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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 125

1858 - Leipzig : Engelmann
125 Die Völkerwanderung. von Heristall (§. 184.), sie in der siebentägigen Schlacht von Tours und 732- Poitiers überwand und zur Rückkehr nach Spanien nöthigte. So wurde Karl Märtel der Retter des christlichen Germanenthums im Abendland. §. 195. Zwanzig Jahre nach Karl Martel's Sieg wurde die Herrschaft 752. der Omeijahden durch die Abbasiden gestürzt und ihr ganzes Geschlecht durch eine furchtbare Blutthat ausgerottet. Nur Abderrahman rettete sich nach Spanien, wo er in C 0 rd öv a ein unabhängiges Khalifat gründete. Die Ab- 7r>* basiden wählten das reiche, glänzende Bagdad zur Hauptstadt, wo Harun al Raschid, Karls des Großen Zeitgenosse, so ruhmvoll und kräftig regierte, daß sein Name noch lange in Erzählungen und Mährchen („Tausend und Eine Nacht") sortlebte. Aber durch die Bildung, die er und seine Nachkommen beför- derten und durch die Pracht und das Wohlleben in Bagdad ging allmählich die kriegerische Kraft unter, so daß die spätern Khalifen ein Spielball ihrer türki- sch e n L e i b w a ch e wurden, deren Anführer bald alle w e l t l i ch e M a ch t an sich rissen und den Nachfolgern des Propheten nur die ohnmächtige Würde eines geistlichen Oberhaupts ließen. §. 196. Spanien erfreute sich unter den Omeijahden einer hohen Blüthe. Volkreiche Städte erhoben sich; Gewerbe, Ackerbau und Viehzucht fan- den Pflege; Bergwerke wurden angelegt, reiche Dörfer, blühende Meierhöfe, prunkende Paläste (Alhambra) zeugten von dem Wohlstand des Landes; Künste und Wissenschaften wurden gefördert. Aber nach dem Erlöschen des 1038. omeijahdischen Geschlechts zerfiel die maurische Herrschaft in Spanien in ver- schiedene kleine Staaten, die den Christen im Norden allmählich erlagen. Diese hatten von Asturien aus ihr Gebiet durch glückliche Kriege erweitert, so daß mit der Zeit drei Königreiche: Castilien, Aragonien und Portugal gegrün- det wurden, die unabhängig neben einander bestanden und mit den Arabern des Südens heiße Kämpfe durchfochten. Diese Kämpfe erzeugten in dem christ- lichen Spanien einen ritterlichen Sinn, Glaubenseifer und Freiheitsstolz. Die Thaten der gottbegeisterten Streiter, besonders des großen Cid Campeador, wurden in Heldenliedern (Romanzen) der Nachwelt überliefert, und hielten im ' spanischen Adel Muth und Rittersinn lebendig. Zugleich blühte in den Städten bürgerliche Freiheit. Der von der vereinten Christenmacht bei Tolosa in der Sierra Morena erfochtene Sieg brach auf immer die Herrschaft der Mau- ren. Einige Jahrzehnte später erkannten sogar Cordova und Granada die 1212 Oberherrlichkeit Ferdinands von Castilien an und traten in das Verhältniß der Unterthänigkeit. §. 197. Wie in Spanien so blühten auch in allen übrigen von den Arabern bewohnten Ländern Künste und Wissenschaften fröhlich auf. Moscheen, Paläste und Gärten wurden in allen arabischen Städten angelegt; Gewerbfleiß und Handel schufen Reichthum, die Quelle der Bildung aber auch der Prachtliebe und Ver- weichlichung. Die Baukunst, Musik (Notensystem) und Ornamen- tenmalerei (Arabesken) blühten in den arabischen Hauptstädten. Wissen- schaften wurden gelehrt zu C ordova, Kahira, Bagdad, Salerno u. a. O., besonders Grammatik, Philosophie, Mathematik (Arabische Ziffern, Algebra), Sternkunde und A ft r 0 l 0 g i e, Naturwissen- schaften (Ch emie) und Mediein. Die Araber übersetzten die Schriften der Griechen, namentlich Aristoteles, Euklid es u. A. und pflegten die Dicht- Mutan- kunst. Die arabischen Dichter Antara, „ein Sänger und ein Held zugleich", Mutanabbi, dermakamen - („Novellen -") dichterhariri u. A. waren Hariri einst hochgefeierte Namen, und die persischen Dichter Firdusi, Verfasser des F^ust' berühmten Heldengedichts Schahnameh („Königsbuch"), so wie die Lyriker b i«»o.

2. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 157

1858 - Leipzig : Engelmann
Mittelalterliche Zustände. 157 ster Gottfried von Straß bürg. Die Zierde der deutschen Heldendichtung aber ist das Nibelungenlied, dessen Stoff aus der Völkerwanderung herrührt, das aber am Anfang des 13. Jahrh. von einem unbekannten Dichter in seine jetzige Gestalt gebracht wurde. Die Sagen vom „gehörnten" Helden Siegfried, der durch Verrath am Lindenbrunnen im Odenwald ermordet ward, die blutige Rache seiner treuen Gattin Chriemhilde von Worms und der Untergang des burgundischen Kö- nigshauses durch Dietrich von Bern im fernen Ungarland an Etzels (Attila's) Hof, bilden den Inhalt dieser großartigen Helvendichtung aus der deutschen Vorzeit. Auch das andere deutsche Volksepos „Gudrun", das die unerschütterliche Treue einer geraubten Braut unter Leiden und Trübsal zum Inhalte hat, rührt aus dieser Zeit. — Die lyrischen Dichter, die in Deutschland Minnesänger, in Frankreich Troubadours genannt wurden, machten die zarten Regungen des Herzens, die Gefühle der Liebe, vie Empfindungen und Stimmungen bei dem Wech- sel des Naturlebens zum Gegenstand ihrer Dichtungen, oder sie geißelten in satiri- schen Rügeliedern (Sirventes) den Verfall der Sitten und die Entartung der Geistlichkeit. In Deutschland war der berühmteste Minnedichter Walther von der Vogelweide, der am Hofe Hermanns von Thüringen lebte. Da- mals bildete die Wartburg bei Eisenach in Thüringen den Sammelplatz der berühmtesten und begabtesten Sänger. — Die größten Dichter des Mittelalters hat jedoch Italien aufzuweisen. Nachdem der strenge Ghibelline Dante Alig- hieri von Florenz (ff 1321) in seinem großen (epischen) Gedichte: die gött- liche Komödie, die italienische Dichtersprache geschaffen, führte Petrarca (ff 1374) in seinen Sonnetten an Laura dieselbe auf den Höhepunkt des Wohlklangs, während fein Zeitgenosse Boccaccio durch seine Erzählungen und Novellen (Decamerone) der Schöpfer der italienischen Prosasprache wurde. Dante's großartiges Gedicht, das aus drei Theilen: Hölle, Fegefeuer und Paradies besteht, trägt in feinen melodischen Versen die ganze Weisheit des Mittelalters, den ganzen Schatz der damals gewonnenen Wissenschaft, so daß man mit Recht davon sagte, Himmel und Erde hätten Hand an Dante's Gedicht gelegt. Petrarca's übrige Werke find lateinisch abgefaßt. Er wie Boccaccio hatten große Verdienste um Wiederbel ebung der alten Literatur und Bildung. 4) Im Mittelalter war die Kunst gänzlich im Dienste der Religion und alle Zweige derselben vereinigten sich in den erhabenen Domkirchen, wovon die älte- sten im byzantinischen Rundbvgenstyl, die jünger» im gothischen Spitzbogenstyl aufgeführt sind. Die Bauwerke im gothischen Styl, der im 13. und 14. Jahrhundert zu seiner völligen Ausbildung kam, haben einen leich- ten, freien, luftigen Charakter und streben nach Oben, wie der Glaube, der sie her- vorgerufen. Die Hauptzierde derselben besteht in den schlanken Thürmen, deren Spitze eine majestätische Blume in Kreuzesform bildet, welche, ihre Blätter gegen den Himmel emporbreitend, auf das Ziel deutet, das die menschliche Sehnsucht nicht zu erreichen vermag. Der Grundriß trägt die Figur des Kreuzes; das Halbdun- kel, das durch die b emalten Fenster bewirkt wird, füllt die Seele des Betenden mit den Schauern der Ehrfurcht vor der Nähe des Allmächtigen. Die Domkirchen bestehen aus einem etwas erhöhten Chor, das nur der Geistliche betritt und wo sich der Hochaltar befindet, aus einem Mittelschiff mit höherer Decke und aus zwei durch luftige Säulen getrennten Seitenschiffen. — Auch die übrigen Künste, Sculptur, Musik, Malerei standen im Dienste der Kirche. Die Bild- und Steinhauerwerke, die das Schwerfällige und Mühselige der Maurerarbeit verbergen sollten, waren mit der Architectur auf's Innigste verbun- den; sie pnd nur als Theile der großen Idee, die der gothischen Bauart zum Grunde liegt, zu betrachten; die Bildnisse von Christus und seinen Jüngern und Angehö- Die heiligen Künste.,

3. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 183

1858 - Leipzig : Engelmann
Italien. 183 Medici als Herzog über die gedemüthigte Republik. Zwar wurde Alexander nach siebenjähriger Tyrannei von dem Volke ermordet, aber das Haus Me- dici blieb doch im Besitze der Herrschaft. Unter den vielen Künstlern und Schriftstellern, die um diese Zeit in Florenz lebten, sind Michelangelo Buona- rotti, als Baumeister, Bildhauer und Maler gleich ausgezeichnet, und iw- der geistreiche Staatsmann Macchiavelli, der Verfasser des Buchs „der Fürst", der „Geschichte von Florenz" und der „Gespräche über Titus Livius" die berühmtesten Namen (§. 370). §. 290. Während Des Aufenthalts der Päpste in Avignon (§. 255.) herrschte im Kirchenstaat Rom Gewaltthat und Gesetzlosigkeit, herbeigeführt durch die blutigen Familiensehden der Colonna und Orsini. Dies brachte den für das alte Rom begeisterten Cola Rienzi (Nicolaus Laurentius) auf den Gedanken, durch Wiederherstellung der republikanischen Verfassung dem Staat die Ruhe und die alte Größe zurückzugeben. Seine feurige Beredsam- keit riß die Römer hin. Sie errichteten eine neue Republik Rom, erhoben den Volksredner zum Tribun und trieben die Edelleute aus ihren Mauern. Aber Rienzi's glänzende Rolle war bald ausgespielt. Hoffahrt und Eitelkeit »347. bethörten ihn; Steuerdruck raubte ihm die Volksgunst; dadurch gelang es sei- nen Gegnern ihn zu stürzen und zur Flucht zu zwingen. Zwar kehrte er nach einigen Jahren zurück, aber nur, um bald nachher bei einem Volkstumult sei- nen Untergang zu finden. — Nach Beilegung der kirchlichen Spaltung 1354. (h.203.) waren einige ausgezeichnete Päpste bemüht, die Wunden des Staats und der Kirche zu heilen. Unter diesen sind besonders zu erwähnen Nico lausv.,«. 1450. der Begründer der vaticanischen Bibliothek, und der als geistreicher und vielseitiger Schriftsteller bekannte Pius Ii. (Aeneas Sylvius §. 266.), c. mo. beide Beförderer der Bildung und Wissenschaft. Dagegen gab Alexander Vi.c. 1500. (Borgia) durch seinen gottvergessenen Wandel der ganzen Christenheit Aer- gerniß und seine Familie (besonders Cäsar und Lucrezia Borgia) beging schauderhafte Frevelthaten. Alexanders Nachfolger Julius Ii. besaß zwar einen c 1310 großartigen Sinn, aber seine Neigung zum Krieg stand mit seiner geistlichen Würde allzusehr in Widerspruch. Er zog selbst ins Feld und erweiterte den Kirchenstaat durch Beifügung von B ologna, Ancona, Ferra ra und an- Lei, x. dern Städten und Landschaften. Leo X., des Mediceers Lorenzo Hochgebilde- + i-®«i- ter Sohn, vereinigte im Vati can allen Glanz der Kunst und Bildung als ein Erbtheil seines Hauses. Allein über den klassischen Schriften des griechi- schen und römischen Heidenthums verlor er die Kirchenlehre und die Achtung vor dem Evangelium aus dem Auge und doch besteuerte er durch den Ablaß- handel den frommen Glauben der Völker, um den Prachtbau der Peters- kirche bestreiten und Künstler mit freigebiger Hand belohnen zu können. Der Npbael „göttliche" Maler Raphael war die Zierde seines Hofs. — In Ferrara re- Ys- gierte im 15. Jahrhundert die jüngere Linie des Hauses Este, die sich durch m . Bildung und Beförderung der Künste und Wissenschaften nicht minder aus- 1474— zeichnete als die Mediceer. Ariosto, der Dichter des „rasenden Roland" und Torquato Tasso, der Sänger des „befreiten Jerusalem", zierten 1-1595. den herzoglichen Hof von Ferrara. §. 291. In Neapel, das seit dem Sturze der Hohenstaufen (§. 239. 240.) päpstliches Lehen war, regierten die Nachkommen Karls von Anjou. An ihnen fand die guelfische Sache eben so eifrige Vertheidiger, wie die ghi-^isa- bellinische an den Königen von Sicilien aus dem aragonischen Für- Í3s2. ftenhause. Zwei lasterhafte Königinnen Johanna I. und Johanna Ii. füllten das Reich mit Gräuelthaten, Krieg und Verwirrung. Die letztere er- —1435.

4. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 266

1858 - Leipzig : Engelmann
266 Die neue Zeit. höhten den Glanz und Ruhm des großen Ludwig. Die feine Geselligkeit, der gebil- dete Ton, die leichten Manieren des Adels und der Hofleute besiegten Europa weiter und dauernder als die Waffen der Heere. Französische Moden, Sprache und Litera- tur wurden von dem an in allen Kreisen der höhern Gesellschaft herrschend. Die Gründung der französischen Akademie durch Richelieu hatte die Folge, daß die französische Sprache, der Styl, und die schriftstellerische Form ausgebildet wurden, ein Vorzug, welcher der Verbreitung der Literatur sehr förderlich war. Die für den geselligen Verkehr, für die mündliche Unterhaltung, wie für Briefe be- sonders ausgebildete Sprache blieb fortan die Sprache der Diplomatie, der Höfe und der hohern Gesellschaft; und wenn gleich den literarischen Erzeugnissen Kraft, Schwung und Natur abgeht, die Glätte der Form, die Leichtigkeit und Gewandtheit des Styls verschafften dem französischen Geschmack die Herrschaft in Europa und bestärkten die Franzosen in dem selbstgefälligen Dünkel, daß sie das gebildetste Volk Cvrneille fam. Die dramatische Dichtkunst erreichte zu Ludwigs Zeit ihren Höhepunkt Racine' *n deter Corneille, dessen „Cid" als Grund und Anfang der klassischen Büh- -i-1699. nendichtung gilt, in I. Racine, der in seiner Iphigenie und Phädra mit ii°G73 ^uripides zu wetteifern wagte und in dem talentvollen Komödiendichter Molie re, Bmlemi dessen Tartüffe, Geizhals, Menschenfeind u. a. den tiefen Kenner der fi7ii. menschlichen Natur in ihrer Verirrung beurkunden. Boileau (Despreaur), ein gewandter Verskünstler, wurde wegen seiner Oden und Satiren als franzö- ^ sischer Horaz gepriesen; Lafontaine's Fabeln und Erzählungen sind noch + 1694. jetzt als Schul- und Kinderbuch in allen Familien bekannt und die Abenteuer + 1716" Telemachs vom Bischof Fenelon sind in alle europäischen Sprachen übersetzt Bossuet un^ haben eine unglaubliche Verbreitung. Zugleich wurde durch den Bischof + 1704. Bossuet und andere geistliche Redner die Kanzelberedsamkeit, durch den Hugenotten Bcihl« Bayle die Philosophie des Zweifels (Skepticismus) und durch die Religionspartei + 1706. Jans enisten, in ihrem Kampfe gegen die Jesuiten und deren gefährliche Sitt- lichkeitslehre, die Literatur der Streitkunst mit Vernunftgründen (Polemik) ausge- Pascal hildet. In dieser letzten Gattung stehen die Briefe aus der Provinz von + 1662. Pascal oben an., §. 409. Aber wie sehr auch Schmeichler das Zeitalter Ludwigs Xiv. preisen mögen, einen Schandfleck, die V er so lg u ng der Hu g en ot t e n, können sie nicht vertilgen. Der französische König glaubte, daß mit einer vollendeten Monarchie E in heit d er Kir ch e unzertrennlich wäre. Darum bedrückte er die Jan sen isten, eine katholische Partei, die zuerst gegen die Jesuiten, dann gegen das kirchliche Oberhaupt selbst ankämpften, und zwang durch die härtesten Verfolgungen die Cal- vinisten theils zur Flucht theils zur Rückkehr in den Schooß der katholischen Kirche. Lange Hintertrieb Colbert, der die Hugenotten als betriebsame, gewerbthätige Bürger schätzte, gewaltsame Maßregeln; aber die Einflüsterungen des königl. Beicht- vaters La Chaise, der Bekehrungseifer der frömmelnden Frau von M ainten on, die zuerst Erzieherin am Hof, dann Ludwigs angetraute Gemahlin war, und der harte Sinn des Kriegsministers Louvois trugen endlich den Sieg über Colberts Rathschläge davon. Eine lange Reihe drückender Maßregeln gegen die Hugenotten bereitete den Hauptschlag vor. Man verminderte die Zahl ihrerkirchen und beschränkte den Gottesdienst auf wenige Hauptorte. Ludwigs Anfälle von Reue und Andacht wurden stets die Quelle neuer Drangsale für die calvinischen Ketzer, durch deren Bekehrung er seine Sünden zu sühnen hoffte. Man schloß sie allmählich von Aem- tern und Würden, von Gemeindestellen und Zunftrechten aus und begünstigte die Bekehrten, dadurch wurden die Ehrgeizigen verlockt; die Armen suchte man durch Geld zu gewinnen, das aus des Königs Bekehrungskassc und aus den milden Gaben vornehmer Frommen floß, und durch die Verfügung, daß der Uebertritt

5. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 288

1858 - Leipzig : Engelmann
288 Die neue Zeit. 1788. 1788. Klopstock 1724— 1803. Lessing 1729— 1781. Winckel- 1717— 1768. Herder 1744— 1803. Rußlands und Frankreichs, die Kaiserin Maria Theresia, welche an der Neue- rungssucht ihres Sohnes kein Gefallen hatte, zu dem Frieden von T eschen zu bewegen, worin dem pfälzischen Hause Bayern, dem östreichischen das I n nv i e r t e l mit Braunau und dem preußischen die Erbfolge in der Mark- grafschaft Anspach und Bayreuth zugesichert ward. — Nach dem Tode Maria Theresia's machte der über diesen Ausgang ungehaltene Kaiser einen zweiten Versuch, Bayern an sich zu bringen, indem er die östreichischen Niederlande (Belgien) als bürg u irdisch es Königreich dagegen aus- taufchen wollte. Auch dazu ließ sich Karl Theodor bewegen. Nun suchte aber Friedrich Ii. durch Stiftung des Fürstenbundes, dem allmählich die meisten Fürsten Deutschlands beitraten, auch diesen Plan zu Hintertreiben und dem Pfälzer Hause die Erbfolge in Bayern zu sichern. Der Fürstenbund hob in demselben Grade die Macht und Bedeutung des preußischen Königs, wie er das kaiserliche Ansehen vollends untergrub. So wurden die Bande, die das deutsche Reich umschlossen, immer mehr gelockert. Jeder Fürst strebte nach selbständiger, unbeschränkter Macht; jeder bildete einen kleinen Hof, wo in Pracht und Verschwendung, in Sitten und Moden, in Sprache, Literatur und Kunst der Hof in Versailles als Vorbild diente. ll) Das geistige Volksleben in Deutschland. §. 449. So nachtheilig diese Zerstückelung Deutschlands für die äußere Macht und Große war, so vortheilhaft war sie für das Aufblühen der Künste und Wis- senschaften. Viele Fürsten waren Gönner und Förderer der Literatur und Bil- dung; sie suchten bedeutende Männer in ihre Haupt- und Universitätsstädte zu ziehen und munterten Dichter und Gelehrte durch Belohnungen und Auszeichnung zu groß- ßen Werken auf. So kam es, daß in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wo Deutschlands politische und kriegerische Bedeutung ganz dahin war, die Literatur, die Dichtkunst, die Wissenschaft und das ganze geistige Leben einen mächtigen Auf- schwung nahm und einen Höhegrad der Bildung schuf, wie er in der neuern Ge- schichte kaum seines Gleichen hatte. Besonders blühte die Dichtkunst. Friedr. Gottl. Klopstock weckte durch sein großes Heldengedicht, die Messiade, so wie durch seine Oden und Bardieten christliche Gesühlswärme und vaterländischen Freiheitsstnn im Volke; seine ernste und feierliche Dichtersprache und seine Vers- maße ohne Reim bildete er den Alten nach. Gotthold Ephraim Lessi n g , der große Denker und Kritiker, enthüllte zuerst in seiner Hamburger Dramatur- gie die Schwächen der französischen Theaterliteratur und zeigte durch seine eigenen Bühnenstücke (Minna von Barn Helm, Emilie Galotti, Nathan der Weise) den Weg, auf dem man zu einer ächten dramatischen Poesie gelangen könne; zugleich öffnete er in seinem Laokoon den Denkenden die Augen über das Wesen der Dichtkunst und der bildenden Kunst, deren Verständniß gleichzeitig durch Jo- hann Winckelmann auf einem andern Wege erschlossen ward; und in seinen merkwürdigen Streitschriften gegen den Pastor Welch. Göze von Hamburg über die Wolfenbütteler Fragmente beurkundete er eine Kraft der Sprache und eine Klarheit der Beweisführung, die in Erstaunen setzt. — Auf seinen Schul- tern steht der dichterische, geistreiche Joh. Gottfried Herder, der auf den Ur- sprung der Sprache und Poesie zurückging, mit feinem Sinn die Schönheiten der morgen ländischen Naturdichtung („Vom Geiste der hebräischen Poesie"; „Palmb lätter" u. a. W.) und den tiefen Gehalt des kunstlosen Volksgesangs bei den verschiedenen Völkern enthüllte (im „Cid", „Stimmen der Völker in Liedern" u. a.) und durch seine Ideen zur Philosophie der Geschichte

6. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 376

1858 - Leipzig : Engelmann
376 Neueste Geschichte. Raumer folgte in der „Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit" derselben Rich- tung. Die Romantiker hoben die Dichtkunst und die gesammte Literatur auf einen höhern Standpunkt, verliehen ihr Adel und Würde und weckten Sinn und Liebe für die schönen Künste; dagegen stellten sie in Bezug auf öffentliche Sittlichkeit, ehrsame Lebensweise und religiöse Ueberzeugungstreue verderbliche Beispiele auf. Ein 2h Kör- ungebundenes und unstetes Wander- und Reiseleben, dem sich die meisten zwanglos net 1791 Hingaben, beförderte die sinnlichen Neigungen und Lüsternheit; und durch ihre Hin- Neigung zur römisch-katholischen Kirche, zu der mehrere öffentlich übertraten, wie geb.i-s" Friedr» Sch legel, Adam Müller, Zach. Werner, gaben sie ihren protestanti- A.i7ss. Glaubensgenossen gerechtes Aergerniß. — Unbeirrt von den Romantikern und Zsckvkke auf Schillers Bahn fortschreitend oder in dieselbe einlenkend, dichteten Theodor 7sis. Körner, Ludw. Uhland, Moriz Arndt, H. Zschokke, Seume u. A., 1763— "Nd auch der Lyriker und Dramatiker in Aristophanes' Geist, August v. Platen is’io. („der romantische Oedipus," „die verhängnißvolle Gabel") huldigte dem Geiste des ^96— Fortschritts. Die Partei der Liberalen und die große Masse des deutschen Volks er- «833. götzte sich mehranden freiem, wenn auch weniger schwunghaftendichtungenderletztern. §. 556. b. Ausland. Die deutsche Romantik blieb nicht ohne Einfluß auf das Ausland. Während sie aber in der Heimath sich der Gegenwart entfrem- dete, den Blick des Volkes in ferne Länder und entschwundene Zeiten führte und ein gnfu neues Weltbürgerthum begründete, diente sie in Italien, Frankreich und 172«— England zur Erweckung nationaler Gefühle und förderte die vaterländischen Be- Mitmi strebungen. In Italien stellte sich die Poesie die hohe Aufgabe, die Nation aus 1729— per Versunkenheit und Erschlaffung emporzuheben, in der sie sich Jahrhunderte lang Pinve- befunden, und zur Erkenntniß ihrer Erniedrigung und zum Selbstvertrauen zu 1731*— bringen. Dazu wählte sie bald die Satire, wie bei Casti („die redenden Thiere") «812. und Pa rin i („der Tag"), um durch Verspottung der bestehenden Zustände den 1773— Smn für das Bessere und Höhere zu wecken; bald erging sie sich, wie bei Hipp. «827. Pindemonte („lyrische Gedichte und Episteln"), bei Foseolo („die Gräber", r798-î „Briefe zweier Liebenden"); bei Leopardi („Lanto anjtalien"; „an Angelo Mai") «837. u. A. in elegischer Lyrik und wehmüthiger Klage über die traurige Lage des Vater- geb.1783. lands ; bald führte sie, wie bei Nie coli ni („Johann v. Procida"; „Arnold v. Suvio Brescia" u. a. m.) und Silvio Pellico („Francesca v. Rimini" u.a.), dem Ver- «789— fasser der elegischen Schilderung seiner Gefängnißleiden („le mio prigioni“), in va- ¿fonti terländischen Dramen die große Vergangenheit den Zeitgenossen vor die Seele. 1734— Auch Monti, ein Mann von wandelbarer Gesinnung („Aristodemo" u. a.), und Maroni Manzoni („geistliche Lieder"; „Adelgis"; „die Verlobten", ein historischer Ro- gcb.«784. man), der gepriesenste Dichter der Gegenwart, konnten sich dieser Zeitrichtung nicht ganz entziehen. In Schottland und England hatte die Romantik zunächst die Folge, daß man die einheimischen Balladen und Volksdichtungen sammelte und dann, angeregt von der Tiefe, Innigkeit und Einfachheit derselben, in Romanen und ge- schichtlichen Schilderungen das Leben der Vorzeit in allen seinen Erscheinungen zur Anschauung zu bringen oder in kunstlosen Naturdichtungen und Nationalgesängen die Volkspoesie von Neuem zu beleben suchte. In dem sinnigen, gesangreichen Schott- 1^39— land haben durch diese Bestrebungen zwei Dichter großen Ruhm erlangt, dernatur- «796. dichter Robert Burns, ein armer Bauer, dessen weitverbreitete „Gedichte" echte îot? Naturlaute voll Wärme, Klarheit und Empfindung sind; und der vielseitige mit 1771— fruchtbarer Schöpferkraft begabte Walter Scott von Edinburg, der theils alte 1832- Volksballaden seines Heimathlandes sammelte, theils in ep i sch en Erz ä h lun - gen („die Jungfrau vom See"; „Marmion" u. a.) und in Romanen („Waver- ley"; „Jvanhoe"; „Woodstock" u. v. a.) geschichtliche Stoffe durch freie Ausmalung der Sitten, Gebräuche, Lebenseinrichtungen und Landesnatur und durch treffende

7. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 378

1858 - Leipzig : Engelmann
378 Neueste Geschichte. L-brun Sänger der schwermüthigen Elegie „die junge Gefangene", starb als Opfer der repu- Ysov blikanischen Schreckensherrschaft auf der Guillotine. Den mächtigsten Stoß erfuhr Mà I. aber die klassische Literatur Frankreichs durch die neurom an tische Poesie, 1764- welche Frau von Staël, die Tochter Neckers (§. 473. ff.) begründete, Chateau- briand und Lamartinemit religiöser Sentimentalität bereicherten und Victor Chêà Hugo u. A. ins Uebermaß steigerten. Im Umgang mit A. W. Schlegel und andern romantischen Dichtern hat Frau von Staël während ihrer Flucht und Frau v. Verbannung aus Paris sich mit deutscher Literatur und deutschem Wcsen vertraut Nà gemacht, wie ihr berühmtes Buch „über Deutschland" beweist, und dann in 1766— ihren poetischen Romanen „Delphine" und „Corinne" die romantischen Ideen 3817 und Gefühle in ein reizendes Gewand gekleidet und mit ihren Reiseeindrücken geist- îriand"'reich und anmuthig verflochten. Chateaubriand hat während der französischen 1769— Schreckenszeit in den Wäldern und Wüsten Nordamerikas Liebe und Begeisterung für religiöses Naturleben eingesogen und später diesen Gefühlen in den beiden idyl- lischen Erzählungen „Rene" und „Atala" Worte und Ausdruck gegeben. Nach dem 18. Brumaire mit Fontanes, dem rhetorischen Dichter und Redekünstler, nach Frankreich zurückgekehrt, trug er durch sein großes Werk „Genius d e s C hri- fle nth ums", dem jene beiden Erzählungen einverleibt wurden, wesentlich zum Abschluß des Concordats (§. 504.) und zur Wiederbelebung des kirchlichen und re- ligiösen Sinnes in seinem Vaterlande bei. Nach der Ermordung des Herzogs von Enghien (§. 505.) verließ er Frankreich und unternahm und beschrieb eine „Pil- gerfahrtnach Jerusale m", als deren Frucht die epische Dichtung „d i e M ä r - tyrer" zu betrachten ist, in welcher die Vorzüge des Christcnthums vor dem grie- chischen Heidenthum in glänzenden Zügen aber mit vieler Uebertreibung und Par- teilichkeit dargestellt sind. Als mit der Restauration Chateaubriands religiöse und politische Ansichten den Sieg erlangten, ging für den Dichter das goldene Zeitalter an. Er wurde Minister, Gesandter an verschiedenen Höfen, Theilnehmer am Con- greß von Verona und Vertheidiger der legitimen Königsmacht. — Sein Geistes- Lamartinegenösse Alphonse de Lamartine stimmte zuerst in seinen „poetischen Betrachlun- geb.1792. gen" und „religiösen und poetischen Harmonien" den schwärmerischen, elegischen Ton religiöser Lyrik und gefühlvoller Naturschilderung an, der damals bei dem empfind- samen Geschlechte so großen Anklang fand. Später unternahm er eine Reise nach Syrien und Palästina, die er anziehend beschrieben hat und dichtete dann seine Leiden größern Werke „Jocelyn" und „Fall eines Engels". Als Abgeordneter der zweiten Kammer entsagte Lamartine allmählich seinen legitimistischen Ansichten und wurde Vorkämpfer des humanitarischen Idealismus und des demokratischen Welt- bürgerthums. In dieser Gesinnung verfaßte er die rhetorisch und poetisch ausge- schmückte „Geschich te der Girondisten", wodurch er sich die Volksgunst in solchem Grade gewann, daß er in den stürmischen Tagen des Jahrs 1848 vorzugs- weise geeignet schien, den schäumenden Wogen der Revolution Einhalt zu gebieten. — Victor Hugo hat sich als Lyriker, Dramatiker und Romanschrift- qeb.° stell er einen Namen gemacht, doch ist er in der ersten Gattung am ausgezeichnet- 1802. jjen. Sàx „Oden"; „Balladen"; „Orientalen"; „Herbstblätter"; „innere Stim- men" u. a. beurkunden einen richtigen Blick in das Seelenleben der Menschen und eine gemüthliche Empfänglichkeit für alle Empfindungen und Stimmungen des Her- zens. Als Dramatiker ist V. Hugo übertrieben und unnatürlich und verletzt nicht selten die Gesetze der Schönheit und des Geschmacks. Im Streben, die Regeln der klassischen Schule zu vernichten, gerieth er ins Wilde, ins Gräuelhafte und Ent- setzenerregende. Die bekanntesten unter seinen Dramen sind „Cromwell"; „Hernani"; „Lucrece Borgia"; „der König amüsirt sich"; „Marion Delorme" u. a. Nach der Februarrevolution als eifriger Fürsprecher republikanischer Ideen in die National- versammlung gewählt, hat er sich durch seine Opposition gegen die Herrscherpläne

8. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 379

1858 - Leipzig : Engelmann
379 Die Julirevolution und ihre Folgen. Louis Napoleons den Zorn desselben zugezogen, daher er nach dem Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 zur Flucht genöthigt wurde und seitdem in der Verbannung — Im Gegensatz zu der romantischen Poesie, die anfangs dem Royalismus mit dem Grundsatz „Thron und Altar" als Stütze diente, gab sich bald auch in der Literatur eine liberale Opposition kund, welche besonders in den politischen Satiren des Hellenisten Paul Louis Courier und in den volksthümlichen Gesängen des Liederdichters Be r anger eine mächtige Wirkung auf die öffentliche Meinung hatte. Courier Der Letztere ist der echte Ausdruck des französischen Nationalcharakters in seiner ed- Ysyst lern Erscheinung; heiter, lebensfroh und leichten Sinnes, dabei liebenswürdig, Boranger gutartig und beseelt von Liebe zu Freiheit und Vaterland. Bekannt mit den Ge- Vss-tt fühlen und Stimmungen des Volks, aus dessen Reihen er hervorgegangen und des- sen Sprecher und Tröster er war, traf er in seinen Gedichten den einfachen, natür- lichen Ton, der zu Herzen ging, weil er von Herzen kam. — Mit der Julirevolution fand dieser literarische Liberalismus sein Ende. Dafür trat in dem socialen Sit- ten- oder Tendenzroman eine Macht ins Feld, die nicht blos Königthum und Hierarchie bekämpfte, sondern alle auf Gesetz, Herkommen und uralter Ueber- einkunft beruhenden staatlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen an- @£L,rge focht und untergrub. In dieser Literaturgattung ist die unter dem Namen George Sand Sand bekannte Marquise vondudevant die begabteste und verlockendste Wortführerin. ,8«4. 8. Die pariser Julirevolution und ihre Folgen. §. 557. Ohne Rücksicht auf die öffentliche Meinung schritt Karl X. auf der Bahn der Reaction fort. Das liberale Ministerium Martignac (seit Jan. 1828) mußte einem ultraroyalistischen unter Polignae's Vorsitz wei- chen, und als die Kammer in der Eröffnungsadresse ihr Mißfallen über die , Politik der Regierung zu erkennen gab, erfolgte deren Auflösung und eine 8j$»9á neue Wahl. Umsonst! Die Männer der Opposition erschienen in verstärkter Zahl und bestätigten somit das Mißtrauen desvolks in das neue Ministerium. Karl X. ließ sich nicht belehren. Er hoffte vergebens, der Kriegsruhm, womit i«. Mai die französischen Truppen sich zu derselben Zeit in Afrika bedeckten, wo sie zur 1s3°- Rache für die Beschimpfungen, die derdey von Algier den Schiffen und dem Cónsul Frankreichs zugefügt, dessen Hauptstadt eroberten und die französische Fahne auf den Zinnen der alten Räuberstadt aufpflanzten, würde in der Nation 5- Sutf. eine günstigere Stimmung erzeugen. Kaum brachte der Moniteur die berühm-26. Juli, ten drei Ordonnanzen, wodurch die Preßfreiheit suspendirt, die neue Kam-28. Juli, mer aufgelöst und die Wahlordnung zur nächsten willkürlich abgeändert wur-29. 3»«. den, so brach die Julirevolution aus, durch welche sich das Volk nach einem »v. Juli, dreitägigen heldenmüthigen Kampfe Befreiung von dem bourbonischen Königs- Hause und der Priesterherrschaft erstritt. Die in Paris anwesenden Deputirten errichteten am 29. Juli während des heftigsten Straßenkampfes eine provi- sorische Regierung, an welcher der Bankier Lafitte, Casimirpe- rier, Odillon Barrot u.a. Theil nahmen, bis die constitutionellepartei über die republikanische siegte und Louis Philipp, Herzogvonorleans, zum Statt halt er (Reichsverweser) ernannt wurde. Zu spät erbot sich Karl X. zur Rücknahme der verhaßten Ordonnanzen und zur Einberufung eines po- pulären Ministeriums; er mußte mit seiner Familie zum dritten Male in die Fremde wandern, indeß sein kluger Verwandter Louis Philipp, nachdem er das in der Eile revivirte Staatsgrundgesetz (Charte) beschworen, als König d er Franz osen den Thron bestieg. Die Wiederherstellung der National- farben und die Wiedererrichtung der Nati onalgarde unter Lafayette's Oberbefehl bezeichneten den Anfang des neuen vom Volke geschaffenen Bür- gerkönigthums. Karl X. starb im Jahre 1836 zu Görz in der Verbannung.

9. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 54

1858 - Leipzig : Engelmann
54 Geschichte der alten Welt. Aristo- phcmes c. 423. Plato 429— 348. •gerobot c. 450. Thucybi- ' des c. 430. len fanden, wendet häufig kunstgerechte Reden, Sprüche und Gemeinplätze an, wie sie die damaligen Philosophen im Munde führten, und sucht die Zuschauer durch Jammerscenen und Wehklagen zu rühren. Die schöpferische Kraft und das wahre Gefühl seiner Vorgänger ersetzt er durch Empfindsamkeit und durch glatte und zierliche Sprache. — Euripides' Zeitgenosse, der Athener Aristophäneö, brachte die Komödie (Lustspiel) zur Vollendung. Seine Stücke, worin er den Gebrechen seiner Zeit die Tugenden der früher» Geschlechter entgegenhält, hatten um so größere Wirkung, da oft lebende Personen mit Namen aufgeführt und so deut- lich gezeichnet waren, daß sie Niemand verkennen konnte. So verspottete er in den „Fröschen" und in einem andern Stücke den Euripides mit seinen rührenden em- pfindsamen Tragödien; in den „Wolken" machte er unter dem Namen des So- krates die Sophisten, die den Volksglauben untergruben, lächerlich; und in den „Rittern" wagte er sich sogar an den mächtigen Klcon und die selbstsüchtigen Demagogen. — Der dem griechischen Drama eigenthümliche Chor spricht in ru- higen lyrischen Gesängen seine inner» Empfindungen und Betrachtungen über das, was auf der Bühne vorgeht, aus. „Er verläßt den engen Kreis der Handlung, um sich über Vergangenes und Künftiges, über ferne Zeiten und Völker, über das Menschliche überhaupt zu verbreiten, um die großen Resultate des Lebens zu ziehen und die Lehren der Weisheit auszusprechen." Um einen Chorführer geschaart, sprach der Chor vor der Bühne (in der Orchestra) in rhythmischen Bewegungen und unter Begleitung von Musik die Gefühle und Eindrücke aus, welche die vor ihren Augen sich entwickelnde Handlung auf die Zuschauer hervorbringen mußte. •— Die herrlichen Theater, die allenthalben errichtet wurden und Prachtwerke der Baukunst waren, trugen viel zur Hebung der dramatischen Kunst bei. Ein reicher Bürger konnte sich bei dem athenischen Volke durch nichts mehr in Gunst setzen, als wenn er auf eigene Kosten ein Theaterstück zur Aufführung bringen ließ. h. 72. Um dieselbe Zeit erreichte auch die Prosaliteratur der Griechen ihre höchste Ausbildung. In Plato's Gesprächen (§. 65.) sind die erhabenen Ge- danken eines reichen schöpferischen Geistes in die schönste Sprache und Darstellung gekleidet. Herodot aus Halikarnaß gilt als Vater der Geschichte. Erbe- schrieb in treuherziger, redseliger Sprache die Kämpfe der Griechen mit den Persern, schaltete aber dabei gelegentlich auch die ältere Geschichte der morgen- ländischen und griechischen Völker ein, wobei freilich manches Fabelhafte, das er den Erzählungen der Priester nachschrieb, mit unterlief. Auf großen Reisen hatte er die meisten Länder, deren Geschichte er mittheilt, durch eigene Anschauung kennen gelernt. Sein Werk ist für dasvolk geschrieben, daher die Sprache einfach und herzlich; er zeigt, wie die Freiheitslicbe, die verständige Ordnung und die Genüg- samkeit der Griechen über den Knechtsstnn, die ungeordnete Masse und das Schau- gepränge der Asiaten den Steg davon trug. Ueberall begegnet man der religiösen Ansicht, daß die Geschichte nur das Ergebniß einer höhern Weltordnung sei und daß die Gottheit dem Schwachen und Demüthigen Stärke verleihe, den Vermesse- nen und Uebermüthigen dagegen zu Falle bringe. — Herodots Geschichtsbücher feuerten, wie die Sage meldet, den vaterländischgesinnten Athener Thucydijdeö zur Nacheiferung an. Dieser wurde zur Zeit der Schlacht von Amphipölis (§. 60.) wegen verspäteter Ankunft aus seiner Vaterstadt verwiesen und widmete die Jahre seiner Verbannung der Abfassung der Geschichte des peloponne- sischen Krieges. Seine „sinnschwere" Sprache und die Tiefe seiner Gedanken machen das Werk nur den Gebildeten verständlich. Während bei Herodot eine epi- sche Ruhe und Breite waltet, erscheint bei Thucydides Alles in dramatischer Leben- digkeit. Es war dem großen Geschichtschreiber vergönnt, sein Werk, das mit dem 21. Jahr des peloponnesischen Krieges schließt, ganz zu Ende zu führen. Er soll

10. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 98

1858 - Leipzig : Engelmann
98 Geschichte der alten Welt. er habe ein ziegelsteinernes Rom angetroffen und chinterlaffe ein marmornes. Der Tempel, den Agrippa allen Göttern weihte (Pantheon), ist noch jetzt eine der schönsten Zierden der ewigen Stadt. Augustus und seine Freunde Mäcenas, Poll io u. A. waren Beförderer der Kunst und Literatur und Gönner der Dichter und Schriftsteller. Auf dem palatiuischen Berge wurde die erste öffentliche Bibliothek angelegt; der Bürgerstand, der nun nicht mehr in den Krieg zog und die Leitung der Staatsgeschäfte dem Kai- ser und seinen Rathen und Amtleuten überließ, widmete sein Muße dem Le- sen und Schreiben und ging von der That zum Wort, vom Handeln zum Denken über; dadurch verbreitete sich schnell feine Bildung (Urbanität) über alle Stände. Dirgiuus §. 149. Die römische Literatur. Unter den Dichtern, die Augusts ' Zeitalter zierten, nehmen V l rg i l i u s, H oratius und Ovidius den ersten Rang ein. Virgilius verfaßte die Aen eide, ein Heldengedicht nach Homers Vor- bild (§. 38.), Hirtengedichte und ein Lehrgedicht über den Landbau; Ho- ratius, dem sein Gönner Mäcenas ein Gütchen im Sabinerlande schenkte, schrieb 'Oben, Satiren und humoristische Briefe, worin er mit Witz und An- muth seine heitern Lebensansichten ausspricht. Genügsamen Sinnes zog er ein freies unabhängiges Leben unter beschränkten Verhältnissen und bescheidenen Genüssen dem -?7n°Ch ^^nz der großen Welt vor. Ovidius, der talentvolle Verfasser der mythologischen 'Erzählungen (Metamorphosen) wurde von Augustus in das rauhe Steppen- land am schwarzen Meer verbannt, wo er poetische Klag-Brlese (Tristia) nach der fernen Heimath schrieb. Außerdem machte er das reiche Gebiet der Liebe zum Gegenstand zahlreicher (elegischer) Dichtungen. Neben ihnen haben sich noch vie E leg i en d i ch t er C a t ul l u s, T i b u l lu s , P rop er tiu s und der begabte Dich- Lu^rctius ter L U cr e t i u s E a r us, der in seinem Lehrgedicht „von d e r N a t u r der Dinge" e.8«v.c. vie philosophischen Ansichten Epikurs (§. 91.) poetisch dargestellt hat, großen Ruhm erworben. Auch der Verfasser der bekannten Fab eln, Phädrus, ein thraci- scher Sclave, dem Augustus die Freiheit geschenkt, lebte um diese Zeit. — Unter den Geschichtschreibern sind am berühmtesten: Sallustius, der in dem 'stiu/' I u g u r t h i n i s ch e n und C a l i l i n a r i sch e n K r i e g ein treues aber schreckliches c.;>ob.(S. Bild von jener emarteten Zeit entwirft; Titus L iv ins, der Erzieher eines der àt- àkel des Augustus, schrieb in 142 Büchern (von denen aber nur 35 erhalten sind) 17n.ehr. eine vollständige Geschichte Roms; von seinem Zeitgenossen Cornelius Re- pos besitzen wir Lebensbeschreibungen (Biographien) ausgezeichneter Männer. Irr Kunst und Literatur nahmen die Römer die Griechen zum Vorbild, blieben aber weit hinter denselben zurück. Von dem frei hervorsprudelnden Liecerquell, wie ihn die Griechen besaßen, findet sich in Rom keine Spur. — Nicht selten wählten auch griechische Schriftsteller die Geschichte Noms zum Gegenstand ihrer Darstellung; so außer dem großen Historiker P o ly b i us aus der Zeit der panischen Kriege (Z. 123.), der Zeitgenosse des Livius, D i o uys iu s v o u H a li c a r ua ß, in seiner „römi- schen Archäologie ". 2. Die Frei Heils Kamp sc icr Deutschen. §. 150. Zu der Zeit, als zu Bethlehem im jüdischen Laude der Heiland der Welt in Demutb und Niedrigkeit geboren ward, um der erlösungbedürftigeu Menschheit die frohe Botschaft des Heils (Evangelium) zu bringen, führten unsere Vorfahren schwere Kämpfe gegen die Römer zur Erhaltung ihrer Freiheit und ihrer vaterländischen Sitten. Augusts tapferer Stiefsohn Drusus war der erste Römer, welcher auf der rechten Rheinseite Eroberungen machte.
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