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1. Geschichte des Mittelalters - S. 264

1888 - Wiesbaden : Kunze
264 Vierte Periode des Mittelalters. verließ das siebzehnjährige Mädchen das elterliche Haus, ging mit ihrem Oheim Durand Lapart nach Vancouleurs, meldet sich bei dem dortigen Befehlshaber, dem Ritter Baudricourt, und verlangte, von ihm zum Könige geführt zu werden, weil Gott rhr befohlen habe, Frankreich zu retten. Der Ritter hielt sie anfangs für eine Schwärmerin und wies sie ab. Da sie aber bei ihrem Vorhaben beharrte, und manche aus seiner Umgebung dem heldenmütigen Mädchen das Wort redeten, so willigte er endlich ein, gab rhr Kleidung, Rüstung und Pferd und sandte sie in Begleitung zweier Ritter zum König, welcher auf dem Schlosse Chi non unweit Bourges weilte. Sie erkannte denselben trotz seiner unscheinbaren Kleidung inmitten seines glänzenden Hofstaates sogleich, teilte ihm den ihr gewordenen Auftrag mit und bat ihn, sie schleunigst nach Orleans zu senden. Karl wußte nicht, ob er ihren Offenbarungen trauen oder sie für ein teuflisches Blendwerk halten sollte. Als ihm aber Johanna ein Geheimnis mitteilte, welches niemand außer dem Könige wissen konnte, faßte er Zutrauen, und um ihre göttliche Sendung außer Zweifel zu setzen, ließ er das Mädchen zuerst durch eine Versammlung von Geistlichen, dann durch das Parlament zu Poitiers prüfen. Alle thaten den Ausspruch, Johanna sei von Gott zur Rettung Frankreichs gesandt. Nun wurde beschlossen, dem gottbegeisterten Mädchen die Leitung des Heeres anzuvertrauen und Johanna nach Blois zu schicken, um dort die Anstalten zum Zuge nach Orleans zu treffen. Sie erhielt ihrem Verlangen gemäß ein Schwert, welches man nach ihren Angaben hinter dem Altare der Katharinenkirche zu Fier-Bois aufsuchte, eine vollstänbige Ritterkleibung und eine weiße, mit Lilien gestickte Fahne, worauf Gott mit der Weltkugel in der Hand und zwei knieende Engel ihm zur Seite dargestellt waren mit der Inschrift: „Jesus Maria!" Diese Fahne trug sie, um das Schwert nicht gebrauchen zu müssen. In Blois angelangt, führte sie unter den zügellosen Soldaten strenge Zucht, gute Sitten und Andachtsübungen ein. Fast ohne Widerstand erreichte der Zug Orleans, und während die französische Besatzung nach einer Seite hin einen Ausfall machte, brachte Johanna von der andern Seite her glücklich Lebensmittel in die ausgehungerte Stadt. Man empfing sie wie einen Engel des Himmels; aber ihr erster Weg war nach der Kirche, Gott zu danken. Darnach ließ sie die Engländer auffordern, von der Belagerung Orleans' abzustehen und Frankreich zu verlassen. Anfangs spotteten diese ihrer Mahnung; als das Mädchen aber, die Fahne in der Hand, in Begleitung des Grafen von Dunois wiederholt glückliche Ausfälle machte, verwandelte

2. Geschichte des Mittelalters - S. 263

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 39, 1. Frankreich. 263 in welchem Karl Vi. auf Veranlassung des Herzogs ^ von Burgund und der Königin Jsabeau dem englischen König Heinrich V. seine Tochter Katharina vermählte und ihm die Thronfolge in Frankreich ^sicherte. Heinrich V. starb 1422 und hinterließ einen einjährigen Sohn, Heinrich Vi., als Erben der englischen und französischen Krone; als zwei Monate später auch Karl Vi. starb, folgte ihm fein ©ohn, der Dauphin, welcher den von feinern Vater mit England geschlossenen Vertrag verwarf und als Karl Vii. (1422-1461) die Regierung in Frankreich übernahm. Aber seine Lage war eine überaus trübe: die Engländer und Burgunder brachten aufs neue die Schrecken des Krieges über sein schwer heimgesuchtes Reich, und alles Land nördlich der Loire fiel den Feinden in die Hände, der König befaß nichts mehr als die Landschaft Berry. Schon belagerten die Feinde die von dem Grafen Dunois tapfer verteidigte Feste Orleans, den Schlüssel des Südens; fiel auch diese, so war es mit der Herrschaft des Königs zu Ende. Der König, an einem glücklichen Ausgang verzweifelnd, beschäftigte sich bereits mit dem Gedanken, das Land ganz zu verlassen, da brachte ihm eine Jungfrau Hilfe und Rettung. Die Jungfrau von Orleans. Jeanne d'arc, die Tochter wenig bemittelter, aber frommer und redlicher Landleute, war 1412 in dein Dorfe Domremy bei Vaucouleurs an der westlichen Grenze Lothringens geboren. Von ihren Eltern zu allem Guten angehalten, betrieb sie anfangs alle Geschäfte des ländlichen Lebens mit Fleiß und Vorliebe. Man rühmte ihre Sanftmut, ihre Frömmigkeit und Gottesfurcht. Sie pflegte die Kranken, half den Armen, ging täglich zur Kirche und nahm häufig das heilige Abendmahl. Dabei zeigte sie große Neigung zu religiöser Schwärmerei. In der Nähe von Domremy stand ein Wunderbaum, eine schöne Buche, welche nach einer alten Sage von Feen umgeben war; eine als wunderkräftig gepriesene Quelle sprudelte unweit derselben hervor. Dort pflegte Johanna in schönen Sommernächten oft zu weilen, und wenn sie recht inbrünstig betete, war sie himmlischer Erscheinungen gewiß. Mit tiefem Schmerz erfuhr Johanna, wie ihr Vaterland in immer größeres Elend versank, wie der unglückliche Dauphin Karl Vii., welcher König hieß, ohne zur Krönung gelangen zu können, rettungslos verloren schien, und in ihrem Innern stand es fest, daß nur Gott dem armen Lande helfen könne. In solcher Stimmung glaubte sie himmlische Gestalten, die Engel Gabriel und Michael, die heilige Katharina und andere zu schauen, welche ihr geboten, Orleans zu entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rheims zu führen. Von diesem Glauben getrieben.

3. Geschichte der Neuzeit - S. 142

1887 - Wiesbaden : Kunze
142 Zweite Periode der Neuzeit. den Tod Ferdinands Iii. die deutsche Kaiserkrone erledigt. Ludwig Xr . bot alles auf, um sie für sich zu gewinnen, auch fand er die katholischen Kurfürsten seinen Absichten nicht abgeneigt. Doch hielten es die protestantischen Fürsten für einen unverantwortlichen Verrat am deutschen Vaterlande, einem Ausländer die Kaiserkrone zu übertragen, und wählten Ferdinands Sohn Leopold I. (1658— 17°5) zum Reichsoberhaupt. Er war ein milder, schwacher König, ohne persönlichen Mut, voll spanischer Förmlichkeiten, ein Spielball seiner Minister und der Jesuiten. Ludwig Xn . baute aus den Grundlagen fort, welche Sullp, Richelieu und Mazarin gelegt hatten, und erlebte es, daß Frankreich wegen seiner Macht zwar den übrigen Staaten für ihre politische Selbständigkeit Besorgnisse einflößte, aber in Geschmacksbildung und Sittenverfeinerung angestaunt und nachgeahmt wurde. Spaniens Lhnmacht lag am Tage; es hatte im Kriege mit England und Portugal nachgeben müssen. Das deutsche Reich entbehrte der Einheit, und seine Staatsmänner waren gegenüber den französischen gewandten Diplomaten unbeholfen. Englands schwacher König Karl Ii. war wegen Bestechlichkeit seiner Minister der Sklave fremden Einflusses. Holland, Portugal und andere Staaten schienen in mancherlei Beziehungen an Frankreichs Interesse gebunden zu sein. Diese günstige Lage suchte Ludwig Xiv. zur Begründung des französischen Übergewichts in Europa auszubeuten; Waffengewalt und diplomatische Künste sollten helfen. 3. Ludwigs Xiv. Krieg mit Spanien und Holland. Ludwig war der Schwiegerfohn Philipps Iv. von Spanien und hatte bei seiner Vermählung mit der Infantin Maria Theresia feierlichst auf die spanischen Lande Verzicht geleistet.*) Als aber Philipp Iv. 1665 starb, nahm Ludwig nach dem sogenannten Devolutions- oder Heimfallsrechte die spanischen Niederlande in Anspruch und rückte sofort mit einem Heere, welches Türen ne und Conds befehligten, in Flandern und in die Franche Eomts ein. Die Spanier-waren schlecht gerüstet und hatten geringen Widerstand geleistet; *) Im pyrenäischen Frieden 1659, der den seit dem 30jährigen Krieg mit Spanien geführten Krieg schloß und Frankreich im Norden durch Artois und mehrere Orte in Flandern und Luxemburg, wie Thionville und Avesnes, im Süden durch Perpignan und Roussillon nebst dem italienischen Pignerolo vergrößerte.

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 73

1886 - Berlin : Hofmann
§ 43. Das Wichtigste aus der Geschichte Frankreichs. 73 Philipp August (Teilnehmer am dritten Kreuzzug), besonders aber Ludwig Ix. der Heilige (ca. 1250) und Philipp der Schöne 1250 (ca. 1300), welcher letztere durch seine Politik einen großen Erfolg 1300 über das Papsttum davontrug (Beginn des babylonischen Exils der Päpste zu Avignon vgl. § 34). Das Haus Valois (1328—1589). Unter demselben beginnt 1328 der sog. hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und Eng- ^ land. Eduard Iii. von England erhob Ansprüche auf die Thron-folge in Frankreich, die Franzosen aber erkannten dieselbe nicht an. In diesem Kriege verlor der französische König Karl Vii. alles Land bis zur Loire, und Frankreich geriet in die größte Gefahr, die es überhaupt in seiner Geschichte erlebt hat. Da erstand ihm eine Retterin in Jeanne d'arc, der Jungfrau von Orleans (1429). Dieselbe, aus einem lothringischen Dorse stammend, 1429 glaubte sich von Gott berufen, die Engländer von dem vaterländischen Boden zu vertreiben. Sie entsetzte das bedrängte Orleans, den Schlüssel des südlichen Frankreichs, und führte den König nach Rheims zur Krönung. Dann aber verließ das Glück sie. Verwundet fiel sie in die Hände der Engländer und wurde, durch ein geistliches Gericht zum Tode als Hexe verurteilt, in Rouen verbraunt. Trotzdem wirkte die durch sie erweckte Siegeszuversicht der Franzosen so lange nach, daß die Engländer sich schließlich aus Frankreich ganz zurückzogen (nur Calais blieb englisch). — So war Frankreich sich selbst wiedergegeben. Die lange Entwicklung des Königtums zur beherrschenden Stellung beendete Ludwig Xi. ca. 1475. Er ist der eigentliche Begründer der Größe Frankreichs 1473 und hat dasselbe stark gemacht, den gewaltigen Einfluß zu erringen, den es später besaß. Auch in geistiger Beziehung kann unser Nachbarland schon im Mittelalter auf eine glänzende Entwicklung zurückschauen. Die Troubadours im Süden (Bertran de Born u. a.), die Trouvöres im Norden schusen eine Litteratur, welche unsere deutsche Natioual-litteratur außerordentlich befruchtet hat. — Der gotische Baustil hatte in Nordfrankreich seinen Ausgangspunkt. — Die Wissenschaft wurde besonders in Paris durch die dortige Universität (Sorbonne) gepflegt und hat die berühmtesten Vertreter in der französischen Nation gesunden. Außer der Philosophie und Theologie blühte besonders auch die Geschichtschreibung (Joinville, Villehardouiu, Commines!).

5. Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 57

1902 - Leipzig : Hirt
59. Rckblick. 57 Wilhelm der Eroberer von dernormandie brachte durch triefe Schlacht das Land in feine Gewalt. Unter ihm und feinen Nachfolgern der-schmolzen die Angelsachsen mit den normannisch-franzsischen Einwanderern zur englischen Nation. Wie ist die englische Sprache entstanden? 2. Frankreich. Als 1328 das Haus der Capetinger ausgestorben 1328. war und die Seitenlinie der Valois zur Regierung kam, erhob der König von England, der ebenfalls mit den Capetingern verwandt war, Anspruch auf den franzsischen Thron und begann einen Krieg gegen Frankreich, der mit Unterbrechungen der hundert Jahre dauerte. Die Englnder machten groe Fortschritte in Frankreich. 1429 hatten sie den ganzen Norden bis zur Loire inne und belagerten Orleans, den Schlssel zum Sden. Der unentschlossene Karl Vii. wute nicht zu helfen; feine eigene Mutter Jfabeau und Herzog Philipp von Burgund waren auf die Seite der Feinde getreten. Da erschien dem bedrngten Lande eine Retterin in Johanna Darc aus Domremy an der Maas. In begeisterter Zuversicht auf ihre gttliche Sendung fcharte sie die ihr vertrauenden Krieger um ihre Fahne, entfetzte Orleans und fhrte Karl Vii. siegreich zur Krnung nach Reims. Zwar geriet die Jung-frau von Orleans" in die Hnde der Feinde und wurde 1431 zu Rouen 1431 als Hexe verurteilt und verbrannt, aber das Glck der Englnder war vorber; bald waren sie aus Frankreich verdrngt. Wie sind die Erfolge der Jungfrau von Orleans zu erklären? 59. Rckblick. Der bergang vom Altertum in das Mittelalter war ein fehr allmhlicher. Die griechisch-rmische Welt hatte sich berlebt; das Christen-tum hatte dem Leben einen neuen Inhalt gegeben. Unterdessen waren in frischer Waldursprnglichkeit die Germanen aufgewachsen, mit den besten geistigen und sittlichen Eigenschaften ausgerstet, der hchsten Kraftentwicklung fhig. Kein anderes Volk konnte Trger des Christen-tums werden. Zu dieser Aufgabe wurden die Germanen geschickt gemacht durch die Vlkerwanderung, die dem rmischen Staatswesen den Todessto gab. Den neuen Staaten, die auf den Ruinen erwuchsen, gab das Lehnswesen die Form. Die Verbindung mit der christlichen Kirche trat zuerst hervor in dem groen frnkischen Reiche, welches unter Karl dem Groen die meisten kulturfhigen Vlkerschaften um-fate, dann aber sich in ein ostfrnkifches (deutsches) und ein West-frnkisches (franzsifches) Reich teilte. Nachdem Heinrich I. das deutsche Reich in seinen Grundformen gefestigt hatte, erneuerte Otto I. die Verbindung mit Rom und beftimmte dadurch die ganze folgende Entwick-

6. Überblick über die brandenburgisch-preußische Geschichte bis zum Regierungsantritt des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 105

1900 - Leipzig : Hirt
Der Krieg gegen Frankreich. 105 mal. Der Marschall Mac Mahon war kurz vor 6 Uhr morgens von einem Granatsplitter verwundet worden und hatte dem General Dncrot den Ober-besehl bertragen. Dieser ordnete eine andere Ausstellung der franzsischen Truppen an, die dem General Wimpssen mifiel. Deshalb erachtete er es sr seine Pflicht, als lterer General die Heeresleitung fr sich zu beanspruchen. General Ducrot trat sie ihm ohne weiteres ab. - Gleich nach Mittag gewann General Wimpffen die berzeugung, da er sich mit seinem Heere in den Stellungen um Sedau herum nicht behaupten knne. Deshalb versuchte er einen Ausweg auf Carignan zu. Er setzte davon den Kaiser Napoleon in Kenntnis und bat ihn, sich an die Spitze der Truppen zu stellen, die es sich zur Ehre anrechnen wrden, ihm den Weg durch das deutsche Heer zu bahnen. Der Kaiser antwortete ablehnend, weil er das vorgeschlagene Unternehmen fr nutzlos hielt. Fr die franzsische Heeresleitung war es verhngnisvoll, da der Stab des Marschalls Mac Mahon dem verwundeten Feldherrn nach Sedan gefolgt war. Es fehlte daher dem General Wimpffen an geeigneten Offizieren, die seine Befehle den Unter-feldherren berbrachten. Gegen 4 Uhr nachmittags befahl König Wilhelm, die Festung Sedan zu beschieen. Sobald die Flammen an einigen Stellen der Stadt emporschlugen, zogen die Franzosen die weie Fahne auf, und die Schlacht hatte ein Ende. Das franzsische Heer war vollstndig besiegt und eingeschlossen. König Wilhelm lie den franzsischen Oberbefehlshaber zur bergabe der Armee und der Festung auffordern. Kaiser Napoleon schickte an seinen siegreichen Gegner folgenden Brief: Monsieur inon frere, N'ayant pas pu rnourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu' remettre mon epee entre les mains de Yotre Majeste. Je suis de Votre Majeste le von frere Napoleon. Sedan, le lier sept. 1870." König Wilhelm antwortete: Monsieur mon frere, En regrettant les circonstances dans lesquelles nous nous rencontrons, j aecepte l'epee de Yotre Majeste, et je la prie de vouloir bien nommer un de Vos officiers muni de Vos pleins pouvoirs pour traiter de la capi-tulatin de l'armee, qui s'est si bravement battue sous Vos ordres. De mon cte, j'ai designe le general de Moltke cet effet. Je suis de Votre Majeste le von frere Guillaume. Jjevant Sedan, le 1. septembre 187." Sn Donchery begannen noch am spten Abend die Kapitulationsverhand-luugen. . Als deutscher Bevollmchtigter hatte sich General v. Moltke dorthin

7. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 68

1900 - Leipzig : Hirt
68 Kaiser aus dem Hause Bhmen-Luxemburgs seiner reichen Begabung wenig Vorteil gehabt. Er war witzig, freigebig und leicht vershnlich. Mit ihm stirbt das Haus Bhmen-Luxemburg im Jahre 1437 aus. Die Jungfrau von Orleans. Im Jahre 1328 starb in Frankreich die Knigsfamilie der Kap et ing er aus, die 987 der karolingischen gefolgt war. Es kam auf den Thron der Vetter des letzten Kapetingers, Philipp von Valois. Aber auch Eduard Hi., König von England, machte Ansprche auf die reiche Erbschaft. Seine Mutter war der franzsischen Knigsfamilie entstammt. Bei ihrer Vermhlung mit dem Könige von England hatte sie den bestehenden Gesetzen gem auf alle Erbansprche an ihr Heimatland verzichten mssen; ihr Sohn aber, Eduard Iii., erklrte, da diese Verzichtleistung nur fr ihre Person, nicht aber fr ihre Shne Gltigkeit habe, und begann deshalb seine vermeintlichen Ansprche mit den Waffen geltend zu machen. Der Krieg, der nun entbrannte, zog sich durch mehr als hundert Jahre hin (1339 bis 1453). Zur Zeit, als Karl Vii., ein Nachkomme Philipps von Valois, zur Regierung kam, im Jahre 1422, war Nordfrankreich bis zur Loire in den Hnden der Englnder. Der Herzog von Burgund, ein naher Verwandter und der mchtigste Lehensmann des Knigs Karl Yii., sowie Karls eigene Mutter Jsabeau standen auf der Seite der Englnder. Diese waren entschlossen, die Loire zu berschreiten, um sich auch des Sdens von Frankreich zu bemchtigen. Orleans war der Schlssel zum Sden. Darum wurde die Belagerung dieser Stadt im Oktober 1428 begonnen. Die Einwohner hatten das richtige Gefhl, da von ihrem Widerstande das Schicksal Frank-reichs abhinge. Aber auch die Englnder wuten dies und verdoppelten ihre Anstrengungen. Die Brger von Orleans machten mehrere Versuche, die Englnder zurckzuwerfen, aber sie vermochten es nicht. Nach mensch-licher Berechnung war die Stadt verloren und damit Frankreich eine Beute der Englnder. Der König war entmutigt und dachte schon an Flucht nach Schottland oder Spanien. Die Blte des Adels lag aus den Schlachtfeldern; der Rest war verarmt, das Kirchenvermgen fr Kriegszwecke aufgezehrt; die letzte Kraft des Brgertums rang in Orleans mit dem Mute der Verzweiflung. Der Bauernstand war in den steten Kriegszgen ebenfalls vernichtet. Hungers-not und Krankheiten hatten die Manneskraft Frankreichs gebrochen. Da kam Rettung aus dem Geschlechte der Frauen. Jetzt, wo das Banner Frankreichs den todesmden Hnden der Männer entsank, hob ein einfaches Hirtenmdchen dasselbe auf und hielt es hoch empor, go neuen Mut in die Herzen der Verzweifelnden, sammelte die Zerstreuten und fhrte sie von Sieg zu Sieg. Die Retterin Frankreichs ist die Jungfrau von Orleans. Jeanue Darc wurde am 6. Januar 1412 zu Dom Remi geboren. Das Drfchen liegt auf dem linken Ufer der Maas in einer fruchtbaren, an Saatfeldern, Rebenhgelu und Bergwldern reichen Gegend. Lesen und schreiben hat sie nie gelernt. Winters nhte und spann sie, im Sommer half sie den Eltern bei der Feldarbeit ober htete die Dorfherde.

8. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 70

1900 - Leipzig : Hirt
70 Kaiser aus dem Hause Bhmen-Luxemburg. Die Heerschar, die sie geleitete, gelaugte glcklich durch die englischen Wachtposten hindurch auf Booten der die Loire in die Stadt, wo alt und jung freudetrunken die Jungfrau umgab. In den nchsten Tagen nahm sie, die Fahne vorauftragend, an den gefhrlichsten Unternehmungen teil, und der Erfolg entschied stets fr sie; ihre Schar strzte sich blindlings ins Gefecht, während das englische Heer von aberglubischem Schrecken gelhmt war. Mehrere vou dem englischen Heere haben erklrt, da sie. wenn sie den Namen der Jungfrau hrten oder ihre Fahne bemerkten, Pltzlich Kraft und Mut verloren und ihre Bogen nicht mehr spannen, noch ans den Feind losschlagen konnten. Ehe die Jungfrau kam," sagt Dunois lange nachher ans, jagten 200 Englnder 8001000 von dem Heere des Knigs, und seit ihrer Ankunft kmpften 400500 Franzosen gegen die gesamte Macht der Englnder und zwangen sie, sich in ihre Befestigungen zurckzuziehen." Ein Kriegsrat der englischen Feldherren beschlo, die Belagerung von Orleans aufzuheben. Johanna suchte sogleich den Weg nach Reims zu gewinnen und Karl zur Krnung zu geleiten. Allein der unschlssige König scheute eine that-krftige Unternehmung, zumal da mehrere einflureiche Hoftieantte dem khneu Plaue der Jungfrau entgegenwirkten. Allein Johanna hielt an ihrer Ab-ficht fest, und ihr Wille wurde erfllt. Ein neugebildetes franzsisches Heer setzte sich in Bewegung. Die Städte im Norden der Loire wurden eine nach der andern besetzt, und mehrere glckliche Gefechte, in denen die englischen Feldherren Talbot und Sussolk gefangen genommen wurden, bahnten den Weg nach Reims. Die englische Besatzung zog ohne Widerstand ab. Karl wurde im Dome nach alter Sitte durch den Erzbischof gesalbt und gekrnt. Johanna stand mit ihrem Banner am Altare. Art den Herzog von Burgund richtete sie von Reims aus ein Schreiben, worin sie ihn im Namen des Knigs des Himmels aufforderte, mit dem Könige von Frankreich Frieden zu machen; es sei ein Kampf gegen den Himmel. Karl selbst begann mit dem Herzoge zu unterhandeln. Obschon der Bund mit England schon gelockert und der Herzog wankend geworden war, kam der Friede zwischen dem Könige von Frankreich und dem Herzoge von Burgund doch erst einige Jahre nach dem Tode Johannas zu stnde. Nach der Krnung Karls hielt Johanna ihr Werk noch nicht fr voll--endet; sie erklrte, nicht eher ruhen zu wollen, bis sie Paris genommen und die Englnder aus Frankreich verjagt habe. Doch gab sie sich auch oft schwermtigen Betrachtungen hin, besonders wenn sie sah, wie sehr in der Umgebung des Knigs ihren Plnen entgegengewirkt wurde. Wenn auch mehrere der Heerfhrer, wie Duuois und La Hire, in ihrer Hingebung und ihrem Vertrauen nicht wankten, so wurden doch die Unternehmungen durch andere Einflsse gelhmt. Zu spt wurde der Angriff auf Paris gewagt, und ungeachtet der heldenmtigen Todesverachtung, mit der Johanna beim Sturme voranfchritt, mute das franzsische Heer zurckweichen. Johanna wurde ver-wundet; ihr Schwert von Fierbois zerbrach; sie wnschte nach Hanse zurck-zukehren. In dieser niedergeschlagenen Stimmung war es fr sie ein geringer Ersatz, da der König sie, ihre Eltern und Brder sowie deren Nachkommen-

9. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 71

1900 - Leipzig : Hirt
Die Staaten Italiens. 71 schaft in den Adelsstand erhob. Die frhere Freudigkeit war von ihr ge-wichen; es berkamen sie trbe Ahnungen von Gefangenschaft und Tod. Der Herzog von Burgund belagerte die Stadt Compiegne. Johanna leitete einen Aussall. Sie kehrte zuletzt zur Stadt zurck aber das Fallgitter war niedergelassen. Die Burgunder fielen der sie her und nahmen sie ge-fangen. Die Englnder verlangten ihre Auslieferung; nm zehntausend Gold-stcke wurde sie ihnen ausgeliefert. Johanna kam in den groen Turm nach Roueu. Aber die Englnder wollten nicht nur ihren Leib, sondern auch ihren guten Ruf vernichten. Wenn es ihnen gelang, sie als Zauberin, als Werkzeug der Hlle hinzustellen, so war auch die Krnung Karls Vii. ein Werk der Hlle. Dann war der Zauber gebrochen, der vor kurzem die Franzosen zum Siege und die Eng-lnder zur Niederlage gefhrt hatte. Doch die Englnder wollten nicht selbst dieses Urteil sprechen; Franzosen sollten es thnn. Zum Werkzeuge des Hasses gab sich der Bischof von Beauvais her. Er war immer ein eifriger Anhnger des Herzogs von Burgund gewesen, war durch Johannas Siegeszug aus feinem Bistum Vertrieben worden, und jetzt forderte er sie, bestochen durch englisches Gold, vor seinen Richterstuhl, weil sie auf feinem Gebiete gefangen worden war. Karl Vk that nichts, um seine Retterin zu retten. Er hatte hohe englische Gefangene in Hnden und konnte mit Gegenmaregeln drohen; nichts hat er gethan. So stand die Heldin, von ihren Freunden verlassen, allein der Arglist der Feinde gegenber. Nur Feinde saen der sie zu Gericht. Nach einer schmhlichen Verhandlung wurde sie zum Feuertode verurteilt, weil sie eine Hexe sei. Am 30. Mai 1431 wurde sie zu Rouen verbrannt. So starb Johanna Dare, neben Ludwig Ix. die edelste Erscheinung in der gesamten franzsischen Geschichte. Die Begeisterung, die Johauna wachgerufen hatte, lebte fort in den Herzen der Franzosen; die Englnder wurden, wenn auch langsam, aus Frankreich vertrieben. Als die Kriegsstrme vorber wareu, verlangte die alte Mutter Johannas die Wiederherstellung der Ehre ihres mihandelten Kindes. Aus ihr Gesuch ordnete der Papst eine Nachprfung des Urteils an. Diefes wurde fr ungerecht, das Andenken Johannas fr frei von jedem Schimpfe erklrt. Die Staaten Italiens. In Oberitalien hatten sich die Freistaaten Venedig und Genua sowie das Herzogtum Mailand gebildet. Die Republik Venedig, die von einem Dogen regiert wurde, entwickelte sich während der Kreuzzge zu einer bedeutenden Handels- und Seemacht und erlangte im 15. Jahrhundert durch einen Vertrag mit dem Sultan von gypten den Alleinhandel nach Indien der gypten. Die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien fhrte den Verfall ihrer Macht herbei.

10. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 70

1900 - Leipzig : Hirt
70 Kaiser aus dem Hause Bhmen-Luxemburg. Die Heerschar, die sie geleitete, gelangte glcklich durch die englischen Wachtposten hindurch auf Booten der die Loire in die Stadt, wo alt und jung freudetrunken die Jungfrau umgab. In den nchsten Tagen nahm sie, die Fahne vorauftragend, an den gefhrlichsten Unternehmungen teil, und der Erfolg entschied stets fr sie; ihre Schar strzte sich blindlings ins Gefecht, während das englische Heer von aberglubischem Schrecken gelhmt war. Mehrere von dem englischen Heere haben erklrt, da sie, wenn sie den Namen der Jungfrau hrten oder ihre Fahne bemerkten, pltzlich K-raft und Mut verloren und ihre Bogen nicht mehr spannen, noch auf den Feind los-schlagen konnten. Ehe die Jungfrau kam," sagt Dunois lange nachher aus, jagten 200 Englnder 8001000 von dem Heere des Knigs, und seit ihrer Ankunft kmpften 400500 Franzosen gegen die gesamte Macht der Englnder und zwangen sie, sich in ihre ^Befestigungen zurckzuziehen." Ein Kriegsrat der englischen Feldherren beschlo, die Belagerung von Orleans aufzuheben. Johanna suchte sogleich den Weg nach Reims zu gewinnen und Karl zur Krnuug zu geleiten. Allein der unschlssige König scheute eine that-krftige Unternehmung, zumal da mehrere einflureiche Hofbeamte dem khnen Plane der Jungfrau entgegenwirkten. Allein Johanna hielt an ihrer Ab-ficht fest, und ihr Wille wurde erfllt. Ein neugebildetes franzsisches Heer setzte sich in Bewegung. Die Städte im Norden der Loire wurden eine nach der andern besetzt, und mehrere glckliche Gefechte, in denen die englischen Feldherren Talbot und Suffolk gefangen genommen wurden, bahnten den Weg nach Reims. Die englische Besatzung zog ohne Widerstand ab. Karl wurde im Dome nach alter Sitte durch den Erzbischof gesalbt und gekrnt. Johanna stand mit ihrem Banner am Altare. An den Herzog von Burgund richtete sie von Reims aus ein Schreiben, worin sie ihn im Namen des Knigs des Himmels aufforderte, mit dem Könige von Frankreich Frieden zu machen; es sei ein Kampf gegen den Himmel. Karl selbst begann mit dem Herzoge zu unterhandeln. Obschon der Bund mit England schon gelockert und der Herzog wankend geworden war, kam der Friede zwischen dem Könige von Frankreich und dem Herzoge von Burgund doch erst einige Jahre nach dem Tode Johannas zu stnde. Nach der Krnung Karls hielt Johanna ihr Werk noch nicht fr voll-endet; sie erklrte, nicht eher ruhen zu wollen, bis sie Paris genommen und die Englnder aus Frankreich verjagt habe. Doch gab sie sich auch oft schwer-mutigen; Betrachtungen hin, besonders wenn sie sah, wie sehr in der Um-gebung des Knigs ihren Plnen entgegengewirkt wurde. Wenn auch mehrere der Heerfhrer, wie Dunois und La Hire, in ihrer Hingebung und ihrem Vertrauen nicht wankten, so wurden doch die Unternehmungen durch andere Einflsse gelhmt. Zu spt wurde der Angriff auf Paris gewagt, und ungeachtet der heldenmtigen Todesverachtung, mit der Johanna beim Sturme voranschritt, mute das franzsische Heer zurckweichen. Johanna wurde ver-wundet; ihr Schwert von Fierbois zerbrach; sie wnschte nach Hause zurck-zukehren. In dieser niedergeschlagenen Stimmung war es fr sie ein geringer Ersatz, da der König sie, ihre Eltern und Brder sowie deren Nachkommen-
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