664 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii.
das einige Jahrzehnte später, im Jahre 1631, dem Herzogthume Urbino,
der letzten der großen Lehenherrschaften im Kirchenstaate, fiel. Unruhiger
schien für Italien die Zeit Pauls V. werden zu wollen, der mit Vene-
dig wegen mehrfacher Eingriffe des Staates in kirchliche Angelegenheiten
in heftigen Streit gerieth. Der Geist des Despotismus, welcher der
Republik eigen war, zeigte sich ganz vorzüglich auch in einem Bestreben,
die kirchliche Thätigkeit möglichst zu hemmen, damit nicht im Staate eine
Gewalt wirksam sei, welche nicht von dem Staate als solchem ausgehe.
Man wollte, damit nicht eine geistige Macht der Herrschaft staatlicher
Willkühr Schranken zu ziehen vermöge, die Geistlichkeit lieber in knech-
tischer Unterwürfigkeit der Fähigkeit zu Ausübung ihres Berufes ent-
kleidet sehen, als sie in- einem Leben für ihren Beruf zum Gegenstände
der Achtung werden lassen. Eine Kränkung kirchlicher Gerechtsame
führte den Papst, da jede Beschwerde fruchtlos geblieben war, zu An-
wendung kirchlicher Strafen, deren Verkündigung jedoch in Venedig ver-
hindert wurde. Es fehlte nicht an einer schriftstellerischen Vertheidigung
für Venedigs Verfahren, da Sarpi, der Theologe der Republik genannt,
mit eben so viel Trotz gegen die Kirchengewalt als Unterwürfigkeit
gegen die Staatsgewalt, der Vertheidigung der zur Rechtfertigung jenes
Verfahrens erdachten Grundsätze seine Feder lieh. Der Papst war nahe
daran, die Wahrung seines geistlichen Rechtes durch das nicht ent-
sprechende Mittel eines Krieges zu versuchen, als Heinrich Iv. durch
seine Vermittlung eine Aussöhnung zu Stande brachte. Der Staat
nahm die gegen den Papst oder vielmehr gegen die Kirche ergriffenen
Maßregeln zurück, hob auch die im Laufe des Streites verfügte Aus-
weisung der Ordensgeistlichen auf und ließ nur gegen die Jesuiten, die
immer einer über die Grenzen ihres Berufes hinausgehenden Staats-
gewalt vorzüglicher Gegenstand der Besorgniß und des Zornes sein
mußten, das Verbot des Aufenthaltes im Staate noch Jahrzehnte be-
stehen. Der Streit hatte dadurch, daß er auf beiden Seiten zu lebhafter
Erörterung über die Grenzen der geistlichen und weltlichen Gewalt An-
laß gegeben, eine über den Bereich der Republik hinausgreifende Be-
deutung gewonnen, wie er denn der Vorläufer einer Menge anderer
Streitigkeiten geworden ist, denen eine Uebertragung unkirchlicher An-
schauungen auf die Verhältnisse der Kirche als letzte Ursache zu
Grunde liegt.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Italien Urbino Italien Venedig Venedigs
828 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätlgen Staatskunst.
Staatsgebietes gleichmäßig verwirklichte. Wohl wurde manche auf
altem Herkommen beruhende Einrichtung, die der Einheit des Staates
im Wege stand, zum Nutzen des Ganzen beseitigt, aber noch öfter die
freie Regung des in kleinen Kreisen waltenden Lebens erstickt. Auch
die Einförmigkeit wurde nicht bloß, wo sie ein erforderliches Mittel war,
sie wurde, als ob sie selbst ein Ziel der Staatsweisheit sei, allenthalben
gesucht. Dadurch wurde der Staat mehr und mehr einer kunstreichen
Maschine ähnlich, und die Thätigkeit des Verwaltens vervielfältigte sich
immer mehr, weil man möglichst Vieles unter Regeln zu bringen suchte.
Man glaubte Vieles, was, ohne mit dem Willen der Staatslenker in
Widerspruch zu stehen, doch Selbstständigkeit verrietst, schon darum in
Schranken weisen, in Formen zwängen zu müssen, weil man von jeder
Uebung der Selbstständigkeit eine Schmälerung der Gefügigkeit besorgte.
Indem so die Negierenden und die Negierten in das mechanische Ver-
stältniß zweier gegen einander wirkenden Kräfte oder Gewichte kamen,
bereitete sich eine große Gefastr vor für eine Zeit, wo die Regierten,
die doch die Quelle der Stärke für den Staat und für die Negierenden
ausmachten, sich den Einwirkungen mechanischer Gewalt gegenüber zu Aus-
übung mechanischer Gewalt aufgefordert füstlten. Auch stier war es zu-
meist die Kirche, deren Thätigkeit der gebührenden Freiheit beraubt wurde.
Die Unabänderlichkeit ihrer Gesetze, die Ausdehnung des Kreises, für
welchen dieselben Geltung in Anspruch zu nehmen staben, machte sie zu
einer gefürchteten Macht, weil sie sich ein Gebiet, in welches keine Ne-
gierungskunst sich hineinerstrecken solle, vorzubestalten schien. Zudem man
aber durch sie die erstrebte Einförmigkeit gefährdet glaubte, von ihr auch
eine Durchbrechung des über den Staat gezogenen Netzwerkes der Vor-
schriften und Regeln besorgte, gab man sich Mühe, sie nicht bloß an
Uebergriffen auf staatliches Gebiet zu hindern, sondern auch innerhalb
ihres Bereiches die Negierungskunst zu versuchen und dadurch ihr die
Kraft zu benehmen, durch welche sie im Namen ewiger Gesetze sich gegen
willkührliche Regeln hätte sträuben können. Auch hier war Frankreich
den Staaten vorangegangen, da es in langer Reihe von Versuchen die
Kirche seines Landes unter dem Vorgeben, sie frei zu machen, mit
Fesseln belastet hatte.
3. War die Richtung, welche die Staatskunst in inneren und äuße-
ren Angelegenheiten genommen, eine der Kirche ungünstige, zum Theile
sogar feindliche, so entsprach ihr eine im Laufe der Zeit entwickelte
Denkweise, die mit ihr in Wechselwirkung stand. Der Fortschritt der
Wissenschaften, vorzugsweise der rechnenden und messenden, sowie die
Herrschaft, welche vermittelst derselben der Mensch über die Natur ge-
wonnen hatte, steigerte die Meinung von der dem einzelnen Menschen
Persönlich eigenen Fähigkeit der Erkenntniß so sehr, daß von Vielen die
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882 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst.
der Selbstständigkeit der Kirche innerhalb der Grenzen des Gebietes
konnte es nur auf Beseitigung einer als Hinderniß neuer Pläne oder
als Beeinträchtigung fürstlichen Ansehens gefürchteten Einwirkung des
römischen Stuhles abgesehen sein. Daß eine solche Selbstständigkeit nur
Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Gewalt bedeutet, war kein
Geheimniß, aber eben eine solche Unterwerfung war für die damalige
Regierungskunst ein Hauptziel und fand oft Empfehlung von Seiten
solcher Mitglieder des Klerus, die unter so veränderten Verhältnissen
eine Befriedigung weltlicher Wünsche oder Schutz gegen Ahndung un-
kirchlichen Verhaltens zu erwarten hatten. Daß alle Theile der Kirche
nur in Verbindung mit ihrem Mittelpunkte ihre Lebenskraft zu bewahren
vermögen, war in den Augen der absichtlich ans Zerstörung der Kirche
ausgehenden Staatsmänner ein Beweggrund mehr für das Bemühen,
die Kirche des Landes zu vereinzeln. Diejenigen aber, welche auf die
Bahn der neuen Staatsweisheit ohne eine der Kirche feindliche Absicht
geleitet wurden, befanden sich wenigstens in dem Irrthum, daß man die
Verfassung der Kirche antasten könne, ohne ihre Lehre zu gefährden. Sie
wurden unversehens in dem Eifer, die ausschließliche und unbedingte
Regierungsgewalt durch Zerstörung der kirchlichen Verfassung zu sichern,
auch Feinde der kirchlichen Lehre. Denn sie erstreckten ihre Angriffe
bis zu den Theilen der Lehre, um derentwillen die Verfassung auf den
angegriffenen Punkten vertheidigt wurde, zogen, um den Widerstand der
Geistlichen und der Laien zu vermindern, die Besetzung der geistlichen
Stetten an sich, um sie den Fügsamern, die auch in der Lehre die minder
Strengen waren, zu verleihen, und bemächtigten sich, damit für kom-
mende Geschlechter der Widerstand ganz verschwinde, der Beaufsichti-
gung und Leitung der zur Erziehung des Klerus bestimmten Anstalten.
Auf solchen Wegen bewirkte der Großherzog Leopold eine für die Kirche
in seinem Staate verderbliche Neuerung, wobei er von dem jansenistisch
gesinnten Bischof Ricci von Pistoja theils getrieben, theils unterstützt
wurde. Nicht allein, daß die gallikanischen Sätze im Jahre 1786 ein
sogenanntes Concil zu Pistoja förmlich annahm, es ging noch weit über
das Maß gallikanischer Freiheiten hinaus, und da seine Ansichten die
Richtschnur der Regierung wurden, kam es zu völligem Bruche mit
Clemens' Xiv. Nachfolger Pius Vi.
31. Als Joseph nach dem Tode seiner Mutter zu der Krone des
Kaiserthums die Kronen des habsburgischen Hauses erhielt, war auch
in Deutschland Vieles für eine Thätigkeit, durch welche er sich seinem
jüngeren Bruder als Vertreter der Aufklärung gleichstellte, vorbereitet.
Nicht allein, daß die geistige Strömung, die aus Frankreich nach Deutsch-
land mächtig ging, die dortigen Anschauungen über das Verhältniß von
Kirche und Staat, ja die aus der Schule der Aufklärung stammende
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ricci_von_Pistoja Joseph
570 Die Kriege in Italien und das deutsche Reich
Kirche, der er ebenfalls trotzte. Bei einem Wechsel der höchsten Be-
amten, der Signorie, entging ihm die Stütze, die er bisher gehabt. Auf
Grund einer gegen ihn geführten Untersuchung wurde er in Rom für
einen Häretiker und Volksaufwiegler erklärt. Der Irrthum seines Lebens
war, daß er durch den Staat auf dem Wege der Gewalt die Kirche
reformiren wollte, und wenn er auch nicht von der kirchlichen Lehre
abgewichen ist, war er häretisch in dem weiteren Sinne, der auch den
Versuch, die Einheit der kirchlichen Regierung zu zerreißen, umfaßt.
4. An den beendeten Krieg schloß sich eine Reihe von Kriegen um
Italien mit einer Menge von Bündnissen, die nach augenblicklichem Vor-
theil die Parteistellung änderten, und einer Reihe von Friedensschlüssen,
die für kurze Zeit dem Versuche Raum machten, wie weit man die ein-
getretene Lage der Dinge ertragen oder wie bald man für ein Miß-
lingen sich entschädigen könne. Es war die in Italien längst ausgebil-
dete Staatskunst, welche jetzt nach großem Maßstabe geübt wurde, eine
Staatskunst, welcher der Betrug als hauptsächliches Mittel des Gewinnes
diente. Sie hat von der Nachwelt den Namen des damaligen floren-
tinischen Staatsschreibers Machiavelli erhalten, weil in dessen Buche vom
Fürsten ohne Rücksicht aus Recht und Sitte Regeln für Befestigung einer
neu gegründeten Macht zusammengestellt sind. Den nächsten Anlaß zur Fort-
setzung jener Händel gab Karls Nachfolger Ludwig Xu. (1498—1515),
der bisherige Herzog von Orleans, durch die Eroberung Mailands.
Im Jahre 1499 ward Ludwig Moro vertrieben, und im Jahre 1500
kam er bei dem Versuche der Wiedereroberung, da die Schweizer in
seinem Heere gegen die Schweizer im feindlichen nicht kämpfen wollten
und ihn nicht einmal schützten, in französische Gefangenschaft, in der er
auch sein Leben beschloß. Diese Eroberung war im Einverständnisse mit
Venedig und dem Papste gemacht. Die Venetianer bekamen einen An-
theil an derselben. Der Papst aber verfolgte jetzt einen Zweck, den er
mit französischer Hülfe zu erreichen hoffte. Er hatte schon in Ludwigs
ungerechtes Verlangen nach einer Ehescheidung gewilligt, daß derselbe
das von seinem Vorgänger gewonnene Herzogthum Bretagne durch
Verheirathung mit dessen Wittwe der Krone erhalten konnte. Seine
Absicht war, seinem Sohne Cäsar, der, eben so ungeistlich als er, die
Würde eines Cardinals bekleidete, ein Fürstenthum aus den nördlichen
Gebieten des Kirchenstaates zu bilden, wo einzelne Herren fast unab-
hängig regierten. Die Sache hatte auch Fortgang, indem hier von Kühn-
heit und List das Aeußerste, was man sich unter machiavellistischem Ver-
fahren denken kann, zur Anwendung gebracht wurde. Da der Papst
an Ludwig gebunden war, Florenz noch durch den Krieg mit Pisa be-
schäftigt wurde und Venedig sich in einem von Ludwig Moro gegen
dasselbe erregten Kriege mit dem osmanischen Sultan Bajazet U.
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig_Xu Ludwig Ludwig_Moro Ludwig Ludwigs Cäsar Ludwig Ludwig Ludwig_Moro Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Italien Italien Staatsschreibers_Machiavelli Karls Mailands Venedig Ludwigs Florenz Venedig
Die Kirchentrennung in England, im Norden und in Polen. 619
solchen Neigung hervortraten, gegen dieselben sofort jene Wachsamkeit,
welche gegen Inden und Mauren geübt worden war. Italien konnte
sich bei dem vielfacheren Verkehr mit Deutschland nicht gegen die neue
Lehre verschließen, und die Schaaren deutscher Kriegsleute höheren und
niederen Standes mußten das Land mit Kunde von den neuen Bestre-
bungen erfüllen. Doch ein Zerwürfniß mit den Ordnungen der Kirche
führte hier nicht zu Ausbildung neuer Lehre und neuen Kirchenthums,
sondern riß diejenigen, bei denen es eintrat, auf die Bahn des Unglau-
bens und des unkirchlichen Lebens, auf welcher sich ein Bedürfniß nach
verändertem Glauben und verändertem Kirchenthum ebensowenig ent-
wickelte, als es einst in den Kreisen der gibellinischen oder der antiken
Bildung geschehen war. Im Osten Europas blieb Rußland, wie es
von der abendländischen Kirche getrennt war, auch der in ihr ausge-
brochenen Bewegung fremd. In Polen drang dieselbe, wie in Ungarn,
vermöge der Nachbarschaft und des von der deutschen Bildung auf jene
Länder ausgeübten Einflusses frühzeitig ein, brachte es aber in Polen
noch weniger als in Ungarn zu einer Umgestaltung des Staatswesens.
Dagegen fand der Protestantismus in England, sowie in den Staaten des
Nordens, in Schottland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Lifland
vermöge der dort obwaltenden staatlichen Verhältnisse einen Boden, wo
er nicht bloß Wurzel faßte, sondern durch Verdrängung der katholischen
Religion schon zur Herrschaft gelangt war, als er in Deutschland noch
um sein Bestehen kämpfte«
2. In England ging die kirchliche Umwälzung von König Hein-
rich Viii. aus, und sein Beginnen wurzelte in der Leidenschaft. Eine
Hinneigung zu Luthers Lehre hatte er nicht, da er gegen denselben nicht
lange nach dem Anfänge des Streites die kirchliche Lehre vertheidigte,
wofür ihm Papst Leo den Titel eines Vertheidigers des Glaubens bei-
legte. Das Verlangen nach Trennung einer eingegangenen Ehe, das schon
früher oft dem päpstlichen Stuhle Veranlassung zum Widerstande gegen
fürstliche Willkühr gegeben, versetzte den König von England bei dem
Schutze, den gegen ihn das Recht zu Rom fand, in eine Verlegenheit,
in welcher der schon geläuflg gewordene Gedanke einer Lossagung von
der kirchlichen Hoheit des Papstes einen Ausweg zeigte. Der Wunsch
nach einer neuen Verbindung bewog ihn, Zweifel gegen die Rechtmäßig-
keit seiner Ehe mit Katharina zu äußern, die er als die Wittwe eines
älteren Bruders nur mit besonderer Erlaubniß des Papstes Julius Ii.
hatte heirathen können. Seine diesfälligen Vorstellungen langten in
Rom zu der Zeit an, als Clemens Vii. nach der Eroberung Roms an
seiner Versöhnung mit dem Kaiser arbeitete und, da er diesen durch
einen seine Tante kränkenden Ausspruch zu verletzen ganz besonders
scheuen mußte, sich um so mehr zur Vorsicht aufgefordert sah. Da es auf
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Katharina Julius_Ii Clemens_Vii
Extrahierte Ortsnamen: England Polen Italien Deutschland Europas Polen Ungarn Polen Ungarn England Schottland Dänemark Norwegen Schweden Deutschland England England Rom Rom
Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes.
1019
mit den Waffen äußerlich begonnen worden war, innerlich fortzusetzen.
Es zeigte sich jetzt der große Verlust, den die Kirche in Deutschland
durch die Auflösung des Reiches erlitten hatte. Hinsichtlich der neu
zu gründenden Ordnung war sie jetzt von dem Willen der Fürsten ab-
hängig. Da die Mehrzahl derselben dem protestantischen Bekenntnisse an-
gehörte, waren es meist auch protestantische Diener, denen die Arbeiten
für Feststellung der kirchlichen Verhältnisse übergeben wurden, und auf
dem eigenen religiösen Standpunkte konnten diese nur einer den Lebens-
bedingungen der Kirche höchst ungünstigen Ansicht von dem Verhältnisse
der landesherrlichen Gewalt zu der Kirche folgen. Am fühlbarsten
wurden die hieraus sich ergebenden Uebelstände bei den Verhandlungen,
welche die Kirchenordnung für den katholischen Theil des südwestlichen
Deutschlands feststellen sollten, und bei den Bestimmungen, welche nach der
im Jahre 1827 erfolgten Einrichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz
mit dem Erzbisthum Freiburg und den Bisthümern Rottenburg, Mainz,
Fulda und Limburg im Jahre 1830 von den betheiligten Negierungen
Badens, Würtembergs, Hessen-Darmstadts, Hessen-Cassels und Nafsau's
hinsichtlich ihres oberhoheitlichen Schutz- und Aufsichtsrechtes beliebt
wurden. Hatten schon die Päpste Pius Vh. und Leo Xu. (1823—1829)
die Hindernisse, auf welche die vorgängigen Verhandlungen stießen, zu
beklagen gehabt, so machte jetzt Leo's Nachfolger Pius Vih. den Bi-
schöfen , die schon vor Erlaß jener staatlichen Anordnungen eingesetzt
waren, den Vorwurf, daß sie sich nicht gegen dieselben, äußersten Falles
selbst mit der Erklärung, man müsse Gott mehr als den Menschen ge-
horchen, erhoben hätten.
7. Zur Zeit, als in den romanischen Ländern Empörung gegen die
rechtmäßigen Herrscher die Aufmerksamkeit des heiligen Bundes auf
sich zog, wurde die Erwartung von ganz Europa durch die Erhebung
gespannt, mittelst deren die Griechen das schwer auf ihnen lastende Joch
der Türken, ihrer barbarischen Beherrscher, abzuwerfen suchten. Der
Eifer, mit welchem das westliche Europa die Ketten Napoleons gebro-
chen, hatte auch unter den Griechen das Verlangen nach Freiheit geweckt,
und die Stiftung der ihnen benachbarten jonischen Republik hatte das Bild
des von ihnen ersehnten Zustandes bestimmter ausmalen helfen. Noch
hatten die Griechen unter der türkischen Herrschaft ihre nationale Eigen-
thümlichkeit nicht eingebüßt, und eine große Handelsthätigkeit nährte bei
ihnen einen gewissen Wohlstand. Wenn daher gesellschaftliche Verbin-
dungen, Hetärieen genannt, Gedanken an gewaltsame Befreiung nährten,
so fand sich dafür auch in weiteren Kreisen Empfänglichkeit. Der große
Einfluß, den Kaiser Alexander an der Spitze des heiligen Bundes be-
thätigte, schien eine Bürgschaft russischer Hülfe, da man erwarten mußte,
Rußland, der seit lange im Vordringen begriffene Feind der Türken,
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Leo_Xu Leo Napoleons Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Freiburg Mainz Fulda Limburg Badens Würtembergs Hessen-Darmstadts Hessen-Cassels Europa Europa Napoleons Rußland