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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 228

1858 - Leipzig : Engelmann
228 Die neue Zeit. Noo. 156». 1566. '.’¡Iba 1567— 1573. ihre angestammten Rechte vielfältig verletzte. Er ernannte seine Halbschwester Margaretha von Parma, eine Frau von männlichem Geiste, zur Statt, halterin in Brüssel, stellte ihr aber einen Staatsrath zur Seite, worin ein Ausländer, der Kardinal Granvella, den Vorsitz führte und ließ eine spanische Besatzung im Lande. Am meisten jedoch fühlten sich die Nieder- länder, von denen sich Viele der evangelischen Lehre zuneigten, verletzt, als der König zur Wahrung des reinen Glaubens und der kirchlichen Ordnung die Ketzergesetze schärfen, und ohne Befragung der Stände die 4 bisherigen Bisthümer um k^neue vermehren ließ. Diese An- ordnung bezweckte die allmähliche Einführung der verfolgungssüchtigen spani- schen Inquisition und der Kardinal Granvella, der als Erzbischof von Me- cheln alle diese Bisthümer unter sich hatte, führte bereits den Titel eines Groß-Jnquisitors. Alle Versuche der vaterländischen Partei, an deren Spitze Wilhelm v. Oranien und Graf Egmont standen, durch Bittgesuche den König zu bewegen, daß er die Landeseinrichtungen achte, die Ketzergesetze mildere und Glaubensfreiheit gestatte, blieben erfolglos. Philipp antwortete, „er wolle lieber tausendmal sterben, als die geringste Veränderung in der Reli- gion gestatten." h. 356. Die neue Kirche hatte nur unter dem Bürgerstande Anhänger; der Adel hielt noch größtentheils am alten Glauben, war aber entschlossen sich der Inquisition aus allen Kräften zu widersetzen. Zu dem Endzweck Unter- zeichneten etwa 400 Edelleute den sog. Compromiß und entwarfen eine Pe- tition um Aufhebung der Ketzergesetze und Einstellung der Jnquisitionsprocesse. Als sie damit vor den Palast der Statthalterin zogen, gerietst diese in Bestür- zung. Da sagte einer der neben ihr stehenden Räthe, sie solle vor diesen Lum- pen (gueux) nicht bange sein, ein Wort, das den Verbündeten hinterbracht und von diesen zum Wahrzeichen ihres Bundes genommen wurde. Sie nann- ten sich Geusen und trugen fortan am Halse eine Schaumünze mit dem Bild- niß des Königs und der Inschrift: „Getreu dem König bis zum Bettelsack." Die Petition blieb ohne Erfolg. Die Ketzer wurden an Freiheit, Gut und Le- den gestraft. Dessen ungeachtet fand die religiöse Neuerung immer mehr Ein- gang; Psalmen wurden gesungen, die öfters im Freien gehaltenen Predigten evangelischer Geistlichen von Tausenden besucht, Mönche, Marienbilder und heilige Gegenstände verhöhnt. Endlich kam in Antwerpen, Brüssel und ganz Brabant die langverhaltene Wuth des Volks über den Religionsdruck zum Ausbruch. Ein den untersten Klassen angehörender Volkshaufen verstümmelte die am Wege stehenden Cruciftre und Heiligenbilder; bald vergriff sich die wachsende Menge an Kirchen und Klöstern und beging allerlei kirchenschänderi- sche Frevel. Diese Vorfälle führten eine Spaltung herbei. Die Gemäßigten schlossen sich an die Regentin an und unterstützten sie bei der Bestrafung der Schuldigen. In Kurzem war die Ordnung hergestellt und Margaretha rietst zur Milde und Versöhnlichkeit, wodurch allein das Land auf die Dauer be- ruhigt werden könnte. Aber ihre Vorschläge fanden in Madrid kein Gehör. Es wurde beschlossen, den harten Alba mit spanischen Heeren nach den Nieder- landen zu schicken, um durch Strenge und Gewalt das Volk zu zwingen. §. 357. Die Nachricht von Alba's Ankunft trieb die Niederländer schaa- renweise zur Flucht. Wilhelm von Oranien, ein besonnener, umsichtiger Mann in der vollenkraft derjahre, entschlossen, thatkräftig und „schweigsam", wich dem Sturme aus und begab sich nach Deutschland. Mit Thränen trennte er sich von Egm on t, den er umsonst zu gleichem Schritt zu bereden gesucht. Egmonts heitere Natur glaubte nicht an die spanische Tücke, vor der ihn Ora-

2. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 229

1858 - Leipzig : Engelmann
229 Das Zeitalter Philipps Ii. und Elisabeths. nien warnte. Er vertraute auf seine frühem Verdienste um das Habsburgische Herrscherhaus und blieb. Kaum aber war Alba mit unumschränkter Vollmacht in Brüssel angelangt, so ließ er den arglosen Egmont und den tapfern Hoorn festnehmen und vor dem neuerrichteten „Rath des Aufruhrs" des Hoch- 5 verraths anklagen, worauf beide nebst 18 andern Edelleuten auf dem Markt- platze zu Brüssel enthauptet wurden. Dieser Rath des Aufruhrs, von den Niederländern Blutrath genannt, bestrafte hierauf mit unerhörter Strenge und Grausamkeit sowohl die Anhänger der evangelischen Lehre als die stand- haften Verfechter der einheimischen Rechte und Einrichtungen. Die Regentin, empört über diese Gräuel, entsagte ihrer Stelle und begab sich nach Italien. Ihr Andenken blieb in Ehren. Alba aber errichtete in Antwerpen eine Citadelle und übte 6 Jahre lang (1567—1573) eine drückende Gewaltherrschaft, welche der Freiheit und dem Wohlstand die größten Wunden schlug. Ohne Rücksicht aus die Landesgesetze, nach welchen die Steuern von den Ständen jeder Land- schaft selbst bewilligt und aus die zweckmäßigste Weise erhoben werden sollten, legte Alba dem Lande eine ständige Steuer auf und vertheilte sie auf eine dem Handel und Verkehr höchst nachtheilige Art, indem er außer der Vermö- genssteuer einen hohen Ka ufa reis einführte. Der Unmuth und die Er- bitterung des Volks über diese drückende Besteuerung und über die unmenschli- chen Gräuel, welche die spanischen Truppen aus Alba's Befehl in einigen der widerspenstigen Städte verübten, erzeugte zuletzt eine solche Gährung im gan- zen Lande, daß man in Madrid Alba's Abberufung beschloß. Die Nachricht, daß eine Schaar Ausgewanderter, Meergeusen genannt, die Hafenstadt Briel erobert und daß die nördlichen Staaten H olland, Seeland, Ut- recht und F r i e ö l a n d sich vereinigt und den zurückgekehrten W i l h e l m v o n 1572. Oranten als Statthalter anerkannt hätten, mochte den spanischen Hof über- zeugt haben, daß Alba's Verfahren nicht zum Ziele führe. Bald nachdem der Herzog die Niederlande verlassen, erhoben die nördlichen Staaten auf der Sy- node zu Dordrecht den Calvinismus zur Landesreligion, nahmen den 1574. Heidelberger Katechismus an und errichteten in der Stadt Leiden (zum Lohn für den hochherzigen Widerstand der Bürgerschaft gegen das spani- sche Belagerungsheer) eine protestantische Universität. §. 358. Alba's Nachfolger (Ludwig v. Zuniga undrequesens) hob den Blutrath auf und suchte durch milderes Verfahren Spaniens wankende 1576. Herrschaft in den Niederlanden wieder zu befestigen; aber der Haß des Volks gegen die fremden Truppen, deren Zügellosigkeit mit jedem Tage wuchs, hin- derte die Versöhnung. Selbst sein Sieg auf der Mokerheide, wo zwei Brü- 1574 der Oraniens den Heltentod fanden, blieb ohne die erwartete Wirkung. Zwei Jahre nachher starb Zuniga. Ehe sein Nachfolger Don Juan, Philipps ta-D^Juan pferer Halbbruder, das schwierige Amt antreten konnte, erreichte der Uebermuth 157s. der verwilderten, unbezahlten Truppen den höchsten Grad. Sie füllten die rei- chen Städte Mastricht und Antwerpen mit Raub, Mord und grausenhaf- ter Verwüstung. Da gelang es dem klugen Oranien sämmtliche Landschaften in dem Genter Vertrag zu dem Beschluß zu vereinigen, sich gegenseitig mit 157e- Gut und Blut zur Vertreibung der spanischen Heere beizustehen; und Don Juan war während seiner kurzen Wirksamkeit in den Niederlanden nicht im Stande, die durch diesen Vertrag erschütterte Herrschaft der Spanier wieder fest zu begründen. Doch war sowohl Don Juan als sein kriegskundiger Nachfolger ^ gar; Alexander Farnese vonparma, Sohn der Statthalterin Margaretha, neseiñ?« darauf bedacht, die Eifersucht und den Stammesneid der südlichen Staaten ge- ~1,>92' gen die nördlichen zu nähren, in jenen die kathrlische Kirche bei ihren Rechten

3. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 230

1858 - Leipzig : Engelmann
230 Die neue Zeit. zu erhalten und somit der spanischen Herrschaft wenigstens den Süden zu ret- ten. Diesen Plan durchschaute Oranien und überzeugt, daß Eintracht 1579. auch die Schwachen stark mache, vereinigte er durch die Utrechter Union die nördlichen Staaten (Holland, Seeland, Geldern, Utrecht, Fciesland) in einen engem Bund zu gemeinsamem Wirken. Dieser Vertrag wurde die Grund- lage der vereinigten Staaten der protestantischen Niederlande. Da- gegen wurde im Süden durch die Einmischung fremder Fürsten und Edelleute die Spaltung und Verwirrung immer größer, weshalb es dem thatkräftigen Parma gelang, an vielen Orten die Empörung zu unterdrücken und mehrere Städte zum Gehorsam zurückzusühren. Jetzt richtete sich Philipps ganze Wuth gegen Oranien. Er hatte denselben bereits geächtet und dem, der ihn todt oder lebendig überliefern würde, eine große Belohnung und den Adel zugesichert. Dieses lockende Versprechen und die Geschäftigkeit leidenschaftlicher Priester hatten mehrere Mordanschläge zur Folge. Einem entging Oranien, aber die Kugel des fanatischen Balthasar Gérard aus der Franche-Comte streckte 1684. ihn an der Thür des fürstlichen Speisesaals in Delft todt nieder. Der Mörder wurde jedoch ergriffen und auf eine martervolle Weise hingerichtet. An Ora- niens Stelle wählten die nördlichen Staaten seinen tapfern Sohn Moritz zum Statthalter und Heerführer. §. 359. Um diese Zeit war in den westlichen Staaten Europa's die Re- ligionswuth zwischen Katholiken und Protestanten größer als je; und während die ersten ihre Zuversicht auf Philipp von Spanien setzten, erhielten die letztem bald heimlich, bald öffentlich Unterstützung von Englands Königin Elisabeth. Sie schickte ihren Günstling Leicefter mit einem Heere nach den Niederlan- den, um Parma's vollständigen Sieg zu verhindern; sie nahm sich der franzö- sischen Hugenotten gegen Philipps Bundesgenossen, die Liguisten und Je- suiten, an (§. 362. 364.), und als ihr eigenes Leben von den Dolchen der Fa- >687. natiker bedroht war, willigte sie in Maria Stuarts Hinrichtung (§. 368). Da beschloß Philipp, durch einen Hauptschlag alle Feinde der katholischen Kirche zu vernichten und vor Allem das ketzerische England und dessen gebannte Köni- 1688. züchtigen. Er rüstete zu dem Endzweck die große aus 130 gewaltigen Kriegsschiffen bestehende Armada oder „unüberwindliche Flotte" aus, und schickte sie unter Medina Sid oni a's Oberbefehl in den Kanal, um, von Parma's Landheer unterstützt, zugleich England, die Niederlande und Frankreich zur Unterwerfung zu bringen. Aber vas Unternehmen schlug zur Schmach und zum Verderben Spaniens aus. Die „unüberwindliche Flotte" erlag den Stürmen und der Gewandtheit und Tapferkeit der Engländer; und was den Brandern, den Klippen und den Feinden im Kanal entging, zerschellte größtentheils an den Hebriden und Shetlandsinseln, als Sidonia um Schottland herum nach Spanien zurückfahren wollte. Es war ein verhängniß- voller Schlag. Das erkannte auch Philipp, als er den zitternden Anführer mit den Worten beruhigte, „er habe ihn gegen Menschen, nicht gegen Stürme und Klippen gesandt." Dieser Ausgang brach Spaniens Uebermacht zur See und sicherte die Unabhängigkeit der Niederlande. Zwar dauerte der Krieg noch zwei Jahrzehnte fort, aber die Spanier waren, trotz der Tapferkeit ihrer Trup- pen und der Geschicklichkeit ihrer Heerführer, nicht im Stande, das ganze Land wieder zu unterwerfen. Die nördlichen Staaten, die in Moritz von Oranien einen trefflichen Führer besaßen, beharrten in ihrem Kampfe für Freiheit und 1698. Unabhängigkeit. Kurz vor seinem Tode übergab Philipp seiner Tochter Clara Eugenia bei ihrer Vermählung mit dem Erzherzog Albr echt von Oe st- reich die Niederlande als Lehen, mit der Bedingung, daß, falls die Ehe kin- »

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 231

1858 - Leipzig : Engelmann
23 i Das Zeitalter Philipps Ii. und Elisabeths. verlos bliebe, die Länder an Spanien zurückfallen sollten. Die vereinigten Staaten von Holland gingen jedoch nicht auf den Plan ein. Sie setzten auch nach Philipps Ii. Tod den Krieg fort, bis endlich unter Vermittelung Hein- richs Iv. von Frankreich ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde, der E- ihnen Unabhängigkeit, Religionsfreiheit und Handelsverkehr mit Ostindien zu- sicherte. Aber erst im westfälischen Frieden wurde die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Holland förmlich anerkannt. Die südlichen Provinzen (Belgien) dagegen verblieben noch ein ganzes Jahrhundert bei Spanien und fielen dann an Oestreich. §. 360. Handel. Versa ssung. Dordrechter Synode. Holland ging blühend und mächtig aus dem Kampfe hervor. Seefahrt und Handel nahmen einen großen Aufschwung, seitdem die Holländer (besonders die im Jahre 1602 gegründete ostindische Compagnie) direkte Handelsverbindun- gen mit Indien eingingen und den Portugiesen viele Ansiedlungen entrissen. Ba- tavia auf der Insel Java wurde der Mittelpunkt ihres einträglichen Handels. Die Verfassung der vereinigten Staaten, die hauptsächlich von dem großen Staatsmann Oldenbarneveld ausgebildet wurde, war republika- nisch. Die aus Abgeordneten der 7 Provinzen bestehenden G en er a l sta a t e n besaßen die g e s e tz g e b e n d e M a ch t; der h o h e R a t h, den S t a t t h a l t e r an der Spitze, leitete die Regierung, das Kriegswesen dagegen und der Oberbefehl über die Land- und Seemacht stand dem Statthalter (aus dem Hause Oranien) alleinzu. Zugleich blühten Künste und Wissenschasten fröhlich auf; be- sonders fand die Alterthumskunde (Philologie) auf holländischen Universitäten eine seltene Pflege und in der Malerei wetteiferten Paul Rubens (ch 1640), van Dyk (ch 1641), R embrandt (ch 1674) u. A. m. mit den großen italienischen Meistern. — Aber von den unheilvollen Religionskämpfen blieb auch das protestantische Holland nicht befreit. Ein Streit über die calvinische Lehre von der Gnadenwahl (Prädestination) und über das Verhältniß von Kirche und Staat theilte das Land in zwei Parteien, eine strenge ( G o m a r i st e n), zu der sich M o r i tz von Oranien mit seinem Anhang hielt, und eine gemäßigte (Arminianer), welche Oldenbarneveld und Hugo Grotius zu Vvrfechtern hatte. Jene waren zugleich für strenge Scheidung der Kirche vom Staat, während diese beide in die engste Verbindung setzen und die Kirche der Staatsgewalt unterordnen wollten. Die Dordrechter Synode (h. 342.) entschied zu Gunsten der Gomaristen, worauf der hochverdiente 72jährige Oldenbarneveld auf dem Blutgerüste starb, und Hugo Grotius, der gelehrte Geschichtschreiber der niederländischen Freihcitskämpfe und der Begründer des Staats- und Völkerrechts nach den Grundsätzen der Alten, in den Kerker wandern mußte, bis er durch die List und Treue seiner Gattin in einer Bücherkiste gerettet wurde. c) Frankreich während der Religionskriege. §• 361. Während dieser Zeit wütheten auch in Frankreich heftige Reli- gionskriege. König Heinrich Ii., ein strenger Widersacher der Hugenotten 154?— (§.329. 342.), starb in Folge einer Wunde, die er bei einem Turnier empfan- la59‘ gen. Sein schwacher kränklicher Sohn Franz Ii. wurde sein Nachfolger. Die-X-M- ser war vermählt mit der reizenden Maria Stuart von Schottland, wes- iteo. halb deren Oheime, die Guise», großen Einfluß bei Hof gewannen. Als eif- rige Anhänger der katholischen Kirche und des Papstthums benutzten die Gui- sen ihre hohe Stellung zur Unterdrückung der Reformirten, gaben aber dadurch ihren Gegnern, insonderheit dem Prinzen von Conde von der Familie ¿?u/\ s, ..

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 237

1858 - Leipzig : Engelmann
237 Das Zeitalter Philipps Ii. und Elisabeths. freien und die katholischekirche wiederherzustellen. Ihr Unternehmen scheiterte. Northumberland, als Flüchtling von den Schotten ansgeliefert, starb ans dem Blutgerüste. Maria stand im Verdacht der Mitwissenschaft; man entfernteste aus jener Gegend und überwachte sie schärfer. Alle Bemühungen auswärtiger Höfe, ihre Befreiung zu bewirken, waren erfolglos. Der aufgeregte Zustand Schottlands, wo die Parteiwuth zu Meuchelmord und Bürgerkrieg führte, und die Religionskämpfe des Festlandes schienen ihre fernere Haft nothwendig zu machen. Da faßte B ab ingt o n mit einigen Genossen den Plan, Elisabeth zu ermorden und, von spanischen Truppen unterstützt, Maria auf Englands Thron zu setzen. Ihr Vorhaben wurde entdeckt; die Schuldigen starben auf dem Scbaffot und da aus der Untersuchung hervorging, daß Maria von der Verschwörung Kunde gehabt, so sprachen die Gerichte auch das Schuldig über sie aus, worauf Elisabeth von dem Parlamente ersucht ward, zur Erhaltung der Religion und der Ruhe des Reichs und zur Sicherheit ihrer Person der Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen. Sie wünschte den Tod der Feindin, schente aber die Folgen. Endlich war der Kampf überwunden. Elisabeth Unterzeichnete das Todesurtheil; Burleigh ließ es eilig vollstrecken; am 8. Febr. fiel Maria's Haupt im 19. Jahre ihrer Gefangenschaft und im 45. ihres Lebens. Sie starb standhaft und treu ihrem Glauben. Elisabeth aber klagte, daß ihre Minister gegen ihren Befehl die Vollziehung des Urtheils angeordnet und be- strafte ihren Secretär Davison an Freiheit und Gut, weil er die Schrift aus seinen Händen gegeben. §. 389. Der Papst und Philipp Ii. vernahmen die That mit Entsetzen. Jener erklärte die ketzerische Königin für vogelfrei und forderte die katholischen Mächte zur Rache auf; dieser ließ die große Armada (§. 359.) ausrüsten, um England und die empörten Niederlande mit Einem Schlage zu unterwerfen und dann ein katholisches Weltreich im Westen Europa's unter Spaniens Ob- macht zu gründen. Aber der Untergang der „unüberwindlichen Flotte" hob den Ruhm Englands und seiner Königin und legte den Grund zu der bri- tischen Seemacht und Handelsgröße. Von dem an nahm Schifffahrt, Colonial- wesen und Gewerbthätigkeit einen mächtigen Aufschwung in dem Jnselreiche. Der gefeierte Weltumsegler Drake und andere Seehelden hatten das Element entdeckt, auf dem Englands Macht und Ruhm aufgebaut werden mußte. — Nur in Irland waren Elisabeths Unternehmungen nicht von Erfolg gekrönt. Diese seit Jahrhunderten eroberte aber nie ganz besessene Insel war von Hein-, rich Viii. zum Königreich erhoben und den Religionsgesetzen Englands unter- worfen worden. Aber nur ein kleiner Theil der Bevölkerung, namentlich die britischen Ansiedler, nahmen die Reformation an, die eigentlichen Irländer blieben dem alten Glauben und ihrer Geistlichkeit treu. Elisabeth versuchte die Insel in kirchlicher und staatlicher Hinsicht enger mit England zu verbinden. Diesem widersetzte sich Graf Tyrone, einer der kriegerischen Häuptlinge, und erlangte spanische und römische Hülfe. Da erhielt der ritterliche Graf Esser, auf welchen die Königin die Gunst übertragen hatte, die sein unwürdiger Stief- vater, Gras Leicester, so lange besessen, die irische Statthalterschaft, nach der er eifrig gestrebt. Statt aber Tyrone zu schlagen, schloß er einen nachtheiligen Vertrag mit ihm ab. Darüber fiel Esser bei der Königin in Ungnade, und als er, anstatt in Ruhe bessere Zeiten abzuwarten, mit König Jakob von Schott- land ein Complott bildete und durch einen Aufstand Elisabeth zwingen wollte, denselben zu ihrem Nachfolger zu ernennen, wurde er verhaftet und im Tower, 33 Jahre alt, enthauptet. Reue und Gram über den Hingang des Günstlings und die Wahrnehmung, daß die Liebe des Volks gegen sie erkaltet sei, verbit- 1569, 1587, 1601.

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 249

1858 - Leipzig : Engelmann
249 Die englische Thronumwälzung. Tag gelegt, wurde vom Hof zum Umsturz der bestehenden Verfassung benutzt. Das Wahlkönigthum wurde in ein Erbkönigthum umgewan- delt, und durch das Königsgesetz dem Monarchen unumschränkte Ge- walt beigelegt. Der Adel verlor seine bisherige Macht und unabhängige Stel- lung und wurde durch Titel und Orden an den Thron gefesselt. Auch in ^ Xi Schweden wurde durch den staatsklugen und strengen Karl Xi. die hohe Macht i6eo- des Adels gebrochen, indem er mit Härte das entsremdete Krongut zurückfor- ^97. derte; die alten Einrichtungen ließ er jedoch bestehen. 2. Die englische Thronumwälzung und die Vertreibung der Stuarts. a) Die beiden ersten Stuarts (Jakob I. 1603 — 1625, Karl I. 1625 -1649). §. 386. Maria's Sohn Jakob I. war ein schwacher, pedantischer Fürst, Sami. von beschränktem Verstand und verschrobener Bildung. Ausgewachsen unter dem i«26. Gezanke presbyterianischer Prediger war er besonders mit theologischer Gelehrsam- keit ausgerüstet und befaßte sich gerne mit kirchlichen Streitfragen. Er setzte hohen Werth darauf, in Schrift und Rede als tiefer Gelehrter zu gelten und verfaßte selbst mehrere Bücher, aber die zum Herrschen erforderliche Einsicht und Klugheit mangelte ihm gänzlich. Aus Furchtsamkeit friedliebend brachte er der äußern Ruhe die Ehre des Landes zum Opfer und in seiner Gunst war er so verschwenderisch, daß er sich von seinen oft unwürdigen Günstlingen ganz und gar leiten ließ. Unter diesen übte besonders ver durch seine körperliche Wohlgestalt ausgezeichnete Georg Villiers, Herzog von Buckingham, den größten Einfluß auf ihn. Von der Königsmacht hegte er die übertriebensten Vorstellungen. Er war fest überzeugt, daß sie unmittelbar von Gott herrühre und unumschränkt sei und suchte die Beweise dafür im alten Testament. Darum haßte er die presbyterianische Kirche Schottlands, nach deren demokratischen Grundsätzen der König nicht höher stand als jedes Glied der Gemeinde, und war der bischöflichen Kirche Englands, worin der König Oberhaupt und Quelle aller geistlichen Macht war, sehr zugethan. „Kein Bischof! Kein König!" wurde darum der Wahlspruch aller Stuarts, und die Einführung der bischöflichenkirche in Schottland, so wie die Unter- drückung der Puritaner in England war fortan das Hauptbestreben der ganzen Familie. §. 387. Drei Punkte sind unter Jakobs Regierung besonders bemerkens- werth: Die Pulververschwörung, die Braut fahrt des Prinzen von Wales und der wachsende Widerstand im Parlament. 1) Jakob hatte den englischen Katholiken, um sie für seine Thronbesteigung günstig zu stimmen, Duldung verheißen. Kaum saß aber die Krone fest auf seinem Haupte, so trieb er, wie auch Elisabeth gethan, von den katholischen N i ch t ü b e r e i n st i m m e r n (Nonconsormisten, Recusanten) ein hohes Kopfgeld ein, um seine Günstlinge zu bereichern und seine Hoffeste zu bestreiten. Darüber geriethen die getäusch- ten Katholiken in Wuth. Es bildete sich eine Verschwörung, um bei Eröffnung des Parlaments den König und alle Glieder des Ober - und Unterhauses ver- mittelst einer im Keller des Parlamentshauses zu veranstaltenden Pulvererplo- sion in die Luft zu sprengen und dann die Regierung zu ändern. Durch eine schriftliche Warnung, die einem katholischen Lord zuging, wurde der Anschlag 3 9io»- kurz vor der Ausführung entdeckt und vereitelt. Der Hauptschuldige (Guy 1605’ Fawkes) ward ergriffen und hingerichtet; die andern Teilnehmer flohen und erregten einen bewaffneten Aufstand, in dem die meisten umkamen. Alle Katho-

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 270

1858 - Leipzig : Engelmann
270 Die neue Zeit. §. 414. Ein Streit der stolzen herrschsüchtigen Gemahlin Marlborough's mit der Königin Anna und eine daran geknüpfte Kabale hatte die Ausschlie- ßung der Herzogin vom Hofe und die V erd rang ung des Whig-Mini- steriums durch die Tories zur Folge. Diese, den berühmten Staats- mann und Schriftsteller Bolingbroke (Lord St. John) an der Spitze, wünschten jetzt die Beendigung des Kriegs, um dadurch das Haupt der Gegen- ,7io p^tei, Marlborough, entbehrlich zu machen und leiteten deshalb mitfrank- ,7,,. reich Friedensunterhandlungen ein, die um so schneller zum Ziel geführt wurden, als im nächsten Jahr Kaiser Joseph I. ohne männliche Nachkommenschaft ^ii'— starb und sein Bruder Karl, dem die spanische Monarchie bestimmt war, der 1740. Erbe seiner Kronen ward. Nunmehr konnte es nicht im Interesse der fremden Mächte liegen, den östreichischen Ländermassen auch noch die spanischen beizu- fügen und dadurch abermals eine habsburgische Uebermacht in Europa zu grün- den. Eine Waffenruhe zwischen England und Frankreich, nach deren Abschluß „ April Marlborough alle seine Würden verlor und im Parlament des Unterschleiss i7i3. angeklagt wurde, war die Einleitung zum Utrechter Frieden. In diesem wurden Spanien und die amerikanischen Besitzungen dem bourboni- schen König Philipp V. belassen, mit der Bedingung, daß die spanische und französische Krone nie vereinigt werden dürften; England erhielt von Frankreich Neu-Schottland und andere Besitzungen in Nordamerika, von Spanien die wichtige Festung Gibraltar nebst einigen Handelsvortheilen; der Her- zog von Savoyen bekam die Insel Sardinien nebst derkönigswürde. — Der Kaiser und das deutsche Reich traten dem Utrechter Frieden nicht bei und setzten den Kampf noch einige Zeit fort. Aber bald überzeugte sich der Kaiser, 7 Mär ^ er auf die Dauer dem Kriege allein nicht gewachsen wäre und gab daher 1714** seine Einwilligung zu dem Rastatter Frieden, dem dann auch das deutsche m4.' Reich zu Baden im Aargau beitrat. Darin erhielt Oestreich die spanischen Niederlande und in Italien Mailand, Neapel und Sicilien; die Kurfürsten von Bayern und Köln wurden in ihre Länder wieder eingesetzt und Preußens Königstitel allgemein anerkannt. *i7?if*' §♦ 415. Frankreich. Im folgenden Jahr starb Ludwig^Xiv., des Le- bens überdrüssig und von harten Echicksalsschlägen niedergebeugt. Innerhalb zwei Jahren hatte er seinen Sohn, seinen Enkel, dessen geistreiche Gemahlin Ludwig und seinen ältesten Urenkel verloren, so daß sein jüngster Urenkel, ein fünsjäh- xv- riges Kind, als Ludwig Xv. aus den Thron kam. Während seiner Minder- Oacans jährigkeil führte der Herzog Philipp von Orleans die Regentschaft. Regens Dieser wie sein früherer Lehrer, Cardinal Dubois, den er zum Minister er- 1723. hob, waren geistreiche und talentvolle aber höchst sittenlose Männer, die Reli- gion und Tugend verachteten, und durch ihr ausschweifendes, wollüstiges Leben Sitte und Anstand verletzten, und die Einkünfte des Staats verschwendeten. Die von dem Schotten Law errichtete Zettelbank, die nicht nur hohe Pro- cente verhieß, sondern auch großen Gewinn in Amerika in Aussicht stellte, er- zeugte in ganz Frankreich einen unbegreiflichen Schwindelgeift, den der gewissen- lose Regent und seine Genossen auszubeuten verstanden. Fast alles geprägte Geld floß in die Bank, die der Regent zur „königlichen" erklärte, und wurde gegen Papiergeld ausgetaüscht; mit unerhörtem Leichtsinn fertigte man eine . zahllose Menge von Scheinen an, bis sich zuletzt ein Bankbruch herausstellte, der viele Tausende um Hab und Gut brachte, indeß die habsüchtigen Großen sich dabei bereichert hatten. §. 416. Spanien. Der spanische König Philipp V. war ein schwacher von Weibern beherrschter Fürst, der zuletzt ganz in Schwermuth ver-

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 275

1858 - Leipzig : Engelmann
275 Der nordische Krieg. in seine Staaten zurückzukehren, war seiner stolzen Seele unerträglich. Er wollte die Türken zu einem Krieg mit Rußland bewegen, und dann an ihrer Spitze die Staaten seines Feindes durchziehen. Während er zu dem Ende in Bender Zeit und Kräfte vergeudete und alle Mittel anwandte, um die Türken für seine Pläne zu gewinnen, erneuerten seine drei Gegner das frühere Bünd- niß, worauf Friedrich August sich wieder des polnischen Throns bemäch- tigte, Zaar Peter seine Eroberungen an der Ostsee ausdehnte und der König von Dänemark Schleswig von Neuem an sich riß. Bald schlossen sich auch Preußen und Hannover an und besetzten die deutschen Besitzungen der Schweden. Endlich schien Karls Xu. Plan in Erfüllung zu gehen. Ein türki- 1711 sch es Heer rückte in die Moldau ein und brachte am Pruth den Zaar in eine so mißliche Lage, daß er in Gefahr stand, mit seinem ganzen Heer in Kriegsgefangenschaft zu gerathen. Allein Peters Gemahlin Katharina, die aus einer Sklavin des russischen Ministers Menzikosf endlich Beherrscherin aller Reussen ward, fand Mittel, den türkischen Vezier zu bestechen und zum Abschluß eines Friedens zu bringen. Karl Xii. schäumte vor Wuth, daß das so nahe gedachte Ziel nun ferner als je gerückt sei. Dennoch beharrte er bei seinem Vorsatze und blieb selbst dann noch in Bender, als ihm die Pforte die Gastfreundschaft kündigte, die bisher gereichte Geldunterstützung entzog und das türkische Gebiet zu verlassen befahl. Er ließ sich von der Pforte das Reise- geld zahlen und blieb dennoch; endlich erstürmten die Janitscharen sein Lager, steckten seine Hütte, in der er sich mit Löwenkraft vertheidigte, in Brand und nahmen ihn bei einem wüthenden Ausfall gefangen. Aber noch über zehn Mo- nate verharrte er in türkischer Gefangenschaft und verzehrte seine Kraft in kin- dischem Eigensinn. War es zu verwundern, daß man anfing, ihn für geistes- verwirrt zu halten? Erst als man ihm meldete, daß seine deutschen Besitzungen bis auf Stralsund in den Händen der Feinde wären, verließ er plötzlich nach fünfjährigem Aufenthalte die Türkei und langte nach einer 14tägigen ohne alle Unterbrechung zu Pferde fortgesetzten Reise unerwartet vor den Thoren Stral- October sunds an. 1714, §. 425. Unter den größten Anstrengungen wurde Stralsund über ein Jahr von den tapfern Schweden vertheidigt; endlich mußte die Stadt aufgegeben werden, worauf ganz Pommern nebst der Insel Rügen in die Gewalt der 1715.cr Preußen fiel. Aber noch immer wollte der starrsinnige König von keinem Frie- den hören. Auf den Rath des ränkevollen Baron von Görz ließ er Papier- geld anfertigen, um die Kosten zu neuen Kriegsrüstungen zu bestreiten, und ohne nur den Ausgang der Unterhandlungen abzuwarten, die Gö rz mit dem russischen Kaiser angeknüpft, fiel er mit zwei Heerabtheilungen in Norwegen 1716- ein, um den König von Dänemark wegen Friedensbruchs zu züchtigen. Hier fand Karl Xii. vor der Festung Friedrichshall, die er mitten im Winter belagerte, seinen Tod. Als er bei nächtlicher Weile an eine Brustwehr gelehnt den Arbeiten in den Laufgräben zusah, ward er durch eine Kugel, die wahr- scheinlich von Mörderhaud kam, getödtet. Nun riß der schwedische Adel allen Dec Gewalt an sich, indem er den rechtmäßigen Thronerben (Friedrich von Holstein- i?i8. Gottorp) von der Regierung ausschloß und dieselbe Karls Xu. jüngerer Schwe- ster, Ulrike Eicon ore, und ihrem Gemahl, Friedrich von Hessen-Cassel, unter großen Beschränkungen übertrug. Von dem an war Schweden nur dem Namen nach eine Monarchie; die Macht lag in den Händen des adeligen Reichsraths. Die grausame Hinrichtung des Grasen Görz und der schnelle m9’ Abschluß einer Reihe von Friedensverträgen, wodurch Schweden gegen einige Geld ent schädig ungen alle auswärtigen Besitzungen, bis auf einen 18* 1720.

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 276

1858 - Leipzig : Engelmann
1722, Katharina 1.1725— 1727. Peter Ii. 1727-30. Anna 1730— 1740. Elisabeth 1741— 1762. 276 Die neue Zeit. kleinen Theil von Pommern, preisgab, war der Anfang der selbstsüchtigen, um des Landes Ehre und Wohlfahrt unbekümmerten Adels Herrschaft. §. 426. Während Schweden erschöpft und gebrochen aus dem Kampfe hervorging, stieg Rußland zur europäischen Großmacht empor. Die Erwerbung der schwedischen Provinzen Jngermanland, Est hl and und Livland, wozu nach einigen Jahrzehnten noch Kurland kam, wurde für Rußland der Anfang einer neuen Zeit. So lange Moskau die Hauptstadt gewesen, war der Blick der Zaaren mehr nach Asien gerichtet, mit dessen Be- wohnern und Sitten die Russen mehr Verwandtschaft hatten als mit den euro- päischen; aber seitdem P e terö bu rg, das der abendländischen Cultur näher lag, Sitz der Regierung geworden und durch großartige Anlagen und Bau- werke in Aufschwung gekommen, wurde Rußland ein europäisches Reich. — Die rastlose Thätigkeit des großen Kaisers führte eine gänzliche Umgestaltung herbei. Handel und S ch ifffahrt wurden durch Anlegung von Landstraßen, Kanälen und Seehäfen gefördert; die innere Betriebsamkeit, Gewerbe, Ma- nufacturen, Bergbau erfreuten sich besonderer Begünstigung, ja selbst für Gelehrsamkeit und höhere Bildung wurde durch Gründung einer Akade- mie der Wissenschaften gesorgt. Auch die Verwaltung und Polizei er- hielt eine neue Gestalt nach Art der übrigen unumschränkten Staaten, so daß die Fürftenmacht gehoben, die Macht der Evelleute (Bojaren) gemindert wurde. Eine der folgenreichsten Neuerungen Peters des Großen war die Auf- hebung der Patriarchenwürde und die Errichtung der heiligen Sy- node als oberster Kirchenbehörde, welcher der Kaiser Verhaltnngsbefehle er- theilte. §. 427. Als Peter auf solche Weise sein Reich umgestaltet, bemerkte er mit Kummer, daß sein einziger Sohn Alerei den Neuerungen abhold sei, sich blos mit Freunden deö alten Zustandes umgebe und den Vorsatz hege, seine Residenz einst wieder nach Moskau zu verlegen. Umsonst suchte der Kaiser den störrischen und trotzigen Geist des Sohnes zu beugen und ihn der europäischen Cultur zu befreunden; Alerei blieb bei seinem Sinn und entwich endlich aus dem Reich. Da ließ ihn Peter, besorgt um den Fortbestand seiner Einrichtun- gen, verhaften, in die Heimath zurückbringen und zum Tode verurtheilen. Ob Alerei hingerichtet ward, oder vor der Vollstreckung des Urtheils starb, ist strei- tig. Eine Ukase gab alsdann die Bestimmung der Thronfolge dem Willen des regierenden Kaisers anheim. Nach Peters Tod folgte ihm seine Gemahlin Katharina I. in der Regierung. Unter ihr und ihrem Nachfolger Peter Ii. übte Menzikoff, der vom niedrigsten Stande zum Günstling des Kaisers und allmächtigen Minister emporgestiegen, den größten Einfluß auf die Regie- rung. Aber in dem Augenblicke, wo er seine Tochter mit dem jungen Kaiser zu vermählen gedachte, wurde er gestürzt und endete seine Tage in sibirischer Ver- bannung. Peters Ii. Nachfolgerin Anna wendete ihr Vertrauen den beiden thatkräftigen Deutschen Ostermann und Münnich zu, von denen jener dem Kabinet Vorstand, dieser das Kriegswesen leitete und umgestaltete. Allein so- wohl diese beid^als Anna's Günstling Wir on, dem nach ihrem Tode die Re- gentschaft zufallen sollte, wurden nach Sibirien verwiesen, als Peters des Großen jüngste Tochter Elisabeth durch eine Palastrevolution auf den Thron gehoben ward. Der einjährige Iwan, den Anna zu ihrem Nachfolger ernannt hatte, wurde in den Kerker geworfen, wo er in thierischer Art ohne allen Unterricht heranwuchs. Elisabeth ergab sich einem wollüstigen, sittenlo- sen Leben und überließ die Regierungthren Günstlingen. §. 428. Unter Friedrich August dem Starken drang die in Dresden

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 261

1858 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 261 gelte. Noch sechs Jahre genoß Mazarin des größten Ansehens in Frankreich und Europa; der Kardinal von Retz, der geistreiche Verfasser der Denk- würdigkeiten über diesen Krieg, mußte sein Vaterland meiden, nachdem er zuvor im Kerker von Vincennes für sein unruhiges Treiben gebüßt; Coude mußte sich arm und unglücklich bei den Spaniern Herumtreiben, bis seines Herrn Gnade ihm die Rückkehr und den Wiederbesitz seiner Güter gewährte; Mazarins Nichten, Italienerinnen ohne Stand und Namen, wurden mit den Reichthümern Frankreichs ausgestattet und von den ersten Edelleuten als Ge- mahlinnen gesucht, und die Mitglieder des Parlaments fügten sich ohne Wi- derrede den hohem Weisungen, seitdem Ludwig in Stiefeln und Reitpeitsche vor ihnen erschienen war und drohend Gehorsam verlangt hatte. Nunmehr konnte Ludwig Xiv. den Grundsatz geltend machen: „der Staat bin ich" (l’état c’est moi). Der Pyrenäische Friede mit Spanien war Mazarins letztes Werk. Bald darauf starb er mit Hinterlassung eines unermeßlichen Ver- mögens, werthvoller Bücher und Kunstwerke und herrlicher Paläste und Gär- ten. Sein Tod trat in dem Augenblick ein, wo Ludwig seiner überdrüssig zu werden anfing und sich sehnte, die Zügel der Herrschaft in die eigene starke Hand zu nehmen. Das Glück, das ihn im ganzen Leben begleitet hatte, ver- ließ ihn auch nicht in der Stunde des Todes. b) Ludwigs Xiv. Regierung und Eroberungskriege. §. 402. Nach Mazarins Tod ernannte Ludwig Xiv., in dem die könig- liche Allgewalt den höchsten Gipfel erreichte, keinen P remi ermin i sie r mehr, sondern umgab sich mit Männern, die nur seinen Willen vollzogen und kein höheres Ziel kannten, als des Königs Ruhm, Glanz und Ehre zu mehren und zu verbreiten. Bei der Wahl dieser Männer zeigte Ludwig Einsicht und Herr- schergaben. Sowohl seine Minister, besonders Colbert, der große Förderer der französischen Betriebsamkeit, des Fabrikwesens und des Handels, als seine Feldherren, Türenne, Conde, Luxembourg und der Festungsbauer Vauban, übertrafen an Talent, Kenntnissen und Geschicklichkeit die Staats- und Kriegsmänner aller andern Völker eben so sehr, wie Ludwig Xiv. selbst an Herrschergröße, gebieterischem Wesen und königlichem Anstand über alle Fürsten seiner Zeit hervorragte. Er bewirkte, daß das Zeitalterludwigs Xiv. als der Glanzpunkt in der französischen Geschichte dasteht, und daß der Hof von Versailles, wohin die königliche Residenz verlegt ward, als Muster des Geschmacks, der feinen Bildung, der vornehmen Lebensweise al- lenthalben gepriesen und bewundert wurde; da er aber nur auf Befriedi- gung seiner Eigenliebe, seiner Genußsu ch t, seines Stolzes und seiner Pracht- und Ruhmbegierd e bedacht war, so wurde seine Regierung das Grab der Freiheit, der Sittlichkeit, der Charakterfestigkeit und der männ- lichen Gesinnung. Hofgunst war das Ziel aller Bestrebungen, und Schmei- chelei der sicherste Weg, dieselbe zu erlangen; Tugend und Verdienst fanden wenig Anerkennung. §. 403. Ludwig Xiv. wünschte seinen Namen mit Kriegsruhm zu ver- herrlichen und sein Reich zu vergrößern. Er benutzte daher den Tod des spani- schen Königs Philipps Iv., um als Gemahl von'dessen Tochter Erbansprüche zu erheben und mit Heeresmacht in die spanischen Niederlande einzu- sallen. Durch den Dreimächtebund von England, Holland und Schweden wurde er zwar nach einem kurzen Feldzuge gezwungen, in dem Frieden von Aachen das Eroberte größtentheils wiederherauszugeben, doch blieben eine 7. Nor. 1689. i. März 1661. Spani- scher Krieg 1667— 1668. Mai 1668.
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