzogs von Florenz, 1530, und Cos-
mus I. wurde vom Papste Pius V. zum Großherzoge vom
Toscana erhoben, 1569, welche Würde der Kaiser Maxi mi-
li anii. für eine große Geldsumme bestätigte, 1575, nachdem sich
dessen Schwester, Johanna, mit Cosmus vermahlt. Mehrere
Papste, wie Leo X., Clemens Vii., stammten von den Mediceern;
den vornehmsten Fürstenfamilien wurden sie durch Heirathen ver-
wandt, wie dem Hause Valois durch die Vermahlung von Catha-
rina von Medici mit Heinrich Ii. von Frankreich, und dem Hause
Bourbon durch .Maria von Medici, welcher Heinrich Iv. die
Hand reichte. Mit Johann Gasto erlosch der sehr ausgcarcete
Stamm der Mediceer 1737; Franzi Stephan, Herzog von
Lothringen, erhielt Toscana als ein erledigtes Lehen vom Kaiser
Karl Vi., vermahlte sich mit dessen Tochter Maria Theresia und
eine enge Verbindung blieb seitdem zwischen dem östreichisch-loth-
ringischen Hause und dem Großherzogthume Toscana.
Venedig bildete seine innere Verfassung zu einer herrisch
waltenden Aristocratie aus. Der Doge Gradenigo beschrankte
die Theilnahme an der Regierung auf eine kleine, in dem golde-
nen Buche veczeichnete, Anzahl adeliger Familien (nobili), 1297,
und ein enger Ausschuß von zehn Männern übte eine mehr als
despotische Gewalt. Gleichwohl erweiterte die Republik ihr Ge-
biet; Vicenza, Verona, Padua u. a. kamen, nebst ihren Bezirken,
zu demselben zu Anfänge .des 15. Jahrhunderts. Durch die
Auffindung des Seeweges nach Ostindien aber, 1498, erhielt Ve-
nedigs Wohlstand den ersten Stoß, denn der Handel zog sich von
dem mittelländischen nach dem atlantischen Meere. Die Politik
der Venetianer nahm einen hinterlistig ränkevollen Charakter an,
und zerstörte dadurch insonderheit die drohende Ligue von Cam-
bray, 1508. Bei schwindender innerer Kraft verstand es Venedig,
durch ein kluges Neutralitätssystem den Schein der alten Starke
noch lange zu retten, und trotz der veralteten Formen und der stil-
len Erschlaffung seiner Nerven das morsche Staatsgebäude bis zu
den Stürmen der französischen Revolution aufrecht zu erhalten.
Genua erblühete, als das lateinische K a i s e r t h u m
durch das wieder hergestellte byzantinische Ruch verdrängt
ward, 1261. Der Besitz von Kaffa, jetzt Feodosia, in c.x
Halbinsel Krimm, verschaffte den Genuesern die Herrschaft auf
dem schwarzen Meere; über das caspische Meer und auf den an-
dern Handelswegen bezogen sie die kostbaren Waaren Indiens und
verführten sie, mit unsäglichem Gewinn, nach dem Abendlande.
Hatttn die Genueser Sinn gehabt für großartigere Unternehmung
gen, wäre es ihnen beigefallen, wie die Britten und Holländer,
ein weises Colonialsystem in jenen Gegenden zu begründen und
21 *
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Medici Alexander Karl_V. Karl_V. Maxi Johanna Leo_X. Leo_X. Clemens_Vii Catha-
rina_von_Medici Heinrich_Ii Heinrich Medici Heinrich_Iv Heinrich Johann_Gasto Johann Franzi_Stephan Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Gradenigo Kaffa
Frankreich unter den Bourbons bis zur Revolution. 415
del willkommene Waffen. Einschränkungen des Hofstaates, Er-
lassung mancher Abgaben, Entfernung und Bestrafung verhaßter
Minister und Günstlinge zeugten von des neuen Königs besten
Vorsätzen seine Unterthanen zu beglücken und ihr Vertrauen zu
gewinnen. Er ernannte Maurepas zu seinem Staatsminister
und übergab dem redlichen Turgot die Leitung der Finanzen.
Allein ersterer war ein leichtsinniger Greis, letztererein strenger Phy- 17/6
siokrat, gegen den sich die Bevorrechteten bald in Masse erhoben.
Er wich von feinem Platze und Neck er, ein Banguier aus Genf,
ein Protestant und Bürgerlicher, in Frankreich sonst unübersteig- 1'"
liehe Hindernisse, wurde zum Generaldirector der Finanzen ernannt.
Seine kaufmännischen Kenntnisse und sein Eredit verschafften den
Finanzen einen vorübergehenden Aufschwung; da er aber, von Ei-
telkeit beherrscht, Sitz im Staatsrathe und für seine Gattin Zu- 1781
tritt bei Hofe verlangte, erhielt er seine Entlassung und zog sich
zurück auf seine Güter. Mau repa s starb ; zwei unbedeutende
Männer, Joly de Fleury und d'ormesson, kamen und gingen wie-
der ab, nachdem sich ein jeder nur ein Jahr behauptet, und Ca l on n e, 1783
ein flacher Höfling, übernahm darauf die Verwaltung der Finanzen.
Unterdessen war der nordamericanische Freiheits-
krieg zwischen England und seinen Colonicn ausgebrochen, 1775.
Frankreichs damaliges System, zu Englands Nachtheil immer zu
wirken, verschaffte den beiden americanischen Abgeordneten, Dean
und Franklin, welche Hülfe bittend in Versailles erschienen,
1778, geneigtes Gehör und ein Allianztractat wurde mit ihnen
abgeschlossen. Eine französische Flotte segelte unter dem Oberbe-
fehle des Admiral d' Esta i ng, die Landtruppen unter Rochambeau
in demselben Jahre nach Nordamerica, ohne jedoch viel auszurich-
ten. Vermöge des bourbonischen Familienvertrags
nahm auch Spanien an diesem Kriege gegen England Theil. Die 1779
Amerikaner erkämpften ihre Freiheit, welche Großbritannien in dem
Defini t i v - V er trag e zu Versailles anerkannte; allein den 3.
sein Handel ging darum nicht zu Grunde, Frankreich hatte 912 Sept.
Millionen Livres auf die Führung dieses Krieges verwendet, und 1783
voll Begeisterung für Freiheit, Gleichheit und republicanische Ver-
fassungen kehrten die französischen Krieger aus dem jungen Frei-
staate in ihr Vaterland zurück.
Immer verzweifelter ward der Zustand der Finanzen; C a-
lonne wußte nicht mehr Rath zu schaffen, er berechnete das De-
ficit der jährlichen Einnahme anfangs auf m.s und dann auf
140 Millionen Livres und schlug zur Deckung dieses unaeheuern
Ausfalls eine allgemeine Besteurung vor, wozu eine Versamnstung
der Nota beln, oder Vornehmen, nach Versailles berufen ward.
"0 Deputirte derselben stellten sich ein, aber anstatt die erwarteten dm 2*
Geldverwilligungen zu machen, stützten sie sich auf ihre Privilegien; 9el,r-
bet Verein löste sich erfolglos auf und bewog den König, den jetzt 1,87
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Extrahierte Personennamen: Maurepas Joly_de_Fleury Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Genf Frankreich England Englands Versailles Nordamerica Spanien England Frankreich Versailles
Neunter Zeitraum.
416
Lcn §. bitter gehaßten Minister C a lo n n e zu verabschieden. L o m e n i n de
?.pr>l Brienne, Erzbischof von Toulouse, gleichfalls ein höfischer, eitler
1t"v Mann, drängte sich an das Ruder des lecken Staatsschiffes und
ward vom Könige zum Principalminister ernannt. Zum
ersten Male verlangte das Parlament eine Zusammenberufung
der Stände; im Gefühle seiner Unfähigkeit bat Brienne selbst
i78s um seine Entlassung, worauf Necker zum zweiten Male zum Ge-
neraldirector der Finanzen mit Sitz und Stimme im
Staatsrathe erwählt ward. Au laut sprach sich bereits das
allgemeine Verlangen nach einem Reichstage aus, um noch rück-
gängig gemacht zu werden, darum wagte Stecker nicht zu widerstre-
den, sondern er beschied einen Ausschuß der Notab eln nach
Versailles, um mit ihnen über die Form des zw haltenden Reichstags
zu verhandeln, wobei man zu keinem Endurtheile gelangen konnte;
durch einen Beschluß des Staalsrathes aber wurde, nach Entlas-
sung der Notabeln, bestimmt, daß sich überhaupt 1200 Deputirte
versammeln sollten, 300 vom Adel, 300 von der Geistlichkeit
und 600 vom dritten Stande; die Zeit der Versammlung setzte
man für den 27. April '-7 80 fest. Eine dumpfe Bewegung
brauste von einem Ende Frankreichs zum andern; seit 163 Jahren
hatten die Könige nicht mehr begehrt die Stimme ihrer Untertha-
nen vor ihrem Throne zu vernehmen; tief wurzelnde Uebel sollten
jetzt gehoben, wohl begründete Beschwerden gehört und beseitigt
werden; ein gefährlicher Brennstoff lag aufgehäuft für die wu-
thendsten Leidenschaften der menschlichen Seele, und kein kräftiger
Arm, kein gewaltig gebietender Geist war vorhanden, die schlaffen
Zügel zu fassen, oder den kommenden Sturm zu beschwören.
Ein jeder fühlte, man sey am Vorabend einer großen, verhängniß-
vollen Zeit und sah ihr mit dem geheimen Bangen entgegen, das
uns beim naben Ausbruche eines tobenden Vulkans, beim Anrük-
ken eines zerstörenden Ungewitters erfaßt.
§. 70.
England. Haus Tudor.
14s5 Heinrich Vii. beendigte den verheerenden Bürgerkrieg, wel-
— chen der Thronstreit der Häuser Pork und Lancaster entzün-
dete, durch seine Vermählung mit Elisabeth von York, wo-
~24 burd) die rothe und weiße Rose verbunden wurden. Der
angeregte Parteigeist erlosch nicht sogleich und es bedurfte der ruhi-
gen Umsicht Heinrichs um dessen noch wiederkehrende Aufwallun-
gen glücklich zu unterdrücken. Zwei Jahre nach dem Antritte sei-
ner Regierung verbreitete sich das Gerücht, der jüngere Sohn
Eduards Iv., der Herzog Richard von Pork, oder ein anderer
Verwandter, Graf Eduard von Wacwick, lebe noch, und ein
/
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vii Heinrich Heinrichs Heinrichs Eduards_Iv. Eduards_Iv. Richard_von_Pork Eduard_von_Wacwick Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Toulouse Versailles Frankreichs England
503
Zehnter Zeitraum.
Der zweite Pariser Friede den 20. Nov. führte Lud-
wig Xviii. auf den Thron zurück, bestimmte die Grenzen Frank-
reichs, so wie sie im Jahre 170o gewesen; legte selbigem eine Cou-
triburion von 700 Millionen Franken zur Entschädigung der strei-
tenden Machte auf, und bestimmte eine einstweilige Besetzung der
Grenzprovinzen Frankreichs durch 150,000 Mann aller Verbün-
deten, auf mindestens drei Jahre und nicht über fünf Jahre, un-
ter dem Oberbefehle des Herzogs Wellington; die Verpflegung
sammtlicher Truppen siel Frankreich anheim; auch mußten ihnen
17 feste Plätze eingeräumt werden. Die Zurückgabe der in ver-
schiedenen Zeiten und Landern geraubten Kunstschätze gehörte mit
unter die diesmaligen Bedingungen des Friedens. Durch Unter-
handlungen jedoch wurde diese Armee 1817 um ein Fünftheil ver-
mindert und 1816 ganz zurück berufen.
Schwieriger wie früher war jetzt die Stellung Ludwigs Xviii.,
den die Bayonnette der Fremden nach Frankreich zurückgeführt.
Zwei Parteien, die der Ultra's, welche die Monarchie, wie sie vor
1769 gewesen, wieder Herstellen wollte, und die der Liberalen,
welche die Beibehaltung dessen, was man durch die schweren Opfer
der Revolution errungen, verlangten, standen einander schroff
gegenüber. Des Königs Hinneigung zu ersterer, sein Beitritt zum
heiligen Bunde, welchen der Kaiser Alexander 1815 gestiftet,
so wie seine Aufnahme in die fünf europäischen Hauptmächte
durch den Eongreß zu Aachen 1818 mißfielen einem großen Theile der
französischen Nation. Ein oftmaliger Wechsel der Minister zeugte
von dem unsteten Schwanken der Negierung. Dem streng royali-
stischen Herzoge von Richelieu folgte der liberalere D ec azes.
,Ms Doch die Ermordung des Herzogs von Berry durch einen poliri-
dc,i ¡3. schen Fanatiker, Namens Louvel, des jüngsten von des Königs
Scbr. Bruderssöhnen, dessen Gemahlin einen Sohn, den Herzog von
1020 Bordeaux, gebar, gab der Ultrapartci Gelegenheit, das System der
Liberalen zu verschreien und den König zur Ernennung eines
neuen Ministeriums unter dem aristokratisch-jesuitischen Grafen
von Villele zu ernennen. Spanien wurde die Veranlassung
das verödete Feld des kriegerischen Ruhmes wiederum zu bebauen.
Ferdinand Vii., von Napoleon seiner Haft entlassen 1813, hatte
durch Aufhebung der früher von ihm beschworenen Constitution
und harte Verfolgung der Liberalen allgemeines Mißvergnügen und
zuletzt einen gewaltsamen Widerstand derselben veranlaßt, in Folge
dessen er zur Wiederherstellung dereonstitution von 1812 gezwungen
ward. Der französische Hof übernahm es als Mitglied des hei-
m2 ligen Bundes, zur Aufrechthaltung der königlichen Gewalt ein»
zuschreiten; ein Heer rückte unter Anführung des Herzogs von
Angouleme über die Pyrenäen, ward diesmal durch den Einfluß
der Geistlichkeit mit offenen Armen empfangen, eroberte Cadix A
was selbst Napoleon nicht gelungen war, und befreiete den Kö-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Xviii Ludwigs Alexander Alexander Richelieu Berry Namens_Louvel Ferdinand Napoleon Cadix Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Wellington Frankreich Frankreich Aachen