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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 252

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
252 mann emporgearbeitet, der den Blitzableiter erfunden hatte, wurde in der Hauptstadt und an dem Versailler Hofe wie ein hheres Wesen verehrt, wenn er einherschritt in fast buerlicher Kleidung und mit der Mtze aus Marderpelz, unter der sein volles, natr-lich weies Haar hervorquoll. 7. Nicht minder anspruchslos, der wrdige Sohn trefflicher Eltern, war der erfahrene Obergeneral der Amerikaner, Georg Washington. Mit unsglicher Geduld und Geschicklichkeit hielt er seine nugeberdigen, hungernden, frierenden Milizen unter dem Sternenbanner zusammen/bis endlich ein berfall glckte auf die in ihr Weihnachtsfest versuukeueu Hessen. Ein p'reui-scher Offizier, vou Steubeu, bte die Leute ein; willig gehorchten alle dem deutschen Kommando; auch die Shne der Freiheit" lernten die Kriegszucht schtzen. Verstrkt durch eine franzsische Hlfstruppe, bei der gleich-falls deutsche Sldner dienten, zwang Washington ein englisches Heer, das Savannah und Charleston genommen hatte, bei Aork-town unweit Jamestoivn zur Ergebung. Beim Ausmarsch der Gefangenen fielen die Deutschen beider Heere einander um den Hals, weinend der Schmach und Elend des Fremdendienstes. 8. Nunmehr gab England nach. Im Frieden zu Ver-1783 sailles erkannte es die Unabhngigkeit der Republik der Vereinigten Staaten" an. Das Heer wollte Washington als Monarchen ansrufeu; er kehrte auf fein Gut Mouut Vernon in Virginien zurck, das er nur aus Pflichtgefhl verlassen hatte. Aber nochmals rief ihn das Vertrauen seines Volkes ins ffent-liehe Leben zurck. Als erster Prsident der Union" whlte er den Platz aus fr die Bnudes-Hauptstadt, die mit seinem Namen geschmckt worden ist. Im stillen Frieden seiner Heimat starb er, der Erste im Krieg, der Erste im Frieden, der Erste im Herzen seiner Mit-brger," wie seine Grabschrift verkndet. 2. Die franzsische Revolution. 1. Die Schuldenlast, welche Ludwig Xiv. hinterlassen, war durch die Verschwendung seiner Nachfolger und durch die Teilnahme an fremden Kriegen ins Unermeliche angeschwollen; ihre Zinsen verschlangen den grten Teil der Staatseinknfte. Geistlichkeit und Adel besaen je ein Fnftel des Grund und Bodens. Whrend beide Stnde so gut wie steuerfrei waren, glaubten sie ihren Pchtern Abgaben und Fronden nach Belieben aufbrden zu drfen. Der König lie die Stenern auf Salz^ Wein u. dgl., der die er nach Gutdnken verfgte, der

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 261

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 261 die erregbaren Mainzer, da sie um den Freiheitsbaum tanzten und einen Zakobinerklub grndeten. 3. Den Verbndeten fehlte Begeisterung und Erfolg; jeder dachte nur au seinen Vorteil. Preußen zog sich ganz zurck; es brauchte seine Krfte im Osten. Im Jahre des Knigs-mordes teilte es mit Rußland die zweite Schichte polnischen Landes; es gewann Thorn und Danzig. Der polnische Reichs-tag wurde mit Waffengewalt zur Zustimmung gezwungen. Nun fhrte der edle Kosciusko, ein Waffengefhrte Washingtons, seine Landsleute zum Verzweiflungskampf. Als er in einer Schlacht verwundet vom Pferde sank, kam auch der Rest des Landes zur Verteilung. sterreich erhielt das obere Weichsel- 1795 land, Preußen Warschau, Rußland alles brige. Das war das Ende Polens (finis Poloniae). Auch der Konvent beschlo seine blutige Geschichte. Ein Direktorium von 5 Mitgliedern trat an die Spitze. Die Volksvertretung (Corps legislatif) bestand aus dem Rate der (250) Alten" und dem Rate der Fnfhundert". Den Wider-stand der Pariser, die sich gegen diese Verfassung strubten, brach durch wohlgezielten Kugelregen der junge Artillerie - Offizier-Napoleon Bonaparte. 4. Die Republik Genua trat die Insel Korsika nach 40jhrigem Aufstand an Frankreich ab, und diesem gelang es, sie zu bndigen. Zwei Monate spter, am 15. August 1769, 1769 wurde dem Anwalt Bonaparte in Ajaccio der zweite Sohn geboren. Je naquis, quand la patrie perissait," schrieb er spter. Mit elf Iahren erhielt er eine Freistelle an der Kriegs-schule zu Brienne; er vollendete seine militrische Ausbildung in Paris. Die Neigung des verschlossenen Knaben gehrte der Mathematik und Geschichte; am liebsten las er Plntarch und Csar. Auch als Lieutenant setzte er seine Studien fort. Ans Not und Menschenscheu mied er seine Kameraden und widmete sich der Erziehung seines Bruders Ludwig. Whrend der Re-volution suchte er als Kommandant der Nationalgarde in Ajaccio seine Heimatinsel befreien zu helfen. Es miglckte; doch konnte er sein Verhalten in Paris rechtfertigen. 5. Die Reise zu den in Italien stehenden Truppen fhrte ihn zu der Armee, die Toulou belagerte. Sofort ersphte er die angreifbare Stelle in der Befestigung, und der Obergeneral, seines Zeichens ein Maler, uuterstellte ihm die Artillerie. Unter seinem sicher berechneten Feuer rumten die Englnder die Forts, dann auch Stadt und Hafen. Die Einwohner, die sie nicht mit-nahmen, lie der Kommissr des Konvents zur Feier des Sieges" niederkarttschen.

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 263

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 263 - und mit einigen ppstlichen Landschaften die Cisalpinische, Genua die Ligurische Republik. Ebenso wurde Holland in eine Batavische und die Schweiz in eine Helvetische, der Kirchen-staat in eine Rmische Republik umgewandelt. Der Kaiser zog seine Truppen vom linken Rheinufer zurck. Frankreichs Gebieter war der General Bonaparte. 5. gypten und Marengo. Konsulat und Kaiserreich. 1. Um auch das unnahbare England zu treffen, beschlo Bonaparte gypten zu erobern und von dort aus die er-giebigste Quelle des englischen Reichtums, Indien, zu bedrohen. Whrend geruschvolle Anstalten in den Hfen Nordfrankreichs die Besorgnis erweckten, es sei eine Landung in England bezweckt, lief die Flotte von Tonlon und anderen Hfen des Mittelmeeres 1798 aus. Ohne Widerstreben ergab sich Malta. Wie gut," meinte ein Franzose, da die Malteser zu Hause waren; sonst htte uns niemand aufgemacht!" gypten gehrte dem Namen nach der Trkei, in Wirklich-feit der kriegerischen Kaste der Mameluken. Nach einem Wstenmarsche, dessen Mhen und Entbehrungen seine Truppe mit guter Laune berwand, stie Bonaparte bei Gizeh auf ihre Scharen am Fue der Pyramiden, von deren Hhe vierzig Jahrhunderte auf die Franzosen niederschauten. Er erfocht einen entscheidenden Sieg; Kairo war sein. Obgleich seine Flotte wenige Tage nachher von den Englndern unter dem einarmigen Admiral Nelson bei Abukir stlich von Alexandrien in nchtlicher Seeschlacht vernichtet wurde, unterwarf sein Unterfeldherr Desaix ganz Obergypten; und als wider Erwarten die Trkei zum Schwerte griff fr das Nilland, rang Bonaparte selbst auf dem Boden des Heiligen Landes erfolgreich mit dem Halbmond. Aber die Festung Akkon (St. Jean d'acre) konnte er nicht bezwingen. Die Pest brach aus in seinem Heere, und Zeitungen aus Europa, die ihm ein englischer General hhnisch zusandte, bewogen ihn zur Heimkehr. Noch schlug er bei bukir ein trkisches Heer, das in seinem Rcken gelandet war; dann aber segelte er mit wenigen Begleitern unbemerkt ab. 2. Die europischen Mchte hatten die Koalition erneuert, der auch die Trkei und Rußland unter Katharinas Sohne Pauli, beitraten. Erzherzog Karl schlug die Franzosen aus Deutschland, Feldmarschall Suworow aus Italien hinaus. Dann berstieg der alte Russe, um auch die Schweiz zu subern, mit frchterlichen Verlusten im Winter den St. Gotthard. Aber

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 264

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
264 - er fand die Franzosen siegreich am Vierwaldsttter See und schlug sich in erneuter Mhsal ins vordere Rheinthal und in die Heimat Sonst waren alle Heere der Republik geschlagen, die Feinde ermutigt, als der ersehnte Bonaparte ans Land stieg. Zunchst sprengte er durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire 1799 9. Nov., den Rat der Fnfhundert im Schlosse St. Eloud und lie eine neue Verfassung ausarbeiten, die statt des Direktoriums drei auf zehn Jahre gewhlte Konsuln mit der Leitung des Staates betraute. Er selbst als Erster Konsul war tatschlich Monarch; ihm stand die Besetzung der mter und die Ent-scheidung der Krieg und Frieden zu. Eine Volksvertretung gab es nur noch zum Scheine. Dafr machte er der blutgierigen Ruberei der Sansculotten ein Ende und sorgte fr die lang entbehrte Sicherheit des Lebens und des Eigentums, wie fr Freiheit des Glaubens. Nun galt es, sterreich zu berwinden. ^ 3. Darum ging er in meisterhaftem Zuge der den Groen ^-t. Bernhard. In hohlen Baumstmmen schleppte er die Kanonenrohre hinber und umging in stiller Nacht das Fort Bard, welches den Ausgang des Passes sperrte. Wieder zog er in Mailand ein; er stand im Rcken der sterreicher, die soeben Genua eingenommen und die Unterwerfung Oberitalieus voll-endet hatten. Ihr greiser Feldherr Melas schlug das Heer des 1800 Konsuls unter den Man ent Alessandrias bei dem Dorfe Ma-rengo; aber noch rechtzeitig traf General Desaix auf dem Schlachtfeld ein. In sieghaftem Vorstoe fiel er; die Schlacht jedoch war gewonnen und damit Italien. Aber erst als Moreau auf dem deutschen Kriegsschauplatze des Kaisers blutjungen Bruder, Erzherzog Johann, bei Hohen-linden stlich von Mnchen in dichtein Schneegestber geschlagen, verstand sich der Kaiserhos zum Frieden, der zu Luneville in 1801 Lothringen vereinbart wurde. Rhein und Etsch wurden die Ostgrenzen Frankreichs und seiner Tochter-Republiken. Auch mit dem Sohne des ermordeten Paul I., dem jungen Zaren Alexander I., wurde Friede gemacht. Den Abschlu mit England verzgerte die gyptische Frage. 4. Den Oberbefehl in gypten hatte Bouaparte dem General Kleiber hinterlassen. Das war der schnste Mann seines Heeres, ein ^trabnrger Maurerssohn, der als vierzigjhriger Ingenieur-freiwillig ins Revolutiousheer eingetreten war und sich in Mainz wie in der Vendve hervorgethan hatte. Mit kleinmtigem Widerwillen bernahm er sein Amt; der langen Verhandlungen mit Trken und Englndern ging fast das ganze Land verloren. Erst als er die Hinterlist der Englnder durchschaute, schttelte der Lwe die Mhne. Soldaten," rief er in einer Prokla-

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 266

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 266 - Republik wandelte er um in ein Knigreich Italien; sein Stief-shn Eugen Beanharnais wurde Vizekuig. 6. Austerlitz, Ieua, Kolberg. 1. Bald entbrannte der Krieg mit England aufs neue. Wieder rstete Napoleon zu einer Landung in Grobritannien; er lie Hannover besetzen, ausplndern und entwaffnen. Verjnge Preuenknig Friedrich Wilhelm Iii. scheute sich vor jeder Einmischung; er meinte seinem Volke den Frieden wahren zu mssen um jeden Preis. Dagegen bildete England mit Ru-land und sterreich eine dritte Koalition. berraschend erschien Napoleon in Sddeutschland, dessen Fürsten er in ein Bndnis zog. Die sterreichische Armee, die unter dem eiteln General Mack bei Ulm stand, trieb er durch eine Reihe blutiger Gefechte in die Festung und zwang sie zur Ergebung. Die vollstndige Niederlage der franzsischen Flotte, die Admiral Nelson beim Vorgebirge Trasalgar an der Sd-spitze Spaniens mit dem Leben erkaufte, hinderte den Vormarsch auf Wien so wenig wie die drohende Haltung Preuens, das durch die Verletzung seines Gebietes gekrnkt war. In Mhren stie ein starkes russisches Heer zu den sterreichern; voll ber-mutes drang Alexander aus eine Entscheidung. In der Drei- 1805 kaiserschlacht bei A uste rlitz erfocht Napoleon einen seiner glnzendsten Siege. Franz Ii. bat persnlich im Feldlager-Napoleons um Frieden; er erhielt ihn sofort in Preburg. Er mute Venetien an das Knigreich Italien, Tirol an Bayern, Vordersterreich an Wrttemberg und Baden abtreten. Bayern und Wrttemberg wurden Knigreiche. 2. Preußen hatte den Augenblick zum Losschlagen ver-sumt; es mute gegen die Abtretung vou Ansbach und Bayreut Hannover annehmen. Der Korse machte seinen lteren Bruder-Joseph zum König von Neapel, einen der jngeren, Ludwig, zum König von Holland. Die kleinen deutschen Fürsten ver-einigte er zu einem Rheinbunde; fr die Kriege ihres Pro-tektors" hatte jeder ein Kontingent", eine bestimmte Anzahl Truppen zu stellen; zum ersten Male winkte den Sddeutschen die Bahn des Kriegsruhmes. Das Deutsche Reich war aus- 1806 gelst; Franz Ii. legte die deutsche Kaiserkrone nieder. Seit 1804 fhrte er den Titel: Kaiser von sterreich. 3. Auch Preueu sollte gedemtigt werden. In neuen Verhandlungen bot Napoleon den Englndern die Rckgabe Hannovers an. Der Krieg war unvermeidlich ; die preuischen Offiziere sahen ihm mit prahlendem Selbstvertrauen entgegen.

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 267

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
267 Mit franzsischen und Rheinbundstruppen zog Napoleon von Oberfranken aus die Saale hinunter. In einem Vor-Postengefechte bei Saalfeld fiel der feurige Prinz Ludwig Ferdinand; in der Doppelschlacht bei Jena und Auer-stdt wurde das tapfere preuische Heer zermalmt. Lieber 18ub tausendmal sterben, als das noch einmal erleben," so schilderte spter Gneisenau die Greuel jener Nacht, in der sich die heftig verfolgten Trmmer der Armee nordwrts wlzten. Sie wurden in einzelnen Abteilungen ruhmlos gefangen. Heldenmtig focht nur Blcher und sein Generalstabschef Scharnhorst; auch sie muten die Waffen strecken. Die kummervolle Flucht der Kuigsfamilie nach^Knigs-berg und Tilsit hat der damals neunjhrige zweite ^ohrt des Herrscherpaares sein Leben lang nicht vergessen. 4. Vierzehn Tage nach der Schlacht zog Napoleon in Ber-lin ein. Er schickte den Degen Friedrichs des Groen und das von Gottfried Schadow gegossene Viergespann der Viktoria vom Brandenburger Thor nach Paris. Schmachvoll wurden die Festungen samt ihren reichen Vorrten durch die meist steinalten Kommandanten ausgeliefert. Preußen ist verschwunden," schrieb Napoleon an den Sultan. Nur Danzig wurde mit wohlverdienten Kriegsehren bergeben. Graudenz hielt sich bis zum Frieden. Als der Unter-Hndler (Parlamentr) andeutete, es gebe keinen König von Preußen mehr, antwortete General Conrbire anf deutsch: Gut, dann bin ich König von Graudenz!" 5. Von Kolberg aber, das sich schon im Siebenjhrigen Kriege wacker gegen die Russen gewehrt hatte, sollte der Mor-genstrahl preuisch-deutscher Waffenehre ausgehen. Der Kom-Mandant Oberst von Lucadou wies die Mithilfe der Brgerschaft hochmtig ab, und der Dragonerlieutenant Schill, der mit einem Freicorps dem Feinde zu schaffen machte, schien ihm un-bequem. Der alte Joachim Nettelbeck traute ihm landes-verrterische Unterhandlungen zu. Einst stand der Oberst auf dem Markt, als Bomben dort einschlugen. Da stotterte er: Meine Herren, wenn das so fortgeht, werden wir doch noch mssen zu Kreuze kriechen." Da fuhr Nettelbeck mit entbltem Degen auf ihn los: Halt! Der Erste, wer er auch sei, der das verdammte Wort wieder ausspricht, der stirbt des Todes vou meiner Hand!" Botschaft der Botschaft schickte der treue Mann heimlich an den König mit der Bitte, einen anderen Kommandanten zu bestellen. Endlich kam Major v. Gneisenau. Nettelbeck strzten die Thrnen aus den Augen; er fiel auf die zitternden Knie und rief, ihn umklammernd: Ich bitte Sie um

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 270

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
hrte auf; aber alle Offiziere fllten vornehm fein durch Bildung und Charakter. Ausdrcklich belehrte sie der König, da nur hfliches Betragen gegen jedermann, gegen Untergebene und Brger den Mann von Erziehung bezeichne. Die Zpfe und Krperstrafen kamen in Wegfall. Den Antrieb zum Wohlver-halten, schrieb Gneifenau, sollte der preuische Soldat nicht mehr im Holze suchen, sondern im Ehrgefhl. Die allgemeine Wehrpflicht sollte durchgefhrt, das Heer das Volk in Waffen werden. Es mu zur Schande gereichen, wer nicht gedient hat," schrieb Blcher an Scharnhorst. Die Freunde fanden, Scharnhorsts Seele fei fo faltenreich wie fein Gesicht; fo forgfam verhllte er seine Absichten. Dennoch wurde Napoleon aufmerksam und verbot Preußen, mehr als 42000 Mann unter den Waffen zu hatten. Da ersetzte Scharnhorst jeweils die Mannschaften nach notdrftiger Ausbildung geruschlos durch neue; und wenn seine Krmper" auch nicht allzu gerade marschirten: in der Stunde der Abrechnung hatte er doch 150000 Mann bereit, alle durchdrungen von glhendem Hasse gegen die Fremd Herrschaft. 4. Schon glaubte Stein den Nationalkrieg gegen Napoleon entfachen zu knnen. Da siel ein unvorsichtiger Brief von ihm den zahllosen welschen Sphern in die Hnde. Seinem Könige Verlegenheiten zu ersparen, nahm er seinen Abschied. Als Na-poleon den Mann Namens Stein", le nomme Stein voulant exciter troubles en Allemagne, als Reichsfeind erklrte und feine Gter einzuziehen befahl, war der groe Staatsmann schon auf dem Wege nach sterreich. Aber was er, des Rechtes Grundstein, des Bfeu Eckstein, der Deutschen Edelstein", begonnen hatte, baute sein Nachfolger weiter: der Staatskanzler Hardenberg, aus Hannover gebrtig wie Scharnhorst. Erhob die Znfte auf; jeder Unterthan sollte dem Gewerbe sich zuwenden drfen, das feinen Neigungen und Fhigkeiten ent-sprach. Er sicherte den Bauern das Recht, ihre Grundstcke nach eigenem Ermessen zu teilen oder zu verkaufen, und König Friedrich Wilhelm freute sich, da wir endlich dahin gekommen sind, alle Teile unserer getreuen Nation in einen freien Zustand zu versetzen und auch den geringsten Klaffen die Ausficht auf Glck und Wohlstand erffnen zu knnen". 5. Krperliche und geistige Bildung zugleich sollte die hchste Begeisterung entfesseln fr den Befreiungskampfs Fr den Turn-Datei' Jahn, den Alten im Bart", wurde auf der Hafenhaide ein Turnplatz errichtet; Schillers und Gthes Freund Wilhelm von Humboldt, der Bruder des gefeierten Naturforschers, grndete als Kultusminister die Universitt Berlin, die

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 272

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 272 - 8. Spanien. Der Krieg mit sterreich 1809. 1. Noch immer reizte England Napoleons Ha. Wh-rend der langen Kriegszeit nahm es Frankreich und Holland die wertvollsten Kolonien, den Dnen das holsteinische Eiland Hel-goland weg, um es erst 1890 wieder herauszugeben, und zwar 1806 an den Deutschen Kaiser. So beschlo der Korse, dem Handel des Jnselvolkes das Festland zu verschlieen; von Berlin aus ordnete er die Beschlagnahme aller englischen Waren innerhalb seines Machtbereiches an. Dieser Kontinentalsperre mute auch Rußland beitreten. Besonders schwer lastete sie auf Preußen. Das kleine Portugal, welches die britischen Geschftsleute beherrschten, ward von franzsischen Truppen besetzt; der Hof flchtete sich bers Meer in das groe Nebenland Brasilien. Um die Halbinsel vollkommen zu beherrschen, ntigte Napo-leon sowohl den König von Spanien als seinen Sohn, auf die Krone zu verzichten, und ernannte seinen Bruder Joseph zum König von Spanien; sein Schwager Joachim Mit rat, ein Wirtssohn, wurde König von Neapel. Nun flammte das ritterliche Spaniervolk an allen Enden zugleich in furchtbarer Emprung auf. In Andalusien mute ein ganzes franzsisches Heer die Waffen strecken; die geschlagene Besatzung Portugals be-frderten die auch hier eingreifenden Englnder auf ihren Schiffen heim. König Jofeph mute Madrid rumen. Napoleon selbst fhrte ihn zurck. Aber die Spanier berfielen die Fremden in den zahllosen Schluchten und Winkeln ihrer Halbinsel. In diesem Kleinkriege, der Guerilla, erlag allenthalben die Trikolore. 2. Dadurch fhlte sich sterreich ermutigt zu einem neuen Waffengang. Sein bester Feldherr, Erzherzog Karl, wute das Heer mit nationaler Begeisterung zu erfllen. Zu-gleich erhoben sich die treuen Tiroler gegen die Bayern-Herrschaft. Sie nahmen Innsbruck ein; ein franzsischer Heeres-teil mute sich ihnen ergeben. Zwar wurde Erzherzog Karl trotz der Tapferkeit seiner Offiziere und Soldaten in einer Reihe von Gefechten in der Umgebung Regensbnrgs geschlagen und gegen Bhmen gedrngt. Aber als die Franzosen von Wien aus die Donau berschreiten wollten, warf er sie in der zweitgigen 1809 Schlacht b ei Asp ern blutig zurck. Zum ersten Male war der Unberwindliche berwunden. Auch die Tiroler gewannen durch die Schlacht am Jselberge das aufgegebene Innsbruck wieder. Beim zweiten Versuche jedoch glckte Napoleon der Donan-bergang. Bei Wagram muten die sterreicher einen ehren-vollen Rckzug antreten, und der kleinmtige Kaiser Franz bat abermals um Frieden. Erzherzog Karl nahm voll Mimut seine

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 273

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
Entlassung. Die Tiroler aber setzten den Kampf fort, und ihr Fhrer, der Sandwirt Andreas Hofer aus dem Passerthal bei Meran, fhrte als Oberkommandant von Diroll" eine wohl-meinende Bauernregierung in Innsbruck. Der Friede zu Schn-bruun, dem prchtigen Kaiserschlosse bei Wien, entfernte sterreich vom Adriatischen Meer. Aus Kram, Krnten, Friaul, sowie aus dem Tiroler Pusterthale schuf Napoleon den neuen Franzosenstaat der Jllyrischen Provinzen. Das Etschthal kam an das Knigreich Italien; nur das Innthal blieb bayerisch. Tirol war in drei Teile zerrissen. Doch wurde dem verlassenen Vlklein Verzeihung (Amnestie) zugesichert. Hofer jedoch nahm zum vierten Male fr sein geliebtes Kaiserhaus den Kampf auf; Napoleon setzte einen Preis auf seinen Kopf und lie ihn, als ein Verrter sein Versteck anzeigte, in Mantua erschieen. Stehend, mit unverbundenen Augen sab der fromme Mann dem Tod ent-gegen; er gab selbst den Befehl: Feuer!" 3. In Preußen wollte Major Ferdinand von Schill, der Held von Kolberg", der Befreier seines Volkes werden, wie er sein Liebling war. Gleich beim Ausbruche des Krieges fhrte er, auf eine allgemeine Erhebung rechnend, sein Husaren-Regiment ins Feld. Alles blieb still. Da bahnte sich die tapfere Schar an der Elbe hinunter eine rhmliche Bahn und warf sich in die schwedische Festung Stralsund. Dort fand Schill im Straenkampfe mit Hollndern und Dnen den Tod. Elf seiner Offiziere wurden gefangen und in Wesel standrechtlich erschossen. 4. Jetzt kannte Napoleons Herrschsucht keine Grenzen mehr. Er lie den greisen Papst als Gefangenen aus Rom weg-schleppen. König Ludwig von Holland, der sich strubte, sein Land durch die Kontinentalsperre zu Grunde zu richten, mute die Krone niederlegen, und Holland wurde als eine Anschwem-muug franzsischer Flsse Frankreich einverleibt. Auch den Kanton Wallis mit seinen Alpenpssen und die drei deutschen Hansa-ftbte samt Oldenburg schlug ein Federstrich des Selbstherrschers zum Kaiserreiche, das nunmehr bis an die Ostsee reichte und bis tief hinunter an das Abriettische Meer. Allein der ehrgeizige Herrscher hatte keinen Sohn. Da ver-stie er die arme Josephine, welche dem harten Mann eine rhrenbe Anhnglichkeit bewahrte bis zum Tode. Er vermhlte sich mit Marie Luise, der Tochter des Kaisers Franz Ii. Dem Thronerben, den sie ihm schenkte, verlieh er in der Wiege den Titel König von Rom". Whrend er so in unumschrnkter Machtflle aufbaute und zerstrte, grollte fern in Pommern der alte Blcher: Er ist ein bummer Kerl." 18

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 274

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 274 9. Das Gottesgericht in Rußland 1812. 1. Trotz des Tilsit er Freundschaftsbundes hatte Napoleon Alexander I. durch die Vertreibung des Herzogs von Oldenburg verletzt, der mit dem Zarenhause verwandt war. Auch erwies sich die Kontinentalsperre fr Rulaud unertrglich. Das fast nur ackerbauende Volk konnte die englischen Waren, an die es seit den Zeiten der Knigin Elisabeth gewhnt war, nicht entbehren. Daher erleichterte Alexander die englische Einfuhr. Dies gab dem Despoten den Vorwand zu eiuem Kriege. Er wollte Ru-land bezwingen, um von dort aus frher oder spter gegeu Indien zu ziehen. Im Triumphe durchzog sein stolzes Heer, 600000 Mann mit 180000 Pferden, Frankreich und Deutschland. Einen ganzen Monat dauerte der Durchmarsch von Truppen aller Waffen-gattungen, fast aller Völker Europas. Hoch und nieder, arm und reich eilte herbei, den Gewaltigen zu sehen, die neue Gottes-geiel. In Dresden strmten die deutschen Fürsten huldigend zusammen. Nochmals sonnte er sich hier im Glnze seiner Macht, die mehr und mehr die Welt umspannte. 2. Am Johannistage frhmorgens ging er mit dem Haupt-Heer zwischen Grodno und Kauen (Kowno) der den Niemen. Des Schicksals Wille mu erfllt werden!" rief er seinen Kriegern zu. Der russische Feldherr Barclay, ein Livlnder, der inmitten seiner Soldaten zunchst dem Feinde am Biwacht-seuer zu lagern und sich zur Schlacht zu schmcken pflegte wie ein Spartaner, zog sich in kluger Berechnung zurck. Schon vorher verlieen die Einwohner ihre Drfer und Städte; die Vorrte reichten kaum fr die Rufseu. So geriet die groe Armee" in immer schlimmere Not. Die Wagen voll Lebensmittel und die Herden von Schlachtvieh, die ihr nachgeschickt wurden, vermochten die rasch vorrckenden Marschsulen nicht einzuholen. Raub und Plnderung ward allgemein; der Selbstmord nahm berhand. Am meisten litten die Rheinbndischen. 22000 Bayern hatten die Oder berschritten, 11000 erreichten die Dna. Dennoch drang Napoleon unaufhaltsam vorwrts. Nur zweimal hielten die Russen ernsthaft stand: am Eingang ins eigentliche Rußland bei Smolensk und dann bei Borodino an der Moskwa, an der Strae nach Moskau; nach zhem Wider-stand entschlpften sie der Nacht. 3. Endlich hielt der Kaiser auf einem Hgel vor Moskau. Da lag die halbasiatische Stadt mit ihren Kirchen, geschmckt durch Budel goldstrahlender Trme, mit den Prunkpalsten der Bojaren und der ragenden Kaiserburg auf felsiger Hhe,
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