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1. Vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 66

1829 - Darmstadt : Heyer
66 Physische Geographie sind bemerkenswerth: das Kaspische Metr (mit salzigem Wasser) in Rußland, Persien und der Tartarei, der Uralsee in Rußland und der Tartarei, der Baikalsee in Rußland, der See Wan und das todte Meer (letzteres mit sehr bitterem, mit Salz, Asphalt und Schwefel vermischtem Wasser) in der Türkei, und der See Terkiri in Tibet. — Afrika, bis setzt noch wenig erforscht, wird in seiner größten Ausdehnung von Westen gegen Osten, von einem zusammenhängenden Hauptgebirgszug durchschnitten und erhalt dadurch ebenfalls eine nördliche und s ü d- liche Hauptabdachung. — Jener Gebirgszug, an dem Vorgebirge Sierra Leona beginnend, erstreckt sich unter dem Namen des Konggebirges, des Kumrigebirges (Mondgebirges), das den Haupt- stamm der Afrikanischen Gebirge bildet, und der H a be sch inische n Alpen bis zum Vorgebirge Gar- dafui. Von den Habeschinischen Alpen zieht ein Gebirgs- zug nördlich bis über die Landenge von Suez, und steht mit dem hohen Atlasgebirge an dem nordwestlichen Ende Afrika's in Verbindung. Ganz Südafrika, von der terrassenförmig aufsteigendcnsüdspitze des Vorgebir- ges der g u t e n H o f f n u n g bis zu dem Hauptgebirgs- zuge, bildet höchst wahrscheinlich ein zusammenhängendes Hochland, das sich zu beiden Seiten in terrassenförmigen Absätzen in die Meere senkt. Man kennt hier an der Ostküste einen Theil des Schneegebirges Lupata (Spina Mundi), das mit den Karrobergen im äußersten Süden zusammenhängt. Die Hauptflüsse auf der nördlichen Hauptabdachung sind: der Nil, der Senegal, der Gambia und der Niger (Joliba, Guin); auf der südlichen: der Zaire (Congo), der Zam b e se und der Or an g efluß. Von Landseen kennt man den T z a n a oder D e m b e a in Habesch, den Tsaab und Dibbi in Sudan, und den Marawi in den Landen der Gallas. —

2. Die vorchristliche Zeit - S. 30

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
30 Gang und Gliederung der vorchristlichen Geschichte. den. Das persische Reich hatte in der Zeit seiner größten Ausdehnung und Macht im nordwestlichsten Indien, in dem Pendschab oder der Pentapotamie, eine seiner Provinzen. Der macedonische Eroberer be- trat dieselben Gegenden und hinterließ sie als einen unsichern Besitz für kurze Zeit demjenigen der aus seiner Herrschaft hervorgegangeuen Reiche, das die ursprünglichen Gebiete des Perservolkes in sich schloß. Alles dieses aber hatte weder auf die Inder noch auf die Völker des Westens einen nach- haltigen Einfluß und die geschichtliche Bedeutung Indiens beschränkt sich, von seiner Wichtigkeit für den Handel abgesehen, auf die Ausbeute, die es der Forschung über eine der ältesten Religionen und eine der ältesten Sprachen gewährt. Es ist einerseits eine Quelle von Aufschlüssen über die Wege, die der sich selbst überlassene Menschengeist, von Ahnungen geleitet, zur Herstellung des Verhältnisses zu Gott einschlug und gibt Zeugniß von der Verschlingung unvertilgbarer Erinnerungen aus der Urzeit und des bei verfehlter Benutzung derselben wuchernden Irrthums. Es ist anderseits eine Quelle, aus welcher die Sprachkunde eine Fülle von Aufschlüssen über die ursprüngliche Einheit der Sprachen und über die Wege, aus welchen ihre Trennung vor sich gegangen ist, erwartet, um damit sowohl manche Räthsel im Gebiete der allgemeinen Sprach- wissenschaft zu lösen, als auch einzelner Völker Sprachen und Stammes- verwandtschaft aufzuklären. Die Religion der Inder hat, als sie dem Abendlande bekannt geworden, in der Trimurti, der Dreiheit des obersten als Brahma, Wischnu und Siwa, oder als schaffende, befruchtende und zerstörende Gewalt gefaßten Gottes, in den Verkörperungen oder Incar- nationen des Gottes, in dein ascetischen Leben der Brahmanen oder der Priesterkaste für eine oberflächliche Betrachtung Aehnlichkeiten mit der christlichen Religion darzubieten geschienen, durch welche eine irreli- giöse Gesinnung verleitet wurde, das Wesen des Chriftenthums, als Aus- fluß der in einem gewissen Theil des Orients heimischen Nationalitäten erklären zu wollen. Man verkannte es, daß auffallende Aehnlichkeiten in der Form bei dem größten Abstande des Inhaltes möglich sind, daß überall getrübte Nachklänge uralter Offenbarungen übrig geblieben sind, die als solche zu dem Christenthum eine Beziehung zeigen müssen, da mit diesem alle Offenbarung übereiustimmt und auf dieses alle Offenba- rung hinweist. Die Forschungen in der indischen Sprache haben gelehrt, daß das durch die Kaste der Brahmanen und ein aus der Kaste der Krieger, den Kshatra, hervorgehendes Königthum beherrschte Volk, dem als dritte Kaste noch die Ackerbauer und Gewerbetreibenden, die Visas, angehören, von Nordwesten her in das Land gewandert ist und den öst- lichen Zweig des ursprünglich in den Quellgegenden des Orus heimi- schen Volkes der Arier bildet, dem die vierte Kaste des Landes, die Sudra, ausgeschlossen vom Lesen der ältesten Neligionsurkunden, der

3. Die vorchristliche Zeit - S. 39

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Babylonier und die Assyrier. 39 Laufe seiner Geschichte kenntlich bleibt, verwischen zu können. Die ge- ringe Festigkeit, welche der Herrschaft solcher in geordnete Staaten ein- gedrungenen Nomaden eigen zu sein pflegt, mag den Uebergang des Landes unter die Herrschaft desjenigen Volkes erleichtert haben, dessen Könige Berosus die sechste Dynastie Babyloniens nennt, der Assyrier, mit deren Geschichte die der Chaldäer sich jetzt verflicht. 2. Nach der heiligen Schrift ist der assyrische Staat durch eine von Babylonien aus gegründete Ansiedelung an der Ostseite des oberen Tigris entstanden, der auch die große Königsstadt Ninive, oberhalb der Mündung des großen Zab an der Ostseite des Tigris gelegen, ihren Ursprung verdankt. Dieser Staat, dessen Bevölkerung man sich als aus semitischen und iranischen Bestandtheilen erwachsen denken muß, ist durch Eroberungen zu einer ausgebreiteten Herrschaft in den an einander grenzenden iranischen und semitischen Theilen von Asien gelangt und die Lage der Stadt Ninive entspricht recht deutlich dem Bedürfnisse einer nach diesen beiden Seiten hin zu behauptenden Herrschaft. Das am Orus und am Jarartes gelegene Baktrien, Theile des Hochlandes von Iran, die Ebenen des Euphrat und des Tigris haben Bestandtheile desselben aus- gemacht und manchen Spuren zufolge hat sich sein Einfluß bis tief nach Kleinasien hinein verbreitet, ehe die Völker an den Küsten des Mittelmeeres von ihm berührt wurden. An die Spitze desselben stellen griechische Nachrichten Ninus und seine Frau und Nachfolgerin Semiramis, und berichten von dem ersteren Kämpfe in Baktrien, Armenien und Medien, von der letzteren große, wahrscheinlich sagenhaft so weit ausgedehnte Eroberungszüge nach Indien, Aethiopien und Libyen. Beide gehören zu den mythischen Wesen, unter welchen ursprünglich vergötterte Natur- kräste verstanden waren, auf welche aber im Laufe der Zeit die Sage die Thaten des ihnen dienenden Volkes übertrug, bis sie sich in mensch- liche Herrscher umdeuteten. Die Königin Semiramis, gleich andern Gebilden heidnischen Götterglaubenö Sittenlosigkeit und Grausamkeit mit Thatkraft und Heldenthum vereinend, deutet als Tochter der syri- schen Göttin Derketo, die, wie die Tochter die Tauben, so ihrerseits den Fisch zum Sinnbilde hat, auf einen weit durch das vordere Asien ver- breiteten Götzendienst und vielleicht läßt sich die Sage von ihrem durch ihren aufrührerischen Sohn Ninyas veranlaßten Verschwinden als my- thische Erinnerung einer Umwälzung ansehen, durch welche eine mit jenem Götzendienste zusammenhängende priesterliche Regierung einer auf Kriegsmacht beruhenden Herrschaft weichen mußte. Eine Reihe von dreißig Königen, sämmtlich von Ninyas abstammend und nach der Mutter der Semiramis die Derketaden genannt, folgte, gleich Ninyas weibisch, weichlich, in Unthätigkeit und Sittenlosigkeit versunken. Der letzte von ihnen ist Sardanapal, der einem Aufstande der empörten Meder und

4. Die vorchristliche Zeit - S. 41

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Babylonier und die Assyrier. 41 Raum, den sie bei der ersten Niederlassung eingenommen, in ihre Ring- mauern eiugeschlossen hatten. In dieser Ausdehnung konnte Babylon bei der durch benachbarte Nomadenstämme entstehenden Unsicherheit zu- gleich als Zufluchtsort gegen deren Angriffe und Plünderungen dienen. Unterworfene Völker haben wohl zu der Aufführung der großen, theils aus gebrannten, theils aus bloß getrockneten Steinen und Erdharz er- richteten Gebäude, an welchen sich zum Theil reicher Schmuck von Bild- werken auf Alabasterplatten findet, die Arbeiter geliefert. In Reli- gion und Cultur hatten beide Reiche manches Gemeinsame und der wesentlichste Unterschied scheint auf dem Eingänge zu beruhen, welchen in Assyrien die Einwirkung östlicherer Völker fand. Die babylonische Re- ligion war ein Götzendienst, der die in der Natur wirkenden Kräfte mit Göttlichkeit ausstattete, und mittelst der Erhebung natürlichen Ent- stehens und Wachsthums zu Gegenständen religiöser Verehrung auch Leben und Sitte verderbte. Daher knüpften sich an den Dienst des Baal und der Mylitta Gebräuche empörender Unsittlichkeit, die Babylon schon bei seinen Nachbarn in den Ruf der Unzucht brachten. In Ver- bindung mit dieser Richtung der Religion stand die Verehrung der Ge- stirne und daran sich knüpfende, zugleich den Bedürfnissen der Bodenbe- bauung entsprechende und durch die Beschaffenheit des Landes und seines Himmels geförderte Beobachtung der Gestirne, die Babylonien zur Hei- math der Astronomie und bei dem Bestreben, in dem Laufe und den Stellungen der Sterne künftige Geschicke angedeutet zu finden, auch der Astrologie machte. Astronomie und Astrologie machten daher den Haupt- inhalt der Weisheit aus, wodurch die babylonische Priesterschaft, die ur- sprünglich eine herrschende Kaste gewesen zu sein scheint und nach dem Namen des Volkes Chaldäer genannt wird, weit über die Dauer des babylonischen Reiches hinaus berühmt geblieben ist. Die übrigen Rich- tungen der Thätigkeit des Volkes waren bestimmt durch das Bestreben, das Land nach den von der Natur bezeichneten Bedingungen einzurichten und für Lebensunterhalt und Wohlleben möglichst reiche Mittel zu ge- winnen. Dämme zähmten die Fluten der jährlich durch das Schmelzen des Schnees in den armenischen Gebirgen hoch anschwellenden Ströme, künstliche Teiche sammelten den Ueberfluß der Gewässer und Kanäle, worunter der bedeutendste der Naarmalka oder Königskanal, der aus der dem Tigris am nächsten liegenden Stelle des Euphrat nach der Stelle der späteren Stadt Seleucia führte, dienten theils das wegen Regen- mangels trockene Land zu bewässern, theils dem angeschwollenen Euphrat eine Ableitung nach dem tiefer fließenden Tigris zu geben. Die Frucht- barkeit allen Meilen des Landes mitzutheilen, bediente man sich mecha- nischer Vorrichtungen, die das vielfach geleitete Wasser auf die höheren Stellen emporhoben. Das Land war im Gegensätze zu dem nördlichen

5. Die vorchristliche Zeit - S. 48

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
48 Die Aegyptier. medische Mauer, welche sich eine Strecke nördlich vom Naarmalka zwischen Euphrat und Tigris hinzog, damals entstanden sei. Auf Nebukad- nezars Herrschergröße folgte der Wahnsinn, in welchem er sieben Jahre lang in thierischer Dumpfheit lebte, während deren seine Gemahlin re- gierte. Vor seinem Tode kehrte die Besinnung wieder und er pries den König des Himmels, weil seine Werke wahr und seine Wege Ge- richte sind und er die in Uebermnth Wandelnden erniedrigen kann. Nach Nebukadnezar wiederholen sich für das babylonische Reich die Er- scheinungen, welche dem Ende des assyrischen vorausgingen. Unter schwachen und schwelgerischen Fürsten schwand die Kraft des Reiches und dasselbe ward Fremden zur Beute. Es folgten seit 561 in raschem Wechsel Evilmerodach, Neriglissar, Laborosoarchod und Nabonadius oder Labynetus, der biblische Belsazar. Die medisch- Persische Macht ver- schlang das Reich der Chaldäer und das südwestliche Asien erhielt neue Beherrscher. V. Die Aegyptier. 1. Der Zusammenstoß des assyrisch-babylonischen Reiches mit dein ägyptischen lenkt auf dem Schauplatze der ältesten Geschichte die Be- trachtung von dem äußersten Nordosten nach dem äußersten Südwesten in ein Land, welches, obgleich immer ein Grenzland der gebildeten Welt geblieben, doch unter den ersten von der Bildung in Besitz genommen worden ist. Darf auch Baktrien, das Land, welchem die ältesten der bis in das südwestliche Asien hinein fortgepsianzten Einflüsse entstammen, hinsichtlich des Alters seiner ersten staatlichen und religiösen Einrichtun- gen mit Aegypten wetteifern, so haben bei dem Wechsel der Herrschaften in Asien jene von Nordosten kommenden Einflüsse sich wie Wellen eines Flusses in einem fremden Flusse verloren, während der Fluß der tflgyp- tischen Bildung mit unvermischten Fluten aus geheimnißvoller Quelle hohen Alterthums bis zu der Zeit herabrinnt, wo Aegypten mit Asien in Wechselwirkung tritt. Sowohl das hohe Alter ägyptischer Bildung als die lange Dauer ihrer Unvermischtheit erklärt sich aus der dem Lande von Natur eigenen Abgeschlossenheit und aus der Bestimmtheit, mit welcher dessen Beschaffenheit auf die Festsetzung der Lebensbedingungen wirkte. Im Norden an der Meerseite war das Land nicht, wie die be- nachbarte phönicische Küste, reich an Buchten und Häfen, gestattete viel- mehr mit seiner an Sümpfen und Lagunen reichen, flachen Küste, die sich fortwährend durch die Anschlämmungen des Stromes in's Meer

6. Die vorchristliche Zeit - S. 49

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aegyptier. 49 vorschob, nur durch die leicht zu sperrenden Flußmündungen einen Ein- tritt ins Land und wies die Bewohner nicht auf die Gründung von Hafenstädten und auf den Verkehr mit dem Meere hin. Westwärts lag der Ocean der großen Sandwüste und ostwärts der für die Schiffahrt in seinen nördlichen Theilen ungünstige arabische Meerbusen. Im Süden aber führte nur das schmale Flußthal in die jenseits gelegenen Länder. Innerhalb des so abgegrenzten und abgeschlossenen Raumes drängte sich das ganze Leben der Bewohner an dem das Land von Süden nach Norden durchziehenden Strome so zusammen, daß dasselbe von ihm gänz- lich bedingt erschien. Wie er die Hauptverbindung zwischen den ver- schiedenen Theilen des Landes bildet, ist auf sein oft nur zwei, nie mehr als vier Meilen breites Thal und auf den erweiterten, unterhalb der ersten Stromspaltung zwischen seinen äußersten Armen liegenden dreieckigen Raum, Delta von den Griechen genannt, der Anbau des Landes beschränkt. Rechts und links, erst bei dem Beginne des Deltas sich von dem Flusse entfernend und links sich in die Wüste verlierend, ziehen sich kahle, wüste Gebirge hin. Die Bevölkerung dieses engen Raumes ernährt der Nil allein und ernährt sie reichlich. Der Regen ist in Aegypten eine Sel- tenheit und die Befruchtung des Landes ist das Werk einer Eigenthüm- lichkeit, die kein anderer Strom der Erde in gleichem Maße hat. In Folge der Regen, welche in dem oberhalb Aegypten gelegenen Lande, von den Griechen Aethiopien genannt, eine Menge von Thälern füllen, tritt der Nil, zu welchem diese Wasser eileu, jährlich zur Zeit der Sommersonnenwende über seine Ufer, um das Land weithin zu über- schwemmen. Der fette Schlamm, den seine Gewässer beim Fallen zu- rücklassen, gibt dem Lande eine Fruchtbarkeit, die, durch gehörige Arbeit gefördert, eine im Verhältniß zu der Ausdehnung des anbaufähigen Landes ungeheure Menschenmenge erhält. Die Wohlthat des Flusses zu steigern und zu verbreiten war von jeher die Aufgabe der Anwohner. Auf den Schutz, den bei andern regelmäßig austretenden Strömen der Mensch in Dämmen sucht, mußten sie verzichten, weil soust der Fluß dem Lande die Nahrung entzogen und durch Ansetzen des Schlammes auf seinem Boden das Bett immer höher über das benachbarte Land er- hoben haben würde. Die Dämme, die sie bauten, dienten nur, das Wasser an gewissen Stellen zu längerem Verweilen und dadurch zu stärkerer Ablagerung des Schlammes zu zwingen. Die Menschen wurden geschützt durch die Hügel, die man anhäufte, Städte und Dörfer darauf zu erbauen. Vielfache Canäle aber, deren Anlegung und Erhaltung die aus- dauerndste Arbeit forderte, leiteten das Wasser dahin, wohin es in natür- lichem Laufe nicht gekommen wäre. Zugleich sah der Aegyptier den Strom an Erhöhung des Landes und an Hinausrücken seiner Grenzen gegen das Meer hin fortwährend arbeiten. Schichtenweise lagert sich der Kiesel, Weltgeschichte.!. 4

7. Die vorchristliche Zeit - S. 50

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
50 Dic Aegyptier. Schlamm der verschiedenen Jahresüberschwemmungen übereinander und das Delta, der ergiebigste Theil des Landes, ist aus einer Meeresbucht zu einer Marschgegend, aus einer Marschgegend größtenteils zu festem Boden geworden, den die äußersten Arme des Flußnetzes, der von Pe- lnsium im Osten, der von Kanopus im Westen, ehemals die hauptsäch- lichsten, jetzt für die Schiffahrt durch zwei innere, den östlichen von Sebennys und Damiette, den westlichen von Bolbitine und Rosette er- setzten Arme, umschlossen. Im Gegensätze zu der Glück verbreitenden Thätigkeit des Flusses sah der Aegyptier zu beiden Seiten eine feindliche Umgebung. Gegen Westen hatte er sich des Flugsandes und der Sand- dünen zu erwehren, von Osten bedrohten die Söhne der Wüste jenseits der Landenge ihn mit Raub und Zerstörung. Das Meer ohne Ebbe und Flut an der Nordküste lockte Blick und Gedanken nicht in die Ferne, beide kehrten sich vielmehr der Gegend zu, woher der Fluß seine Reich- thum spendenden Fluten sandte. Die Arbeit aber, durch welche er zur Gewinnung dieses Reichthums mitzuwirken hatte, prägte tief in seine Seele den Gedanken an die Abhängigkeit seines Lebens von der Natur, unterwarf all sein Thun einer unerbittlichen, die Thätigkeit freier Wahl nicht gestattenden Regel, gewöhnte ihn an eine Hingebung und eine Ausdauer, die dem Willen der auch ihrerseits von gegebenen Regeln beherrschten Herrscher eine sonst nirgendwo erreichte Macht über die Kräfte der Unterthanen verliehen. So blieb er den übrigen um das Mittelmeer wohnenden Nationen ein angestaunter Fremdling und in dem Maße als er, dem ursprünglichen Gesetze seines Lebens entsagend, dem Meere sich vertraulich näherte, den Schwerpunkt des Staates in die Nach- barschaft der Küste rückte und den Kreis der Anwohner des Mittel- meeres schloß, hörte er auf, Aegyptier zu sein. 2. Wie im Gegensätze zu den benachbarten großen Neichen in Asten das Leben Aegyptens lange ein ungestörtes gewesen ist, zeichnet sich das Land auch dadurch ans, daß den vereinzelten Nachrichten der heiligen Schrift und der Griechen und einem zur Zeit griechischer Herrschaft durch den Priester Manetho gemachten Versuche, das Andenken der Herrschafts- wechsel nach einheimischen Aufzeichnungen herzuftellen, ein auch im Zu- stande der Zerstörung noch unermeßlicher Schatz von Denkmälern der Baukunst und Bildnerei erläuternd und ergänzend zur Seite tritt. Nur Indien kann Denkmäler aufweisen, welche an die ägyptischen durch ihre Größe erinnern. Wenn sich die von Indien aber nur an wenigen ein- zelnen Stellen des großen Landes finden, so zeigen sich die von Aegyp- ten in großen Massen und ungeheurer Zahl. Zn Oberägypten ist es die Gegend von Theben, in Mittelägypten die von Memphis, wo sich das Bedeutendste in größter Menge vereinigt. Zn Theben ffehen an der Ostseite des Nils Trümmer von Tempeln und Palästen, deren Dächer

8. Die vorchristliche Zeit - S. 51

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aegyptier. 51 von ungeheuren Säulen getragen werden und zu welchen kunstreiche Thoreiugänge führen. Die Wände der Gebäude steigen, als ob sie eine Nachahmung von Bergwänden sein sollten, schief empor und die Kapitäle der Säulen ahmen in ihrer Form den Kelch der Lotosblume nach. Säulen und kolossale Standbilder liegen umgestürzt und zerbrochen um- her und im Raume einzelner Gebäude haben ganze Dörfer sich angebaut. Hier finden sich die Obelisken, hohe Spitzsäulcn, jede aus einem Steine gehauen. Hier findet sich zu Hunderten in kolossalem Maßstabe die Sphinr, ein Wesen mit aufgerichtetem menschlichem Kopfe auf liegendem thierischen Leibe, ein Sinnbild des an den Dienst der Natur gebun- denen, mühsam mit dem Geiste sich aus dieser Unterwürfigkeit emporrin- genden Menschen. Eine ans solchen Standbildern gebildete Doppelreihe zählt deren noch sechshundert. An der Westseite des Nils breiten sich, wie Trümmer und Neste einer Todtcnstadt, Grabdenkmäler und Ka- takomben aus. Bei einem der Grabdenkmäler findet sich unter zwei sitzenden Kolossen einer, den die Griechen das Standbild des in ihrer Sagenwelt vorkommenden Memnon nannten und dem sie die Eigenschaft zuschrieben, daß er bei ausgehender Sonne klinge. In den Katakomben, die in langen nach allen Richtungen laufenden Gängen in das Innere der libyschen oder westlichen Bergkette gehauen sind, ruhen einbalsamirt und wohl erhalten als Mumien die Leichen von Tausenden der Bewoh- ner des alten Aegyptens. Die Gegend von Memphis in Mittelägypten zeigt nach der Grenze hin, wo die Wüste an das bewohnbare Land stößt, die Pyramiden, viereckige, spitz zulaufende Gebäude, vierzig an der Zahl, das größte 480 Fuß hoch, deren Inneres als Grabstätte der Könige gedient zu haben scheint. Sie waren für die flachere Gegend von Memphis Nachahmungen natürlicher Grüfte und der über denselben sich thürinenden Berge und gaben, was bei ihrer Anlage ein zweiter Zweck gewesen sein mag, dem Laude auch Schutz gegen den von der Wüste hergewehten Flugsand. Im Inneren vieler Gebäude verschiede- ner Art finden sich außer den durch Bilduerei in erhabener Arbeit ge- schaffenen Wandverzierungen auch Malereien, deren Zeichnung und Farbe sich in der die Verwitterung nicht fördernden Lust des Landes wohl er- halten haben. Diese Malereien sind gefärbte Zeichnungen ohne eine Kunst der Schattiruug und ihre Gegenstände sind ähnlicher Art, wie bei den in dem Schutte von Ninive ausgegrabenen Werken erhabener Arbeit, so daß in ihnen zum großen Theil Denkmäler von Leben und Thaten alter Beherrscher zu erkennen sind. Alle diese Werke der Kunst sind redende Zeugen eines weit ausgebildeten Kunstsinnes und einer vielfäl- tigen Geschicklichkeit. Der hierdurch nachgewiesenen Bildung wird aber durch das Alter der Werke in Verbindung mit der durch sie geforderten Annahme einer Reihe von Jahrhunderten des allmäligen Wachsthums 4*

9. Die vorchristliche Zeit - S. 52

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
52 Die Aegyptler. ein so hohes Alter angewiesen, daß ihre Anfänge nahe an die Urge- schichte der Menschheit zu rücken scheinen und daß die Frage entsteht, ob nicht, wenn ihre Erforschung und Deutung weiter gediehen, sich ein jetzt ungeahntes Licht über die Anfänge der Völkergeschichte überhaupt verbreiten werde. 3. Woher das Volk dieses Landes gekommen und wann seine Ge- schichte als eines für sich abgeschlossenen begonnen, das sind Fragen, die sich nach dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft nnr mit allgemeinen Vermuthungen beantworten lassen. Die Sprache, die sonst auf solche Fragen Andeutungen gibt, hat hier noch wenig Ausbeute geliefert. Die Sprache des alten Aegyptens ist diejenige, aus welcher die kirchliche Sprache der jetzigen ägyptischen Christen, die koptische, sich entwickelt hat. Sie hat, soweit ihre Erforschung gelungen, sich als ein zwischen den semitischen und indogermanischen Sprachen liegendes Mittelglied ausge- wiesen, ohne eine nahe Verwandtschaft des Volkes mit irgend einem andern darzuthun. Gleichartige Kunstdenkmäler und gleichartige Verfassung ver- rathen zwar einen Zusammenhang mit dem im Aethiopenlande zwischen dem blauen Nil oder Astapus und dem Atbara-Taeazze oder Astaboras gele- genen Staate Meroe. Einerseits aber ist die Frage, welches von den beiden Ländern das Mutterland des andern sei, verschieden beantwortet und anderseits bleibt die Frage nach der gemeinsamen Herkunft der beiderseitigen Bevölkerung übrig. Nur Indien, wie Aegypten ein Land kolossaler Baudenkmale, dessen Bevölkerung auch durch Religion und Verfassung der ägyptischen ähnlich ist, bietet sich als muthmaßlicher Aus- gangspunkt der Wanderung dar, welche Aegypten und Meroe die Er- bauer seiner Denkmäler zugeführt hat, während eine von diesem kauka- sischen Stamme Vorgefundene und unterworfene negerartige Bevölkerung auf näherem Wege die Sitze der ursprünglichen Menschen verlassen haben kann. Den Anfang der ägyptischen Geschichte setzt Manetho nach seinen Quellen in einer Art, wie die Inder thun, mittelst einer Anzahl astronomischer Perioden oder Cykten, die er für die Dauer derselben in Anspruch nimmt, um eine ungeheure Reihe von Jahren rückwärts, indem er 24,837 Jahre lang das Land von Göttern und Halbgöttern beherrschen läßt und den ersten menschlichen König Menes, dem die Griechen Austrocknung des Landes, Ableitung des Flusses und Erbauung von Städten zuschreiben, in einer Zeit folgen läßt, die nach Maßgabe der für seine Nachfolger angegebenen Zeiträume 5702 Jahre vor Ehr. Geb. beginnen müßte. Da nämlich von den Jahren, nach welchen die Aegyptier rechneten, 1461 auf 1460 Manische Jahre gingen, scheinen die Quellen des Manetho eine Zeitrechnung befolgt zu haben, die bis in das I. 139 nach Ehr. Geb., wo eine der genannten Perioden endete, deren 21 für die ganze Dauer der ägyptischen Geschichte hatte, indem

10. Die vorchristliche Zeit - S. 53

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aegpptier- 53 von 5702 vor Chr. Geb. bis in das I. 139 viermal 1460 Jahre ver- flossen sind und 24,837 das Siebzehnfache von 1461 ist. Mit der will- kührlichen Zeitrechnung brauchen nun nicht die von Manetho gegebenen Verzeichnisse selbst verworfen zu werden. Sie aber zu Herstellung einer Uebersicht der ägyptischen Geschichte zu benutzen, unterliegt besonderen Schwierigkeiten. Einmal stimmen seine Namen mit den in anderen Nachrichten ausgezeichneten nicht überein. Wie in der Geschichte asiati- scher Reiche sind auch in der ägyptischen dieselben Personen theils durch die mit dem Uebergang in eine andere Sprache herrührenden Verände- rungen, theils durch die Vertauschung des wirklichen Namens mit Ehren- namen, oft durch verschiedene Namen bezeichnet. Dann aber ist die Frage schwer zu beantworten, ob die von Manetho nach einzelnen Städten oder Bezirken benannten Dynastieen alle dem gesammten Ae- gypten oder ob sie theilweise und, wenn das sein sollte, welche, nur den betreffenden Bezirken angehören. Daß Aegypten nicht immer von den Nilmündungen bis nach Philä einer Herrschaft unterworfen war, steht fest und bei einer allmäligen Ansiedelung läßt es sich wohl denken, daß kleine Herrschaften nach und nach von den für die Niederlassung der ein- zelnen Schaaren gewählten Stützpunkten ausgingen, wie es in Indien der Fall war. Die Verschiedenheit der Götter, welche in einzelnen Be- zirken vorzugsweise verehrt wurden und durch welche in den Zeiten griechischer Herrschaft viele Städte nach ihren Hauptgottheiten oder vielmehr nach den ihnen ähnlichsten griechischen Gottheiten benannt wurden, dient dieser Annahme zur Unterstützung. Sonach könnten auch die Nomen oder Verwaltungsbezirke anstatt willkührlich gebildet zu sein, den vereinzelten kleineren nach der ersten Ansiedelung gebildeten Herr- schaften entsprechen, vielleicht selbst die Eintheilung des Landes in Ober- ägypten von Philä bis gegen Hermopolis, Mittelägypten bis unterhalb Memphis und Unterägypten bis zum Meere eine geschichtliche Grund- lage haben. Da Aegypten eine eigentliche Geschichtschreibung nicht ge- habt, ist eine Aufklärung jener Verhältnisse nur von den Inschriften seiner Denkmäler, wenn sie völlig lesbar sein werden, zu erwarten. Dies hängt aber von der Entzifferung der Hieroglyphen ab, die sich nicht bloß auf fast allen ägyptischen Denkmälern von Meroe bis zu den Nilmündungen, sondern auch auf Papyrusrollen und Mumiensärgen finden. Sie sind eine der drei Arten ägyptischer Schrift, die älteste und zur öffentlichen Aufzeichnung dienende, die sich in den beiden andern Arten, der hieratischen weniger, der demotischen mehr, zu bequemerem Gebrauche vereinfacht und abgekürzt hat. Ihre Zeichen sind theils figu- rativ, den Gegenstand durch sein Bilv darstellend, theils symbolisch, an die Stelle des zu bezeichnenden Gegenstandes einen andern, der mit ihm in irgend einer tropischen oder änigmatischen Beziehung steht, setzend,
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