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1. Die vorchristliche Zeit - S. 30

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
30 Gang und Gliederung der vorchristlichen Geschichte. den. Das persische Reich hatte in der Zeit seiner größten Ausdehnung und Macht im nordwestlichsten Indien, in dem Pendschab oder der Pentapotamie, eine seiner Provinzen. Der macedonische Eroberer be- trat dieselben Gegenden und hinterließ sie als einen unsichern Besitz für kurze Zeit demjenigen der aus seiner Herrschaft hervorgegangeuen Reiche, das die ursprünglichen Gebiete des Perservolkes in sich schloß. Alles dieses aber hatte weder auf die Inder noch auf die Völker des Westens einen nach- haltigen Einfluß und die geschichtliche Bedeutung Indiens beschränkt sich, von seiner Wichtigkeit für den Handel abgesehen, auf die Ausbeute, die es der Forschung über eine der ältesten Religionen und eine der ältesten Sprachen gewährt. Es ist einerseits eine Quelle von Aufschlüssen über die Wege, die der sich selbst überlassene Menschengeist, von Ahnungen geleitet, zur Herstellung des Verhältnisses zu Gott einschlug und gibt Zeugniß von der Verschlingung unvertilgbarer Erinnerungen aus der Urzeit und des bei verfehlter Benutzung derselben wuchernden Irrthums. Es ist anderseits eine Quelle, aus welcher die Sprachkunde eine Fülle von Aufschlüssen über die ursprüngliche Einheit der Sprachen und über die Wege, aus welchen ihre Trennung vor sich gegangen ist, erwartet, um damit sowohl manche Räthsel im Gebiete der allgemeinen Sprach- wissenschaft zu lösen, als auch einzelner Völker Sprachen und Stammes- verwandtschaft aufzuklären. Die Religion der Inder hat, als sie dem Abendlande bekannt geworden, in der Trimurti, der Dreiheit des obersten als Brahma, Wischnu und Siwa, oder als schaffende, befruchtende und zerstörende Gewalt gefaßten Gottes, in den Verkörperungen oder Incar- nationen des Gottes, in dein ascetischen Leben der Brahmanen oder der Priesterkaste für eine oberflächliche Betrachtung Aehnlichkeiten mit der christlichen Religion darzubieten geschienen, durch welche eine irreli- giöse Gesinnung verleitet wurde, das Wesen des Chriftenthums, als Aus- fluß der in einem gewissen Theil des Orients heimischen Nationalitäten erklären zu wollen. Man verkannte es, daß auffallende Aehnlichkeiten in der Form bei dem größten Abstande des Inhaltes möglich sind, daß überall getrübte Nachklänge uralter Offenbarungen übrig geblieben sind, die als solche zu dem Christenthum eine Beziehung zeigen müssen, da mit diesem alle Offenbarung übereiustimmt und auf dieses alle Offenba- rung hinweist. Die Forschungen in der indischen Sprache haben gelehrt, daß das durch die Kaste der Brahmanen und ein aus der Kaste der Krieger, den Kshatra, hervorgehendes Königthum beherrschte Volk, dem als dritte Kaste noch die Ackerbauer und Gewerbetreibenden, die Visas, angehören, von Nordwesten her in das Land gewandert ist und den öst- lichen Zweig des ursprünglich in den Quellgegenden des Orus heimi- schen Volkes der Arier bildet, dem die vierte Kaste des Landes, die Sudra, ausgeschlossen vom Lesen der ältesten Neligionsurkunden, der

2. Die vorchristliche Zeit - S. 39

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Babylonier und die Assyrier. 39 Laufe seiner Geschichte kenntlich bleibt, verwischen zu können. Die ge- ringe Festigkeit, welche der Herrschaft solcher in geordnete Staaten ein- gedrungenen Nomaden eigen zu sein pflegt, mag den Uebergang des Landes unter die Herrschaft desjenigen Volkes erleichtert haben, dessen Könige Berosus die sechste Dynastie Babyloniens nennt, der Assyrier, mit deren Geschichte die der Chaldäer sich jetzt verflicht. 2. Nach der heiligen Schrift ist der assyrische Staat durch eine von Babylonien aus gegründete Ansiedelung an der Ostseite des oberen Tigris entstanden, der auch die große Königsstadt Ninive, oberhalb der Mündung des großen Zab an der Ostseite des Tigris gelegen, ihren Ursprung verdankt. Dieser Staat, dessen Bevölkerung man sich als aus semitischen und iranischen Bestandtheilen erwachsen denken muß, ist durch Eroberungen zu einer ausgebreiteten Herrschaft in den an einander grenzenden iranischen und semitischen Theilen von Asien gelangt und die Lage der Stadt Ninive entspricht recht deutlich dem Bedürfnisse einer nach diesen beiden Seiten hin zu behauptenden Herrschaft. Das am Orus und am Jarartes gelegene Baktrien, Theile des Hochlandes von Iran, die Ebenen des Euphrat und des Tigris haben Bestandtheile desselben aus- gemacht und manchen Spuren zufolge hat sich sein Einfluß bis tief nach Kleinasien hinein verbreitet, ehe die Völker an den Küsten des Mittelmeeres von ihm berührt wurden. An die Spitze desselben stellen griechische Nachrichten Ninus und seine Frau und Nachfolgerin Semiramis, und berichten von dem ersteren Kämpfe in Baktrien, Armenien und Medien, von der letzteren große, wahrscheinlich sagenhaft so weit ausgedehnte Eroberungszüge nach Indien, Aethiopien und Libyen. Beide gehören zu den mythischen Wesen, unter welchen ursprünglich vergötterte Natur- kräste verstanden waren, auf welche aber im Laufe der Zeit die Sage die Thaten des ihnen dienenden Volkes übertrug, bis sie sich in mensch- liche Herrscher umdeuteten. Die Königin Semiramis, gleich andern Gebilden heidnischen Götterglaubenö Sittenlosigkeit und Grausamkeit mit Thatkraft und Heldenthum vereinend, deutet als Tochter der syri- schen Göttin Derketo, die, wie die Tochter die Tauben, so ihrerseits den Fisch zum Sinnbilde hat, auf einen weit durch das vordere Asien ver- breiteten Götzendienst und vielleicht läßt sich die Sage von ihrem durch ihren aufrührerischen Sohn Ninyas veranlaßten Verschwinden als my- thische Erinnerung einer Umwälzung ansehen, durch welche eine mit jenem Götzendienste zusammenhängende priesterliche Regierung einer auf Kriegsmacht beruhenden Herrschaft weichen mußte. Eine Reihe von dreißig Königen, sämmtlich von Ninyas abstammend und nach der Mutter der Semiramis die Derketaden genannt, folgte, gleich Ninyas weibisch, weichlich, in Unthätigkeit und Sittenlosigkeit versunken. Der letzte von ihnen ist Sardanapal, der einem Aufstande der empörten Meder und

3. Die vorchristliche Zeit - S. 41

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Babylonier und die Assyrier. 41 Raum, den sie bei der ersten Niederlassung eingenommen, in ihre Ring- mauern eiugeschlossen hatten. In dieser Ausdehnung konnte Babylon bei der durch benachbarte Nomadenstämme entstehenden Unsicherheit zu- gleich als Zufluchtsort gegen deren Angriffe und Plünderungen dienen. Unterworfene Völker haben wohl zu der Aufführung der großen, theils aus gebrannten, theils aus bloß getrockneten Steinen und Erdharz er- richteten Gebäude, an welchen sich zum Theil reicher Schmuck von Bild- werken auf Alabasterplatten findet, die Arbeiter geliefert. In Reli- gion und Cultur hatten beide Reiche manches Gemeinsame und der wesentlichste Unterschied scheint auf dem Eingänge zu beruhen, welchen in Assyrien die Einwirkung östlicherer Völker fand. Die babylonische Re- ligion war ein Götzendienst, der die in der Natur wirkenden Kräfte mit Göttlichkeit ausstattete, und mittelst der Erhebung natürlichen Ent- stehens und Wachsthums zu Gegenständen religiöser Verehrung auch Leben und Sitte verderbte. Daher knüpften sich an den Dienst des Baal und der Mylitta Gebräuche empörender Unsittlichkeit, die Babylon schon bei seinen Nachbarn in den Ruf der Unzucht brachten. In Ver- bindung mit dieser Richtung der Religion stand die Verehrung der Ge- stirne und daran sich knüpfende, zugleich den Bedürfnissen der Bodenbe- bauung entsprechende und durch die Beschaffenheit des Landes und seines Himmels geförderte Beobachtung der Gestirne, die Babylonien zur Hei- math der Astronomie und bei dem Bestreben, in dem Laufe und den Stellungen der Sterne künftige Geschicke angedeutet zu finden, auch der Astrologie machte. Astronomie und Astrologie machten daher den Haupt- inhalt der Weisheit aus, wodurch die babylonische Priesterschaft, die ur- sprünglich eine herrschende Kaste gewesen zu sein scheint und nach dem Namen des Volkes Chaldäer genannt wird, weit über die Dauer des babylonischen Reiches hinaus berühmt geblieben ist. Die übrigen Rich- tungen der Thätigkeit des Volkes waren bestimmt durch das Bestreben, das Land nach den von der Natur bezeichneten Bedingungen einzurichten und für Lebensunterhalt und Wohlleben möglichst reiche Mittel zu ge- winnen. Dämme zähmten die Fluten der jährlich durch das Schmelzen des Schnees in den armenischen Gebirgen hoch anschwellenden Ströme, künstliche Teiche sammelten den Ueberfluß der Gewässer und Kanäle, worunter der bedeutendste der Naarmalka oder Königskanal, der aus der dem Tigris am nächsten liegenden Stelle des Euphrat nach der Stelle der späteren Stadt Seleucia führte, dienten theils das wegen Regen- mangels trockene Land zu bewässern, theils dem angeschwollenen Euphrat eine Ableitung nach dem tiefer fließenden Tigris zu geben. Die Frucht- barkeit allen Meilen des Landes mitzutheilen, bediente man sich mecha- nischer Vorrichtungen, die das vielfach geleitete Wasser auf die höheren Stellen emporhoben. Das Land war im Gegensätze zu dem nördlichen

4. Die vorchristliche Zeit - S. 48

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
48 Die Aegyptier. medische Mauer, welche sich eine Strecke nördlich vom Naarmalka zwischen Euphrat und Tigris hinzog, damals entstanden sei. Auf Nebukad- nezars Herrschergröße folgte der Wahnsinn, in welchem er sieben Jahre lang in thierischer Dumpfheit lebte, während deren seine Gemahlin re- gierte. Vor seinem Tode kehrte die Besinnung wieder und er pries den König des Himmels, weil seine Werke wahr und seine Wege Ge- richte sind und er die in Uebermnth Wandelnden erniedrigen kann. Nach Nebukadnezar wiederholen sich für das babylonische Reich die Er- scheinungen, welche dem Ende des assyrischen vorausgingen. Unter schwachen und schwelgerischen Fürsten schwand die Kraft des Reiches und dasselbe ward Fremden zur Beute. Es folgten seit 561 in raschem Wechsel Evilmerodach, Neriglissar, Laborosoarchod und Nabonadius oder Labynetus, der biblische Belsazar. Die medisch- Persische Macht ver- schlang das Reich der Chaldäer und das südwestliche Asien erhielt neue Beherrscher. V. Die Aegyptier. 1. Der Zusammenstoß des assyrisch-babylonischen Reiches mit dein ägyptischen lenkt auf dem Schauplatze der ältesten Geschichte die Be- trachtung von dem äußersten Nordosten nach dem äußersten Südwesten in ein Land, welches, obgleich immer ein Grenzland der gebildeten Welt geblieben, doch unter den ersten von der Bildung in Besitz genommen worden ist. Darf auch Baktrien, das Land, welchem die ältesten der bis in das südwestliche Asien hinein fortgepsianzten Einflüsse entstammen, hinsichtlich des Alters seiner ersten staatlichen und religiösen Einrichtun- gen mit Aegypten wetteifern, so haben bei dem Wechsel der Herrschaften in Asien jene von Nordosten kommenden Einflüsse sich wie Wellen eines Flusses in einem fremden Flusse verloren, während der Fluß der tflgyp- tischen Bildung mit unvermischten Fluten aus geheimnißvoller Quelle hohen Alterthums bis zu der Zeit herabrinnt, wo Aegypten mit Asien in Wechselwirkung tritt. Sowohl das hohe Alter ägyptischer Bildung als die lange Dauer ihrer Unvermischtheit erklärt sich aus der dem Lande von Natur eigenen Abgeschlossenheit und aus der Bestimmtheit, mit welcher dessen Beschaffenheit auf die Festsetzung der Lebensbedingungen wirkte. Im Norden an der Meerseite war das Land nicht, wie die be- nachbarte phönicische Küste, reich an Buchten und Häfen, gestattete viel- mehr mit seiner an Sümpfen und Lagunen reichen, flachen Küste, die sich fortwährend durch die Anschlämmungen des Stromes in's Meer

5. Die vorchristliche Zeit - S. 51

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aegyptier. 51 von ungeheuren Säulen getragen werden und zu welchen kunstreiche Thoreiugänge führen. Die Wände der Gebäude steigen, als ob sie eine Nachahmung von Bergwänden sein sollten, schief empor und die Kapitäle der Säulen ahmen in ihrer Form den Kelch der Lotosblume nach. Säulen und kolossale Standbilder liegen umgestürzt und zerbrochen um- her und im Raume einzelner Gebäude haben ganze Dörfer sich angebaut. Hier finden sich die Obelisken, hohe Spitzsäulcn, jede aus einem Steine gehauen. Hier findet sich zu Hunderten in kolossalem Maßstabe die Sphinr, ein Wesen mit aufgerichtetem menschlichem Kopfe auf liegendem thierischen Leibe, ein Sinnbild des an den Dienst der Natur gebun- denen, mühsam mit dem Geiste sich aus dieser Unterwürfigkeit emporrin- genden Menschen. Eine ans solchen Standbildern gebildete Doppelreihe zählt deren noch sechshundert. An der Westseite des Nils breiten sich, wie Trümmer und Neste einer Todtcnstadt, Grabdenkmäler und Ka- takomben aus. Bei einem der Grabdenkmäler findet sich unter zwei sitzenden Kolossen einer, den die Griechen das Standbild des in ihrer Sagenwelt vorkommenden Memnon nannten und dem sie die Eigenschaft zuschrieben, daß er bei ausgehender Sonne klinge. In den Katakomben, die in langen nach allen Richtungen laufenden Gängen in das Innere der libyschen oder westlichen Bergkette gehauen sind, ruhen einbalsamirt und wohl erhalten als Mumien die Leichen von Tausenden der Bewoh- ner des alten Aegyptens. Die Gegend von Memphis in Mittelägypten zeigt nach der Grenze hin, wo die Wüste an das bewohnbare Land stößt, die Pyramiden, viereckige, spitz zulaufende Gebäude, vierzig an der Zahl, das größte 480 Fuß hoch, deren Inneres als Grabstätte der Könige gedient zu haben scheint. Sie waren für die flachere Gegend von Memphis Nachahmungen natürlicher Grüfte und der über denselben sich thürinenden Berge und gaben, was bei ihrer Anlage ein zweiter Zweck gewesen sein mag, dem Laude auch Schutz gegen den von der Wüste hergewehten Flugsand. Im Inneren vieler Gebäude verschiede- ner Art finden sich außer den durch Bilduerei in erhabener Arbeit ge- schaffenen Wandverzierungen auch Malereien, deren Zeichnung und Farbe sich in der die Verwitterung nicht fördernden Lust des Landes wohl er- halten haben. Diese Malereien sind gefärbte Zeichnungen ohne eine Kunst der Schattiruug und ihre Gegenstände sind ähnlicher Art, wie bei den in dem Schutte von Ninive ausgegrabenen Werken erhabener Arbeit, so daß in ihnen zum großen Theil Denkmäler von Leben und Thaten alter Beherrscher zu erkennen sind. Alle diese Werke der Kunst sind redende Zeugen eines weit ausgebildeten Kunstsinnes und einer vielfäl- tigen Geschicklichkeit. Der hierdurch nachgewiesenen Bildung wird aber durch das Alter der Werke in Verbindung mit der durch sie geforderten Annahme einer Reihe von Jahrhunderten des allmäligen Wachsthums 4*

6. Die vorchristliche Zeit - S. 52

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
52 Die Aegyptler. ein so hohes Alter angewiesen, daß ihre Anfänge nahe an die Urge- schichte der Menschheit zu rücken scheinen und daß die Frage entsteht, ob nicht, wenn ihre Erforschung und Deutung weiter gediehen, sich ein jetzt ungeahntes Licht über die Anfänge der Völkergeschichte überhaupt verbreiten werde. 3. Woher das Volk dieses Landes gekommen und wann seine Ge- schichte als eines für sich abgeschlossenen begonnen, das sind Fragen, die sich nach dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft nnr mit allgemeinen Vermuthungen beantworten lassen. Die Sprache, die sonst auf solche Fragen Andeutungen gibt, hat hier noch wenig Ausbeute geliefert. Die Sprache des alten Aegyptens ist diejenige, aus welcher die kirchliche Sprache der jetzigen ägyptischen Christen, die koptische, sich entwickelt hat. Sie hat, soweit ihre Erforschung gelungen, sich als ein zwischen den semitischen und indogermanischen Sprachen liegendes Mittelglied ausge- wiesen, ohne eine nahe Verwandtschaft des Volkes mit irgend einem andern darzuthun. Gleichartige Kunstdenkmäler und gleichartige Verfassung ver- rathen zwar einen Zusammenhang mit dem im Aethiopenlande zwischen dem blauen Nil oder Astapus und dem Atbara-Taeazze oder Astaboras gele- genen Staate Meroe. Einerseits aber ist die Frage, welches von den beiden Ländern das Mutterland des andern sei, verschieden beantwortet und anderseits bleibt die Frage nach der gemeinsamen Herkunft der beiderseitigen Bevölkerung übrig. Nur Indien, wie Aegypten ein Land kolossaler Baudenkmale, dessen Bevölkerung auch durch Religion und Verfassung der ägyptischen ähnlich ist, bietet sich als muthmaßlicher Aus- gangspunkt der Wanderung dar, welche Aegypten und Meroe die Er- bauer seiner Denkmäler zugeführt hat, während eine von diesem kauka- sischen Stamme Vorgefundene und unterworfene negerartige Bevölkerung auf näherem Wege die Sitze der ursprünglichen Menschen verlassen haben kann. Den Anfang der ägyptischen Geschichte setzt Manetho nach seinen Quellen in einer Art, wie die Inder thun, mittelst einer Anzahl astronomischer Perioden oder Cykten, die er für die Dauer derselben in Anspruch nimmt, um eine ungeheure Reihe von Jahren rückwärts, indem er 24,837 Jahre lang das Land von Göttern und Halbgöttern beherrschen läßt und den ersten menschlichen König Menes, dem die Griechen Austrocknung des Landes, Ableitung des Flusses und Erbauung von Städten zuschreiben, in einer Zeit folgen läßt, die nach Maßgabe der für seine Nachfolger angegebenen Zeiträume 5702 Jahre vor Ehr. Geb. beginnen müßte. Da nämlich von den Jahren, nach welchen die Aegyptier rechneten, 1461 auf 1460 Manische Jahre gingen, scheinen die Quellen des Manetho eine Zeitrechnung befolgt zu haben, die bis in das I. 139 nach Ehr. Geb., wo eine der genannten Perioden endete, deren 21 für die ganze Dauer der ägyptischen Geschichte hatte, indem

7. Die vorchristliche Zeit - S. 53

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aegpptier- 53 von 5702 vor Chr. Geb. bis in das I. 139 viermal 1460 Jahre ver- flossen sind und 24,837 das Siebzehnfache von 1461 ist. Mit der will- kührlichen Zeitrechnung brauchen nun nicht die von Manetho gegebenen Verzeichnisse selbst verworfen zu werden. Sie aber zu Herstellung einer Uebersicht der ägyptischen Geschichte zu benutzen, unterliegt besonderen Schwierigkeiten. Einmal stimmen seine Namen mit den in anderen Nachrichten ausgezeichneten nicht überein. Wie in der Geschichte asiati- scher Reiche sind auch in der ägyptischen dieselben Personen theils durch die mit dem Uebergang in eine andere Sprache herrührenden Verände- rungen, theils durch die Vertauschung des wirklichen Namens mit Ehren- namen, oft durch verschiedene Namen bezeichnet. Dann aber ist die Frage schwer zu beantworten, ob die von Manetho nach einzelnen Städten oder Bezirken benannten Dynastieen alle dem gesammten Ae- gypten oder ob sie theilweise und, wenn das sein sollte, welche, nur den betreffenden Bezirken angehören. Daß Aegypten nicht immer von den Nilmündungen bis nach Philä einer Herrschaft unterworfen war, steht fest und bei einer allmäligen Ansiedelung läßt es sich wohl denken, daß kleine Herrschaften nach und nach von den für die Niederlassung der ein- zelnen Schaaren gewählten Stützpunkten ausgingen, wie es in Indien der Fall war. Die Verschiedenheit der Götter, welche in einzelnen Be- zirken vorzugsweise verehrt wurden und durch welche in den Zeiten griechischer Herrschaft viele Städte nach ihren Hauptgottheiten oder vielmehr nach den ihnen ähnlichsten griechischen Gottheiten benannt wurden, dient dieser Annahme zur Unterstützung. Sonach könnten auch die Nomen oder Verwaltungsbezirke anstatt willkührlich gebildet zu sein, den vereinzelten kleineren nach der ersten Ansiedelung gebildeten Herr- schaften entsprechen, vielleicht selbst die Eintheilung des Landes in Ober- ägypten von Philä bis gegen Hermopolis, Mittelägypten bis unterhalb Memphis und Unterägypten bis zum Meere eine geschichtliche Grund- lage haben. Da Aegypten eine eigentliche Geschichtschreibung nicht ge- habt, ist eine Aufklärung jener Verhältnisse nur von den Inschriften seiner Denkmäler, wenn sie völlig lesbar sein werden, zu erwarten. Dies hängt aber von der Entzifferung der Hieroglyphen ab, die sich nicht bloß auf fast allen ägyptischen Denkmälern von Meroe bis zu den Nilmündungen, sondern auch auf Papyrusrollen und Mumiensärgen finden. Sie sind eine der drei Arten ägyptischer Schrift, die älteste und zur öffentlichen Aufzeichnung dienende, die sich in den beiden andern Arten, der hieratischen weniger, der demotischen mehr, zu bequemerem Gebrauche vereinfacht und abgekürzt hat. Ihre Zeichen sind theils figu- rativ, den Gegenstand durch sein Bilv darstellend, theils symbolisch, an die Stelle des zu bezeichnenden Gegenstandes einen andern, der mit ihm in irgend einer tropischen oder änigmatischen Beziehung steht, setzend,

8. Die vorchristliche Zeit - S. 55

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aegyptier. 55 Stamme an, der dem Lande seine Bildung gegeben. Daß er in zwei Stämme, Kalafirier und Hermotybier getheilt war, deutet darauf, daß bei irgend einem Dynastiewechsel zwei Parteien sich durch Vertrag mit einander abzusinden hatten. Die Ländereien, welche sie, wie die Priester, steuerfrei besaßen, lagen theils im Nomos von Thebä, theils im Delta. Von dort aus bewachten sie auf der Insel Elephantine den Weg nach Aethiopien, von hier aus bei Marea am Mareotischen See die Grenze Libyens und bei Daphne im Gebiete von Pelusium den Eingang von Syrien und Arabien her. Wenn diese beiden Kasten unzweifelhaft dem herrschenden Stamme angehörten, so ist nicht bekannt, ob und wie sich dieser mit der unterworfenen Bevölkerung in die übrigen Kasten getheilt hat. Von zwei griechischen Nachrichten nennt als die folgenden Kasten eine die Ackerbauer, Handwerker und Hirten, während die andere keine Ackerbauer erwähnt, statt der Handwerker die Handelsleute setzt, eine besondere Kaste der Schiffer angibt und die Hirten in Rinderhirten und Schweinehirten theilt. Die Landbauer waren nur Pächter der das ge- sammte Land besitzenden Könige, Priester und Krieger und mochten, so durch das Land verbreitet, dem griechischen Beobachter nicht als eine ab- gesonderte Klasse auffallen. Handelsleute und Handwerker find viel- leicht nur zwei Namen einer Kaste. Eine Theilung der Hirten anzu- nehmen, wurde, wenn sie auch nicht zwei gesonderte Kasten ausgemacht haben sollten, ein Beobachter leicht dadurch veranlaßt, daß nur ein Theil derselben, die Schweinehirten oder, wie es in der heiligen Schrift heißt, die Hirten des kleinen Viehs, als Vertreter des der Civilisation feind- lichen Nomadenlebens in den Steppen des Ostens und den Marschlän- dern des Nordens von den übrigen Kasten gesondert lebten und, wenn auch nicht von gleicher Entwürdigung, wie die Sudraö der Inder, ge- drückt, doch verachtet waren. Die kastcnartige Absonderung der Schiffer und somit ihr Uebersehen durch den einen Berichterstatter wird wahr- scheinlich durch die Ausdehnung ihres Geschäftes, auf welchem die Ver- bindung der Landestheile unter einander beruhte und welches zur Zeit der Ueberschwemmungen, wo die religiösen Feste in den Städten die Umwohner in großen Schaaren versammelten, eine Menge geübter Hände erforderte. Eine solche Strenge der Absonderung, daß das Heirathen in andere Kasten ausgeschlossen gewesen, scheint nur für die Schweine- hirten bestanden zu haben, so daß die Vermischung der übrigen mit ein- ander nur in fortgepflanzter Sitte, nicht in Gesetzen, ein Hinderniß gefunden. 5. Die Religion der Aegyptier erkannte einen dunkeln Urgrund der Dinge an, der nach verschiedenen Auffassungsweisen die Namen des Amun, des Kneph, des Ptah, der Neith führte. Der hauptsächlichste Theil des Götterdienstes bestand in einer Verehrung der in der Natur

9. Die vorchristliche Zeit - S. 57

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aegpptier. 57 der verbreiteten Kunde einer Fülle von Wundern des Landes und der geheimnißvollen Art, mit welcher die ägyptischen Priester wißbegierigen Fremden begegneten, so lag doch.auch das Seltsame und Anstößige in der den Thieren gewidmeten Verehrung zu Tage. Nicht allein, daß manche der Götter in thierähnlichen Gestalten abgebildet wurden, viele Thiere waren an sich Gegenstände der Verehrung, so daß man dadurch an den Fetischdienst der Negerstämme erinnert wird. Das Geheimniß des natürlichen Lebens, auf dessen Betrachtung ihr Götterdieust beruhte, scheint gerade mittelst der Thiere auf ihre Anschauung so mächtig ge- wirkt zu haben, daß sie mit einer durch das Heidenthum verbreiteten Verwechslung den Sinnbildern dunkel geahnter Kräfte eine selbstständige Bedeutung gaben. Am bekanntesten ist die Verehrung des Apis, eines Stieres, der als Sinnbild in den Bereich des der Sonne gewidmeten Dienstes gehörte. Zu einem solchen Sinnbilde eigneten sich nur schwarze Stiere, die gewisse weiße Zeichen an sich trugen und deren Auffindung war daher für das Land ein großes Fest. Daß aber, ungekannt von der Menge, eine minder verzerrte Religion als Eigenthum der Priester bestanden hätte, wird durch keine Spur angedeutet. Zwar fehlte es nicht an dem, was die Griechen Mysterien nannten, aber dieselben bil- deten nicht, wie in Griechenland, die Einführung in eine von groben Zuthaten sinnlicher Auffassung freiere Lehre, sondern knüpften sich an be- kannte Göttergeschichten und machten Beftandtheile des volksmäßigen Dienstes aus. Nichtsdestoweniger verräth sich in der Annahme, daß vor den menschlichen Königen Götter über Aegypten geherrscht, daß von ihnen alle Erkenntniß und Lebensordnung stamme, das Bewußtsein einer übernatürlichen Grundlage der Religion. Dadurch wurde die Verbrei- tung der Religion, die Gründung von Tempeln und die Ansiedelung von Priesterschaften für benachbarte Nomadenvölker eine um so größere Wohlthat. Eine solche Verbreitung bediente sich des Handels, indem die Sitze des Götterdienstes dem Handel Sicherheit und Schutz gewähr- ten und an einen dem Gewinn gewidmeten Dienst eine Anregung zur Erhebung des Blickes über das leibliche Bedürfniß knüpften. Dafür flössen durch den Handel den priesterlichen Ansiedelungen auch wieder die Mittel ihres Bestandes zu. Ein solcher Mittelpunkt eines großen, das Innere Afrikas mit der Nordküste und mit Arabien verknüpfenden Handelsverkehrs war der Priestersiaat Meroe und von gleicher Art war der von Meroe und Theben gemeinschaftlich gegründete Staat der Ammonier auf der großen zwölf Tagereisen westwärts von Memphis entfernten Oase Siwa, wo die Priesterherrschaft des mit einem Widder- kopfe dargestellten Gottes Amun regierte. Dem Bewußtsein eines durch die Religion vermittelten Zusammenhanges mit einer übersinnlichen Welt entsprachen der Glaube an Unsterblichkeit der Seele und die an den

10. Die vorchristliche Zeit - S. 58

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
58 Die Aegyptier. Tod sich knüpfenden Gebräuche. Der Glaube an die Unsterblichkeit war zwar verzerrt durch die Vorstellung einer Wanderung, welche die Seele durch aller Thiere Körper anzutreten habe, um nach Tausenden von Jahren in einen menschlichen Körper zurückzukehren und wie sich die in dem Einbalsamiren der Leichname sichtbare Sorge für Erhaltung des Körpers zu jenem Glauben verhielt, ist wenigstens nicht klar. Eben so schwer ist es, den Ernst, mit welchem bei dem Tode eines Menschen über seine Würdigkeit Gericht gehalten wurde, in Uebereinftimmung mit der Sitte zu finden, nach welcher man bei Gastmälern durch Vergegen- wärtigung des Todes zum Lebensgenüsse aussorderte. Doch stand jeden- falls neben einem Dienste der Naturmächte, wie er sich in Babylonien als Feind der Sittlichkeit findet, in Aegypten, ohne im religiösen Glau- den begründet zu sein, ein Gesetz der Sitte. Da tiefem Gesetze auch keine durch Dichtung entwickelte Weisheit, wie Indien sie hatte, zur Stütze diente, liegt es nahe, Aegypten, wie es durch Kunstdenkmale und Priesterherrschaft an Indien erinnert, hinsichtlich der Ordnungen des Lebens mit China, wo die Nützlichkeit das Maßgebende war, zu ver- gleichen. 6. Das erste gewisse Ereigniß in der Geschichte Aegyptens ist die Besitznahme des Landes durch eingewanderte Nomadenstämme, die man sich als aus Arabien gekommen denken muß. Hiermit steht eine Ver- drängung der einheimischen Königs oder Pharaonen, sowie eine Zer- störung alter Einrichtungen und Werke in Verbindung. Doch erhielt sich eine einheimische Herrschaft in Oberägypten, der nach 500 Jahren die Vertreibung der Eindringlinge gelang. Diesen mit dem Namen Hyksos, d. h. Hirtenkönige, bezeichneten Fremden gehörte der König an, unter welchem Joseph und seine Familie nach Aegypten kamen und der Druck, den der Pharao, welcher von Joseph nichts wußte, gegen das zu einem Volke erwachsene, in der Landschaft Gosen im Nordoften wohn- hafte Volk übte, ist der nächsten einheimischen Dynastie zuzuschreiben. Die Ueberwindung der Hyksos begann mit ihrer Einschränkung auf einen engen Bezirk im Nordosten, Avaris genannt und vollendet sich mit ihrer Vertreibung. Das ganze Ereigniß ist durch Malereien auf den Denkmälern zu Theben und über die Grenze des eigentlichen Aegyptens hinaus zu Jpsambul in Nubien, zwischen dem ersten und zweiten Sturze des Nils, verewigt, wo gelbfarbige Menschen, an denen man semitische Physiognomie erkannt hat, von rothfarbigen Aegyptiern besiegt werden. Es folgen auf die Hyksos drei Dynastieen aus Theben oder Diospolis, in der Reihe der Manethonischen Dynastieen die achtzehnte, neunzehnte und zwanzigste. Diesen drei Dynastieen gehört die Reihe der Ramessi- den an, für deren Dasein die Denkmäler mit ihren Abbildungen und Inschriften zeugen, die aber mit den Manethonischen Verzeichnissen noch
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