Preussische Monarchie. — § 22. Friedrichs Friedensthätigkeit. (57
Glas u. a.) Indirekte Besteuerung (hohe Steuer auf Fleisch, Bier, Wein; dagegen Getreide zollfrei!), d) Handel. 1) Anlage von Verkehrswegen (Plauenscher, Finow-, Bromberger Kanal; der Seehafen Swinemünde). 2) Verbesserung des Postwesens. 3) Errichtung von Handelsgesellschaften (die ,,Levantinische“, die Emdener Heringskompagnie). Gründung der Seehandlung (1772). 4) Ein-
richtung der Giro-, Diskonto- und Leihbank zu Berlin (der heutigen Reichsbank). Unter dieser Provinzialbanken. Stiftung von Leihhäusern. 5) Einführung von Staatsmonopolen (Tabak-, Kaffee-, Salz). Leider Generalsteuerpacht nach französischem System! Die ,,Regie“, eine drückende und verhasste Einrichtung (die Kaffeeriecher; Pasquill)! Dadurch Beförderung von Steuerhinterziehung und Schmuggel, e) Rechtspflege. 1) Die Strenge der Gerechtigkeit wird durch Friedrichs persönliches Eingreifen gesichert (charakteristische Erzählung vom Müller zu Sanssouci; „il y a des juges ä Berlin“), das ihn selbst zu Ungerechtigkeiten verleitet (Müller Arnold). 2) Das „allgemeine Landrecht“, von Cocceji vorbereitet, durch Carmer ausgearbeitet, erst nach Friedrichs Tode vollendet. f) Heer. 1) Vermehrung des stehenden Heeres bis auf 200000 M., worunter 40000 Reiter und 12000 M. Artillerie. Das Heer-vielfach aus Ausländern bestehend. Bürgerliche Offiziere fast nur in der Artillerie. 2) Einrichtung der Militärakademie und der Ingenieurschule, g) Religion. Bei eigener philosophischer Lebensanschauung Duldung in Religions-Angelegenheiten („In meinen Staaten kann ein jeder nach seiner Fagon selig werden“), aber auch Gleichgiltigkeit gegen das kirchliche Bekenntnis und dadurch Förderung des Rationalis-mus (§ 2i, I, 3). Gutes Einvernehmen mit der katholischen Kirche (der Papst erkennt den Königstitel in Preussen an was früher verweigert). Duldung der Jesuiten, doch Erhaltung des Staatscharakters als eines evangelischen. h) Bildung. 1) Friedrich selbst französisch gebildet, wendet sich von der deutschen Litteratur ab, deren Aufblühen er nicht kennt. (Vgl. indessen seine Begegnung mit Geliert in Leipzig) Seme Schrift „de la litterature allemande“. Über seinen Einfluss aut die Litteratur s. § 25, Iii. Fruchtbarer Schriftsteller (Oeuvres du philosophe de Sanssouci, memoires de landenbourg u. a.). 2) Das Volksschulwesen wird vom König nur wenig unterstützt (kärglich besoldete Lehrer, teilweise Unteroffiziere), ebensowenig die Universität; für die
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104 Napoleons Weltherrschaft. — § 33. Das Kaisertum Napoleons.
zurückfallen, die Republik der jonischen Inseln von Frankreich anerkannt werden. Die Engländer geben den grössten Teil der auf französischem, spanischem und holländischem Gebiet gemachten Eroberungen heraus und behalten nur das ehemals spanische Trinidad und das ehemals holländische Ceylon.
§ 33. Das Kaisertum Napoleons.
I. Einlenken in monarchische Bahnen. Um
den ersten Konsul bildet sich ein Hof. Ein Teil der Emigranten kehrt zurück; die ehemaligen Jakobiner besuchen die geselligen Kreise der Gemahlin Napoleons, Josephine. Der von Napoleon gestiftete ,,Orden der Ehrenlegion“ schmeichelt der Eitelkeit und gewinnt viele Republikaner der neuen Ordnung; die Herstellung des christlichen Gottesdienstes und der Abschluss eines Konkordates mit dem Papste (Pius Vii.; Kardinal Consalvi) auch die Altgläubigen. Durch straffes militärisches Regiment und wohlorganisierte Polizei (Fouche) werden regierungsfeindliche Kundgebungen niedergehalten.
Ii. Niederwerfung des Widerstandes. Feinde der neuen Ordnung bleiben unter den alten Republikanern und den Anhängern des Königtums. Verschwörungen und Mordversuche (die „Höllenmaschine“ Dezember 1800) richten sich gegen den ersten Konsul. Napoleon benutzt die Anschläge, um Verdächtige und Missliebige jeder Parteifarbe verhaften und deportieren zu lassen. Pichegru wird wegen royalistischer Verschwörung eingekerkert und stirbt (1804) im Gefängnis durch Erdrosselung (Selbstmord?), Moreau geht in die Verbannung. Der Herzog von Enghien, Enkel des Prinzen Gonde (§ 27, Ii, 1), dem Napoleon die Urheberschaft der Verschwörungen gegen sein Leben zuschreibt, wird unter Bruch des Völkerrechtes (!) auf deutschem Boden (Etten-heim in Baden) aufgegriffen und auf den Spruch eines eiligen Kriegsgerichtes zu Vincennes erschossen.
Iii. Aufrichtung des Kaisertums. Nachdem sich Napoleon 1802 zum Konsul auf Lebenszeit hat wählen lassen, wird ihm 1804 auf Vorschlag des Tribunals und unter Gutheissung des Senats durch Volksabstimmung die erbliche Kaiserwürde übertragen. Salbung durch den Papst am
Dez. 2. Dezember 1804 in Nötre-Dame. Die Verwandten des 1804 Kaisers erhalten den Titel „Kaiserliche Hoheit“. 18 Heer-
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Napoleons Frankreich Ceylon Napoleons Napoleons Baden
Neues Deutsches Reich. — § 65. Das Deutsche Reich im Frieden. 207
nur dem Reich, sondern auch deutschem Wesen wiedergewonnen.
b) Die Dänenfreunde in Schleswig-Holstein verschwinden bald angesichts der geordneten preussischen Verwaltung. Die Vermählung des kaiserlichen Prinzen, jetzigen Kaisers Wilhelms Ii., mit Auguste Viktoria, der Tochter des Herzogs von Augustenburg, gewann die Herzen auch der Preussen weniger geneigten Gemüter.
c) Im polnischen Preussen, wo deutsch - nationalen Bestrebungen polnisch-nationale entgegengesetzt wurden, suchte Fürst Bismarck durch Ankauf polnischer Güter aus Staatsmitteln und Wiederverkauf an Deutsche im einzelnen deutsches Wesen zu befestigen.
d) Den welfischen Bestrebungen in Hannover zur Wiederausrichtung eines Sonderkönigreiches wurde mit Ernst und Festigkeit begegnet. Die Rückgabe des eingezogenen ,,Weifenfonds“ an den Herzog von Cumberland, Sohn König Georgs, hat neuerdings viel zur Versöhnung der Gemüter beigetragen.
e) Kaiser und Papst. Der 1870 vom vatikanischen Konzil beschlossene Glaubenssatz von der Unfehlbarkeit des Papstes (in Sachen des Glaubens und der Sittenlehre) führte durch Anwendung kirchlicher Zwangsmittel seitens der kirchlichen Oberen (Absetzung der das Dogma nicht billigenden Geistlichen) und Eintreten des Staates für die Gemass-regelten (Einsetzung von Staatspfarrern) zu heftigen Kämpfen. Einführung der Civilehe und Erlass der Maigesetzegebung. Bildung des Altkatholicismus einerseits und der klerikalen Partei des ,,Centrums“ andererseits. Der sogenannte „Kulturkampf“ trennte längere Zeit die päpstlich Gesinnten im Reichstage von der Nationalpartei. Der weisen Mässigung Bismarcks und dem Entgegenkommen des nach dem Tode Pius’ Ix. (1878) auf den heiligen Stuhl gelangten Papstes Leos Xiii. gelangtes, den kirchlichen Frieden mehr und mehr wieder herzustellen und die Gemüter auch der päpstlich Gesinnten für die Einrichtungen des Reiches zu gewinnen.
V. Sorge für das Wohl der arbeitenden Klasse. Die Bestrebungen für Besserung der Lage der Arbeiter (s. o. 54, Vii.) beseitigten, obwohl nicht ohne Frucht, die Unzufriedenheit dieser Klasse nicht. Das Missverhältnis zwischen dem Ertrage der Arbeit und dem Genuss aus Kapitalien (der Bedingung ihrer Ertragsfähigkeit), machte sich mit Steigerung des Maschinenbetriebs immer fühlbarer. Die sociale Frage, be-
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der Goten und Rmer, wenn er auch die Oberherrlichkeit Ostroms dem Namen nach anerkannte.
4. Das Gebiet des neuen ostgotischen Reiches reichte weit der Italien hinaus und umfate auer Sicilien namentlich auch die Donauprovinzen. Theoderich war aber vor allem ein Weiser und milder Friedefrst. Des-halb suchte er auch die Könige der schwcheren Germanen-staaten durch Vertrag oder durch Familienbande zu einem groen Friedensbunde unter seiner Leitung zu vereinigen. Allein dieser germanische Staatenbund scheiterte an dem Selbstgefhl der khn aufstrebenden Frankenknige und an dem Aufschwnge des byzantinischen Kaisertums; ebenso mi-langen Theoderichs Bemhungen, in Italien den inneren Frieden herzustellen, wegen der Feindschaft zwischen Goten und Rmern. Die arianischen Goten sollten den Ackerbau betreiben und den Kriegerstand bilden, die vom Waffendienst ausgeschlosse-nen katholischen Rmer vorzugsweise die mter in Staat und Kirche verwalten, durch Handel und Gewerbe das Land reich machen und mit ihren Steuern den kniglichen Schatz fllen, brigens aber nach eigenen Gesetzen leben. Das fhrte zu vielen Streitigkeiten.
5. Trotzdem ist Theoderichs Wirken fr Italien segensreich gewesen. Zunchst gab er dem vielgeplagten Lande viele Jahre hindurch die langentbehrte Ruhe und Sicherheit wieder. Dann hob er die Wohlfahrt Italiens durch Untersttzung der tiefgesunkenen Landwirtschaft (Zer-teilung des Grogrundbesitzes, Austrocknung sumpfiger Gegenden) und durch Frderung von Handel und Gewerbe zu solcher Blte, da man nur zu bald trotz mancher Ge-waltthaten der Goten auf seine Zeit sehnschtig zurckschaute. Wasserleitungen, Bder, Amphitheater und andere gro-artige Bauwerke wurden wieder hergestellt, Kirchen und Palste, namentlich in den Residenzen zu Ravenna und Verona, neu erbaut, so da seiner Herrschaft auch der
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