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3. Er gründete zum Schutze gegen die Ungarn feste Plätze
(Burgen oder Städte). Je mehr die Macht der weltlichen und geist-
lichen Herren und damit ihr Hofgesinde wuchs, desto mehr Bedeutung
bekamen die Fürsten- und Bischofssitze. Sie erweiterten sich zu dorf-
ähnlichen Städten und erhielten endlich vom Kaiser Marktrecht und
eigenes Gericht. Viele Leibeigene wurden freigelassen, viele Hörige
aus dem Hofzwange entlassen, um sich als Handwerker in den Städten
anzusiedeln. Wer Jahr und Tag, d. h. 1 Jahr 3 Monate und 6 Tage,
in einer Stadt gewesen war, konnte von seinem Herrn nicht mehr zurück-
gesordert werden. Händler kamen und gingen mit fremden und ein-
heimischen Waren und belebten die Märkte, legten Niederlagen an und
erwarben sich Häuser. Besonders an Kirchenfesten strömte vieles Volk
zusammen und wogte nach der Messe in buntem Marktgedränge durch-
einander. Daher rührt der Name Messe für große Märkte. Die Käuf-
leute, Handwerker und Beamten in den Städten waren mehr oder weniger
darauf angewiesen, ihre Lebensmittel zu kaufen. So erhielten die Bauern
einen guten Absatz für ihre Wirtschaftserzeugnisse. Aber die meisten
Städte waren in jener Zeit offen und boten keinen Schutz gegen an-
stürmende Feinde. Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor
die U n g a r n; sie trugen Schrecken und Verwüstung ins Reich. Bis
St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer
Fürsten gefangen. Er ließ ihn gegen Abschluß eines neunjährigen Waffen-
stillstandes frei und versprach einen jährlichen
Tribut. In dieser Zeit ließ er die wichtigsten
Orte mit Mauern und Gräben befestigen
und in diese „Städte" immer den neunten
Mann seiner Dienstleute ziehen. Die übrigen
acht mußten ein Drittel des Länderertrages
als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegs-
nöten fand dann das Landvolk Schutz hinter
den Mauern. In die Städte wurden Märkte,
Feste und Versammlungen verlegt; Handel,
Handwerk und Künste blühten dadurch auf. So
entstanden Orte wie Quedlinburg, Merse-
burg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen
Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffen-
99. Reiter z. Zeit Heinrichs I. spielen auf den Krieg rüstete, um den Reiter-
(Stacke.) Heeren der Ungarn Widerstand leisten zu können.
4. Er besiegt die unruhigen Grenzvölker. Die Slaven an der
Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Ungarn, die Grenze bedroht.
Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fühlen. Er nahm mitten im Winter
ihr seeumgürtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe
bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier
gründete er Burg und Mark Meißen. Die Mark Schleswig, die
dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen
Dänenkönig Gorm dem Alten wieder ab. Auch den Böhmenkönig
Wenzel unterwarf er.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Heinrichs Heinrichs Böhmenkönig
Wenzel
Tiberbrücke. Vatikan. Engelsburg.
toh. Die Lngelsburg in Rom.
Aber Gregor nahm den gewaltigen Kampf auf. Seine Pläne wurden
aufs wärmste gefördert durch seine treue Freundin, die Markgräfin
Mathilde von Toskana. Mit kindlicher Liebe und Verehrung hing
sie an ihm, unterstützte ihn reichlich mit Geld, folgte freiwillig feinen
Weisungen und vermachte der Kirche ihre Güter. Sie hieß die „große
Gräfin", weil sie reich, hochbegabt und hochgebildet, ihr Hof glänzend,
ihre Regierung gerecht und mild war.
3. Sein Ende. Nach der Demütigung des deutschen Kaisers
1077 Heinrich Iv. in Canossa (1077) wandte sich sein Glück. Derselbe Kaiser
belagerte ihn in der Engelsburg. (Diese Festung war ursprünglich die
Grabstätte römischer Kaiser gewesen. Ihren mächtigen runden Turm
schmückte das Erzbild eines Engels, daher ihr Name.) Zwar rettete sich
der Papst nach Unteritalien, aber dort starb er mit den Worten: „Ich
habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich
in der Verbannung."
Fragen: Wie wurde das päpstliche Ansehen erhöht und das kaiserliche
geschädigt durch jede von Gregors vier Hauptmaßregeln? — Der Name
Mathilde in der Geschichte! — Was hat die Entwickelung der römischen Bischofs-
macht befördert? — Wodurch wurden Gregors Pläne begünstigt?
44. Heinrich Iv. (1056-1106).
1. Sein Großvater Konrad Ii. schafft Ruhe und Sicherheit
im Reiche. Nach dem Aussterben des sächsischen Geschlechts wurde von
den deutschen Stämmen und Fürsten am Rhein bei Mainz Konrad Ii.
(derältere) von Franken zum König gewählt. Sein jüngerer Vetter
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Mathilde_von_Toskana Heinrich_Iv Heinrich Engels Gregors Mathilde Gregors Heinrich_Iv Heinrich Konrad_Ii Konrad Konrad
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
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gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen
Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland
wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten
waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker-
bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes
sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden,
und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren
Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich
erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich
in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen
gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge
der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes
Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-
reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen
am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz.
Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl
von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich.
Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit,
und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers.
2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern
am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads
Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm-
lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das
Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten
ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den
Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth
von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen-
schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr-
liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach
den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich
über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten
und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte
ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht
mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von
Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer
vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte
Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl
Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin
vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß.
Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg
er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das
Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt,
Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge-
schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so
herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert
traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Ludwigs Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von
Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradin Friedrich Friedrich Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Unteritalien Frankreich Italien Bayern Manesseschen_Samm- Italien Hohen- Italien
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seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den
Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing
er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und
das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster
einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be-
friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter
Friedrichs und der anderen Freunde Konradins.
4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen
Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen
Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische
Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran-
zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche
der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf
von seinem Stocke gebissen haben.
Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch
war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab.
49. Die Kultur des Mittelalters.
1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch
die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur
durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main.
In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der
Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das
Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten.
Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern,
Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und
Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des
Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer
mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer
Bund kleiner und großer Staaten.
Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er-
schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An-
gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a.
Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge,
Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe
und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs-
städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel),
Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich
über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten"
hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu-
geständnisse aus.
2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand
aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All-
mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener
Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache
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TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Konradins Karls Karl Karl Schwab
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Konradins Karls Aachen Frankfurt_am_Main Aachen Frankfurt Mainz Deutschland