214 Die Griechen vom Ausbruche des Kampfes mit den Persern
10. Seitdem sich in Athen der unaufhörlich weiter strebenden De-
mokratie eine Partei, deren Haupt Cimon war, mit Erfolg entgegenge-
stemmt hatte, war im Laufe von Cimons Feldzügen die demokratische
Partei wieder zu neuer Macht gelangt. Das Wiederaufleben des Par-
teistreites hatte auch einen Zwiespalt der Ansichten in Bezug auf das
Verhältniß zu Sparta hervorgerufen. Je nachdem der athenische Bür-
ger der demokratischen Bewegung folgte oder sich den Bestrebungen zu
deren Zügelung anschloß, mußte er gegen Sparta feindlich oder freund-
lich gesinnt sein, da dieses als das Musterbild einer auf Stetigkeit und
Unwandelbarkeit der Verfassung beruhenden Stärke dastand. Wie schon
zum Sturze des Themistokleö Sparta mitgewirkt hatte, bestand auch jetzt
ein näheres Verhältniß der von Cimon geleiteten Partei zu Sparta
und daraus schöpften die Gegner Stoff zu den schärfsten Vorwürfen,
indem sie die Hinweisung auf die Vorzüge des spartanischen Staats-
wesens und die Bemühungen, freundliche Beziehungen zu Sparta zu
erhalten, als Beweise einer dem eignen Gemeinwesen untreuen Gesin-
nung darstellten. So hatte Cimon, ungeachtet der Freigebigkeit, womit
er seinen durch Antheil an der geiuachten Kriegsbeute hoch gestiegenen
Neichthum zur Verschönerung der Stadt und zur Unterstützung armer
Mitbürger anwandte, den gehässigen Namen eines Lakonenfreundes er-
halten und die großen Dienste, die er als Feldherr leistete, konnten den
Ausbruch des Sturmes gegen ihn nur verzögern. Wie nun aber eine
demokratische Partei eines Mannes von demagogischem Talente bedarf,
der ihre Wünsche sowohl weckt als ausspricht, der, vom steigenden Bei-
fall seiner Anhänger getragen, in der Hingebung an ihre Bestrebungen
ebensowohl den eignen Vortheil findet als ihrer Gunst zur Verwirk-
lichung eigener Absichten bedarf, so bildet sich zur Zeit demokratischer
Bewegung eines Staates gewöhnlich in dem Kampfe gegen die Partei
der Mäßigung Einer in der Kunst aus, Führer und Werkzeug, Herrscher
und Diener der Menge zugleich zu sein. Dieser Mann war für die
Zeit, da während der Ausbildung der athenischen Hegemonie das durch
Aristides Verfassungsänderung einstweilen befriedigte Volk sich zu neuen
Fortschritten rüstete, Perikles, der Sohn von Xanthippus und Klisthenes'
Bruderstochter Agariste, der durch eine reiche Jugendbildung große Be-
weglichkeit und Gewandtheit des Geistes und große Geschicklichkeit und
Gefälligkeit der Rede besaß. Ihn hatte schon, als Cimon von der Er-
oberung von Thasus zurückkehrte, seine Partei zum Kampfe mit der
Klage vorgeschoben, daß der Feldherr die Gelegenheit, auf dem gegen-
über liegenden Festlande die athenische Herrschaft auszubreiten, versäumt
habe. In seinem Beginn wurde der Kampf der Parteien mit Mäßi-
gung geführt, Perikles lieh der Sache, der er diente, nicht die ganze
Macht seiner Beredsamkeit und Cimon löste sich von der Anklage durch
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380 Die Römer während der Ausbildung ihrer Staatsverfassung
den Patriciern ging der Senat als die dem Könige.zur Seite stehende
höchste Behörde hervor, der zur Zeit, als die drei Bestandtheile des Staa-
tes zu gleichmäßiger Geltung gelangt waren, aus jedem der drei Stämme
hundert Mitglieder zählte. Die zu den Luceres gehörigen Senatoren,
die erst durch Tarquinius Priscus hinzugefügt waren, standen in niede-
rem Range. Die Befugnisse des Senates ergaben sich aus der Stellung,
die er nach dem Herkommen der älteren italischen Staaten einnahm und
er zeigte sich im Vollbesitze der Regierungsgewalt dadurch, daß er nach
dein Tode eines Königs die Wahl eines neuen veranlaßte und, wenn
diese nicht alsbald erfolgte, eine Zwischenregierung oder ein Znter-
regnum anordnete. Die Vollziehung der Wahl war Sache der in den
Curien versammelten Patricier, welche den von dem Senate Vorge-
schlagenen anzunehmen oder zu verwerfen hatten und dem Angenomme-
nen in einer neuen Versammlung das Imperium, die gesummte bürger-
liche und militärische Gewalt, übertrugen. Es bedurfte gewiß für den
König bei wichtigen Regierungshandlungen der Zustimmung und Mit-
wirkung des Senates, da aber die Richtschnur hierfür mehr in der Sitte
als in gesetzlichen Bestimmungen lag, hing es von der Eigenthümlichkeit
des Königs und der Gunst der Verhältnisse ab, ob dem Senate ein
größerer oder geringerer Spielraum gelassen wurde. Da die Könige
den Senat zu berufen und seine Berathungen zu leiten hatten, war
ihnen, auch wenn sie sich von Maßregeln der Willkühr fern hielten, ein
großer Einfluß gesichert. Neben den Patriciern bestand zu Rom von
Anfang an noch eine Bevölkerung von minderer Berechtigung. Da die
Staaten, welche dein römischen seine ersten Bestandtheile lieferten, sich
durch Eroberung gebildet hatten und daher neben den herrschenden
Stämmen auch die unterworfenen in ihr Gebiet einschlossen, waren mit
den Geschlechtern auch Angehörige dieses Standes nach Nom gekom-
men. Diese führten den Namen von Clienten, der sich deutsch durch
den Ausdruck Hörige wiedergeben läßt. Das Verhältniß dieser Leute
war eine durch Religiosität veredelte Unterthänigkeit, in welcher sie
nicht allein zu leisteu, sondern auch zu fordern hatten. Da sie nämlich
außerhalb des Kreises der den Staat bildenden Geschlechter standen,
war die Sicherheit ihres Bestehens an ein persönliches Abhängigkeits-
verhältniß geknüpft, in welches sie zu Einzelnen aus dem herrschenden
Stande zu treten hatten und welches ihnen ebensosehr Anspruch auf
deren Schutz gewährte, als es sie zu mancherlei Aufmerksamkeiten und
Diensten gegen dieselben verband. Glichen sie den griechischen Penesten
und Heloten durch die Art, wie sich ihr Stand gebildet hatte, so unter-,
schieden sie sich von ihnen durch die milde Form, welche die Unfreiheit
für sie angenommen hatte und durch den damit zusammenhängenden An-
schluß an die einzelnen Personen, die ihre Patrone hießen. Ihre Lage
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884 Die Zeit der fatschen Aufklärung und der gewaltthäügen Staatskunst.
reichs eine Neuerungssucht, deren Grundsätze sich unter dem gemein-
schaftlichen Einflüsse des in religiöse Gleichgültigkeit übergegaugenen
Protestantismus und der französischen Aufklärung gebildet hatten. Prote-
stantismus und Franzosenthum reichten sich die Hand, um den Regenten,
dessen Vorfahren gegen beide heldenmüthig gekämpft, eine Regierung in
ihrem Sinne zu lehren. Bei der Bedeutung, die Joseph wegen der
Größe seines eignen Reiches, wegen seiner Stellung zu dem deutschen
Reiche hatte, ist er es gewesen, durch welchen die Ergebnisse, zu welchen
die von der Glaubenstrennung erregte Bewegung geführt hatte, in den
katholischen Theil Europas eindrangen. Nachdem Oestreich das Boll-
werk gegen das Fortschreiten des kirchlichen Abfalles gewesen, wurde es
den von demselben in das Leben gerufenen Grundsätzen geöffnet, so
daß ein zweiter Zeitraum in der Geschichte jener religiösen Umwälzung
zu beginnen schien, da man erwarten durfte, daß in den übrigen katho-
lischen Neichen, wo sich schon die Anfänge eines Kampfes gegen die
Kirche gezeigt hatten und fortwährend Waffen zu demselben zusammen-
getragen wurden, Josephs Beispiel Nacheiferung wecken werde. Wie-
viel Zerstörung aber Joseph auch angerichtet und wieviel er zur Erregung
eines baldigen Sturmes auf Thron und Altar, den französische Philo-
sophen herbeisehuten, beigetragcn hat, so beschränkt sich das Maß seiner
Schuld durch die Erwägung der Macht, mit welcher der Zeitgeist ihn
in seine Dienste lockte. Mit schönen Anlagen des Herzens und des
Verstandes ausgestattet, erfaßte Joseph den Herrscherberuf mit dem Ent-
schlüsse, für das Wohl seiner Völker zu leben. Eine Unterrichtsweise,
die seinen hochfahrenden Sinn, anstatt ihn zu veredeln, nur zurückge-
stoßen, hatte ihn nicht zu gründlichem Lernen kommen lassen und ihn für
immer auf ein eilfertiges und oberflächliches Auffassen der Dinge be-
schränkt. Je länger er unter der Herrschaft seiner Mutter den Trieb
der Thätigkeit hatte zügeln müssen, desto hastiger stürzte er sich nach
ihrem Tode auf die Dinge, die nach seiner Meinung längst einer Um-
gestaltung harrten, und unerbittlich durchgreifend arbeitete er nun an
Verwirklichung der Gedankenbilder, die ihn längst erfüllt hatten. Das
blendende Vorbild des Königs von Preußen, der bei kühnem Durchbre-
chen alter Schranken das Zeugniß der Erfolge für sich hatte, weckte in
ihm einen großen Thatendrang. Die Regsamkeit und Empfänglichkeit
seines Geistes ließ ihn auch unzählige Versuche machen, unzählige Wege
einschlagen. Aber der Mangel an Durchdringen der Verhältnisse ließ
ihn Ungleichartiges für gleich ansehen und verleitete ihn zu Erstrebung
einer Gleichförmigkeit, die nach mühsamer Erreichung des Zweckes überall
Verletzung zeigte. Er faßte nach einer über das Wesen des Staates
herrschenden Ansicht sich als den ersten Diener des Staates auf und
betrachtete als seine Aufgabe die Förderung eines sogenannten Gemein-
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Extrahierte Personennamen: Joseph Oestreich Josephs Joseph Joseph
Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltihatigen Slaatskunst. 837
gründeten Rechten seines Königshauses zuwiderlaufe. Am französischen
Hofe baute man, so sehr auch Fleury den Frieden zu erhalten wünschte,
Pläne auf die beginnende Verwicklung und schloß sich der Unredlichkeit
Spaniens an, indem man erklärte, die Gewähr, die man der pragma-
tischen Sanction geleistet, werde nichtig durch Spaniens Ansprüche, da
ihr nicht die Absicht zu Grunde gelegen, den Rechten eines Dritten in
den Weg zu treten. Von der Zurückziehung der geleisteten Bürgschaft
ging man dann sofort zu der Absicht über, die Ansprüche Spaniens zu
unterstützen. Da es sich mehr um Krieg gegen Oestreich, als um Krieg
für Spanien handelte, war auch der Kurfürst von Baiern als Bundes-
genosse zu behandeln. Frankreich bot daher auch ihm als Bewerber um
die östreichische Erbfolge die Hand und wollte es der Zukunft überlassen,
die spanischen und die baierischen Ansprüche auszugleichen. Oestreich
sollte nun auch, da sich die beste Gelegenheit dazu bot, durch Entziehung
der Kaiserwürde geschwächt werden, welche Maria Theresia für ihren
Gemahl zu erwerben hoffte. Auf französischen Antrieb bewarb sich um
dieselbe der Kurfürst von Baiern, der im Falle des Gelingens ein ge-
fügiges Werkzeug Frankreichs werden mußte. Die drei Feinde Oest-
reichs wurden ermuthigt durch einen glücklichen Schlag, den ein von
anderer Seite her gegen dasselbe aufgestandener Feind, der neue König
von Preußen, geführt hatte. Noch im Jahre 1741 schlossen sie daher
auf dem unweit München gelegenen Lustschlosse Nymphenburg ein förm-
liches Bündniß gegen Maria Theresia mit der Absicht, deren Monarchie
so zu verringern, wie es mit der spanischen geschehen war. Diesem
Bündnisse trat auch der König August Iii. bei, der sich durch franzö-
sischen Einfluß hatte bestimmen lassen, auch seinerseits als Gemahl von
Josephs I. ältester Tochter Ansprüche auf die östreichische Monarchie
zu erheben.
8. Dem Könige Friedrich Wilhelm von Preußen war im Jahre
1740 sein Sohn Friedrich Ii. gefolgt, dessen Negierung seinen Staat
auf eine solche Stufe erhoben hat, daß ihm der Name des Großen zu
Theil geworden ist. In diesem Könige haben vermöge einer vielseitigen
und hohen Begabung alle die Einflüsse, welche zu seiner Erziehung und
Ausbildung verwendet wurden, reichliche Früchte getragen, und Alles,
was ein König seiner Zeit zu sein und zu leisten vermochte, war und
leistete er in einem solchen Maße, daß er nicht allein die hervorragendste
Persönlichkeit seiner Zeit war, sondern auch deren Geist und Bestrebun-
gen am vollständigsten und deutlichsten abspiegelte. Wenn er jedoch als
der hauptsächlichste Vertreter der in der Zeit vorherrschenden Bestrebun-
gen zu betrachten ist, und deshalb die Zeit, in welcher er regierte, ganz
besonders mit seinem Namen bezeichnet wird, so hat die Anlage, die er
zur Größe hatte, ihn auch ungeachtet der Theilnahme an allgemein ver-
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia August Friedrich_Wilhelm_von_Preußen Friedrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich
Die Zeit der siegreichen Revolution.
905
Lxll.
Die Zeit der siegreichen Revolution.
1. Die Krankheit, zu der sich längst in fast allen Ländern Europas
der Stoff gesammelt hatte, brach zuerst in dem Lande aus, das die
größte Fülle jenes Stoffes in sich schloß. Es trat, nachdem die Staats-
kunst schon seit geraumer Zeit sich der Achtung vor bestehenden Rechten
entschlagen hatte, jetzt, da sich gegen die Form des staatlichen Lebens
losgebundene Kräfte zerstörend richteten, eine Erscheinung in die Welt,
wie sie in solchem Umfange und solcher Stärke noch nicht vorhanden
gewesen war, die Revolution. Es war nicht bloß ein Auflehnen, eine
Empörung gegen die geselligen Zustände, wie in Frankreich die Zacque-
rie und in Deutschland der Bauernkrieg gewesen waren. Es war auch
nicht bloß die Erhebung gegen eine Negierung, die man wegen des von
ihr ausgehenden Druckes ersetzen wollte. Es war der planmäßig vor-
bereitete, auf Grund einer ausgebildeten Lehre unternommene Versuch,
dem persönlichen Belieben ein Recht, das ihm durch die aus der Ver-
gangenheit überkommenen Formen des geselligen Bestehens angeblich
verkümmert worden sei, wiederzuerobern, wobei sich bald Herausstellen
mußte, daß man sich bei dem Zustande, der durch Zerstörung des frühe-
ren eintrat, ebenso wenig als bei dem früheren, zu beruhigen verpflich-
tet sein wollte, vielmehr das Recht, der öffentlichen Ordnung nur nach
Maßgabe persönlichen Beliebens sich zu fügen, als ein fortwährendes
in Anspruch nahm, und daher solche Grundlagen für die staatlichen Zu-
stände verlangte, auf welchen der Widerspruch gegen dieselben durch
Angriff und Auflösung sich bethätigen könne. Die gesammte geschichtliche
Errungenschaft eines jeden Volkes, wie der gesammten Menschheit, war
dieser Ansicht zufolge werthlos, ja die Erinnerung daran schädlich, weil
auf ihr eine den Umwälzungsbestrebungen hinderliche Anhänglichkeit an
Bestehendes beruhte. Die Revolution war also die in das Gebiet der
Thal übertragene. Aufklärung. Die Geschichte stand au dem Punkte,
wo sich die letzten Ergebnisse von der durch die Glaubenstrennung be-
wirkten Erschütterung des kirchlichen Anfthns entwickelten, wo als Wir-
kung einer ausschließlich dem Handel dienenden Staatskunst eine aus-
schließliche Hingebung der Menschen an Erwerb und Genuß hervortrat,
wo eine von den Lenkern der Staaten zu Gunsten des Vortheils geübte
Gewalt bei den Völkern Nachahmung fand. Daß der eingeschlagene
Weg die ganze Menschheit in einen Abgrund zu reißen drohte, daß die
folgerechte Durchbildung und Anwendung der neuen Grundsätze endlich
alle gesellige Verbindung aufheben und einen Krieg Aller gegen Alle
58*
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Deutschland
Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern- 177
Maß zurückgeführt wurde. Zu diesem Zwecke fand für den Spartiaten
von Vollendung des siebenten Lebensjahres an ein beständiges Einüben und
Beschulen statt, ihm die für die gemeinsamen Zwecke erforderliche Brauch-
barkeit zu geben und ihn der Unabhängigkeit frei gewählter Thätigkeit oder
eines eigenen Hausstandes fern zu halten und der Einzelne blieb auch
über jene Uebungszeit hinaus unter immerwährender Ueberwachuug.
Körperliche Uebungen gaben die zum Kriegsdienste nöthige Stärke und
Ausdauer und die kriegerischen Uebungen sorgten für die Gewandtheit
in Handhabung der Waffen und Ausführung der Bewegungen. Der
Jüngling wurde an Unterdrückung jeder Kundgebung des Gefühls ge-
wöhnt und hatte, wenn keine Thätigkeit von ihm verlangt wurde, eine
scheue und unbewegliche Haltung zu zeigen. Es wurde Ehrgeiz für Er-
tragung körperlicher Schmerzen geweckt und die bloß zur Uebung ange-
stellten Kämpfe entzündeten sich zu Wuth und Grausamkeit. Eine Er-
weiterung dieser Uebungen bildeten die Jagden, welche zuweilen auf
Heloten angestellt wurden und vielen dieser Unglücklichen das Leben
kosteten. Wie so zur Ausbildung der Tapferkeit der Mord, war zur Aus-
bildung der List das Stehlen erlaubt, das nuräm Falle der Ertappung
gestraft wurde. Um aber die Bewegungen des Körpers zu regeln, trat
zu den übrigen körperlichen Uebungen Unterricht in chorischen Tänzen
hinzu, wie sie bei den Festen der Götter angewendet wurden. Den
Männern war jede auf Erwerb zielende Beschäftigung untersagt, der
Gebrauch von Gold- und Silbergeld ausgeschlossen und der Verkehr
mit Fremden dadurch erschwert, daß kein Bürger ohne Erlaubniß das Land
verlassen durfte, die Ansiedlung von Fremden aber, wodurch anderswo
der Stand der Metöken sich bildete, nicht gestattet wurde, ja zuweilen,
wenn ein Aufenthalt von Fremden eine Zeit lang geduldet worden war,
eine allgemeine Verweisung derselben, Tenelasie, statt fand. Die Mahl-
zeiten der Männer waren gemeinschaftliche, Spssitien, zu welchen sie in
Abtheilungen von bestimmter Zahl vereinigt waren und zu welchen jeder
in bestimmtem Maße beizutragen hatte. Hierauf wurde so viel Gewicht
gelegt, daß die Unfähigkeit, den Beitrag zu leisten, die Uebung der bür-
gerlichen Rechte außer Kraft setzte. Welchen Triumph darin die Hin-
gebung an den Staat über die persönliche Selbstständigkeit feierte, sprach
sich in der Sage aus, daß die Einführung dieser Sitte dem Lpkurgus
nur unter dem heftigsten Widerstande, wobei ein Jüngling mit Namen
Alkander ihm ein Auge ausgeschlagen, gelungen sei. Diese Lpkurgische
Disciplin erhielt in dem Volke eine große kriegerische Tüchtigkeit, förderte
und stärkte seine Herrschaft über andere Völker, prägte ihm aber im
Allgemeinen Rohheit auf und schloß es aus von der Theilnahme an der
Entwicklung der griechischen Bildung. Sie macht die Rolle, welche
Sparta in den folgenden Zeiten spielt, begreiflich, aber es bleibt uner-
Ktescl, Weltgeschichte.!. 12
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494 Die Römer in der Zeit der Umwälzungen und der Bürgerkriege.
anlassnng, das ihnen gehörige vom Po oder Padus durchflossene Gallien,
je nachdem es diesseits oder jenseits des Flusses lag, in ein cispadani-
sches und ein transpadanisches zu scheiden, da sich diesseits die römische
Herrschaft leichter als jenseits befestigte, und das Bürgerrecht kurz,
nachdem es von den Italiern erkämpft worden war, auch dem cispa-
dänischen Gallien verliehen wurde, während das transpadanische dasselbe
erst durch Cäsar nach seiner Rückkehr aus dem Lande jenseits der Alpen
erhielt. Das dritte Gallien,, vorzugsweise so genannt, bei den Römern
als das transalpinische Gallien von dem am Po gelegenen cisalpinischen
unterschieden, war von der Geschichte erreicht worden, seit die Römer
von der massilischen Küste aus landeinwärts Eroberungen zu machen
begonnen hatten. Bis auf die Zeit Cäsars waren diese Eroberungen
so weit vorgerückt, daß die Römer das ganze Gebirgsland, welches west-
wärts von der Rhone begrenzt wird, und mit ihm die Uebergänge über
die Kette der Westalpen, sowie westlich von der Rhone einen am Ab-
hange des Sevennengebirges bis zu den östlichen Pyrenäen sich hin-
ziehendcn Landstrich in ihrer Gewalt hatten. Bon diesem Gebiete
gingen Cäsars Eroberungen aus und damit mußten sie vereinigt werden.
Daher hieß das bisher Erworbene im Gegensatz zu dem, was von
Cäsar dazu erworben wurde und erst Provincialeinrichtung erhalten
sollte, schlechtweg die Provinz. Alles Land dagegen, über welches Cä-
sars Eroberungen sich erstreckten, mit der genannten Provinz zusammen-
genommen , erhielt schlechtweg den Namen Gallien, denn dasjenige
Gallien, welches für Nom diesseits der Alpen lag, hatte man längst an-
gefangen, als einen Theil Italiens, wozu es sonst nicht gerechnet worden
war, anzusehen. Schon Polybius hatte den Namen Italien für alles Land
von der sicilischen Meerenge bis zum Fuße der Alpen gebraucht und nur
in staatsrechtlicher Beziehung unterschied sich das cisalpinische Gallien
auch nach Empfang des Bürgerrechtes noch vom eigentlichen Italien,
bis es nach Cäsars Tode auch durch Auflösung der Provinzialverfassung
dem italischen Lande einverleibt wurde. Das durch Cäsar begründete
und abgerundete Gallien wurde von dem mittelländischen Meere und
den Pyrenäen, von dem atlantischen Meere, dem Laufe des Rheines
aufwärts bis dahin, wo er aus westlichem Laufe in nördlichen übergeht,
und der Kette der Westalpen begrenzt, während es sich zwischen jener
Strombiegung und dem Nordende der Westalpen weiter nach Osten bis
an den Rand des oberhalb des Bodenseeö gelegenen Rheinthaleö er-
streckte. So wurde der Name Gallien ein mehr die Ländermasse be-
zeichnender als auf die Völkerverwandtschaft hindeutender Name, wäh-
rend für die Bezeichnung der Hauptbevölkerung des Landes der Name
Celten im Gebrauche blieb. Außerhalb des Bereiches dieser römischen
Eroberung blieben diejenigen Celten, welche die ostwärts des Rheines,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]